1820 / 65 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 12 Aug 1820 18:00:01 GMT) scan diff

wenig Branntwein. en g den mit der möglihsten Schnelligkeit und dem rege» sten Eifer von allen Seiten getroffen, die Garden und die Garnison von Paris eilten zur Hilfe her: bei, aber vergebens. Die Ursache seiner Entste- hung hat man bis jet noch nicht entdecken kön- nen. Jn sehr kurzer Zeit wurden «in dem Umfange voû der Barriere la Rapée bis zu der vonBercy, der etwà 376 Sritt in der Länge und 200 in der Breite ausmacht, mehr als zwanzig Häuser oder Maga- zine, mit Wein und anderen Sachen angefüllt, ein Raub der Flamme, nur eine kleine Zahl Weinfäßer Xonnte gerettet werden. Nach 8 Uhr des Abends glaubte man Herr des Feuers zu seyn, aber in der Nacht um 1 Uhr brach es mit erneuter Gewalt aus und dauerte bis 7 Uhr. Natürlicherweise haben bei dieser reißenden Gewalt und dieser Beschaffenheit der brennenden Materie Unglücksfälle aller Art sich ereig- nen müßen. Die Trunkenheit vieler Personen, die sich dieser Gelegenheit zur Ausschweifung im Trin- Xen bedienten, hat sie noch vermehrt. Noch kann die Zahl aller dabei Verle6ten, unter denen mehre es schwer sind, nicht angegeben werden ; und eben so wenig ist es bis jeßt möglich, den Schaden nach seinem gesammten Betrage abzuschägen. Herr C a- banis, eïner der Jnhäder der abgebrannten Häu- sér und Magazine, wollte in der Verzweiflung alle Hilfe, die man ihm darbot, ablehnen, und schien fich in den Tod stürzen zu wollen. Man sagt, daß er eben mit der Aa2sefkuranz:Kompagnie in Unterhandlung gestanden ; das Zeichen der Versicherung war {on an seinem Hause angeheftet, es sollte an ‘dem Tage die Bestätigung des Vertrags vollzogen werden, und wäre einige Momente später der Brand ausgebrochen, so wäre ihm sein unermeßlicher Verlust garantirt ge- wesen.

"Ein neues Werk über die Konsumtion aller Art der Stadt Paris wird in den öffentlihen Blättern angerühmt. Hr. Benerstes de Chateauneuf 1 Verfaßer desselben und soll mit mathematisher Ge: nauigkeit seine Angaben abgefaßt haben, nachdem er lange vorher Paris in Beziehung auf alle Bedürfniße bes selben und in seinem ganzen Geschäftverkehr kennen zu lers ueù sich bemüht hatte. Ec theilt die Bevölkerung in eine fixe und eine bewegliche ab ; fene beträgt 657,172 Individuen, diese, aus immer ab: und zufließenden Fremden, Soldaten u. s. w. 56,794 Individuen, zu- sammen also 713,966; im Anfang der Revolution be- trug sie nur 600,000. Die Zahl der Frauen Uber- trift die der Männer um 45,000, und diese Mehrzahl wird, wohl mit Recht, den Blutscenen der Revolution und der Bonaparteschen Kriege zugeshrieben. Der vierte Theil der Bewohner besteht aus Armen, die der Unterstützung der Regierung bedürfen; ein unge- heures Verhältnis für eine so reiche Stadt und wie das Französische Blatt sich ausdrückt, für die erste Stadt Europas. An jedem Tage werden 1450 Säle Mehl, von denen jeder Sack 102 Brote, das Brot zu 4 Pfd. giebt, verzehrt und jährl. 71,600 Ochsen, 8,400 Kühe, 85,300 Kälber, 339,000 Hammel und 71,400 Schweine geschlachtet. Der jährliche Verbrauch von Geflügel aller Art beträgt 6,000,000, darunter 549,000 Puten, und 2,289,000 Hühner find. :

Mit dem Anfange kommenden Jahres ‘erscheint hier unter Redaktion des aus der Abendzeitung und anderen Zeitschriften vortheilhaft bekannten Sievers die teutshe Pariser Kronik in monatl. Heften.

