1820 / 56 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 11 Jul 1820 18:00:01 GMT) scan diff

Nekroldg-.

Karl Heinrich Fabian Graf Reichenb àch, gebo- ren 1778 zu Bodzanowit, b?z0g 1792 die Schule zu 6 die Universität zu Frankfurt a. d. I st bei der hôöchsten Gerichtsbehörde in Warschau und dann beim Königl. Oberamte in Breelau. Im Jahre 1805 verließ er die rein: juristische Laufbahn und ging zur avminiftra- tiven über, indem er Kriegs - und Domainen - Rath bei der Kammer zu Breslau wurde. Fn der Unglücks- Periode von 18306 gehörte er hier ehrenvoll zu denen, welche es vershmäheten, ihre Feder und ihr Talenr dem Eroberer zu leihen. Sein Verdienst anerkennend erhob der Monarch den jungen Rath im Jahre 2809 zum Direktor der Breslauer Regierung. Als im Jahre 18153 der König zu den Waffen rief, war Gr. Rei: chen bacch einer der thätigsten Beförderer des Königl. Willens und erhielt für seine rege Theilnahme an der Bewassnung Schlesiens dás wohlverdiente Eiserne Kreuz. Jm Jahre 1816, als nan, um eine längst gefühltem Bedürfniße abzuhelfen, für Ober - Schlesien eine eigene Verwaltbehörde zu Oppeln errichtete, rourde er deren erster Chef - Präsident. “In diesem weiteren Wirkekreise hat sein immer thätiger Geist viel geschaffen , viel angeregt; und welchen Antheil seine Bestrebungen an der ganz veränderten Gestalt von Ober-Schlesièn haben, das hat kürzlich der Mon- ar{h anerkanut und géehrt durch Verleihung des Ros then Adlér-Ordens. Er stard unverheurathet, den 8. Sai 1820, tief betrauèrt von seiner Provinz, von sei: nen Kollegen und von Jedem der ihn näher kannte. Lebt der von ihm ausgegangene Geist in der Verwal- tung Ober:-Schlesiens fort, st0 hat der Graf Reich en-

bach nicht umsonst gelebt.

Das Königliche Museum Rheinisch-Westphälis- her Älterthümer in Bonn. (Shluß.)

Zu diesem Bestande sind seit März 1820 folgende Get genstände hinzu gèkommen, welche vorher einzeln in den Rheinprovinzen zerstreut lagen, der Vernichtung und Ver- stúmmelung ausgeseßt waren. Diese sind gesammelt z denn ehe zu Ausgräbnngen geschritten werden fann, müßen alle bereits vorhandenen Denkmale der Art, die häufig in Hef- fen und Sträuchen einsam liègender Dörfer si hefinden;, zusammengebracht und des Gegenstandes würdig im Landes- Museum aufgestellt werden. Dazu, und zum Ankauf darges botener Sammlungen vaterländischer Alterthümer, werde vorläufig der für diese Institute aubgeseßte Fonds verwendet Ls z

Das Museum Mârz 1820. H : | i 2

1) 20 Alt äre in Stein, größtenthéils mit den trefflich gearbeiteten Bildern. der Götter versehen, unter denen fich vorzüglich ein dem Jupiter, und ein dem Jupiter, der Juno und Minerva geheiligter Altar áuszeichnen. 0

2) 12 Grabstein e, gleichfails die meisten wit Figuren, darunter befindet \ch auch der Grabfstein eines Legaten des Varus, welcher in der Hermannschlaht geblieben. Diesen Stein ziert das lebensgroße Bild des Feldherrn in vollstän- digem Kriegershmucke. i

Ein unshäßbares Denkmal ,

in Bonn erhielt also Crt

daß géwiß jeder Teutsche Andacht betrachten kann; Môdchre dem daß neben diesen Grab-

Museum noch die Freude werden, daß neve ena in Teuifcztands Fnnerem

fiéin noch einst ein Légións- Adler, gefunden , gestellt werden könne. A

3) Mehre Aschenbehälter aus Stein,

4) Die Alterthuias-Sammlung des verstorbenen Hofkammerrathes Beuth in Düßeldorf, bestehend aus hun- dert und mehren Gefäßen aller Art und Form, Gläsern, Schüßeln, Ringen, Fiblen und Figuren aus Bronze, steiner- nen Streitäxten, theils aus Feuer - theils aus Serpene tinstein. | i

Diese Gegenstände find sämmtlich bei Xanten gefunden, weshalb die steinernen Wasscn besonders intereßant ers

scheinen. ; ) Die bei Xanten ausgegkähenen Alterthümer aus der Sammlung des Herrn Kaufmann Dam es in Xantenz bei stehend aus Gêmrien, Metall- Gegenständen, 1dmishen Zie- geln mit den Zeichen der vaselbst stationirten Legionen, Tôpfergeschirr aller Act, und silbernen und kupsernen Múnzen, 6) 159 sehr wohl erhaltene Rômische und Griechische Múñ3 zen, welche bei Xanfen und der Umgegend séit vielen Jahs ren gefunden und gesammelt worden e T ) Ein Stein mit Inschrift von einer Römischen Hande Mühle, circa 14 Fuß im Durchmeßer. g) Ein als Säule, forinthisher Ordnung, bearbeiteter,

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Museum in Bonn angekauft worden find.

- ungefähr 4 Fuß hoher Stein, an deßen Außenfeiten dîè üti:

sterhaft auszearbeiteten, völlig nackten Figuren des Neptun, Apollo und der Ceres sich befinden. h

) Die Sammlung déèr Brönzésiguren , Gläser und - Ge- fäße, welche seit langen Jahren größtentheils am Wichels- hofe bei Bonn gefunden, und von den verstorbenen Dr. C r e- velt und Kanonikus Pick gesammelt und jest von der Direktion der Museen vaterländischer Alterthümer für das Darunter befin S acht der shônsten Bronzfiguren von 5 bis 8 Joll

e.

10) Ein ungefähr 5 Fuß langer und 21 Fuß breiter

tein mit hôhft wunderbaren symbolischen Darstellungen, den Weinbau betreffend, aus der guten Zeit Rômischer Skulptur.

11) Ein gegen 6 Fuß langer feiner Sandsteïn von drei: eckiger Form, welher das Portal eines Tempels geziert haben mag. Darauf befindet sih ein ganz vortrefflih ge- arbeitetes und erhaltenes Basrelief, dem Dianenbilde entfliehend, darstellt, von Orest und Pylae dcs begleitet. Die Arbeit der beiden vdllig nackten männ- lihen Figuren ist meisterhaft. dés Indebachs gefunden, woselbst sehr bedeutender Größe liegen. aus dem Bache gezogen und erregen lihen Verzierungen großes Intereße. So viel zu unter: suchen mögli war, ist geschehen, und die Vermuthung, daß sih auf einem der noch im Bache zúge befinden, ist nicht ungegründet. niedriger ist und die Witterung günstig, wird die Untersu- chung dieser Steine fortgeseßt werden. Der Stein mit den Basrelief ist an das Museum in Bonn gesendet worden.

12) Ein koloßales Medusenhaupt aus Sandstein, geist: reih und ausdruckvoll gearbeitet.

13) Ein Steinhauersis aus den Römischen Tufsteingruben bei Reidt. Endlich :

14) Die Alterthums-Sammlung des Hofraths Dr. Do- row, Außer den hon durch Druck und Steindruck bekannt gewordenen Gegenständen *) enthält diese Sammlung noŸÿ:

a. Eine vortrefflih erhaltene Amphora von 5 Fuß Hôhe.

b. Jrdene Gefäße und Lampen von besonders eine, 1 Fuß im Durchmeßer große, vortrefflich er: haltene Schaale von terra sìigiliata mit Epheu-Rankea ver» ziert, und vier Vasen aus derselben Maße mit Verziecun- gen, welche sih auf die Bachus-Mysterien und den Aegypte schen Gottesdienst beziehen. H

c. Viele Stein- und Thon-Figuren, zum Theil Jsisbilder von großem Intereße wegen der eigenthümlichen \ymbholi- hen Darstellung z darunter auch wahrscheinlich eine Neha- lennia aus Stein von circa 2 Fuß Höhe. ,

d. Ein Votiv-Stein, Merkur und Nundina, und zwei Genien mit den Attributen dieser Gottheiten, gur gearbeitet und vortrefflich erhalten.

e. Ein ròmischer Altar mit den Bildern der Diana, dés Apoll und der Juno.

f. Ein Votiv - Stein aus Alabaster , welchen Galba den Merkur gesest hat, in Form einer Gräáburne.

o. Eine Menge Waffen und Opferinstrumente und Bronze.

h. Ein vörtresslih gearbeiteter Apis aus Bronze.

i. Ein im Teutoburger Walde gefundener 3 Fuß 6 Zoll Höhe und 1 Fuß 42

Sobald das Waßer

aus Stei!

Schild von Sr. König?

beshreibt. Hr. Dorow hat diesen erhalten,

lihen Hoheit dem (Zroßherzoge von Darmstadt k. Ein Herkules von Marmor 7 Zoll ho 3 li aus den Zeiten des Severus. Außer diesen Gegenständen

bene Münzen in Gold, Silber und Erz. sih beinahe sämmtlich durch vorzüglich gute Erhaltung aué, besonders die in groß Erz, worunter sich ein Medaillon von Hadriau. Rev. P M 18 P. seltene Münzon befinden.

Es wäre zu weitläufig, vièle Alterthümer hier aufzuführenz man wird si vorläufige Anzeige überzeugen, discher Aiterthürsèr in Bonn schon jest zu den bedeutendere

andere noch vorhandene durch diest

in Teutschland gehört, und mit Recht ein allgcmeinès In: |

verdi-nt.

tereße und Unterstügung jeder Art besonders freundliche

Môge demsclben Beides werden,

Theilnahme der Gelehrten auf der Universität zu Bonn! f

#) Oprertären und Grabhügel der Sermanen und Römer am Rbein. Wiesbaden 1819: gr. 4. Mit 22 Steindruekrafein und einer Karte. Das ate und leßte Heft erscheint zur Michaelis-Meßé dieses Jahrs.

Eee wem

Berichtigung, Im z54sten Stücke Spalte 4, Seile 16, | hi " nächsten Tage aussetze.““

lése man Stieftöóchter statt Stiefmutter.

Redaktion in Aufsicht: von Stägêèmann. Reimershe Buchdruekereiï.

) L O E E R E Et nrr ertreter

P

welches Iphigenia, miéí |

Dieser Stein ist im Bette | noch 6 bis 8 Steine von f“ Drei davon sind bereits f * durch ihre eigentyúm- f

liegenden Steine Schrift:

sehr shônen Formen,

|

Schild von F Zoll Breite, in Forn ff und Arbeit den Schilden der Teutschen gleich, welche Tacitus f

wahrschein: | besißt Herrn Dorowéffß

Samtiulung noch 238, bei Wiesbaden und Mainz ausgegra: F Selbige zeichnên F

Cos. 111. und mèéhr andert F

Allgemeine

Yreußishe Staats - Zeitung.

E E I

568 Stúüd. / Berlin, den 11ten Julius 1820.

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Kronik des Tages.

Berlin, vom 11. Julius Se. Majestät der König haben den Adelstand des Lieutenants und Adjutanten im Garde: Landwehr- Kavalerie: Regimente Ludwig von Schimmelpfennig zu erneuern, und

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A usland.

Frankreich. Jn den Verhandlungen übex das Budget des Finanzministeriums, namentlich über den Bedarf des Rechenhofes, bestieg Here Benjamin Constant die Tribüne, und der erste Theil seiner Rede sczien lediglich den eben verhandelten Gegenstand zu betreffen, aber bald zeigte es sih, daß es nur ein redneriscyer Kunskgrisf und daß es seine Absicht gar nicht war, Einwendungen gegen den gefoderten Bedarf zu machen, sonoern- ihn nur als eine Gelegenheit zu Betcrachtungen ganz auderer Art zu benußten. Ohne Zweifel, sagte er „ist es doch wesentlich nöthig und die Natur der reprásentativen Ver?aßung gebietet es, daß die Depu-irren sich mit ihren Fommittentien über die der Kammer zr- Berathung vorgelegten Gegenstände \chriftlich un -erh-lten, vor allen andern über die Abga- ben die sie ahlen sollen, und die sie willig und ohne Murren zahlten, wenn sie die Ueberzeugung von ihrer Noth:vendigteit erhielten. ‘‘ Dieser gute Wille sey eben ein Gewinn der repräsentativen Verfaßung, aber dar: um anch die freiste gegenseirige Mittheilung eine un- erlaßliche Bedingung ¿ur gehörigen Verständigung mit den Kommittenten über die Bedürfaiße des Staates und die deshalb an denselben zu leistenden Abgaben. Diese freie Mittheilung werde jet gestört; denn Po- lizei: Agenten ohne geseßliche Autorisation durchliefen die Departements, und namentlich dasjenige, welches er reprásentire, ein gewiöer Mounier, und nähmen die Briefe weg, welche die Deputirten ihren Kommnit- tenten geschrieben, und gerade nur auf diese Briefe sey es abgesehen, dean alle übrigen hä:te!man, so wie die Personen selbs, denen man ste weggenommen, in Ruhe gelaßen. Alle civilisirte NBölker hätten das Geheimnis der Briefe als unzertrennlich verbunden mit der Ruhe, der Sicherheit und dem theuerskten JFuntereße der Fa-

