1919 / 134 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 18 Jun 1919 18:00:01 GMT) scan diff

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ferten Mächte daß die dur den Krieg entfesselten Leidenschaften \o- balo wie möglich erléshen und daß alle Nationen an dem Wohlstande teilhaben, der aus dem Verkehr entsteht, wo jeder ehrlih den Wünschen des anderen entgegentemmt. Sie wünschen, daß Deutschland wie die anderen Nationen diesen Wohlstand genicße; aber ein beträchtlicher Teil wird für viele Jahre dazu dienen müssen, bei den Nachbarn die Schäden wieder gut zu maden, die Deutschland verursaht hat. Um lhre Absichten klarer zu stellen, haben die alliierten und asfoziterten Mächte eine Anzahl der finanziellen und wirtschaftlichen Klauseln des Bertrages verändert; aber die Grundsäße, auf denen der Vertrag be- ruht, werden nicht berühi1t.

V. Die deutsche Delegation befindet sih in großem Irrtum über, den bie Wiedergutmachungen betreffenden Vorschlag des Friedensvertrages. Dieser Vorschlag begrenzt die von Deut]chland zahlbare Summe auf den Betrag, der sich klar und deutlih rechtfertigt aus den Bestimmungen des Waffenstillstandsvertrages, foweit er dén der Zivilbevölkerung der Alliierten durch den Angriff (a@gression) Deutschlands zugefügten Schaden betrifft. Er bedeutet ketneêwcgs eine Œnmischung der Wiedergutmachungskommission in die inneren Verhaltnisfe Deutschlands, so wie es 1hm die deutsche Denftschrift unterschiebt.

Gr bezweckt, den beiden Teilen die Bezahlung der Wiedergut- machungen, welche Deutscland obliegen, so leiht wie möglich zu machen; so. muß ér aufgefaßt werden. Die alliierten und asfozitierten Mächte sind 1nfolgedeffen. mcht geneigt, eine Aenderung vorzunchmen.

Aber fie ertennen wie die deut}che Delegation die Vorteilé an, sobald wie möglih die bestimmte Summe gzu kennen, welche Deutsch- land zahlen muß und welche für die Allüierten annehmbar 1st. Es 1st üt möglich, diese Summe heut festzuseßen, denn das Ausmaß des Schadens und die Kosten der Wiedergutmachung haben noch nichi sest- geseßt werden können. SJnfolgedessen willigen die alliierten und as/so-

¿ziterten Mächte ein, Deutschland alle notwendigen und vernünftigen Erleichterungen zu gewähren, um 1hm zu geftatien, fich ein Gesamtbild von den Verwüstungen und Schäden zu machen, und innerhalb 4 Mo- naten voni ‘Dage der Zeichnung des Vertrages: Vorschläge für die Nege- lung der Ansprücke zu untèrbreiten, die jeder der Kategorien von Scaäden eutsprechen, für die es verantwortlich if. Wenn man inner- halb von zwei Monaten nah |Jukrafttreten des Vertrages zu einem Uebereinkommen gelangen kann, so wird die genaue pekuntiäre Ver- antwortlicchkéit Deutschlands auf diefe Weise festge)tellt werden. Wenn eine Vercinbarung in dieser Zeit nicht zustande kommt, so wird die dur den Vertrag vorgesehene Neoelung in |Kraft treten.

VI. Die alliterten und asfoziierten Mächte haben den Wunsch der deutschen Delegation, DeutschTänd sofort in den Vóölkerbund aufzunehmen, sorgfältig geprüft. Sie können diesem Wunsche n i ch t beitreten.

Die deutsche Revolution i} bis zu den lebten Augenblicken des Krieges hingézogen worden. Bis jet haben die allijzerten und assoziierten Machte keine Garantie dafür, daß diese Revolution einen dauerhaften Wesel bedeutet. Béi dem augenblicklichen Stande der internationalen öffentlihen Meinung ist es unmögli, von den freien Nationen der Welt zu envarten, taß teh sich sofort und auf gleichem Fuße mit ‘denjenigen vereinigen, die thnen fo \chweres Unrecht getan haben. Jeder Versuch, dieses Resultat vorzeitig zu erreichen, würde die von allen erhoffte Beruhigung verzögern, anstatt zu beschleunigen. Aber die alliierten und assozuerten Machte glauben, daß, wenn das deutsche Volk durch die Tat seinen Wunsch, den Friedensbedingungen zu genügen, zeigt und auf immer auf die aggressive Politik, welche ibm den Mest der Welt entfremdet hat und welche der Grund des Krieges gêwesen ist, verzichtet, und wenn es seine Umwandlung in ein Voll mit dem man in guter Nachbarschaft unt 1n gutem Cinver- nehmen leben fann, beweist, dann wird ie Grinnerung an die leßten Jahre \ich schnell auswischen, und es wird möglich sein, 1n etner nicht fernen Zukunft den Völkerbund durch Aufnahme Deutschlands zu ergänzen. Die alliierten und assoziierten Mächte wünschen auf- richtia, daß dem \o fein möge. Sie glauben, daß die Zukunft der Menschheit von der engeren freundschaftlihen Zusammenarbeit aller Nationen abhängt, um die internationalen Fragen zu regeln und alles das zu begünstigen, was das Wohl und den Nußen der Menschheit berührt. Aber hauptsählih von der Haltung des deutschen Volkes felbst wird es abhängen, das Datum seines Eintritts in den Völker- bund in größere Nähe zu rüden.

VII, Fm Laufe der Erörterung der wirtschaftlihen Bestimmungen und ‘an anderer Stelle hat die deutshe Delegation thre Anklagen Jegen die von den alliierten und asfoziierten Yegierungen auferlegte

3lokade erneuert. Die Blockade is und war tels eine reht-

mäßige und anerkannte Kriegsmaßnahme; ihre Ausführung hat sich in den yerschiedenen Epochen jeweils den Veränderungen des inter- nationalen Verkehrs angepaßt.

Wenn die alliterten und asfoziierten Mächte Deutschland eine Blockade von ungewohnter Strenge auferlegt baben, die sie sich ständig bemüht haben, den Prinzipien des internationalen Rechtes anzupassen, fo ge\chäh es infolge des verbrecherischen Charakters des von Deutsch- land unternommenen Krieges und der barbarishen Methoden, die es im Laufe dieses Krieges angewandt hat.

Andrexfeits haben es die alliterten und assoziierten Mächte nicht für notig gehalten, die Behauptungen der deutschen Note Punkt für Punkt zu erwidern, Die Tatsache, daß dergestalt einige Bemerkungen mit Schweigen übergangen sind, bedeutet nicht, daß sie zugestanden sind oder den Gegenstand späterer Grörterungen bilden können.

VIII. Sum Schluß müssen die alliièrten und affoziierten Mächte far feststellen, daß diese Note und die thm beigefügte Denkschrift ihr leßtes Wort bédeuten. Sie haben die deutschen Vorschlage und Geggenvorschläge mit Sorafalt und ernster Aufmerksamkeit geprüft; sie habkn auf Grund dioser- Prüfung bedeutende Konzessionen in der prak- tischen Anwendung gewährt.

Was aber die Grundlinien angeht, so beharren sie bei dem Ver- trage. Sie glauben, daß dieser Vertrag nicht nur eine gerechte Rege- lung des großen Krieges darstellt, sordern auch die Grundlage afft, auf der die Volker CGuropas auf dem Fuße der Freundschaft und Gleich- heit miteindnder leben fonnen. Gleichzeitig schafft der Vertrag das not- wendige Organ, um auf friedliche Weise alle internationalen Probleme auf dêm Wege der Besprechung und Verständigung zu regeln und die Mittel zu finden, die Regelung des Jahres 1919 selbs von Zeit zu Zeit abzuändern, indem es sie neuen Talsachen und neuen Verhältnissen anpaßt, je nachdem sie vorlieaen werden, Die Regeluna beruht allerdings nicht auf einer allgemeinen Absolution für die Ereignisse der Jahre 1914

bis 1918, denn sonst wäre es nicht ein Friede der Gerechtigkeit. Aber-

sie stellt einen aufrihtigen und durchdahten Versuch dar zur Herbci- ührung „jener Herrschaft des Nechtes, die auf der Zustimmung der

* Behexæschten beruht. und duxch die organisierte Meinung. der Menschheit

gestüßt wird“, di&@als Grundlage fürden Frieden-vereinbart. worden“ist. Als ein“ folchèr muß er ‘in der heute vorliegenden “Formulierung angenommên“ oder abgelehnt werden. Infolaedessen erwarten die ver- bündeten “und assozüerten Mächte on der deutschen Delegation inner - halbvon fünf Tagen, vom Tage der gegenwärtigen Mitteilung gerechnet, eine Erklärung, die ihnen zu erkennen gibt, daß-fie bereit ist, den Vertrag, so wie er heute 1st, zu unterzeichnen. . Falls die deulsce Delegation innerhalb" der angeaëbenen “Frist*erklärt, daß sie bereit*ist, den Vertrag so, wie er heute ift, zu unterzeichnen, so wérden die Dis- pesikionen für die fofortige UnterzeihnungdesFriedens in Versailles getroffen werden. Mangels einer \ol&en Grklärung stellt die gegenwärtige Mitteilung die Ankündigung dar, die in Artikel 2 der Konvention vom 16. Februar 1919 vorgesehen ist, durch die der am 11. November 1918 abgeschklossene und durch die Konventionen vom 13: Dezember 1918 und 16. Januar 1919 verlängerte Wa ffe nt ill - stand weiter verlängert wurde. Gs wird infolgedessen der gedachte Maffenstillshand been de t werden, und die verbündeten und asfozierten Machte werden diejenigen Maßnahmen ergreifen, die sie für nolwendig erachten werd, uh ihre Bedingungen cufzuerlegen. i Genehmigen Sie, Herx Präsident, die Versichérung meiner aus- gezeichneten Howbachtung. j / « Elemenceau.

Aiczlamfliches.

Württemberg.

Der Landtag hat laut Meldung des Wolffschen Telegraphén- büros am 13. Juni mit allen Stimmen, auch denen der Unabh- hängigea sozialistishen Partei, beschlossen, das württembergische Staataminitterium möge bei der Reichsregierung beániragen, an der Ablehnung des Artikels 353 der Friedensbedingungen, betreffend denkünftigenR he in-Donau-Kanal, festzuhalten und unter / allen Umsiänden die Mitwirkung Württem- bergs an der Entscheidung über die Verbindung der beider Flüsse zu sichern. Begründet ift dieses Vorgehen in dem An- sinnen unserer Feinde, den Bau des Rhein-Donau-Kanals auf deutsche K5-sten nah den Plänen der- Entente verlangen zu können und den fertigen Kanal sodann unter Verlegung der Gebietshoheit der Geseßgebung und Verwaltung der intetr- nationalen Nheinschiffahrtsommission zu unterftellen.

Desterrxcich.

Der deuisch-österreichishe Staatsfkanzler Renner hat nah einer Meldung des Telegraphen-Kor:espondenzbüro3 der Frieden3- fonferenz eine Note übersandt, durch die eine von der Äbord- nung der deutschen Sudetenländer ausgearbeitete Den k- \chrift vorgeleat und eiageleitet wird. Die von den Vertretern der deutschen Gebiete in Böhmen, Mähren und Schlesien an den Kongreß gerichtete Denkschrift tut das Unrecht dar, das durch die vorgeschlagenen Friedensbedingungen 8!/2 Millionen Deutsch: Desterreichern droht.

Die Begleitnote scht auseinander, wie {wer das Unrecht ift, das die Entente an Fm deutscben Volke der Sudetenländer und an den Deuischen Oesterreichs begeht, indem fie, was Deutiche und Tichechen betcifft, zwei zu unaufhörlicher gegenseitiger Feindschaft ver- urteilte Kleinftaatèn und damit einen Kriegsherd im Herzen Europas schafft, der für die Welt und ihre soziale Neorganifierung vielleicht noch verhängnisvoller werden fann als dec Kriegöherd des Balkan. Dikse Ueberzeugung vor allem hat der deutsh-öftecreichishen Bevölferung die Parole nahegehra@zt: „Heraus ‘aus diesem brennenden Hause und Anschluß an das Mutterland!“ Es wird in der Antwort daran erinnect, daß hier ein zweites doppelt so großes Elsaß-Lolh- ringen ge\caffen werden foll, das noch dazu nit im Kiege, sondern îm Zustande der Wehrlosigkeit. annettiert wurde. Diese Herrschaft kann von der einen Natiecn niemals ertragen, von ber anderen niemals wirkflih ausgeübt werden. und der neue Stand ver Dinge ist für den Friedrn noch beèrohlih?r als der. alte. In der Antwvort wird ferner ausgeführt, daß gerade dicses Vorgehen der Nachbarstaaten die Alpendeutfthen in den Zustand der Hilflofigkeit und Lebensunfähigkeit verseßt hat, weil es sie ihrer wichtigsten In- dustrien und des Ürsprung8gebiets ihrer wihtigfle« Naturprodukte be- raubte. Die gesamte Friedensdelegation ist daher mit dea Verfassern der Denkschrift durchaus eincs Sinncs, wenn sie die Wiederbefrelung der deutschen Gebiete in den Sudetenländein fordert und verlangt, daß je ein fonstituierender Landtag für Deutsh-Böhmen und das Sudetenland nah „Abzug - der ts{hccho-{lowakischen Truppen Tfret ge- wählt wird und über das Schicksal dieser Länder souverän enticheidet.

Die in der Note erwähnte Denkschrift der Vertreter der deutschen Sudetenländer unter|uht weiter die Grundlagen des Friedens uüd stellt fest, daß die Bedingungen betreffend die Einverleibung déutsch-österreichisher Gebiete in den ischechischen Staat im Wider- \spruh zu den von der Entente felbstvertündeten Grundsäßen stehen. Zur Veranshaulihung der Größe der geplanten Vergewaltigung bringt die Dentschrift ausführliche ftatijstishe und ethnographische Belege und {hließt: „Von der- Ueberzeugung ausgehend, daß die Friedenstonferenz die Aufgabe hat, auf dem Boden der ehemaligen Monarchie alle. genau umschriebenen nationalen Ansprüche zu be- {riedigen, obne neue oder“ fortdauernde alte Elemente der Zwietracht und der «Gegensäßze cinzuführen, weiche geeignet wären, den Frieden zu stôren, stellt die Denkschrifc feierlich fest, daß der vorliegende Ver- tragsentwurf dem souveränen Willen der Sudetendeutschen abfolüt widerspriht und von thnen als ckweistes Unrecht empfunden wird. Sie beantragt, die staatliche Zugehbörigkeit der deuijhen Sudeten- gebiete dur Volfsabstimmung zu entscheiden.“

Außer der Note über die Sudetenlänter hat der Staats- sekretäc Dr. Renner der Fuiedensfonferenz eine weitere Note mit einer ausführlihen Denkschrift über die sonstigen Gebietsfragen Deutsch-Oesterreichs überreicht. Während die Denkschrift die Abgrenzung jedes einzelnen Landes he- handelt, faßt die Note das Staalsgebiet im ganzen zusammen.

Die Note beweist, daß die vorgeschlagene Nordgrenze nicht den Grenzen der Sprachen und Rassen folge, da sonst der deutsche Böhmerwaldgau, Deut)chböhmen und Déeutschsüdmähren Deuisch- Oesterreich zufallen müßten, daß sie aber auch den Mechts- grundsay déèr historishen « Grenzen verleßt, ‘indem da und dort wichtie Stücke Niederösterreißs abgetrennt werden. Es werden darum für den Fall, daß niht alle Sudetendeutschen ibren frei gewählten Enlshluß, dem deuts - österreichischen Staate anzugchören, durchscßen können, die Gebiete des deutschen Böhmerwaidgaues, WDeutschsüdböhmens und Deutschsüdmährens gefordert. Bei der Erörterung der Ostgrenze wird dar- auf hingewiesen, daß der Plan, das Westufer der March als Grenze anzunehmen, dem sonstigen Bestreben der Grntentemächte, Verkehrswege mehreren Völkern zugleich zugänglich zu inachen, wider- \priht und Deutsch-Oesterreih von der March ausschließt. Die Leithagrenze, .die längst zu ciner bloß atiministrativen Scheide- linie geworden war, foll nun Auslauds8grenze werden, obwohl fie nur cine starke Kanonenshußweite von Wien, eine Flntens{huß- weite von Wiener Neustadt verläuft. Wien wurde stets aus Westungarn mit Milch und Fett und Fleifch versorgt, ebenso Graz. Der Catwuxf flele nun eine Verkehröshranke wieder her, die etwa zur Zeit der EntdeEung Amerikas gefallen war. Deutsch-Oesterreih habe einen geographishen, nationalen und wirtichaftlihen Anspru) auf das vou Deutschen besiedelte. west- ungarishe Gebiet. Lrozdem lehne Deuts@-Desterreich jede willkür- liche Annerxion ab, weil es wie im ganzen, fo hier im, einzelnen feine Sache aus)chließlih- auf das ngtionale Selbstbestimmungsrecht stelle. ‘G8 wird ‘darum gefordert, daß ‘diése Gebiete durch freie Volts- abstimmung felbst entscheiden sollen, ob sie zu Deutsch-Desterteich kommen follen. . l ) j zu ‘und legt dar, daß Deutsch-Deslerreih auch im Süden kein einziges Dorf auf Grund eines geschichtlichen Vorwandes- oder mit den Mitteln der Gewalt in Auspruch genommen hat. : Gs hat auch" die zahlreichen * jenseits des geschlossenen Sprachgebietes lebenden Minderheiten dem italienischen und dem südslavishen Staate unter- stelli. Vafür halte Deutsch-Desterreich es nicht für unbillig, wenn im Interesse einer natürlichen geographischen Angrenzung und im Interesse der Aufrechterhaltung großer Verkehrélinien geringe Minderheiten der Nachbarvölter, darunter nicht eine einzige Stadt mit mehr als 5000 Einwohnern, zu Deutih-Besterreich kommen, zumal diese ladinischen und südilavischen Landesminderheiten fich" unzweideutig zu Deutsch- Oesterreich bekannt haben. Hier ist cin Plebiszit gereckcht}ertigt, das die Mehrheit nah geographischen Gebieléteinbeiten zur Geltung bringt. (8 wird in der Note nachgewiesen, daß die beim Neschen-Scheidegg ent- lang der oberen Gnts, dem Cisack und der Drau im Pustertal. ver- laufende wichtigste Verkehislinie der Ostalpen zu zwéi Drittel an die südlihen Nachbarn fommen foll, obwohl fie als Ganzes be- trachtet zu neun Zehntel von Deutschen bewohnt ist, Das Interesse Europas würde unbedingt erfordern, daß diefe Talfurhe einshlicßlich thres südlichen Bergkammes, also bis zum Grade. der Kara-

wanfen und des Bachergebirges als Einheit aufgefaßt und

Die Note wendet. stch sodann der Südgrenze-

unter die Verwaliung des Ostalpenstaates Deuts - Oesterreih agae- stellt werde. Deutsch - Oesterceiß Hat troßdem diese Gebiete nicht ganz in Ansypruch genommen, erwartet aber auch hier, traß der Wille des Volkes selbft durch Plebiszit der Vernunft und Zwe- mäßigkeit zum Siege verhelfe. Die Note erinnert in den Sch!uß- worten die Entente an die große Verantwortung, die thr erwäcst, wenn sie durch die Unterstellung von Millionen Deuisch-Oesierreiczern unter fremde Hörigkeit unvermeidlichen Haß sät, und spricht die Hoffnung aus, daß der Friedenskonureß den in der Dentschrifi im einzelnen angeführten Anregungen Folge geben werde.

Der Denkschrift find Sonderbeilagen angeschlossen, von denen je eine Südtirol, Kärnten, Steiermauk und Wejtungarn betrifft.

Dem deutsch - österreichischen Staats3amt des Aeußern ist dem „Korrespondenzbüro“ zufolge offiziel mit- aetcilt worden, daß das italienishe Obverkommando dem Auf- \chub der Verminderung der Vollswehr zuflimmi.

Am Sonntag vormittag hqt in Wien vor dem Rathause eine Versammlung der Kommunisten stattgesunden, deren Teilnehmer, ungefähr 6000, zum Parlament zogen, wo sich eine Abordnung zum Staatssekretär des Jnnera begab, und dann zum Polizeigesängnis, um die Freilassung der dort 1nhaftierien Kommunistenführer durzuseßen. Hierbei fam es zu blutigen Zusammeustößen zwischen der von den Kommunisten aufgeheßten Volîksmengen und der Polizei, in deren Verlauf auf Seiten der Demonsiranten 14 Perfonéen getötet und 80 verleßt wurden.

“Ungarn.

Der Volksbeauftragte des Aeußern Bela Kuhn hat dem „Ungarischen Korrespondenzbüro“ zufolge von dem russischen F A Tschitsherin nachstehenden Funkspruch er-

alten :

Mit Nücktsicht darauf, daß beinahe in allen Ländern*unsere Mit- bürger feinerlei Schuß jeitens irgend einer Vertretung besißen und überbaupt jedes Schußes beraubt find, haben wir die Ausländer in dieselbe Lage verseßt und gewähren ihnen keinen Schuß mehr mit Ausnahme der Bürger jener Länder, die unferen Bürgern Schutz ge- währen. Eine Ausnahme machen wir für Irländer, Aegypter und die Angehörigen der andexen unterd1ücckten Nationalitäten dér Cautente. i

Die erste Tagung des Landesktongresses der Arboiter-, Soldaten- und Bauernräte Ungarns wurde am 15. Zuni feierlich in dem Budapester Staditheater eröffnet. Der Prähßdent der Räteregierung, Alexander Garbai, er- flärte in der Eröffuung3rede, das Prolerariat, das zur Herr- schaft gelangt sei, übe mit der Viflatux gegenwärtig eine Klassenherrschaft aus, die aber bloß eine ÜUebergangszerscheinung je und die Abschaffung jeglichen Klassenunterschiedes bezwecke. Den Kapitalismus könne man’ nie mehr zuückbringen. Hierauf folgten die Begrüßungs8anlprachen der ausländishen Süste.

Dem Armeeoberkommandanten Boehm wurden große Vva- tionen beceiter, als er im Namen der Noten Armee den ersten

Sowjctkoogreß begrüße. Dem „Ungarischen Korrespondenzbüro“ zu-

folge erklärte er, über die Note Armee habe er nur so viel zu* berichten, daß es außer der russischen Roten Armee auf der ganzen Welt kein di)ziplinierteres, selbstbewußteres und tampfbereiteres Heer gebe als die ungarische Note Armê:. Die internationale Gegenrevolution eradte die Zeit für gekommen, die ungarishe Näterépublik anzugreifen. Rumänen, Tschechen, Neger und Zulufaffern hätten fih tm Namen der Kultur verbündet, um die Kultur der Arbeiterschaft in den Staub zu treten. An diesem Kampfe auf Leben und Tod- werde jeder

Proletarier teilnehmen und den Angriff zurücts{lagen. Zu itürmishen Kundgebungen kam es ferner, als dexr Volks-

beauftragte für Auswärtiges, Bela Khun, die Nednertribüne betrat. Gr feierte ‘die Proletarierrevolution und appellierte in erster vieibhe an dás französische Proletariat.

Ja der Sizung ver Sowjets am 16. Juni warf der Volk'sbeaufiraate für Finanzen E1tgen Varga ohiger Quelle zufolge einen Rückv'ic auf die bighec auf wirischaftlichzm Ge- biete geleistete Arbeit.

Gegenwärtig stehen 800 Finanzinstitute samt Filialen unter staatliher Verwaltung. In diesen hätten fich 2twa aht Milliarden Nominaalanletihen und vielieiht noch mehr Wertpapiere befunden, die vom Staat beshlagnahut worden seien. Dies \cheinè eine ungheure Summe, in Wicklichkeit aber habe dies nur negative Bedeutung. Sie bestehe darin, daß die Kapitalisten verhindert rooxden seien, über das Geld nach Belieben zu verfügen. Die Sozialisierung des Großgrundbesizes set formell zwar dur{geführt, in Wirklichkeit jedo nichi, da fich die alten Befiger vielecorts noch auf dei bisherigen Pläßen befänden. Die Ursache liege darin, daß die Feldarbeiter uoch nicht ras noi- wendige Arbeiterselbstberoußtsein beiäßen. Ueber sieden Millionen Katastraljoch seien sozialisiert und mebr. als 100 009 Arbeiter arbeiteten bereits. Die Labmlegung des Handels sei notwendig, da Ungarn unter Blockade fiehe und kein Rohmaterial vom Ausland ‘bereinbeflomme. Wenn weiter gewirtschaftet und erreicht werden solite, daß das noch vorhandene Material nicht ber Bourgeoisie, sondern den Proletariern zugute komme, habe, der Handel stiUgelegt roerden müssen. Dies habe ¿zur Bürotratie geführt, aber es habe nicht anders aehandelt werden föanen. Die Mängel auf dem Gebiet der Soziali- sierung seien in erfter Reihe darauf zurüczuführen, daß die Betrichs- fommissäre und die kontrollierenden Arbeiterräte ihre Aufgabe miß- verständen. Der Gegensatz zwischen geistigen und physischen Arbeitern müsse unbedingt beseitigt wörden, ohne fahlich gebildete Arbeitskräfte set jede Produktion unmdulih. In ‘der neu geschaffenen Bürokratie gebe es zweifellos sehr viele Leute, die nit dorthin gehörtem Die er- probten Führer der Gewerk|[chasten müßten zur Mitarbeit herangezogen werden. Die bisherigen Ergebnisse der Produktion teien leider als schlecht ¿zu bezeichnen, fo sei die individuelle Produktion üm Kohlenbergbau unr 10 bis 38 vH gegenüber dem Anfang dieses Jahres und um 50 vH im Verhältnis zur individuellen Produkticu in Frieden zurückgegangen. . Auch in/ der Maschinenindustrie sei. der Rückgaug sehr bedeutend. Die Ursachen seien das Autbören der- tapitalistischen Arxbeit8disziplin, die Aufhebung der Ufkkordo- lôhne und der Umstand, daß der - Arbeitèr sihch noch nicht zu dem

Tommunistisen Selbstbewaßtjein durchgerungen habe, daß jéder so viel

‘arbeiten müsse als er tónne, obwohl er nicht: mehr bekomme als ein

“anderer. Diesem Umstand müsse * entweder durch Einführung von

Prämien oder durch Nückkehr zum Akkordsystem abgeholfen werden. Wie. das. „Ungarische Telegraphen: Korrespondenzbüro“

‘mldet, haben die” Tschechen untex der Einwirkung ihrer

Niederlage das Sarsfer und Zemplener Komttat ganz soivie den nördlichen Teil des Unger-Komitats geräumt.

Großbritannien und ZJrland,

Anläßlich einer in der Albert Hall in London abge- haltenen Versammlung hat der Vorfißende der Vereinigung für den Völkerbünd Lord Robert Cecil, wie der „Nieuwe Rotterdamfche Courant“ meldet, folgenden Brief des Präsi- denten Wilson erhalten:

Die Unterzeichnung der Uebereinkunft bezüglih des Völkerbundes ist die erste formelle Handlung, die zur Gründung eines tätigen Ver- bandes von Nationen dieut. Es liegt im’ Lebensinteresse heutiger und zukünftiger Generationen, daß fie iby„begreiten und stüßen, und zwar mehr nah dem Geiste als nach dem“ Buchstaben. Etne niht gut unterrihtete öffentlihe Meinung bei den Völkern, die die Uebereinkunst mit unterzeihnet haben, würde eine

dauernde Bedrohung für den Weltfrieden bilden. Das Werk der Wiedergeburt des Geistes und des Willens der assoziierten Völker muß unternommen und unermüdlih fortgeseßt werden, damit alle seben, wie größ die Macht des Bundes zur Förderung dex Einigkeit ynd des internationalen Zufanmmenwirkens auf dem Wege des Fort- schritts is. Die heutige Gelegenheit steht in ter Geschichte ter Menschheit ohne Beispiel da. Ich glaube zu wissen, daß die britiiche Vereinigung für den Völfterbund ihr Möglichftcs tut, um diesen unter ten Völkern der britischen. Iuseln und der über]eeisGen Gebiete zu fördern. Ich vertraue darauf, daß thre Arbeit iruchtbar sein und den Eifer dec Scbwestervereinigungen in

allen assoziterten Ländern auspornenu wird. Der Friede fann nur

rfe

durch die fortdauernde Arbeit und die wohlbewußte Unterstützung

gerechter Uebereinkünfte, die freiwillig eingegangen worden sind, ge-

sichert werden. Es gibi feine edlere und dtingendere Arbeit.

Frankre ich.

Am Montagnachmiltag fand im Hotel des Neservoirs in Bersaille3 die Ueberreichung der Untwort der alliierten und assoziierten Mächte auf die deutschen Gegen- vorschläge statt. Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, überreichte der Generalsekreiär der Friedenskonferenz

Dulajio in Begleitung des Botschaftsattachés d’Arnavon dem Minislerialdireklor Simons und dem Legationsrat aretheirn von Letner die Dokumente, nämlich: erstens den Bogleilbrief, zweitens die Antwort der alliierten und assoziierten Mächte avf die Bemerkungen der deutschen Friedensbelegation über die Friedensbedingungen, drilters eine Abmachung über die Verwaltung der beseßten Gebiete Deutschlands und viertens ein Exemplar der msprünglihen Fassung des Friedens- entwurfs der alliierien und afssoziierten Mächte, in dem die Abänderuygen mit roier Tinte eingefügt find. Der Genecraljeïrelar Dutasta erflärte, er überreiche hier- mit die endaültligen Bedingungen der allierten uvd afsoziierten Mächte. Die deutsche Delegation solle in einer Frist von fünf Tagen, vom Zeilpunkt der Ueberreichung an gerechnet, erien, oh fie gewilli sei, den Fuiedensvertiag zu unterzeichnen oder uicht. Der Minit1lerialdirektor Simons erwiderte im Jeamen der deushen Friedensdelegalion und der deutichen Re- gierung in Weimar, die Fuijt vou fünf Tagen dei zu kurz bemessen. Jm Auftiaae des Reichsministers des Aus- wärtigen Grafen Brockdorff:Nanzau erkläre er, die deutsche Nogierung und die deutsche Friedensdelegation behielte si vor, eine Verlängerung der Feist zu verlangen. Herr Dutasta ent- aegneie, er werde den alliierlen und afsoziiezten Negierungen von dieser Erl{äruvg Kenntnis geben. Kurz vor 9 Uhr fam Dutasta nochma!s nah Vez: sailles und teilt: dem Vinisterialdirektor Simons mit, die alliierten und afsoziierten Regierungen hätten fich bereit- erflärt, die Frist um 48 Stunden zu verlängern. Am Namen . der deutihen -Friedensdelegation an1worlete Minislerialdirektor Simons, die Frist einzuhalten, jedo werde erst die deutsccheRegierung in der Lage sein, einen endgültigen Entschluß zu fässen, und sie werde den alliier!ten und assoziierien Negieruncea mitteilen, ob die Frtst vou 7 Tagen eingehalten weiden kann.

Die Mitglieder dec deutschen Friedensdelegation, Neichs- minisler des Auswärtigen Graf Brockdorff-Nanßzau, Reichsminister Landsberg, Neichspostminister Giesberts, Professor Dr. Schüccking und Dr. Melchior, sind Montag abend in Bealeitung einer großen Anzahl Sochver- fändiger von Vez1sailles nah Weimar abgereist, um dort selbst mit der deutihen Regierung und der deutschen National- versammlung über die Antwort der alliicrten und afsoziterten Mächte auf die veulshen (Gegenvorsc!äge zu berolen und Be- {luß zu fassen. Bei der Äbreise kam es von seiten der Bevölke- röng von Versailles zu starken deu!s{chfeindlihen Kundgebungen. Auf der Fahrt vom Hotel des Pieservoirs zum Bahnhof wurden aus der Menschenmenge heraus nah einzelnen Autos Steine geworfen, duch die das Mitglied der Delegation Dr. Meichior, Oberstlevt: ánt von Xylonder und Professor Dr. Meyer verleßt wurden. Gegen diese Zwi\cenfälle bei der Abfahrt der Mitglieder der deutschen Friedensvelegation hat der Neichs- minister des Auswärtigen Graf Rantau den s{chärfsten Einspruch eingelegft.

Der Obersle Rat hat dem „Echo de Paris“ zufolge nachstehendes Telegramm an den Admiral Koltschak gerichtet :

Die alliierlten und assoziierten Mächte bestätigen den Empfang der Antwort Koltschaks- auf ihre Note vom 26. Mai und freuen si über den þTon dieser Antwort, welhe mit den Vorschlägen der Alliterten übereinzustimmen und alle befriedigenden Ve-sicherungen für die reiheit, Seibstregieruna und den Frieden des russishen Volkes und seinen Nachbarn zu enthalten scheint. Sie sind demnach gewillt, Admiral Koltschak und seinen Assoztierten die versprochene Unterstüßung ¿zu geben.

Die Bedingungen der Ailiierten, die Kolischak nunmehr als bindend averkännt hat und die ihm in der Note vom 26. Mai überwiilelt wordcn sind, umfassen aht Punkte, darunter die Einberusung einer Konstiluante, hervorge: angen aus freier und geheimec Abstimmung, respektive die Einberufung der Konstituanie von 1917, falls die Ordnung noch nicht soweit wieder hergeflellt sein sfollle, um Wahlen vorzunehmen, sobald Kolischak bis Moskau vorgedrungen ist. Jm Innern darf das alte Regime nicht wieder heraestellt werden, bürger- liche und religiöse Freiheit muß gewährleistet werden. An- erfennung der Unabhängigkeit Finnlands und Polens. Schied8- gericht des Völkerbuündes in der Grenzfrage, gleiche Lösung für die Beziehungen - Rußlands zu Eliland, Lüiguen _ und den taukasischen Gebieten, die als selbständige Staaten anerkannt werden müssen, sowie Anerkennung der Verpflichtungen Ruß- lands hinsichtlich der Nationalschuld sind weitere Bedingungen. Nach der „Agence Havas“ handelt es sich nicht ohne weiteres um die Anerkennung Kolischaks im offiziellen „Sinne des Wortes, da er nur in Sibirien eire Autorität“ ausübt, doch würde ihm diese Anerkennung der Nlliierten unbestreitbar ein moraiishes Prestige verschaffen - und ihm gleichzeitig materielle Hilfe bringen, deren Wert sih bald bemerkbar machen würde.

Die Kammer seßte die Besprehung der Juter- pellation über die Politik in Rußland fort.

__ Laut Bericht der „Agence Hav1s“ widmete G o u de der Tapfer- leit der Matrosen warme Werte. Er erkiärte, daß die Zwischen- fâlle, die ih auf der Schwarzmeerflotte ereignet hätten, keinerlei revolutionären Charakter trügen. Die Matrosen wollten nur nah rankrei zvrückfehren und hätten es an dem schuldigen Nespekt bor den Offizieren nie fehlen lassen, Der Nedner verlangte zum Schluß, man solle die Matrojea in keiner Weise bestrafen. Ghappedelaine matte zahlreiche Angaben über die Zustände der Uussischen Bevölkerung, von derx er versichert, Dal fie mehr und mehr as dem Bolschewismus herautkomme. -Der Medner wies auf die Weibetäligkeit hin, die die Deutschen in der Ukraine gemacht hätten. Es wäre für Nußland eine sehr ungünstige Handlung, wenn man es

.Achtstundentages für Bergwerke - habe “die Regierung" den Gencral- ‘vielleicht sogar * die Seeleute zum. Solidarilätsstreik zu veranlassen.

würde man 100 Millionen Russen im Innern abs{ließen. Der Redner \{loß: „Herr Minister! Sie sagten 1 En das Bündnis mit Nußland sei nie gebrochen worden. Wiederholen Sie dieses Wort! Es würde viele Hoffnungen wWiederbeleben und viele Zweifel zerstören.“ ach in ertlärte, die Vorgänge in Odessa feien durch deutsches Geld organisiert. Die Zwischenfälle scien lediglich die logische Folge der unbeilvollen perfönlichen Politif Pichons, Die französifhen Soldaten im Orient feien infolge |chlechter Verpflegung und Kleidung und der allgemeinen Stimmung zu jeder Offensive gegen die russischen Nevolutionäre unfähig und wobl kaum in ver Lage, auch nur eine Defenfive durchzuführen. (Heflige Zwishenrufe im Zentrum und auf der Rechten.) Von der Tribüne des Püblikums herab rief ein friegsverstümmelter Offizier Gacin zu, er sei ein Heer und Feig- ling. Leider kämea folhe eute wie Cachin nicht vor ein. Kriegs- gericht. Die Nechte klaishte flürmisben Beifall. Der Offüier wurde aus dem Sibungéssaal entfernt. Ca in fuhr fort, er hoffe, daß dem Versprechen gemäß keine Strafmaßnahmen gegen - die Matrosen ergriffen würden und daß alle französishen Soldaten aus Nußland zurückgerufen würden. Sie hätten dort nichts mehr zu tun. ÎÍn langer Nede versuchte dann der Marine- minister Ley gu es den Nachweis zu führen, daß der Kampf geaen die Bolschewisten einen Kampf gegen den Feind bedeute. Die Bolschewisten feien niht die Freunde. Frankreihs. Durch den Fzieden mit Nußland babe Deutschland 1 200 000 Soldaten von der Ostfront- auf die Westfront werfen und eine ungeheure Offen- sive im Jahre 1918 ausführen können. Leygues“ gab sodann eine Schilderung der Vorgänge vor Odessa, welche mit der Schilderung Kerguezecs im allgemeinen übereinstimmt. (Bewiß habe der Führer der Kriegsschiffe den Delegierten der Matrosen er- tlârt, er werde, falls die Ordnung wiederkehre, bemüht sein, Straf- freiheit zu erwirken. Dies sei am 20. April gewesen. Aber am 21. April seien neue Handlungen von Disziplintosigkeit vor- geïommen. Auf die wiederbolie Frage, ob er gegev die Matrosen vorgehen we!: de, antwortete Leygues nit, sondern erging sich in Aus- führungen über die bolschewifstis{he revolutionäré Prováganda und den unangenchmen Eindruck, welcher durch die Zwischenfälle im Ausland erweckt sei. Zum Schluß erklärte Leygues, die Mannszucht müsse erhalten bleiben. Nach ibm versuchten Naffin-Dugens und Tisfter, die Nahsiht des Marineministers dur Verlesen von Soldaten- und Matrosenbriefen mit Schilderungen ihrer Leiden zu gewinnen. Leygues blieb stumm. Die Erörterung wurde auf Diens- tag vertagt. Ueber die weitere Entwicklung der S treiklage in Paris und den Provinzen berichtet „Wolffs Telegraphenbüro“: Nach einer Meldung de3 „Populaire“ fanden am 14. d. M. in Paris die ersten interalliierten Konferenzen ftatt, die

Parteten im Hinblick auf die Vorbereitung einer. Arbeiterkund- aebung zugunsten der Amnestie und der Demobilmachung und zum Protest gegen jede Interventionépoiitik in Rußland einberufen waren. Ztalieni!he Delcgierte, darunter de Ambris,+ waren am Donnerstag bereits in Paris eingetrcffen. Die englisden Trades Ünions und die englische Arbeitenpartei scwie die belgisten Organisationen waren nicht vertrete.

__ Wie der „Matin®* berichtet, haben die französis hen Gewerkschaftler bei ibrer Besprehung mit den italienishen Ge wertfschaftsführern am Sonnabend bescblossen, die Verkündung des Generalstreiks zu ver- schieben, bis avch die englisheu Gewerkschaften in- dieser Frage Be- {luß gefaßt bâtten. * Cine franzöfish-italieniste Delegation wird in alernächsier Zeit den englijhen Gewertjcafien die gefaßten Be- shlüfse über eiren internationalen Gpneralstreifk zur Kenutnis bringen. In einer parallelen Konferenz französischer und ees sozialistischer Parteiführer wurden dieselben Beschlüsse gefaßt.

__ Der allgemeine Ausstand der Arbeiter der städtischen Verkehrseinrihtungen und Transportarbeiter in Paris, der seit dem 3. Juni andauerte, wurde nach einer Unter- redung des Ministerpräsitenten Clemenceau mit einer Abordnung der Ausständigen beigelegt; die Arbeit wurde am 16. Juni wieder aufgenommen. Doch haben troß des. förmlihen Versprechens Clemenceaus, daß keinerlei Strafmaßnahmeu gegen Streikende durd- gefübrt würden, die Untergrundbahn- und die Straßenbahngesell schaft in Paris fich geweigert, 250 Stre!kende wieder einzustellen. Der Arbeiteminister sucht diesen Zwischenfall durch Vermittlung bei- zulegen.

Zwischen den Arbeitgebern und Arbeitern der Petro- leum- und Oelbranche ist am Sonnabend im Arbeits- ministerium gleichfalls-- ein Uebereinkommen unterzeihnet worder, dur das auch der Streik dieser Arbeiter beendet wurde.

Dagegen nahm am Montag ein Streik der Bergarbeiter in Frankreich seinen Anfang. Wie die Parifer Morgenzeitungen vom 17. Juni melden, hat der Kongreß der Bergarbeiter- gewerktschaften der Norddepartemeuts beschlossen, seine Forderungen dem Schiedsspruhe der Negierung zu unterbreiten. - Diese Bergarbeitergewertschaften hatten ih erst in jüngster Zeit dem allgemeinen Berga1beiterverbande angeschlossen. In den übrigen Kobenberawarkia Frantreichs dauert der Streik fort. Die Eisenbahner, Seeleute und Hafen- arbeiter behalten sich ihr weiteres Verhalten vor, Jouhaux er- Élärte, dur die Haltung der Bergleute NordfrankreiGßs werde der Streik im übrigen Frankreich nit beeinflußt werden. Das Kartell der Arbeiterverbände trat gestern zu einer Konferenz zusammen, um die Lage von neuem zu besprechen und eventuell einen Solidaritäts- streiï mit den Bergleuten zu bes{ließen.

Vor Beginn des Bergarbeiterstreils veröffentlichie die Con- fédération «générale du travail eine ernste War- nung, in der es heißt: Die Koblenförderung werde in ganz ed p“ ! , rig , B Franfkreih stillstehen, und Solidaritätsstreiks drohten auszu- brehen. Die Schuld und die Verantwortlichkeit der Me- gierung nehme tägliÞ zu. Sie habe zur Beilegung der Streiks nichts getan, nur Einshüchterungs- und Ge- waltmaßnahmen ergriffen. Der Appell der Confédération zur wirksamen Bekämpfung der Lebensmittelteuerung . jei ungehört verhallt. Die Confédération erkenne die Berechtigung der Forde- rungen der Bergleute an. Es handle si niht um einen politischen Streik. Mit ihrer katastrophalen Wirtshafts- und Judultriepolitik infolge ihrer Unnachgièbigkeit in Einzelfragen bei der Vorlage des,

streik berauêgefordert und drohe Brennstoffinangel hergufzubeshwören,

Die Confédération werde die Oeffentlichkeit auf dem laufenden halten und ‘das Allgemeininteresse des Landes nicht übersehen und aus diesem Beiste heraus alles tun, um die Streiks zu! unterstüßen.

- Rußland, : A

Nach Meldungen der französischen Presse ist der General Judenitsch von allen Truppenführern ed Oh eto R dierender aller gegen Petersburg operierenden Truppen anerkannt worden... Man beabsichtigt, cinen Aufruf an alle früheren rusnshen Offiziere zu erlassen, worin diese aufgefordert weiden, an den Mes gegen die Bolschewiki und on dem Aufbau eines neuen Nußlands teilzunehmen.

Die „Daily Mail“ meldet, daß die Feslung Kronstadt in Brand steht. Einige Forts und 7 bolschewislische Kriegs- chiffe haben die weiße Flagge gehißt. Nach ter „Times“ sezte die Uebergabe des diht bei Kronstadt gelegenen Fo11s Krasnaja Goika das nórdlie Korps in den Stand, rasch noch, Peterhof vorzurücken, Der . Auf- marsch entwidelt sih in breiter Front günstig. Die bolschewi- stishen Truppen bei Krasnoje Sselo haben am Sonnabend ge-

der Ukraine und der baltislen Provinzen berauben würde. Dadurch

von den Arbeitergewerkschaften und fozialistischGen |

Ftalien.

Der .in Rom. eiugeixoffene Ministerpräsident Oxlando

erstatlete dem „Corriere della Sera“ zufolge Bericht über die Verhandlungen der itglienishen Delegation in Paris im Augenblck seiner Abreise. Danach t Wiljon, Lloyd George und Clemenceau ‘erklärt worden, daß Ztaiten vach dem Scheitern des Tardieuschen Kompromisses nuamehr auf der vollständigen Durchführung des Loudoner Verlrages bestehen müsje.

___ Die Kammer ist zur Entgegennahme der Berichte über die. Friedensverhandiungen - auf -den 19. Juni einberufen worden. ; Ó Die Strei klage hat fich weiler verschärft. Wie „Wo' ffs Telegrephenbüro“ berichtet, ruht in Genua das acsamte öffent- lie Leben; in Turin lam es am 13. d. M. zu Straßenkämpfen wischen Arbeitern und der bewaffneien Macht. Besonders starke Unruhen werden aus allen ligurishen Jndustriestädten gemeldet, dié si in Sympaithiekundaebungen für Sowjet äußern. Zn No m dauert der Generalstreik fort. Der Streik der Lehrer- schaft hat sich Über aanz Jtalien ausgebreitet. Die Verhandlungen gwvishen der Regierung und dem Pojt- und - Telegraphen- personal wurden abgebrohen. Beim Justizministerium haben alle Beamten ihre Demission eingereiht. us Spezia, Carrara und ander:n Orten’ werden ebenfalls Ausstände ge- meldet. . Der „Avanti“ schitdert die Lage folgendermaß:n: „Agitationen, Streits in fast ganz Jtalien, Sperren, Konflifto, Tote und Verwurdete, das ist das Bild unseres Landes. Tie Lebensmititelpreije steigen zu s{hwindelnder Höhe, Rohstoffe fehlen, die Arbeitsmöglihkeit schmindet. Das Elond wächst ia Ztalien überall. ede Berufsfklajse befindet sich in furhtbarster Gârung. Das Schicksal wird seinen Lauf. nehmen. “Was jeßt zu bemerken ift, sind die erften Strommwirbel.“ Dev Verband der Arbeiterkammern hat die Parole ausgegeben, augenblicklich od) keinen Genera!streif zu veranstalten, weil in allernächster Zeit der. Generalstreit in allen Verbandsländern gleichzeitig erklärt werden foll.

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Belgien.

Der Parlamentsaus\chuß für auswärtige An- gelegenheiten is am 12. Juni mit dem Ausschuß für wirt- schafiliche Angelegenheiten zusammengetreten, um über die Zollunion mit Luxemburg und die Scheldefrage zu beraten. Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ berichtet, traten mehrere Teilnehmer der Sigung für die Zollunion ein und die Mehrzahl beschränkte fich auf dieses Ziel, obwohl einige Le- putierie mit der Absicht hervortraten, eine noch engere Ver- bindung mit Luxemburg herzustellen. Hinsichtlih der Schelde- frage wuïde der Wunsch ausgedrückt, doß die belgishen De- leaierten in Paris mit den Mitgliedern der Kommiffion in ständiger Fühlung bleiben.

Scchchweiz.

Der Bundesrat und die deutshe Regierung hoben am 13. Juni, wie Wolffs Telegraphenbüro meldet, das A b- kommen über den Ausfuhrverkehr zwischen der Schweiz und Deutschland ralifiziert.

a. Nach demselben erteilt Deutschland Ausfuhrbewilliqungen für

1) Kohlen (Nuhrprodukte) 50 000 Tone monatlih gemäß dem Vertrage, der in Basel am 9. Mai 1919 zwischen ter Rheinischen Koblengesellschaft und der Needereigesellschant in Mülheim an der Kubr und der Schweizerischen Kohlengesellshaft in Basel abge- {lossen worden ist.

2) Linksrheinifche Braunfohlenbriketts. 12 000 Tonnen monatlich unter der Vorausseßung, daß die alliierten und assoziierten Negierungen die Beförderung ermöglichen. Deutschland wird, toweit es die Ner- hältnisse, insbesondere die Benußung des Rheins und der rects- rheinischen Bahnen gestatten, alles irgendmögliche tun, um über die angegebenen Mengen, hinaus Ausfuhrbewilligungen für. Koblen zu er- teilen. Es wird in dem ernstea Bestreben, die Schweiz mit Kohle zu versorgen, das mögliche tun, um die Lieferanten zur Lieferung an- P e pa pas t Es

Ÿ Stten und Stahl. Deutschland verpflibtét fich, den \{hweize-

rishen Wünschen bezüglich Versorgung mit Eisen und S ing, besondere » durch Erteilung der Ausfuhrbewilligung im Rahmen des Möglichen nazukommen.

4) Kalifalz, 20- oder 30 prozentiges. 250 Wagen monatlich.

9) Thomasmehl. 125 Wagen monatlich.

_6) Robzucker als. Erfaß für aus der Schweiz zu beziebende kon- densierte Milh und Schokolade. Für die Dauer des Abtommens 250 Wagen monatlich.

b. Die Schweiz erteilt Ausfuhrbewilligungen über

1) Milcherzeugnisse. 50 Wagen mona1lich. umi Fuische Milch für Lieferung nah Möglichkeit im bisherigen

ng-

3) Vollreis. 25 Wagen monatlich.

4) Schokolade oder Kakaodpulver. 15 Wagen monatlich.

___ 9) Frucht- und andere Koaserven (Fleishkonserven ausgeschloffen). 70 a A

») Nindyteh sür die Dauer des Abkomr ¡ah Möglichkeit bi zu 6000 Stü, f mmens nach Möglichkeit bis L 7) Sn i Be R des Aaonunega Fg Stück. NRind-

leh und Ziegen find vorgesehen für Ueterun inner Ende August 1919) g f ferung im Herbst (beginnend

e. Die vorgesehenen Austaus{mengen verstehen \{ch per Wagen und je netto 10 000 Kilo, Die beiden vertrag\{ließenden Teile sichern fih mögli rasche und reibungsloïse Grlediaung bet der Er- teilung der Ausfuhrbewilligungen zu. Sollte entgegen der Ab- machung eine Stockung-in der Ausfuhr eintreten, so ist der dadurch betroffene vertraßsließende Teil berechtigt, seinerseits mit ijeincn

j S Be ay vorbergegangener Anzeige ent\prehend zurückzuhalten.

d.“ Dieses Abkommen über: den Ausfuhrverkehr läuft vom 1. Junt bis 30. November 1919, doch hat ‘jeder Teil - das Net, mit eiu- monatiger Frist jederzeit zu kündigen. Dieses Abkommen wid in wei Exemplaren ausgefertigt und von: den Delegierten des Deut)chen Neichs und des Schweizerishen Bundesrats unterzeichnet. Es unter- liegt der Natifikation dur die beiden Negierungen.

Amerika,

Der amerikanische Senat hat eine Vorlage angenommen, in der den amerikanischen Schifsswerften gestattet wird, ohne besondere Erlaubnis Schiffe für Rechnung des Auslandes zu bauen. Einer Radiomeldung zufolge führte die vom Senat vorgenommene Une ns bezüglich der Veröffentlichun} des Friedensverti: ages zu einer ollgemeinen Erörterurpg der Finanz- lage Europa 5, in der die großen Bankiers alle darin über- einstimantan, daß Je Sianzlañe Surguas sih in einem Chaos- befindet, und daß Amerika helfend ein\pringen müsse, wenn eine vorzweifeltle Lage vermieden werden soll. Die Bank rs billiglen im allgemeinen den Plan, einen Aus\chuß der führenden Finanzleute und Bankiers in ganz Ametika zu organisieren und die europäischen Geldmärkte zur Uebernahme der amerikani) chen

meutert und sich der angreifenden Armee angeschlossen.

Schuldverschreibungen zu fesligen,