1820 / 31 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 15 Apr 1820 18:00:01 GMT) scan diff

auf das versammelte Volk. Wodurch dieses veran- laßt worden, klären die Betichte noch gar nicht auf. Das Wahrscheinlichste bleibt, daß det grundlose Ver- dacht der Soldàtén, als wölle der Genèêèral Freyre sie einer Veträthèrei Preis geben, ein so unglückliches Misverständnis hervörgebrächt habe. Wie dieser Ver- dacht entständen, auh ob und durch wen er genährt worden, wird diè angeordnete Untersuthung vielleicht ans Licht bringen. Aus den Berichten beider Chefs geht zwar hervor, daß die Officiere und Soldaten der Garùñifon mit der Bekanntmachung dexr Konstitution der Cortes nicht einverstanden gewesen, und daß nur unter den Artillerie : Officieren der Flotte ein Geist der Unruhe geherrscht habe; daß abèr General Freyre diese Stimmung seiner Truppen wider das Volk ver: xrätherisch benußt habe, ist unter sol@&en Umständen von aller Wahrscheinlichkeit entblößt. Moch an dem: selben Tage um 5 Uhr war die Ruhe hergestellt. Die Zahl der Getödtèten wird auf 475 angegeben. Die Jnsutgenten von der Jnsel Leon hatien so wenig An- tk eil, daß sie noch am 15. die Còrtadurà aus einer Mörser: Batterie beschoßen. Erst am 16. ließ Q ui- xogà dem General Freyre melden, daß die Trup: pen zum Gehorsam gegen den König zurückzukehren entschloßen wären. Alle Feindseligkeiten sind seitdem eingestellt.

Man hat nunmehr alle Ttuppen von Kadix ‘ent- ferntz erst unmittelbar nah ihrem Abmarsche sollte die Konstitution verkündiget wèrden. Quirdga wax mik feinem Korps noch auf Leon. General Frehrèe wat mit der Division Cruz, 6000 Mann stark, nah Se- villa marséhirt, noch ungewis üÜbèr die Absichteù des Grafen Abisbal. A

Ein Bericht des D. Pedro Puen tò, Mitgliedes des ehemaligen Rathes von Kastilien, der als Kommißa- rius zur Untersuchung der im Julius v, N vom Gt. Abisdbal angezeigten Meuterei der Officiere früher schon nach Kadix geschiXt war, und si jest zu Puerid G. Maria aufhält, erklärt die unruhige Bewegung, die den Entshlus des Gen. Freyre zur Verkündi- digung dex Konskitution veranlaßte, nicht uñndeutlih

für das Werk einer Juntrigue zweier Personen, von.

denen Kadix noh jet regiert werde. Das Volk sey vorwurfsfrei und dem Könige jeder;eit treu geblieben. Er dringt daher auf eine gründliche Untersuchung und sffentlihe Bestrafung der Urheber des 10. März.

Die Generale Valdez und Campana sind nichk

geblieben, wie es anfangs hieß. Ein Bericht des er: sten an den König steht mit dem Berichte des D. P.

Puento in Widerspruch, indem er erklärt, daß er |

das Volk nur durch vièle Patrouillen in Zaum halte.

Fn Gallizien war, bevor die königliche Bekannt- machung erschien, ein bürgerlicher Krieg ausgebrochen. An dèer Spige der Königlichgesinnten stand der Gene-

ral v. Pòl, Graf von Skt. Romans; wider ihn

war Don Felix Alvarez Atèvedo, Mitglied der in:

surgirenden Junta voù Gallizien, ausgezogen, wärd |

aber bei einem Angriffe auf die königlichen Truppen

Vertrauen haben werde, als bis der König den Eid |

am 9. d. ers{oßen. Die Junta zu Korunna hat ver: fügt , daß er sih, als ein Held, um das Vaterland verdient gemacht, daß er von der Provinz und der Armee drei Tage lang betrauert, daß über seinem Grabe ein Denkmal errichtet, und der 9. März, der Tag, an welchem dieser erste Märtyrer der Spanischen Freiheit gefallen, auf immer im Kalender angezeichnet weérdèn soll. (Das leßte werden Quiroga und Riegd nicht einräumen. ) Die Provinz Gallizien scheint, bis die Cortes in Wirksamkeit getreten, unter den Waffen bleiben zu wollen. Der König hat befoh: len, die Milizen des Gen. von Pol zu entwassnen. Die Junta zu Saragoßa hat eine Art Manifest etgehen laßen, worin sie erklärt, daß sie nicht eher |

in diè Hände der Cortes abgeleistet.

Der General : Kapitain von Artagonien, Marquis von Lazan (niht Alazan) hatte bei dem Ausbruche der Jnsurrektion zu Saragoßa bereits einige Batailr lons in den Kasernen bewogen, ihrem dem Könige ge: leisteten Eide treu zu bleiben, als er selbst von dem Obètsten des Bataillons Toledo verhaftet wurde. Das Volë verlangte seine Befreiung, und drohre die Kaserne ¿u stürmen, worin man ihn zurüchielt. Um dem unvermeidlichen Blutvergießen vorzubeugen, entschloß er sich hierauf, dem Zureden seiner Freunde nachzuge- ben und die Konstitution selbst zu proflamiren.

Auch dex General Elio, General - Kapitain von Valentia, benahm sich mit großer Entschloßenheir. Jw Gouvernementshause vom Volke belagert, welches ihn zu ermorden drohte, trat er auf den Balkon und rief| dem Volke zu: Jhr wollt meinen Kopf 2 Nehmt ihn, | aber stört den Frieden und die Ruhe niht. Von dis: | ser Kalthlütigkeit ergriffen, ließ man von ihm ab und | gestattete, daß er in die Citadelle geführt wurde.

Ueber das Schicksal“ der Jesuiten scheint bis jest nichts entschieden zu seyn ; doch ist die Fortdauer ihs res Junstitutes nicht wahrscheinlih. (Zu den Bedin-

die Vereinigung der Kolonien mit dem Mutterlande im Jahre 1810 an die damaligen Cortes gelangen lies

Pen, war auch diese: „in Erwägung des großen Vor: |

theiles für die Wißenschaften und der Wohlthaten des

Un: errichtes für die Jndianer werden die Cortes die

Jesuiten wieder herstellen? ‘‘)

Hier hat sich bereits im Café Lorencini ein politi scher Klubb gebildet, der es laut tadelt, daß die pro- visorische Junta dem Könige nur Rath ertheilt, nicht

definitive Beschlüße abfaßt. Er scheint nicht ohne Einfluß. F

Der Graf Abisbal ist zu Madrid angelangt, Er hat eine Art von Manifest bekannt gemacht, worin er seine Unzufriedenheit über seine Nicht: Anstellung äu- berr. Zugleich hat er dem vorgedathten Jakobinischen Klubb eine Verschwörung gegen die Revolution denun- zirt und den Oberbefehl über die National-Miliz ge- fodert,

Die Obersten Quiroga, Arco-Aguero und R iegv sind vom Könige zu Generalmajorsen befördert.

Auf Befehl des Königes hat der Kriegsminister be- kannt gemacht, daß alle Personen, die in das gericht- liche Verfahren wider die Generale Mina, Porlier, Lacy, Renovales und den Kriegs:-:Kommißair R i- hard, so wie wegen der Ereigniße zu Valencia in den Jahren 1817 und 1819 verflohten worden, in ihre Aemter und Würden eingesest werden sollen.

Die provisorishe Junta hat am 24. d. ein um: ständlihes Manifest an die Nation erlaßen, worin sie die Frage erörtert: ob es zweckmäßiger sey, eine Ver- sammlung der ordentlichen oder der außerordentlichen Cortes zu veranlaßen. Sie entscheidet sich für das Erste. Eben fo erklärt se sich dafür, daß nicht die Mitglieder der Cortes von 1814 zusammenzurufen, sondern eine neue Wahl zu veranstalten sey. Da dem Könige das Recht gebühre, die Cortes zu versarameln, so hade Se. Majestät beschloßen, daß die Wahlver- sammlungen der Kirchspiele am 30. April, der Kreise am 7, Mai, und der Provinzen am 21. Mai in der Halbinsel zusammentreten sollen. Jn den Balearischen und Kanarischen Jnseln sollen die Wahlversammlungen sobald als möglich gehalten werden. Hienächst sol- len sich die gesammten Repräsentanten am 26. Jun. in eine vorbereitende Junta vereinigen, um sowol den Präsidenten, die Sekretaire und die Stimmensammler für den bleibenden Ausschuß zu wählen, als auch die beiden in der Konstitution vorgeschriebenen Prüfungs- Aus\chüße zu ernennen ; ferner sollen vom 1. bis 6. Jul. die anderen beiden vorbereitenden Junten, verfaßungs- mäßig, gehalten werden, so daß, wenn in der legten Junta die Eide geleistet, und die Präsidenten und die vier Sefkretaire gewählt worden, am 9. Jul. die ei- gentliche Sihung der Cortes eröffnet wird. Was die Provinzen jenseit des Meeres betrifft, so hat die Junta bei der Kürze der Zeit beschloßen, 30 Stellvertreter für sie zu ernennen, wobei die in der Halb-Jusel an- wesenden Amerikaner und Astkaten zugezogen werden

¿0 U j i gungèn, welche die Amerikanischen Abgeordneten füt } sollen, um die Stellvertreter zu wahlen

Dieses Manifest ist von der Verordnung des K®ö: niges und von den Wahl-Jnskruktionen sowol für die Halb: Jnsel als für die Länder jenseit des Meeres be- gleitet.

