1820 / 63 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 05 Aug 1820 18:00:01 GMT) scan diff

bleiben. Sein Entschluß versöhnte das Volk. Stu- denten, Bürger, Lazaroni, alles strömte auf den Fer- dinands platz, und brachte dem Könige und der Kon- stitution ein Vivat. Die Schisse, welche mit Nu- gents und Medicis Reichthümern flüchten wollten, find angehalten worden.

Der Entwurf unserer neuen Konstitution unkter- scheidet sich von der Spanischen hauptsächlich dadurch, daß unbedingte Religions - und Preßfreiheit dem Volke zugesagt wird.

London. Der Bericht der zur Untersuchung der bestehenden Handelsbéschränkungen niedergesehten Kom- mitté, den Herr Wallace am 18, Jul. vorlegte, erklärte jede Beschränkung und Bedrücckung des Han- dels für ein Uebel, das ertragen werden müße, wenn politishe Urnstände dasselbe rechtfertigten, das aber augenblicklich hinwegzuräumen sey, sobald Traktaten mit auswärtigen Mächten solches nicht hinderten, oder der Flor der inländischen Fabriken deßen ferneres De- stehen niht ndthwendig machte. Nach dem Navigä- tionssysteme können die Produkte von Asien und Afcika bisher nur in Brittischen Schiffen eingeführt werden; hinsichtlich der Europäischen Produkte, fo ëönnen solche theils in Brittischen theils in Schiffen der Länder, in welchen diese Produkte erzeugt werd, eingeführt werden, einige teutsche und Niederländisc&;e Artikel ausgenommen, deren Einfuhr durchaus verb0- ten ist. Diese Veschränküng hält die Komite woeder für nothwendig noch für gerecht und trägt daher darauf an, daß alle Artikel aus allen MWelt1heilen eingeführt werden können, jedoch nur auf Brittishen Schiffen. Den Transitohandel betreffend, #d s{lägt die Kom- mitté vor, allen Nationen die Erlaubnis zu ertheilen, alle Waaren der elt, die zu diesem Handel be- stimmt sind, ein - und ausführen zu dürfen, die Eng: lischen Kolonien ausgenommen, denen blos VBrits tische Schiffe als Transportmittel ihrer Bedürfniße dienen sollen. Bei aller dieser Liberalität stimmt die Komite aber, aus Gründen die sie triftig nennt,

„für die Fortdauer der Beschränkungen, mit denen der

Leinwandhandel belastet ist. Schließlich wünscht sie eine Vereinfahung der Landesgésehe, deren Zahl im Fahre 1815 mehr denn 1500 betrug, die seitdem dazu gekommenen nicht gerechnet.

Der Bericht ward auf den Tisch des Hauses ge- legt und Herr Wallace erndtete über denselben dié lautesten Beifallbezeugungen ein. ;

Aus dem Haag. Der nengeborne Prinz hat inder Taufe die Namen Wilhelm Friedri ch Hein: rich erhalten.

Zur Feier des Heiligen Sakraments-: Festes, sollen in Brüßel mehr denn 30,000 Fremde angekorn: men seyn.

Lan di.

Bad Bertrich, vom 21. Jul. Das hiesige Bad ist vielleicht nur wenigen Bewohnern der älre- ren Preußischen Provinzen bekannt; es findet sich nicht einmal àuf allen Karten verzeichnet “), und den: noch verdient es in sto mancher Hinsicht, daß die f: fentliche Aufmerksamkeit und Theilnahme auf dasselLe gelenkt werde.

Jn einem s{chönen kleinen Thale fließen zwei Quel: len, welche fük ohngefähr 260 Badende das Heilmit- tel gegen Flechten , fehlerhafte Verdauung, Drüsen- Krankheiten, Hämorrhoiden, Harnverhaltung, gichtische und rhevmatische Zufälle 2c. darbieten, indem das Waßer zugleich zum Baden und zum Trinken gebraucht wird. Es ist hiebei dafür gesorgt, daß si während der Kurzeit ein eigener Bade-Arzr hier befinde. Die Wärme des Waßers ist zwishen 24 und 25 Grad Reaumür. Auf 25 Pfund enthält es drittehalb Ku-

L *) Es liegt im Kreise Kochem, Regierungsbezirk Koblenz,

in der Mitte zwishen Koblenz und Trier, nahe bei der dur Lügerath gehenden Landstraße.

l

bifzoll fohlensaures Gas. Seine festen Bestandtheile find auf die nämliche Quantität Waßers: 50 Gran salzsaures Natrum, 111 schwefelsaure Kalk Erde 17,6 kohlensaures Natrum, 45 shwefelsaure Talk: Erde, 3 Dr. 24 Gr. s{wefelsaures Natrum, 18 Gr. kohlensau: ter Kalk, 12 Gr. fkohlensaures Eisen - Oxid, 2 Gr. fohlensaure Talk:Erde, 10 Gr. Kiesel-Erde. Das Waßer ijt übrigens flar und verhält sich im Gewichte zu de: stillirtem Wasser, wie 1001,65 : 1000.

Doch nicht blos der kranke Leib, auch das kranke Gemüth muß hier in dieser freundlichen Natur Hei: lung finden, insofern es überall noch derselben fähig ist. Der Genuß der reinen Luft , der Ablicck der hei: teren Umgebungen und die angenehme Unterhaltung init gebildeten Kurgästen machen, neben Musik und èinigen Ben egungsspielen die Lustbarkciten dieses lieb: ligen Aufenthaltes aus. Für den Kartenthron des Königes Pharao ist hier kein Pla6; dagegen fehlt es niht an gemeinschaftlichen Lusifahrten auf benachbarte Ortschaften (bis zur Mosel hin}, und für Leibes-:-Nah:

rung und Nothdurft ist gleifalis zu billigen Preisen}

gesdrgt.

Daß die Römer sich dieser Bäder schon bedient ha: |

ben, ist keinem Zweifel unterworfen. Nan fieht Rô:- mische Grabhügel, welche selbst von den Landleuten noch jest Tumulchen (von T'umulus) genannt wer:

den. Man hat Urnen, Vasen, Münzen und andere |

Alterthümer gefunden, doc ist die Sammlung an eiz nen Französischen Präfekten überliefert worden und leider verschwunden. len sieht man sogar Römisczer Bau: Art. Noch vor einigen Wochen fand man beim Graben eines Kellers einen der leider sehr beschädigt ist, jeooch im Badehause eine zweckmäßige Aufstellung erhalten wird.

Fn den legten Jahrhundceten wurde das Bad zwar gebraucht, jedoch wenig für dasselbe gethan. Erst

der lezie Kurfürst von Trier, der liebenswœürdige Kle |

mens Wenreslaus, beschäftigte sich damit, und verwendete von 1775 bis 17783 auf die Herstellung des Bades mehr als 100,000 Gulden. Unter der Fianzô: sichen Regierung geschah nich1s für Bertrich und es fam nah und nah in Verfall.

Seit der Preußishen Besißnahme is durch die von dem Königl, Ministerium gemachten Bewilligungen so viel für Bertrich geschehen, daß der lufenthalt daselbst aufs Nuue ebenso heilsam als Die Regierung zu Koblenz hat die Quellen nochmals

genau untersuchen laßen und durch eine zweckmäßigere schnelleres Füllen der Bäder einem Haupts |

Leitung und Bedlrfniße abgeholfen. Für die Verschönerung 14 gleichfalls sehr Vieles geschehen. im Thale wie auf den Anhöhen sind geebnet und an

jedem gutgewählten Punkte Ruhebänke angebracht. ff

Eine der herrlichsten, des größten Parkes würdigen

Parthien, ist der Waßerfall, mit der dabei befindlichen F deren gewölbter Eingang von} großen plattrunden Basaltsteinen *) einen wunderbaren Y Der Prinz Wilhelm (Sohn Sr. Þ Majestät des Königs) war im verwichenen Jahre ven f

natürlichen Grotte, Anblick gewährt.

dieser Parthie sehr entzückt ; zufällig äußerte Se. Kt:

nigl. Hoheit dag eine Brüce von der Grotte auf den |

gegenüberstehenden Felsen sich herrlich ausnehmen F

müße. Diese glückliche Jdeé is vor kurzem eben of shmidt, Wilhelm Ferdinand Friedrich Gustav,

glücklih ausgeführt worden. Sie schwebt kühn in der luftigen Höhe zwischen den beiden Felsen, und

tief unter ihr im Grunde schäumt der Waßerfall mit F eroigem Getöse; zur Ehre und zum Andenken des gt: F

liebten Prinzen, der sie ins Daseyn rief, heißt sie die Wilhelms: Brücke. :

*) Die Bewohner nennen diese Grotte (ein wenig un? /

poetish) Käse-Grotte, weil die Basaltsteine sämmé- Be einem großen Holländishen Käse“ täuschend ähnli chen. i

Redaktion in Aufsiht: von Stägemann. Reimersche Buchdrucker€i,

- éa ebiCi ait C U B E

Fn dem benaczbarten Dorfe Ale | Spuren von ganzen Häusern |

Botiv : Altar, -

angenehm geworden. |

Die Spazierwege |

Allgemeine

Yreußishe Staats - Zeitung.

I Er STCE E D IRA H S P TE E A L SEEL A

63e Stu. Berlin, den sten August 1820.

Qur Geburtsfeier Sr. Majestät des Königs.

Am zten August 1820.

M agenthat genug und des Helden - Anspruchs

hlang die Efeu - Ranken um Preußens Heerschild z

Preußens Stern, er wandelt, ein Mars, des Nachruhms feurige Siegsbahn.

Ruhe, Schwert, nun lange! Wie Bliges Athem

trafst du jüngst zersplitternd der tiefsten Wildnis

hôchsten Sproß, und kehrtest, dem Neid? ein Vorwurf, leuchtendexr heimwärts,

Ruhe nun! und du, in dem Kranz von Lichtstrahl, tapfern Schwerts entscheidende Kampfgenoßin, hütte gnadig reicher Geschenke Fruchthorn

über die Flur aus,

| pie bu vormals unter den Thalen Teutschlands

dir zur Heimat herrlih érkorst! der Weisheit erstgeborne Tochcer, o, neig? uns hilfreich ferner dein Antli6!

Daß der Purpurtropfen der Schlacht, vom Anhaudc)

deines Fittigs edel verwandelt, künftig

nur, ein Demant, blige, nur Thau an Preußens frishestem Lorber :

Daß der Fried*, erfreuender Saaten Sâmann, dur des Kriegs noch dampfende Furchen \hreitend, heitrer Zukunft Ernten bereite, Reichthum

fernsten Geschlechten :

Das die Hoffnung, Knospe des jungen Sprôßlings beßrer Zeit, uns lieblihe Frucht verkündend, ihren Schoos voll Blüten eröffne, Balsam

jedem Bedrängnis,

Dem du viel gabst, Treue des Volks, der Neigung

hônstes Kleinod, Der, wie die Liebe sorgsam,

nur der Wohlfahrt milde beherrschter Länder vâterlih nachdenkt :

Gieb, o Glü, dem Könige, D eßen Mittag

deiner Gunst entwölftes Gestirn verherrlicht,

was Er still erflehet und brünstig, gieb Ihm: segne. die Seinen!

Segn' I hn - fleht äntwortènd Sein Volk, und fruchtbar trag’ ein Palmhain Säulen dem Thron, der Tugend Vúrgerkronen, Lanzen dem Arm der. Landwehr

wider den Todfeind !

Und auch ihr, die ewiger Nacht Geheimniß

vor dem Anblick irdisher Augen einhüllt,

eurer Felskluft {äumenden Glut zur Aufsicht, heilige Jungfcaun,

Windet Jh m zu Fürstengeshmeid und Lorber, unter Sinngrün, welches die Treue darbot, windet sanft die Rose des frommen Brunnquells, frohe Gesundheit! v. St.

EMeRL A ai me art IEW S

l. Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages. Berlin, vom 5. Augast. Seine Majestät der

König haben allergnädigst geruhet, dem Obersten und Kommandeur des fünften Husaren: Regimentes

(Pommerschen ), von Arnim, zu erlauben, die bei: den Söhne des versiorbenen Predigers Meßer- Lieu-

tenant im Garde - Landwehr - Kavalerie - Regimente, © und Friedrih August Ludwig,

welcher jegt zu Halle studirt, mit den Rechten des Adels zu adoptiren,

* und beiden gestattet, den Namen, den Stand und das Wappen des adelichen Geschlechtes von Arnim anzunehmen, und sich Meßerschmidt genannt von

Arnim, nennen und schreiben zu: dürfen. Auch haben Se. Majestät der König dem Rich-

ter Klaus zu Fichtenberg das Allgemeine Ehrenzei-

hen zweiter Klaße zu verleihen geruhet.

Angekommen: Se, Excellenz der Beneràal- Lieuteé- nant 2c. v. Köckerib, von Neustadt-Eberswalde. Se. Excellenz. der, General - Lieutenant 2c. v. d. Knesebeck, von Ruppin. Der Kamméèérherr und General - Jnten- dant der Königl. Sthauspiele, Graf v. Brühktk, aus dem Herzogthume Sachsen. Der Hofmarschal und JInten- dant der Königl. Schlößer und Gárten, Baron v. Mal- zahn, aus dem Méklenburgschen. Der Kaiserl. ODesters reihsche Kabinets- Kourier Renard, von Wien, Der Ruß. Kaiserl. Feldjäger - Lieutenant Máller, als Kous- rier von Str. Petersburg. Der Kaiserl. Oesterreichische Gesandtschafts-Kourier Graf v. Allegri, von Dresden.

Abgereist: Der Ruß. Kaiserl, General-Major von Poncet, nah Hamburg.

Durchgereist: Der Ruß. Kaiserl. Feldjäger Otto, als Kourier von Karlsbad nah St, Petersburg.

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