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Madrid. Der König und die Königin sind am 90. Jul. nah Sacedon abgereist. Die Anträge, welche bei den Cortes einkommen, und aus denen die Wünsche des Volkes - ersichtlich sind, betreffen z. B. die Vermehrung der Mitglieder des Staatsrathes bis auf 40; die Bestimmung, daß das Eigenthum der Ausländer weder saisirt noch sequestrirt werde; die Bitte an den Monarchen, sich in seinem Pallaste, und bei der Ar: mse, keiner ausländischen Erzeugniße zu bedienen ;

Die Anstalten zum Löschen wur-

die Aufhebung aller geistlichen Güter in todker Hand“ und aller Klöster, die weniger als 12 Mönche enthal:| ten; die Parzelirung großer Güter; daß der König in| allen öffentlichen Akten, Ferdinand der Große ge:

nannt werde u. st. w. Die überhand nehmenden polj:

tischen Händel unter den Leibgardisten dürften Verän:

derungen unter den Garderegimentern betwoirfen.

Zu Mitgliedern beim Gerichte der Cortes, können, nah der Meinung des Präsidenten der Cortes, dés Erzbischofs, Geistliche zwar gewählt werden, dog widerrathe die Klugheit, solches zu thun. Jm Spa: nischen Atheneum werden seit dem 4. Jul. Vorlesungen} über die teutsche Sprache gehalten, wozu dem Publi: kum der Zutritt gegen Einlaßkarten offen steht.

Neapel. Fn der Note des Ruß. Kaiserl. Staats Ministeriums der Auswärtigen Angelegenheiten an den Spanischen Gesandten Chevalier de-Zea df

Bermudes, die zwei Tage vor dem Ausbruche daf Revolution in unserer Hofzeitung bekannt gemacht. wou

den, heißt es unter andern: Diejenigen Staats: Ein richtungen, die von den Thronen ausgehen, sind vos erhaltender Art; wenn fie abec in der Mitte von Un| ruhen entstehea, st0 dringen sie nur ein neues Chao!

hervor. Jndem der Kaiser seine Ueberzeugung Übe

diesen Punkc erklärt, so spricht er nur nach den Leh:

ren der Erfahrung. Wenn wir unsere Blicke auf die

Vergangenheit richten, so bieten sie dem Nachdenken

der Nationen und der Souverains große Beispiele

dar. Se. Maj. verharren bei Jhrer Meinung; Jhre

Wünsche sind unverändert ; Sie geben hier die förm: | lihste Versicherung davon. Jet kommt es der Re: gierung der Halbinsel zu, zu beurtheilen, ob Staats: Einrichtungen, die durch eine jener gewaltsamen Hand: lungen aufgedrungen worden, welche ein trauriges Erbtheil der Französischen Revolution sind, gegen welche Spanien mit so vielem Ruhme gekämpft hat, die Wohlthaten herbeiführen können, welckche die dei den Welttheile von der Weisheit Sr. Katholisþpen Maj. und von dem Patriotismus ihrer Mathgeder er warten. Der Gaug, auf welchem Spanien es vor: ziehen witd, diesen wihtigen Endzrwoeck zu erreiden, und die Maasregeln, wodurch es sich bemühen wird, den Eindrucê zu vertilgen, der durch die Vorgänge im Monat März in Europa erregt worden, werden die Natur der Verhältniße, welze Se. Kaiserl. Majestät mit der Spanischen Regierung un: erhalten werden, st wie das Zutrauen bestimmen, welches Sie derselben immer bezeigen möchten!

London. Daraus, daß Herr Brougham, Rath der Königin, vor den Assisen zu Appleby, welche dén 18. d. M. anfangen, eine Rechtsache] zu führen über nommen, will man schließen, daß die Verhandlungen über die Angelegenheiten der Königin, welche bekannt lih den 17. beginnen soilten, -cerden aufgeschobes werden.

Nach der Anzeige des Gouverneurs .von. Mailan F

muß derselbe, wenn von daher für die Königin Zeug! | verschrieben werden die niht zu ihrem Hausstan F

gehöcen, wegen Ertheilung der desfalsigen Päße, e

in Wien anfragen. : O Zu Anschaffung eines Silber - Services für die KiY nigin soll eine Subskription eröffnet werden.

Fast täglich erhäle die Königin Glückwünschung® F wo ein Donnerwetter mit Hagel, auf den Flügeln des

Addreßen. Auch die sogenannte denkende, arbeitentt F und fleißige Klaße von London wollte ihr eine über F

reichen, und versammelte sich deshalb unter dem Vor:

sie einiger berüchtigter

erklärte, dergleichen störende Zusammenkünfte dor! nicht leiden zu wollen, und die denfende Klaße fand

es daher gerathener, außerhalb der Stadt in einemal f

deren Wirthshause zusammen zu treten. 400 Mitgliedet, |* ¿c. woählten F

Schuhs: und Keßelflicker , Schornsteinfeger einen Zimmergeséllen zu ihrem Präsidenten, ten mehre Beshlüße. |

und faß

ihm in Sanssouci,

Nadikal - Reformers im J# | fkobsbrunnen, einem Bierhaufsfe ; allein der Lord Mayot f

An dem neuen Wagen, in welchem die Königin am 50. Jul. zum erstenmale ausfuhr, befindet sich das Königl. Wappen mit der Chiffer C. R.

Das Militair in der Stadt. wird, heiße es, den 17. um 8000 Mann vermehrt, jeder Zugang des Oberhauses bei der nähsten Sißung durch starke De- taschements beseßt, feinem als Zuhörer der Eintritt verstattet, und die ganze Verhandlung erst nach Be-

‘endigung des Prozeßes bekannt gemacht werden.

Kapitain Colby, vom Genie: Korps, ift ernannt worden, der trigonometrishen Vermeßung Großbri- tanniens vorzustehen.

Der Regenten : Kanal, an dem beinahe 7 Jahre gearbeitet worden, und welcher alle Haupt - Kanäle des Reiches mit der Themse vereiniget, ward am 1. August feierlich eröffnet.

Durch die hier am 31, Jul, ausgesprengte Nach- riht, daß Oesterreich Truppen nah Jtalien marschi: ren laße, wurden dié 3 Proc. Cons. gedrückt, und was» ren zu 68 zu verkaufen.

Der Schade, den die Regierung beim Brande des Marine: Arsenals in Neu: Orleans erlitten, wird auf 100,000 Doilars geschäbt.

Von St. Helena sind Nachrichten bis zum 20. April hier; nach diesen befand sih Bonaparte wohl, und ging seit einiger Zeit öfters aus.

Jn der Nacht zum 1. August erhielt ein alter Mann, der ein halbes Jahr wegen rhevmatischer Schmerzen bettlägerig war, bei einem heftigen Gewit- ter einen eleftrishen Schlag, und gesundete auf derx Stelle, so daß er aufstehen und ausgehen fonnte.

Admiral Sir Home Popham traf von Jamaica aus, am 5. Mai in Hayti ein, und ward vom Ks- nige mit aller Auszeichnung empfangen z er speiste mit und nach der Tafel machten die Truppen, vom Kronprinzen kommandirt, mehre Evos- lutionen.

Die patriotische Gesellschaft der hiesigen Spanier

| feierte unter dem Vorsibe des Spanischen Ambaßadeurs,

Herzogs von Frias, in der alten London : Taverne, die Eröffnung der Versammlung der Cortes durch ein großes Mittagmahl.

Kopenhagen. Der Plan zu Errichkung einer Giro - Diskont - Kaße mit einem Fond von 150,000 Köln. Mark Silber, ist hier in Druck erschienen.

Konstantinopel. Die Mishelligkeiten zwischen Aly, Pascha von Janina, und der Pforte, welche von beiden Seiten vorbereitende kriegerische Maasre- geln veranlaßten, sind förmlich beigelegt; Aly ver: waltet fernerhin das ihm anvertraute Paschalik nebst Prevesa und Parga, enthält sh aber aller Einmischung in die Regierung der von ihm usurpirten Gebiere. Aly fand si zu diesem Friedenschluße geneigt, weil ihm die Kriegsrüstungen der Pforte zu ernsthaft wer: den zu wollen schienen; diese aber hielt es für räth: licher, das Aeußerste nit abzuwarten, weil die Janit:- scharen und übrigen Truppen hie und da laut äußer: ten, gegen ihre Glaubensgenoßen das Schwert nicht ziehen zu wollen.

Reith imUnter-Jnunthale. Am 14. Julius Morgens 8 Uhr bebte die Erde unter unsern Füßen, daß wir meinten, sîe werde mit jedem Augenblicke von einander bersten, und uns in ihre Tiefen begraben. Die Atmosphäre war {wül und bänglich bis zum 19.,

Nordwestwindes heraufbrauste, zahllose Bäume aus den Wurzeln riß, mehre Häuser abdeckte, und überall Verwüstung anrihtete. Den 20. 21. und heute den 25, goß es vom Himmel in vollen Strömen herab, und dabei ist es so kalt geworden, daß die Gebirgbe- wohner Schnee vermuthen, alle Bergbäche gehen hoch und verheeren weit und breit, was sie vor sich finden.

Aus dem Haag. Unserm Geschäftsträger bei der hohen Pforte, Ritter van Testa, is es gelun- gen, der Niederländischen Flagge die freis Durchfahrt in das schwarze Meer zu bewirken.

Kaßél. Des Kurfürsten Königl. Hoheit traf am 1.

von Hofgeismar wieder hier ein, ‘und ging am 2. nah Wilhelmshöhe. Westphälische Staatsobligationen Läitt. A, werden hier zu kaufen gesueht. „Se. königliche |Hoheit. der Kurfürst haben dem konigl. Preuß. Wirlichen Geheimen Legationsrathe A n: cillon das Kommandeur- Kreuz erster Klaße aller höchstihres Haus-Ordens vom goldènen Löwen zu ver- leihen geruhet.

München. Der hoffnungsvolle Maler Zim- mermann aus Berlin, welchec auf einer Reise nach der Schweiz begriffen war, ertrank hier beim Baden.

Die Breslauer Zeitung und der Oester. Beobachter erzählen, daß unsere Frauen und Mädchen übereinge- kommen seyen, im Schauspielhause ihre Hüte ‘abzu- nehmen. Eine solche förmliche Uebereinkunft is je- doch hier nicht getroffen worden; da indeßen die Bau- Meister unserer Schauspielhäuser bei Anlegung der Zuz schauerpläge nur auf die gewöhnliche Größe des mensch- lichen Körpers, nicht aber auf ‘die Verlängerung dess selben durch Hüte und hohe Kopsäufsäge Rüksicht gez nommen haben: so hat es unseren D1imen, welche ohnehin zu den artigsten von Teutschiand gerechnet werden, billig geschienen, der christlic,en Nachdarpflicht zu gnügen und beim Aufro!-n des Vorhanges die Hüte abzunehmen, und nur Diejenigen harten sch{ von dieser lobens: und dankenswerthen Einrichtung àuss- schließen zu dürfen gegl2ubt, welche an bösen Herzen oder bösen Köpfen leiden. Da ab-r die Zahl derselben nicht bedeutend ist, so schein: das von urserm Frei- Hecrn v Drais erfundene Erhcéhungsperspekr tiv, mittels deßen man über die Leute wegsehen kann, feinen besonderen Absas zu finden, zumal man die Bemerkung gemacht haben wiil, daß in dex heutigen Welt das Unglück, übecsehen zu werden, ohnehin s@on mehr denn zu sehr an der Tagesdrdnung se).

Karlsruhe. Jun der gestrigen und heutigen Sibung der zweiten Kammer ward das Budget für 1822 hinfihtli4d der Ausg be erledig. Die Kom- mißion trug für die zwei nasten Jahre, ohne jedoch dabei die öffentlichen An talien zu beeinträchtigen, auf ein jährliches Ecsparnis von 250,000 Fl. an, und der Großherzog gab hiezu seine Beistimmung.

Der Amortisations: Kafe sind von fremden Han- delshäusern bedeu‘ende Summen als Darlehn unter billigen Bedingungen angeboten worden. Der Depu: tirte Griesbach trug auf Annahme einer diesèr An- erbietungen an, Um kleinere inländische Kapitalien dar mit abzuzahlen und den Jnhabern derselben dadurch Gelegenheit zu geben, ihr Geld wieder, wie vordem, auf Grundstücke auszuthun.

Aurich vom 26. Jul. Díe wegen der auf der Insel Majorka ausgebro%enen Pest- Krankheit bekannt geœoordenen beunruhigenden Nachrichten haben die Kö: niglihe Regierung hieseld| veranlaßt, in Ueberein- stimmung mit dea voa Herzoal. Oldenburgscher Seite getroffenen Quarantaine: Maasregeln, unterm 22 d. M. zu verordnen, daß die, von der Jnsel Majorka, so wie von Könstantinopel, Tunis. Algièr, Marokko, Smyrna,. Narenta in Dalmatien, Alexandria in Ae: gÿpten und den Jnseln Korfu und Kandia in die Ems einlaufenden Schiffe, als aus inficitten Gegen- den fommendé ängesehen, und daher nit zugelaßen, sondern zuvor an eine drdentlihe Reinigungs Anstalt zuk Abhaltung einer vollstänoigen Quarantaine ver- wiesen werden sollen, wenn fe nicht bereits mit gil: tigen Beweisen einer vollständig abgehaltenen Qua- xantaine versehen sind.

Dresden. An die Stelle des königl. Sächs ob: bérufenen Bundestags-:Gesandten, Grafen v. Schliß, is der Geheimerach v. Gloöbig, ehemaliger Gescndter am Berliner Hofe und Chef der vormaligen hicr an: geordnet gewesenen Auseinandersegungs - Komn ißion E zum Bundestags - Gesandten ernannt worden. :