1820 / 73 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 09 Sep 1820 18:00:01 GMT) scan diff

der gesegebenden Kammern s\ch nah dieser provisori- schen Eintheilung zu richten und die Wahl:Listen bis spätestens den 20. Sept. anzufertigen. Statt des Marschals Herzogs von Ragusa hat er. Marschal Herzog von Reggio den Dienst als ajor : General ‘der Nationalgarde auf vier Monate übernommen, und auf eben so lange der Herzog von Grammont den Dienst als Kapitain der Garde Korps statt des Herzogs von Noailles.

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Madrid. Der Kriegsminister hat seinen Abschied begehrt und erhalten; interimistish ist dem Seemi: nister das Portfeuille übertragen. Privatnachrichten sagen, daß der Grund dieser Verabschiedung in der abschläglichen Antwort zu suchen sey, die er dem Gen. Riego auf deßen Bitte, ihn bei der Armee in: Anda: lusien zu laßen und nicht das Kommando von Galli- cien antreten zu dürfen, gegeben. Auch sprechen diese Nachrichten davon, daß alle Autoritäten zu Kadix, als sie Keuntnis von der Ordre erhalten, daß Riego mit den unter seinem Kommando stehenden Truppen Kadix verlaßen solle, Remonstrationen dagegen bei dem Könige eingelegt, und ihn gebeten hätten, in Kadix die Truppen zu laßen die ihnen genehm wären, wel: ches der König auch früher ihnen zugesagt.

Jtalien. Nah Mittheilungen des Oesterreich: schen Beobachters schildern die neusten Nachrichten den Zustand von Sicilien noch immer als im höchsten Grade anarhisch. Jm Juneren der Jnsel wurden fort- während die fürchterlichsten Greuel verüdt, und selbst in den Gegenden, wo bisher weniger Ausshweifungen vorgefallen waren, war es seitdem ebenfalls zu biutigen Auftritten gekommen; zugleich ist aus der Zeitung von Messina in gedachten Beodachter Folgendes aufge: nommen: „Gegen 250 Soldaten vom provisorischen Bataillon, welches zu Syrakus in Besaßung lag, de- sertirten mit Waffen und Gepäck, und schlugen den Weg nach Catania ein, wo die Garnison nur 40 Mann stark war. Die Zahl der Deserteurs vermehrte sich bald auf 400. Der in der Provinz kommandirende General ging ihnen mit den wenigen Truppen, die er in Eile zusammenraffen fonnte, und mehren Be-

wohnern der Stadt sowol als des ‘Landes bis an den Fluß Fimetto, aht Miglien von dieser Stadt, entger gen. Hier tam es zu mehren theilweisen Gefechten,

in welchen 200 von diesen Deserteurs gefangen und 50 getödtet wurden. Der Ueberrest ergriff die Flucht, und zerstreute sich in der ganzen Provinz, vorzüglich gegen Pantani zu, wo die meisten von den Bewoh: nern von Lentini aufgerieben wurden. Die Gefanges nen wurden hier eingebracht und sind bereits, unter Konvoi des Packetboots la Concepzione nach einer andern Bestimmung abgegangen. ““

‘Die in Palermo vom Pöbel gefangen genomme- nen Soldâten sind den lezten Nachrichten (1n Jtali- schen Blättern) zufolge, noch immer in den dortigen Gefängnißen eingesperrt. Der bei den Mord - und Plünderungs Scenen in Palermo angerichtete Schade ist ungeheuer. Die Domanial : Kaßen find ganz und gar erschöpft; der Verlust, den die Vornehmsten unter den dortigen Jnwohnern, die Butera, Paterno, Trabbia 2c. erlitten, ist unérmeßlich.

Nach Berichten aus Meßina, war dort am 7. Aug. aus Kalabrien ein Bataillon leichter Jnfanterie an- gekommen; der Gen.-Gouverneur und alle Autorità: ten hatten den Tag zuvor die neue Konstutition in der Kathedralkirche beschworen. Alle Korrespondenz mit Palermo war verboten; einige Emißairs von Palermo waren den Sicherheitwachen bei Catanisette in die Hände gefallen. A |

Der Großherzog von Toskana hat ‘eine Desterreich: sche Note erhalten, in welcher der Kaiser die Si- cherheit, Ruhe und Unabhängigkeit der Jtalischen Staáten, dén auf dem Wiener Kongreße festgesetzten Grundlagen gemäß verbürgt.

Die Vorschläge der. Abgeordneten von Palermo die auf Abschliesung eines Schus - und Trughbünd-

nißes, Einflhrung der Spanischen Verfaßung, Un! abhängigkeit Siciliens, Ernennung des Fürsten vorl Salerno (jüngsten Sohnes des Königes und Schwiegey; Sohnes des Kaisers von Destereih Maj.) zum König: von Sicilien, Abtretung des vierten Theiles der Mq. rine und Auswechselung der Gefangenen lauteten, scheinen feinen Eingang in Neapel gefunden zu haben

General Pepe hat das Zutrauen der Karbonq verloren, wei! er sich die Gewogenheit der Soldaten} auf Unkosten der Officiere zu erwerben sucht, und je.F nen gegen diese immer Recht giebt ; er wird dah;| im Kurzen sein Kommando niederlegen.

Turin, Ju ganz Sardinien herrscht die tiefs Ruhe ; wir lesen in den Neapolitanischen und in unst Zeitungen von den unglücklichen Unruhen jenes Sta tes mit Theilnahme, und verspüren hier keine Folz} weiter davon, als die wachhsame Kontrolle über Frem) die von Neapel kommen, oder die dahin abg hen. Die Unterwerfung von Palermo soli noch nig bewirkt seyn. Die Vorsteher der Zünfte hahe nach dem Rathe des Kardinal: Erzbischoffs eine pro sorische Junta niedergeseßt, die aus 10 Personen un|| acht Kollaboratoren besteht, und deren Mitglieder gt ßentheils Fürsten, Herzöge und Grafen sind.

London, vom 29. August. Am 26. ward Hen Karsten als teutsher Doilmetscher für die König} vereidiget und die Vernehmung der Barbara K ran| (nicht Kreße) über die Begebniße in Karlsruhe for! gesest; bei einer der Fragen ward die Zeugin ohn: mächtig. Herr Brougham hörte sie sodann über dit Personen ab, die sie nach England hatten kommen laßen, und über das ihr gereichte Geld. Lord Lau: derdale äußerte, daß Fragen dieser Art die Befugnizf des Herrn Brougham überschritten und daß ihn deren Vorlegung untersagt werden müße. Die hit: über entstehenden Debatten veranlaßten die Aussezun der Verhandlung. Heute kam es zur Festsegung, di mit dem Gegenverhöre der Zeugen von den Räthe der Königin auf die von ihnen vorgeschlagene Wes \ 5 fortgefahren, und diesen jeden Abend eine Liste der au folgenden Tage abzuhörenden Zeugen, mit Angabe ihrer Konfeßion , zugestellt werden solle, Die Königin war bei Vernehmung der Kranz und des nach dieser vor: gefoderten P sar ch i, eines Hausfknechtes in einem Gast hofe zu Venedig, nicht gegeuwärtig, sondern in einem Nebenzimmer.

Aus Reading, Bethnal »Green und Bath hat di Königin Addreßen angenommen und beantwortet.

Beschluß der Antwort des Kouriers auf den Brief der Königin. Man sagt, das eingeleitete Verfahren sey ein Maasregel, um die Königin ihres Ranges zu bera ben auf den Grund eines Geseses ex post, di heißt, eines späteren, dem man rückwirkende Kra} giedt. Aber jede Ehescheidungsbill, die durch du Parlament geht, nimmt den Frauen ihren Rang u!|ff ihre Stelle, die fie in der Gesellschaft eingenommaff Immer is sie ein Geses, das gerade für diesen Fall c: F macht ist, und muß demnach die Königin, wie jed! andere Ehefrau treffen. Die Ehen werden nach de allgemeinen Gesegen getrennt, aber darum sprechen s! F selbst den Akt der Scheidung noch nicht aus, und jed!

CEhescheidungsbill ist also nothwendig in sofern ein F

Ausnahme von dem allgemeinen Geseze. Gleihn!F giebt es hier einen materiellen Unterschied. Nach de F Landesgesezen wird der Ehebruch nur als eine bürger: liche Jnjurie betrachtet, aber in Beziehung auf gt wiße Mitglieder der königlichen Familie wird er j einem Staatsverbrechen von der s{wersten Art. T0 desstrafe ist darauf geseßt, gleihviel ob die Frau noh fähig ist Kinder zu gebähren oder niht. Wie wärt f es möglich , wie wäre es zu ertragen, daß die Kön! F

gin dieses Landes, wenn sie ein solches Verbrechen be f gangen, fortan frei und uneingeschränkt alle die Rechte: f Privilegien und Huldigungen, die einer Königin gebüh: Þ

ren, genießen fönnte, dann noch genießen könnte, wen#

lich erzeugt werden :

fie gerihtlich übcrführt worben, daß sie dies Verbre-

chen mit einem Fremden, in einem fremden Lande und unter Umskänden begangen , die es in einem noch wi: drigeren, gehäßigeren Lichte zeigen.

