1871 / 166 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 10 Nov 1871 18:00:01 GMT) scan diff

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Königreich Preufßeu.

_Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Dem Landbaumeister a, D. Pabst zu Erfurt den Charakter als Baurath zu verleihen.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Oer praktishe Arzt Dr. Heise zu Rathenow i} zum Kreis- Physikus des wroesthavelländischen Kreises ernannt Ne

Finanz-Ministerium.

Bekanntmachung.

Mit Bezug auf die Bekanntmachung der Hauptverwal- tung der Darlehnskassen vom 7. d. M. werden sämmtliche Preußische Staats-Kassen hierdurch angewiesen , die bei ibnen zur Zeit vorhandenen, sowie die später noch eingehenden Dar- lehns-Kassenscheine des Norddeutshen Bundes nicht wieder aus- zugeben, jondern an die betreffenden Regierungs- bezw. Bezirks8- Nane abzuliefern, welche dieselben der Königlichen

ontrolle der Staatspapiere Behufs des dafür zu leistenden Ersaßes einshicken werden. Hierbei mache ih darauf aufmerk- sam, daß Falschstücke der Apoints zu 25 Thlr. zum Vorschein gekommen find und daß daher bei der Annahme von Darlehns- de: falis zu 25 Thaler mit besonderer Vorsicht zu ver- ahren ist.

Berlin, den 8. November 1871.

Der Finanz-Minister. Camphausen. «

Nichtamtliches.

Deutsches Neich.

Berlin, 10. November.

Die Feier der Enthüllung des Schiller-Den k- mals vor dem Königlichen Schauspielhause fand heute, am 10. November, dem Geburtstage des Dichters, unter einem außerordentlichen Andrange des Publikums Vormittags 11 Uhr statt. Die städtischen- Behörden hatten eine angemessene Deko- ration des CALO veranlaßt, und war derselbe zum Zweck der Feierlichkeit durch zwei große terrassenartig aufgebaute, mit rother und weißer Leinwand - Draperie bekleidete Tribünen an der Nord- und Südseite begrenzt. An der Ostseite bildete eine

{warz - weiß angestrichene, von kleinen, gleihfalls mit den He E Farben verzierten Pfeilern durchschnittene Barriòre ie Begrenzungslinie. An der Westseite, dicht vor dem Aufgang zur großen Freitreppe des Königlichen Schauspielhauses, erhob sich eine mit rothem und weißem La Ano geschmüdte, in der

Mitte quadratish vorspringende, für das Musik-Orchester und seinen Dirigenten bestimmte, und ebenso wie die andern Siß- bauten mit Kränzen und Guirlanden verzierte Tribüne. Die beiden Haupt-Seiten-Estraden wurden dur sech8undzwanzig Mastbäume eingefaßt, welche die preußischen, in den oberen Ringen die deutschen Farben trugen und von vergoldeten KnoPÞpf- spizen bekrönt waren. An den oberen Theilen dieser Fahnen- bäume flatterten preußische und deutsche Wimpel, weiter unten hingen abwechselnd der Bär Berlins und der Adler des Deut- \hen Reiches. Darunter waren in runden Laubrahmen Tafeln befestigt, welhe in schwarzen Jnitialen Anfangsstrophen Schillerscher Gedichte zeigten; noch tiefer hingen Wappen deut- {er Reichsländer , von gekreuzten Fahnen umgeben. Von den beiden Eckmastbäumen der Ostseite wehten zwei große Reich§- fahnen, den s{warzen Adler mit rothen Fängen und rother gunge/ sowie im Brustfeld den preußischen Adler auf gelbem runde tragend. Die vier Mastbäume, an welchen die Hülle befestigt war, wiesen gleichfalls die preußischen Farben in Strei- fen, oben die deutschen in Ringen und goldene Knöpfe mit Spißen auf. Vor dem Denkmal war ein schmaler Podest er- richtet. i | G Präzise um 11 Uhr trafen Se. Majestät det Kaiser und König im Gebäude der Seehandlung ein, um der Festlich- keit in Gemeinschaft mit den hier anwesenden Mitgliedern der Königlichen Familie bezuwohnen. Auf den Seiten - Estraden hatten si die hiesigen und auswärtigen Vertreter der Künste und Wissenschaften , die unbesoldeten Kommunalbeamten und die Vertreter der Presse eingefunden. Die große Freitreppe des Schauspielhauses beseßten die Mitglieder der zur Ausführung des musikalishen Programms bestimmten Gesangvereine unter Leitung des Ober - Hof - Kapellmeisters Taubert , die Männer- Gesangvereine und der Musifk-Direktor Saro mit seiner Kapelle. Der akademische Gesangverein und die Deputation der Studenten- verbindung Brandenburgia standen vor der Westtribüne hinter dem Denkmal. Zum Beginn der Feier intonirten

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die Gesangsvereine den Luthershen Choral: »Eine feste Burg ist unser Gott. « Nach Beendigung zweier Strophen begaben sich der Ober-Bürgermeister Seydel, der Bürgermeister Hedemann , der Stadtverordneten - Vorsteher Kocbhann , dex Stadtverordneten Vorsteher-Stellvertreter Winkelmann, in Be- gleitung der Ausführungs - Deputation von dem Podium mit dem Bildhauer Professor R. Begas und den bei der Ausführung thätig gewesenen Arbeitskräften zu dem unmittelbar vor dem Denkmal cigens zu diesem Zweck errichteten Podest und stellten sih auf demselben auf. Darauf trat der Professor Begas, mit der Urkunde in der Hand, herzu und übergab das Denkmal an die Stadt. Alsbald verlas der Stadt-Syndikus Duncer fol-

gende auf die Geschichte des Denkmals bezügliche Denkschrift:

In den Grundstein des Denkma!es, vor dem wir heute in der Erwartung seiner Enthüllung stehen, legten wir am 10. November 1859 , dem Tage der Säkularfeier Shillers, eine Urkunde nie*er, in weicher Magiitrat und Stadtverordnete der Haupt- uüd Residenzstadt Berlin aussprachen,

wie dem lebenden Geshlehte nah 100 Jahren unr ergess:n sei; was der große Dichter und Denker für deut‘che Spckrache/ deutsche Kunst und deutshe Wissenschaft durch scine Werke von Geschlecht zu Geschlecht foriwirfegd geschaffen. »Dessen zum dankbaren und dauernden Gedächtniß haben wir« so befennt jene Urkunde »die Errichtung eines Standbildes yFriedrichs von Schiller in unserer Stadt beschlossen, und es werdén »im Ausdruck gemeinsamer Verebrung der Staat, die Stadt und »die Einwohnerschaft an d:r Ausführung thei!nehmen.«

Und so geschah es.

Zehntausend Thaler, welche die Stadtoerordneten auf den Vor- \{lag des Magistrais am 1. November 1859 bewilligt hatten ; Zehn- tausend Thaler, welche der damalige Prinz-Regent von Preußen, des jeßigen Deuischen Kaisers und Königs von Preußen Majestät dur Ullerhöchste Kabinets - Ordre vom 2. November 1859 gewährt hatten, und rund 12,680 Thlr., welche das Central-Komite zur Säfkularfeier von Sciller's Geburtstag aus seinen Sammlungea unterm 28. De- zember 1863 dem oe überwies, bildeten den Fonds, aus dessen Mitteln das Denkmal hergestellt, hier aufgerihtet und mit dieser sei] ner würdigen Umwährung versehen werdea konnte.

Die könstlerishe Ausführung in Marmor war, nachdem alle deutschen Künsiler zur Konkurrenz aufgefordert, und die eingegangenen Entwürfe öffentlih ausgestellt waren; dem Bildhauer Professor Rein- hold Begas übertragen worden.

Er vollendete sie innerhalb der in dem mit ihra am 19. Januar 1864 geschlossenen Vertrage gestellten Frist, so daß die Enthüllung des Denkmals \{hon zum 10. November 1859 hatte in Aussiht genommen werden können.

Inzwischen haben die Verhandlungen, welcke über die diesem Plaße zu gebende Einrichtung zu führen waren, und demnächst die Kriegesarbeit, zu welcher von den Werken des Friedens und der Kultur Hexrsher und Volk im vorigen Jahre abg:rufen wurden, die Enthüllung des vollendeten Denkmals bis in dieses Jahr verzögert.

Nunmehr an dem heutigen Jahrestage der Geburt des Dichters kann die Hülle fallen.

Mit unserer Stiftung8urkunde legten wir in den Grundstein diesen Wunsch: i

möge jedes Glied des preußishen und deutschen Volkes, welces fünftig zu dem vollendeten Denkmale aufshaut, eingedenk bleiben der großen Wahrheit, daß nur aus den Tiefen des deutschen G ei st e s- lebens, deutsches Wesen und deutsche Kraft sih auferbauen.

In der Hoffnung, daß er \sih erfülle, stelle ih Jhnen, Herr Ober- Bürgermeister, anheim, die Enthüllung anzuordnen.

Darauf trat der Ober - Bürgermeister Seydel herzu und

sprach folgende Worte:

Das Werk, das der Künsiler mit liebevollem Verständniß, aus begeisterter Seele und mit freiem Fluge in die s{höône Welt idealer Gestalten geschaffen hat;

Nicht der Masse qualvoll abgerungen,

Schlank und leiht wie aus dem Nichts entsprungen, wir Übernehmen es hiermit im Namen der Stadt und fiellen es an dieser von dem Genius der Kunst geweihten Stätte nunmehr getrof mitten in das bewegte Leben dieser Stadt: auf daß es fortan ein Theil ihres Lebens sei, in stets sich erneuernder Wedchsel- wirkung noch von den späten Geschlehtern, die es umwan- deln, immer neues Leben empfange und Leben von sich aus- firôme in die empfänglihen Seelen; auf daß es fort und fort uns mahne, den tiefen Quell unserer Kraft und Größe nicht versiegen zu lassen; dem Jdealen treu zu sein, den Geist nicht sinken, die Thätig- keit nicht ershlaäffen zu lassen, nicht nachzulassen in dem Streben und Ringen nach den höchsten und - edelsten Zielen, in der treuen Pflege der geistigen Güter, die den Gemeinbesiß unseres Volkes bilden, nicht matt und zaghaft zu sein in dem ewigen Kampfe gegen das Unedle und Gemeine.

Was in \{wankender, zweifelhafter Zeit von uns beschlossen und begonnen worden, wir vollenden es heute vor Kaiser und Reich, unter den Augen des Kaisêrs, in dessen starker Hand die gesammeslte Kraft des Deutschen Volkes zu Schuß und Truß gelegt ist, in Gegen- wart der berufenen Vertreter des geeinigten Deutschen Volkes, und die siaiken Männer der That, die Männer des freien weiten Welt- blickes, des fühnen Wagens und des ents{lossenen Handelns, die in siegreichen, \{öpferishen Thaten dem Volke seine Träume ausgelegt, dem Vaterlande seine feste lebensvolle Gestalt gegeben haben, fie bringen mit uns dem Dichter und Denker, der Macht des in dem weiten Reiche des Wahren und Schönen frei waltenden Geistes,

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der auch ihnen von weit her die Wege Dank und Huldigung S E R

Das sei das Wahrzeichen dieser Stunde! Was auch kcemmen way s Hn Zeichen werden wic siegen und das Unsrige siegreich ehauptin.

, Das wpoœlte Gott!

Nachdem der Ober-Bürgermeister das Jeicken zur Ent- P) des Denkmals gegeben, erfolgte dieselbe unter Posaunens- chall dur den Enkel Schiller’'s, den Landschaftsmaler Freiherrn Ludwig von Gleichen -Rußwurm aus Weimar. Lebhafte Bei-

_falls8bezeugungen der Anwesenden begleiteten diesen feierlichen

Akt. Die Sängerchöre stimmten darauf Schiller's »Lied an die Freude« an, nah dessen Beendigung die Musik den »Schillermarsh« von Meyerbeer intonirte, während die an- wesenden Studenten einen dreimaligen Umgang um das Denk- mal ausführten. Den Abschluß der Feier bildete ein , Seiner Majestät dem Kaiser und Könige durch den Ober-Bürgermeister mit weit tönender Stimme gebrahtes Hoch, in weiches die vieltausendstimmige Menge begeistert einstimmte.

Cöôln, 9. November, Abends. Die englische Post aus London vom 8, d. Abends ist ausgeblieben.

Bayern. München, 7. November. Die Königin- Mutter ist nach mehrmonatlicem Aufenthalt in Hohen- shwangau diesen Abend wieder hier eingetroffen.

8. November. Das Königliche Hoflager ist heute nach Schloß Berg Übergesiedelt. Die Sißungen des beson- decen Ausshusscs der Kammer der Abgeordneten zur Berathung des Polizeistrafgeseßbuchs-Entwurfs werden im Laufe dieser Woche nicht mehr beginnen,

Württemberg. Stuttgart, 8. November. Der bei den Ständen eingebrachte Entwurf des Finanzgeseßes für 1871/73 sammt dem Haupt-Finanz-Etat, Vortrag des Finanz- Ministers und Motiven is im Druck erschienen, und wird, wie der »St. A. f. W.« meldet, die Finanz-Kommisfion in den s Tagen zusammentreten und mit der Berathung desselben

eginnen.

Baden. Karlsruhe, 9. November. Die Landtags- wahlen sind nunmehr bis auf cine beendet. Das Gesammt- E ergiebt 50 Nationalliberale, 9 Ultramontane, 3 Demo- raten.

Meecklenburg-Schwerin, 9. November, Se. Hoheit der Herzogund J. K.H. die Herzogin Wisihelm sind heute Morgen von” hier nach Berlin und der Herzog Johann Albrecht mit demselben Zuge nah Ludwigslust abgereist.

Schwarzburg. Sondershausen, 8. November, Der Landtag des Fürstenthums is auf den 20. November d. J. einberufen; derselbe wird vornehmlich über das Budget der nächsten Finanzperiode zu berathen haben.

Hesterreich - Ungarn. Wien, 9. November, Von ut unterrichteter Seite wird bestätigt, Graf An- rassy habe das Ministerium des Aeußern ange-

nommen. Jn der Versammlung der Mitglieder des deutshen Vereins gab Dr. Gisfra die Erklärung ab, er habe die Ueberzeugung gewonnen , daß Graf Beust an dem Sturze des Bürger-Ministeriums kein Verschulden getragen habe.

Die Abendblätter äußern sich Über die zukünftige Po- litik des Grafen Andrassy dahin , daß die seit längerer Zeit von dem diesseitigen Kabinette befolgte Friedenspoliti? durch den Grafen keinerlei Aenderung erfahren werde. Dem Grafen Beusft ist der Londoner Botschafterposten nunmehr definitiv übertragen.

Wie die »Oesterreichische Korrespondenz« vernimmt, reist Graf Chotek nach Petersburg, um persönlich sein Abberufungs- schreiben als Gesandter zu Überreichen. Der neu ernannte Ge- sandte Baron Langenau wird nach Beendigung der Mission des Grafen Chotek nah Petersburg abreisen.

10. November. Die »Wien. Ztg. « veröffentlicht in ihrem amt- lichen Theileein Kaiserlihe8Handschreiben vom8. November an den Grafen Beust, in welhem der Kaiser denselben auf seine dury Gesundheitsrüksichten begründete Bitte vom Amte als Reichskanzler und Minister des aiserlichen Hauses, so wie vom Ministerium des Aeußern in Gnaden enthebt, und dem- selben für die aus8dauernde selbstlose Hingebung, womit er seine Pflichten erfüllt, seinen aufrichtigen Dank ausspricht und hinzu- fiat »Die Dienste werden nie vergessen werden, welche Sie in ünfjähriger erecignißreicher Epoche Jhrer Wirksamkeit Mir, Meinem Hause und dem Staate geleistet haben.« Ein zweites Kaiserliches Handschreiben an den Grafen Beust enthält dessen Berufung in das Herrenhaus als lebenslängliches Mitglied.

Pesth, 8. November. Jm Unterhause interpellirte Irányi, warum der kroatische Minister auf die Jnterpellation wegen Vertagung des kroatischen Landtages noch keine Antwort ertheilt habe. Simonyi interpellirte wegen der Kosten des Vor- \{hußgeschäftes. Sodann fand die Berathung des Jagdgeseßes statt.

Schweiz. Bern, 8. November. Im Nationalrath wurde heute die Berathung der Bundesrevision fortgeseßt. Die Art. 13, 14, 16, 17 wurden beibehalten, Art. 15 dagegen auf Antrag von Gonzenbach gestrichen. Art. 18 wird nach dem Antrag der Revisionskómmission angenommen, wonach jeder Schweizer vom 20. bis 44. Altersjahr militärdiensipflichtig ist.

Der Ständerath behandelte den Rekurs der aargauischen Regierung gegen Bern in Sachen der streitigen Jurisdiktion wf Rothbacy bei Murgenthal und gelangte zu dessen Ab-

eisung.

_ Belgien. Brüssel, 9. November. Die Mitglieder der beiden Kammern sind für nächsten Dienstag um 1 Uhr ein- berufen. Es wird keine Thronrede gehalten.

9. November. (W. T. B.) Dem »Echo du Parlement«e zufolge ist der französische Gesandte, Baude, von seinem Posten abberufen und nach Paris abgereist, Derselbe wird in einigen Tagen hierher zurückchren und dem Könige sein Abberufungsschreiben überreichen.

_ Frankreich. Paris, 7. November. Wieder Constitutionnel mittheilt, hat die Bevölkerung von Paris in sehr merklichen Verhältnissen abgenommen , wenn man die Wohbnungslisten betrachtet, welche in den Mairien aufliegen. Seit zwanzig Jahren haben nicht so viele Miethwohnungen leer gestanden. Besonders sind viele der kleinen Wohnungen unter 600 Fr. Miethe leer. Auf der Mairie des 17. Arrondissements werden deren täglih achtzehn bis zwanzig angemeldet.« Diese Mitthei- lung des »Constitutionnel« ist kurz, aber bedeutsam, jedoch giebt sie keine Zahlen an. Jnzwischen hat man auf der Seine-Prás- feftur die Statistik der leeren Wohnungen aufgenommen und die folgenden Zahlen sind authentisch. Man hat gefunden, daß am 1. No- vember in Paris 54,510 Wohnungen zu vermiethen waren, von denen zwei Drittheile kleine Wohnungen unter 600 Fr. Jahres- miethe find. Das andere Drittheil besteht aus Wohnungen über 1000 Fr. Jahresmiethe. Am schwierigsten zu vermiethen sind gegenwärtig die Wohnungen von 2000 bis 20,000 Fr. Miethe und darüber. Sie sind um mehr als 30 Prozent im Preise heruntergegangen, und doch finden die Eigenthümer keine Miether. Durchschnittlih sind die Miethpreise in Paris um 20 Prozent heruntergegangen. Die großen Läden in den neuen Häusern in der Umgebung der neuen Oper bleiben geschlossen und finden keine Nehmer. Der Winter meldet sih somit nicht mit glänzenden Aussichten an.

10. November. Der Minister des Jnnern, Casimir Perier, theilte in der gestrigen Sißung der permanenten Kommission mit, daß die Regierung sih gegenwärtig mit der Prüfung und Regelung der finanziellen Frage in der ein- gehendsten Weise beschäftige. Der elbe nahm ferner Beran- lassung, alle Gerüchte über ein ang:blih bevorstehendes Ple- biezit als völlig unbegründet zu bezeihnen. Dem »Journal officiel« zufolge wird die Begnadigungskommission am 16. d. zusammentreten. Der Kassationshof hat die Be- rufung Maroteau’s verworfen.

Versailles, 10. November. Die Nachricht von der Er- nennung des Fürsten Orloff zum russischen Botschafter in Paris wird von unterrichteter Seite bestätigt. Das Gerücht, die Regierung wolle der demnächst wieder zusammentretenden Nationalversammlung einen Geseßvorschlag vorlegen , dur welchen die Mitglieder dec Familie Bonaparte aus Frank- reich verbannt werden sollten, wird von der »Agence Havas« als ungenau bezeichnet.

Ftalien. Rom, 6. November. Der großbritannische Ge- schäftöträger Heries hat sein Domizil definitiv hierher verlegt,

9, November. Das Journal »Avvenire di Sardegna« veröffentlicht einen Brief aus Tunis, dem zufolge daselbst in nächster Jeit ein großherrlicher Firman, betreffend den Verkauf der Moscheengüter zu Gunsten des tunesishen Stáatsschaßes, erwartet wird; General Keredine ist mit Ueberbringung dieses

Firmans beauftragt.

Numánien. Bukarest, 9. November. (W. T. B.) Die Kammer ist nunmehr beschlußfähig. Die ‘Adreßkom- mission hat heute auf Verlangen der Regierung eine geheime Sitzung behufs Entgegennahme von Mittheilungen abgcehälten.

Nußsßland und Polen. St. Petersburg, 8. Novem- ber. Der »Reg.-Anz.« veröffentlicht ein Telegramm aus Kiew, wonach der Kaiser am 6. d. Mittags mit dem Großfürsten Wladimir Alexandrowitsch daselbst eingetroffen ist. Nach der Besichtigung des neu erbauten Palais und dem Besuche des Höhlenklosters und des Jnstituts reiste Se. Majestät zwei Stunden später mit der Kiew-Kursker Eisenbahn wieder ab.

QJur Frage von der Abgabenreform theilt die »R. S. P. J.« mit, daß die kombinirten Kommissionen (für die Landschafts8steuern und sür die Bauernangelegenheiten),