daß das Museum vaterlän! f milien, heilig gehalten ; er selbsi dürfe zwar die Offen-

barung seiner Korrespondenz nicht fürchten, man würde darin nur seine laut ausgesprochenen Grundsäbe finden (bei dieser Gelegenheit nannte er die Berichte des Mo- niteur über die Unruhen in der ersten Hälfte des Ju: nius gedruckte Lügen): aber seiner Pflicht als Depu- tirter sey er \s{uldig, diese strafbare Willkür öffentlich anzuzeigen, und anzutragen „daß die Kammer sofort

Auskunft darüber von den Ministern fodere, und um

ihnen dazu Zeit zu laßen, die Verhandlungen bis zum

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Amtliche Nachrichten.

dem Königl. Baierschen Staats-Minister Freiherrn v. Zentner den Rothen Adler : Orden erster Klaße zu verleihen geruhet.

Auspaßirt. fanterie, Graf von Gneisenau,

Se. Excellenz der General von der Jn- nah Schlesien, -

Zeitungs-Nachrichten.

Der Deputirte Villèle bestritt diesen Antrag als gänzlich unstatthaft, weil die angezeigten Thatsachen nur Verlegungen der häuslichen Nuhe und Rechte, und als solche nur ein Gegenstand der Jujtizverwal- tung wären, deren Autorität und Schuß dagegen auf- zurufen jeder Bürger gleiche Rechte habe. Nicht von einem besonderen Rechte der Deputirten sey hier die Rede, sondern von der Heiligkeit der Briefe überhaupt; ünd ob diese an Briefen der Deputirten oder an dénen des geringsten Bärgers verleßt werde sey ganz einerlei. Denn“ das von dem Herrn Constant behauptete Princip, daß die Deputirten schuldig wä- ren, mit ihren Kommittenten zu korrespondiren und sich gegen sie Über die Gründe ihrer Abstimmungen zu er- tlären, sey grundfalsch und gefährlich ; sobald einer als Deputirter in diese Kammer träte, sey er nicht mehr Deputirter seines Departements, sondern des gesamm: ten Frankreichs. Höchstens würde sich daher der vor: getragene Fall zu einer Addreße an den König, nicht aber zu Beschlüßen der Kammer eignen. Diese Erwiderung fand fast die allgemeine Zustimmung aller Mitglieder, und obgleich noch hin und her über diesen Punkt gesprochen wurde, und Herr Con stan!t sich so viel als möglich über seine Motion zu rechtfertigen suchte, s sah er sih doch am Ende selbsk genöthigt, sie zurückzunehmen.

Aber dabei hat es der officielle Moniteur noch nicht bewenden laßen. Das 181se Blatt dessel- ben weist den Herrn Benj. Constant, ohne seinen Namen ausdrücklich zu nennen, folgendermaßen zu- recht. „Ein Deputirter hat es für seine Pflicht gehal- ten, in der Sitzung vom 27. die Verhandlung Über das Budget zu unterbrechen und die Aufmerksamkeit der Kammer auf die Wegnahme von Papieren bei eî- nem Privatmanne im Sarthe - Departement zu rich: ten. Es scheint, daß er in dieser Rücksicht sehr unrich- tige Anzeigen empfangen, und wir glauben sie berih- tigen zu müßen. Ein Minister des Königes (der Justizminister) hat öffentlich in der Kammer erklärt, daß die Ränkemacher in verschiedenen Theilen Frank- reichs allerlei Bewegungen heroorzubringen suchten, und man darf nicht zweifeln, daß die Justiz den Fa- den derselben überall verfolgt. Jm Anfange die- ses Monates war es, als die gerichtliche Behörde deshalb zu Untersuchungen in der Behausung des Herrn Goyet in Mans srit. Seitdem waren neue Anzeigen eingegangen und der Justizminister