1820 / 61 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 29 Jul 1820 18:00:01 GMT) scan diff

August in Unserem Pallaste zu Weskminster zu bege: hen, und da Wir aus verschiedenen Gründen für dien: lih gehalten haben, besagte Feierlichkeit so lange zu verschieben, bis Unser Königl. Wille und Wohlgefal- len in dieser Hinsicht weiter bekaunt gèmacht worden : so geben Wir durch gegenwärtige Proklamation hievon Kenntnis, und zeigen Unsern getreuen Unterthanen hiedurch ferner an, daß alle diejenigen Personen, weß Standes fie seyn mögen, welche bei der Krönung it: gend eine Dienstleistung häben, davon entbunden sind, sich am 1. August einzufinden. Gegeben am Unserem Hofe zu Karlton- House, am 12. A

Am 16. überbrachte Herr Peter Moore dem Un- terhause die Bittschrift der Olivia Wilmot Serres, um Auszahlung des Jahrgehaltes von 500 Pfd. wel: ches ihr Vater, der verstorbene Herzog Heinri

riedrich v. Cumberland ihr ausgeseßt habe. bas Beweise, daß sie die Tochter desselben sey, ward der Trauschein ihrer Mutter Olivia Wil- mot mit dem Herzoge, ihr Geburtschein vom Jahrè 1773 und das Testament des Herzoges producirt ; je- den noch obwaltenden Zweifel hebt das unter den Papieren des verstorbenen Königes gefundene folgende Dokument: „George k. Da es Unser Königlicher Wille ift, daß die Geburt von Olivia, der Tochter des Herzoges von Cumberland, Heinrich Fried: rich, während Unsrer Regierung der Nation nicht bekannt gemacht werden soll, so fühlen Wir Uns doch aus religieuser Pflicht bewogen, zu erkennen zu gebcu, dáß es Unser Wille sey, daß sie von der Königl. Fa: milie nach Unserem Tode, im Falle ste Uns Überledt, anerkannt werde, und zwar als eine Erkennilichkeit für gewiße vertraute Dienste, welche Uns von dem Dr. Wilmot im Jahre 1769 geleistet worden find, Ges geben in Unserm Pallaste zu Kew, den 2. Mai 1775,"

Chatham, als Zeuge.

Wahrscheinlih war der hier erwähnte Dr. Wil- mot der Grosvatex der Bittstellerin. ;

Der König Hat geruhet, den Banqier N. M. Rothschild als Kaiserl. Desterreichschen General: Konsul in England anzuerkennen. A i . Beim großen Lever, wlches der König am 19. in

Pallmall ep überreichte der Herzog Decazes, vom

Lord Castlereagh eingeführt, sein Beglaubigungs-

Schreiben.

St. Petersburg. Am. 15. Jun. traf der Prinz Karl von Preußen Königl Hoheit auf seiner Reise von Berlin hieher, in Mietäau, und abends in Riga ein , stieg im dasigen Schloße ab, wo ihm die Gene: rale, Stabs - und Oberoffitiere vorgestellt wurden ; dar- auf nahm der Prinz die Festung in Augenschein. Am 14. wutden ihm die Civildeamten und der Magistrat vorgestellt. Nach der Musterung des dortigen Bataillons vom Regimente Prinz Wilhelm, sebten Seine Königl. Hoheit die Reise nach Meva fort, hier traf der Prinz am 16. ein, besah den dasigen Wagßerfall, die Stadt, das Schloß und die Jwanfestung, erreichte noch den: selben Abend Jamburg, und fam darauf in Pawlowsk

in erwünshtem Wohlseyn an.

deßa. Jun den ersken vier Monaten d. J: þ li n hier, in das Jnnere Rußlands, für 1,626,166 Rub. ausländischer Waaren verführt; See- wärts gingen für 2,072,201 Rub. Rußischer Waaren in das Ausland.

Antwerpen. Das dritte Batallion des Regi: mentes Naß au hat em 15. ‘aue! verlaßen, nachdem es 11 Monàtke bei uns garnisonirt hatte. : i

und marschirt alsdann nah Wiesbaden.

