1820 / 85 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 14 Oct 1820 18:00:01 GMT) scan diff

bald durch die Abnahme des Waßerskandes dié Fort: seßung der Fahrt verhindern , hier erleichtern, dort aber durch Stromschnelie erschweren, und den Auf wand anderer Kräfte zu den Transporten, nament: lich die Fortshäffung der Schiffgefäße durch den Zug von Pferden erfodern, öder gar zu Umladungent und zu einer veränderten Bauart der Gefäße nöthi- gen. Jn dem flachen Lande hat si das Gefäll in dié Waage verkaufen ; das gänze Jahr hindurch fließen die Gewäßer gleihförmig, und schaffen einé eben sichere als in Hinsicht der Transportkräftè leihte S@{iffahrt, wie ste kein Theil der Monarchie in gleichem Umfange vielleiht nachweisen dürfte.

Mit dei Kähnen, die von deñ entfernten Stäpel: Oertern des Meeres auslaufen, schifst man durch alle Haupt - und Neébenverbindungen, zu den innersten Theilen der Provinz.

Die leßte Aufgabè, die von der Kunsk nuë nòöcch zu

lösen bleibt, dürfré sich auf die Wegshaffung der Bes shwerlichkeiten beschränken, die hier oder dört jenen Durchweg glücklicher Einheit des Ganzen unterbèechen. Hier folgen nunmehr dié einzélnien die Kurmark durchschneidendèên Gewäßër mit kurzer Beschreibung ih: ces Laufes und ihrer Eigenthümlichkeiten;. 1) Dié Havel muß als dié eine von den Haupt: Merven des inländischen Waßersystems betrachtet wer- den. Sie entspringt im Meklenburgishen aus großen Binnenseen, die, im flachen Lande gelegen, nicht solche Anschwellunngen bervirken, denen Gewäßer unterwöorferì zu seyn pflegen, welche ihren Ursprung auf Hochländern haben. Sie hat bis Ocanienburg und noch etwàs wei: ter, ein nicht unerhebliches Gefäll, welches dur mehre Mühlen ermäßigt, aber niht aufgehoben ist, Dié Schifffahrt auf diesem Theile kann daher nur dadurch gehoben werden, daf der Lauf dieses Flußes nur durch die vermehrte Zöhl seiner Krümmungen sd sehr als möglich in die Länge gedehnt wird,

Die eigentlidè Absicht davon ist, das Gefäll àuf eine größere Länge zu vertheilen, es âlso als relativen Größen - Ausdruck zu vermindern, und durch diese Veranstaltung die Waßertiefen zu vermehren, welche im umgekehrten Verhältniße bei unvéränderteë Pröfil: Breite zunehmei. Hierauf ist nicht jederzeit gesehen worde, - und aus den vfters absichtlich geschehenen Verkürzungen, und noch häufiger unbeahtét gelaßeneü Durchrißen der Krümmüungen, wodurch deë Läuf sich von selbst abgekürzt hat, haben sih einzelne Verflä- chungen gebildet und zu der {hon häufig ausgesprö- {enen Meiñuig Veranlaßung gegeben, daß das Was- ser in der Havel gegen früherhin sich vermindert habe. Dié Vermehrung der Stronikrümmüngen, so nöth- wendig sie zur Erreichung dèr Hauptabsicht (die Mög- lichkeit herbeizuführen, mit Kähnen zu fahren die bis zu einer gewißen Tiefe belastet sind) hier auch erscheint, bing abet auf der andern Seiré wiédèr unzählig viele Unbequemlichkeiten für die Schifffahrt hervor, die, abgesehen voni dem verlängerten Wege, ünd dem Aufenthalté, darin bestehen, daß es üiht möglich if, in den kurzen Stromkrümmuüngén zu segeln, uind daß vermöge der Ünréègelmäßigkeiten, die in einem serpen- tirenden Fluße béständig entstehen, fortwährende Ver- änderungen, und dadur Verflächungen bewirkt wer? den, welhe vermögènd find, périodisché Stockungen der ganzen Schiffahrt hérvorzubriigei. Dieser Ums stand ist flix den Theil der Hâvel von Dranienburg bis zum Finöw:Kaänal, wo sährlih mehre täusend Kähne äuf: und abfahreù, in der That hinsichtl. der Schifffahrt sebr êrheblih, und eine völlige Abstèlluug dieses Ué- elstandes erscheint daher sehr wünschenswerth.

Pi N B: E D D T E L A M E EMIE © 2A H r Sg A ga T P Rh N b tes E: v

Vôùñ Oranzeubürg äb fängt das Gefäll dêé Havbél án, bedeutend abzunehmen, wèélché nicht iveit davon die Sprée aufnimmt. ; e 2) Die Spêèee _ ünd ihrè Vékeinigüñg init dei Havel. Jn ihrêr systernatischén Eintheilung verdient die Spkee unbëézweifelt zuerst genännt zu werdet. Bios der Sprachgebrauch hat dabutch, daß ian dèr Vereinigung der Spree und det Havel dei Namen der leßten beigelegt hát, diè erstgenannté zu’ dem untetge:

ordnete Flußé gemäacht. An und für sich ist sle äver |

inächtiger und länger als die Havel; und geographisch

detrachtet kann inan üicht sagen; daß dàs Thal un: |

terhalb Spändoio eine Fortseßung des oberèn Havel: Thales ist, vielmehr ist es die Fortsesung des Thalês, worin diè auf deú Böhmischen Gebirgen entspringeride Spree ihren Lauf nimmt.

_ Die Spree nimint dergestalt Thèéil dén Eigen: thümlichkeiten der Gebirgsgewäßer und s{hwillt perio: disch an. Die Anschwellungen bei Potsdain und Brahndenbürg sid hauptsächlich Fölge ihrer verinehr: ten oberen Zuflüße. Wegen ihrer großen Ansbreitung übér die flachen Ufer und in dén übéraus größen Was- serbecken, durch welhé sie in deë hiesigen Provinz fließt, und welche ih fást kontiñuirlich bis zur Elbé aneinanderreihen, sind diese Anschtvéllungén jedôch hièt

nur noch von êiner inäßigen Erhebung des Waßer: |

Spiegels begleitet, und diè großen Waßeïrbehälter auf der anderii Seite wieder die Ursäch, selbs in det trockeneén Jahrêszéitéi immér èine für dié Schifffährt zureichende Waßertiefe vorhanden bleibt. Blös ober: halb Berlin vom Müggelsee âufwärts bis zur Gränze des hiesigen Regierungs - Bezirkes, wdò die Spree in Sétromuferi éingeshlößen fließt, ist dies weniger der Fall, und dort muß deë Lauf künstlich zur Schifffahrt erhalten werde, welches weiter unten nur sehr wée: nig geschehen darf. Die Mittel dazu üeißèén sh je: doch wegen des geringen und än vielen Stellen sogaë ganz aufgehöbenen Gefälles, welches die Spree mit Hinzürechnung ihrer Förtsézung bis zur Elde îm dies- seitigen Regierungsbezirke übérhäaupt nux noch besißt; nicht ain solche Unbequemlichkeite an, die in Absichc de Hável vorhin erwähnt worden find. Es giebt viel: leicht kein Géwäßer, welches mit gleih einfachen Mit: téln eine gute Schifffahrt zuließé, als die vereinigté

Spree ünd Hável, und die Spreé allein áufwárts dis |

zur Gränze des hiesigen Régierungs:Depärtêments. Eine einzige Stelle ur ist nòôch dárin, dié allgemeinè Aufmerksamkeit verdient, und diesé ist geräde im un: térsten Theile des VBewäßets, nämlich an der Ausinün: dung der Havel in dié Elbé, welche fast jährlih nah

dein Abláufé des hohen Waßeérs dér Elbe; von die- | ser mir Sand zügeworfen wird, Und die Schifffahrt |

alsdann äußerst beschwerlich daselbst naht. Dieses Ereignis ist übrigens keine seltene Erscheinung, son: dêrn findet sich an dén Müñndungen der meisten Flüße,

die sih iùñ Zrößé Strôméèé èrgießen, wélche periodisch | gröóßèn Höhe aûschwélleûu. Schon i dèn Jahre |

1776 hât man durch die Verlängerung des Neu- Wer: bener Deiches à dèr Elbe éine Verbeßerung der Havél:Mündunñà zu bewirken gesucht; indeß hat man dabei weniger auf den Erfolg für die Schifffahrt, als auf dèn für die Vörfluth gesehen, indèm nämlich die ullgémeinen Uebershwemmungen in den Jahren 1152 e as diè besonderé Veraniläßung dazu gegeben abéi.

Zut Abstellug des gédàthten Üebelständès find je- doch gegenwärtig bereits die erfoderlihen Einleitungen getróffen. (Schluß folgt.)

_Héuñ, Redakteur, Reimershè Buchdruckérti;

E E.

Allgemeine

Preußish e Staats-Zeitung.

t * Berlin ;

R

den 14ten Oktober 1820.

I, Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Berlin, vom 14. Oktober. Gestern Nachmittag gegen 5 Uhr sind Jhre Kaiserliche Hoheiten der Groß- Fürst und die Großfürstin Nikolaus von Rußland, zur Freude Sr. Majestät des Königes und des Königl. Hauses, nach einer dreijährigen Abwesenheit in hiesiger Residenz eingetroffen und im Königl. Schloße, in die für Hochdieselben in Bereitschaft gefezten Zim- mer, abgestiegen, Se. Majestät der König und die Prinzen und Prinzeßinnen des Königl. Hauses waren Jhren Kaiserlichen Hoheiten bis Friedrichsfelde entgegen gefahren. Die Theilnahme des zahlreich versammelten Publikums an dieser frohen Begeben- heit war allgemein, und unverkennbar ein neuer schöner Beweis der ehrfurchtvollen Anhänglichkeit und des lebhaften Jntereßes desselben an allem, was dem Königl. Hause begegnet. :

Vorgestern Abend find Se. Königl. Hoheit der Prinz Karl, Sohn Sr. Majestät des Königes, von ihrer nah St. Petersburg und Moskau unter: nommenen Reise in hohem Wohlseyn wieder hier ein: getroffen.

Des Königs Majestät haben dem bei der vor- maligen Regierung zu Reichenbach angestellt gewesenen bisherigen Regiecrungsrathe von Maßow die von ihm selbs nachgesuchte Entlaßung aus dem Staatsdienste in Gnaden zu ertheilen, und demselben den Karakter als Geheimer Regierungs-Rath beizulegen geruhet.

Da der Herr Schloßhauptmann von Bu chch zur Herausgabe des Handbuches für den Preußischen Hof und Staat jährlich von den bei den Königl Ministe- rien, Hauptverwaltungen, Ober-Präsfdien, Landes: Jur \stiz-Kollegien und Regierungen, vorgefallenen Verän- derungen, unterrichtet werden muß: st0 veranlaße ih die gedachten Königl. Behörden hiedurch, demselben,

nf

ohne deßen weitere besondere Requisition, die gedach- ten ihr resp. Reßort betreffenden Nachrichten in den Monaten Seprember und Oktober jedes Jahres un- ausgeseßt und unausbleiblich zugehen zu laßen und dadurch zur zweck -. und regelmäßigen &ortseßbung der Herausgabe jenes gemeinnüsßigen Werkes mitzuwirken. Berlin, den 13. Oftober 1820. Der Staats - Kanzler. (gez.) C. F. von Hardenberg.

Mit Bezugnahme auf die, von dem Königlichen Ministerium des Schazes in den öffentlichen und Provinzial-:Amtsblätern erlaßene Bekanntmachung vom 26. Sept. c., wegen des zur Anmeldung aler noch vorhandenen Ansprüche auf Erstattungen in Vermóö- gens - und Einkommensteuer-Angelegenheiten, mit Kö-s niglicher Allerhöchster Autorisation angeseßten Práäz klusiv - Termins, werden sämmtliche Ober - und Un- tergerihts:- Behörden hiedurch angewiejen, die im Li- quidations : und Konkurs : Verfahren, auch in vor- mund schaftlichen Administrationen etwa noch zu liqui- direnden Steuer Reslitutionen, vor dem Ablaufe des Präklusionstermins zeirig genug in Antrag zu bringen.

Berlin, den 6.- Oktober 1820. Der Justiz-Minister Kir cheisen.

Angekommen: Der Generalmajor und Brigade-Kom- niandeur von der Marwis, von Frankfurt a. d. O.

Abgegangen: ‘Se. Durchl, der Landgraf zu Heßen- Rotenburg, Herzog zu Ratibor, Fürst zu Korvey und Königl. Sardinischer General - Lieut. , sowie Se. Durchl. der Prinz Philip zu Lôwenstein-Werthheim, nah Potsdam. Se. Exc. der wirtlihe Geheime Staats - und Kabinets-Minister Graf von Bernstorff nah Troppau.

Durchgekommen: Der Königl. Baiersche Legationss Sekretair Baron von Cetto, von S. Petersburg nah Wien.

Il. Zeitungs-Nachrichten.

Ausland.

Paris. Fortwährend sind alle Zeikungen voll von den Aeußerungen der Freude über die Geburt des Herzoges von Bordeaux; überall Addreßen von allen Städten, Kommunen und gesellschaftlichen Ver: bindungen anderer Art. Auch der Konstitutionel, ein bekanntes ganz im Geiste der sogenannten Liberalen redigirtes Blatt, läßt es daran nicht fehlen; unter an: dern enthält derselbe Reflexionen, die hier eine Stelle verdienen. „Als Heinrich der [IV. Vater wurde, wwa- ren kaum hundert Jahre seit dem Abgange des leßten Königes von Frankreih, der den Namen Ludwig führte, verfloßen. Heinrich suchte bei dieser Gele- genheit nah dem Besten unter seinen Vorgängern, fand daß es Ludwig der XIL[. war und gab den Na: men dieses Vaters seines Volkes seinem eigenen

Sohne. Dieses macht seiner Bescheidenheit Ehre ; er

hätte ohne Stolz sich Ludwig dem XI1, gleich sel- len dürfen, aber jener Beiname, den Ludwig dem XIIL. das Volk selbst gegeben, bestimmte seine Wahl; er meinte, der neue Ludwig, durch solch ein Beispiel erweckr, müße auch seinerseit dahin streben, den glei- chen süßesten Lohn, den ein König erlangen kann, si zu erwerben. Seit zwei Jahrhunderten hat keiner der präsumciven Thronerben den Namen Heinrich ge: führt; eine Unterlaßung, die nicht gebilligt werden fann. Der erhabene Urheber unserer konstitutionellen Charte hac sie wieder gut gemacht und damit dem jun- gen Zweige eines alten Stammes die Tugenden des Befreiers Frankreichs, des Fürsten, der zu Überwinden, zu verzeihen und zu regieren wußte, einflößen wollen. Ganz Frankreich fühlt den Sinn dieser Absicht, und dankbar gegen den Monarchen wird es alle die Hoff- nungen unterhalten, die bei dieser Gelegenheit die bes