1820 / 43 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 27 May 1820 18:00:01 GMT) scan diff

in Stourbridge,

E E indien

zug auf die Holzeinfuhr, eine Bittschrift einzurei§en. f

Durch Einführung der jeßigen Abgaben auf Zimmer- Ÿol aus der Ostsee und Norwegen hat natürlich die

infuhr aus Kanada bedeutend zugenommen, und be: schäftigt 17000 Brittische Seeleute, während der An- kaufpreis mit Brittischen Manufakturwaaren bezahlt wird. Die Versammlung beschloß einmüthig, dem Parlamente vorzustellen, daß jede Verminderung des Zolles auf Baltisches Holz zum gän;lihen Verderb des Handels mit dem Brittischen Amerika führen werde, theils weil man die Reisen nah und aus der Ostsee in weit kürzerer Zeit vollende, theils weil die Konkurrenz der ausländischen Schiffe, die aus verschie: denen Ursachen wohlfeiler fahren: könnten, den Britti- schen Schiffen die Frachten verringere. Die herrschende

Meinung, daß das aus der Ostsee kommende Holz

beßer sey, als das Kanadische, wurde von einem der Wortführer gänzlih in Abrede gestellt. Herr Ba- cing war verwundert, daß die mit dem Kanadischen Handel beschäftigten Schiffe so zahlreich seyen, welches er fich nicht vorgestellt habe. (Daß das Bauholz aus der Osisee weit vorzüglicher sey, als das Kanadische, es mag zu Schisfen oder zu Gebäuden verwendet wer- den, weiß die Englishe Marine und der Englische Zimmermeister. Vormals nahm man es s{chon des- halb lieber, weil die Reise schneller vollendet war, in- dem ein Schiff, während es eine Ladung aus Amerika holte, wenigstens zwei aus der Ostsee heranführen konnte, und weil die Abfertigung in der Dsisee nicht so viel Tage kostete, als in Amerika Wochen. Aus der Langsamkeit der Reisen uad aus den theurern Frachten, ganz abgesehen von der Güte, würde wenig: tens folgen, daß das Baltische Holz dem Käufer viel wohlfeiler zu stehen kommen müße, als das Kanadischez; Und was die Manufakturwaaren betrift, womit die Zahlung geleistet wird, so sind sie bis jeut in den Hä: fen der Ostsee nicht ausgeschloßen. Die Rücksicht auf die Kanadischen Forst:-Eigenthümer eint bisher mehr vorgewaltet zu haben, ais die auf die Brittisc:en Rheder.)

Die Nagelschmiede haben an einigen Orten, z. B. die Arbeit niedergelegt. Man hofft, obwol einige Truppen in Bewegung geseht sind, doch einen güclichen Verein zu Stande zu bringen.

Nach Briefen aus St. Helena schickt sich der bisherige Gouverneur, Sir Hudson Lowe, zur Ab- reise nah Endland an.

Frankreich. Die Diskußion liber das Geseß we-: gen der Wahlen hat in der Kammer der Abgeordneten am 15. Mai ihren Anfang genommen und war am 20. noch nicht vollendet. Unter den Rednern für das Geseg bemerken wir die Herrn Graf de la Bour: donnaye, von Castel-Bajac, von Bonald, Cornet d’Jncourt, v. Villèle; gegen dasselbe die Herrn Graf Foy, Graf François, Royer Collard, Legraverend, Martin v. Gray, Ters naux. Die Minister des Junnern und der Auswárii- gen Angelegenheiten sprachen für das Geseß.

Jn der Sibung vom 15. Mai rügte der Minister des Junern den Angriff des Herrn B. Constant auf die Mitglieder dex Censur- Kommißion , besonders deßen ungeziemenden Ausdruck, daß das Ministerium fie aus dem Schmuge der Revolution auserlescn habe. Einige unter ihnen wären Opfer der Revolution ge: worden, Keiner habe ihr angehangen ; Keiner sey unter ihnen, deßen moralisches und politisches Leben niet der strengsten Prüfung unterzogen werden konne. Der Vorwurf des Herrn Constant treffe sie Übrigens in dem einzelnen Falle nicht, da die Beleidigung, die ihm von der Gasette de L’rance zugefügt worden, in der Cursivschrift des Wortes constanies zu suchen sey, die sih der Zeitungschreiber hinter dem Rücken der Censur erlaubt habe. Herr B. Constant suchte fich so gut als möglich zu rechtfertigen. Aucþ hat er in einer besonderen Flugschrift „Ueber die Gründe, die den neuen Geseg- Entwurf wegen der Wahlen veranlaßt haben ‘’ seine Meinung über diesen Gegenstand mit einer an ihm gewohnten Geschicklichkeit eniwickelt.