, Wien. In diesem Monate läuft die Kriegsfre- gatte Kaiserin Karoline unter Befehl des kaiserl,

Jul. unsre Mauern |

Jun Breda vereinigt sich das gänze Regiment

Marine-Obristlieutenant P 6 l tl, mit Quecksilber bela: den, von Triest aus, um nah Kanton in China zu segeln. Dies is die erste Handelspekulation die De- sterreih nah jenem Lande maht. Zugleich hat die Fregatte den Freiherrn v. Stürmer (\. Nr. 54.) und den f. f. General: Konful v. Watts am Bord, um jenen in Rio Janeiro abzuseßen und diesen nach Kanton, den Ort seiner Bestimmung, mitzunehmen.

Die hiesige allgem. Theater-Zeitung giebt über die vierzehn bisher glücklich zurückgelegten Luftfahrten der Mad. Reichard umständlichen Bericht.

Die seit dem Herbste 1814 hier bestandene Ruß. Kaiserl. Militair -: Liquidations - Kommißion, an deren Spitze si der wirkliche Staatsrath und Ritter Freis berr v. Bühler befand, hat ihre Arbeiten beendigt und ist zu Anfange dieses Monates nach Rußland zu- rüdgekehct.

Fürst Metternich wird den 153. hier erwartet,

München. Jn der Nacht vom 9 10 Jul. gegen #2 auf 2 Uhr, ward hier eine stark leuchtende Feuerfugel gesehen, welche von Nord:West gegen Süd- Ost zu, mit mäßiger Geschwindigkeit flog, die Gegend mit Tageshelle erleuchtete, und mit starkem Knalle zerplagre. Die hiesige Königl. Akademie der Wißen- schaften fodert alle Freunde der Naturwißenschaft auf, ihr, falls sie über jene Erscheinung Beobachtungen an- gestellt haben souten, solche mitzutheilen.

Karlsruhe. Der Deputirte v. Rotteck machte in der öffentlichen Sihung der ersten Kammer am 14, den Antrag zur Aufhebung verschiedener Be: schräntungen der Preßfreiheit, welcher Unterstüßung fand. Die zweite Kammer beschäftigte sich mit dem Entwurfe der ¡„Geschäftordnung hinsichtlich Derjenigen, welche das Wort verlangen, und mit der Frage über Cin- führung von Sittengerichten, so wie mit der Diskußion des Kommißionsberichies Über den Haufirhandel. Der Antrag zur gänzlichen Aufhebung desselben, ward mit Berüdcksichtigung der Lokalverhältniße im Schwarz: und Odenwalde verioorsen.

Hanover. Die auf den 1. Aug. angeseßte Krönung ist verschoben ; die Bürger der Neustadt Hanover haiten ihr berühmtes Freischießen zu Herrenhaujsen, ein durch die Umgebung und Frequenz der Theilnehmer vielleicht einziges Fest dieser Urt in Teutschland, auf diesen Tag hinausgesc6t, doch ist diese Doppellust nun gestört. Der Herzog von Cambridge ist schon nach London zur Krönungsfeier abgereiset , und seine Gemahlin bat sich zu ihren Eltern nah Kaßel begeben.

Der Leibmedikus und Ritter S tieglig6 ist zum Hof- rath ernannt worden, und mehren Uerzten des Lan- des, worunter sich die hiesigen verdien‘en Hofmedici Heine und Mühry beflnden, ist der Titel Medizinal- Rath verliehen. Auch heißt es, werden wieder einige neue Hofmedici ernannt werden; ein Ehrentitel theils mit, theils ohne Gehalt, welcher bisher nur für be- sonders ausgezeihnetes Wißea oder langjährige Ver- dienste um den Staat, als durch Vorstand wichtiger Jastitute und getreue Armenpflege, den älteren Aerzten geshenft wurde. Auch redet man von. der Errichtung eines Jnspektions- und Direktions:Kollegii in Betreff dex Schusblatter- Impfung, welches dem Lande bis jest fehlte.

Das Scharlachfieber hat in diesem Jahre in der Re- sidenz und ihrer Umgegend besonders heftig geherrscht und viele Trauerfáälle verursaht. Noch jeßt, doch ein- zelner und milder, findet es fich. Schlagflüße und Gehirnkrankheiten waren gleichfalls nicht selten, und selbs hier ereigneten sich in Kurzem vier auf- fallende Beispiele von véllig ausgebrochener Tollheit, merkwürdig durch ihre Erscheinungen, und inniges Mikt- leid erregend durch die Persönlichkeit der Defallenen.

Beilage-

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zum 61sten Stücké der Allgeméinèén Preußishén Staats-Zeitung,

vom 29stten Julius 1820.

Fu tan E | Bromberg. Als im Jahre 1317 das hiesige Dé: partement durch die Gnade Sr. Majestät des Königes ein vollständig eingerihtetes Gymnasium erhielt, konnte die Wahrnehmung nicht êntgehen, däß wenn die neué Anstalt auch solche junge Leute den Wißenschaften zu- führen solle; die mit reihen Natur: Anlagen ausgestat: tet der äußeren Mittel für deren Ausbildung entbeh: ren, es dazu einer besónderen Veranstaltung bedür: fen werde: ; Be : Mit méenschenfreundliher Bereitwilligkeit und in der Beabsichtigung, den heimischen Boden durch die sorgfältigste Pflege des. aufkeimenden äußerlih ver: laßenen Tálentes zu zieren, trat eine bedeutende Anz zahl geahteter Beröohner des Regierungsbezirkes mit mehren hiéfigen Beamten in einé Vereinigung zur Unterstübßuñg armeë aber zeistig ausgezeichneter junger Leute, dié auf dem hiefigen Gymnasium sich für die Universität : Studien vocbereitèn möchten: i i Die Stiftungs - Urfkundé des Vereines ward den 14. Jul. 1817 unterzeichaêët; und éiné General - Ver- waltung zur Leitung der. Geschäfte êrwählt. Die er: wartete Theilnahme bewährte si, Jn allen Kkeisen des Depátteménts traten wackere Mänker dem Ver- eine bei ; einzelie wohlhabende Jnsäßen sendeten Kä- pital:Beitráge. Sô-_ könnte denn die General:Verwal? tung in ihren cffentlich ërshienenén Jahrberichten; welche stiftungsmäßig- am 5. Augusk jedes Fahres aus: gegeben werden, sehr erfreuliche Resultate ihrer Wirk: samkeit bekannt maihen. A In dem legten Jahrbérichte vom 5. Augusk 1819 ist die Gesammt:Einnahme 3018 Rthlr. 4 Gr. 8 Pf., die Ausgabe 998 Rthl., 7 Gr. 10 Pf. solglih ein Be: stand voû 2019 Rihl. 20 Gr. 1a Pf.; nachgewiesen worten. Zehn hoffnungvolle Zöglitige; theils teutscher; theils Poluisc“er Abstammung, erhielten fortlaufende Unterstüßungen na Maäasgabé des Bedürfnißes und der Klaßen : Ubstufung von 25 bis 100 Rthl. jährlich. Einer dêr Stipendiaten is bereits s weit vorgerüdckt; däß \ein Abgang auf die Universität binnen Fahresfrist bevorsteht. / : : : Der Verein hat , der Bedrängniße det Zeit un- geachtet, seine wohlthätige Wirksamkeit wiedèr auf drei

| Jahré gesichert ; denn die meisten Mitglieder ; die si I bei ihrem Eintritte nur auf dié nächsten drei Jahre zu fortlaufenden Beiträgen verpflichtet hatten, haben

n

sich berèitwillig erklärt, ihre Beiträge auch für einen anderweiten Zeitizcum von drei Jahren zu geben. …_ Jn dem vorläufig in Bromberg nèu erxrichtèten Stadt - und Land-Schüllehrer Semiñar is der Unter- riht .mit dem 1: Mai d. J. éröffnét wörden. Außer denen mit Königlicher Unterstüßüng versehenen Zög? lingen haben sih mehre junge Mänüer eingefunden, welche sich auf eigene Kosten in der Anstalt für éin

fünftiges Schulamt vörbereiten wollen.

_ Mägbébütg. Dié Fabrikation der Tuche; Kä- sivire und anderer ähnlichen Waaren, wird ziemlich

lebhaft betrieben; der auf diè förtschreitende Verbeße— rung deë Fabritatêé mit rühmlicheè Ausdauer gewen-

deter Fléiß veëschafset immer mehx Absaß und sichert die Fäbrik - Unternehmer aüch für. die Zukunft. Auch die Leinéwéber sind nicht unbéschäftigt; nur thut ih: nen dié Mengèê ivöhlfeiler Kattune vielen Eiittrag.-

Bei den biesjährigèn Uebungeiü der Landwehr - Kä? valéèié stellte die Jusaßen der gañzen Provinz vor- züglich gute Pfêrdé, und mehre Ortschaften beköstig:

ten die bei ihnen einquartirien Landwehrmännex aus

tigéner Añttiebe öhne állé Entschädigung.

