1820 / 74 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 12 Sep 1820 18:00:01 GMT) scan diff

wurden über die Ereigniße theils in Este, eheils äuf dem Balle in Neapel, von beiden Pärtheien verhört, und bestätigten in diesen Punkten die Anführungen der Anklage - Bill. Unter andern sollte die Dumont Über einen Brief, den sie vorgeblih zu Gunsten der Königin geschrieben, ausfagen, ob sie Verfaßerin des: selben sey; der Brief selbst aber ward ihr nicht vorge: legt, daher sie denn darüber sich auch nicht bestimmt erklären, sondern blos dahin fih äußern konnte ; daß fie der Königin früher sehr zugethan gewésen, und an ihre Bekannten wol Gutes Über fîe geschrieben haben könne, der einzelnen Ausdrüce aber sih zu besinnen nicht mehr im Stande sey.

Wie es heißt, soll nunmehr der Ostseeischè Holzhandel in Hinficht der Englischen Abgabe-Säte in so weit be- günstigt werden, daf das Ostseeische Holz mit dem aus Kanada Konkurrenz halten kann.

Neu-Vork. Ein Jüdischer Kaufman hieselbft, Mardochai Noah, hatte an die hiesige Provinz be- déutende Föoderungen. Zur Tilgung derselben ist ihm auf seinen Antrag die sogenante große Jnsel auf dem Niagara-Fluße, in der Nähe der Englischen Be: sißungen in Ober: Kanada eigenthümlich üÜberlaßen worden, und hier will er allen denjenigen seiner Glau: bensgenoßen, welche in der alten Welt vergebens ein Vatérland suehen, unter den toleranten Gesegen der Vereinigten Staaten ein neues Afyl eröffaen.

Stockholm. Die Eigenthümer der Steinkohlen- Gruben zu Höganäs in Schonen haben kürzlich so beträchtliche Waßerschäven gehabt, daß fie sich häben entschließen müßen, den Fortbau dieser Gruben ganz

aufzugeben. , : Der Vikomte Eugen v. Bourbon-Bußekt, ein

indirekter Abkömmling des heiligen Lu dwig, ist auf seiner Reise durch Europa von Petersburg hier ein- gétroffen.

St. Petersburg. Der Kaiserl. Oesterreichsche

Gesandte, Freiherr v. Lebzeltern, is von hier nah Warschau abgereist, und begleitet von da aus des

Kaisers von Rußland Majestät in die Desterreichshen

Staaten. Wenige Tage vor der Abreise des Monarchen

‘ward ihm durch den Minister Kotschchubei, in Zaars-

foi-Selo, der von Rom zurückgekehrte junge Maler Jgnatius vorgestellt, der für die Jsaaks: Kirche be- deutende Aufträge erhalten hat, ein würdiger Schüler Raphaels ist, und zu sehr großen Erwartungen be- reehtriget. i / airs i i

Madame Catalani ließ bei einem ihrex hier ge- gebenen Koncerte das Publikum über zwei Stunden auf sich warten, so daß nah ihr mehr Boten ge- schickt werden mußten; den folgenden Tag entschul- digte sie sih in dem Blatte Conservateur impartial, sie habe vor der ungeheuren Menge Wagen nicht durchfommen können. Bei ihrer Ankunft war sie im Hotel Demuth abgestiegen; allein der Fürst Galizin bot ihr gleich das seinige an, welches sïe nachher auch bezog.

Konstantinopel. Die früher hier verbrei- tète Nachricht von der friedlichen Ausgleichung mit Ali Pascha von Janina, har sich als ungegründet er: wiesen. Fm Gegentheile sind unlängst verschiedene Ge- fechte zwischen seinen und des Großherrn Truppen vor- gefallen; worin jene den Kürzeren gezogen haben sollen. Die Engpäße zwischen Trikala und Fanina hält der Pascha noch beseyt ; Trikala selbst aber und das Schloß von Lepanto, berühmt durch den Sieg, den Venedig und andere Ftalische Staaten im Jahre 1571 hier in der Nähe über die Türken erfochten , sind in den Hän: den des großherrlichen Heeres.

Wien, vom 531. Aug. Se. K. H. der Herzog von Cambridge sind diese Nac{t von London hier eingetroffen, in der Hofburg abgestiegen, und werden sich zu den bevorstehenden Manoeuvres in das Lager bei Pesth verfügen.

Heute ward die Lotterie des Theaters an der Wien |

gezogen; das große Loos fiel auf No. 162,395. Will der Gewinner das Haus nicht übernehmen, so zahlt ihm das Haus Hennickstein und Komp. 500,000 Gulden Kanventionsmünze baar aus.

Wie es heißt, werden der Kaiser und die Kaiserin den 10. ihre Reise nach Pesth antreten, den darauf folgenden Tag aber; die Herzogin von Parma und Piacenza nah Parma zurückgehen. Einigen öffentlichen

Blättern zufolge, soll auch des Königs von Baier |

Majestät in Pesth erwartet werden.

Klagenfurt, vom 28. Aug. Heute traf der Ducz di Gaüo von Neapel hier ein, um nach Wien zu ge: hen ; indeßen sou ihn hier der Befehl Sr. Majestät des Kaisers bereits erwartet haben, seine Reise nitt weiter fortzuseßen.

München Vor einer grdfen Menge von Zu: shauern theilte am 30. v. M. der Mintster Freiherr

v. Zentner, an die fleißigsten Schülec der Königl} Studienanstalt hieselbst in der Kirche die bestimmten|

Preise eigeohändig aus. Karlsruhe, vom 1. Sept. Bei der heutigen Dis:

fußion der zweiten Kammer über #as nunmehr ange: F

nommene Gese, die Verantwortlichkeit der Ministe betiesfend, sprach sih die Ueber,eugung aus, daß man bei den bekannten Gesinnungen der jegigen oberen Staaisbehörden der Anwendung dieses Geseßes mol shwerlih bedürfen werde. Auf den geäußert-n Wuns, die Staatsdiener auch auf die Verfoßung verpflichten zu laßen, entgegnete der Sercaatsgrath Reinhard, daß die Staatsdiener auf die Beobachtung der Staats: Gesetze vereidet würden, daß die Verfaßung das witigste Staatsgese6 sey, daß Se. K. H. der Großherzog beim Regier. Antritte die Konstitution ¿zu handhaben erklärt | hätte, und daß das als Pflicht dex Diener angesehen werden müße, was der Regent als die seinige erkenne; mithin sey eine besondere Vereidigung der Staatsbean | ten auf die Konstitution überflüßig. |

Der Schluß des Landtages ist auf den 5. d. M. | bestimmt.

Die verwitwete Frau Großherzogin hat am Zo. v, M. Baden verlaßen, um eine Reise in die Sch1oeiz anzutreten; den 31. aber find die verwitwete Mark: Gräfin und die Prinzeßin Amalie von hier nach Mün: chen abgereist.

Kaßel. Nach der Darstellung, welche Dr, Steinfkopf (s. Nr. 72. d. Z) Sekretair der Bibel Geseilshaft zu London, in der Versammlung der Kur Heßischen Bibelgesellsaf: am Z0. v, M. vorlegt sind binnen 16 Jahzen;, durch jenen Londner Verei mit einem Aufwanve von 800,000 Pfd. Millionen Bibeln und neue Testamente in 120 Spt chen verbreitet worden. Außer einer Unterstügun| von 1250 Thl. hat diesem wirksamen Vereine di hiesige Bibelgesellschaft noch 1000 Bibeln und nel} Testamente, voliständige Platten zu einer Stereot!: pen: Bibel und einige seltene Ausgaben biblischer Bl: cher in Aethiopischer und in der Esquimaux : Spra( zu verdanken.

Dresden. Am 3o. v. M. hielt des Königs Ms jestät über das Artillerie-Korps Revue, Und bezeigl! Über deßen Leistungen die höchste Zufriedenhéît.

Den 2. traf des Großherzogs von Weimar königl.

Hoheit von Töplit hier ein, besuehte die hiesige Jtal }

Oper, speiste am 5. mit Jhro kénigl. Majestär und

der königl. Familie in Pilniß, und sehte den folgel: |

den Tag die Reise nah Weimar fort.

G l'a u d. Stettin. Die jest in England erlaubte Einfuht

des Hafers hat nur auf den Preis des alten Hafets)

gewirkt, und hat wenig damit spekulirt werden tönney Die diesjährige Ernte gehört zu den ergiebigstel

dritteha F

deren man sich erinnern kann} fast überall haben die Scheunen den Segen des Himmels nicht aufneh- men fönnèn, und darum Getraidemieten auf dem Felde errichtet wérden müßen. Die größeren Lände: rei-Besiger und Pächter sehen aber ihre Freude über diesen reihlihèn Ertrag durch die gegründeten Besorg: niße Über den Mangel an Absaß sehr geschwächt.

Ein funger Handlungsdiener zapfte unlängst in ei: ner an der Oder gelegenen Remise bei Licht Spiritus ab; seine mit diesem géfährlihen Fluidum benesbte Schürze kam dêm Lichte zu nahe, fing sögleih Feuer und seßte seinè ganze Kleidung in Brand. Lichterloh hochaufflammend eilte der Geängstete nach dem Ufer und stürzrè sich in den Strom hinab. Zufällig befan-

den sich Kahnschiffer in dee Nähe, welche fogleih her: beieilten und lon glückliG ritte 9g de

__ Striegau. Dex hiesigen evängelishen Kirche sind zum Gedächtniße der Schlacht an der Kabbach, und zu êiner jährlich deshalb abzuhaltenden gottes- dienstlichen Feier, hundert Thaler von einer parrioti- schen Schlesierin, die nicht genannt seyn will, ge- schenkt worden.

_ Danzig. Die Erlaubnis der Hafertinfuhr in die Bríttischen Häfen hat den Haferpreis pro Last um 6 Thl. gésteigert. N

Im vorigen Monate liefen 121 Schiffe ein, Und 1232 aus,

Ein Artifel in der Kaßler Zeitung Nr. 244. üÜübekt den hiesigen Profeßor Dr. Wolfart, bedarf der Be: rihtigung dahin, daß der Profeßor Wolfart unge: stört in seinem ausgebreiteten Wirkungskreise, öffent: lih seine Heilart durch den Magnetismus lehrt und ausübt. Eine gegen ihn erhobene Anklage ist aber von der Beschaffenheit gewesen, daß nicht einmal das Eröffnen einer gerihtlihen Untersuchung gegen ihn begründet worden, mithin auch von keiner Ahsolutio ab instantia die Rede seyn können.

Zur neusten Geshichte des Katasters von Frankreich. (Schluß.)

Die Menschen besißen ein befonderes Talent, sich an Worten zu ergöben, die wenn man fie auf Zahien anwendet, als v0öilig inhaltlos erscheinen. Hieher ge: hört denn auch die fixité de l’impot, auf die Baron Morißet immer zurüffkam. Die Grundsteuer kann nicht unveränderlih seyn, wenn sie gerecht bleiben soll, Alle 30 Jahre muß sie einex Revisson unterworfen werden, und wieder äuf die mittleren Kaufpreise und auf die mittleren Pachtpreise gebracht werden, wenn sie den Veränderungen im Werthe des Silbers folgen soll, den dieses in dieser Periode erlitten hat. Dadurch daß dieses in verschie: denen Ländern nicht geschehen ist, sind die Grund: Steuern bis auf die Hälfte ihres ursprünglichen Wer- thes herabgesunken, und da die Regierung bei ihrem Geldverkehre dem Preise des Silbers folgen mußte, den dieses auf dem Markte hatte, so hatte sie bei ih: ren Ausgáben einen anderen Tarif als bei ihren Ein: nahmen, und hieraus sind wol manthe Finanzverlegen: heiten in neuèrer Zeit entstanden *).

Einen anderen Grund für die ÜUnveränderlichkeit

der Grundsteuer fand man darin, daß der Ankäusz feraufdieserechne, wenn erliegende Gründe

kaufe, und wenn man sie erhöhe, so nehme

*) Wié unmöglich és ist den Geldhaushalt eines Staates in Ordnung zu halten, wenn man nicht immer den Veränderungen im Werthe des Silbers durch Erhd- hung der Steuern folgt, das zeigt Schufkburg Evelines Tabelle úber die Verminderung dés Silbér- Werthes seit 800 Jahren in England, #0 diefer in den Philosophical Transactions for the year 1798 bez: kannt gemacht hat. Folgendes ist sie:

Im J. 1050 Silberwerth 26. Im J. 1600 Silbèrw. 144. I.10Ö 34. 1650 Ï88. IT50 43. 1675 210, 120Ó BL. 1700 238. 1250 60. 1720 257 1300 68. 1740 287. 1350 (T 1750 314 1400 83: i760 342. T1450 88 1770 384. 1500 94. 1780 49d. I550 100. 1795 53T Im Jahre i800 Silberwérth 562.

Jemand der im Jahre 1700 = 238 Pfd. Sterling Steuer bezahlte, bezahlte niht mehr als ein anderer der 1800 = 562 Pfd, St, zu bezahlen hatté,

FTLLETT T T TLTLITEI L T H

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man ihm etwàäs wàs er géfauft. Allein alle S'euern werden für die Sicherheir bêzahlt, welche man für seine Person und sein Eigenthum im Staate genießt, und noch nie hat eiñ Staat erklärt, daß man sich hierauf vermöge eines Fixums abonniren fönne. Für die Sicherheit der Pers- sonen und des Eigenthümes wird bold meht bald wes niger gefodert, und die Geseliscaft muß für diese Güs ter bald mehr bald weniger bezahlen. Man fann die Régierung nicht wie die Messagerie generale rue notre Dame St. Victoire betrachten, welwze die Reisenz den bei guten und bei shlechren Wegen immer zu demselben prix fix an Ort und Steue liefert. Auch haben so viele andere Umstände auf den Preis der Gürer Einfluß, den diese oft aufs Doppeltc und oft auf die Hälfre hringen, daß die kleinen Variationen dabei gar niht in Betracht kommen so eine wohlge- ordnete Grundsteuer macht, die immer dér Gegenwätt folgt, und die durch zweckmäßige Re: isionen immer bei den Silberpreisen bleibt, so wie solche auf dem Ma: kte sta:tfinden, und wie die Pacht - und Kauf- Briefe solches angeben *).

Seit der neveren Geseßgebung über das Grund- Eigen:hum twoird sich der Preis «on Grund und Bo- den in den nächsten 30 Jahren noch viel mehr n- dern, als er sich in den vorigen 30 Fahren witflich verändert hat, und schon deswegen ist es unmöglich, eine feststehende Grundsteuer zu machen, die gerecht ist und die gerecht bleibt. Man hat dieses in Frankreich gesehen. Durch die Gesete, wödurch der Gutsnexus, die Steuerfreiheit, die todte Hand und die Unveräußetlichkeit der Domainen aufgehobên wor- den, entstand eine Quote Bewegung im Grunteigen- thume, und indem Vieles, so bis jebt in todten Hän- den gewesen, und anderes 0 in Händen wax, die so gut wie todt waren (nämlich dié der großen Gutsbe: siger, so gleih den Spanischen Graändes imnier in der Hauptstadt lebten) in den bürgerlichen Verkehr kam, so fügte sh der Boden shnell unter die Hand deßen, der ihm den größten Rein: Ertráäg abzugewinnen wußte, Und dieses ist immer der Bauer, der den Pflug selbet ànfaßt. Hiedurch entstand eine große Vermehrung im Werthe des Grundeigenthumes.

* Herr G. N. Krüg hat in feinem Wérké über den Nationäl-Reichthum des Preuß. Staates, Th. 1. S. 40ó. éine Menge Zahlen angeführt, so aus Kaufbriefen gez gogen find, und die dás Gesagte aufs Klaksté beweisen. __ Dâs Gut Hengwig in Schlesien wurde verkauft im Jahrê 1770 für 6000- Thl., 1776 für 6800 Thl, 1784 für 8150 Thl., 1290 für 11,000 Thl., 1795 für 20,000 Thl. ; 1796 füt 30,000 Thl. , 1800 für 1,000 Thl., Ï803 für 13,000 Thi. Das Gut Schwardt in Schlez sien wurde verkauft im Jähre 1764 für 6,-00 Thl, i781 für 20,000 Thl., 1785 fük 25,000 Thl, 706 für 35,000 Thl ; i802 für 40,000 Thl. Däs Gut Rinnersz- dorf in Schlesien würde verkauft im Jahre 1922 füt 22,000 Thi, 1786 für 32,000 Th! ; 1788 für 33,000 Thl. ; 1790 für 47,000 Thl., 1795 für 50,0c0 Thl., i796 für 52,000 Thl. Wer sieht diefen Kaufprelsen an, daß in Sthlésten seit 1745 die Grundstteuer auf denselben Säßén is stehen geblieben ?