1820 / 85 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 14 Oct 1820 18:00:01 GMT) scan diff

e E (P AE E E T A S S I E E e eia

der Kriegsheere in Teutschland einzuziehen, und des- wegen aht Tage in Stuttgart zu bleiben gedenke. Er hat den hiesigen Revüen beigewohnt und einmal sogàr in Neapolitanischer Uniform. Am au. dieses ließ ihm der König sagen: „Er solle seine Staaten und zwar seine Hauptstadt in 24 Stunden verlaßen.‘“ Er wollte hierauf Über Memmingen und Jnspruck nach Tyrol gehenz allein die Bayersche und Oester: reihshe Gesandtschaft weigerten sich, seinen Paß zu visiren, worauf dieser sonderbare Emißair seinen Weg über Straßburg, Besançon und Genf nahm, wozu der Französische Gesandte ihm die Erlaubnis gegeben.

Warmbrunn. (Auszug aus einer von dem Re- gierungs- und Medicinalrathe Herrn Doktor Kausch daselbst den 24. August ausgenvmmenen Verhandlung.)

Das Resultat der Untersuchung der biesigea Bade- Angelegenheit ist folgendes:

Die hiesige Mineralquelle behauptet ihre alten Bestandtheile, nur daß man beim früheren, niedrigen Stande der Chemie als Wißenschaft, ihren Gehalt an MWaßerstoffgas viel zu hoch angegeben hat, weil man alles Luftartige für dasselbe gehalten zu haben scheint. Die Aerzte versichern, auch dieses Jahr die schónen Wirkungen dieser Quelle, welche ste seit Jahrhunder- ten in so großen Ruf gebracht, zu beobachten hinrei- «hende Gelegenheit gehabt zu haben.

Bedeutend fînd die Verbeßerungen, welche der hie- figen großen Heilanstalt seit der vorjährigen Badezeit zu Theil geworden sind, und welche fle durchaus der Humanitär des hiesigen Dominiums, Herrn Grafen von Schaffgotsch, zu verdanken hat.

1) Die Stiftung des großen Hospitiums für 12 männliche und eben soviel weiblihe arme Kranke, welche das hiesige Bad in diesem Jahre zum erstenmale untex den Vortheilen des freien Unterhaltes, der Ax- zeneipflege und des fostenlosen Wohnens gebraucht haben. Das für sie ‘errichtete prachtvolle Gebäude enthält überdem noch viele Stuben für arme Krancke aus höheren Ständen, deren sie sich umfonst bedienen. Das Übrige dieses Gebäudes is von dem hiebei angestellten Personale deésezt. Diese für die späteste Zeit gesicherte Stiftung ällein verdient es \chon, daß der Name des Wohlthäters der leidenden Menschheit öffentlich von der Königl. Hochlöbl. Regierung gefeiert werde.

2) Die Errih:ung einex Anstalt für Reinigungs: ‘Báder aller drei hiestgen Klaßen der Badegäste. Sie haben diese zu nehmen, ehe sie die Vaßins, wo ge: meinsaftlich gebadet wird, betreten. Diese fostspie: lige und elegante Anlage befindet sich in drei Abthei: lungen nach den drei Badeklaßen par terre im alten Klostergebäude. E :

3) Mancherlei wichtige Stcaßen- Verbeßerungen, die, schon seit alten Zeiten in den Wünschén der Bade: ‘Gâste gelegen haben. Hieher ist auh zu zählen die

‘Erweiterung des Weges nach der Armenanstalt, welche

‘jedoch auf Kosten der Badekaße bewirkt worden.

4) Die zum neuen Lebensgenuß der Badekranken

‘so sehr einladende UmsHaffung des alten Schloßgar-

tens in eine lahende englishe Partbie, welche fich nad der sogenannten Galerie hinzieht und se um- ‘giebt. Nirgends als hier macht jeßt der Kontrast zwischen der vershönerten Natur und ihrer höchsten Rohheit im gegenüber liegenden Riesengebirge einen so entscheidendéèn Eindruck.

Die Badeliste von Warmbrunn nennt über 1500 Familien, welche sich während der diesjährigen Bade- Zeit daselbst aufgehalten haben; davon gehören in die erste Klaße über 700 Familien. Auch Flinsberg war ziemlih besucht, und darf von dem ruhmwürdigen Sinne seines Besigers, des Grafen v. Schaffgotsc, fürs Gemeinnüßliche noch wesentliche Verbeßerungen und Verschönerungen hoffen.

Frankfurt a. M., vom 5. Oft. Gestern kamen mehre Würtemberger Familien hier dur, die in

der neuen Welt ihr GlüE hatten suchen wollen, we- gen erwangeluder Mittel zur Ueberfahrt aber aus. Holz land wieder in die Heimat zurü&ckzukehren genöthigt worden sind. Jm härtesten Kampfe mit Hanger und Kummer machen diese Unglückcklichen die Heimreise, und statt der bedürftigen Unterstüßung erhalten sie von den Bewohnera der an der Landstraße gelegenen Ortschaf- ten, die freilich der ewigen Bettelei auch müde werden, nicht selten die bittersten Vorwürfe über ihre Leicht- gläubigfeit.

Dresden, vom 7. Okt. Sobald in Neapel eine geseßmäßige Regierung organisirt seyn wird, is der hiesige K. K. Gesandte Graf Bombelles bestimmt, dahin abzugehen. Als seinen Natzfolger hier nennt man den Grafen P alf y.

Jn Ca n-d

Köln. Die Sifffahrt war in der zweiten Hälfte des vorigen Monats sehr belebt. Alle Werke des Ha- fens hatten vollauf Beschäftigung. Die Herbstver- sendungen scheinen bedeutend werden zu wollen. Unx gekommen find zu Berg 75, zu Thal 2351 beladene Fahrzeuge, abgegangen zu Berg 165, zu Thal 124 be- ladene Fahrzeuge.

_ Vei dea größtentheils ungünstigen Aussichten auf eine gute und ergiebige Weinlese, sind die 18183ner und und 1819ner Moselweine um 80 Procent gestiegen. Die meisten Vorräthe auf der Mosel sollen bereits aufgekauft seyn. Die desfallsige Zufuhr an Wein wird daher viel zur Belebung der Schifffahrt während des Herbstes beitragen. Mit Gewisheit läßt sih über den Ertrag des diesjáhrigen Weingewächses noch nichts bestimmen. Man giebt ihn bald auf {4 bald auf ? an. Kenn die jeßige Rheinhöhe der Schifffahrt nicht günstig isl, so if sie do für die Waßerbauten sehr vortheilhaft. Die Ausbaggerungen und Uferbe- festigungs-Arbeiten im Sicherheithafen werden jest mit vieler Thätigkeit betrieben.

_Die neuen Bollwerke und Blöche, ganz in Eisen, für die Werke am Nheine, verdienen die Aufmerfsam- eit der Sachkfenner.

Der Umsas in Kolonial:Waaren war nicht bedeu- tend. Von Landesprodukten war das Gesuchteste alts Korn, weil das diesjährige Gewächs dem vorjährigen in der Qualität sehr nachsteht. Bis zum 22. v. M. siad angefommen 2357 Schfl. Waizen, 32153 Scchfl. Roggen, 1788 Schfl. Verste, 2765 Schfl. Hafer. Der Preis des Rüböls ift gefallen, da die Zufuhren bedeu- tender sid, als man früher erwartete, und durch der sehr ergiebigen Wallfischfang die Preise des Trahus nicht weniá gesunken sind. j

Seit dem Monate Jun. d. Y. hat die lang be- standene Beschränkung des Steintohlen- und Geris- Handels aufgehört, und seit dem 1. Sept. findet die städtische Abgabe von circa 9 Stübern oder 2 Gr. 9,2; Pf. Oftroi ni¡chþt mehr statt. Der Malter Geris, welcher sonst incius1ve g Stlber oder a Gr. 9. Pf. Oftroi, 78 Stüber oder 1 Nthlr. Kourant tosete, wird seit mehren Wochen in untadelhafter Qualität für 596 Stüber oder 17 Gr. 212 Pf. angeboten.

Mit Abtragung der Kommunal- Schulden wird fottgefaßren. Die Bürgermeifierei Niedertaßel hat in E Favre bereits 225 Rthlr. bezahlt.

innen kurzem werden von der Bürgermeisterei Hersel (Kreis Bonn) 197 Rtblr. 11 Gr. i Pf, Doe pelsdorff 489 Rthlr. 6 Gr., Vilich 41 Nthlr. 6 Gr. Godesberg 957 Kthlr. 7 Gr. 7 Pf. berichtigt.

_Die bei der Steiuhauer - Gewerkschaft in Königs: wintrr für ein hohes Tagelohn beschäftigten Arbeiter haben in der dortigen Gegend einen Mangel an Ta- gelöhnern erzeugt.

Der Stoppelklee ist dies Jahr so ergiebig, daß er, was sehr selien ist, in mehren Gegenden schon deu zweiten Schnitt giebt.

trt raten O S E I N G R S I R R I 0D paar mzr

Beilage

lied Kiekhöfer an

Se. Maj. verlieren in

J dung standen. imerung betrauern und sein Andenken unvergeßlih

Präsident der hiesigen Königl.

Kollegium einen väterlichen Freund und Vorgeseßten, | und seine

j wie in den beiden folgenden Jahren

diesen nicht nur nicht, sondern wirfte im

Im J. 1807 rief ihn Napoleon vor Danzig, um das

fom candirte er das 4te Armee - Korps

i ¡zu thun zu haben. Unzufrieden mit diefer mörderischen

Nekrolog. Heute Morgen um 64 Uhr sarh allhier der Chef: Regierung, Ritter des Rothen Adler: Ordens dritter Klaße, Herr Ernst Gott- einem qus vorhergegangenem anomalen Fieber entwickelten Typhus, im 57sten Fahre seines Alters und im Z7sten seiner Dienstführxung, dem Verstorbenen einen Jhrer getreusten Unterthanen, der Staat einen seiner recht- listen, thätigsten und geshäftkundigsten Diener, die Provinz einen theilnehmenden , zu ihrem Wohle stets eifrig bemüht gewesenen Vorsteher , das Regierungs®-

Familie ejnen liebreihen Versorger, Er

besaß die Hochshäbung und Liebe aller derer, die ihn fannten und mit ihm in irgend einer nahen Berbin-

Mir werden seinen Verlu stets in dankbarer Erx- Friede sey mit seiner Asche!

den 50. September 1820. Königl, Preußische Regierung.

halten. F Liegniß,

Grundstriche zu Lefevres Leben. Geboren zu Ruffack im Elsas den 25. Dkt. 1756

diente er seit seinem 18ten Jahre, war 1789 Unter: Officier bei der Garde, zeihnete sich früh in der Re» volution qus, wurde schnel hervorgezogen und wak \{chon 1794 Divisions: General beim Heere der Sambre und Mags. Seine Division ( Chef des Generalstabes Soult) entschied bei Fleurus, und machte in diesem

meist die Vor- hut, Im Jahre 1799 war er unter Jourdan bel

der Donau: Armee. Zurückgerufen war er Kommandant und hinderte

Gegentheile mit zu Bonapartes Erhebung zum erssen Konsul,

von Paris zur Zeit des 18. Brumaire,

Er nahm Danzig, Das Jahr darauf in Spanien. er sich sehr brav, aber zu hibig, daß Blake zu schnell zurück: ging, als daß der ihm in den Rüken entsendete Bi fk- tor zur rechten Zeit hätte ankommen können. Als nah der Einnahme von Madrid Napoleon auf Moore losging, mußte Lefevre eine Flankenbewegung am Tajo hin machen von längerer Dauer, wobei sein Korps durch Wetter und Wege viel litt, ohne gleihwol viel

10te Armee : Korps zu befehligen. und erhielt davon den Herzogtitel.

Bei Valmaseda benahm und bewirkte dadurch,

Unthätigkejit schrieb er an Napoleon: „Sire, ich tquge nicht den Flankeux der anderen Marschälle zu machen.‘ „Gut,'' antwortete Napoleon, (ih be: rufe Sie in den Senat,’ Und wirklich hat er,

uns bewust,

wohnt, Ex war 0 i Muthes, und beim Soldaten sehr beliebt,

er viel und gern umging, Sept. 1820,

den Kolonien auf 569,064 Quadratmeilen,

Chili und La Plata mit in den Händen der Granada nur zur Hälfte.

so viel

einem späteren Feldzuge nicht mehr beige- persönlich voll Tapferkeit und fühnen mit denen

Er starb zu Paris den 15

Nach dem in Nr. 84, erwähnten, von Malte- Brun herausgegebenen Gemälde von Europa hat Sp a: nien auf 24,661 Quadratmeilen, 10,572,000, und iy

N Mill, Bewohner, Einkünfte aber 155 Mill, Franken. hrs 4 2 Mill. Bewohner find ganz Jnsurgenten; Caracas und Neu- Nach dem Wegfalle dieser

B eilage zum 85sten Stücke der

Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung,

vom 14ten Oktober 1820.

13,500,000 Seelen, Die Einkünfte dex Kolonien wer: den in Amerika selbs verzehrt, so daß bis jezt Spa- nien zu den Verwaltungskosten noch hat zuschießen

müßen.

Frankreich zählt in Europa auf 28,016 Ouadrakt: Meilen 29,217,465 Bewohner (i. J: 1818), in Wests Fndien auf 1,3541 QM. 658,000 Bew. , (worunter 40,000 empórte Neger und Mulatten genannt werden) in Nord-Amerika auf 16 QM. 2,000 Bew. , in Süd- Amerika auf 1,665 QM. 35,500 Bew., in Afrika auf 589 QM. 92,000 Bew., in Ost: Indien auf 80 QM. 50,000 Bew., zusammen auf 31,537 QM. 50,052,965 Ber. Einnahme 1,118,552,402 Sry Ausgabe (i. J. 1819) 889,210,000 Fr. Unter dieser Summe sind allein 252 Mill. Fr, zur Ahtragung der Staatsschuld : Zinsen be- stimmt, Die Armee is noch nicht organisirt, die See- Macht s{chwacch.

Die neue Monarchie der Niederlande be- steht in Europa, Asien, Afrifa und Amerifa aus 7,194,609 Seelen; der Flächen - Juhalt beträgt, ohne Batavia und Guinea, 11,027 Quadratmeilen. Ein- fünfte 146,391,554 Fr., Au3gabe 153,869,000 Fr., folgs- lich Deficit 7,477,466 Fr. Die Zinsen der Staatsschuld

belgufen si jährlih auf 50 Mill. Fr.

Die im Korrespondenten von und für Teutschland befindliche Nachricht von Anlegung einer Brauerei auf Aktien hieselbst ist dahin zu vervollständigen, daß eine Gesellschaft hier zusammengetreten ist, welche zu ge- dachtem Behufe ein Kapital von 100,000 Rthl, aufs bringen woird. : . “Die hiesigen Brauer haben durch die offentlichen Blätter die Herabseßung ihrer Bierpreise vor kurzen

angekündigt.

Wegen fehlerhafter Kalender - Anzeige trafen den lesten Jahrmarêt in Aurich mehre Kaufleute, be- sonders Oldenburger Holzwaarenhändler, daselbst zwei

Tage zu früh ein.

Der Marxschal Herzog von Treviso besißt auf seinem Gute zu Pleßis- lg: Lande zwei Rennthiere, Männchen und Weibchen ; die ersten dieser Art, die in neueren Zeiten lebendig dieses Klima erblicken. Câ- sax zwar sah Rennthiere am Rheine, aber damals war noch Belgien und Teutschland meist mit einem dich- ten Walde bedeckt, deßen Einfluß ein raußeres Klima gab. Jest jst das Rennt:biex in Europa nur- noch in Schweden und Norwegen, jenseit des 65 Grades, ferner in der Taxrtarei bis zum 48, und in Amerika bis zum 45, Grade am Mißouri anzutreffen. Jndeß dürfte es nicht die Wärme, sondern die Feuchtigkeit unseres Klima seyn, die dem Thiere nachtheilig ist. Der Marschal hat diese Thiere in- Schweden durch seinen Schwiegersohn, den dortigen Französischen Ge- sandten, kaufen laßen; sie waren drittehalb Monat in See, und litten dort viel von der dumfigen Deckluft und durch Mangel an Lebensmitteln, Jebt sind sie in einem Park freigelaßen, wo es ihnen zu gefallen scheint; ste sind besonders begirrig quf das Moos, was an den Bäumen wächst; Brot eßen sie ebenfalls gern; sie sind zahm und sanft, vertheidigen „sich aber sehr tap: fer und nachdrucklich gegen die größten Hunde. Der Marschal will versuchen, ob dieses Thier inheimisch zu machen ist; er- denft ihm das nöthige Klima ter raßentweise zu shaffen, und hofft, daß ihnen auf den Höhen und Alpen die Moose und Gräser hinreichen: den Ersag für die heimathliche Nahrung geben werden,

vier Provinzen hat Spanien

in den Kolonien n9ech

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