| Düßeldorf. Der geringe Wollpreis auf den Märkten in Sachsen, Schlesien und Berlin ist den Tuchfabrikanten hiesiger Gegend, welche fast ohne Auss- nahme noch größe, theuer gekaufte Wollvorräthe auf dem Lager haben, nicht willkommen gewesen. _ Die Bandfabriken haben einigen, doch nicht hinläng- lichen Absag gefunden. Die Baumwollen - und Sei- denfabriken beschäftigen ihre Arbeiter; besönders die Krefelder, rwoelhé neues Leben zu èrhalten seinen. Täglich streifen auf allen Plätén, ‘wo nur irgend eine Aussicht ¿U einem Geschäfte ist; Handelsreisende aus den exsten Häusern zu Maëseille, Amsterdam, Rot- terdam, Antwerpen, Avignon, Triest; Neapel, London, ¿Manchéster, Mailand ic. umher ünd übershwemmen die Welt wait ihren äusgebótenen Waaren, so daß von diesen überall ein Ucberfluß ist, deé mit deren Ver- brauch in fkeinern Verhältniße s Die Mordthat áuf dem Schloßé Dyck is in mehren öffentlichen Blättern theils unvollständig, theils geschichtwidrig erzählt, . so daß eiñe Berich- tigung hiec nihr am unrechten Orte stehen dürfte. Auf dem genannten Sehloße lebte die Baronin Les fran q, Witwé eines Fränz. Staabsoffictiers unt Toch= ter der Fürstin erster Che. Der Fürst, als Chef der Landwehr, hatte eine Landwehr: Lieutenant als Adjuz tanten bei sih, eineû jungen Männ von 27 Jahren, der im Schloße Kost und Quartier, vor einiger Zeit aber, aus nicht bekannt gewordenen Gründen, die Weiz sung erhielt; das Schloß zu ráumen,, worauf. derselbe in dèr Nähe des Schloßes sih in einem Wirthshause einmiethete. : i | | Der Adjutant entzóg f{ch unter dern Vorwande anhaltender Krankheit den Landwehr: Uebungen und bat sich am 1à. Jun. die Erlaubnis aus; si bei der fürstlichen Fämilie behufs einer vorzunehmendèn Reise. vetabsciedèn zu dürfen. Sie ward ihm gewährt, und die Gesellschafterin .dêr Baronin begleitete ihn in de- ren Zimmer. Hier klagte er die Baronin als die Ur- sahe an, daß er um ihrétwillen das Sehlöß habe verlaßen müßen, da sie ihn doch durch ein einziges Wort hätte: glüccklih mnächen können. Die Baronin vecrwieß ihn iùdeßen seine Aeußerungen, und êntgeg- nete, daß von einer Che unter ihnen nie die Rede seyn könne, daß sie ohne Vermögen sey, für drei Kin- der zu sorgen habe ¿c. Der Adjutant zög hierauf ein Pistol rasch hervor, drückte es auf die Beronin ab, jägte ihr dié Kugel durch den Kopf, segte sih, wähs rend die Gesellschafterin der Sinkeñden. mit einem lauten Schrei Hilfe eilte, éin zweites Pistol in den Mund, und stürzte entseëlt zu den Füßen der unglück- lichen Zeugin dieser Schauderthat nieder: Jn seiner Täsche fand inan éinen s{ön gearbeite- ten Dolch mit silberner Scheide und dêèr Aufschrift : memento moïti, Die drêi in seinem Quartiere gefuns denen Briefe an den Fürsten, den fürstlichen Gartenz Direftôr und seinen Wirth, sind gérich:lich niederges legt uñd ihrem Jnhalie nah noch nicht bekannt; mehre ändere zu gleicher Zeit niedergeschtiebene und án einige seiner Freundé gerichteté Briefe geben von dem Kas —4âkter dieses kaltblütigen Mörders ein furh tbâres Bild; einige seiner Gläubiger hatte er auf die Pistolen und den Dolch gewiesen, die wegeri der däâmit verübten Thât geroiß so im Preise steigen würden, daß sie sich damit bezahlt machen könnten. Nach aller Urtheil wär die Baronin; welche kaum Z0o Jahre zählte, êinéë stille, sittsame, unbescholtene Frau ; der Mörder Althóöf abér ein leerer, eitler, von seiner Figur éingenöinmener Mensch; welchen Mangel an

richtigen Grundsäßen, Schulden und die nicht erwar: