1820 / 53 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 01 Jul 1820 18:00:01 GMT) scan diff

zu Pferde verfolgt worden sey. Um 1 Uhr kamen 2 Mann von der ersten Patrouille zurúck, wovon der eine {hwer bleßirt war, und meldeten, daß sie auf dem Ruckwege bei dem Dorfe Menard aus dem an der Landstraße liegenden Park des Marschals Victor unvermuthet von hütten mehre Schße erhalten hätten, wovon einer den Gefreiten Vol - bot auf der Stelle getôdtet , ein anderer aber den Geméei- nen Spreumann im Rúccken unter der linken Schulter bleßirt habe. Gleich darauf wurde von dem Orte, woher die Schüße kamen, in teutsher Sprache auf die Patrouillen geschimpft.

Es fand si, daß die Verwundung mit großen Posten, also vermuthlih mit Jagdgewehren, geschehen war.

Der Mazor v. Blankenburg ging nun noch in dieser Nacht mit einem starken Kommando von Inf nterie und Kavalerie auf derselben Straße vor. Er wurde- aus den Dôrs fern Fleury und Cour sur Loire beshoßen, und das Feuer zog sich zulest gegen Menard hin, wobei man wieder zwei Leute zu Pferde bemerkte. Die Bewaffneten zogen sich end- lih auf den Kirchhof von. Menard, der unmittelbar an den Sé@hloßhof stieß, und vershwanden zuleßt durch die Pforte, die durxh den Park auf den Schloßhof führt, und welche sie hinter sih vershloßen. Jn dem Schloßhofe konnte man durch das eiserne Gitter. bei der anbrehenden Morgendäm- merung mehre Bewaffnete in größt. r Bestürzung herumlau- fen sehn. Man foderte sie auf zu ôffnen, worauf seitwärts ein Mann mit einem Gewchre an das Gitter trat und er- Élârte, daß auf Jeden, der Gewalt brauchen wolle, geschoßen werden würde. Es wurde hierauf erwidert, daß cin Preuß Officier den Marschal zu sprehen wünshe. Nach Verlauf einer halben Stunde kam ein Anderer, welcher teutsch sprach. Kaum aber hatte dieser einige Worte gesprochen , als der mit geger.wärtige Ulan Hinz von der ersten: Patrouille sogleich erklárte, daß dies dieselbe Stimme sey, welche nach dem Schießen in der legten Nacht hinter ihnen her gerufen habe z und später zeigte sih, daß es der Adjutant des Mar- \hals, Obrist Graf Lusignan, war, dem die Stimme angehörte.

Endlich wurde der Maire des Ortes herbeigeholt , und auf deßen Verlangen geòôfnet. Der Major v. Blanken- burg vermuthete aus dem fortwährenden geschäftigen Hin- Und Herlaufen der Leute, daß die Verzögerung des ODeff- nens blos deswegen erfolgt sey, um alle Spuren der Be- waffnung hinwegzuräumen. Der Ma: schal entschuldigte sich ziemlih \hlecht, und gestand, er habe Befehl gegeben, seine Jagdgewehre zu laden, jedoch lediglich wegen der Narodeurs.

Die Lokaluntersuchung zeigte, daß die Mauern des Parks hoch und nirgends ohne Leiter zu ersteigen waren. An dem Orte, von woher die Schüße gekommen, befand sich eine Vorrichtung zur Auflegung der Gewehre. In dem Sande zeigten sih frishe Fußtritte von diesem Orte nah dem Schloße hin, und nah keiner anderen Seite. Dfese Fuß- tritte waren nicht von Bauer- oder Soldaten- Schuhen, sondern von fein gearbeiteten Modestiefeln. Der Getödtete war nicht entkleidet zwei Uhren waren ihm aus der Tasche gezogen. In dem Stalle des Marschals befanden sih zwei ganz durchs{chwitte Pferde, wie eben so durhshwißte Sättel und Zeugz und endlih behauptete der Ulan Hinz fortwäh- rend, daß die Stimme des Obristen Lusignan dieselbe sey, welche ihnen in dèr Nacht nachgeschrien habe.

Nach allen diesen Anzeigen erklärte der Major von Vlankenburg dem Marschal, daß der Mörder sich im Schloße und unter seinen Umgebungen befinden müße, Und daß der Marschall selbs dafür verantwortlich sey, worauf Alles sehr bestürzt wurde.

Der Maire des Ortes wurde als Arrestat mitgenommen, aber bald wieder freigelaßen, da er als ein rehtshaffener Mann bekannt war.

Die gerichtlihe Untersuhung über dieses Ereignis ist bur die erfolgten Zeitumstände unbeendigt geblieben,

Die Regulirung der bäuerlichen Verhältniße und die Theilung der ländlichen Gemeinheiten geht in der ganzen Monarchie ihren sichern Gang vorwärts. Jm Königsberger Regierungsbezirke, wo mit Abscblus des vorigen Jahres die Auseinanderseßung in 140 Dör- fern geschehen war, können wir von 88 derselben fol: gendes Nähere anführen.

1) Es waren, in diesen 88 Dörfern 615, Bauern freie Eigenthümer geworden. Es waren 16 neue Vor- werke und 410 neue Familienwohnungen (in 115 neuen

Häusern) entstanden, Es waren 23 Schulstellen durg Zulegung von 61 Morgen Preußish vecdeßert. Es roaren 36,886 Gespann - und 44,038 Hand: Dienst: Tage f

aufgehoven.

2) Jn Hinsicht der verschiedenen Regulirungs- Ar: | ten waren gewählt: in 53 Fällen Land-, in 33 Fällen} Rente: und in 2 Fällen Kapital- Abfindung. Die Þ

Entschädigung der Gutsherrn bestand: bei den 55 Fäl:

len wo auf Land regulirt worden, in 21,305 Morgen,

ihrer freien Benußung zurückgegeben; bei den 53 Fäl:

len der Rente: Abfindung, in einer jährlihen baaren |

Einnahme von 7833 Rihl. 8 Gr. welche jedoch nag

den Durchschnitt - Marktpreisen des Getraides steigi |

und. fällt ; bei den'2 Fällen endlih, wo Kapital ge: nommen wurde, in Baax- Zahlung von 27,000 Rtÿl, Hiebdei ist, was der Bauer an Hofwehr: Geidern zahlte nicht in Anrechnung gebracht.

5) Vor der Auseinandersebung haben die gedachten

615 Vauern übterhaupt benust: Acker. ¡Wiesen, Hutung Forsten. Uebert

" N. 9 Jt.

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a. Die auf Land re- gulirten . . + . +“ b. Die auf Rente re-, gulirten . ....- c, Die auf Kapital re- gulirten »..«ch.ch.

Uederhaupi d. Davon haben dic neuen Eigenthümez erhaiten

e, Die Gutsherxrrn als AUvsinoungeland « f, Außerdem sind den Guteherrn ducch 9a eingezogene Bauer» hóôfe zugefaüen . .

Die Vergrößerung der herrschaftlichen Vorwerke beträgt al: so wegen jener Dörfer überhaupt .

50277 5864 5144439

15926 28323}

258 4606 1 33952

14709

4) Jn 70 Dörfern sind Gemeinheiten auf gehodea, und dadur, voa Servituten be: frei :

a. Herrschaftliche Län De 4 420.0 b, Pfarr- und Schul Grundstücke . . .. | 604 189 c. Kirchen: Ländereien | 171 ß d, Grundstüdcke éleinerc 259 Eigenthümer .. | 630 e. Durch specielle Se: 881 parationen in g Dôc Ten ia ae e 6b f, Durch hutfrei ge- machte Ländereien in 8 De» d 0.4 g. Durch Verkoppe lungen in 10 Dörfern

Ueberhaupt außer Ge: meinheit geseßt .. wobei bemerfkc wird, daß der ganze Flä: cheninhalt dieser 70 Dörfer nur besteht in[49516|14642/10053|/18340|/92551

1265 1925

2499 Z 1419 1233

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: 39096 7138 70460

Redaktion in Aufsicht: von Stägemann., : Reimershe Buchdruckerei,

R ETOS R P E A T T R E S T S Q tee wr ammer mrr runs

Allgemeine

Preußische Staats - Zeitung.

I. Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Berlin, vom 1. Juli. Se. Majestät der König hahen allergnädigst geruhet, dem General- Major v. D y ck auf Rügen, den Rothen Adler-Orden zweiter Klaße, dem Legations:Rathe v. Hänlein zu Kafßel, dem Landrathe des Anklamer Kreises Grafen von Schwerin, dem Landrathe Krafft des Uer: münder Kreises, dem Regierungs - und Ober- Präst- dialratbe Frauendien s zu Stettin, dem Kon- sistorialrathe und Superintendenten Stumpf zu Stargard, dem Baron Reinhold Schult v. Asche: raden, dem Hofgerichts-Direftor von Möller zu Greifswalde, den Rothen Azler : Orden dritter Klaße, und dem Bürgermeister Kühl zu Stralsund, das Alls gemeine Ehrenzeichen erster Klaße zu verleiden.

Des Königs Majestät haben den bisher schon beim Finanz - Ministerium gestandenen Regierungs- Rath Kühne zum Geheimen Finanz-Rath zu ernen: neu gerußet.

Se. Majestät der König haben die Geheimen Archivarien, den bisherigen Geheimenrath Kahlen und die bisherigen Kriegsräthe Wernis und Kenkel

zu Geheimen Archiv:-Räthen, so wie den Geheimen Ar- chivar Höfer zum Archiv:Rathe aleirgnädigst zu er- nennen und die desfallsigen Patente höchsteigenhändig zu vollziehen geruhet.

