1820 / 32 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 18 Apr 1820 18:00:01 GMT) scan diff

In dem Landtagsbriefe vom 11. Oktb. 1604, den der leste Herzog von Kleve, Johann Wilhelm, er- lies (deßen älteste Schwester Eléonora mit Al: A Friedrich Markgrafen zu Brandenburg undö

erzoge zu Preußen vermählt war), ist die Abfaßung folgende: „Un N. N. zu N. Du wirsk hiemit aufs gefodert, auf dem Landtage, den wir auf den a0. die: ses nah Düßeldorf wegen allerhand dringender Lan: desnothwendigkeiten ausgeschriében haben, zu erschei: nen, und zwar auf Deine Kosten, weil jezt die dors tige Einrichtung nicht darnach gestellt ist, auch die zur Verpflegung nöthigen Mittel nicht so eilfertig können beigebracht werden. ““

Der- Herzog war damals nicht in Düßeldorf, son- dern in Kleve, von wo aus auch das Ausschreiben er- laßen ist.

Man sieht aus diesem Landtagsbriefe, daß es da: mals noch Sitte war, daß die Jülich - und Bergsche Dienstmannschaft, wenn sie in die Hofburg einritt, auch in. der Hofburg nebst ihren Pferden und Die- nern verpflegt wurde.

Jn dem Prozeße, so die Stände ums Jahr 1720 mit dem Kurfürsten vor dem Reichshofrathe führten, berief sich der Anwalt des Kürfürsten auf diese Ur: Funde, als er behauptete :. der Kurfürst wäre als Her- og von Berg und Jülich nicht verpflichtet, die Dienst- eute zu befköftigen. Wenn es geschehen, so sey sol: ches aus allgemeiner Höflichkeit geschehen, indem sonst jeder auf seine Kosten habe erscheinen müßen. Blos das Futter für ihre Pferde habe der Herzog seiner Dienstmannschaft reichen müßen, wenn er sie bald hier bald dort auf dem Lande zu sih beschieden, um mit ihnen über Landesnothwendigkeiten zu handeln. Dafür, daß er ihnen die Hofbeköstigung gereicht, sey ihm aber immer ein Gewißes von den Ständen bewil: liget worden. So z. B. 1605, = 5000 Rthl. für die beiden Landtage, so er auf dem Schloße zu Bensberg und auf dem Schloße zu Hambach gehalten.

Man sieht aus dem angeführten Landtagsbriefe, daß damals (1604) die Jülich - und Berasche Dienst: Mannschaft noch in der Hofburg verpflegt wurde, und daß man damals noch am Hofe des Herzoges darauf eingerichtet war, eine zahlreite Dienstmann- schaft mir ihren Knechten und Pferden zu unterhal: ten. Wie stark damals diese Dienstmannschaft noch war, läßt sich aus Mangel an archivarishen Nach- richten nicht genau bestimmen. Es mögen ihrer im- mer aber noch über 150 gewesen seyn, die also mit ihren Knechten und Pferden so viel Raum bedurften, als jest zwei Schwadronen Kavallerie *).

Gegen die Mitte des 17ten Jahrhunderts scheint man es, bei den damals veränderten Sitten der Zeit, für unbequem und lästig gehalten zu haden, die Diensts Mannschaft bei Hofe zu verpflegen. Wenigstens geht aus einer Verordnung des Herzoges Philipp Wil- h elm (Enkels der Klevischen Prinzeßin An n a) vom 29.

*) Bei dem Ueberfalle der Stadt Aachen im Jahre 1277 vom Grafen Wilhelm v. Jülich, war die Jülichsche Dienstmannschaft mit 472 Pferden ¿n die Stadt einge- hrohen. Sie wurden, da der Angriff mislang, sämmt- lih ershlagen. Der Graf wurde am weißen Frauen- Kloster, wohin er sih zurückgezogen, von einem Aach- ner Schmiede getödtet. Mit ihm siel sein erstgebor- ner Sohn Wilhelm und zwei seiner natürlichen Sdhne. Nach diesem Untergange der Jülihshen Ar- mee fiel der Erzbishof von Köln in das Land und eroberte die ganze Grafschaft, bis auf die Schlôßer Nideken und Hambach so si hielten.

Die Lehn - und Dienstmannschaften scheinen auhch damals, als sie nah dem Untergange des Heerbannes als einzige Kriegseinrihtung in der Nation bestanden, niht sehr zahlreih gewesen zu seyn, da sie blos zu Pferde dienten und da es immer sehr kostbar gewesen, eine große Anzahl Reiterei zu unterhalten. Na den Landtagsverzeihnißen aus dem Ende des I7ten und aus dem Anfange des 18ten Jahrhunderts, ist die Jú- lih: und Berasche Dienstmannschaft gewöhnli 70 bis

| Mai 1670 hervor, daß man damals die Dienskmann:

saft schon in den Wirthshäusern von Düßeldorf ver: pflegén ließ, wo denn der Herzog dasjenige bezahlte, wäs sie dort verzehrt hatte.

