1820 / 45 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 02 Jun 1820 18:00:01 GMT) scan diff

E R E E S L M S

*fich gegen die Veränderung des Wahlgeseßes erklärten,

so wie aus der Rede des Ministers der Auswärtigen Angelegenheiten, der ihre Einwürfe mit treffender Wahrheit und Kraft beantwortete, bleibt das Wesent- liche dem nähsten Blatte vorbehalten.

Die neusten -bis zum 27. Mai gehenden Franzs- sischen Blätter enthalten, daß in der Sißung vom 25. endlich die Diskußionen über das Wahlgeseß im All- gemeinen geschloßen werden, nachdem noch die Herrn Bignon, Benjamin Constant, Mechin und die Generale Demarçay und Tarrayre sich weitläuf- tig gegen alle Abänderung des Bestehenden vernehmen laßen. Jn der Sizuug am 26. hat hierauf die bez fondere Disfkußion, nach der Form zweier Hauptfra- gen, wie sie der Deputirtè Lainé, Bericht : Erstatter, über den neuen Geseg-Entwurf aufgestellt , nämllcch 2) ist es nothwendig das bisherige Wahlgeseß abzuän- dern2 und 2) is der neue Gesegantrag beßer als das bisherige Geseh ?

Der jüngst erwählte neue Deputirte, Marquis de Cousans, wohnte der Sißzung vom 22. Mai zum erstenmale bei und leistete den Eid ab.

Die Blätter des Moniteur vom a3, und 24. enk: halten mehre Berichte aus Besançgon und Dole über die Anwesenheit des Herzoges v. Angouleme an heiden Orten, und über die Freudenbezeugungen, denen sich das Volk bei seinem Anblicke überlaßen hat.

Der Herausgeber des Drapeau blanc, Decasséè, hatte in einem seiner Blätter vom Hr. Dautel, der zur Wahl eines Deputirten vorgeschlagen war, behaup: tet, daß er am Altare seiner Parochie das Bild des Heilandes weggenommen und das Bild Bonapar:- te’s an deßen Stelle gesezt habe, und war wegen dieser als verläumderisch befundenen Behauptung, zu zweimonatlicher Gefängnis strafe nebst 300 Fr. Geld: Buße und 1000 Fr. Kosten verurtheilt. Auf die Ap- pellation desselben hat der Königl. Gerichtshof zu Toulouse dbiges Urtheil bestätigt ; und ein Bericht dar- über im Moniteur bemerkt dabei, daß das einstimmig abgefaßte Urtheil allen braven Leuten, die Antheil an dem Triumphe der Tugend über Verläumdung näh: men, große Freude gemacht.

Unter mehren vom Könige ernannten Komman: danten und Officieren der Ehrenlegion befindet sich auch der bekannte Deputirte Lainé, der Staatsrath C u- viex und der Präsident der Deputirten - Kammer Rave.

Im Folge der von der Deputirtenkammer mit 6 Fr. auf 100 Pfund Sirup bewilligten Ausfuhrprä- mie etwarten die Handelshäuser zu Bordeaux bedeu- tendere auswärtige Aufträge, und haben darum den Preis diefes Artikels gesteigert.

Spanien. Der Gesandte zu Rom, Don Lax quira, hat erflärt, den Konstitutions : Eid nicht lei: sien zu tónnen, worauf ihm seine Entlaßung zuge- sandt worden ist, mit dem Bedeuten, däß er nah Spanien nicht wieder zurücktommen dürfe.

E E E L e aa

Groß: Britannien. Um die bevorstehende Krö- nungsfeierlichkeit mit ansehen zu können, maht man schon die nöthigen Voranstalten. Die Fenster eines Hauses, aus welchem der Eingang in die Westminsier- Abtey übersehen werden kann, sind zum 1. August bereits für 2000 Pfd. vermiethet ; die Fenstermiethe eines benachbarten größeren Hauses wird gar auf 8000 Pfd. berechnet.

Das Amt des Borfechters (Champion) is auf einen Geistlichen gefallen ; deßen Geschäft wird bei der Krö: nung seyn, in völliger Rüstung in Westminsterhall zu reiten, und zum Kampfe auf Leben und Tod Den herauszufodern, der es wagen dürfte, den Titel des Königes nicht anzuerkennen.

Den Werth der neuen Krone, welche der König am Krönungstage trägen wird, shägt man auf 54,000 Pfd.

Nach Berichten aus dem Jnneren des Landes sieht man einer reichen Getraide-Erndte entgegen.

