1820 / 60 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 25 Jul 1820 18:00:01 GMT) scan diff

Picot für sich ohne gehörige Autoxisatión abgefaßt sey. Dennoch hatte dieser Umstand feine weitere Folgen, sondeci die Kammer genehmigte vielmehr auf die Bewrnerkungen des Deputirten Bedo ch, daß Herr Picot bona fide geglaubt, die Mitglieder der Kom- mißion wären mit ihm einverstanden, und dáß also ein bloßer Jrthum im Spiele sey, die Verhandlung des Tages.

Jn der bekannten Angelegenheit gegen den Hrn. Ma: dierMeontjau wegen seiner Denunciation einer gehei- men dirigirenden Komite fand in Beiseyn des féierlih dazu empfangenen Justizministers, des Siegelbewahrers de Serre, eine förmliche Sibung des Káßationshofes in dem Juftizpallaste statt. Bekanntlich will Hr. Ma: dier die Beweise über seine Denunciation nicht ange: ben, weil er sich durch einen Eid von der Verpsflich- tüng entbunden. Auf den Börtrag des Génerai:-Pro- éurators, daß Herr Madier schuldig sey in Person zu erscheinen und sich Über sein Benehmen, wel- hes zum bürgerlichen Kriege auffodere und beschim- pfend für den -föniglichen Gerichtshof zu Nismes sey, zu vérantworten, sprach der Siegelbewahrer selbst fol: gendes Dekret aus? „Der Kaßationshof verordnet, day der Herr Madier auf dem 7. Nóv. vor demsel: ben erstheine, und sich über die von dem General: Prófkuratòr gegen ihn anhängig gemachten Faëta ver: nehmen laße.‘°

Nach einer Königl. Verordnung, die Aufnahme der Studenten der juristishen und medizinischen Fakul- täten betreffend, soll zweimal des Monats Uber die eingeschkiebenen Studenten Namen -: Aufruf gehalten werden ; wer nicht aûtwortet, verliert seine öInskrip- tion. Wer zweimal im Vierteljahr bei dem Aufrufe fehlt, verliert das Zeugnis der Beflißenheit. Die Fa- Lultát bestraft durch Verlust von Jnséciptionen das Vergehen gegen den Respekt, so wie jede Jnsubordi- nation. Die Studenten, die übèrwiesen werden, an Uncuheû Theil genommen zu haben, werden nach Verhältnis ihres Vergehens durch einen akademischen Rath zur Strafe gezogen. Es ist den Studénten ver: boten, ohne Erlaubnis. der Lokal : Autorität und Vor- wißen des Rektors unter sich Verbrüderungen (Bur- schenschaften ) zu stiften.

Diè Getraidepreise haben die im Gefeze bestimmtè Höhe erreicht, welche das Verbot der Getraide - Aus- fuhr zur Folge hat; daher denn an den Gränzen we- gen der Getraidesperre die nöthigen Verfügungen er- laßen wdrden sind. :

Nach dem Berichte unseres Konsuls in Alicante wirò, in ausländischen Schiffen Expeditionen nach den Überseishen Provinzen vörzunehmen, bis zum Aus- spruche der Versammlung der Cortes nicht weiter gestattet.

Der Handel zwischen Valencia, Kä- talonien und Gibraltar ist dur die Quarantaine sehè

Spanien.

gestört. Es ist jeßt keinem Zweifel mehr untecwor- fen, daß die Pest durch ein Schif äus Téètuan , wel: ches mai im Lazarethe zu Mahon eingelaßen hat; ver- breitèt worden ist. Jn 2 Dörfern auf Majorka starben in 5 Tagen 500 Personen. Die vèrpestete Gegend ist mit einem Kordon umzogen ; mehre noch Gesunde Haben die gewaltsamsten Versuche gewagt , diesen zu durchbrehen, weshalb aus Barcelona noch Truppen Haben herbeigeholt werden müßen, uvm den Kordon ú verstärken. Von Mahon aus sfnd der Polizei- Behörde in Majorka vier Todtengräber angeboten wor: den, welche sih in Tanger die Pest haben einimpfen laßen, únd nun vor Ansteckung sicher sind.

Die Nachricht, däß Frankreich die Einfuhr Unserer Holle- mit bedeutenden Abgaben belastet, hat zu meh: ren Anträgen veranlaßt, sämmtlichè eingehende Fran: zösische Wollenwaaren in gleicher Weise zu béhandeln.

Die Cortes haben bereics mehre Vorbereitungs:- Hersammlungen gehaltenz in. der vierten, am 6. Jul. bestimmten , werden sie für installirt erflärt werden,

Bei ihren Zusammenkünften erscheinen sie, die Geisti

lichen in ihren Amtskleidungen, die Militairs in |

Uniform, die übrigen im schwarzen Kleide mit Degen,

_ London. Schon früher (am 6. Jul.) hatte Hr, Wilson im Unterhausé den Lord Castlereagh ge: fragt: ob die Regierung officielle Bestätigung des Ge: rüchtes erhalten habe, daß Frankreih den Plan hobe, die Unabhängigkeit der Süd - Amerikanischen Staaten anzuerkennen, und einen Bourbon auf den Thron dieses Welitheiles zu sehen; damais war der Lord der Antwort ausgewichen. Am 14. mähhte daher Dr, Lushington den Antràg „, den König selbst um Mit: theilung der amtlichen Nachrichten hierüber zu ersu: chen ‘‘ und bemérkte, daß dieser Französiscze Cntwurf

mit Vorwißen und Einverständnis aller Wiächte, Eng: | land ausgenommen, habe ausgeführt werden sollen, F

Hierauf erwiderte der Lord jet: Die Nachricten hierüber wären der“ Régierung zwar von ihrem im Plata befehligenden Seeofficier, aber nicht in einer

&orm zugekommen, die deren amtlihe Mittheilung er:} laube, ‘nämli als bloße Beiäge zu Anklageakten| gegen die vorigen Regierer in Buenos-Ayres, mit denen f

Großbritannien nicht in amtlichen Beziehungen gestan:

den. Er müßeDr. Lushington zugleich ersuchen, si |

hier aufreizender Ausdrücke gegen fremde SoUveraine zu enthalien, bésonders gegen Frankreich, gegen wel: ches, der geglaubten MRivalität wegen, ohnehin eine nur gar zu leiht zu entflammende Neigung obwalte, Er seines Theiles habe wenigstens eben soviel Gele: genheit gehabt, als Dr. Lushington die wirklichen Gesinnungen der fremden Mächte zu beobachten und

wiße, daß nicht der geringste G:und sey, ihnen jene |

angebliche Eifersucht, Urgwohn und Mißtrauen, oder Germyschäßung der Handlungen diéses Parlamentes Schuld zu geden. Er wundre sich, daß Or. Lus- hington nur Rußland erwähnt habe, da in den Pa: pieren auch Desterreich genannt sey. Er {loß damtt, daß er überzeugt sey, daß der einzige Wunsch- der

großen Mächte die Befestigung des aligemeinen Frit: |

dens, und daß die Ehre einer jeden der zum Heiligen Bündniße gehörigen Mächie, deren erwähnt worden, unverleßt sey:

Nacy vielem Woörtwéchsel zwishen Here Mäckin- tosh, Canning und Ellis, nahm Dr. Lushin g ton seinen äntcag wieder zurü.

Derselbe ertlärte am 14., daß er von der Königin

Befchl erhalten, seinen Amtsdienst mit dem Dienste |

ihrer Räthe zu verbinden, und bat um Gestattung die- ses Vorschlages, der äuch bewilligt ward.

Nach einem Schreiben aus Harwich vom 9. Jul. |

sollen an diesem Tage die Jralienischen Zeugen, weiche

am 6. in Dover landeten, in Harwicy son wieder i nach Holland eingeschisst seyn; ste waren größtentheils F

aus Como: gebürtig, und hatten vor persönlichen An:

grissen eine solche Bangigkeit, daß sie fich scheuten,| Die Behandlung der: F

sich öffentlich sehen zu laßen. selben in Dover, wird als seht übertrieben dargestellt; indem fich das Ganze auf einige Schimpfwörter be- schränkr, welche sih ein Träger erlauvr hätte, der

ihre wenigen Habseligkeiten habe rwegtragen sollen, und f

mit ihnen wegen des Trinkgéldes nicht habe einiß werden konnen.

Man ist gegenwärtig besonders begierig, db det | Antrag der Konigin, ihr die Zeugenliste mitzutheilen, F

durchgehen werde; werde er verweigert, hat Hr. D en: man, Rath der Königin geäußert, so sey sehr zu über: legen, ob er und seine Kollegen, niht der Königin

und der allgemeinen Gerechtigkeit schuldig seyn dürf: f

ten, diè Vertheidigung ganz aufzuhegen, und den

Ausspruch úbder die ganze Sache dem Unwillen det

Nachwelt zu überlaßen.

Bei der auf den 174. k. M. äângeseßten Verhandlung | der Sache der Königin vor dem Oberhause, follen bet }

schwerer Geld: oder Gefängnißstrafe, alle Lords per sönlich s einfinden, WBergami ist von Paris nacch Rom gereist. æ

Dex Zeugen gegen die Königin, die aus dem Aus- sande erwartet werden, sollen über 200 seyn; um in Dover nicht auf ähulihe Weise empfangen zu werden, wie die zwölf Fraliener (\. Nr. 59.) werden ste auf anderen Punkien landen.

Bereinigte Staaten. Der Staats:Kalender für die Vereinigten Staaten ist in diesem Jahre zum erstenmale in Druck erschienen. Nach der Behauptung einiger öffentlichen Blätter liefert er die Uebersicht des in diesem Lande einfachen Geschäftroesens und den Aufschluß über die Möglichkeit, mit einex geringen Anzahl mäßig besoldeter Beamten, das zu bewirken, wozu in anderen Staaten ein ganzes Heer von Ofsi- cionten und Scpreibern nöthig sey. Die erste Avthei- lung begreift die zur voüziehenden Gewalt gehörenden Behörden. Der obersie Staatsbeamte der Republik ist der Präsident; der zweite sein Lieutenant (Stellz vertreter, Vice-Präsident) dann kommt das Staats- Departement, dem der Staatssekretair vorsteht; und welches die Ausroärtigen und alle Angelegenheiten ver: waltet, die nicht zu den Departements des Schaßes, des Krieges und der Marine gehören. Cin Departe: ment des Juneren giebt es nicht, denn die Geschäft: Gegenstände eines jolczen gehören vor die Regterun: gen der einzelnen Staaten. Jm Schah: Departement präsidirt der Schaysekretair, der die óssentliche Ein? nahme veræaltet und die Aufsicht üver die Häfen und Leucht - Thürme leitet. Der in der Rubrik des Kriegs - Departements angeführte Bestand der Linien: Armee ist nur 8688 Mann z dagegen belaufen sich die Milizen, die dann erst Sold bekommen, wenn sie zum Kriegsdienste aufgefodert werden, auf mehr denn 800,000 Mann. Dirie zweire Abtheilung begreift den Senar und das Haus der Repräsentanten. Fm er- sten hat der Lieutenant des Präsidenten den Bor- sib; jeder der Vereinigten Staoten stellt zwei Viit- glieder in den Senat. Der Präsidenr muß den Dez

nat bei Beseßung bedeutender AHemter um Rath fra:

* gen, und zu Abschließung vortommender Verträge

mit fremden Mächten seine Ratifitation einholen; auch steht ihm gegen Staatsverbrecher das Erkenntnis zu. Während der Zeit der Sizungen, erhält jeder Se- naior täglih acht Speciesihaler Auslösungz Sol- cher Senatoren sind gegenwärtig 46. Vas Haus der Repräsentanten wiro aus den Deputirten gebil: det, welche aus den 25 einzelnen Staaten abgesandt werdenz auf 35,000 Einwohner wird ein Repräsen: tant gerechnet, gegenwärtig zählt das Haus 188 Reprä: sentanten, die alie zwei Jahre vom Volke ihres S\aa- tes gewählt werden, den Präsidenten aus hrer Mitce wähien, und die Zeit der Sizungen über, ebenfalls 8 Speciesthaler täglich erhalten. Die dritte Abtheilung enthält endlih das Justizwesen ; der oberste Gerich1s- Hof 1st zu Washington, deßen Chef der Obecrichter ist. Außer diesem 26 Distriktgerichtshöfe ; die Gerichte der einzelnen Staaten find nicht aufgeführt.

Eine besondere Eigenheit dieses Staáts- Kalenders besteht darin, daß die Besoldung (Kömpensation) der Beamten zugleich mit angegeben wird.

Schweden. Das drei Meilèn vön Stockholm gelegene landesherrliche Schloß Svartsjo wird zu eîi- nem JFuavalidenhause eingeri{tet»

Brüßel. Die Vorbereitung zu den bevorstehen- den Jubelfeierlichkeiten sind im lebhaften Schwunge, zur Beleuchtung der öfferitlichen Gebäude hat der König 7000 Fl. angewiesen.

Wien. Déèn Reisenden ist erlaubt wörden, Rauch; und Schnupftaback in größeren Quantitäten als zeitè her erlaubt war, gegen Erlegung einer bestimmten Steuer, die sich na den Gattungen des Tabacks rich- tet, einzuführen. Wie es heißt, wird auf den Brant: wein im hiesigen Staate eine erhöhte Steuer gè- legt werden. : U

Speier. Zur Wiederherstellung dès hiesigen Doms wird mit königlicher Bewilligung im Rheinkreise eine Kollekte gesammelt.

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Berlin, Zur Berichtigung und Vervollständi- gung mehrer in verschiedenen éffentlichen Blättern erschicnenen Nachrichten über den hiesigen diesi{äh- rigen Wollmarkt, mag Folgendes dienen.

Im Ganzen wurden an Wolle 953,970 shwere St. 5 Prod. eingeführt. Auf dem vorjährigen Markte ka: men 75,436 sw. St. 7 Pfd. ein. Diesmal find also gégeu den vorjährigen 18,553 schw. St. 18 Pfd. mehr eingeführt worden. Unter obigem diesjährigen Ein- fuhcquanto befanden sih an ausländischer Wolle nit mehr als 1934 s{chw. St. 11 Pfd.

In Ansehung dex Preise zeigte dèr Anfang des dies¡ährigen Marktes erfreulichere Resultate als der vorjährige, denn in den ersten Tagen stiegen sämmt- lihe Preise mit 2 Rthl., 2 Rthl. 12 Gr, und sogar in einzelnen Fällen, mit 4 Rtihl. pro Stein. Diese günstige Aussicht bestimmte die Verkäuser, ihrè Fode- rungen zu steigern. Dies bèwirkce zuerst einen Still- stand im Hanoelsverkehre, dem dann ein allgemeines bedeutendes Sinken der Preise folgte.

Die in diesem Jahre gegen bas Jahr 1818 abermals gesunkenen Wollpreise haben unter den Verkäufern manche Klage vecanlaßt. Viele darunter suchten die Ur- sache der diesjährigen niedrigen Preise in der Hereinlas- sung der ausländischen Wolle, wodurch das Quantum der zu verkaufenden Wolle zum Nachiheile der Verkäufer vergrößert worden sey; allein wenn sie in Betrachtung ziehen, daß nah obiger Angabe auf 50 St. inländi- scher Wolie nur ein Stein ausländischer zu rehnen ist, so werden sie die Ueberzeugung selbst entnehmen, daß dieses geringe Quantum auf das Sinken des Preijes von Einfluß nicht gewesen seyn könne. Die sehr hohin Preise des Jahres 1818 rührten einzig und aliein von einer gewagten Spekulation auswärtiger Cenpedauher her; diese mieglückte aber so sehr, daß ein großer Theil der eingekauften Wolle in Ham- burg liegen bleiben, und später unter dem CEinfauf- Preise adgescpt werden mußie. Es liegt daher wol in der Natur der Sache, daß unsere Woue die Preise des Jahres 1818, ohne außerordeniliche Veranlaßun- gen, nit sobald wieder erreichen dürfte. Machstehende Tabelle giebt die Uebersicht der Wollpreise der Fahre 1814 bis 1820}! ___fFeinè Wolle. 1814/13 bis 26 Rthl. 1815/15 26 - 1816/20 36 1817/1635 34 1818/20 46 1819/20 34 9 18 =_— 10 1820/17 =— 55 * 9 16 =_ 8

Nach dieser Uebersicht ermittelt sich der Durch- \hnittpreis für den Stein feine Wolle auf 17 Rthl. 9 Gr. bis 34 Rthl., für den Stein Mittel -Wolle auf 10 Rthl. 12 Gr. bis 18 Rthl. 10 Gr., und für den Stein ordinaire 7 Rthl. 5 Gr. bis 11 Rthl.

Unverkauft blieben beim diesjährigen Wollmarkte 12,566 Stein 1 Pfund. E

Zum Einkäufe hatten sih eingefunden 16 Auslän- der, 33 inländische Kaufleute und 6g inländische Fa: brikanten. Jm Ganzen waren diesmal 41 Käufer mehre hier, als zum vorjährigen Markte.

Potsdam. Vor kurzem äußerte sich zu Witt: stock bei Prenzlow unter dea Kälbern die Hundswuth indeßen ward diese geroiß seltene Krankheit durch Töd- tung der tollen Kälber glücklich gehoben. :

In der Rüdèrsdorfer, Tegelshen und fast allen For- sten am linken Spree: und Havel : Ufer hat die graue Band - und die gewöhnliche große Kienraupe dem Naz- delholze bedeutenden Schaden gethan.

Als Naturmerkwoürdigkeit verdient erwähnt zu wek: den, daß in Kyriß ein Sperling mit vier völlig aus- gebildeten Füßen eingefangen worden ist; er ist an das zoologische Museum in Berlin zur Aufbewahrung ahs gesandt worden.

Mittel : Wolle. ordinairè Wolle. g bis 12 Rthl.|6è bis 93 Rthl, 10 15 10Ï « 15 21È 184 13 28

15È 82

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