1820 / 62 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 01 Aug 1820 18:00:01 GMT) scan diff

aur immer in die Gegenstände felbst, eingingen, sich gur mit den nothwendigen Verbeßerungen beshäftig- ten und immer in ihren vorgeschriebenen Gränzen blies ben, nicht sich Rechte über den Monarchen und die Minister anmaßten, sondern nur fie zu unterrihten und aufzuklären strebten, auch nicht gleich mit Volfs- Aufruhr droheten, der bei weitem traurigere Folgen habe, als selbst die allerinkonstitutionellste Maasregel je haben könne. |

Ob dieses Lob der Teutshen aus dem Munde ei- nes Franzosen (denn indem es der Moniteur aus der teutschen“ Zeitung aufnimmt und solchen Gebrauch da- von macht, eignet er es sich an) verglichen mit allem, was wic im Laufe der lehten Jahre erfahren, viel: leicht nicht zu sehr geschmeichelt sey, laßen wir dahin gestellt seyn, aber zu wünschen und zu hoffen is es, daß es sich immer mehr bestätige.

Ein furchtbarer Orkan hat am 50. Junius 25 Ge- meinden im Yonne : Departement gänzlich verwüstet ; das Journal de Paris sagt, daß die davon gemachten Beschreibungen, #o übertrieben sie sheinen möchten, noch unter der Wahrheit wären. Eine Deputation der dadurch unglülih gewordenen Bewohner ist von der königlichen Familie höchst gütig aufgenommen und ihr die möglichst: schnellste Hilfe versprochen worden.

Noch melden mehre französische Blätter, daß durch Bordeaux der Chevalier Christoph Colomb, einer der Abkömmlinge des berühmten Entdeckecs von Ume- rifa, angekommen sey, um sich nach London als Spa- nischer Gesandtschaftsekretair zu begeben.

Jin dem vollständigen Verzeichniße der im orden t- Iich en Dienste stehenden Staatsräthe sind die bez Fanntesten im Comité für die Geseßgebung der Graf Portalis und Moine de Biran;,; im Comite für das Junere, der Baron Cuvier, Baron Capelle, Graf Hauterive und Benoit; im Comité für die Finanzen, der Graf Berenger, und in dem für

das Kriegswesen die Generale Grafen Dumas und Ricard und der Prinz Broglio. Zu außerordent- lichem Dienste sind als General-Direktoren eingeführt : Becquey für die Administration der Brücken, Wege und Bergwerke, der Baron Mounnier für die Administration der Polizey, der Graf St. Crifk für die Administration der Zolle, der Baron Bavaillon für die der Domainen und Forsten, und Dupleix de M ezy für die der Posten. Royer Collard.und Camille Jourdan befinden sich nit in diesem Werzeichniße. | /

Der Herzogin v. Be rr y, ältesten Tochter des Kron- Prinzen von Neapel, hat man die Vorfälle ihres Va- terlandes zur Zeit noch verschwiegen, um ihre Gesund: heit in ihren jeßigen Umständen möglichst zu schonen.

Die Franz. Armee ist um 46,712 Mann in diesem Jahre vergrößert worden. idi

Die Tochter des Prinzen EckmüßhH| wird si, heißt és, mit dem Sohne des verstorbenen Vigier, dem in Paris die bekannten schönen Bäder an der

Seine gehören, verheurathen.

Madrid. Ju allen Armee-Kerps sollen, nah dem Systeme des wechselseitigen Unterrichtes, Primairschu- len errichtet werden.

Jn Barcellona ‘ist von Seiten der Garn - und Zeugfabrikanten eine beständige Junta ernannt, um das Einpaschen fremder Fabrikate zu verhüten, und bei der Regierung ein unbedingtes Einfuhrverbot aus- lándischer Fabrik-Erzeugniße zu bewirken. L

Jn der Rede, die der König am 9. Jul. bei sei- nem ersten Eintritte in die Versammlung der Cortes hielt, sagte er unter andern : 3 |

,„ Der Gegenstand meiner aufrichtigsten Wünsche, der Tag, wo ich mich von den Repräsentanten der heldenmüthigen und hohherzigen Spanischen Nation umgeben sehe, und wo mein und meiner Familie Jn- tereße fich mit dem meiner Völker auf ewig verbündet,

diéser Tag ist endlich gekommen. | Als das Uebermaas der Uebel den allgemeinen

Wunsch .der Nation zum Ausbruch brachte, der vor-

her dur traurige Umstände, die wir aus unserem Ge: dächtniße vertilgen müßen, erstickét war, so entschloß Fch Mich auf der Stelle, das System anzunehmen, welches man wünschte, und die politische Konstitution zu beschwören, welche von den allgemeinen und außer: ordentlichen Cortes im Jahre 1812 sanktionirt worden,

Wir müßen jest die Lage untersuchen, worin sich die Nation befindet, und die dienlichsten Mittel auf suchen, um Uebel zu verbeßern, die durch alte Ursachen entstanden, und die in der Folge durch die feindliche Fnvasion und das schlechte System, rwoeiches man seit: dem befolgt, vermehrt worden.

