1820 / 59 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 22 Jul 1820 18:00:01 GMT) scan diff

Die Rezenfion der Geschichte dés Preußischen Staates seit dem Frieden zu Hubertsburg ‘“ im 54sten Stücke der Staats-Zeitung hat nachstehende Antikririk veranlaßt :

&n der im 54sten Stücke der diesjährigen Staats- Zeitung enthaltenen Beurtheilung des zweiten Bandes der Geschichte des Preußischen Staates vom Frieden zu Hubertsburg bis zur zweiten Pariser Abkunft, kommt die Stélle vor: „die Neigung des Verfäßers, „in feindlithen Heerführern nur Scipionen und in „ihren Heeren nur Römische Legionen zu erblicken, „verleitet zu der Muthmaßung, in ihm einen Säch: ,, sischen Schulmann zu finden."

Obschon diese Aeußerung in ihrer Allgemeinheit

den ganzen Stand der Sächsischen Schulmänner, män weiß niht aus welchem Grunde, angreift, und um st0 auffallender ist , als sich durchaus nicht erklären läßt, warum gerade ein- Sächsischer Shulmann geneigt seyn soll, in feindlihen Heerführern Scipionen und in ihren Heeren Nömische Legionen zu sehen, so würde doch auf selbige, wenn fie in irgend einem anderen öffent: lichen Blatte geskanden hätte, kein sonderliches Ge- wicht zu legen, solche vielmehr als eine unpaßende Neckerei leicht zu übersehen gewesen seyn. Da es aber die Preußische Staats-Zeitung ist, deren Redak- tion unter der Aufficht eines angesehenen Staatsbe: amten steht, da es das officielle Blatt der Monarchie, das Organ des Gouvernements is, welches eine fo auffallende Aeußerung aufgenommen hat: so er: scheint eine solhe, wenn au die fraglice Necension nicht unter den amtlichen Nachrichten steht, nicht bedeutungslos, wenigstens nicht für die öffentliche Meinung.

Die zwisben den Höfen von Berlin und Dresden bestehenden Gesinnungen und Verhältniße sind von zu aufrichtiger Freundschaft, als daß man nicht gegensei- tig von der Nothwendigkeit überzeugt seyn soüte, es müße von beiden Theilen mit möglichster Sorgfalt darüber gewaht werden, daß nicht, gegen den Nach: bharstaat gerichtete, leidenshaftlihe Ausfälle oder ge:

{ häßige Aeußerungen in öffentliche Blätter und Jour: nale aufgenommen werden,

Geschichte des Preußischen Staates seit dem Frieden zu Hubertsburg.

Vorstehendes Werk, welchem der Vetfaßier aus zar: tem und tichtigen Gefühle seinen Namen nicht vor: geseht hat, würde vielleiht gleich andern anonymen Büchern lange unbemerkt geblieben seyu, wenn nicht einige heftig tadelnde Beurtheilungen die Aufmerksam: keit des Publikums geweckt und (roahrscheinlih gegen Erwartung und Zweck) den Absat desselben so ge: mehrt hätten, daß man einer neuen Auflage entgegen- sehen kann. Bis auf einzelne, nur psychologisch merk: würdige Abweichungen, gingen die zahlreihen und seitdem bekannt gewordenen Urtheile dahin :. „„ daß der Verfaßer alle zur öffeatlichen Kunde gekomrnenen Quel: len gerxißenhaft benußt und das Zerskreute auf eine geistreiche und anziehende Art zufammengestellt habe. Allerdings ließen sh ihm manche einzelne Fehler nach: weisen, allein wie habe er die, hinter Thür und Rie- gel verborgenen Geheimniße (selten großer, gewöhnlich fleinlicher Art!) erspähen sollen? Allerdings werde nicht Jeder mit seinen Ansichten und Urtheilen immer- dar übereinstimmen; sie wären indeßen mit so viel

daß Niemand an

Anstand und Würde vörgetrazen , Nicht winveren

böswilligen Jrrthum denken könne. Fleiß; als auf den Jnhalt, habe der auf die Anordnung und den Styl gewandt und gern lese man sein Werk bis zu Ende, welche Ehre vie: len E gerühmten Geschichtsbüchern nicht zu Theil werde.

Keinem, der es wißen will, kann jeßt mehr verbor: gen bleiben , daß der Verfaßer ein Mann ist, roelcher fich durch Gelehrsamkeit, Karakter, Sinnesart und echte Vaterlandsliebe ausgezeichnet, und der ungetheil: ten Achtung eines jeden von allen, nah entgegengeseßten Richtungen staitfin: denden Kannegießereien, hat er den wadrhaft geschicht: lichen Standpunkt festgehalien, und vor Allem ge: wußt, daß Selbsterkenninis der begangenen Fehler nüslicher ist, als Zudecken und Leugnen derseiben; daß, wenn die Gegner Preußens in jeder Beziehung so dumm und jämmerlich gewesen wären, als Manche sle dargestellt sehen möchten, der ben nicht eine dec größten Erscheinungen in der Welt:

Geschichte, sondern etwas wäre, was kaum einer Er: |

wähnung und Erzählung verdiente.

Mehre angesehene, ja die höchsten und zweifels: ohne unterrichtetsten Staatsbeamien (denn von Ge- lehrten und Historikern shwcigen wir diesmal) haben dèm Verfaßer ihrè 4chtung und ihren Beifall auf einze sck@meichelhafte Weise zu erkennen gegeben, und ihm, seinem sehnlichen Wunsche gemäß, Berichtigungen und Belehrungen mit einer so freundlichen The1lnahme zus gesandt, daß der Ton und die Art einiger anderen, selbsk der Zuretweisung bedürfenden Zurectweisungen, dop- pelt auff ut.

Bon 16, in Schlesien und dem dazu gehörenden Theile der Lausig vefindlihen Gelehrten-:Schulen, find im vorigen Jahre 1214 Jünglinge mit den erfoder chen Zeugnißen der Reife, zur Hochschule entlaßen

1. worden.

Man hat vor einiger Zeit auf den, Paris umge» benden Anhöhen Versuche mit farbigen Feuersignalen, welche eine Art See: Telegraphen geben sollen, gema! und dieselben an der Küste und auf kleinen in einiger Entfernung kreuzenden Fahrzeugen wiederholt. Ver: mittels bieser Erfindung werden Schiffe auf 5 bis 4 Französisce Meilen mit andern Schiffen oder mit H Küste bei Tag und bei Nacht fich verständigen önnen.

Fn dem New System of Geography von Myetré

befindet sich eine sehr intereßante vergleichende Mora: F

genieß?, der ihn kennt. Fern }

Triumph úder eir

Verfaßer endlich |

|

ruhigung gelesen werden wird. " zioar selbst zu den sogenannten ' wenigstens strebt er sichtbar dahin , theilhaftesten Lichte zu zeigen :

litátstabelle unter den verschiedenen Grafshäften Eng:| lands. Nach derselben komme in der Grafschaft Un: F

glesea auf 18,522 Bewohner ein Gefangener, wogt:

gen sih in der Grafschaft Warwick von 989 und in F

der Grafschaft Middlesex von 588 Bewohnern Einer F

im Gefängniße befindet. Fn ganz England ist das

Verhältnis : 1 Gefangener zu 1483 Freien; in Waleö|

1 Gefangener zu 6315.

Ep E E. R E ERS R E O

Redaktion in Aufsicht: von Stägemann. Reimersche Buchdru@eref.

L ect cüicmianÁeemac O O E OR S Ä C E Ä RE D NEN meier em brennen

Allgemeine

Preußische Staats - Zeitung.

59e Stud. Berlin, den 22sen Julius 1820.

ur

I. Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

vom 22. Julius. Se. Majestät der den bisherigen Ober : Landes- Gerichts - Asseßor Seyffert zu Marienwerder zum Rathe bei dem Ober -: Landesgerichie zu Königsberg zu ernennen, und dem Kommerzienrath Georg Friedri Schlüter zu Stralsund den Karakter eines Gehei- men Kommerzienra:hes zu ertheilen.

Berlin, König haben geruhet,

Bekanntmachung.

Die große Zahl der Anstellungsgesuche der versor- gungsfähigen Juvaliden veranlaßt den Justizminister bekannt zu machen, daß diese Gesuche von ihm nicht unmittelbar berücsichtiget werden können, sondern die vorläufige Prüfung der Qualifikation Derjenigen, welche eine Anstellung bei den Gerichten suchen, in den Pro- vinzen den Ober Landesgerichten , und in Berlin dem Kammergerichte überlaßen is, welche bei wirklichen Er- ledigungen solcher Stellen die Vorschläge bei dem Ju- stizminister einreichen. *

Es haben sih daher Diejenigen, welche eine Versor- gung dieser Art wünschen, und mit dem Invaliden- Versorgungs scheine versehen sind, nur bei dem Kammer- Gerichte, oder bei den Ober-Lande8gerichten zu mel- den, wohin ihre hier eingehenden Gesuche abgegeben werden. Berlin, den 19. Jul. 1820.

