1820 / 61 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 29 Jul 1820 18:00:01 GMT) scan diff

wahrers gebührt das Verdienst, baß endlich der s{chänb-: lichen Straflosigkeit ein Ende gemacht und der dicke und geheimnisvolle Schleier, der jene Verbrecher bis- her vérhüllte, hinweggezogen wird. An diesen die Petition zur weiteren zweckmäßigen Verfügung zu sen- den, dahin ging der von der Kammer genehmigte An- trag des Bericht: Erftatters.

Die zweite Petition betraf den neuen Bischof zu Meáux, den ein Einwohner des Seine: und Marne- Departements, Namens Tiemet, deshalb denuncirte, weil er einen Umlauf an die Pfarrer seines Kirchspren- gels erlaßen, durch deßen Jnhalt leicht die Besorg: niße über die Giltigfeit der Veräußerung der geistli- cen Güter erneuert werden könnten. Aber der Be: riht-Erstatter meinte, es ließe sich von einem Geist: lichen, der eben zu einem so hohen Amte berufen sey, nicht glauben, daß er Ungehorsam gegen die Charte predige, und den Saamen der Zwietracht ausfstreue ; es müße wol nur ein Misverstand im Spiele seyn, und es. würde hinreichen, wenu der Minister den Bi: of auf die Auslegung, die seinen Worten gegeben worden aufmerksam mache, um durch eine deutliche und der Würde seines Amtes geziemende Sprache Alle WBesorgniße zu heben. Dies genehmigte auch die Kammer.

Die neusten Pariser Zeitungen reichen bis zum 3X9, und bringen wenig Erhebliches mit. Das Journal de Panis und aus ihm der Moniteur enhält folgenden Artikel :

Es giebt in London wie in Paris Journalisten, die sih angelegentlich bemühen, Neuigkeiten zu ver- breiten und zu entstellen, sofern sie ihnen geeignet scheinen allerlei Besorgniße über Uneinigkeiten und Krieg auszustreuen. So haben Englische Blätter an- ge;eigt, daß unser aus Amerika zurückgekommener Ge- sandte, Herr Hyde de Neufville sein ganzes Ge- fandschaftpersonale mitgebracht und daß er glei beim Aussteigen aus dem Schiffe gesagt „er hoffe, daß fich noch’ Alles werde arrangiren laßen.‘ Diesen Wor- ten haben jene Blätter eine Auslegung gegeben, als wénn der Ausbruch eines Krieges zwischen Frankreich Und den Vereinigten Staaten nahe sey. Die Wahr- heit aber ist, daß Herr Hyde de Neufville nur von Einem Mitgliede seines Gesandtrschaftpersonales be- gleitet ist, und daß, wenn er jene Worte gesprochen, fte keine andere Deutung zulaßen, als daß Frankreich gegen die Erhöhung der Auflagen auf die Einfuhr Fran- zösischer Produkte Reklamationen angebracht hat.

Die Mitglieder der Deputirtenkammer Benoi st und Froc de la Boulaye (der legte zeichnete sich bei den jüngsten Diskußionen über das Wahlgese6 durch fehr lebhafie Unterstüßung der ministeriellen Vor- schläge und gründliche Auseinandersezung aus) sind zu- Staatsräthen erhoben worden.

Das neuste Werk des bekannten Abbe de Pradt Über das Wahlgeseß, ist auf das Gesuch des Königl. Prokurators in Beschlag genommen worden ; desglei- chen eine Schrift ,„„Malerische Biographie der Depu- tirten, ihre Portraits, ihre Sitten und Kostüme““ be- nannt.

Der Siegelbewahrer de Serre hat in Begleitung seiner Familie abermals eine Reise zur Wiederher: stellung seiner Gesundheit- angetreten, er will die Bä- dex zu Mont d’Or gebrauchen.

In der Pairkammer sind die Verhandlungen über den in Antrag gebrachten Beschluß wegen Anwendung Eörperlicher Zwangmittel gegen einen Pair noch nicht geshloßen. Junsdér lesten Sißzung wurde ein Ajoururne- ment derselben vorgeschlagen, aber bei dem Scrutinium fanden fih sechs Stimmen mehr für die Verwerfung desselben, und die Debatten haben demnach ihren Fortgang.

Spanien. Am 6. wurden die Cortes in der dritten Sigung der vorbereitenden Junta eingeseßt. Prásident ist Espiga, Erzbischof von Sevilla; Vice- Präsident, General Quiroga; Sekretaire, Clemen- cin, Cepero, Subrié und Marcial Lopez.

Eine Deputation von 22 Mitgliedern und 2 Se: È fretairen, den Präsidenten an der Spige, zeigte dem! Könige die Einseßung der Cortes anz; der König em: | pfing sfe im größten Staate, ladete die Deputation zum Sigen ein, und versprach, der Versammlung der Cortes am 9. beiwohnen zu wollen.

„Am gedachten Täge erschien der König mit der Königin, dem diplomatischen Korps, den Ministern, drm Staatsrathe, den Land - und See Officieren, dem Personale von allen Gerichten und einem glänzenden Gefolge, abends zwischen 10 und 11 Uhr, in der Ver: | sammlung, und legte den Eid der Treue gegen die Verfaßung auf das Feierlichste ab.

Neapel. “Der König segelte am 2. Julius dem Herzoge und der Herzogin von Kalabcien entge: gen, weiche von Palermo ankamen, und ging darauf roie: der nach Neapel zurück. Die Nacht darauf brach unter den Truppen zu Nola “eine Jnsurreftion aus, die ihren Grund in der allgemeinen Unzufriedenheit Über die Auf: lage der Fundaria und über die Sperrung der Ausfuhr inländischer Erzeugniße haden soll. Mehre Officiere} an der Spibe zogen einzelne Reiterkorps na Uvêél: Þ lano und Salerno, und bemächtigten sich, nachdem eine | große Masse Landvolk zu ihnen gestoÿen war, beider Städte. Am 6. verließ General Pepe mit zwei Re- gimentern Neapel und schloß sich an die Jusurgenten; Diese verlangten eine freie Verfaßung, wie die Spar nier sie erhalten hätten. Am 6. versprach der König durch den unten erwähnten Herzog von Campo- chiaro, dem Wunsche des Volkes zu gnügen, und S binnen aht Tagen die verlangte Konstiturion zu geben. Stelle des Grafen Nugent Generalktapitain, der Intendant Amati, Finanzminister au der Stelle des Ritters von Medici, Graf Camaldoli löste den Justizainister Tommasi ab, und der Herzog von Campochiaro den Minister der auswärtigen Ange- legenheiten, Marchese de Circelilo.

Die nächste Folge ‘der Unruhen wroar ein beträchtf- liches Sinken der Neapolitanischen Staatepapiere.

Die Residenz sck webte, che der König jenes Ver: sprechen gab, in der: größten Unruhe; der Kronprinz, der furz nach dieser Katastrophe, aus Sicilien zurück- fam, sank dem Monarchen zu Füßen, und dankte ihm für die Rettung des. Landés.

(Nach hier eingetroffenen Mailänder Privatbriefen, legten die Chefs der im Lustiager bei Nola versam: melten Truppen dem Könige am 6. Jul. die Konsti- tution vor, mit dem Bemei:ken, daß, falls er solche zu: vollziehen sich weigern sollte, sie für die Sicherheit seiner Person nicht einstehen fkönncen.)

Den neusten Nachrichten zufolge erließ der König am 6. Jul. folgende Proklamation: An bie Nation des Königreiches beider Sizilien. Da sih der allge- meine Wunsch der Nation des Königreiches beider Si- zilien, eine konstitutionelle Regierung zu haben, an den Tag gelegt hat, so entspreen Wir demselben aus Unserm vollen Wilen, und verpflichten Uns, binnen acht Tagen deren Grundlagen zu publiziren. Bis zur Bekanntmachung dev 'Konstirution verbleiben die be- stehenden Gesege in Kraft. Nachdem Wir auf diese Weise dem öffentlichen Wunsche gegnügt haben, be- fehlen Wir, daß die Truppen zu ihren Korps, und jeder Andere zu seinen gewöhnlichen Bescháftigungen zurückkehre. Neapel, den 6s. Jul. 1820.

: Ferdinand.

Bereits is drei Personen vom Könige der Auftrag gemacht, die Grundlagen der neuen Verfaßung, in der gesezten Zeit, zu entwerfen.

London. Jm Oberhause trug Lord Ersfkine darauf an, daß der Königin einé Lisie der Zeugen mit: getheilt werde, welhé die Minister gegen auftreten

laßen wollten. Der Großfkanzler uno Lord Liver- poól widerselstén sich dém- Antrage, weil eine solche Bewilligung frühec nue dem des. Hochverräthes Ange-

Zugleich ward Generat Corascosa, an der |

' zum Narren machen zu laßen. Veßige Wohnung in der Residenz ihr nichr gefällt, so

klagten zugestkanden worben. Lord Ellenborough Fonnte sich von dem Nuten nicht überzeugen, den diese Zeugenliste für die Königin haben dürfte, indem es ihr werde unmöglih seyn, über den moralishen Werth dieser Zeugen binnen hier und den 17. Aug., wo die Anklagebill gegen sie zum zweitenmale verlesen werden solle die nöthigen Erkundigungen einzuziehen, und äu: ßerte, daß, wenn die Deponenten ihre Aussagen wür: den gethan haâben, der Königin hinlängliche Zeit ver- gönnt werden solle, deren Gehalt zu ermitteln. Hie- nach ward der Antrag wegen Mittheilung des Zeugen: WBerzeichnißes verworfen.

Im Unterhause reflamirte Dr. Lushington, Na- mens der Königin, das Silberservice, was ihr des ver- storbenen Königes Majestät im J. 1808 geschenkt habe, und deßen sie sih bis zum Jahre 1814 bedient, bei ihrer Abreise nah dem Kontinente aber dem Hrn. Masch zur Aufbewahrung übergeben hade. Gegen- wärtig werde die Zurückgabe dieses Services, unter dem Vorwmänñde, daß es Eigenthum der Krone fey, ver- weigert, und er müße dies als eine von den vielen Beleidigungen ansehen, mit denen die Königin seit ißrer Ankunft gekränkt werde, und an denen YNic- mand Schuld sey, als die Minister. Lord Castle: rèagh, der über die Frage, ob die erwähnten Silber- Geschirre der Krone oder der Königin gehörten, allein zuverläßige Auskunft geben konnte, war nicht gegen: wärtig, daher Dr. Lushington seinen Antrag am 17. Jul. im Unterhause wiederholte. Lord Castle- reagh etwiderte „die Bemerkungen, welche sich der gelehrte Herr am 15. erlaubt und heute wiederholt hat, sind ganz darauf berechnet, das Volê aufzuwiegeln, und den schlechtesten Theil desselben zum Misvergnü- gen und zur Wiederholung von Ausschweifungen zu reizen, wovon ih Augenzeuge gewesen bin, und bei welcher Gelegenheit seibst der Pallast des Königes an- gegriffen wurde. Selbst wenn der gelehrte Herr alle mögliche Advokaten: Knisse angewandt hätte, so dürfte seine Rede keine größere Unwißenheit über diesen Ge- genstand zeigen, und so s{wanger mit Bemerkungen seyn, die als Feuerbrände zwisen das Volk fallen; ich sage daher nicht zu viel, wenn ich dem gelehrten Herrn zu bemerken gebe, daß es ihm beßer angestan-: den haben würde, während meiner Abwesenheit erst den Kanzler der Schaßkammer zu fragen, ob er ihm einige Auskunft über den Gegenstand geben könne, ehe er seine schneidenden Bemerkungen fallen ließ, und sol%e zurückzuhalten, bis ein Minister da war, der ihm antworten konnte. Vor ungefähr drei Wochen erhielt Lord Liverpool die Nachricht vom Ober: Kammerherrn, daß Jhre Majestät um Zurücklieferung des Silber: Ge- schitres angehalten habe; er antwortete darauf, daß es nicht die Absicht der Minister sey, der Königin weder eine anständige Nesidenz, noch die nöthigen Meubles,

die ihrem Range gebührten, zu verweigern, und daß, wenn eine solche Residenz für sie bestimmt seyn würde,

über das Silber - Geschirr und die nöthigen Meubles auch verfügt werden solle. Wenn Jhre Majestät sich so betragen hätten, wie es den feineren Gefühlen ihres Geschlechts zukommt, und eine solche Würde

| beobachtet hätten, die ihrem Range angemeßen ist, so

würden Sr. Maj. Minister ängstlich besorgt gewesen seyn, ihr jede Erleichterung zuzugestehen, die eine

Königin unter solchen Umständen errwoarten kann. Aber © wenn Jhre Majestät sch herabwürdigt, den niedrigsten / Rathgebern ihr Ohr zu leihen; wenn sie es zugiebt, ein Werkzeug in den Händen des schlechteften Gesindels des Landes zu seyn, das gewagt hat, den Pallast ihres

Herrn u. Gemahls gewaltsam anzugreifen, und wovon ih Gelegenheit hatte, ein Augenzeuge zu seyn: so stehe

ih nicht an, tros aller Sticheleien, die der achtbare

und gelehrté Herr in diesem Hause brauchen mag, zu

_erflâren, daß ih die Pflicht vergeßen würde, roelche ich der Würde und der Ehre der Krone schuldig bin, wenn

ih meinem Fürsten riethe, sh durch solche Kunstgriffe Wenn Jhrer Maj.

bin ich verfichert, daß ihr bei einem Acrangement zu einer bequemeren Residenz kéin Hindernis in den Weg gelegt werden mird. Der größte Theil dieses Setvices ist ein altes Meuvel, weles vormals König Wi!helm dem Dritten gehöctez und so wenig hatte man berech- net, daß es das Eigenthum der Königin seyn solle, daß eine förmlicze Liste darüber in dem Buche des Ober- Kammerherrn aufgenommen wurde, wovon der Ti- tel folgendermaßen lautet : „Eine Liste des Silber-Ser- vices Sr. Majéstät, geliehen an die Prinzéßiù von Wales , während sie im“ Kensingtoñ: Pallaste residirt.!“ (Hört! hört!) Die Liste existirt seit der Zeit, als das Silber: Geschirr hergegeben wurde, und wenn Jhre Majestät es an irgend einem andern Orte, als Ken- sington - Pallast gebrauchte, so har sie ein Recht aut- geübt, welches ihr nicht zukam. Da es dem gelehrten Herrn gefallen hat, Versicherungen zu machen, so habe ih im Gegensage dieselbe Freiheit, und will ih denn im Betreff dieses Silbderzeuges die Bemerkung machen, daß, als dié Prinzeßin von Wales sich jederzeit nicht zufrieden mit dieser Bedingung bezeigte, Lord Ayles- fryd fich zu dem verstorbenen Könige verfügte, und den Umstand augeinandec segte, indem er befürchtete, daß er die Prinzeßin beleidigt habe; worauf der König ihm versichette, daß ex eden so wenig über das Sil- ber-Gesehicr als über die Kron - Ländereien verfügen könne. (Hört ! hôct !) Aus diésem Umstante kann man sih ungefähr einen Begriff von den Rathschlägen machen, welche Jhré Majestät von ihren Advokaten erhalten hat. Jch kann nur von den Früchten dieses Rathes urtheilen, und herrliche Früchte hat er bei diesec Gelegenheit hervorgebraht. Jch halte in meiner Hand die officielé Kopie eines Briefes, auf welctzem sich dieser ernsthafte, vors Parlament gebrachte Gegen- stand gründet. Der gelehrte Hérr hat kürzli um Erlaubnis gebeten, im Oberhause als einer. der An- wáälte Jhrèr Maj. zu erscheinèn, und ih kann nichts thun, als herzlich wünschen, daß er in seinen Berufs- Geschäften daselbst glücklicher seyn möge, als es bei diesér Gelegenheit der Fall gewesen. ( Geläczter.) Der Brief isi von Lady Anne Hamilron an den Ober-- Kammerherrn, und lautet, wie folgt:

¡Die Königin ersucht den Ober: Kamnierherrn, das Silber - Geschtrr, welches ihr von Sr,“ vetstorbenen Majestät geschenkt worden, an den Ueberbringer, F o- ann Hieronymus, ihren Kammerherrn, zu übers iesern.““ :

Der Ober - Karnmerherr konnte keine beßere Ant- wort darauf geben, als daß er keine Ordre von Sr. Majestät erhalten habe, dies Silbergeschirr verabfol- gen zu laßen. Als Jhre Majestät im Jahre 1814 nach dem Kontinent abreisten, beorderten Sie Jhre Diener, noch mit einer größern Authorität zu verfah- ren, als Lady Anne Hamilton unter Jhrem Befehl ausgeübt hat, indem Sie witklich befahlen, dies Sik:- berzeug einzupacken und mit einzuschiffen; und wenn der Ober: Kammerherr nicht die nöthige Borkehrung getroffen hätte, so wäre dies Silber;eug aus dem Lande gegangen, und ich weiß nicht, wie. es wieder herein gekommen seyn würde; vielleicht dürfte mir der ge- lehrte Herr die Mittel dazu an die Hand geben. “Dies ist nicht der einzige Versuch Jhrer Majestät, das Sil- berzeug zu erhalten, sondêrn Sie hat {hon einmal aus Genf durch Sir W. Gell einen Herrn Cooper schreiben laßen, und ihn beordért, sich das Service vom Ober - Kammerherrn ausliefern zu“ laßen. Zu deë Zeit war sie. besonders sehr. begierig, in den Besis desselben zu gelangen. Jch hoffe, das Haus ifff run völlig überzeugt, daß das Silberzeug nicht das Eigen- thum der Königin ist, und daß der gelehrte Herr sich erst näher hätte erkundigen sollen, bevor er die Sache vor das Parlement brachte. ‘‘

In der Hofzeitung vom 15.- Jul. befindet sich folgende Proklamation des Königs: „George K. Da Wir durch Unsre Königl. Proklamation vom 8. Mai unter andern Unsre Absicht erklärt haben, die Feierlichkeit Unsrer Krönung am Dienstage den 1.