Die Darstellung, die Jhnen der Minister der Fi:

nanzen über den Zustand seines Departements zu über: |

geben hat, wird Jhnen den Verfall und die Verlegen: heiten derselben zeigen. Sie wird den Eifer der (or:

tes erregen, um unter den Hilfquellen, welche noch f} die Nation besigt, die dienlihsten auszuwählen, um die eingegangenen Verpflichtungen und die Lasten des} Die Untersuchung dieses Ge:F genstandes wird Sie immer mehr überzeugen, wie wich: F tig und dringend nothwendig es sey, den öffentlichen F Kredit auf den unerschütterlichen Grundlagen der Ge: |

Staates zu bestreiten.

rechtigkeit, der Treue und der gewißenhaften Beobach: tung eingegangener Verpflichtungen zu gründen. Diese Grundlagen sind die Quellen der Ruhe, des Glües

der Gläubiger, des Zutrauens der inländischen und }

ausländischen Kapitalisten und endlich des Ueberflußes im öffentlichen Schaße. Und ich erfülle eine heilige

Pflicht, welche Mir die königliche Würde und die Liebe | zu Meinen Völkern auferlegt, indem Jch diesen toich- |

tigen Gegenstand den Cortes aufs lebhafteste empfehle.

Die Verwaltung der Justiz, ohne welche keine Ge- sellschaft bestehen kann, har bisher einzig und allein auf der Ehre und der Rechtlichkeit der obrigkeitlichen Personen beruht ; da sie aber nun auf bekannten und festen Grundsäßen gegründet wird, so bietet sie den Bür- gern neue und stärkere Sicherheitgründe dar. Bürgschaften werden noch vermehrt werden, wenn die Reform unserer Gesegbdücher die Vollkommenheit ers langt haben wird, die man von den Einsichten und den Erfahrungen des Jahrhunderts erroarten kann.

Die innere Verwaltung bietet Schwierigkeiten dar, die von alten Misbräuchen veranlaßt worden, welche in den lesten Zeiten noch zugenommen haben. Die bereits getroffenen Einrichtungen werden auch hier Bies les verbeßern.

Die Land- und Seemacht erfodert besonders Meine Aufmerksamkeit. beschäftigen, ihre Organisation auf die vortheilhafteste Weise zu beschleunigen, indem Jch das Intereße die- ser so achtungswürdigen Klaße mit der nöthigen Spar samkeit aufs möglichste verbinde. Um dazu zu gelan- gen, rechne Jch besonders auf den Patriotismus und den guten Willen des Volkes und auf die Weisheit seiner Repräsentanten, denen Jch Mich mit gänzlichen Vertrauen überlaße. :

Wir müßen hoffen, daß die Wiederherstellung des konstitutionellen Systenies und die Ansichten, die es für die Zukunft darbietet, alle VBorwände vernichten werden, welche Uebelgesinntheit in unseren Kolonien hervorsuchen dürfte; daß sie die Herstellung der Ruhe in denjenigen Süd : Amerikanischen Provinzen befôörs dern werden, welche sich noch in dem Zustande von Gährung oder Abtrünnigkeit befinden, und daß se die Anwendung aller anderen Mittel unnöthig machen werden. Das wird die Folge des Beispieles der Mä- ßigung und der Achtung gegen die bffentliche Ordnung seyn, welches die Halbinsel aufsteUt. Der gerechte Stolz, einer so edlen Nation anzugehören, und die weisen Geseße, welche nah der Konstitution erlaßen werden sollen, werden die Uebel der Vergangenheit in Vergeßenheit bringen und alle Spanier um Meinen Thron vereinigen.