Der Juli : Minister, ircheisen.

Angekommen: Se. Exc. der Wirkliche Geheime Staats-Minister 2c. Graf v. Bülow, von Merseburg. Se. Exc. der Königl. Schwedische General - Lteutenant und General-Feldzeugmeister, Baron v. Cardell, von Stockholm.

Abgereist: Se. Exc. der Geheime Staats-Minister v. Brockhausen, nah Stargard, Der Königl. Säch- sische Gesandte am hiesigen Hofe, Freiherr v. Minkwis, nach Dresden.

Durchgereist: Der Königl. Spanische Gesandte und bevolim. Minister am Ruß. Kaiserl. Hofe, Chevalier Ma- nuel Don Golez de Salangy, von Dresden nah St. Petersburg.

IL. Zeitungs-Nachrichten.

A usland.

Frankreich. Aus einer in Frankreich viel ge- lesenen Stehrift verdient Folgendes angeführt zu wer- den, weil es zur genaueren Kenntuis dex Par:heien in Frankreich beiträgt, und daher in der gegenwärtigen Zeit niht ohne Jntereße und vielleicht nicht ohne Be- Der Verfaßer scheint Liberalen zu gehören, sie in dem vors aber ohne Zweifel ist einer ihrer bestgefinnten , vernünftigsten und am wenigsten revolutionären , kurz nicht das, was man Jakobiner. zu nennen pflegt. Um so mehr ver: dienen seine Urtheile über diese Parthei und die ihr gemachten Vorwürfe Aufmerksamkeit, und das, was etrva Uebertriebenes oder Falsches in sein Urtheil über

er au

die Royalisten oder die sogenannten Ultra’s dersel:

Vorausse6ung von jedem

kann beim Festhalten jener Leser selbst am besten gewÜürs» digt werden, ohne daß es deshalb einiger Anmerkun-

gen bedürfte. / j Diejenigen , sagt der Verfaßer, die, da sie die Re-

ben eingefloßen seyn mag,

volution einmal nicht ungeschehen machen können, do nun wenigstens alle ihre Spuren von Grund

aus vectilgen möchten

die Vorurtheile und die

(die Testaments - Exekutoren des Mittelalters , wie er sie nennt ) bilden zwar nicht die große Mehrzahl, aber keinesweges ist ihre Parthei se chwach, als man sie gewöhnlich ausgiebt; sie hat Gewohnheit für sich; be- rühmte Namen, alte Erinnerungen geben ihr viel Gewicht; sie wird durch manche talentvolle Männer unterstüßt, deren litterarischer Ruf selbst im Aus-

r

lande begründet ist; großes Eigenthum, hohe Staats: Aemter, eine «ohlgeordnete Organisation und eine be- harcliche Festigê-ii in ihren Grundsäßen stehen ihr zu Gebote; sie hegt, wenigstens gilt .das von manchen ibrer Mi-glieder, den ' ehrlichen Glauben, daß die Wel: ordnung nur mii diesen Grundsäßen bestehen, ru- hige Entwickelung der menschlichen Kräfte nur auf diesem Grund und Boden“ gedeihen könne. Mit ihr sind aus minder lauteren Absichten alle Befôrderer der Unwißenheit, die aus System oder Gêwohnheit den Obskurantiemus für zuträglich halten, verbunden ; Alle, die in der Revolution nichts als ein blutiges Schau- spiel sehen, Viele von denen, die durch ste thr Theuer- stes verloren haoen und in der Vergangenheit nur Er- innerungen des Schmerzes, und in der Gegenwart nicht Ersa, nicht wiederherge stellten Wohlstand fin- deni, so wie auch endlich alle Diejenigen, welche nur unter dem Schuße einer absoluten Gewalt sh am wenigsten gefährdet. haiten, und alle Gebrechen der Anarchie der Freiheit zuschreiben; die nicht unbeträcht: lie Zahl aller Misvoergnügten, die ihr der Augenblick zuführt, so wie allec Derer, welche den Mantel nach d«m Winde hängen, nicht zu gedenken.

Die Gegner dieser Parthei, die Libér1len , find zwar sammilih Vertheidiger der konititutioneilen Charte, allein sfe sind mt insgesammt glei gesinnt. Mögen, sagr der Versaßer, die wahren Vercheidiger der Konstirution nie vergeßen, daß ihre erste Pflicht darin besteht, den König, der die Charte: gegeben hat, und seine Dynastie, die sie handhaben soll, ¿u vers theidigen; möge ihre Handelweise, möge selbst ihre Sprache nie zu Besorgniÿßen Veranlaßung geben ;