Nach Graf Stanhope's Rede im Oberhause, die Armenversorgung betreffend , beträgt die Summe, die jährlih als Armentaxe erhoben wird, blos um die Dürftigen zu speisen mehr, als noch im Fahre 1792, zur Bestreitung aller Civit- und Militair : Bedürf: niße des Staates zu bewilligen nöthig gewesen. Der Graf wollte die Arbeitlosen mit dem Ackerdaue be: schäftigt wißen, und die Manufakturen dagegen fallen laßen , und erklärte sih bestimmt gegen das Maschi- nenwesen, als die Hauptursache der gegenwärtigen Ar: muth ; allein der Graf Liverpool sehte ihm ausein- ander, daß England seine Macht und Größe ganz be- sonders der Vollkommenheit seiner mechanischen Er:

findungen zu danken habe, und bewirkte dadurch die |

Beseitigung der Motion des Grafen Stanhope ohne Stimmen: Auffoderung. Nach Briefen aus Ceylon is ein Priester, der auf

den Thron von Kandy Ansprüche machte, festgenom- |

men worden, und wird es als die geringste Strafe anzusehen haben, wenn er sammt seinen Mitverschwor- nen nach Mauritius transportirt wird.

Schweden. Auf dem königlichen Lustschloße Ro- sersberg sind mehre Centner Kaffewicken (Astragalus Boeticus) erbaut, und unentgeltlih an Landbewohner vertheilt worden, um durch die möglichste Verbreitung dieses Surrogates das Vorurtheil für den Kaffé all: mälig zu mindecn.

Dänemark. Einer königliche Bekanntmachung vom 5, Mai a. c. zufolge, sind alle Reichsbank zettel, die auf 10, 5 und 1 Rthl. lauten, wie auch die Re: prásentationen, die auf 24, 12 und 8 Schil. Cour. lauten, binnen 6 Monaten gegen Nationalbankzette!

auszutauschen, indem sie nach Verlauf dieser Frist aw |

ßer Werth geseht sind. Königreih der Niederlande,

Den Gesel Entwurf, die Blrgergarden betreffend, haben Se. Ma: jestát nah der den Mitgliedern der zweiten Kamme: gemachten ministeriellen Mittheilung zurlickgenomme” und werben ihn in der Oktober: Sigung, oder ¡M fommenden Fahre, wieder vorlegen laßen.

Zu den in Amsterdam aufgehäuften Friesischen, Pommerschen, Polnischen, Holsteinschen Waizen - und Gerste: Vorräthen finden sih, ungeachtet der herabge- seten Preise, wenig Käufer.

Süd-Amerika. Zwischen dem Gouverneur von Buenos-Ayres, Sarratea, und den Bevollmächtig- ten von Santa Fé, Don Stanislaus Lopes, und von Entre Rios, Don Francesco Ramizey, ist am 235. Febr. d. J. in Luxan eine Konvention abge: {loßen worden, zufolge welcher alie bisher stattgefun: denen Streitigkeiten aufhören, und sowol die Macht, als auch die Einkünfte dieser Provinzen, unter eine Föderalregierung gestellt werden. Der Traktat enthält 20 Artikel : Nach Art. 1. sollen von jeder Provinz drei Deputirte zum Kongreße von San Lorenzo zusammens fommen, um über die Angelegenheiten und über das Mohl der Fédecalstaaten zu berathschlagen. Nach Art. 2. hören alle Feindseligkeiten zwischen Buenos» Ayres, Santa und Entre Rios auf. Art. 8. und 9. be- stimmen die Freigabe der Kriegagefangenen beider Theile, so wie den freien Handel mit Waffen und Kriegsbe- dürfnißen. Art. 10. set fest, daß dem General: Kapi- tain der Banda Oriental, Artigas, eine Abschrift dieser Konvention zugesandt, und er aufgefodert wer: den soll, sich mit dem Föderalstaate zu vereinigen.

Monte-Video, vom 25. Febr. Nachdem Artigas am 22. v. M. gänzlich geschlagen worden is , sind die freundschaftlichen Verbindungen zwischen den Patrioten von St. Jose und der Regierung von Monte-Video durch einen bereits rätificirten Vertrag wieder hergestellt.

Aegypten, Die Abnahme des Handels, das Ver» \hwinden alles baaren Geldes aus dem Verkehre, die Stockung aller kaufmännischen Geschäfte und die von neuen begonnenen Kriegsunruhen der Wechabiten, be- stimmen den größten Theil der in Alexandria sich auf- haltenden Europäer zur Rückehr in ihren yaterländi- schen Welttheil.

