1820 / 40 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 16 May 1820 18:00:01 GMT) scan diff

Vereinte Staaten von Nord- Amerika. |

Der Präsident hatte am 27. März eine Botschaft über die Verhältniße mit Spanien an den Kongreß gesandt, mit welcher er ein Schreiben des Gesandten zu St. Petersburg über die Gesinnungen des Rußi- schen Hofes in der Florida : Angelegenheit nittheilt. Der Präsident ift der Meinung, daß in Rüeksicht auf die Wünsche von Rußland , Frankreich und England „jevt keine Schritte zu nehmen, die den Frieden stören könnten‘ es um so mehr rathsam scheine, die Entschei- dung hierüber bis zur nächsten Seßion auszuseßen, als es bei der Noth, in der sih die Spanische Nation jest befinde, auch edelmüthiger seyn werde; die An- funft des angekündigten Spanischen Ministers sey un- fehlbar durch die neuen Ereigniße in Spanien verzô- gert worden.

Jm Hause der Repräsentanten wird über eine Er- höhung der Eingangzölle berathschlagt.

Der durth den Seekrieg mit England und durch die Expedition gegen die Afrikanischen Raubstaaten bekannte Commodore Decatur ist in einem Zwoeis kampfe vom Commodore Barrow getödtet worden.

Inland. 4 Herzogthum Sachsen. Die Landgemeinde zu Plenunschüß bei Weißenfels hat im Herzogthume Sachsen das erste Beispiel in der Annahme des ges meinsczaftlichen Ritus der Evangelischen Konfeßionen bei der Feier des heil. Abendmahles gegeben. Se. Majestät haben dem. dasigen Prediger Werne r, auf deßen Anzeige Höchstihr Wohlgefallen durch nach: stehendes Kabinetschreiben zu bezeigen geruhet :

Jhre Anzeige vom 51. v. M. ist Mir sehr erfreu- lih gewesen, und Ih hosse, daß das in Fhrer Ges meinde gegebene Beispiel der so wünschenswerthen Vereinigung der Evangelischen Konfeßionen zu gleichem Ritus des Brodbrechens bei der Feier des heiligen Abendmahles auch im Herzogthume Sachsen aliges- meine Nachahmung finden werde. Zum Gedächtniße dieser Vereinigung Jhrer Gemeinde empfangen Sie hiebei die Unions: Medaille in Golde für die Gemeinde, welche in der Kirche aufbewahrt werden soll. Die bei- kommende filberne Medaille bestimme ich Jhnen zum Andenken. Berlin, den 29. April 1820.

(gez.) Friedri ch Wilhelm.

———CEEC F E R

Zur Geschichte des Steuerwesens im Kurfürstenthum Köln.

( Fortsetzung. )

Der Westphälische Theil des Erzstiftes war in je: dem Beitrage zu zwei Fünfteln angeschlagen, und shickte deswegen jährlich seine zwei Deputirten nach Bonn, ad audiendum et referendum. Diesen wurde die Kurfürstliche Propostiion und dex Landtagsabschied mitgetheilt.

Der Kurfürst machte, wie schon oben gesagt, die Landtags : Proposition an die im Kapuzin-r- Kloster versammelten Stände durch seinen Kommißarius. Die Summe, die er für die Landesbedürfniße foderte, war báld gróßer, bald kleiner. Jin Jahre 1721 betrug die Bewilligung 75,000 Thl. Im Jahre 17144 betrug se 163,355 Thl. mit einem Donativ von 7000 Thl. zur Bewerfung des Kurfürstlichen Residenz-Schloßes. Auf dem Landtage von 1765 wurden 20 Simpla, (fedes von 26,236 Köln. Gulden zu 24 Albus ) ausgeshrie- ben, welche 524,724 Köln. Gulden betrug.

Hiezu kam noch das Fixum für Rhense, Straßfeld, Lovennich und Niederbadberg zu „852 Köln. Gulden, so daß das Ganze 161,709 Thl. betrug. Dann erhielt der Landesherr ein Subsidium von 65,000 Thl. ein Donativ von 10,000 Thl. und noch eine Beihilfe zur Berittenmachung seiner Leibgarden ebenfalls von 10,000 Thl.*).

Der Matrikular--Reichs8anschlag des Kurfürsten von Köln war 60 Mann zu Roß und 277 zu Fuß oder 1828 Florins. Zu einem Kammerzieler gab er 811 Thaler 587 Xr.

Da die Landesrechnungen und Archive zerstreut sind, so mag es wol_ unmöglich seÿn aus8zumitteln wie viel das Kurfürstenthum Köln im lebten Fahr: Hunderte an Steuern aufgebracht hat. Nach den an: geführten Zahlen zu urtheilen, ist die Durchschnitt:

*) Dieses war gerade am Ende des flebenjährigen Krie- ges, wo größere Ausgaben gewesen und wo aus dem vorigen Jahre noch 175,603 Thl. zu empfangen waren wahrsheinlich Rückstände, die man nicht hatte beitrei- ben können. In den siebziger und achtziger Jahren betrug die Steuer im Kölnischen gewöhnlih 18, 19, 20, 21 bis 22 Simpla, jedes von 26,236 Kölnischen Gulden zu 24 Albus oder 8745 Thl, Also zwischen 157,000 und 192,000 Thl. (jeden zu 80 Albus oder úo Stúber,)

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Summe jährlich bedeutend unter 200,000 Thalern geblieben.

Nehmen wir die Periode vom Fahre 1742 bis zum Jahre 1792, also das halbe Jahrhundert welches von dem Regierungsantritte des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz bis zum Anfange des Französischen Re- volutionskcieges reicht, und vergleichen wir die Steuern in den Herzogthümern Jülich und Berg mit denen im Kurfürstenthume Köln, 0 finden wir folgende Z hlen :

Man fann, da Lage, Größe und Bevölkerung zwi- shen beiden Ländern ungefähr gleich war, auc ihre Steuertráfte ungefähr glei seben. Die Herzogthü- mer Berg und Jülich haben aber in dieser Periode ein jährlihes Fixum von 600,000 Thl. bezahlt, auf

welche Summe der Kaiser das Bewilligungsrecht der |

Stánde beschränkt hatte, indem er erflärt, daß dieses die officielle Auslegung des Wörtchens „erklefli ch“

sey, welches im Receße von 1672 stand und über deßen |

Deutung man ungefähr 50 Jahre lang beim Reichs- Hosfrathe proceßirt hatte.

Nimmt man nun an, daß die Durchschnittsumme | der Steuern des Erz:stiftes 200,000 Thl. gewesen, eine | Annahme, die sicher bedeutend zu hoch ist: so hat in | diesem halben Jahrhunderte bas Erzftiftr jährlich 400,000 |

Thaler weniger bezahlt als die Herzogthümer Berg und Jülich. Dieses macht auf den ganzen Zeitraum von 1742 bis 1792 20 Millionzn Thaler.

Wenn die gewöhnliche Ansicht

die beiden Herzogthümer bezahlt und das Erzstift nicht bezahlt hatte, doch nothwendigerweise in diesem finden

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müßen, und da in dieser Periode die Herzogthümer

Berg und Jülich, unter der sehr milden Regierung | des Kurfürsten Karl Theodor wohlhabend rourden, | so hätte das Erzstife unter der noch milderen des Bi: | schofhuthes und des Krumsiabes wirklich reich wer: |

den müßen.

Allein dieses war nicht der Fall. Als Georg For: | ster, der weit Gereiste, in diese Gegenden kam, so wun: |

derte er sich über die große Betriebsamkeit und über

den großen Wohlstand im Bergischen, aber von einer |

Bewunderung der Betriebsamkeit und des Wohlstan- des im Erzstifte geschieht in seinen „Ansichten“ nirgend Erwährung. (Schluß folgt.)

Redaktion in Aufsicht: von St ägemann-. Reimershe Buchdruckerei,

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von den Steuern | die richtige ist, so hätte man diese 20 Millionen, welche |

Allgemeine

Preußishe Staats - Zeitung,

EMEE E N C I A MGQE I R

¿0% Stü. Berlin, den 16ten Mai 1820.

1. Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tagés.

Berlin, vom 15. Mai. Se. Majestät der Ks: nig haben dem Rittmeister Grafen Poninski im Garde-Ulanen: Regiment, den Königl. Preußischen St. Fohanniter - Orden zu verleihen geruhet.

D T T T I B E B E

Se. Majestät der König haben dem Hof-Kom- mißionair Lipmann Marcus zu Breslau das Prädikat als Kommißiönsrath allergnädigst beizulegen geruhet.

Der Justiz-Komwmißarius Sch olk zu Brieg ist zu- gleih zum Notarius publicus in dem Departement des Öber: Landesgerichtes zu Breslau bestellt worden.

IL Zeitungs-Nachrichten.

A u8land-.

Spanien. Der Obrist- Lieutenant San M i- guel, Chef des Generalstabes im Korps des Gene- rals Riego, welches bekanntllch am Ende des Ja- nuars die Junsel Leon verließ und einen Streifzug in das Land unternahm, hat eine Erzählung dieses Zu- ges bekannt gemacht, deren einfach historische Darstel: lung in mehr als in einer Hinsicht merkwürdig ist, und die früheren über diesen Zug verbreiteten Nach- richten berichtiget.

Die Unthätigkrit der Nationaltruppen (heift es) in San Fernando, und die mislungenen Versuche auf Kadix hatten den General Quiroga genöthiget, eine bewegliche Kolónne auszusenden, um die Armee: mit Lebensmitteln zu verschen, Aufrufe zn verbreiten, ei- nige Truppen, die man schwankend glaubte, an sich zu ziehen und der Welt zu zeigen, daß nicht Furcht es sey, was die Téuppen auf der Jusel eingeschloßen halte. Riego sehte sich zu diesem Behufe am 27. Fan. mit 1500 Mann und 40 Pferden von S. Fernando auf Chi- Klang in Marsh. Am 1. Febr. abends war er in Algeziras, wo er mit lebhaften Freudenbezeigun- gen empfangen wurde, die jedoch nur die Dauer einer Natt hatten. Am folgenden Tage hatte sich der Enthusiasmus abgekühle. Zum Unglück zeigte si auch der Gouverneur von Gibraltar der Sache gar nicht günstig; auch war die Kommunifkatien mit diesem Plate durch einige Kriegs fahrzeuge abgeschnitten. Nur mit großer Vorsicht erhielt man 1000 Paar Schuhe von dort, und die Hoffnungen die man nach dieser Seite hin gehegt hatte, gingen in Rauch auf. Um die Bedürfniße für das Korps und. die Truppen in S. Fernando anzuschaffen, muste sch Riego bis zum 7. Febr. in Algeziras aufhalten ; indeß rückte Odo» nell heran; er hatte schon St. Roch, Los Barios und

Tarifa besest, ohne einen Angrif zu. wagen, den Riego vielmehr selbst beschloß. Ehe er jedoch diesen Ent- schluß ausführen fonnte, erhielt er Nachricht von Quiroga, daß er sich in großer Verlegenheit befinde, mit dem Befehle, das Korps so schleunig als möglich nach S, Fernando zurückzuführen. . Er trat am 8. Febr. den Rückzug äuf Vejer an, wo er erfuhr, daß der Feind bereits alle: Zugänge zur Jnsel mit wenigs stens 6000 Mann besebt halte. Es blieb nur übrig umzukehren, die Aufmerksamkeit des Feindes zuk täáu- schen und seine zahlreiche Kavalerie in den Gebirgen zu ermüden. Am 14. war er zu St. R o ch ¿wo er von den Freunden zu Gibraltar (wahrscheinli. Spa- nischen Flüchtlingen) erfuhr, daß Malaga für zdie Sache der Freiheit begeistert sey. Er sevte „sich s0- gleih in Marsch. Am 17. hatte er ein rhines Ges feht mit der O’'donell schen Avantgardé zu béstehen, die ihm folgte. Er verlor etwa 100 Mann, ?die aber meistentheils in den Gebirgen verirrt“(waßrs{heinlich desertirt) waren. Am 18. abends war er ‘vor deu Thoren von Malaga. Nach einein unbedeutenden Gewehrfeuer zog sich die Garnison-„auf Velez-Malaga, und Riego zog ein. Die Stadt war erleuchtet, aber fein Mensch und kein Enthusiasmus sichtbär. Am folgenden Tage ward ein Aufruf an die Einwohner erlaßenz doch Niemand griff zu den Waffen. , D'do- nell näherte sh, und Riego beschloß; idn in der Stadt zu êrwarten. Man schlug sich in den Straßen und auf dem Marfktplate, aber Riego behauptete die Stadt und O'donell zog sich eine Viertelmeile zus rück. Bei der Unentschloßenheit der Cinwohüer fand Riego rathsam, Malaga am folgenden Tage zu ver- laßen. Die Nacht zuvor hatten sich mehre. se ner Of- ficiere heimlich entfernt. „Der Leser witd *feinerken (fügt der Verfaßer hinzu), daß sich bis dahin kein

a.