Der Moniteur zeigt in einem amtlichen Artikel an,

daß sich die Herzogin von Berry im sten Monate }

der Schwangerschaft befinde, und sîch einet vollkom:

menen Gesundheit erfreue. Die Kammer der Pairs hat seit dem 15. Mai die Verhandlungen wider Louvel angefangen. Herr B a-

stard de l’Etang, einer der Untersuchungs : Kom: |

mißarien, stattéte den Bericht ab.

Eine Aeußerung des Bericht - Erstatters über die |

untadelhafte Polizeiverwal:ung des vorigen Ministers des Jnnern hatte den Herausgeber der Quotidienne zu der Bemerkung veranlaßt „daß die Dankbarkeit

¿war eine schöne Sache sey, aber doch ihre Gränzen |

habe.‘ Die Kammer der Pairs har diese Bemerkung ernstlih gerügt, und der Herausgeber soll um so mehr gerihtlih belangt worden, als die Censur die Stelle gestrichen hatre.

Nach einigen Zeitungs - Naehrichten , deren jedoch auch der Moniteur schon erwähnt, ist ein Kompiott entdeckt wocden, welches wider den Herzog von Un- gouième gerichtet gewesen zu seyn scheint. Drei ehemalige Dfficiere der Buonaparteshen Armee, Bourgeois, Anführer eines Freikorps im Kriege von 1815, Julius Combes und Obersi Planzeau, sino verhaftet, der erste zu Lons le Saulnier und cie beiden anderen zu Besançon, wohin auch der ecste gebrach ist. Mach einer in der Renommee ent: haltenen Auskunft ist Combes scit mehren Jahren Kaufmann und auf einer Reise in Handelegeschäften,

der Oversc Planzeau ater aaf einer Badereise be: |

0A gewesen. Nähere Umstände sind noch nicht be: annt. dfsentlicven Gerüchten die Abscheulucykeit ihres Vors habens allen Glauben und alies Maas übersteige. Auch in Grenoble scheinen während der Anwe: senheit des Herzoges von Aagoulème unruhige Auftritte, docy nur in Folge des Par1heigeistes , vor: gefclen zu seyn. Der Herzog ist überall auf seiner

Reise mii Veweisen der Verehrung und Liebe em-

pfangen worden.

Dec Justizminister ist am 17. Mai völlig herge- steut zu Paris wieder eingetroffen. genden Tage der Sihung der Kammer beigewohnt.

Spanien. Die Gemahlin des Jnfanten Don Fravcesco de Paula, Bruders des Königes, die |

Infantin Donna Luise Charlotte (Schwester

der Herzogin von Berry) ist am 6. Mai von einem | Prin en encvunden worden, der die Namen Franz | v. Aßisi Ludwig Ferdinand erhalten hat und den

Titel eines Herzoges von Kadix führen wird.

Der König hat den Ordens: Geistlichen, die das

Land verlaßen hatten, um nicht in ihre Klöster wieder

einzutreten, nicht allein die Rückehr gestattet, son: dern auch befohlen, daß ihrem Austcitte aus dem Or- | den keine Schwierigkeiten in den Weg gelegt, und ih: |

nen Pfarren und Pfründen zugetheilt werven sollen.

Spanisches Amerika. Briefe aus Angofstura vom 26. Febr. und 8. März, so wie aus Trinidad bis zum 26. März stimmen darin überein, daß Bolivar den Angriff auf Vi orillo aufgeschoben habe. Er sey sá,on am 20. Jan. von San Fernando, am Apure,

mit 1500 Mann abgezogen, na einer Nachricht in | ver Richtung gegen Santa Marta, also nordô|tlich, | und nach einer anderen, um den General Santan-

der von Popayan aus bedroht

der zu unterstügen, In j¿dem Fale hätte er hie:

scheine, also südöstlich.

nach rathsam gefunden, dem General Morillo den |

Besiy dec Küste von Caracas streitig zu machen; auc wird bereits aus Laguaira geschrieben, daß be: deutende Warenbestelungen nach Europa und St. Thomas abgehen.

Die Nachrichten von einer Revolution in Bue? |

nos:Ayres scheinen auf jeden Fali übertrieben. Artigas hat in einigen Gefechten wider die Por- tugiesen erhebliche Verluste erlitten.

Nord- Amerikanische Freistaaten.

und nach einer vorláufigen Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben für 1821 auf 3,665,000 Dollars anzu?

Has Journal des debats bemerft, daß na |

Er hat am fol: f

Nah | einem Vortrage des Ausschußes füc dos Budjet der Einnahme im Hause der Repräsencanten ist das dies: | jährige Deficit der Einnahmen auf 5,173,499 Dollars, |

nehmen. Um das diesjährige Deficit zu decken, is auf eine Anleihe ¿u 2 Mill, und auf Verwendung des Ueber- shußes derjenigen 10 Mill., die zur Zinsenzahlung und Amortisation der öffentlichen Schuld bestimmt, aber nur mit 7,711,502 Doll. für diesen Zweck erfo: derlich sind, angetragen worden. Der Ausschus em- pfielt sehr dringend Einschränkungen und Ersparungen.

Nach Briefen aus New - York vom 21. April hat die Akte wegen Verbot des Handels mit den Britti- schen Besizungen auh im Hause der Repräsentanten die Zustimmung erhalten.

Großherzogthum Heßen-Darmstadt. Da die Wahlen zu den Abgeordneten in einem Theile der

Wahlbezirke und Städte nicht zeitig genug erfolgen

können, so ist die Versammlung der Stände vom 27. Mai auf den 17. Junius verschoben worden.

Grofherzogthum Baden. Der Mörder des Herrn v. Kohebue, Karl Sand, ist, dem richterlis chen Spruche zufolge, am 20. Mai zu Manheim ent- hauptet worden.

Herzogthum Naßau. Die Landes - Regierung hat, wiewol über den Ungrund der wegen Bersiegung oder Veränderung der Heilquellen zu Wiesbaden ver- breiteten Nachrichten jezt kein Zweifel mehr vorwal- tet, dennoch zur gänzlichen Beseitigung dieser Nach- richten folgende Bekanntmachung erlaßen :

Zur Berichtigung mehrer in bffentlichen Blätter. verbreiteten unwahren und sehr entstellten Nachrich: ten, über die Verminderung des hiesigen warmen Mi: neralwaßers, und um entfernten, in den hiesigen Heil- Bädern Hilfe suchenden Kranken keine Ungewißheit Über den wahren Stand der Sache zu laßen, sieht sih die

unterzeichnete Behörde aufgefodert, das Ergebnis der durch die sämmtlichen Herrn Medizinalbeamten dahier und durch die hiesige Polizey in besonderèm Auftrage vorgenommenen Untersuchung hiemit öffentlich bekannt zu machen.

Nicht nur die Hauptquelle, der sogenannte Koch-

Brunnen, sondern auth die größeren im Adler und Schützenhofe, wie riht weniger alle Übrige Quellen der vielen in der hiesigen Stadt befindlichen Bade- Häuser, liefern das warme Waßer in einer solchen zu- reichenden Menge, daß sämmtliche, in den legten Jah- ren sehr vermehrte Bäder, wie bisher, voUständig zum Gebrauche der Badegäste angefüllt werden können. __ Auf gleiche Weise hat die vorgenommene chemische Analyse, was vhnehin keinem Zweifel unterlag, volle forainen nachgewiesen, daß der Wärmegrad und die übrigen Bestandtheile des Minerolwaßers nicht nur dieselben sind, wie die früheren Untersuchungen ste be- zeichneten, sonvern daß auch alle mit Reagentien ange: stellten Versuche keine anderen, als die aus litterariscen Schriften gnugsam bekannten- Resulrate lieferten.

Diese einfache und amtlihe Darsielung über den dermaligen Stand der Sache wird gnügen , die vielz fa; übertriebenen und zum Theil sehr unlauteren Naczricgien über Verminderung des warmen Waßers in den hiesigen Heilquellen zu berichtigen, und die be- reits aus eutferncen Gegenden in bedeutender Anzahl eingetroffenen Badegäste haben sich ohne Zweifel über: zeugt, daß das quantitative und qualitative Verhält- nis der hiesigen Heilquellen dasselbe, und mehr als zureicyend ist, das Bedürfnis sämmtlicher Kurgäste zu befriedigen. Wiesbaden, den 13. Mai 1820.

Herzoglich Naßauische Landes:-Regierung. Möller.

I O T

Wißenschaftlihe Nachrichten.

Beiträge zur Witterungskunde von H. W. Brandes. (Schluß.)

Jn dem legten Abschnitte spricht der Verf. über die Bildung der Wolken über ihre verschiedene For- men und über die Entstehung des Regens und des Hagels. Oben wurde {on bemerfêt, daß man in den physikalischen Lehrsälen zwar Thau machen kann, allein keinen Regen, Staubregen wol, denn dieser is offenbar nichts als ein Niederschlag der sich in der Luft befindenden Feuchtigkeit, gerade wie der Thau; allein jene Waßergüße nicht, wo wie bei Gewittern und Wolkenbrüchen, ganze Massen Waßer aus der Luft zur Erde niederstürzen. Hier findet kein Nieder- schlag statt, sondern eine eigentliche Waßerfabri- kation, durh einen chemischen Proceß, den wir noch gar nicht kennen. Jn der Gewitterwolke i diese Waßerfabrikation zugleich mit einem andern Proceße verbunden, der die so äußerst merkwürdige Hagel - Ers zeugung hervorbringt, die immer mit einem großen elektrischen Proceße verknüpft isk. Eine drückende Schwüle liegt den ganzen Tag auf der Natur, unter der Menschen, Thiere und Pflanzen fast erliegen. Am Horizonte bildet sich eine entfernte Gewitterwolke, diese rauscht herauf, der Wind erhebt sich, der Hagel raßélt in der Wolke wie ein Zug Geharnischter, der Wind wird zum Sturme, Blite schlagen nieder und Tausende von Centnern Waßer und Hagel und Eisflum- pen stürzen aus der Luft herab, das heißt, aus einer Flüßigkeit, die -800mal leichter ist als das Waßer. Hier geht offenbar etwas vor, von dem wir in unse- ren Labaratorien der Chemie noch gar keine Vorstel« lung haben. Die meiste Aehnlichkeit scheint - dieser Prozeß mit demjenigen zu haben, den wir in der Vol- taschen Sáule bei der Waßer-Zerlegung sehen. Dort oben liegt vielleicht der eine Pol der Kette und auf der Erde der andere, und daß wir gerade mit in die- ser Kette liegen, is die Ursache der drückenden Shwüle, indem uns Etwas entzogen wird, was da oben ver: braucht wird. Die Bewegungen des Wettersees in Schweden bei Gewittern, das Erlöschen der Grubenlich- ter, das Zusammentreffen der Erddeden mit Orfanen und

Gewittern, wo also ein Theil des Proceßes fich an der' Oberfläche der Erde und ein Theil in der Atmosphäre mach’, dieses alles scheint dahin zu deuten. Am merks würdigsten ist bei den Hagelwolfen die ungeheure Kälte die in ihnen ist, und die es macht, daß so große Waßermassen zum Gefrieren gebracht werden. Denn indem das Waßer seinen tropfend flüßigen Zustand än- dert und Eis wird, giebt es doch 66 Grad Wärme nach Reaumür ab, und diese muß doh gleich wieder ge- bunden seyn, sobald sie frei geworden.

Volta führt ein Beispiel van einem Hagelwetter aus Ober: Jtalien an, (wo diese bekanntlich ungemein häufig sind) welches 160 teutsche Quadratmeilen mit dickem Hagel bedeckte. Die Größe der Hagelkörner ist dort 1 bis 5 Zoll. Auf Bergen, ist nah der Beobach- tung von Bellani, der Hagel immer kleiner als in den Ebenen , und die Hagelkörner scheinen beim Herab- fallen erst so groß zu werden, indem das Waßer, dem sie auf ihrem Wege begegnen , sich an ste hängt und ge- friert. Allein wie tief muß dann die ursprüngliche Temperatur des Hagelkorns nicht seyn, da alles Was- ser was sich anhängt, auch wenn es auf dem Gefriers punkte is, doch 66 Grad Wärme abgibt , indem es ge- friert. Sollte sich die Beobachtung von Dr. Olbers bestätigen, daß es in den Holländischen Marschgegenden selten oder nie hagelt, sto würde das äußerst merkwür- dig seyn, weil es ein Beweis wäre, daß bei einer ge: wißen Struktur der Erdoberfläche der eine Pol der Kette nicht statt finden kann, wo dann auch der an: dere fehlt, so in den Wolken liegt. Daß die Erdober- fläche beim Hagel eine große Rolle spielt, sieht man schon daraus, daß die Hagelwetter in gewißen Gegenden so häufig sind, (wie z. B. in Dber- Jtalien ) da doch das große Luftmeer, auf deßen Boden wir leben und in dem sie entstehen, Überall in seinen chemishen Bestand theilen genau dasselbe ist.

Den Schluß mache ein Wort von Lichtenberg: ¡Ob große Kälte nicht eben so Licht entwickeln kann wie große Hiße? Ob unsere Chemie nicht von der Distanz unseres Laboratoriums vom Mittelpunkte der Erde ab: hangt ?— Denn da wo man Sternschnuppen und Feuer: Kugeln beobachtet , steht das Thermometer wol immer einige hundert Grade unter dem Gesrierpunkte, und