Hanover. Der Herzog von Cambridge K. H. wird, um der Krönungsfeierlichkeit in London bei: zuwohnen, die Reise dahin zu seiner Zeit antreten ; die Herzogin K. H. indeßen wird si roährend der Ab: wesenheit ihres Gemahls nach Kaßel begeben. Die Schlößer zu Herrnhausen und Zelle sollen baldmög- lihst in bewohnbären Stand geseht werden. Bei dem Baue der s{önen Chaußee, die von der Residenz nach dem Lüner Gesundbrunnen, und von da nah Hern- hausen führt, werden zur Verminderung der Kosten

die Sträflinge der Zucht: und Arbeit : Anstalten , un:

ter gehöriger Aufficht , beschäftigt. Hildburghausen. Der Herzog hat mit Zustim: mung der Landstände ein Haus - und Grundgeseß über Staatsgüter und Staatsschulden erlafßen, wodurch das Staatsvermögen gesichert und der Landes : Kredit er- höht und befestigt wird. Nach demselben gehören zum Staatsgute nicht nur alle Bestandtheile des Landes, welche ein untheilbares und unveränderliches Ganze bilden, sondern auch alle vorhandene Domainengüter, Forsten, Gefälle und sonstige nugbare Rechte. Zur

beständigen Uebersicht des Staatsvermögens und deßen unverleubarer Erhaltung sollen alle Gegenstände des- selben, mit den genausten Bestimmungen, in ein eiges nes Grundbuch verzeichnet und die von Zeit zu Zeit dabei eintretenden Veränderungen in demselven na: getragen werden. Dies Grundbuch wird in zwei Exem: plaren ausgefertigt, wovon eins bei dem herzoglichen Finanz - Kollegium, das andere bei der Landschafc auf- bewahrt wird. Die Verwaltung der Domainen steht dem Landesherrn allein zu, welcher die oberste Leitung der Finanzgeschäfte mit seinem dem Lande verantwort- lichen Geh. Raths: Kollegium ausübt. Veräußerungen von Domainen jedec Art finden nur bei uaausweich: barer Nothwendigkeit und offenbarem Nutzen des Staa- tes statt. Zu den Staatsschulden gehören alle sowol bei der Landschaft als bei der herzoglihen Kammer auf verfaßungsmäßigem Wege aufgenommene Kapita- lien, oder von anderen Kaßen übernommene und von der Landschaft anerkannte Schulden. Ueber dieselben wird ein besonderes Staatsschuldbuch geführt, wovon ein Exemplar das Finanz-Kollegium, das andere die Landschaft erhält. Durch eine anzulegende Schulden- Tilgekaße sollen die niht weiter zu vermehrenden Staatsschulden abgetragen werden.

Mainz, vom 21. Mai. Die Wahlen unserer Pro: vinz sind geendigt. Jn den eilf Wahlbezirken wurden gewählt, nämlich: in Alzey, Herr Perrot, Gutsbesiz- zer; in Bechtheim, Freiherr v. Gagern, ehemals fs: niglih Niederländishecr Gesandter am Bundestage; in Bingen, Herr Soherr, Gutsbesiger ; in Mainz, Herr Staatsprofurator Schw aab, Herr Kaufmann Ker: tell Sohnz in Niederolm, Herr Notar Wiegen, von Bingen; in Oberingelheim, Herr General Eike- mayer; in Oppenheim, Herr Advokat Billig, von Mainz; in Pfedersheim Freiherr von Gagern von Mösheim; in Werrstadt, Herr Bürgermeister Grode; in Wölstein, Hr. Bürgermeister Neeb von Niedersaul- heim; in Worms, Hecr Obergerichtsrath Hadamar von Mainz. Da Herr v. Gagern sich für Pfeders- heim erklärte, so wird in Bechtheim zu einer neuen Waht geschritten.

lad

Preußen. Beider Univerfität zu Königsberg wird vom Prof. v. Bär ein zoologisches Museum gegründet, welches den Studirenden zum Unterrichte dienen, den gebildeten Ständen der Stadt Königsberg und der Provinz Gelegenheit zu Erwerbung naturhistorischer Kenntniße geben, und im Allgemeinen Materialien zu einer gründlichen Naturgeschichte der in Preußen heimischen Thiere liefern wird. Der Stifter bittet in einer öffentlichen desfallsigen Bekanntmathung, zur Beförderung seines Zweckes, um Zusendungen von vorrä: thigen Naturalien oder zoologischen Werken von Werth, und um Mittheilung naturhistorischer Nachrichten über vaterländische Thiere. Briefe und Kisten, leßtere je: doch niht über 10 Pfund shwer, werden mit der Rus: brik „Für das zoologishe Museum“ an die Ks: nigliche Universität zu Königsderg addreßirt.

ene G V T