1820 / 75 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 16 Sep 1820 18:00:01 GMT) scan diff

Indes ist begreiflich, daß dieses sich auf den ver- schiedenen Punkten des Reiches in verschiedener Weise macht, je nachdem die Oertlichkeit ist und je nachdem auf einer Stelle mehr oder weniger solcher Verhältniße vorhanden sind, fo noch aus dem Mittel: Alter stammen und die durch die neuere Gesesgebung überall find aufgelöst worden. Es ift daher flar, daß toenn man vorher ein ganz richtiges Kataster gehabt hätte, dieses unrichtig würde geworden seyn, fobatd der Boden aus der todten Hand in die lebendige ge- gangen, und die Bewegungen gemacht, zu denen ihn die neuere Geseÿbgebung berechtigte und einiud.

Das was in Frankreich der Fall war, das wird in den Ländern der Fall seyn, so um die Ostsee liegen, und in denen eine neue Geschgebung auch eine große Bewegung des Bodens éingeleitet hät, und mit dieser eine große Vermehrung seines Werthes und eine große Vermehrung déx Bevölkerung. Jn der Periode, in welcher die Gesebgebung ihre ersten und größten Wir- kungen übt, (und dieses ist immer die Periode der er- sten 30 Jahre) muß jedesmal das Kataster ungenau werden, auch wenn es früher genau war; und dieser Ungenauigkeit ist nur dadurch abzuhelfen, daß man es'alle 30 Jahre ‘einer neuen Revision unterwirft, welche es n ieder mit der Gegenwart ausgicicht, o wie ‘solches im Nheinischen Kataster festgesteUt worden.

Allein auch nach. den êrsten 530 Jahren wird die Kultur auf den verschiedenen Punkten des Landes immer noch verschieden {nelle Fortschritte maczen, und jede der folgenden -Z30ojährigen Ruwisionen toird aue 'in der inneren. Vertheilung noch dedeurende Ver: beßetungen-zu machen haden, und fich nichr dlos da: mit degnügèn* tkönnèn, die Steuern auf den miitlerén Silberwerth zu seten," den dieses gemäß den Markt- Preisen der lezten 30 Jahre gehabt hat. 30 Jahre ist jeßr die mittlere Lébensdauer jeder Generation, so gedoren wird, und keine wird ‘an der Mühe vorc éi: ommen, eine neue Steuervertheilung zu machen, die auf ihre Gegenwart eben so p-ßt, wie die Steuer: Vertheilung ihrer Vätér auf die Gegenwarr ihcex Váter gepaßt ‘hat.

Die fixe Jdee -des Baron M'orißet, daß die Grundsteuer ein Fixum seèôn müße, ist nicht allein in Frankreich vorhanden, sondern auch vielfach in Teutsch: land. Sie rihrt noch von den früheren Landtagen her. Jndem man sich aut diesen immer im héeftigjrea Hader Über dasjenige abmühte, was man bezahlen wollte und was man nicht bezahlen wollte, so hielt es die Landeshoheit, so wie:auch ihre Ministerialsiän de für ein Glück, wenn man sich endlih einmal auf einem Fixum geeinigt hatte (wie z. B. in Berg und Jülich jährlich auf 600,000 Thl.) und man hütete sich sehr, später wieder an dieses Fixum zu rühren, damit nur nicht der alte Hader aufs neue erwache.

‘Anders hat sich das Steuerwesen in den neueren Staatsverfaßungen gestaltet, so éine öffentliche Geseg: Gebung ‘haben, und keine Feudal- oder Ministerial: Stände. Jndem fich hier öffentlich ‘die entgegenge- se6testen Meinungen bekämpften, #0 waren immer beide Partheien genöthigt, fch durch Talente zu ver- stärken und ihre Meinung gut vörzutragen, d. h. sie mit genauen Zahlen zu belegen. Hiedurh wurde eine große Klarheit über den Gegenstand verbreitet, und inden man ihn öffentlich von allen Seiten betrachtet Hatte, so endigte man jedesmal damit, daß man sich eine richtige Kenntnis von ihm erworben. Jst diese aber erst vorhanden, so findet fich das Andere von

h

selbst, und die Gesellschaft der Aktionäre, aus denen |

nach Möser der Staat ¡usammengesegt ist, konnen jch dann wol über das Sieuersystem einigen, fo 1h: nen am vortheilhaftesten ist, so wie au Über die Größe der Summen, so sie jährli für die gemein: schaftlichen Zwecte der Gesel!schaft auforingen müßen, Die Jdee eines Fixums in den Steuern roird fich da: her immer mehr veclieren, so wie eine rihugere Kenntuis des Steuerwesens si immer mehr in dex Geselischaft verbreitet, und die Meinung vers{windet, daß die Steuern eine Act von Caiamité public wá: ren. Das ist aber nicht zu leugnen, daß oie neueren sèandischen Verfaßungen sehr dazu beigetragen haben, daß sich ¡egr schon eine richtigere änsicht übers Steuer: Wesen überall verbreitet hat. Die Geselischaft hai dur den Antheil, den sie an diesen Bera:hungen nahm si@ mehr als Gesei: schaft fühien gelernt; fie hat gesehen, daß es ihre eigenen Angelegenheiten wa: ren, vap «s ihr eigencs Wohl betraf, und dieses hat denn die Jdee, daß die Steuern eine Art von öffen: lichem Ungiücck wären, son sehr herunter gebracht. * F

2

Es unterliegt nun wol feinem Zweifel mehr, daß das Kataster von Frankreich fertig werte, da sie end: i einmal den Anfang mit dem Anfange gemaqt, namich mit der Vertheilung im Großen auf die 85 Dep ctements. Früher sehen die Departen: ents eine Urt vou Lokal-Parrticiismus varin, ihre äbschabungen über die Gebühr herunterzusetßen, damit ste nur nicht in die Höhe kämen, und seibst verständige und red: liche Männer theilten diesen Patriotismus. Und 0h: gleich diese zu gewißenhaft wurden gewesen seya, ih: ren Neden-Venzczen Einen Thaler aus der Tajcye zu liehmen, so fanven sie do keine Bescpwerung ¡ür idr Gemißen darin, ap fre einem benachbarten Departe- ment dadurch 100,000 Thl. abnahmen, daß fie das ihrige durch falscze Angaven über die Gebühr herun- tex brachten.

Aueh hat sich in Frankreich das Schauspielt, wie: |

derholt, was man au wol in anderen Ländern gese ben, daß diejenigen nämlich am lautesten über Steuer- Uederdürduugen schrien, die am wenigsten Urjache da: zu hatten. „Kommen wir auch durch unser &chreien nicht herunter“ sagte der Lokal Pairiotismus ¡e f0 verhindern wir doch wenigstens dur unser Sereien, daß wir in die Hche kommen, wie uns foläes sonsi leichi begegnen konnte, da wir wirklich gegen die anderen gerecnet zu wenig bezahlen. Für sein Departement, für seine Nachkommen und für Frau und Kinder muß aber Jeder sorgen und wenn auch die Mittel eben nicht die ehriciien sind, so Zweck geheiligi.

Dieser Lokal - Patriotismus is eins der größten Hinderniße, um in einem großen Staate zu einer gleihtförmigen Vertheilung der Steuern zu gelangen, eden weil er auc die ordentlichen Leute wie eine Art Jnfluenza befälli, und kein Minister wird diese gleichförmige Veriheilung zu Stande bringen, wenn er ihn nicht gleih dadur dur schneidet, daß er eine Sreuervertheilung im Großen nah Provinzen oder Departements festsezt, und jeder dieser Territotríal: Massen glei von Anfang ißre Quote zuweist, so fie in der Grundsteuer in den nächsten zehn Jahren aufzubringen hat, Benzenberg.

Heun, Redakteur, Neimersche Buchdruckerei,

C E RERMORT A; Ea AEADDE E T O E P E R A paar agi “0238 nor umann gene n

werden fe doch durch den

lréih die vollkommenste Ruhe herrscht. au die Borten aller Freunde der Unordnungen und A: frührungen sevn mögen: so können sie do den

Allgemeine

reußische Staats-Zeitung.

L E NE P E E H E M L A T R E

tes (2 tes fi i +

/)_……. D

4, Le A

L,

Kronik des Tages.

Berlin, vom 16. September. Der bisherige

Oher - Landesgerichts : Referendarius Heinrich Röder " ¡| zum Justiz:Kommißarius bei dem Land- und Stadt- Gerichte zu Hattingen, mit Anweisung seines Wohn: Ortes in Hattingen, bestellt worden.

Angekommen: Se. Durchl. der Fürst, Kurakin, von Paris. —. Se, Exc. der Königl. Baiersche außeror- deutliche Gesandte und bevollmächtigcre Minister am hiesi- ‘gen Hofe, G:af von Rechberg, von Pyrmont. Se, Exc, der Großherzoglich Heßen-Darmstädtshe außerordent- lihe Gesandte und bevollmächtigte Minister am hiesigen Hofe, Baron von Senden, aus Schlesien. Se. Exc. der Oberjägermeister Graf von Moltke, von Gransee. Der General-Major von Schmidt, Inspekteur der Ar:

tillerie, sowie der Kammerherr und General-Intendant der

Knigl. Schauspiele, Graf von Brühl, aus dem Herzog-

T.

Ausland.

Paris. Der Moniteur vom 5. Sept. enthält na®stehenden Artikel, der, oenn auch nicht unter der Nubrik des officiellen Theiles, einen officielen Karakter zu haben sheint: „Wie man zu erwarten Srund hatte, so ist das Recht der Wahrheit auch diesmal, troß aller [mit ftrafbarer G. flisenheit verbreiteten Lügen, Sieger geblieben. Die Renten sind über 77 Fr. gestiegen, ¡und Alles berechtigt zu dem Glauben, daß sie sich in dieser Höhe erhalten werden. Gewiß is es, und wir ¡konnen es versichern, daß Überall in ganz Frank: So, eilfertig

Grad der Sch§nelligkeit nicht erreichen, mit dem unsre neusten telegraphischen Depeschen uns Neuigkeiten von

Brest bringen; sie sagen aus, daß gestern daselbst die

volllommenite Ruhe geherrscht und daß die von der Regierung angeordneten Maasregeln mit Vertrauen empfangen snd. Wir können zugleich auch berichten, daß der General Lauriston, welhem der König den Oberbefehl der 12ten und 13ten Milirair:Division an-

| vertraut, Revue über die Garnison von Rennes ge:

halten und sie vom besten Geiste beseelt gefunden hat. Das nämliede Resultat geht aus den Berichten von allen übrigen Departements hervorz in allem ist das | Fest des Königs (der heilige Ludwigstag) mit Enthu- | siasmus gefeiert, und besonders haben überall die fon ' stituirten Autoritäten, die wahren Organe der öffent: lichen Meinung, ihren Unwillen geäußert gegen die | Feiade der väterlichen Regierung, unter welcher Frank:

| reich die fo lange vergebens gesuchte Ruhe und Frei:

heit endlib wieder gefunden hat. : 7 n itTenEierthtn Jrrthumes- wegen verdient aus einer Schrift, welche der Moniteur anzeigt unter dem Titel: „Historische Denkwürdigkeiten in Bezie- hung auf die Heinrich dem 1V. errichtete Statue equestre ‘’ Folgendes herausgehoben zu werden. Der

|

|

Â

Amtliche Nachrichten.

Zeitungs-Nachrichten.

[]

|

Berlin, den 16ten September 1829,

Der Herzoglih Braunschweigshe Ge- von Braunschweig. BEFx ohra, von Tepliß. -Regierungsraih und

thume Sachsen. neral-Major von BernewI18,

Regierungs Chef-Präsident Graf zu D Der Königl. Wirkliche Geheime Ober Direktor von Kampßt, von Karlsbad.

Abgereist: Se. Königl. Hoheit der Kronprinz, nah Stettin. Se. Königl. Hoheit der regierende (Hroßyer- zog von Mecklenburg-Strelis mit Ihrer ganzen Umgebung, nah Streliz. Se. Exc. -der General - Lieutenant von Rauch, Chef des Ingenieur - Korps , nach Magdeburg Se. Exc. der Wirkliche Geheime-Nath und Ober-Präsident Sack, nah Stettin Der Königl. Großbvritannische

außerordentlihe Gesandte und bevouUmächtigte Minister am E 2% M M o rier, nach Dreéden. Der Königl. Sächsischen Hofe rowsfy, als Kourier

Rußisch Kaiserlihe Feldjäger Petrow nah London.

Am 14. d. M. war Korps-Mandver der ganzen hiesi- gen Garnison.

Verfaßer erwähnt aller in Europa seit der Wieders herstellung der Kunst errichteten Staruen der Art, fömmt mithin auch auf Berlin und drückc si folgens dermaßen aus: „Wilhelm der Erste, verdunkelt durch den Ruhm des großen Friedrich, seines Sohnes, hat eine soihe Statue in Berlin erhalten.

Wir wollen dem Verfaßer so schnell als mécglich zu wißen thun, daß nicht Wilhelm dem Ersten, dem Vater des grofen Friedrich, sondern dem großen Kurfürsten Friedri Wilhelm diese Statue ers

richtet worden. Nunmehr hat der U Ordonnanz wegen der Wahlbe ; nanz E "t Departements - Wablkoliegien zur a wählung des vierten Theiles der Deputirten officie bek2nnt gemacht. Andere Pariser Zeièungen woüen aus der Bekanntmachung dieser Ordonnanzen zwar nichk mit völliger Gewroisheit, aber do mit Wahrscheinlich keit die Auflösung der Deputirtenkammer schließen, und der Kourier, bekanntlich ein liberales Blatt, ruf: den Wählern in allen Departements {on zu; sich darauf gefaßt zu machen und bei Zeiten die nöthigen Vor: ihfmaasregeln zu tresfen. T Der Obristlieutenant T onquet, Herausgeber der konstitutionellen Charte zu dem geringen Preise von 5 Centimen (1 Sous) für das Exemplar, kündigt jest auch eine wohlfeile Ausgabe aller Voltaireschen Sghriften in funfzehn Bänden an, und will den Sub- séribenten darauf jeden Band für den äußerst geringert

is von r. liefern. Gi Dia Dubte ih gemeldet, daß daselbs ein jun- ger aus Paris gedürtiger Naturforscher, Namens Bino L de Villiers, von Korsika zurücckgekommen, und auz ßer einer beträchtlichen Anzahl von Vögeln, Fisdett, kriechenden Thieren, Jusekten und Pflanzen auch eis nen schönen kugelförmigen Granit von der Art, wie im Jahre 1809 der General Mirard ein Stück mie

55 Louisd’or bezahlt, mitgebracht habe. Bei dieser

Moniteur, wie früher schon die irke, auch die Ordon-