1871 / 174 p. 8 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 20 Nov 1871 18:00:01 GMT) scan diff

3394

men, daß der erste Schritt, den man zweckmäßig thun muf, der sein wird, die Unbegrenztheit der Kreirung von Mark Bankos zu beseiti- gen. T bitte Sie also, den Antrag, wie er gestellt ist; ablehnen zu

wollen. E Nach dem Abg. Schön bemerkte der Staats - Minister

Delbrü ck:

Meine Herren! Jch habe vielleicht irrthümlich den Ausdruck »Bankverwaltung« gebraucht. Es ist dies möglich. Bekannt is mir gewesen, daß in dem Sinne, wie man sonst von Bankverwaltung spricht; von der Hamburger Bank nicht gesprochen werden fann. Jch glaube aber, daß die Verhältnisse, wie sle der Herr Abgeordnete von Hamburg eben richtig dargestellt hat, nur das Argument verstärken, das ih gebraucht habe. |Denn man hat cs eben niht mit der Spe- fulation einer einzelnen Verwaltung. sondern des gesammten Han-

delsstandes zu thun. E L Qu F. 8 äußerte der Staats-Minister Delbrü Über das

Mosle’she Amendement: y

Meine Herren! Nah meiner Ansichi ist der vom Hrn. Abgeord- neten für Bremen ‘vorgeschlagene Paragraph überflüssig, und weil er überflüssig is, is er auch, glaube ich, niht rathsam. Wenn ein Ge- seß, wie das vorliegende, damit beginnt, daß es sagt, es wird eine Reichsgoldmünze ausgeprägt von der und der Beschaffenheit, der zehnte Theil der Goldmünze wird Ma: k genannt und in 100 Pfenninge getheilt, wenn ferner ein bestimmtes Reduktionsverhältniß dieser Münze zu den- bestehenden Landesmünzen festgestellt wird, so versteht es sich meiner Ansicht nach ganz von selbs, daß Veriräge, die auf die neue Münze und deren Theilstücke lauten, ges{lossen werden können und flagbar sind. Jch halte aus diesem Grunde das erste Alinea des Vorstlags der Herren Abgeordneten füc Brewen für übe: flüssig. Was das zweite Alinea anlangt, welches si bezieht auf die Führung faufmännisher Bücher, so ist dieses Alinco, soweit meine Kenntniß reicht, ebenfalls überflüssig. Das Handelsgeseßbuch enthält nihts, keine Bestimmung, welche irgendwie so gedeutet werden könnte, als ob die Führung kaufmännischer Bücher in Mark unzulässig wäre. Jch kann im Augenblicke nicht übersehen, ob in einem der zahlreihen Einfüh- rung®geseße zum Handelsgesebbuche, welchbe in den einzelnen Bundes- flaaten ergangen find, sich etwa eine Bestimmung vorfindet, welche diese Rehnungsführung auts{lösse.

Wenn also der Herr Abgeordnete für Bremen in dieser Be- ziehung seinen Antrag näher begründen würde, so würde ih mir allerdings eventuell eine andere Aeußerung vocbehalten ; begründet er ihn aber blos auz der Vorschrift des Handelsgeseßbuches, so halte ih auch diesen Theil des Untrags nicht für nöihig und bitte deshalb, den Antrag abzulehnen. L

Auf die erneuerte Anfrage des Abg. Mosle, ob künftig die Mark als Rechnungß8einheit werde festgehalten werden, erwiderte der Staats-Minister Delbrück:

Meine Herren! Tch kann mich nit für berufen halten , eine authentishe Jnterpretation über Beschlüsse zu geben j die die verbün- deten Regierungen gemeinshaftiih mit dem Hause fassen werden. Daß eine Aenderung des jeßt vorliegenden Geseß:s nicht ohne ein Eeseh erfolgen kann ; versteht sich von selbst, und was aus dem jeßt vorliegenden Geseße folgt, das, glaube ich, ergiebt dessen Jnhalt.

Qu §. 9 nahm der Staats-Minister Camphausen

nach dem Abg. Dr. Bamberger das Wort: | Meine Herren! Durch die leßte Aeußerung des Herrn Vorretners fönnte ih mich dessen vielleiht für überhoben erachten, Über Anträge noch zu sprechen, die zurückgezogen sind. Jch will das au vermeiden, aber ih will eins noch thun, daß ih ein anscheinendes Mißversländniß des Herrn Vorredners zu heben suche. Es is ein alter Saß, daß Rom nicht an Einem Tage erbaut sei, und als wir diese Geseßes- vorlage in einer wahrlich niht ausgiebig bemessenen Zeit zu berathen hatten, da haben wir uns die Aufgabe gestellt, keinen Schritt zu thun, der dem definitiven System hindernd in den Weg treten könnte, und viele Schritte vorläufig zu unterlassen, die eine spätere Zukunft noch zu lösen haben wird. Wenn man den Debatten in diesem Hause beiwohnt, dann möchte man beinahe versucht sein zu glauben, wenn heute dekretirt wird, morgen werde eine Goldmünze geschaffen, dann sei sie übermorgen da. Es wird aber ein ziemlicher Zeitraum nöthig sein, um so viel Goltmünzen ausprägen zu können, um auch nur die Anfänge der Sättigung des deutschen Marktes mit Goldmünzen herbeizuführen. Es ist ja an die Spiße sämmtlicher Verhandlungen gestellt worden, daß dem provisorischen Geseße ein definitives folgen würde. Wie wollen Sie nun von uns verlangen, daß wir in diesem provisorishen Geseße \{on alle die Haupifragen entscheiden sollen, die das definitive Geseh lôsen wird? Wenn der geehrte Herr Vorredner sich des Ausdrukes bediente, ich sei mit mir noch niht einig, “was da zu thun sei, so scheint er wieder mich zum Reichs - Finanz - Minister gemaht zu haben, während ich nur Bevollmächtigter eines der Staaten bin, die im Reiche vertreten siud, Und ih ab- solut nicht berechtigt bin, hier im Namen der verbündeten Regierungen eine Meinung auszusprechen, während die verbündeten Regierungen bis heute einen Beschluß über diese Sache noh nicht ge- faßt haben. Wenn aber aus diesem Ausspruhe nun gefolgert wird in feierlicher Weise, nun ist das alles verworfen, dann, meine Herren, d! dieser Schluß, wie mir scheint, Über sein Ziel hinaus. Jch bitte ie, das Geseß als das nehmen zu wollen, a!s was cs si giebt, als

ein provisorishes Gescß, dem das definitive Geseß folgen muß. Nachdem der Abg. Lasker erklärt, daß er den Bamberger- schen Antrag wieder aufnehme, fuhr der Staats-Minister

Camphausen fort: Unter diesen Umständen muß ih mir erlauben, auf den Antrag, der untex Nr. 7 gestellt und von dem ich unterstelle, daß er gegen-

wärtig allein zur Diskussion kommt, noch mit einigen Worten zuürü- zukommen. Da muß ih nun allerdings anführen, daß der Passus, um den es sich handelt, ebenfalls eia Gegenstand des Kompromisses war. Damit ist nicht ausgesproden, daß nun jede Erörterung des Passus untersagt sei, sondern cs wird vielmehr nur konstatirt, daf, indem de verbündeten Regierungen sich dazu entschlossen, die Landeshoheit in der Münzsache in dem Umfange, wie es vor- geschlagen, anzuerkennen, fie \sch zu der Ansicht bekannten; daß das, was im ursprünglichen Entwurfe lediglich und allein dem Reiche zugewiesen war, nunmebr auch dem Territorialstaate, für desscn Rechnung die Ausprägung erfolgt, dessen Münzen das Bild des de- treff:nden LandeLherrn tragen, die Kosten für die Einziehung der nicht mehr das Possirgewicht erreichenden Münzen zur Last zu legen scien. Es \ch{ien uns das wesentlich mit dafür zu bürgen, daß bei allen Münzstätten in den verschiedenen Territorien stets mit der größten Sorgfalt verfahren werde; es schien uns ein wichtiges Korrektivmittel dafür zu sein, daß vom Toleranzgewichte, was bei allen Ausmünzun- gen zugelassen werden muß, was nicht zu vermeiden is, nit etwa einmal bei einer Münzstätte ein Mißbrauch damit getrieben werde, daß man sich bemühe, Münzen zu prägen, die gerade das Toleranz- gewicht haben und nickcht das Vollgewicht, wie es der Gesehentwurf vorsieht. Jch kann nur dringend bitten, den Antrag, wie ihn Nr. 7 stellt, abzulehnen.

Nach dem Abg. Lasker fügte der Staats-Minister Cam þp- hausen noch hinzu:

Ich bedaure, daß ich der Auffassung des geehrten Herrn Vorred- '

ners entgegentreten muß. Zunächst will ich hervorheben, daß es ein vollständiges Mißverständniß ist, wenn die Meinung bestehen kann, daß es sich nicht mehr um eine Reihs8münze handeln, und daß es denkbar sein sollte, daß in irgend einem deutschen Staate die Mürzen an den Kassen nicht angenommen werden dürften. Jh will aner- kennen, daß die Fassung des § 9 in dem Punkte, der {on in der General-Diskussion seitens der Herren Abgg. Braun-Gera und Prince- Smith angeregt rvorden ist, allerdings einer Verbesserung bedarf, und ih rehme nicht Anstand, mih mit dem Anirage unter 7þ. einver- standen zu crflären, wenn hinter den Worten »vei allen Kassen des Reiché« »und« eingeshoben wird, so daß es heißt: »bei allen Kassen des Reichs und der Bundesstaaten«. Jnsoweit kann ih also dem geehrten Herrn Abgeordneten cntgegenkommen und die irrige Auf- fassung, die sich an seine Worte knüpfte, beseitigen.

Sas dag'gen ten ersten Theil des Antrages a. betrifft, so muß ih bei der früheren Bemeikung stehn bleiden, daß es dem in §. 5 angenommenen Systein entspricht, dig Bestimmungen zu treffen, die Ihnen die verbündeten Regierungen in Vorschlag gebracht haben. Wenn der g:ehrte Herr Redrer daran erinnert, daß wir hier nicht das Verhältniß hätten wie am Bundestage, so acceptire ich das vell- fommen; ich habe ja vor hin, obschon es mir cigentlich überflüssig erschien, mich dagegen zu verwahren, ausgesprochen, daß ich dem Ausdruck: Kompromiß meinerseits durchaus nicht die Bedeutung beilege, daß der Reichstag irg-ndwie behindert sei, ctwas anderes zu beschließen, daß ih mit dem Ausdruck nich!s8 gethan habe, als zu fonstatiren , daß nach vorheriger Berathung des in §. 5 angenommenen Systems man eben übereingekommen war, auch die gedachte Bestimmung zu treffen, die im § 9 enthalten ift.

Nach dem Abg. Dr. Braun nahm der Staats-Minister Camphausen noch cinmal das Wort:

_Der praktische Unterschied ist niht ganz gering; ich habe die Gründe dafür {hon vorher angegekten , ich will sie jeßt niht wieder- holen. Jch ergreife nur noch das Wort, um mich gegen den Herrn Abg. Braun (Gera) zu verwahren. Jch habe gegen den zweiten Ab- saß des §. 7 niht Anfangs Widerspruch erhoben und denselben nach- her zurücgenommen; ich habe blos bei meiner Aeußerung übersehen, ausdr.:cklich hervorzuheben, daß se nur auf §. 7 sub a Bezug haben sollte, und daß ih noch zu dem §. 7b hätte sprechen sollen, meine Ansicht selbst ist völlig unverändert geblieben.

Qu §. 10 äußerte sih der Staats-Minister Delbrü ck

über das GrumbrehtsWe Amendement : Meine Herren, es is niht meine Absicht, gegen den Jhnen vor- Ege n neuen Paragraphen mich aus8zusprechen, es is nur meine bsiht, Thnen die Annahme des von dem Abgeordneten für Harburg gestellten Amendements zu empfehlen und zwar rein aus praktischen Gründen. Die Herren können beschließen, es sollen Überhaupt keine Silbermünzen, auch keine Scheidemünzen mehr geprägt werden, wir werden vielleiht auch das Geseß so annehmen; aber wir werden Ihnen dann in der nächsten Reichstagssession eine Novelle bringen, bringen müssen und auf das Vollständigste motiviren können, wonach es ganz unabweislich is, diese Beschränkung wieder aufzuheben. Es handelt sich hier um die Scheidemünzen, um die Münzen, die der kleinste Verkehr braucht, die nicht erseßt werden können durch irgend welche in den Verkehr kommende Goldmünze, um Münzen, die für den fleinen Verkebr gerade so nothwendig sind wie das täglihe Brod. Die preußische Regierung, welche bekanntli sehr A mit der Ausprägung der Scheidemünzen von jeher gewesen ist, ist wiederholt und jedes Jahr in der Lage, den dringen- den Anträgen der Provinzialbehörden, die aus der Wahrnehmung des fleinen Verkehrs hergenommen worden sind, zu entsprechen und Scheidemünzen prägen zu lassen und in die Lavdestheile zu senten, wo der Bedarf obwaltet. Das ist Etwa®, was sich Jahr für Jahr wiederholt und was, Sie mögen hier bestimmen, was Sie wollen, ch wiederholen und Geltung vershaffen wird. Nus diesem Grunde, m Jnteresse einer rationellen Geseßgebung, die nicht heute Etwas beschließen wil, was fie nah einem halben Jahre wieder ändern muß, muß ich Sie bitten, das Amendement des Herrn Abgeordneten für Harburg anzunehmen.

3399

Zu §. 11 erklärte der Staats-Minister Delbrück auf eine Be des Abg. Dr. Bamberger :

Meine Herrea! Eine solche kategorische Erklärung zu geben bin ih nicht in der Lage. Es kann nicht meine Aufgabe sein , hier etwa persönliche Ansichten auszusprehen. Ueber das Amendement selbst und über tie dazu einzunehmende Stellung is der Bundesrath einen Beschluß zu fassen noch nit in der Lage gewesen. Es wird die dritte Lesung Gelegenheit geben, Stellung zu nehmen.

In Betreff der Bambergerschen Resolution bemerkte der Staats-Minister Delbrü ck:

Meine Herren! Jch würde zum vorliegenden Antrage das Wort nicht nehmen, wenn er nicht in seinem Eingange die Worte enthielte: »in der nächsten Session«. Es if das ja die Formel, mit der her- gebrachier Weise eine solche Resolution anfängt, und sie hat ihre volle Berechtigung, wenn man sich in einer regulären Sessionsperiode befindet, wenn-also zwischen einer Session und der nächsten eine, für die Ausakrbeitung eines großen und wichtigen Gesehes genügende Zeit liegt. Wann der Reichstag wieder zusammentreten wird, vermag ich allerdings nicht zu bestimmen, indessen is es mir recht wahrscheinlich, daß es im Anfange des nächsten Frühjahres scin wind, also in weni- gen Monaten, Ob es in diesen wenigen Monaten mögli sein wird, H Resolution zu entsprehen, dafür kann ih keine Gewähr üÜber- nehmen.

Kunst und Wissenschaft.

Berlin, 20. November. Am Sonnabend gelangte im König- liGen Schauspielhause zur ersten Aufführung » Aus der römischen Geschihte«, Proverbe in einem Aufzug, in Scene geseßt vom Di- reftor Hein. Hierauf , neu einstudirt: »Der Winkelschreiber«, Lustspiel in 4 Aufzügen, nah einer Jdee des Terenz von A. von Winterfeld, in Scene geseßt vom Direktor Hein.

Die kleine N»vität is eine harmiose Plauderei nach französischem Muster, deren Jnhalt sich {wer wiedergeben läßt, weil dabei eben die Forum mehr gilt als der Jnhalt. Fräulein Keßler (eine russische Dame) und Herr Berndal (ein kurländisher Baron ) brahten den geistvollen Dialog trefflich zur Geltune, und wenn das Publikum zum Theil am Schlusse eine kühle Haltung beobachtete, so entsprang dieselbe wohl vorwiegend aus der Enttäaschung , daß der Baron nicht si selbsi mit der Dame verlobte, sondern für seinen hinter der Cou- [isse bleibenden Freund plaidirte. Das folgende ältere, neu einstudirte Lustspiel: »Der Winkelschreiber«, vermochte die Theilnahme des Publifums nicht in dem Grade zu gewinnen, troß des tresflichen Spiels der Frau Frieb - Blumauer (Amalie), der Herren Döring (Kanzlei- Rath); Oberländer (Knifflich), Ka hle (Helfreih), Hiltl (Adam). Auf dem Wiener Hofburg-Theater und überhaupt im Oest-rreichischen gehört »yder Winkelschrei er« zu den oft und gern geschenen Stücken, und Heinrich Laube in seinem »Burgtheater« spricht sh auch darüber anerkennend aus ; auch das nach ebenso streng künstlerishenPrinzipien ge- leitete Hoftheater zu Oldenburg hat den, yWinkelschreiber« neuerdings mit Erfolg seinem Repertoir wieder einverleibt. Deshalb dürfte dem Ss das Stück wieder zu beleben, auch hier der Erfolg nickcht chlen. Bestern fand im Konzert - Saale des Königlihen Schau- spielhauses der dritte und leßte Vortrag des Dr, Ludwig Nehl aus München Über das- deutsche Musikdrama siatt. Derselbe hatte Nichard Wagner zum Gegenstande und besprach den Bildungsgang dieses Komponisten und seine Hauptwerke nah folgenden Gesihtspunften: Wagners erste künstlerishe Produk- tionen. Berührung mit Weber und Beethoven. Die Feen. Die neuere italienishe und französische Oper. Das Liebesverbot oder die Novize von Palermo. Reise von Riga nah Paris. Das nationale und politische Element in der Pariser Oper. Cterubini, Spontini, Auber, Rossini, Meyerbeer. Rienzi, der leßte der Tribunen. Der fliegende Holländer. Rükkehr in die Heimath. Die deutsche Sagen- welt. Tannhäuser. Lohengrin. Die Meistersinger von Nürnberg. Siegfried. Revolution in Leben und Kunst. -Wiland der Schmicd. Tristan und Jsolde. Das deutsche Nationalfestipiel: Der Ring der

Nibelungen. | Aus alten Tagen der Stadt Burg und militärishe Tra-

ditionen der Garnison Burg , ein militärisch- bürgerliches Lebensbild aus dem vorigen Jabrhundert von Arnold Helmuth, ist im Ver- lage von August Hopfer daselbst erschienen. Das Buch verdankt seine Entstehung einigen Vorträgen, welche der Verfasser, Hauptmann und Compagnie - Chef im 2. Magdeburgischen Jufanterie - Regiment Nr. 27, zuer| im Kreise des Offiziercorps in Burg, später in der militärischen Gesellschafi zu Magdeburg gehalten , und in denen der- selbe cine kurze Skizze der geschichtlihen Entwicklung der Stadt Burg als Einleitung gegeben und {lie ßlich Nachforshungen über die mili- tärishen Verhältnisse Burgs in früherer Zeit zusammengestellt hat.

Von Frau Marie Simon in Dresden, bekannt durch ihre ver- dienstvolle Thätigkeit während des Krieges, werden die Briefe und Tagebuchblätter der Oeffentlichkeit Übergeben, welche fie auf dem Kriegsscauplaße in Frankreich niedershrieb. Das Buch erscheint noch vor Weihnachten im Verlage von F. A. Brockhaus in Leipziq. Wir beha!ten uns vor, auf dasselbe nach dem Erscheinen zurüd- zukommen. : : ;

Der Peninsular- und Oriental-Dawpfer »Mirzaporc« , mit der englishen Expedition zur Beobachtung der Sonnen- finsterniß, unter Führunz des Herrn Locfyer an Bord , war nach einer der » Daily News®s« zugegangenen Mitiheilung am 10. ds. nah einer glücklihen Passage des Suezkanals in Suez angekommen. Seit der Abfahrt von Malta am 4. d. begünstigte das Wetter den Versuch mit den asironomischen Jnstrumenten und die Vorkehrungen für die vorzunehmenden Beobacogtungen. Die Expedition gedenkt, am 2, Ceylon zu erreichen.

Mehrere englishe Schrifisteller , darunter Carlyle, Disraeli, Tom Taylor und der Herzog von Argyll , senden Exemplare ihrer Werke nah Chicago als Ersaß für den durch die Vernichtung der Bibliothek erlittenen Verlust, Mr, Fotktster, der Chef des Unterrichts- wesent, sendet je ein Exemplar der Werke seines verstorbenen Scchwieger- vaters Dr. Arnold.

Landwirthschaft.

__ Berlia. Jn der Sißung vom 15. November hat der stän- dige Aus\huß des Landes-Oekonomie-Kollegiums sich zu- nächst mit dem Antrage des General - Sekretärs, Geheimen Regie- rungs-Raths v. Salviati, beschäftigt :

»Der Auss{uß wolle dem Plenum vorschlagen: den Herrn Minister für die landwirthschaftlihen Angelegenheiten zu bitten, dem Herrn Vorsißenden des Kollegiums zu beauftragen, den wesentlichen Inhalt der auf die Anträge des Kollegiums eingehenden Bescheide, jowie alle sonst geeignet scheinenden Mittheilungen thunlich{s| vor Er- E der Sißungen gedruckt zur Kenntnißnahme der Mitglieder zu

.&

Nachdem dieser Antrag angenommen war, wendete sich der Aus- {uß nachstehendem Antrage des Herrn v. Wedemeyer u. Genossen zu:

»Jn Erwägung, daß das Landes-Oekonomie-Kollegium, wenn es seine Aufgabe, eine lebendige Vertretung der landwirtbschaftlichen Jn- teressen darzustellen , erfüllen will , sich nicht darauf beschränken darf, eine abwartende Stellung einzunebmen, sondern auf die brennendsten Fragen aus eigener Jnitiative hinzuweisen verpflichtet ist, wolle das Landes - Oekonomie - Kollegium beschließen, den Herrn Minister zu ersuchen , bereits in der nächsten Session mehrere der dringendsten Fragen für die Verhandlungen des Landes - Oekonomie - Kollegiums vorzubereiten, und bezeichnet ais solche: die Vorlage der neuen Sub- haftations - Ordnung, die Vorlage der neuen Hypotheken - Ordnung, die Frage: Welwve Modifikationen des Zolltarifs sind im Jateresse der Landwirthschaft erforderlich die Frage: Welchen nachtheiligen Ein- fluß übt die Schlacht- und Mahlsteuer auf die Landwirthschaft aus? die Frage: Welcken nachtheiligen Einfluß auf die Landwirthschaft und somit auf den Nationalwohistand übt unsere Erbgeseßgebung aus? die Frage: Welche Maßregeln sind zur Hebung der Landespferdezucht zu ergreifen, und wie sind insonderheit die Bestimmungen über die Bildung der Zuchtvereine zu modifiziren, wenn sie dem Zwee: durch die aufgewandten Staatsmittel die Landespferdezucht nach Möglichkeit zu heben, in vollem Maße entsprechen sollen?

In der Beneral-Debatte machte sich allgemein die Ansicht geltend, daß es unmöglich sein werde, auf die Materie der gestellten Anträge im Aus\chuß einzugehen, da es an jeder Vorbereitung fehle, anderer- \eits einzelne Fragen bereits erledigt oder in der Erledigung begriffen seien Subhastations - Ordnung, Hypotheken - Ordnung, Förderung der Pferdezucht. Auch war man nicht überall mit der Form der gestellten Anträge einverstanden. Es wurde nachstehender Antrag des Herrn von Schorlemer angenommen: »Den Herrn Minister zu bitten, die Geseßentwürfe, betreffend Aenderung der Subhastations- Ordnung und eine neue Hypotheken - Ordnung, bevor sie im Staats- Ministerium berathen werden , dem Landes-Oekonomie - Kollegium vorzulegen.« Bei der Berathung über den Antrag des Herrn von Wedemeyer, betreffend zu erstrebende Modifikation des Zoll- Tarifs, wurde vorzugêweise die Frage der Ecmäßigung resp. Beseitigung der Eisenzöle, welche der Landwirthschaft besonders nachtheilig seien, erörtert. Jm Laufe der Debatte wurden neben dem Prinzipal - Antrage des Herrn von Wedemeyer noch nachstehende Anträge gestellt: von Herrn v. Nathusius - Königsborn : »Kollegiuin möge baldmögli| in Prüfung derjenigen Grundsäße eingehen, welche die Jntexessen der Landwirthschaft bei der Tarifirung der Zölle erfordern;« von Herrn v. Schorlemer: »dem Plenum vor- zuschlagen, den Herrn Minister für die landwirthshafiliwen Angele- genheiten zu bitten, beim Staats-Ministerium dabin zu wirken, daß der Zoll auf -Roheisen, Stabeisen und landwirthschaftliche Maschinen \{leunig|t aufgehoben werde. «

Durch Annahme des Antrages des Herrn v. Nathusius- Königs8- born wurden die übrigen Anträge erledigt, d. h. abgelehnt. Der Antrag des Herrn v. Wedemeyer, betreffend die Mahbl- und Stlacht- steuer, wurde in die Berathung des Antrags des Herrn Sombart: »Reform der Steuergeseßgebung« als dahin gehörig verwiesen. Eine längere Debatte rief der Antrag des Herrn v. Wedemeyer, be- treffend die Erbgeseßgebung, hervor. Zur Beschlußfassung wurden folgende Anträge gestellt: der Prinzipal-Antrag des Herrn v. Wede- meyer; der Antrag des Herrn v. Schorlemer: Kollegium möge die Frage einer Prüfung unterziehen: Welchen nachtheiligen Einfluß unsere Geseßgebung bezüglih des Besipwechsels, der Zerstückelung wie der Verschulduna des Grundbesißes, somit auch auf die Landwirtbschaft und den National - Wohlstand hat?« der Antrag des Herrn

Spangenberg: »Kollegium möge die Frage erörtern: Erwachsen der Landwirthschaft aus dem Grundsaß der unbedingten Dispositions=- bcfugniß hinsichtlich des Grundbesißes Nachtheile

Der erste und dritte Antrag wurde abgelehnt, der zweite dagegen

angenommen.

Gewerbe und Sandel.

Stuttgart, 12. November. Nachdem gestern die NAufnahme- prüfung statigefunden, wurde, wie bereits gemeldet, heute Vormittag in den neu hergerichteten Lokalitäten des früheren Hallberger*schen Drucdereigetäudes die höhere Handelsschule eröffnet: Ein zahl- reiches Publikum hatte sih eingefunden, unter demselbkn viele bochge- stelite Persönlichkeiten. Die eine der Klasscn war festliŸÞ mit der Büste des Königs und den Landesfarben ges{müdckt. Der stellvertre- tende Vorstand des Gründungsfomites schilderte in seiner Rede die Entstehung der Anstalt, und dex Direktcr dersclben, früher in der