Unsere Verhältniße mit den fremden Ländern stel: len im Ganzen die vollkommenste Harmonie dar. Ich nehme bloß davon einige Schwierigkeiten aus, die, ohne den bestehenden Frieden gesiórt zu haben, doch

Diese

Jch werde Mich vor Allem damit

Keranlaßung zu Diskußionen gegeben haben, welche nicht ohne Mitwirkung und Zwischenkunft der Cortes beendigt werden können. Von der Act sind die einge: selten Unterhandlungen mit den Vereinigten Staa- ten von“ Amerika wegen der beiden Florida's und die Gränzbestimmung von Louisiana. Es bestehen auch Disfußionen, wegen der Besczung von Montevideo und einiger Spanischen Besizungen auf dem linken Ufer des Plata: Stromes. Obgleich indeß ein Zusammen- treffen verschiedener Umstände bis jegt nicht erlaubt hat, diese Diskußionen zu beendigen, so hoffe Ih, daß die Gerechtigkeit und Mäßigung unserer diplomatischen Grundsätze ein Resultat herbeiführen werden, welches ehrenvoll für die Nation, und dem politischen Systeme angemeßen sey, deßen Erhaltung jest die Grundlage der Europäischen Politik ist. Die Regierung zu Al: gier scheint ihr altes Betragen und ihre Angriffe er: neuern zu wollen. Um den Folgen dieses Mangels an Beobachtung der bestehenden Verträge vorzubeugen, inthälk der Defensiv - Traktat, den Jh im Jahre 1316 mit dem Könige der Niederlande unterzeichnete, daß von den beiden Mächten eine achtunggebietende Seemacht im Mittelländischen Meere versammelt werden soll, um daselbst die Freiheit der Schiffahrt und des Handels zu behaupten und zu beschüben. Den Cortes des Königreiches kommt es zu, das Glück Aller durch weise und gerechte Gesete zu be- gründen, die Religion, die Rechte der Krone und die Rechte der Bürger zu shüsen. Meiner Würde kommt es zu, über die Ausführung und Erfüllung der Ges sehe und besonders über die gänzliche Ausführung des Grundgesezes der Monarchie zu wachen, welches der Gegenstand der Wünsche der Spanier und die Stüte aller ihrer Hoffnungen ist. Das wird mein angenehm- stes und beständiges Streben seyn. Jch werde alle Matt, welche die Konstitution der Königl. Autorität verleiht, zur Behauptung dieser Konstitution anwens den, und Jch erwarte allen Meinen Ruhm davon. Um ein so großes und edles Unternehmen zu vollen: den, flehe ih demüthig um den Beistand und die Er- leuchtung des Urhebers alles Guten, und ersuche um die offene und nahdrückliche Mitwirkung der Cortes, deren Eifer, Talente, Patriotismus und Ergebenheit gegen Meine Königl. Person Mich hoffen laßen, daß Jch in ihrer Mitte alle nöthigen Mittel finden wer- de, um diesen großen Zweck zu erreichen. Auf solche Art werden Sie das Vertrauen der heroischen Nation verdienen, von der Sie zu Stellvertretern ernannt worden.“ Der Eid den der König ablegte, lautete folgender:

maaßen. „J Ferdinand VII, durch die Gnade Got-

tes und die Konstitution der Spanischen Monarchie

König aller Spanier, schwöre bei Gott und dem hei-

ligen Evangelium, die Römisch-Katholisch-Apostolische Religion zu vertheidigen und zu unterstüßen, ohne irgend eine andere im Königreiche zu dulden ; die poli: tische Konstitution und die Geseze der Spanischen Mon: archie beobachten und beobachten zu laßen, indem ich da- bei nur das Wohl und den Vortheil derselben vor Augen haben darf ; keinen Theil des Königreiches zu veräußern, zu überlaßen, zu zerstückeln ; niemals in irgend einem

Vetrachte weder in Früchten, Gelde oder anderen Sachen

nach Wilikür zu fodern, sondern einzig und allein solche, welche mir von den Cortes bewilligt werden;

Niemanden seines Eigenthums zu berauben, und ins-

besondere die politische Freiheit der Nation, so wie die

personelle eines jeden Mitgliedes derselben, keineswe- ' ges anzutasten. Und im Fall ih dem Beschwornen oder

einem Theile von diesem zuwider handeln sollte: so

' soll mir der Gehorsam versagt und ein dergleichen wi-

derrechtliches Verfahren als uichtig: und ohne Kräft angesehen werden. So helfe mir Gott und stehe mir dei; wo nicht, so möge er mir Rechenschaft abfodern.‘‘

Der Antheil des Volkes an dieser Feierlichkeit, ‘und

| feine Anhänglichkeit an die Dynastie, sprachen sich

durch die Freudenfeste, welche in der ganzen Residenz an diesem Tage stattfanden, und durch den lauten Jubel der Jnwohner- aller Klaßen unverkennbar aus.

Neapel. Der König hat, Kränklichkeit halber, am 7. Ful, die Regierung niedergelegt und den Kronprinzen, Herzog von Kalabrien, an seiner Stelle zum Reichsver- weser ernannt. Der bisherige General : Kapitain N u- gent hat sich entfernt. Das neue Ministerium be- steht fast ohne Ausnahme aus den erklärtesten Anhan- gern Mürats. Der Kanonitus Menchini wird als der vorzüglichste Bearbeiter der neuen Verfaßungs- Urkunde genannt, welche der Kronprinz ohne Abände- rung annahm. Da indeßen diése Annahme noch nit gnügte, so bestätigte sie. der König, und verpflichtete sich, die Verfaßung vor der Giunta piovisoria, und zu seiner Zeit vor dem versammelten Parlamente förm- lih zu beschwöcen. Zugleich promulgirte der Prinz- Reicheverweser die Verfaßung mit Vorbehalt-der Meodi- fikationen, welche dereinst das Parlament darin vorneh- men dürfte. Am 9. Jul.") rückte General Pepe (frü- her Mürats Adjutant) mit einem Theile der Konsti- tutionzarmee, einem aus Linientruppen, Landmilib und Bauern zusammengeseßten Korps, in die Refidenz ein, defilirte vor dem Prinzen: Reichsverweser vorbei, und ward alsdann von diesem im Pallaste empfangen, dem Könige vorgestellt, und als provisorischer Befehlshaber der National : Armee bestätigt. Diese trägt eine drei- farbige Kokarde, (roth, schwarz und blau). Der Prinz stete sich eine dergleichen selbst an den Hut.

Der neu angestellte Finanzminister Amat i, mate nah dreimal vier und zwanzig Stunden dem Herrn Macedonio Plas, welcher unter Mürat Intendant des Königl. Hauses warz das Ministerium des Jnne- ren erhielt den Grafen Zurlo zum Chef, der es unter Mürat bereits verwaltet hat. Auch die bereits ere nannten Mitglieder der Giunta spielten unter MÜ- rat nicht undedeutende Rollen; so war z. B. Pa- risi damals General-Direktor der Brücken und Wege und Pagen-Gouverneur; Delphico Staatsrath 2c.

Die Königl. Garde hat sich an die National-Armee zur Zeit noch nicht angeschloßen. Am 10. hielt- sie noch die Straße von Toledó und den Plat vor dem Königl. Schloße von dem Andrange dex Konstitutions- Soldaten und des Pöbels frei.

“Auch Graf Zurlo will sih mit der Führung des Finanzministeriums nit befaßen.

_ Unter den Soldaten is fast alle Disciplin aufge: [6 , sie verkaufen oder verschenken ihre Waffen, und eilen in ihre Heimath zurück.

Noch hatte man am 10. Jul. aus Sicilien keine Nachricht, und weiß daher nicht, in wiefern die dor: tigen Inwohner sich für die neue Verfaßung erklä: ren werden.

Verschiedene Gesandte am hiesigen Hofe hatten Kourieie abgesandt, allein sie sind in den ersten Tagen fast alle zu Kapua aufgehalten worden.

Ueder die ersten Bewegungen, welche die hiesigen großen Auftritte herbeiführten, herrscht noh ein fast allgemeines Dunkel. Jn Kalabrien und Apulien war es s{chon seit gëraumer Zeit nit ganz ruhig; in- deßen achtete man darauf wenig, bis endlich die Mis- vergnügten lauter wurden, und die Gährung der Re- fidenz sich näherte. Das Kavallerieregiment Bour: bon, das ihnen vom Könige entgegengesandt ward, ging über; das Regimet Ne und alle Linientruppen folgten dem Beispiele.

In der Nacht vom 5. Jul. ward auf einem Linien: Schiffe ein großer Staatsrath gehalten, dem die Kö: nigl, Familie beiwohnte. Nugent und Medici riethen dem Könige, ein Hilfkorps über das Adria- tische Meer zu holen, und die alte Ordnung der Dinge wieder herzustellen. Allein die Vorstellungen der Kronprinzeßin, und die feste Erklärung des 86jäh- rigen Kommandanten von St. Elms (des Kastelles, das die ganze Residenz beherrscht), sich, wenn der Kö: nig sich entferne, augenblicklich den sogenannten Libe- ralen anschließen zu wollen, bestimmten diesen zu

*) Nach dem Oesterreichishen Beobachter war Pepe am 11. Jul. noh niht in Neapel eingerückt , sondern“ un- terhandelte noch mit dem General Carascosa, wels chex den Ginmarsch verhindern wollte,