1820 / 49 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 17 Jun 1820 18:00:01 GMT) scan diff

auf 20 Procent belaufen , belaufen sch dann wol nur auf 10 Procent.

Folgender Umstand macht es ebenfalls wahrschein- lich, daß man binnen wenigen Jahren zu ganz anderen und zu viel beßeren Zoligesezen gelangen wird, als die gegenwärtigen find. Man is nämlich zu der Einsicht gelangt, daß man überall die direkten Steuern zur Grundlage jedes Steuersystemes machen müße, weil sie die geringsten Hebekosten haben, ferner keine Defraude und folglich feine Kontrolle, und, was die Hauptsache, die größte Sicherheit gewähren, da das Unbeweg- liche immer für sie haftet, und da die Rolle den Na- men deßen zeigt, der sie bezahlen muß. Sie liefern daher Dagsjenige jedesmal in die Staatekaße, was man in die Rote schreibt, wohingegen die indirekten Steuern oft um so weniger in die Staatsfkaßen lie- fern, je mehr man in den Tarif schreibr und je höher man ihn stellt.

Ferner hat man eingesehen, daß es im Grunde nur schr wenige Gegenstände sind, deren Besteurung große Summen einbringt, eben weil nur wenige in großen Quantitäten verbraucht werden. So trugen, gemás den Accise: Registern, in den Jahren 1815, 16 und 17 folgende vier Gegenstände, Kaffee, Zucker, Sirup und ausländische Getränfe nahe fünf Sechstel der gesammten Accise-Cinnahme in den alten Provinzen des Pceußischen Staates. Die Einnahme beruht also blos auf einer rich:igen Behandlung dieser 4 Gegenstände, und wie die Zollsaße für die 50 oder 60 anderen Gegenstände sind, die der Tarif außerdem noch enthält, das is für das Kaßen: Jutereße fast vollig gleichgiltig, da diese alle nur ein Sechstel der Ein- nahme betragen; und man fann, in wie fern die in- ländischen Fabriken bei der Besteurung von diesen in- tereßirt sind, leiht allen Wünschen der Handelskam- mern nachgeben.

JFndem man nun bei den Zöllen von dem lei- tenden Gesichtpunfkte ausgeht, eine wöglichs große Rein-Einnahme, geringe Hebekosten, feine Defraude und keine Kontrolle zu haben, so gelangt man zu el: nem guten Tarife; und indem man das, was die Zölle tragen, blos als eine Summe auf Abschlag an- sieht, welche die Nation auf ihre gesammten Steuern bezahlt: so macht man sich über ihren größeren oder geringeren Ertrag keine Sorge, da das übrige von den direkten Steuern aufgebracht wird, bei denen das Unbewegliche für den Empfang haftet.

Die vereinigten Rechte, oder die Abgabe auf Ge- tränfe, Taba, Spielkarten u. s. w. ‘haben bei einer Einnahme von 188 Miüionen 48 Millionen Hebekosten oder etwas über 25 p. C. gekostet.

Hievon liegt die Ursache theils in der Tabackréegie, theils in den hohen Sägen, die auch als Prämie auf die Defraude wirken und nun eine so scharfe Kontrolle und ein so zahlreiches Personal erfordern.

Bei den Verbrauchsteuern im Jnneren kann man kein anderes leitendes Prinzip haben, als dieses: daß sie viel in die Kaßen bringen. Bonaparte hatte wol noch ein anderes. Er wollte eine zahlreiche und ihm völlig ergebene Beamtenwelt über die ganze Fläche seines Reiches vertheilt haben ; und dieses war auch die Ursache, daß er mit einem sehr großen Kostenaufwande die faiserlichen Tabafabriken einrichtete, die er durch kaiserliche Beamte verwalten ließ. Auch war während seiner Regierung einmal die Rede davon, in ähnlicher Weise kaiserlihe Tuchfabriken anzulegen. Allein eine legitime Regierung findet die sicherste Stüße immer in den großen Junstitutionen des Staates und sie bedarf folhèr fleinlichen Hilfmittel- nicht. Wie fehlerhaft aber ein indireftes Abgabensystem geordnet ist, das bei einer Hebung von 188 Millionen 48 Millionen Hebeko: sten hat, ist an si flar.

Dec Grund hievon liegt offenbar darin, daß 1) der

Staat nicht in kleine selbstständige Staaten gegliedert ist, nämlich in Gemeinden, in Grafschaften und Provinzen. Dann 2) daß die Regierung und die Kammern keine genaue Statistik von dem bewegli:

hen und unbeweglichen Vermögen dieser kleinen Staa: ten besißen, mit deren Hilfe sie viele Abgaben in Rol: lensteuern verwandeln könnten, die fie jezt nah Tarif- Sägen auf eine so sehr beshwerliche und so äußerst tost: bare Weise erheben.