Man bemerkt, daß die aus Frankreih und Eng-

land zurückehrenden Verbannten sich mit vieler Nä: figung betragen.

Paris, vom 5. April. Der Moniteur enthält die kénigl. Verfügung vom 1. d. M. über die Aus: führung des Censur-Geseges für die Zeitungen und periodischen Schriften. Fünf Tage nach deren Be: ‘anntmachung müßen die Eigenthümer oder verant: wortlichen Herausgeber der jeßt bestehenden Blätter dieser Art vor dem Präfekten erklären, ob sie, unter Beobachtung des Censur: Geseges, das Watt fernerhin erscheinen laßen wollen. Die Erlaubnis zur Heraus- gabe eines neuen Blattes muß bei dem Minister der Auswärtigen Angelegenheiten nachgesucht werden. Jn

Paris wird eine Censur:Kommißion aus 12, und in }

jedem Hauptorte der Departements eine dergleichen aus 5 Mitgliedern gebildet. Die erste muß wöchent» lich, die andern müßen monatli über ihre Verhand- lungen an eine Aufsichtbehörde zu Paris, deren 9 Mitglieder auf den Vorschlag des Justizministers vom Könige ernannt werden, berichten. Diese Aufsicht- Behörde verfügt auch, in den gesezlih eintretenden Fällen, doch mit Genehmigung des Justizministers, die Suspension oder Unterdrückung eines Blattes.

Dex Conservateur und die Minerve werden in der bisherigen Gestalt nicht weiter erscheinen.

Die Kammer der Abgeordneten hat fich in diesen lebtverfioßenen Tagen mit verschiedenen Bittschriften, mit dem durch die Mehrheit verworfenen Vorschlage des Herrn B. Constant, das Geschäfts-Reglement in Bezug auf die Abstimmungen in- einigen Punkten abzuändern, und hauptsächlich mit dem Geseze über das Rechenwesen vor 1819 beschäftigt. Die Debatten Übec diesen lezten Gegenstand dauern noch fort. Un- ter den Bittschriften waren einige von besonderem Intereße, z. B. die Beschwerde der mit ihrer Klage wider den General Donadieu zurückgewiesenen Hin- terbliedenen der auf deßen Anordnung zu Grenoble hingerichteten Personen, und des Generales Dona- dieu selbst, der, um den Namen eines Mörders von sich abzuwenden, die gerichtliche Untersuchung dee Sache foderte. Man beschlos, dem Antrage des Be- riht:-Erstatters gemäß, die Bittschriften an den Prä- sidenten des Ministeriums und an den Justizminister zu übersenden.

Der Oberst Sal.el, bekannt als Geschäftsträger der Bonapartischen Donatarien, suchte die grunds losen Ansprüche seiner Kommittenten an den Mont- Napoleon zu Mailand geltend zu machen. Der Gez neral Gr. Foy sprah sehr feurig für diese Fode- rung seiner Waffengefährten, die man an den Minis ster der Auswärtigen Angelegenheiten verwies.

Der Präsidenc des Ministeriums, Herzog v. Ri- helieu, hat in einer Verfügung rom 4. d sämmt- liche General-Kommandanten der Militair: Divisionen, General:Prokuratoren und Präfekten aufgefodert , die Eingeseßenen über den Geist der beiden Ausnahmge- seve, des Verhaft - und Censurgeseges, über die Absich: ten der Regierung und über den Zweck ibrer Maasres geln zu belehren. . (Bei der Wichtigkeit des Gegens standes behalten wir uns die Mittheilung dieser um- ständlichen in die inneren Verhältniße Frankreichs tief eindringenden Verfügung vor.)

Die Herausgeber der Zeitungen, welche die Na: tional-:Subskription zu Gunsten der durch das Verhaftgeseß betroffenen Bürger bekannt gemacht ha- ben, sind vor den Justruktionsrichter geladen und von ihm vernommen worden. Man erwartet, daß sie des Verbrechens, zum Ungehorsam gegen die Geseßze auf: gefodert und die Autorität des Königes und der Kam- mern förmlich angegriffen zu haben, - werden anger

klagt werden.

Unsre Tagschriftsteller versuchen bereits durch An: