1820 / 69 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 26 Aug 1820 18:00:01 GMT) scan diff

zöfischen Poesie, insonderheit der dramatischen, und ge- mäß den Foderungen ihrer Bühnengeseßze betrachtet werden können. Ein Teutscher freilich würde fich \{ä- men, dem Verfaßer der Albaneserin den Anspruch auf den Namen eines dramatischen Dichters zu be- zweifeln.) 2 i j

Nach unseren Blättern ist Herr de Pradt bereits in Paris angekommen, und der Hauptstadt scheint noch in diesem Monate das seltene Schauspiel bevorzufte- hen, einen vormaligen Erzbischof vor dem Assisenge: richte (wegen seines anstößig und strafbar gefundenen neusten Werkes über die Wahlen) zu sehen.

Herr Clausel von Caußergues soll nunmehr mit seiner Anklage wider den Herzog Decazes, deßen vorgebliche Theilnahme an der Ermordung des Her- zogs von Berry betreffend, zu Stande gekommen seyn, nachdem er, besage unserer Tagblätter, lange ge: nug, wie Penelope, daran gearbeiter. Ganz abge: sehen von dem Befremdenden einer solchen Anklage selbst wird sich die Schrift des Herrn Clausel faum ein Publikum versprechen dürfen, wenn die Schilde: rung gegründet ist, welche die unlängst erschienene pittoreske Biographie der Abgeordneten von seiner Schreibart enthält. „Sie ist ohne Wärme, ohne Le- ben, ohne Kraft, ohne Anmuth. “‘

Der Moniteur macht amtlich einige Straferkennt: uiße der Assisengerichte wegen verübten Preßunfuges vekannt. Der Buchhändler Correard' ist z. D. we: gen Herausgabe zweier Pamflets zu 8smonatlicher Ge- fängnisstrafe und 2400 Fr. Geldbuße verurtheilt. Er ist Derjenige, der nah erfolgter Einschränkung der Preßfreiheit die Herausgabe vrn 365 Flugschriften ankündigte, von denen auch ein großer Theil er- schienen is. :

Man sagt, daß die Wahlen der Abgeordneten im September geschehen werden.

Der General Morillo hat aus sei: Valencia am 1. Mai, dem Kriegs: er ihn ersucht, dem Könige

Spanien. nem Hauptgquartiere, minister geschrieben, indem l wegen Annahme der Verfaßung, seine und seines Heeres Glückwünsche abzustatten. Er wiederholt für fich und im Namen der von ihm befehligten Truppen den Eid der Treue. :

Die Cortes haben auf den Antrag der Finanz-Kom- mißion den Verkauf der der Staatsfkaße heimgefalle- nen Güter genehmigt, und zugleich beschloßen, daß diese hiedurch in den Privatverkehr tretenden Güter nicht zu Majoraten gewidmet oder auf andre Art in die todte Hand kommen können.

Die Zahlung des Kaufgeldes wird in Staats: Papieren geleistee. Baares Geld ist nah der Be- stimmung der Cortes ausgeschloßen.

Nach einem Beschluße der Cortes is es den Non- nen, ebenso wie den Mönchen gestattet, in die Welt zurückzutreten. Sie werden in diesem Falle den bi: \chöflihen und Staatsbehörden empfolen, um sie vor Verfolgung zu s{chühen.

“Jn Burgos find verschiedene Personen als an-

gebliche Ruhestörer verhaftet worden.

Spanisches Süd-Amerika. Nach einem Schreiben aus Angustura vom 5. Jun. sind die Spa- nier Meister des Oronokoflußes ; auch hat man schon an Maasregeln gedacht, die Provinz Guayana gänz zu räumen, und sich nach dem Apure zurückzuziehen. Obwol inzwischen durch die aus Margarita angelangte Frische Legion einige Verstärkung erhalten ist, so bleibt dôch die Verbindung mit dem Auslande sehr ershwert, únd über Trinidad so gut als ganz abgeschnitten. Man kann diese Lage der Sache nur dem Mangel an Aufmerksamkeit von Seiten der Behörden beimeßen, doch is es ein neuer Beweis, daß Bolivars Ange- légenheiten so günstig nicht stehen, als einige Nath: richten verbreitet haben.

Der General Devereux war zu Margarita an-

F

gekonimen.

Nachrichten von einer abermaligen Regierungs-Ver: ánderung in Buenos-Ayres bestätigen sich von mehren

Seiten. D. Manuel Saratea hatte in den ersten Ta: f

gen des Mai die Direktorstelle, zu deren Verwaltung er sich bei dem Hader so verschiedener Partheien nicht hinreichende Kraft zutraute, niedergelegt, und sich an Bord eines Englishen Schiffes begeben. Sein Na: folger heißt Don Ramos Mann von bedeutendem Einfluße und guter Familie, Prásident der Junta zu Buenos -: Ayres ist D. Ma; nuel Obligado. Bis zum 1. Jun. war die Ruhe nicht unterbrohen. Die Verbindung mit Chili war ofen. Die Expedition gegen Peru unter Lord Co: chrane und dem General S. Martin war am 24, April in Begrif, von Valparaiso abzugehen, woseib| sich ein Abgesandter von Bolivar eingefunden hatte,

Mexia (Mechia), ein}

F

T

um, wie es (unwahrscheinlich) hieß, deßen Mars nach Quito zu melden, und die Chilesen zu ersuchen, seine Operationen zu unterstügen.

Die sterbliche Hülle der verewigte

England. in dec Pfarrkirche ¡1

Frau Herzogin von York isk Weybridge beigeseßt worden.

Das Leichenbegängnif

hatte am 14. August, und zwar nah dem ausdrcüdli}

chen Willen der Verklärten, ohne Gepränge statt. Das Tagblatt, Times, enthält voliständig ti nen angeblichen Brief, den die Königin am 7. Au: gust an den König geschrieben. Er vezweckt haupt: jáchlich, einer Procestarion gegen das wider sie beodah tete Verfahren Publicität zu geben. Der Prozeß wird zur bestimmten Zeit im Parla:

mente beginnen, und der von einigen Seiten her an: |

gefündete Aufschub nicht stattfinden.

Afrika. Nach Briefen aus Gibraltar habet auch die Soldaten des Kaisers von Marokko sich em: pórt. Eins seiner Garde- Regimenter hat verwei: gert, ihn nah seiner Sommer: Residenz zu begleiten, fich vielmehr nah Fe begeben, und daseibst vielen Unfug angerichter. Von Tetuan wurde es dur dea Muth der Bewohner zurückgewiesen. Der Kaifer if an der Spibe der ihm treu gebliebenen Garde auf Marokko marschirt, und man erwartet die Nachritt von den weitern Maasregein.

Privatnachrichten aus St. Sebastian melden, daj ein Niederländisches und ein Algierisches Geschwade

an der Küste von Andalusien ein heftiges Gefecvt gt

habt, worin die Algierer gänzlich geschlagen und zwi ihrer Schisfe in den Grund gebohrt worden.

Großherzogthum Heßen. Durch eine Mi nisterial.Verordnung is der Kurs der Preuß. Kourant Münze in den Großherzoglichen Landen auf 1 Gulden 42 Kreuzer für ven Thaler bestimmt worden. |

Jn der Rede, mit welcher der Staats-Minister 1, Grollmann der Entwurf über die Verantwortlichkeit der Ministe überreichte, heißt es unter andern :

Offenbar hangt hier alles davon ab, daß man sich de Grundes deutlich bewußt werden, warum zwischen d Verantwortlihteit der Minister so wie der unmittelb ren Stellen im Regierungsfache, und der VerantwoF lichkeit untergeordneter Staatsdiener unterschied werden muß.

Ständeversammlung den Geseh}

Dieser Grund ist kein anderer als der folgend! f

Bei den untergeordneten Stellen muß ein giltigt Befehl des Vorgeseyten Denjenigen, welcher in der Br folgung des Befehles nur Pflicht übte, nothwend| von eigener Verantwortlichkeit befreien. Die Verant: wortlichkeit fällt dann auf Diejenigen, Befehl ertheilten und kann gegen macht werden.

Nicht so bei den höchsten Stellen. der eigenen Verantwörtiichkeit durch die höherer Befehle entgehen können, Stände an den Regenten selbst verweisen, mit wel: chem dieselben nicht rechten können, ohne den Grund

sag der Unverantwortlichkeit und ber Snviolabilität zu verlegen, auf welchem die monarchische Verfaßung ihrem innersten Wesen nach beruhet.

Soll daher die Verantwortlichkeit der Minister und der unmittelbaren Stellen eine reelle seyn, o muß nothwendig diese Verweisung, als rehtlich un: möglich, hinwegfallen, und dadurch der dem monarchi- schen Prinzip allein zusagenden Vorausseßung gehul- digt werden, daß die erhabene Person des Regenten nie das Unrechte, welches sie als solches erkennt, wol: len könne, und daß daher das dennoch erscheinende Unrecht immer nur die Schuld Derjenigen sey, welchen heilige Pflichten gebieten, dem Monarchen in ehr- furhtvoller Unterwürfigkeit die Verhältnipe so darzu: stellen, daß niht Misverständniße den Glauben an die Reinheit seines Willens zu trüben vermögen.

Das Geseb selbst lautet wörtlih : 1) Die Minister, das Ministerium und alle jegigen oder künftigen höch- sten Verwaltungsstellen sollen, wenn ihre Verantwort: lihfeit wegen gesezwidriger Handlungen oder Nicht- Ecfüllung der großherzoglichen Zusagen an die Stände des Großherzogthumes reflamirt wird, sich nie, zur Entschuldigung, auf angebliche Befehle des Regenten be- rufen können, indem dergleichen Befehle nur auf Mis- verständnißen beruhen, welche aufzutlären Pflicht der obersten Stellen gewesen wäre. 2) Dieses Geseg soll als wesentlicher Theil der Verfaßung des Großherzog: thumes betrachtet werden.

Großherzogthum Baden. Bei der Diskußion Äber den Theil des Budgets, welcher die Einnahmen begreift, glaubten mehre Mitglieder der zweiten Kam: mer ein Misverhältnis zwischen der Gewerb- und Grundsteuer zu finden. Der Regierungs - Kommißair widerskritt und äußerte: das Grundeigenthum sey nur

E E A E

darum am höchsten besteuert, weil es nicht verheim- licht werden könne. Man beschloß, für A s beis den Steuern nichts zu ändern.

__ Der Antrag auf Einführung einer Kapitalsteuer ist verworfen, eine Mobiliarsteuer aber der Regierung zur Berückfichtigung empfolen, und eine Besoldungs- und Pensionsteuer mit Widerspruch mehrer Abgeord- neten, namentlih des Herrn von Liebenstein, angenommen worden.

In einer folgenden Sibung wurde beschloßen, bei dem Großherzoge die Milderung der Censurgesete T.

as Kirchenvereinigungs-Geschäft macht auch hier Fortschritte. Es is eine N Gtaote in Lie ruhe angeordnet, welche aus etwa a5 Mitgliedern bestehend, die Haupt- Artikel der Vereinigung ents werfen und dem Großherzoge zur Bestätigung vorle: gen soil. I ula V

Gumbinnen. Die aus der Königsberger in an- dere Zeitungen übergegangene Nachricht von dem plöhgz- lichen Entstehen eines Mineral : Stromes auf der Spiße eines Berges im Gumbinner Regierungs : Be- zirke beschränkt si auf ein sehr unbedeutendes Er- eignis. Ju den ersten, ‘regen - und gewitterreichen Tagen des Julius brachen am Abhange eines Berges bei dem Dorfe Laukupönen, Stallupöner Kreises, etwa in der Hälfte des Berges, einige Quellen ver- eint hervor, und inoem sie bis in den am Fuße des Berges vorbeifließenden Bach in mehren Abstufungen einen Waßerfall von etrwoa 40 Fuß bildeten, und die Erde von der unteren Hälfte des Berges fortschwemm- ten, verursachten sie einen Bergfall, der von der

|

Spige bis zur Quelle etwa 50 Fuß Höhe beträgt. Die Queue enthält keine besonderen Mineraltheile.

Die Jnquisition in Spanien nach der Zeitung von Barcelona.

__ Die Zeitung von Barcelona giebt (aus Llorentes Geschichte der Spanischen Jnquifition) folgende Ueber - sicht ver die Arbeiten der Staats: Jnquisition unter den verschiedenen Groß: Jnquisicoren und Königen von Spas

nien während eines Zeitraumes von 528 Jahren :

Groß - Ingquisitoren und Könige.

Epochen. Jahre.

S, a

Von 1481 1498 1507 1517 1522 1525 1538 1546 1556 1997 1621 1665 1.700 1746 1754 1788

1498 18 Torquemada

1507 9 [Erzbischof Dixa 1517 10 [Kardinal Ximenes 1522 5f e «: Andriaù 1523 1 |Jnterregnum

1538 | 15 [Kardinal Mauriquo 1545 7 8 Aera 1556 11 [Louise und Karl V. 1597 41 Philip I.

1621 24 ‘Philip III.

1665 | 44 Philip 1IV.

1700 | 35 |Karl II.

1746 | 46 [Philip V.

1754 g [Ferdinand VTI. 1788 34 [Karl L[ILI

1808 20 |Karl IV.

Im 1508 [Da » o (0

Man feht aus dieser Tadelle, wie die Arbeiten der Staats-Jnquisition seit den beiden legten Jahrhunder-

E1T14141114T1 H

ten abgenommen hatten, und wie unter den beiden

welche def sie geltend g")

Sollten diese | Anführun) * tergang des Ackerbaues, des Schatzes, des Kredits und

so würden sie "zer Flotte.

leßten Königen nur noch ein Schatten von dem ge- wesen, was früher war. Zugleich zeigt diese Tabelle, woher es gekommen,

daß die Bevölkerung von Spanien von 30 Millionen,

die es sonst hatte, bis aus 10 Millionen, die es jeht

hat, heruntergesunken. Ebenfalls zeigt sie den Un-

In Spanien hat die Staats - Juquisition dieselben

Lebendig verbrannt.

Que ———

Ueberhaupt.

1

33,273

I

3,564

1,7988 1,544

| Eingekerkert mit Konsfis- kation ihrer Güter.

———————_—_———

Ueberhaupt.

97,521 34,9352 48,059 21,845 4,569 11,250 5,460 6,600 18,450 13,848 10,386 6,912 11,750 255 170 NL 56 1

L 42 E

101 | 17,658 | 54 |-291,430 888

Wirkungen gehabt, wie in Venedig das heimliche Ge: richt der Zehner. Ueberall wo die Sicherheit der Per- sonen und des Eigenthumes verschwindet, da vershwin- den die Personen und das Eigenthum; die Vater: landsliebe geht zu Grunde, die Dürftigkeit tritt an die Stelle der Wohlhabenheit, und der Staat wird zu einer hohlen Mumie, in der das innere Leben erstor- ben ist. So fiel Venedig, die erste Seemacht von ¡Eu- ropa, unrühmlich und ohne einen einzigen Kanonen- Schuß, als die Zeit an das ausgehölte Gebäude rührte, und dieselben Korinthischen Pferde, welche die Sieger von Konstantinopel gesehen und mit ihnen gezogen

ImBVildnis

Jährlich. | verbrannt. Jährlich. Jährlich.

Ueberhaupt

6,860 896 1,232 560 112 1,125 420 680 1,813 920 1,408 864 782

5

5683 268 356 502 5324

85 120 | 121 90 77 64 49 34

0,226 2,592

381 100 1253 1142 112 29 60 50 44 38 Zg 25

17

9/407 3,881 4,806 4,569 4,569 750 780 600 450 577 236 198

1,510

324 1,250

840 1,328 3,696 1,840 2,816

10 L 4 eris

1