Die Regierungen haben sich vielfa die Steuer: Erhebung dadurch sehr kostbar und beschwerlich gemacht, daß sie Ulles centralisirt haben, und nun von oden her: unter Alles bis in die leste Verzweigung des Abgaben: Systems vertheilen müßen. Begnügten sie si, jeder Grafschaft und jeder Provinz ihre Quote zuzuweisen, so hátten sie es viel leichter. Viele Steuern ließen sich dann in Nollensteuern verwandeln und hätten dann,

wie alle Rollensteuera, nur 6 oder 7 Proc. Hebefkosten }

und feine Defraude. Hierhin gehört z. B. die Steuer auf Salz, die man gleich nah Rollen auf die verschie- denen Gemeinden vertheilen könnte, da man einmal weiß, daß eine Gemeinde von 1000 Einwohnern 18,006 Pfund Salz gebraucht, und eine von 2000 gerade das Doppelre. Ebenso die Mahlsteuern aufs Korn. Die innere Vertheilung bliebe dann den Gemeinden selber übverlaßen, die bald den shicklichsten Maasstab hiefür ausfinden würden, und jede nah ihrer Oertlichkeit,

indem die eine die gefoderte Summe als Klaßensteuer aufbrächte und die andere ste als eine Familiensteuer | nach der Kopfzahl umlegte, so ihre Bevölfkerungsliste |

angiebt.

den, haben das Schwierige, daß sie eine zahlreiche Beamtenwelt hervorrufen, die eine zweite Beamten: welt wieder nothwendig macht, um jene zu fon: trollicen. Bei aller Vorsicht, die man auf die Anstel:

lungen verwendet, verhindert man nicht , daß nicht

Einige angestellt werden, die für eigene Rechnung Ge- shäfte mahen. Die Privatzölle stehen daher vielfach in gutem Vernehmen mit den Angestellten auf den Staats;zóllen. Die 25 Millionen jährlicher Kosten der Fran: ösischen Douane sind wahirscheinlich nur die Hälfte von dem, was die Kontrebandiers und die un: getreuen Beamten noch nebenher für sich machen, was zuleßt denn doch alles von den Bürgern des Landes bezahlt und beigebracht werden muß.

Bei allen Steuern, die nah Rollen erhoben wer: den, fällt dieses weg. Auch kann man diese höher spannen, wenn das Staatsbedürfnis solches fodert, und sie bringen immer in dem Grade mehr ein, in welchem die Rollen eine größere Summe zeigen. Denn das, was in der Rolle steht, kommt auch immer in die Staatskaße. Wird eine Steuer aber nach Tarif: Sätzen erhoben , so ist dieses nicht der Fall, und ste

trágt nicht doppelt so viel, wenn man die Säbe ver: | Den Beweis zu dieser Behauptung liefert |

doppelt. 4 die Französische Briefpost. Necker giebt an, daß diese 112 Mill. in die Staatsfkaßen lieferte. Seit der Zeik

hat man das Briefporto verdoppelt, und die Post lie: |

fert nun nicht 25 Mill. , wie man vielleicht geglaubt hat, sondern nur 12 Mill. Rein-Ertrag. Jhre Brutto» Einnahme ist 25 Mill. 700,000 Fr.

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Folgendes is die Uebersicht der Hebekosten der |

oben angeführten Steuern: direkte Steuern 366 Mill. 7 Proc. 25 Mill. Hebek. Enregistrement 158 15 24 - Douanen . . 110 21 23 vereinigte Rechte 188 25 48 TOtIRIE + e M4 36 5

Summe 836 Mill. 125 Mill.

Wenn es möglich wäre, eine Steuer - Einrichtung zu treffen, wodurch 1) die meisten Steuern in Rollen: Steuern verwandelt würden, und 2) diejenigen Tarife Steuern, so noch übrig blieben, auf so niedrige Säbe gescellt, daß keine Defraude und keine Kontrolle statt- fánde: so würde dieses auf die 836 Mill. ein Erspar- nis von 66 Mill. geben, wenn man, wie bei den di- reten Steuern, auf eine Hebung käme, die nu? 7 Procent kostete.

V u U v

Alle Steuern, die nah Tarifsäßen erhoben wer: |

Man fieht an diesen Zahlen, wie wichtig es ist, die Natur und die Hebekosten, die jede Steuer in einem Staate ‘veranlaßt, scharf ins Auge zu faßen. Denn diese 65 Mill., die man erspart, brauchen nicht erhos ben zu werden. Die Erhebung dieser 66 Mill. kostet

nah der jetzigen Einrih.ung shon wieder 8 Mill., und die Echebung dieser 8 Mill. schon wieder E.

Papierfabrikation und Sammelgeist. (Von einem Berliner Hausvater. )

Ein recht nüßliches Wort, und dieses zur rechten Zeit, hat unsere Spenersche Zeitung in Nr. 46. unter der Aufschrift „Erwerbfleiß ‘“ gesprochen über Papiers Fabrifation und Lumpensammeln.

Wer das Kleine niht aht't, S.ch um das Große vergebens Mühe macht!

Das is ein goldener Spruch, der auf allen Haus. Tafeln stehen sollte, Jedem vor Augen, der ein Ge- schäft, au nur ein Haus esen, verwaltet.

Schon in den alierältesten Zeiten trieb das Be- dürfnis oie Menschen an, auf Mittel zu sinnen, ihre Gedanken dur Zeichen aufzubewahren. Man grub diese mühsam auf Stein, Metaü, Holt, Wachs. Nach und nah versuchte man | bequemere Mitrel; zuerst Thierhäute und Ba!mblätrer. Jener bedienten sich die Jouier, dieser die Aegypter und Araber, wie noch jeyt viele Jubische Völkerschaften. Die Römer ge- brauchten Baumrinde, vorzüglich den darunter siben: den Bast, liber (daher liber, das Buch). Römer und Aegypter schrieden auch auf Leinwand; roie die Si- nesen schon früh auf Kattun oder Taft. Anstatt des Griffels diente der Pinsel. Jn ungewißer Zeit , aber mehre Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung, ward endliy in Aegypten eine Art Papiers erfanden; ein künstliches Fabrifat aus den Häuten einer Art Schilf- Rohrs, papyrus (Cyperus papirus Linn.) oder by- blos, und schon in verschiedenen Graden der Güte be: reitet. Mit diesem trieb Aegypten lange Zeit einen ein: träglichen Aleinhandel. Als Römische Provinz mußte es Papier fogar als Tribut nach Rom liefern, und wie jegzt gewiße Sor:ea unseres Papiers eigenthüm-: liche Namen tragen (Königspapier, Propatria u. a.), so sandten auc schon die Aegypter nah Rom Augu- stuspapier, Livia-, Claudius-Papier (Charta Augusta, Livia, Claudia). Aber auch Rom selbst wandte gro: ßen Fleiß auf die Verfertigung eines ähnlichen Papiers, wozu es seine Leimer, Giätter (glutinatotes, mallea- tores) und andere Hilfarbeiter hatte. Als den Aegyp: tischen Ptolemäern die Könige von Pergamus in Be- förderung der Wißenschaften nacheiferten, und Eume- nes, etwa 250 Jahre vor Christus, sein Pergamus eben so mi: einer Bibliothek zieren wollte, wie ste Alexan: drien besaß, fürh:ete Aegypten für seinen Ruhm, und die Ausfuhr des Papiers wurde bei ‘strenger Strafe verboten. Da erfand Pergamus das Pergament, und lernte des Papyrus entbehren. Nächft dem Verbote, welches Megara vom Athenischen Markte ausschchloß, wobei aber andere Vorwände, wol auch andere Gründe, stattfanden, mag dies leicht das älteste Beispiel einer solhen Regierungsmaasregel und ihrer Folgen seyn. Auf ähnliche Art wußten auch die eingebornen Mexi: kaner zur Zeit der Entdeckung sich ihr Papier zu ver: fertigen.

Bis in das elfte Jahrhundert unserer Zeitrechnung blieb Schilfrohrpapier aus Aegypten und Ftalien, be: sonders aus Sicilien, in Gebrauch ; nun aber wurde es durch Baumbast -, Seiden - und Baumwollen-Papier verdrängt, und die alte Kunst seibst ging allmälig ver: loren. Jn Sicilien glaubte man vor einigen Jahren sie wic2ergefunden zu haben.

Wahrscheinlich gehört die Erfindung der Kunst, aus zerriebenen Pflanzenstossen nah unserer jesigen Art Papier zu verfertigen, den Sinesen an. Auch aus Baumbast, besonders vom Papiermaulbeerbaum (morus papyrifera Linn.) wird noch jegt in Sina und „Fa-

pan, doch mit mühsamer Vorbereitung, durh Schöpfen auf Formen, ein gutes Papier hervorgebraht. Von Sina verbreitete sich das Verfahren in die Bicharei. Aus der Bucharei erhielten diese Art Papiers die Grie- chen, durch die es in Rom, Venedig, Teutschland lange als Seltenheit bek:nnt war. Im Jahre 704 erober- ten die Araber Samarkand, lernten hier die Fabrika» tion und verpflanzten fie im 11ten Jahrhunderte nach Spanien, von wo sie sich dem übrigen Europa mit- theilte. Petrus venerabilis nennt im Jahre 1120 die Bestandtheile des Papiers Fasern aus alten Zeu- gen, und die Geseßsammlung König Alphons des Weisen (Gelehrten) in Spanien von 1265 das Papier Pergament aus Tuch. Es mag freilich wol perga- mentartiger gewesen seyn, als unser gewöhnliches teut- shes Drupapier! Bis zum 15ten Jahrhunderte scheint man blos Baumwollenpapier gekannt zu ha: ben ; vielleicht mit einiger, vielleicht auch nur zufälli- ger Beimischung von Flachs - oder Hansfstoffen.

Sehr wahrscheinlich ist die Verfertigung. unseres jeßigen festeren und glätteren, gänz linnenen Papieres teutschen Ursprunges. Die bis jeßt bekannte älteste Urkunoe auf solchem Papiere vom Jahre 1518 und mehre aus den nächstfolgenden befinden sich in den Ar- chiven zu Kaufbeuern; auch war Teutschland von je: her ein Linnenland. Wie aber in so vielen anceren der nügslichsten Erfindungen, eben so in der Papier- Fabrikation, hat das Ausland geerntet, wo wir gefuet hattcn. Eine Hauptmaschine der Papierfabrifkarion, der Holländer, ist von Teutschen erbaut, aber von Hol- lándern zuerst beaußt, und jeßt, nach mehr als 140 Fahren, sehen wir mit Bedauern die meisten teutschen Papiermühlen noch mit den unvollklommenen Stam: pfen, teursches Geschirr genannt, arbeiten ; viele sogar nur mit diefen. :

Die Ehre wesentlicher Verbeßerungen der Papier- Fabritation gebührt Frankreich. Dann folgten England und Holland ; dieses trog den größten Hindecnißen der Betriebkraft und des Waßers, die sein Fleiß üÜberroand. Am spätesten, seit kaum 100 Jahren, die Schweiz. Von diesen Ländern kauft jepr Teutschland einen gr0- ßen Theil seines Bedarfes, besonders des feinsten und theuerc{sten Papieres.

Dergleihen historishe Notizen haben nicht blos wißenschaftlichen Werth, sondern zugleich recht eigent- lich praktischen. Sie belehren die Eilfertigkeit, die bei den Fortschritten der Nationen auch in den technischen Künsten dem großen Zeitiger, der Zeit, sein Recht srei- tig mahen möchte, und beantworten am besten die Entschuldigungen, Klagen und Ansprüche der Träg heit und des Eigennußes.

Wir befizen in unserem Staate 301 Papiermühle mit 426 Bütrenz die jüngste nicht gerechnet, die eben jezt in unseren Mauern von einer GesesHaft, unter Leitung. einsihtvoller Männer, nah den besen MNe- thoden errichtet is, und die neben ihrem inneren bedeu- tenden Nutzen, eine neue Zierde der Stadt zu werden verspriht. Schon das Verhál:nis der Bütten zu den Mühlen beweist, daß die meisten Mühlen nur kleine Werke sind, von nur Einer Bütte. Auf den grogen östlichen Landes theil fallen aber nr 200 Mühlen mit nur 253 Bütten, die übrigen auf den kleineren west: lichen ; also auf diesen allein etwa 2 an Bütten ; oder im östlichen auf mehr als 16 Quadratmeilen nur Eine Bütte, im westlichen eine auf weniger als 5 Quadrat- Meilen. Unse: Staat iff verhältnismäßig wol das größte Linnenland in Europa. Mehr als 200,000 Stühle, theils profeßionsmäßige, theils ausfü tende, weben nur linnene Waaren. Die ganze Oder herun? ter, und durch Preußen bis an die Rußische Gränze, besteht die Kleidung des Volkes sechs oder sieben Mo- nate des Jahres hindur, außer etwa an Sonn - und Festtagen, fast nur aus Leinewand oder Zwilich in großer Fülle. Ueberhaupt is der größte Theil der Na: tion sehr reinlih, und faum wird irgend ein anderes Land verhä!tnismäßig so viel Linnen verbrauchen, als das unfrige. Die Ausfuhr der Lumpen war ehemals