Der bisherige Kammergerichts - Assessox Stropp ist zum Rathe bei dem Over-Landesgerichte zu Mag- deburg ernannt worden.

Einpaßirt. Se. Excellenz der General - Lieutenant v. Kosinsk i, erster Kommandant der Stadt Posen, von Posen. Der Marquis Alfieri, Chargé d’affaires Sr. Majestät des Königes von Sardinien am Königl. Nieder- ländishen Hofe, von Dresden.

Aus paßirt. Se. Durchlaucht der regierende Fürst v. Turn und Taxis, nah Neu-Strelizg. Se. Excellenz der Oberhofmeister v. Sch ilden, nah Hamburg. Der General-Major und Divisions - Kommandeur v. d. Mar- wig nach Frankfurt a. d. Oder. Der General - Major und Landwehr - Brigade - Kommandeur von & hile nah Treuenbrtiegzen.

Durchgegangen. Der Erb-Landhofmeister der Kur- mark, Graf v. Königsbmark, von Ruppin nah Karls- bad. Der Kaiserl. Oesterreihshe Kabinets - Kourier Veck, von Wien nah St, Petersburg.

II. Zeitungs-Nachrichten.

Ausland.

Frankreich. Die neusten Pariser Zeitungen bis zum 24. d. M. enthalten die Fortsesung der Debat- ten über das Budjet. Der Bedarf für das Kriegsmi- nisterium ist größtentheils ohne alle Einschränkung nach dem Berichte der Kommißion darüber, angenom- men worden; nur über das 20. Kapitel dieses Bedarfs,

| die sogenannten eventuellen Ausgaben, erhob sich eine

sehr lebhafte Diskußion, worin der Kriegsminister selbst in einer kurzen, improvisirten Rede die Opposition des General Sebastiani beantwortete. Das Jntereßan- teste davon im nächsten Blatte.

Auch von dem Bedarf für das Seeministerium sind hon die fünf ersten Kapitel angenommen.

Der Moniteur vom 19. giebt Nachricht von der Audienz, welche die Munizipalität von Paris bei Uebergabe der Addreße in Bezug auf die leßien Unrus hen beim Könige gehabt, die Anrede des Präfekten und die Antwort des Königes, welche also lautet: „Jch bin lebhaft gerührt von den Gesinnungen, welche meine gute Stadt Paris mir bei einer zugleich betrÜ-

benden und erfreulichen Gelegenheit zu erfennen giebt. Aufwiegler, unwürdig Franzosen zu heißen, hatten,

um Unruhen zu erregen, den Namen der Charte, die mir theurer ist als ihnen, gemisbraucht ; das Unglück, das daraus entstanden, geht mir tief zu Herzen. Aber ihr Unternehmen hat nur dazu gedient, die gute Dis- ciplin meiner Truppen, die Zuneigung meines Volks und der volkreihen Vorstadt, wo ih so oft die rüh- rendsten Beweise der Anhänglichkeit an die Gesele

und an meine Person erfahren, an den Tag zu bringen.‘

Gleich erfenntlih hat sich der König gegen die Chefs der Garde, der Garnison von Paris und der Gensd?armerie erflärt, als sie am 19. zur Audienz gelaßen wurden.

Der Moniteur vom 24. d. berichtet dîe am 22. er: folg:e Ankunft des Herzoges Decazes in Paris; und das Journal de Paris von eben dem Tage enthält schon die Anzeige, daß er noch am Tage seiner An- kunft, abends 10 Uhr, seine Aufwartung dem Könige gemacht und fast eine Stunde lang bei ihm verweilt habe. Diese Ankunft gerade zu dieser Zeit und wo die neue Wahlordnung im Grunde nah dem Plane des Herzoges zu Stande gekommen, ist ohne Zweifel sehr merkwürdig.

Ueber einen bekannten Gegenstand’, nämlich über die vor einiger Zeit bei der Deputirtenkammer einge- reihte Petition des Herrn Madier de Montjau, Rathes am Königl. Gerittshofe zu Nismes, welche einen geheimen leitenden Auss{uß und mehre von demselben erlaßene Umlaufschreiben denuncirte, äußert sih der officielle Moniteur also: „Sogleich als die Regierung Kenntnis von dieser Petition erhalten, hat der Graf Portalis, Unter-Sekretair des Justizmi- nisteriums, in Abwesenheit des Ministers, dem Herrn Madier schriftlich auffodern müßen, alle in seinen Händen befindliche Beweise dem General : Profurator des gedachten Gerichtshofes zu überantworten , damit eine Untersuchung gegen solche Störer der öffentlichen Ordnung eingeleitet werde, Herr Madier hat