Es bleibt uns noch übrig, unsere Aufmerksamkeit auf einen sehr unangenehmen Theil des Briefes zu richten, den nämlich, der die Prinzeßin Charlotte betrift. Der Königin hat es beliebt, die Trennung von ihrer Tochter als eine schwere Beleidigung aufzustel- len. Aber die Wahrheit ist, daß Jahre lang nicht das geringste Hindernis dem Beisammenseyn und der Ge- meinschaft zwischen beiden in den Weg gelegt worden. Noch lebende Personen machten aber hienächst dem jeßigen Könige Vorstellungen über gewiße Dinge, die fich in Gegenwart der Tochter in der Wohnung der damaligen Prinzeßin v. Wales zugetragen, und diese bestimmten ihn, den Umgang einigen Einschränkungen zu unterwerfen. (Eine Komite des Geheimen-Rathes fand nah vorgängiger Untersuehung diese Einschrän- kungen absolut nothwendig. Aber demnugeachtet wurde der Umgang nicht ganz untersagt, nur be- schränkt. Als die Prinzeßin von Wales im Jahre 1814 die Reise in das Ausland antrat, befand sich die Prinzeßin Charlotte in einem Alter, das ihre nahe Vermählung wahrscheinlich machte: warum verließ sie damals Cngland? Wurde sie etwa gezwungen, ein Land zu verlaßen, wo ihre Tochter wohnte? Oder knüpfte etwa das Parlament ihrer Appanage eine solhe Bedingung an? Wem if es unbekannt, daß der verstorbene Whitbread alles, was in seinem Vermögen stand, anwendete, um die Prinzeßin von ihrer Reise gerade zu dieser Epoche abzuhalten. Wir bitten indeß, uns nicht falsch zu verstehen. Wir ta- deln es nicht, daß sle gerade damals England verließ; wiv glauben im Gegentheile, daß ihr Entschluß ge- recht und ihr von löblihen Beweggründen eingegeben wurde: aber er war das Werk ihrer freien Wahl, und sie hat nicht das Recht gegenwärtig einem Anderen, als sich selbst, die Ursache beizumeßen, die fie nun gänzlich von ihrer Tochter trennte. Wir enthalten uns diesen traurigen Punft im voraus weiter zu ergründen. Wir wollen vielmehr einen Schleier werfen Über alles das, was wir über die Beschaffenheit des Umganges der Mutter mit der Tochter vernommen haben. Noch le- ben Leute, welche wißen, was wir sagen könnten, aber aus Achtung für das heilige Andenken der Erhabenen, die nicht mehr ist, nicht sagen woilen.

Vereinigte Staaten. N: ungefährem Ue- berschlage soll im Freistaate von Nord : Amerika jähr-

32,847,599 Dollars. 1,466,580 - 6,745,680

Baumwolle für O a ODAE

Wein . . 1C0,800,000 DUGEE: «2% 2:8 4 5/400,000

Summe 127,259,659 Dollars.

(also ungefähr für 185,587,000 Thl. Preuß. Kourant.)

Zur Hervorbringung dieser fünf einträglichen Arti- kel soll wegen der außerordentlichen Fruchtbarkeit des Bodens, nicht mehr als eine Erdfläche von 2969 Qua: dratmeilen ( wahrscheinlih Engl. Meilen, von denen ungefähr 42 auf eine teutshe gehen) erfoderlich feyn.

Die Creefs in Süd: Karolina und Georgien, wahr: scheinlich durch Erfahrung gewibiget, weigerten sffch Schulen und Mißionsanstaiten in ihrem Lande errichten zu laßen, wozu ihnen die Mißionarien Stuart und Humphrey Vorschläge machten. Sie meinten, wenn sie ihre Erlaubnis dazu gäben, sd müßten se nachher den Mißionarien Mühe und Kosten bezahlen; und da sie kein Geld hätien, würden tiese ihnen dafür Land nehmen. Den freundlicben Vorschlag, die Kunst des Ackerbaues zu lernen, lehnten sie mit der Versfc chreung ab, daß sie davon so viel wüßten, als sie brauchten; und auf den Antrag, Religions: Unterricht anzunehmen, entgegneten sie, der große Geist habe ihnen nicht die Mittel gegeben, diesen Unterricht zu

bezahlen, mithin sey es gewiß eyn Wi

so blieben, wie sie wären. E a; M __ Unter den Rogeran-:Quäkern in Groton wüthet eine ansteckende Seuche, welche die verblendeten Men- schen rettungslos wegrafft, weil nah ihren Religions- Grundsägen der Gebrauch einer Arzenei, oder die Be- folgung ärztlicher Vorschriften, als ein Eingriff in die Plâne der Vorsehung angesehen wird.

ZU Augusta in Georgien wurde am 7. Jun. ein flammengleicher Komet im Krebs, ein wenig nords wärts, ganz nahe der shönen Sterngruppe in jenem Sternbilde, durch ein Telesfop von 55° entdeckt, der am 8. anscheinend um mehe als einen Grad nach den Zwillingen fortgerückt war.

Kopenhagen. Die Prinzeßin von Heßen- Kaßel, Uebtißin des lutherischen Klosters eds Ee Schwester unserer Königin, ging am 29. Aug. mit dem Dampfschiffe von hier wieder ab.

O Folge einer Anzeige der Quarantaine - Kom- mißion, ist hier ein Haus, in dem verschiedene, von einem aus West: Jndien gekommenen Schiffe, mitge- brachte Kleidungsstücke eines, an der Pest zu Algier verstorbenen Schifftapitains, niedergelegt woorden wa- ren, mit Militairwachen umsegt worden, welche die Ordre haben, keinen Menschen ein - oder auspaßiren zu laßen.

An der, unter den Namen des Profeßor Mag- nußen heraus gekommenen Schrist, über das Reisen der Künstler in Island (s. Nr. 73) hat derselbe, nach einer von ihm erschienenen öffentlichen Erétlärung, keinen Theil.

_Ghristiania. Zum Besten der ckudirenden Me- diciner'und zum Vortheile hilfvedürftiger Kranken, if die Errichtung eines Reichshospitales beschloßen, und dazu die Summe von 40,000 Species angewiesen worden.

_St. Petersburg. Jm Tauschhofe zu Troisfk find aus der Bucharei Karawanen von beinahe zweitau- send Kameelen angekommen, die getrocknete Srüchtce, rohe und gesponnene Baumwolle und Baumuæoll- N mitgebracht haben. m 16. Aug. beging die Ruß. Bibelgesellschaft i

Taurischen Pailaste ihre Jahresfeier. Es

Des Kaisers Majestät war am 1. Aug. zu Riasan und segte von da die Reise nah Kossoro fort.

Riga. Der Superior der Jesuiten: Mißion hbie- selbst, Pater Coince, bis 1306 Pastor im Münstec- schen, erhielt bei seiner Abreise von unserem Gouver: neur, Marchese Paulucci, ein ehrenvolles Abschied: Schreiden, in dem seinem Eifer, mit welhem der Su- perior 200,000 Rubel freiwilliger Beiträge sammelte, und diese auf Anlegung eines Hospitals, eines Hauses für die Barmherzigen Schwestern, und einiger S@tu- len verwendete, das verdiente Lob ertheilt wird.

Warschau. Am 27. Aug. traf des Kaisers Maf. Abends 9 Uhr hier ein. Die Stadt war dl ein freudige Zuruf der Menge begleitere den Monar- hen vom Thore bis in das Palais; am 28. woÿnte derselbe, in Polnischer Uniform und mit dem Weißen Adlerorden auf der Brust, der Militairparade bei; am ats wurden ihm der Senat und die Minister vorge-

eit.

„Desterreich. Die Zeitung von Jnnsbruck& er- klärt die Nachricht ausländischer Blätter, daß daseld Parte DRMYEEE nach Jtalien angesagt seyen, für grundlos.

_Brüßel, vom 28. August. Um die Anfichten der geistlichen Gemeinschaften, welche feine andere, als lebenslängliche Gelübde ablegen zu dürfen vermeinten, zu berichtigen, is ihnen das päpstliche Breve an den

ischof von Doornick, d. d. Savona den 29. Jul. 1810 bekannt gemacht worden, nach welchem den Ne- vizen Gelübde auf Zeit verstattet werden.

Kaßel. Das große Schloß zu Pßhilippsrud bei Hanau, das in déèr Westphälis§en Zeit als Lazareth