Die Dienstleute haben nun damals entweder zu viel verzehrt, oder die Wirthe háben zu viel gerechnet, Denn in der angeführten Verordnung bestimmt de Herzog, wie viel Diener und Pferde Jedem sollen gut gethan werden. Auch wie viel für Jeden in dey Wirthshäusern soll bezahlt werben. Nämlich der herzoglichen Amtleuten, den Direktoren der Landstände und den Unterherrn sollen, wenn sie auf dem Land, Tage erscheinen, 5 Diener und 4 Pferde gut getha werden; den übrigen Adeligen aber nur 3 Dient und 3 Pferde. | s

Jedem Ritterbürtigen sollen für seine Persu 2 Rthlr. gerehnet werden. Für seinen Schreib: 5 Schilling und für jeden andern Diener 2 Schillin, (1 Rthl. Klevish hat 8 Schill.)

Dann sollten die Landtage nicht über 14 Tag ï oder 3 Wochen dauern. Der Herzog könne es zwa ° geschehen laßen, daß die Lanbstände mehr Diener un) Pferde hielten, auch lánger da blieben, allein solches geschähe auf ihre eigene Kosten. E

Daß damals die Landstände nicht selber die Wirthe bezahlt haben, sondern daß solche von der herzoglichen îlaße zu verleihen geruhet.

Regierung sind befriedigt worden, gedt aus einem Ref Se, Majestät der König haben dem vormali. sfripte hervor, so der Herzog zehn Tage später erließ} n Kriegs: Kommißair Paul Serwatka, jeht zu St. In diesem befielt er der Regierung, daß sie mit denhitersburg, zum Hofrathe zu ernennen und das Pa- Wirthen abrechnen solle, daß fie sich aber hiebei zent für denselben zu vollziehen geruhet.

nau an die Vorschriften seiner Ordonnanz vom 29,

Mai zu halten habe. Jn einem anderen Refkripte

vom Jahre 1672 befielt er dem Pfenningmeister (s

damals nebst der Landeskaße immer in Köln war)f T. daß er mit 3000 Rthl. nah Düßeldorf kommen solle A s d und mit den Wirthen der Landtagskosten wegen glei ; uSlan d. i rechnen und Jedem etwas auf Abschlag zahlen. : Frankrei. Der König hat den Herzog v.Gaëta

Die Ordonnanz dieses g it sin bar. bald |(Gaudin), an die Stelle des Hrn. Lafitte, zum

ergeßenheit gekommen zu seyn. enn hef ten : } Sn A spiter, daß die Landstände täglich 4 Rithl, hierüber, unmöglich aber konnte die Regierung an der bekamen um ihre Wirthe selber zu bezahlen, und da Spi6e eines sol@en Institutes einen Mann laßen, dic Landtage mehre Monate dauerten und dem Land| der sich an die Spiße einer Unternehmung gestellt über 30,000 Rthl. kosteten (wie der von 1717 da hat durch welche die Gesege des Landes verhöhnt und 32,683 Rthl. kostete), ohne daß deswegen bedeutend die feindseligsten Gesinnungen gegen die Staatsverwal- Geschäfte gemacht worden. Vieileicht war dieses ein]kung offenbart werden, einer Bersicherungsgeselschaft der Ursachen , daß keine gemacht wurden, weil nun}ßegen die Maasregeln der Regierung, wie gegen Ha-

Mi : ehnsucht nach Haus|gelschlag. : E R E B Auch der Graf Girardin, Abgeordneter in der

| Paar (Rado Le Marquis v. Girardin zu Er:

Es iff ein Irrthum einer hiesigen Zeitung, als|nenonville, des reundes von Rousseau) ist in der

ob E La N da Profeßor Marheineke uns|Präfektur des Departements der côte d'or durch den verlaßen und eine Predigerstelle an der Dreieinig

feits: O ersezt worden. Jn einer zu Pa- Kirche zu Xrankfurt am Main angenommen habe. Er sitis erschienenen arakteristik der Abgeordneten, je nach- ist a A Dreifaltigkeitkirhe als Predi dem sie für oder gegen das Verhaftgeses gestimmt ger angestellt und nur auf einer Reise nach Frankfurt haben, wird von ihm gesagt: „er hat sich so entschie: und in die dortigen Gegenden begriffen.

Kronik des Tages. Berlin, vom 18. April. Se. Majestät der König haben dem Prediger Gronau bei der hiesi: gen Parochial - Kirche, den rothen Adler-Orden dritter

den ausgesprochen, daß man ihn nicht für so wandel- dar halten darf, wie gewiße Leute von ihm behaupten. ““

Der Conservateur wird unter dem veränderten Ti: tel „der Defenseur‘‘ von den Herrn v. Bonald, de la Mennais und Grafen Maistre gemeinschaftlich fortgeseßt. Herr von Chateaubriant hat sich von ihnen getrennt und sich geweigert unter der Censur fortzuarbeiten.

Als eine litterarische Merfkroürdigkeit verdient die peschichte des Englishen Parlamentes von Ludwig Donaparte, mit Anmerkungen von Napoleon

onaparte,‘‘ die in diesen Tagen zu Paris erschie- en ist, angeführt zu werden.

Cirkular - Verfügung des Herzogs von Richelieu an die oberen Provinzial- Behörden. Die Regierung hat, in pflichtmäßiger Vorsorge für é Erhaltung der öffentlihen Ordnung den Kammern wei Gesege vorgelegt, welche die königlive Bestäti: ung erhalten haben. Diese Berathung hat man zum 0rwande genommen , die Gemüther aufzuregen. Die Genehmigung beider Kammern, die bestimm-

8o Köpfe stark zu Düßeldorf eingeritten. Auf dew Landtage von 1628 waren noh 147 Ritter gegenwär tig, so die bekannte Union unterschrieben, in der si dit Dienstmannschaft von Jülich und Berg verband in Auf rechthaltung ihrer Privilegien, Ale für Einen und E ner für Alle zu stehen, auch bei Kaiserl, Majestät ali snpremo el directo domin feudi dieser Lande, Klag! wegen der von Herzog Wolfgang Wilhelm (Sohr der zweiten Klevishen Prinzeßin Anna, so den Pfalj Grafen v. Neuburg geheurathet,) eingeführten Neut rungen zu erheben. y : i

*) In Münster hatte man sih beßer eingerichtet. Fur jeden Landtag erhielten die Stände eine runde Sum von 1000 Rthir, Dieten, 500 für das Domkapitel un) 500 für die Ritterschaft. In den Bergschen Landtag Rechnungen findet sih, daß dôfter ein einzelner Land: stand so viel erhalten, als in Münster die gan? Ritterschaft.

Redaktion in Aufficht: von Stägemank-, Reimersche Buchdruckerei.

find Chef Präsidenten der Bank ernannt. Man spricht viel

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Allgemeine

Yreußishe Staats - Zeitung,

H M P REC E E E S M L A8 TÉFERE TEEESE

32 Stück. Berlin, den 18ten April 1820.

Amtliche Nachrichten.

Se. Majesttät der König geruheten bem am diesscitigen Hofe accreditirten Königl. Hanöverschen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Mis nister, Herrn Freiherrn v. Ompteda, eine Privat- Audienz am verwichenen Freitage den 14. d. um zehn Uhr morgens zu ertheilen, und aus deßen Händen das in besagter Eigenschaft erneuerte Beglaubigungs- Schreiben zu empfangen,

Zeitungs-Nachrichten.

ten Erklärungen der Minister, die Weisheit und die Gefinnung des Königes sollten zwar völlig gnügen, um die Besoignis und die Schreckbilder zu zersireuen, die, von-Uebelwollenaden verbreitet, bei Leichtgläubigen Eingang gefunden haven: aber die Minister haben unter den gegenwärtigen Umständen ganz besonders rathsam erachtet, daß man die Grundsäge kennen lerne, nach de- nen sie handeln, und wünschen zugleich Ihre Aufmerk: samkeit auf die Maasregeln zu richten, durch welche die betrogenen Gemüther von ihrem Jrrthume geheilt wer: den können. Sie werden dieses bewirken, wenn Sie ihnen die dermalige Lage Frankreichs und den wahren Karakter der ergangenen Geseßze aufcichtig schildern.

Beide sind für eine bestimmte Zeit gegeben und verlieren ihre geseßliche Kraft am Schluße der näch: sten Sißung der Kammern.

Das Eine soll den Ausschweifungen der Zeitschrif- ten ein Ziel seßen,

Ausgerüstet mit der Presfreiheit, die das Geseß fortwährend anerkennt, haben die Herausgeber der Zeit- Blätter sich ihrer nur bedient, um sie zu entstellen. Nur zu oft haben fie blos ein Mittel darin gefunden, alies zu shmähen, was ein Gegenstand der öffentlichen Achtung ist. Vergebens hielt der Bürger sein Pri- vatleben für unantastbar; er hat ihren vergifteten Pfei- len nicht entgehen können. Unter diesen Schmäh- Reden, welche si täglich auf alle Behörden des Staa- tes ergoßen, gewöhnte sich der ungebildetere Theil der Gesellschaft nur zu leiht an den Wahn, als ob er si im Zustande einer rechtsbegründeten Feindseligkeit gegen diese Behörden befinde, die für seine Wohlfahrt wachen, in denen er seinen Schuß und seine Stüben erblickden sollte.

Ueberall beobachtete man die Fortschritte dieser Zü- gellosigkeit mit Schrecken. Niemand wagte mehr die Ohnmacht des Gesebes um Schuß anzutreten, und die Straflofigkeit vergrößerte das Uebel.

Lange schon von der öffentlichen Stimme aufgef0o- dert, suchte die Weisheit der Gesesgebung ein Mittel gegen dieses große Drangsal, als ein entfebliches Ver- brechen Frankreich in Schrecken sehte. Nicht {nell genug konnte man den Verheerungen dieser Brand-

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