1820 / 47 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 10 Jun 1820 18:00:01 GMT) scan diff

2 S E: M S u T E e D F p S E E ann: e E: Aa, E A: Zu

denscheid, v. Kollenbach; zum zweiten Prokurator den kommißarischen Substituten des Staatis:Prokura- tors vei dem Kreisgerichte zu Düßeldorf, v. Pam- pus; zum dritten Prokurator den Richter bei dem vormaligen Kreisgerichte zu Néalmedy, Geron; zum vierten Prokurator den provisoris@en Substituten des Staaëts-Prokurators zu Aahen, CEmundts.

Großherzogthum Posen. Mit Zustimmung des Herren Staatskanzlers Fürsten von Harden» berg, dem die oberste Leitung der Immediarkommiss gion für die Justiz- Einrihtung in den neuen Pro- vinzen von Sr. Königl. Majestät übertragen ist, hat- ten unlängst auf eine Einladung des Statthalters Herrn Fürsten Radziwil einige Ingeseßene unse: res Großherzogthumes sh nach Berlin begeden, um in Beziehung auf die noch nicht vollendete Justiz Dr- ganisation der Provinz diejenigen Anträge und Wünsche näher und um]iändlicher auszusprechen, deren Erfül- lung in früheren Eingaben theils bei Sr. Mas]estät, theils bei den höchsten Staatsbehörden als eine be: sondere Wohlthat für die Provinz war bezeichnet wors den. Von des Königes Majestät huldvoll aufge: nommen, fanden sie für ihre Vorträge auch bei den höchsten Behörden ein freundliches Gehör. Jnsbesondre hielt die Königli*Ge Immediat- Kommißion, die von

Zur Statistik des Besigthumes der Geist- lichkeit im Herzogthume Jülich im FAOLE 1799.

Es iff schon mehrmals in der Staats-Zeitung von der großen Masse Grundeigenthums die Rede gewcscn, die vor der Französischen Revolution auf dem linken Rheinufer in todten Händen war; auch wie der Wohl» stand des Landes dadurch so sehr erhöht worden, daß dieses vor 25 Jahren als National-Domaine verkzuft sey, wo es denn der dritte Stand fkaufweise an sid gebracht, und so wieder in den bürgerlichen Verkehr gezogen.

Folgende Nachrichten über das Besißthum der Geist: lichkeit im Her;ogthume Jülich sind nie öffentlich be fannt gemacht worden. Sie find aus officielen Quel- len ges%öpft und daher wol sehr zuverläßig. Uls nämlich im Jahre 1794 die Französischen Armeen bis an den Rhein vordrangen, wurde durch die Französi: schen Volksvertreter Joubert und Portier de l’ Oise eine Kriegsteuer von 25 Millionen Livres in klingender Mlinze auf die Lande zwischen Maas und Rhein gelegt. Hievon wurden auf den Aachen - Jüli- her Bezirk 5 Millionen, und diese wiederum in fol: gender Weise auf die drei Stände vertheilt: der Stand der Geisilichen sollie 3 Mill. bezahlen, der Stand des Adels 12 Mill. und der Stand der Bürger 7 Mill.

Die erste Versammlung zur Vertheilung dieser Kriegsteuer fand den 25. Nivose im 5ken Jahre der Republik (den 12. Jenner 1795) in Aachen statt. Es wurde von Seiten der Geistlichkeit eine Deputation gewählt, die aus vier Mitgliedern bestand. Ein Mit- glied für die Kommenderien, eins für die Stifter, eins für die Abteien und eins für die Klöster. Außerdem wurde ein Aktuar und ein Kaßirer bestellt. Diese Kom- mißion sammelte alle Nachrichten über das Besißzthum der Geistlichkeit, und stellte diese in einen großen Fo: lianten zusammen, um hienach die aufgelegie Kontri- bution zu vertheilen, welche unterdes vom Volksver- treter Gillet von 25 Mill. Livres auf 8 Mil. Livres gesezt wurde. Von diesen 8 Millionen wurden 6 in Assignaten angenommen, und nur 2 Mill. mußten in klingender Münze bezahlt werden. Aus diesem Fo- lianten, der sich in dem Nachlaße eines Mitgliedes jener Kommißion befand, sind die folgenden iNachrich- tea gezogen worden.

Als Basis für dieses Kataster der Geistlichkeit wurde die Jülichsche Landes-Matrikel von 1725 zum Grunde gelegt, welche der Kommißion vom Steuerrathe mitge- theilt wurde. Diese beruht auf der von 1719, nach

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Sr. Majestät für die Justiz-Einrichtung in den neuen Provinzen niedergeseßt worden ist, mit ihnen mehre Konferenzen ab, um aus ihrem Munde nübliche und zweckmägige Vorschläge, weiche bei der Justiz-Organi- fation als Wünsche der Jngebornen in Antegung ge- kommen sind, gründlich und forgfältig zu vernchmen. Nach dieser wohlwollenden Aufnahme unserer Mitdür- ger sehen wir der Entscheidung auf ihre Aniräge und TPünsche mit dem vollen Vertrauen entgegen, daß, auch abgeschen von den unserer Provinz in Rücksicht auf ihre Eigenthümlichkeit gemachten Zusicherungen, uns diejenigen besonderen Wünsche werden gewährt werden, die mit den nothwendig gemeinsamen Grundsägen und Einrichtungen des Staates igrend vereinbarlich sind. Königsberg. Nach den Wünschen des Magi- sktrates und den Stadtverordneten is unter Genebhnii- gung der Staatsbehörde nunmehr der hiesigen hoheren Mädchen-Schule ein eigenes Kuratorium gegeben und diesem die besondere Sorge fur das Wohl der Schule nach den hierüber ertheilten näheren Bestimmungen anvertraut worden. Es besteht aus den Herrn än: dersh, Busolt, Zippel, Moisiszig und den Frauen Hagedorn, Müller, Johannsen und Tamnau, welche an: 24. Mai dur den Herrn Over- Bürgermeister 1n ihr neues Amt eingewiesen wurden,

d a N e ie A n na me art e e amm E D

welcher sih in den verschiedenen Aemtern und Städ- ten, die das Herzogthum Jülich bildeten, folgende Morgenzahl an Ländereien befand : 1sstte Klaße 132,012 Morg. 2te s 146,829 3te - 29,730 Jn allem 278,622 Morg. oder 16 Quadratmeil. *) (Siuß folgt.) METLO0Of o Am 1. Jun. starb hier der Konsisforialrath und Direktor des Friedrich Wilhelms Gymnasiums, Herr Ferdinand August B eruhardi, im s55sten Jahre seines älters. F

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Ér hatte bis Oslern dieses Jahres dem Friedrichs Gymnasium seit 1808 als Direktor vorge: standen, und man fann sagen, daß diese Lehranjtalt fich ganz wieder den alten HNuhm erworben, den ste früher unter Gedifkfe gchabt hatte. Eben da ißm ein noch weiterer Wirkungskreis durch den Ruf zur obersten Leitung des Friedrich Wilhelms Gymnasiums und der damit verbandene Institute angewiesen wuroe, überfiel ihn die lebensgesährliche Krankheit, von wel- cher ihn keine Kunst der Uerzie zu retten vermocht hat. Der Staat verliert an ihm einen rastlos thäti- gen, höchst nüslichen Mitbürger, die Wißenschaft ei: nen kentniszreichen, denkenden Kopf, dem Wiß und Scharfsinn im gleichen Maaße zu Gebote standen, und das Schul - und Erziehungswesen einen gleichsam von der Natur dazu berufenen, mit fester Willensfkraft und fortstrebendem Geist ausgerüsteten Führer. Den 4. Jun. wurde er feierlich zur Ecde bejiattet; die sämmtlihen Schüler beider Gymnasfen, von Mar- schällen aus ihrer Mitte geführt, gingen dem Leichen- Wagen voran, dem die Wagen einiger Prinzen des Königl. Hauses, die Mitglieder des geistlichen Mi- nisteriums, die Lehrer der Universität und aller Ber: linishen Schulen, nebst vielen Verehrern und Freun- den foigten,

+) Dieses sind Kölnische Morgen zu 224 Ruthen Rhei- nisch oder 150 Ruthen Kölnisch, deren 17,350 auf eine Quadratmeile gehen, Die Größe des ganzen Herzog- thumes Julich war 74 Quadrm, wovon etwa die Hälfte Acckerland war. Die anderen (6 Quadratmeilen Acker- land waren steuerfrei und ershienen als solche nicht in der Landes-Matrikel,

Redaktion in Aufsiht: von Stägemann, Reimersche Buchdruckerei.

A A G L Ai A É C T m me R O

Nligemeine

Yreußishe Staats - Zeitung.

47e Stück. Berlin, den 10ten Junius 1820.

I. Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Berlin, vom 10. Junius. Se, Majestät der König haben dem Gutsbesizer Adolph Gottlob von Uechtriß zu Schadendorsf im Herzogthume Sachsen die Kammerherrn-Würde zu ertheilen gerußet.

Se. Maiestät der König haben dem Haupt: Banco- Direktor Reichert, zum Beweise Allerhöchst-

Jhrer Zufriedenheit mit seinen 5ojährigen Dienstleistun- gen, den Rothen Adler - Orden dritter Klaße, und dem Deichgeshwornen Bestvater zu Akt - Mösiand das Allgemeine Ehrenzeichen zweiter Klaße zu verleihen geruhet.

Der bisherige Kreisgerichts-Präsident Scheller in Krefeld ist zum Rathe bei dem Oberlandesgerichte zu Halberstadt ernannt worden.

II. Zeitungs-Nachrichten. :

Ausland.

Frankreich. Jn der Deputirten-Kammer haben die fortdauernden Debatten über die bekannten beiden aufgesteuüten Fragen in Betreff des Wahlgeseßes, eine ernsthafte Wendung genommen. Den Anlaß hat die Rede la Fayette*'s gegeben, von der man wol sagen mus, daß se ganz den Geist der alten Korys- phaen der Revolution athmetz sie is indes für den

" Gegenstand zu wichtig, um nicht wenigstens näch ih-

ren Haupt- Inhalte angeführt werden zu müßen. Er erklärte geradehin: „Als er, nah seinem Cinrzritte in die Kammer, der Konstitution, wel-he die Geyenparthei eine königliche Verwilligung zu nennen beliebe, den Eid geleistet, habe er gehofft, daß nun alle Partheien durch einen gegenseitigen Taush von Opfern sich ver- stehen, und nur durch treues Festhalten an der Charte und deren Jnstitutionen, die auf ihren Grund und in ihrem Sinne getroffen worden, die wesentlichen Güter, Nußde und Freiheit, zu gewinnen und zu erhalten seyn würden. Aber seine Hoffnung sey getäuscht; die Kon- tre-Revolution sey in der Regierung, und reolle nun auch in der Kammer Plat greifen. Mehr als einmal habe er schon der Regierung erklärt, daß fie den be- shwornen Vertrag verletze ; der vorgelegte Geseh: Ent- wurf gebe der Sache den leßten Stoß und hebe alle Repräsentation, alle Nationalität, alle Unabhängigkeit, Freiheit und Gleichheit auf; eine gegenseitige Verbind: lichkeit lege der geleistete Eid auf; Berlesung des einen löse die Verpflichtung des anderen Theiles. Fern sey von ihm die Jnéonsequenz, daß ein Volk seinen gesellschaftlichen Vertrag nicht einer neuen Revision unterwerfen dürfe; dies Recht habe er selbst zuerst in der ersten fonstituirenden Nationalversammlung 1789 und wiederum im Jahre 1815 gegen Bonaparte proflamirt. Wären daher Modifikationen nothwendig, s0 könnten sie nicht in den gebräuchlichen Formen ge- wöhnlicher Geseze beschloßen werden, und niemals dürften sie dem ausgesprochenen verfaßungsmäßigen National: Willen und den unveränderlihen ewizen Grundsäßen der Freiheit und Gleichheit entgegen seyn. Alles was diese verleze, wäre Despotismus, gleichviel ob ausge- ubt vom Monarchen oder der Versammlung, dem gan: jen Volke oder einer privilegirten Kaste. Eine solche

erlezung enthalte aber der vorgelegte Entwurf, in- dem er eine Aristokratie bilde, die mit jenen Grund

sägen unverträglich sey. Die Charte sey allen Franzo- *

sen ein heiliges unverlegliches Eigenthum. Sie sey in

der That ganz volksthümlich geworden, und warum sey sie dies? Nicht des Eides halber und aus frommem Glauben an ein göttliches Recht ; denn auf diesen Ta: lisman hätten auch aile vorige Konstitutionen fich be: rufen, und dennoch hätte man unter der Repuolik Haß dem Königthume zu shwören sich erlaubt, und dennoch hätte unter dem illegitimen Kaiserreie Nie- mand sich geweigert, Titel une Würden, Aemter und Orden willig anzunehmen. Nur darum allein sey die Charte so volksthümlih geworden, weil ffe von ihrem töniglichen Urheber als eine Garantie für individuelle Freiheit und die Freiheit der Preße, für die Gleichheit der Rechte, die Unabhangigkeit der Jury, die Unvers leglizkeit alles Eigenthumes und für das repräsenta-: tive Srstem gegeben worden.“ Hienah ging la Fayette in eine Untersuchung ein, ob und wie von der Regierung ¡seitdem alle diese Rechte verleßt wä- ren, pries sie als Früchte der Revolution, rühmte sich seines Antheils an deren ersten Ergebnißen und \chob die Schuld alles Unheiles und aüer Greuel, die sie hervorgebracht, auf die Emigration, ohne welche Lein Krieg, feine Absezung und keine Hinrichtung des Königes erfolgt seyn würde. Dabei unterließ er niht zu erwähnen, was er für die Erhaltung des Thrones und gegen die Jakobiner gethan, und wie er endlich ein Opfer seiner reinen Grundsäße geworden, immer ißnen aber auch in fremder Gefangenschaft treu ge: blieben sey, und sie auch nicht der kaiserlihen Herr: schaft, die er in stiller Zurückgezogenheit an fi vor- über gehen laßen, geopfert habe. Aisdann, nachdem er noch der dreifarbigen Fahne als eines Zeiccens der Emancipation und des Ruhmes, eines Zeicens, das Ludwig XVI. aus den Händen der Nation empfan: gen und Ludwig XVIIL. selbst getragen, ehrenvoll gedacht, {loß er mit einer Aposiîrophe an die Jugend Frankreichs, die, unzugänglich allen Fafktionen, mit eigenem hellen Kopfe, reinem Herzen und dur die Er- fahrungen, die ihre Eltern gemacht, früher gereift; die erworbenen Rechte zu dewahren wißen werde.

Der erst vor karzem aus dem Bade zurücgekehrte Siegeldewahrer de Serre nahm hierauf das Wort, und wir wollen hier nur in Erinnerung bringen, daß er, dem übrigens ganz Franfreih das Zeugnis der reinsten Gesinnungen und wahrhaft lideraler Ansichten giedt, im Jahre 17g2 auswanderte und die èríten Jahre des Krieges im Condé schen Korps gedient hat. Ohne Schonung rügt er mehre Aeußerungen von la

E e N y N N E E t: