1919 / 154 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 11 Jul 1919 18:00:01 GMT) scan diff

Niederlande.

Anläßlih der sich sehr widersprehenden Gerüchte, die vor allem in der ausländischen Presse mit Bezug auf die Aus- lieferung des vormaligen Deutschen Kaisers verbreitet find, und bei deneu gleichzeitig mit derselben Sicherheit an- cenommen wirb, daß die niederländische Regierung eventuell sich zur Avuslieterung emtschlicßen werde, wie daß sie dies nicht tun werde, hat das „Niederländische Korrespondenz- Eüro“ durch Erkundigungen an maßgebender Stelle dis Ucberzeugung gewonnen, daß der Standpunkt der Negie- rung gegenüber einem zuy erwartenden Auslieferungoersuchen derselbe ist, wie bishtr, und wie er au sesner- geit durch den stellvertretenden Vorsitzenden des Mivisterrats in der Zweiten Kammer dargelegt worden ist, nämlich, daß das Ersuchen um Auslieferung auf Rechtsbeständiagkeit vnd Menschlic; keit hin geprüft werden wird. Das Ei suchen um Auslieferung ist, entgegen den darüber verbreiteten Gerüchten, bis heute noch nit bei der Regierung eingegangen.

Die Erste Kammer hat mit 34 gegen 5 Stimmen die Vorlage Marchant auf Einführung des Frauen- wablrechtis angenommen.

Amerika,

Der amerikanische Senat bat vorgestern beschlo}en Wilsons Mitteilungen über den A Pr pa und die begleitende Botschaft am Donnerstag in öffeutlicher Sißung entgegenzunehmen. Nach einer Radiomeldung brachte der Senator Lodge eine Entschlicßung ein, in welcher der Fen aufgefordert wird, dem Scnat den angeblich zwischen

eutschlanbd und Japan im lezten Oktober abgeschlossenen Vertrag vorzulogen, in dem die Vertragschließenden si verpflichten, Rußland bei der Wiedergewinnung seiner inter- nationalen Stellung zu helsen. Die Entschließung stützt sich auf einen Bericht der „Preß Association“ über ein derartiges Abkommen.

Kunst und Wisserfchaft.

Die Handschriftenabteilung der preußischen Staats- biblioth ek tn Berlin hat ein Handschriftbrubstück er- worben, das inhaltilid und pa!äographish glei w-rivoll ist. Es ift ein Blatt aus einm Prachttoderx der Komödien des )lautus. Die Handschrift ist aller Wahrscheinlichkeit nah in Ztaltien noch im vie:1en Jahrtundert nah Christi Geburt ge- schrieben und stammt aus der Bibliothek eines Angehörigen der hèchsten Kreise des römischen Staates, wen niht gar des Kaiser- baujes. Abgesehen von seinem Inhalt, der sür die Geschichte der Plautusüberlieferuvg bedeutsam ist, ist das Bruchstück, wie Professor Degering in dem „Zentraiblatt für Bibliothekswesen“ mitteilt, auch als Schrijtdokument von besonderem Werte, denn seine {ne Unzialfcrift, die weifello? zu den ältesten Zeugnissen dieser Schrift- art gehört, ist ganz mit Purpurtinte geschrieben. Ein Purpurkoderx dieser Art ist bisher nie bekannt geworden.

Am Sonvyabend, den 19. Juli, wird dle Große Berliner Kunstausstellung im Moabiter Glaspalast eröffnet werden. Die Arbeiten in den Künstlerkommissionen gehen ihrem Abschluß entgegen. Entsprechend dem neuen Statut der Kunst- ausstellungen e:scbeinen die Künstler diesmal in vier Gruppen, die die Auswahl der Werke clbst getroffen baten: Der Verein Berliner Künstler und im Anschluß die Düsseldorfer, die Freie Sezesnon, die Berliner Sezession und zum ersten Male die November- gruppe. Geheimrat Bestelmeyer von der Akademie hat die Näume des Glaspalasl 8 1n eine ansprechende und zweckentspre{ende Form gebr:cht. Das Oberli4t ist tiefer gelegt, die Wände erhielten eine „glei a äßlze graue Tönung.

M2 0AM E

_Die deutsche Forschungsanstalt für Lebens- mittelhemie, die in Verbindung mit der Universität München neu errichtet worden ist, gibt ihren ersten Jahresteriht beraus. Ihre Aufgaben sind: Crforschung der chemishen Zusammenseßung der Lebensmittel und der bei ihrer Gewinnung stattfindenden Vor- gänge, Bearbeitung der bei der Aufbewahrung und Zubereitung der Lebensmittel in Betracht kommenden chemishen Fragen auf wissen- schaftlicher Grundlaze und unter Benußung der von der Technik gebotenen Hilfsmittel, die Verwertung der Nebenerzeugnisse (Abfall- stoffe) bei der Gewinnung vnd Verarbeitung der Lebensmittel. Prüfung neuer Gedanken und Vorichläge auf dem Gesanitgebiete des Lebensmittel- wesens. Ferner Arbeiten über die Verwendbarkeit neuer in- und aus- ländischer Rohstoffe. Die Forsbungsanstalt wird ihre Aufgaben um so besser erfüllen, als außer den ständig bescäftigsten Persönlichkeiten Gelehrte, insbesondere Privatdozenten und Professoren von Uni- versitäten und technischen Hochschulen zeitweise 1ätig sind, die auf Sondergebieten der theoretishen und angewandten Chemie sowie in deren Hilfswissenschaften Hervorragendes keisten. Insbesondere soll sie aber auch eine Stätte sein, an der eine Anzahl praktisher Nahrungs- mittelchemiker fich der wissenschaftlichen Forshungsarbeit widmen kann. Eine lange Neihe von Untersuchungen aus der Forschungs- anstalt wurden und werden veröffentlicht. Die Herausgabe einer eigenen Zeitschrift in zwanglosen Heften wird beabsichtigt.

, In diesem Jahre Tann das merkwürdige Element Phosphor einen doppelten Gedenktag begehen. Vor 250 Fahren war es, als ein deutscher Alchimist namen8 Brand, ein Hamburger, bei einem seiner Versuche zufällig diesen Körper ausschied, und zwar aus dem Harn. Die Entdeckung blieb aber zunädst wertlos. Genau 1.0 Jahre später fand Hahn den Phosphor auch in den mens{lichen und tierishen Knochen, und damit war die außerordentliche Bedeutung dieses Grundstoffs für den Aufbau unszres Körpers er- wiesen. Schon einige Jahre srüher hatte der Berliner Chemiker Marggraf, der herühmte Eutdecker der Zuckerrübe, dite wichtigste Ver- bindung des Phosphors in der Phosphorsäure gefunden. Einige Jahre später wies Scheele, der Entdecker des Sauerstoffs, den Weg für eine praktishe Gewinnung des Elements aus den Knochen. Die e O des wichtigen Stoffs kettet si also an eine Reihe von Großtaten deutscher Chemiker. Was der Phosphor heute für die gesamte Wirtschaft und Industrie be- deutet, ift kaum zu ermessen. Die Verwendungen, die sih an seinen Namen (Lichtträger) und an seine Eigenschaft, im Dunkeln zu leuten, angefnüpft haben, find von untergeordneter Bedeutung. Unentbehrlih dagegen ist der Phosphor für die Landwirtschaft als Düngemittel, das den Pflanzen die nôtige Menge Phosphor zuführt, aus denen fie dann wieder der Mensch als unerläßlichen Bestandteil seiner Nahrung aufnimmt. In der Industrie wird hauptsächlich der rote Phosphoc benußt, der erst im Jahre 1845, gleißfalls von einem deutschen Chemiker, entdet wurde. In der Natur kommt der Phosphor in den sogenannten Phosphaten vor, Ablagerungen von phosphorsfaurem Kalk, die sich oft in großen Lagern in den Schichten der Grdtruste vorfinden; außerdem in dem weit verbreiteten Mineral Ayatit, das insbesondere einen Bestandteil mancher Eiseuerze bildet, vorzugsweise der pothringisden, aus deren Verhüttung die Thomas- schlade als wertvoller Mineraldünger gewonnen wird.

[ In Leipzig ist der OrdentliGe Dr. Hugo Niemann im 70. Lebensjahre geiorbezu. Dem Lehr- lôrper der Leipziger Universität gehörte er, nahoem er in Leipzig und Wiesbaden als Musikkritiker und Musikdirektor iätig gewesen war, seit 1895 an. Von seinen wissenschaftliden Werken, die si großer Anerkennung und weiter Verbreitung erfreuten, seien das „Handbuch der Musikgeschichte“, die „Geschichte der Musiktheorie vom 9. bis 19. Jahrhundert“ und das „Elementarbuch der Harmonielehre“ genannt.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

Der deutsche Veretn für öffentliche Gesund- heitspflege wird Ende September oder Anfang Oki1ober in Weimar tacen. Seine Beratungen sollen behandeln: Hebung der Vol sfraft durch Ernährung uud „Körpexpflege, die Frage der So,talisicrung des Heilwesens und die Frage: Wie weit kann das Wohnungswefsen vergeselischaftet werden ?

Verkehrswesen.

Die Wertpaketausgabestelle des Hofpostamts in Berlin C. 1, Königstraße Nr. 60, wird vom 15. d. M. ab aus dienstlihen Gründen werktäglich in der Zeit von 1 bis 2 Uhr Mittags geschlossen gehalten werden.

Mannigfaltiges.

Beim Neichswirtschaftsministerium hat mit Vertretern der Neichs- und Landesbehörden eine Besprechung über die Kohlenlage stattgefunden, in der, wie „Wolffs Telegraphen- büro“ mitteilt, von ‘berufener Seite ein Bild der augenblicklichen Verhältnisse und der für“ den Winter zu erwartenden Versorgung gegeben wurde. Danach ist die Lage äußerst ernst. Die Cisenbahnen und die Gaswerke haben bisher in diesem Jahre im Gegensay zum Vorjahre keinerlei Bestände für den Winter ansammeln können, und auch für den Hausbrand ist die Heranschaffung von Wintéronäten bisher niht möglich gewesen. Die Folgen des gewaltigen Rückgangs der Pereering und der Streits in den Kohlenrevieren und im Verkehrswesen werden darum erst im kemmenden Winter in ihr:r vollen Schwire auf dem deuten Volfe lasten, zumal die Auésichten auf eine demnächsti„e erhebliche Steigerung der Förderung gering sind. Hinzu kommt, daß bekann!lich d:r Fried: nsvertrag die Lieferung 1iesi,er Kohlenmengen an die Entcnte vorsicht. Wir haben aljo für den Wintec zu ernrarten : in Stadt und Land cine bedeuténd \s{led.ter. Hausvrandlieferung als im Vorjabre, b-deutend schlechtere* und ungleihmäßige WBerior„ung dec G'aëwer:e und ter Cl:ktrizitätöwerke, V. rringerung der Zufuhren an die Industrie in einem Máße, das einschneidende Arbeitslosi, keit und Verrinçe:ung der Erzeugung jelvst wichttuer Industrien unvermeidlich erscheinen läßt. Es ist drinwênd nötig, daß auh die Oeffentlihkcit über den Crust der Lage si klar wicd.

Die Berliner Stadtverordneten nahmen in ihrer gef;rt¡en Siuung zunächst zu dem Gesezentwurf des Mini!eriums des Innern üver die Bildung eines Stadtkreises Groß Berlin, und zwar überwie. end in zustimmendem Sinne, Stellung. (Singeleitet wurde die Bespretung turch längere Auéführungen voa Oberbürgermeister Wermutb, der sich im all emeinen auf den Standpunkt des Entwurss stellte; im einzelnen be- sürworiete er eine Vermehrung der Großberliner Stadt- verordneten von —. wie im Entwufe vorzesh.agen 186 auf 230, damit auf die dünrer bevölkerten Wahlbezirke (Vorort- gruppen) 6 Stadtverordnete eitfielen. Ebenso steht die sozial- demotratische Partci, in deren Namen der Stadtv. N itter sprach, auf dem Boden des Entwurfs. Ihr ist jedoch der Umkreis von 15 km zu klein, besonders da Orte mit rein industrieller Bevölkerung fern blieben. Mitter befürwortete die 20 km - Grenze. Die Gründe für diefe Forderung unterzcg nah einer Rede des demotratishen Stad1y. Cassel, der ebenfalls für den Geseßentwurf eintrat, der Vorsitzende der Bürgerlichen Vereinigung, der deutsch- nationale Stadtv. Pfarrer K9ch{ einer Kritik, der den Geseßentwu1f als von parteipolitischen, wahlgeometrishen Erwägungen beeinflußt bezeichnete. Die Frage: „Cinheits- oder Gesamtgemeinde“ habe mit der Partetzugehörtgkeit nihts zu tun, sondern sei eine Frage der prakti\hen Erwägung; es ständen aber der Einheits- gemeinde so \{chwere Bedenken gegenüber, daß wan zu keiner anderen Lösung kommen könne, als zu der Gesamtgemeinde. Nachdem dann noch ein Vertreter der Unabhängigen Sozialdemotratie, der für Berlin und die Vororte die Bildung einer Einheitsgemeinde für das NMichtige hielt, und ein Vertreter der Christlichen Volks- partei, der dem Entwurf gleihfals im N und ganzen zustimmte, zu Worte gekommen waren, {loß die Besprehung, und es wurde in die Beratung des zweiten Punktes der Tagesordnung, einer anderen Festsezung des Tarifs der Gemeindeeinkommen- jeuer für 1919 "und der Feststellung eines Nachtrags zum Haushaltsplan füx 1919, eingetreten. Die Magistrats3- vorlage wurde voin Kämmerer B oeß eingehend begründet und erläutert. Bekanntlich ist vom Magistrat vorges{lagen, die Cinkommen bis zu 1500 4 freizulassen, solhe bis 3900 46 zu einem gemäßigten Tarif heranzuziehen und erst die Einkommen von über 3900 4 mit 300 Prozent Zuschiag zur Staatseinkommensteuer zu belasten. Der Ausfall sol dur stärkere Heranziehung der Einkommen von über 6500 4 gedeckt werden. Hiergegen wurde von der Bürgerlichen Vereinigung ein Antrag ein- ebraht, den der deutschnationale Stadtverordnete Wege egründete, und zwar: die stärkere Heranziehung erst von einem Einkommen von 10500 # ab eintreten zu lassen. Der Ver- treter der Bürgerlichen Eng betonte, daß bei dem Antrag des Magistrats der gerade von der Linken geforderte Grundsaß dur(h- brochen werde, die kleinen und mittleren Einkommen zu entlasten. Der Antrag Wege wurde jedoch abgelehnt und der Vorschlag des Magistrats zusammen mit dem Nachtragsetat von 25 Mill. Mark angeuommen. Etn von den Stadtv. Koh u. Gen. gestellter Anirag regte den Magisirat an, Schrüte zu unternehmen, um 1) das Feilbieten von Schundliteratur und unsitilihen Post.arten auf den Siraßen und tas Ausstellen derselben in den Schaufenstern zu verhindern, 2) die Vorjüh1ung zweideu tiger Filmauf- nahmen zu unterbinden. Der Antrag wurde nach Begründung durch den Stadtv. Dr. Dove (Dem.) angenommen. Zustimmung fand auch ein Antrag der Stadtv. Cassel” u. Gen.: den Magistrat zu ersuchen, die erforderlichen Vorbereitungen dafür zu treffen, daß im Anschluß an bestehende Schulsysteme V olks - hoch)chuleinrichtungen getroffen werden, um den Squl- entlassenen in berufliher und siaatsbürgerlicher Ausbildung, in Wissenschaften, Litteratur und Kunststätten wirtschaftliche und geistige Weiterbildung zu gewähren,

Die Vereinigung deutscher Frauen hat an die Königin der Niederlande eine Duahtung gerichtet, in der sie die herzliche Bitte auéspriht, der Focderung einer Auslieferung Le früheren Kaisers Wilhelm Ik. nickÞt statigeben zu wellen. Ca

Die F orshungsgesellschaft für betriebswi| \en- schaftlihe Arbeitsverfahren hielt vor kurzem in der Technischen Hochschule in Charlottenburg ihre diesjährige Haupt- versammlung ab. Der Vorsigende der Gesellschaft, Justizrat DY, Tee E von der Firma Ludwig Loewe u. Co., A.-G.,, erstattete

einen Bericht über die Arbcitcn des Jahres 1918, die in der Haupt- sache in den Berichten über die Sißungen vom 4, Mai und 22, Ok-

Professor für Musikgeschicte. ;

tober v. J. wiedergegeben sind. Hieran {loß sich ein interessanter Vortrag (mit Lichtbildern) von Professor Dr Sag, Schlesinger über die. „Beanspruhung der Bohrmaschine mit gerüstartigen Ge- stellen“. Die von der Forschunasgesellshaft neu gee UAb- teilung für industrielle Plychotechnik hat in der kurzen Zeit ihres Bestehens unter Leitung von Dr. Moede wertvolle Erfolge erzielt. Dr. Moede konnte über die ausgezeichneten Ergebnisse der Lehrlingsprüfungen berichten, die in der Aussprache dunh Mitteilungen aus den Kreisen der Industrie I ae wurden. Die psychotechnishe Eianungsprüfung für industrielle Lehrlinge er- streckt sich zunächst auf die Sinnestüchtigkeit. Hier werden vor allcm die Leistungen des Auges RAA des Schäßens und Mtessens sowie das Feingefühl der Hand und der Gelenke und \chließlich auch das Zusammenarbeiten von Auge und Hand, immer in engster Anpassung an die Bedingungen der Praxis, einer ein- gehenden Analyse unterzogen. Des weiteren wird die Fähtgkeit des räumlihen WVorstellungsvermögens, das Gerächtnis für es und Zahl sowie Anschauungs- und Beobachtungsfähigteit unter- uht. Dur besondere Methoden werden auch Ausmerksamkeit und Wille erfaßt. Schließlih wird großer Wert auf die Befähigung zum tehnisch Tonstruftiven Denken gelegt. Die Untersuchung gibt keine Werturteile ab, sondern legt den Schwerpunkt der Veranlagung dar, damit eine entsprechende berufliche Cinweisung erfolgen kann. Auch über diese Stßung wird die Gesellshaft wie bisher einen Bericht veröffentlichen, der bei der Geschäftsstelle in Charlottenburg 4, ESchlüterstraße 31, erhältlich ist.

In der Treptower Sternwarte werden in der nächslen Zeit folgende ösffentlihe, gemeinverständliche Filmvorträge gehalten weiden : Sonnabend, 12. Juli, 5 Uhr: „An den Ufern des Rheins“ (Filme). Sonntag, 13. Juli, 3 Uhr: „Aus fernen Landen“ (Filme), 5 Uhr: „Eine Reise zum Südpol und ein Blick ins Welt- all“ (Filme), 7 Uhr: „Im Lande der S@(warzen“ (Deutscher Sudanfilm). Dienstag, 15. Juli, 7 Uhr: „Bewohnbarkeit der Welten“ (Lichtbildervortrag). Mit dem open Fernrohr wird jeßt am Tage die Venus, am Abend Mond, Firsterne und Sternhaufen im Herkules gezeigt. Kleinere Fernrohre sichen kostenlos zur Ver- fügung. -

Veber die Wasserstandsverhältnisse der nord- deutschen Ströme im Monat Mai 1919 berichtet die Landesanstalt für Gewässerkunde im preußishen Ministerium dec öffentlihen Arbeiten: Die Weichsel hatte in der ersten Monatsbälfte ein Hochwasser, das bei Thorn die Ausuferung8höhe um 2,8 m, bei Dirschau um 2,6 m überschritt und hiermit von erheblih mehr a18

‘mittlerer Größe war. Eine gleichzeitige Anshwellung des Memel-

\troms blieb dageaen unter Uferbordhöhe, und eine jolhe der Dder war. nur mit s{chwahen Ausuferungen verbunden. Später fielen alle Ströme erheblid, und zwar die Memel, Elbe, Weser und zuleßt au ¿der Nhein unter Mittelwasser. Die Wasserstände der Weser näherten sich dabei stark dem Mittelniedrigwasser. Wie an diesem Strom, fo liegt das diesmalige Monatsmittel auch an der Clbe unter dem 20jährigen Maidurchschnitt, an den übrigen Strömen da- gegen über ihm. Strom . . . Memel Weichsel Oder Elbe Weser Nhein Pegel . «Tilsit Thora Steinau Barby Minden Cöln Meittelwasser In Zentimeter : Mai 1919 , 267. 3872 236 174. 935. 307 Unterschied gegen Mittelwasser Mai 1896/1915 + 32 +212 +21

Nadzionkau, 10. Juli. (W. T. B.) Am 9. d. M, gegen 9 Uhr Abends, wurde Leutnant Steffen bei einem Patrouillengange auf dem Wege von Alt- nah Neuradzionkau von zwei hinter ihm gehenden Zivilisten dur vier Pistolenschüsse binter- rüds ermordet. Die Verfolgung der Täter wurde aufgenommen, aber bislang ohne Erfolg. An Watnenti lieat ein Nacheakt vor, da durch Leutnant Steffen Plakate aufreizenden Jnhalts entfernt worden waren. Cine Haussuhung am Orte führte zur Beschlagnahme vers botener Waffen.

Brünn, 10. Juli. (Tsheckoslowakishes Preßbüro.) d- mähren hat durch eine tatastrophale Ueberschwe mmng {weren Schaden erlitten. Infolge eines Wolkenbruchs, der Dienstôg nats niederging, {wollen Olschawa und March derart an, daß sie die ganze Umgebung überschwemmten. Auf der Bahnstrecke zwischen Novaves und Ungarisch Brod stieg das Wasser bis eineinhalb Meter über Notmalstand. Die Cisenbahnverbindung mit der Slowakei ist unterbrochen. Die ganze Gegend zwischen Ungarisch Hradisch und Ungarish Brod steht unter Wasser, auch Luhafschovi ut über- s{wemmt, ebenso Wallachisch Meseritsch. Der ganze Vezirk wurte von Hagelschlag heimgesucht, stellenweise liegen die Schlossen über einen halben Meter hoh. Auch die Beischwa ist stark ges stiegen, so daß au Südmähren von der Ueberschwemmung bedroht ist. Der angerichtete Schaden ist gewaltig; Menschenverluste wurden bisher niht gemeldet.

Versailles, 10. Juli. (W. T. B.) In der Umgegend von St. Loubes flog ein Schießbedarfslager in die Luft. Zwei deutsche Kriegsgefangene wurden getötet und zwölf schwer verwundet. S

Amsterdam, 10. Juli. Das „Neutershe Büro“ meldct aus New York, daß das engli)he Luft \chiff „B 34“ gestern abend um E 57 Min. die Nückfahrt nah Schottland angez treten hat.

Rotterdam, 10. Juli. (W. T. B.) „Der Nieuwe Notter- damshe Courart“ meldet, daß heute abend dcr Dampfer „Martha“ mit Deutschen aus Amerika an Bord, und zwar 780 Männern, 71 Frauen und 47 Kindern, tn Rotterdam ein« trifft. Der Dampfer „Prinzeß Matoika“ trifft am 15, Juli mit einem weiteren Transport Deutscher aus Amerika in Notterdam ein.

—45 34 +14.

(Foriseuung des Nichtamilichen in der Ersten Beilage.)

Framiliennachrichten.

Verlobt: Gräfin Luise Hake mit Hrn. Dr. med. Oito Strauch (Dessau— Bremen).

Verehelicht: Hr. Eugen Graf Beissel zu Gymnihch mit Frl. Magna von Abercron (Borstel bei Sülfeld, Holstein).

Gestorben: Hr. Komnerz:enrat Friedri Soennecken (Bonn). Hr. Amtsgerichtsrat Carl Theissing (Groß Strehliß).

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg,

Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftssteile, Nechnungsrat engeringîn lin. | Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin. j Druck der Norddeutshen Buchdruckterei und Verlagsanstalt, i Berlin, Wilhelmstraße 32. s

Sechs Beilagen

(eins{ließlid Börfenbeilage und Warenzeichenbeilage Nr. 52) und Erste und Zweite Zentral-Handelsregister-Beilage F

Erfte Beilage

Fim Dentschen Reich3auzeiger und Preußischen Staatsanzeiger.

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Me 154.

Berlin, Freitag, den U. Juli

zu %%0 des Betrages der Summe vollen Nente zu (45 9/0) 9 li Ñ des Betrages der vollen Nente (45 9/0)

Provinzen

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pflichteten

_Bis 1. April 1919 (etnfch1.) sind an Renten übernommen

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Preufsßzen.

Zusammenstellung der bis zum 1. April 1919 durch die Rentenbanken erzi

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in Rentenbriefen

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für die Summe Priyat-

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Die Berechtigten haben dafür Abfindungen erhalten

Die Kapita- lien, welche von Den Pflichtigen mit dem 18fachen Be- trage derRente an die Staats- fasse cin- gezahlt sind und wofür die Berechtigten die Abfindun- gen in Renten- briefen ver- langt haben, betragen

An Ienten- ablösungs- fapitalien find bts der 31. März 1919(ein{chl.) gekündigt oder eingezahlt

Die bis 1, März Am 1919 1. April (zins{!.) 1919 ais find noch gelosien | unyerlost NRenten- | im Umlauf

briefe gewesen betragen

C 6 D

Summe

Abfindungen

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2 594 842 4 812 360 3 939 183 2 389 242

2 607 150/56 4 930 174/2214 3 690 582/50 2678 198/25 189 827/85 1452 043/36 297 243/48 2 375 605/15 2015 544/271 1871 526/574

A. Ablösungsrenten. Ost- u. Westpreußen 12 307/96 Schlesien 1 117 813/827 Brandenburg... | 111 399/30 Salhsen . ... .} 288 955/35 nnover \., 1 ‘69 280/65 120 5476 estf. u. Rheinprov. | 681 268/06 770 775

efen-Nassa L 11 821/28 245 422 Den. A ommern .*

3 222/45 | 2 372 382 chleswig - Holstein [

63 564/50 50 315/70] 4 980 489/923 170 178/40] 3 820 760/90 375 015/40] 3 053 213/65 92 697/60 246 073/80 34 441/10) | 105 054/70| 2 480 659/85 53 029/90 2 068 574/174 247 87870] 2 119 405/272] 1 797 915

| | 9 670 715/06

273 105] 58 394 625} 58 667 730

2 611 185/107 732 535{110 343 720 2475 540] 81 565 740] 84 041 280 6 421 230 60 114 360! 66 535 590 1540 740f 4514 1301 6 054 870 15 115 425] 21 773 8951 36 889 320 260 6251 6 046 725] 6 307 350 71 610f 54 553 725] 54 625 335 707 475] 44 868 750] 45 576 225 44 659 665] 46 457 580

540 239/111/, 222 021 |222/, 486 343/40 430 234 666/5 17 478/666/5 299 786/05 97 993,7 266 984/555/9 274 249779 89 473/43

282 929/45 1 698 117/16 291 684/58

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|

| 59 207 969/112/, 246 159/20 2 356 276/90 2 227 986 |— 5 779 197|— 33391 13689 G ) 00013 625 361|— 236 425/50 64 449|— 636 727/50 1618 123/50

4 769 771/191 37 151 655 110565 741/222/,} 9 114 965501104 629 995 84 527 623/40 ! 9200 485/06 69 943 035 67 015 824'666/,H10 118 302/48

6072 348/66) 48485441 37189 106/05 | 41839167»

6405 343/79 | 2 623 330/21 54 892 319/55/ f 6 414 919/44 f 45 890 470,777/j 4 049 709/55] 33 086 160l 12 490 125 46 547 053/43 | 6 109 938|74/ 26 949 4591 19 508 130

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S281 91 32 52132 4 220 025 48 486 560

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31 836|374/ 1 983 707 80 906/174 1 790 620 Summe A . [1 408 511/4254120 619 084 Außerdem sind ‘an Rente übernommen und haben dié Be E ten däfür an} uldverschrei- [: bungen bzw. Renten- briefen erhalten B. von der ‘Pader- | borner Tilgungs-

22 027 896/2241 438 249/50[23 466 T46|0213T 271 SSUIISL SIL O T5 199 006 2 714 8C0/67

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943 154/31 6 090 000

918 273 809/67 [57 075 794/3012402 IL8 OIOITT5 280 96

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9 048 493) 372 098/80 625 395 |— 183 578|— 217 850190 | 344 851/70

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126 '—

Ae

| 50 312 03475 1549 252/10 9 229 344/66 | 933 126/43 15 193 165/87 | 211077/32 4 505 49767 36 103/30 5 293 047/14 65 984/17 8576 277/08 | 534 122/10 428 856|— | 327 347/21 13 522 001/17 } 1 101 128/06 75 277 748/51 | 893842/86 21 357 408/63 | 8398 973/46

7 750 350] 42 418 275 21052654 7117170 1 050 8595| 14 107 050

249 7804 4263 175

431115 4849725 12133351 7 304295

338 730 90 000 3 203 475} 10 284 585 C 009 075 1 968 755 399 180

I EEEL T.

I T E114

D. auf Grund des[| « vom

Summe a,

L TFEFPREHLEH

E E

203 407 905

D 02

8 346 15937

H TLEH T 11

203 695 482/48 | 6950 457/01 20878 735

e Fi A 7. Juli 1891 (NRentenguts- renten)

Þ. 43 %%o ige

aus Ost- u. Wesipreußen

Schlesien... Brandenburg . .. Salhsen: L ¿c Hannover . . ... Westf. u. Rheinprov. Hessen-Nassau . ._.

o en . . . . . o ommern ,

F

FEEEELE EH

13 432 350 3 142 350 4 377 555 8 937 60U 2421 525 1 683 750

33 450 746 100 8 902 766 6 834 390

dD

—] f b DO 20

612 513/40 143 583/30 202 377/50 406 905|—- 112 305/40 76 291/60 1511/80 33 690/40 397 152/20 314 401/40

L F T TH

R [A

d 13 461 177|771/,

13 193 100 5 091 950 4 331 295 8 655 720 23590875 1 645 875

33 375 722 025

8 314 53 6 613 590

| 9 067/33 1024/44

939 250 3 144 935 /342/, 50 400 4 379 006/15 1957/5601 46260] 8 942 408/941/) 196 338/54 251880 2426 46652] 6234/3471 7065C 1691 38701 4 E O2 u05 33 595/56 H T6 748 675/55] |—| 24076

8 503 877131 2487501 188235 6 844 270 73 37 593/651 220 800

E

chleswia-Holstein .

Summe b. Hierzu Summe a.

L LELECH

GLLEEI T HLL I T1

90 111 839 203 407 905

2 390 692/40 8 346 759/87

of 50 175 800/901/9

18470311 T 159 5200| 18 959 335

203 695 482/48 | 6050 457/01 25 878 735177 529 170 3

10 647 452/27 2053 919 740

l 293 871 283 321/) 6 235 [60/12] 27 038 2301928 481 505

Summe. D. i E j Slesien .

: | Sachsen E. auf Grund des Gesehes vom 8. Juni Hannover « ._,

1896 (Erbabfindunugsrenten) N

Po 0

P

mmern , .

Summe A _. E . B . . . . . . C . . . . . .

1 Le E Gefamtsumme

E 1) . . . . so. ü 7

stt- und Westpreußen Brandenburg . N

Westfalen und Rheinprovinz 120 O E O N

en Gro E 0-07 0.0.06

Schleswig-Holstein. . n Summe E,

2 850 91 675

142/90 2 595/80

1950

3975 615 1 H 6)

229 67

I SSI111

450 2 400 1725 49 950

1950

3751 3600 150 1200

l] H AHH Ht TEHT 141

61 800] 1320|

Zusammenstellung. 515 499 000] 2 774 800/67 6 090 000 8 936/04 3 437 745 293 519 740] 351 543/381/, 61 800) 1320|

3 156

. [23 466 146/024 243 154/31 128 970/37 . [10 647 452/27 3 156|—

|

E I E T1 TTETT]

2 700 99 100

[ck

2282

D O

918 273 800/67

| 97 075 794/3001402 218 0401113 280 96028 17 6 098 936/04

( 1016352311 60900001

3437745| | 50034767| 3437745]

253 871 283/381/,] 6 235 160/42] 27 038 235/926 481 505 G a las 2700! 59100

I) T

E

C

. (3T158 875/977 778 60S 2851 3 136 600/00,

781 714885 091/161 527 654 701158 786 7201330 SD1 DODÍIS L7G 22S 20

NighfamlliGßes.

Deutschë Nationalversammlung fa. ia Weimar. |

53. Sizung vom 10. Juli 1919. _ (Bericht von Wolffs Telegraphenbüro.)

Am Reglêrungstische: die Reichsminister Erzberger, a E Nayer, und der Kommissar der Neichsregierung

r. Preuß.

_ Präsident “Fehrenbach eröffnet die Sizung um 3 Uhr 25 Minuten.

Das Haus seßt die Beratung des Verfassungsentwurfs bei dem siebenten Abschnitt: Rehtspflege, Art. 101 bis 106, fort. Berichterstatter ist Abg. Dr. Spahn (Zentr.).

Art. 101 Pestimmt:

* “Die ordentlihe. Gerihtsbakeit wird dur das Reichs eriht und die Gerichte dex: Ländër ausgeübt. Die Nichter sind unabhängig und nur dem Geseg \ünkerwörfen.

Dazu liegt ein Antrag der Abgg. Agnes (U. Soz. Und Gen. vor, der für die Ausübung der Gezuichtsbarkeit a

à

dem Reichstagswahlrecht zustande gekommene Volksgerichte ver- langt, Militärgerihte und Ausnahmegerichte jeder Art sollen ver- boten sein.

Volksgerichten, d. h. durch hie Wahl der Niùter, kann d.r Klassen- justiz tin Ende gemacht werden, und das tut jeßt doypelt not. Denn noch niemals ift die Klassenjustiz brutaler aufgetreten als jeßt, ua niemals

Ünterdrü 1 vor allen Dingen aber muß ein Ende gemaht werden mt den fludt- würdig n Standgerichten und t y (Zuruf rechts.) Wenn an einzelnen Orten von revolutionärer Seite aus in etwas drakonischer Wei

diese Nevolutionäre nur von einem ) Ste (nah rechts) ihnen erst in die Hand gegeben haben. (Gelächter.) Solange solhe Stand- und Ausnahmegerihte noch bestehen (Abg. Geyer ruft: Blutgerichte! Sehr wahr ! bei den 1 solche Justizmorde, wie sie an Leviné und anderen verübt worden sind, immer wieder vorkommen.

denen auch die Soldaten unterworfen sein sollen.

Abg. Henke (1. Soz): Nur durch die Einseßung von

ist die Justiz rüsih:s8loser als Mittel zur ung politisch unbequemer Nichtungea au8genußt worden,

außerordentl:chen Kriegsgerichten. e Justiz geübt worden ist, dann haben Mittel Gebrauch gemacht, das U.-Soz.), werden

Staatskommissar Dr. Preuß: Ih glaube, das- hier vorge-

\hlagene, rein politishe Neihstagswahlrecht ift alles eher als geeignet, | Höhe find, o eine von allen nicht zur Nechtspflege gehörigen Einflüssen freie Justiz

zu schaffen. (Sehr ri(tig!) Wenn man dem Jdeal einer möglichst kÉlafsenlosen Justiz näherkommen will, fo gibt es dazu kein sichereres Mittel, als neben der freien Auskese der Richter, wie sie im Gerichts- verfafsungsgesetz geregelt werden wird, die Unabhängiakcit der Nichter zu sichern, während der Antrag der Unabhängigen alle Garantien in dieser Beziehung beseitigen würde. Was eine Verfassuna überbaupt tun kann, um die Grundlage für eine gute Justiz zu \{chafen, das ist hier versudt, dur% Auslieferung der Gerichte an die Leidenschaft der politischen Wahl wird dieses Ziel sier nit erreiht. (Beifall)

Abg. Dr. Heinze (D. V.): Vom Boden der Tatsaclen, nit der Theorien angesehen, haben wir eine außerordentlih bo entwidelte Nechtsprehung. Nantentlih die des Neichsgerichts kann sih mit der aller Zeiten und Völkec messen. Die Demokratie tritt mit der Forderung der Wählbarkeit der Richter ausierorden is konservativ, ja sogar reaftionär und mittelalterlih auf. er Richter brauht Kenntnisse, die Fähigkeit, den rehtlihen Inhalt der Lebens- verhältnisse zu erkennen, das Recht fortzuentwicteln, schwierige Verbält- nisse kar zu überschauen und endlich innere Unabhängigkeit und Nechtsfinn Das alles kann nur dur intensive innere Arbeit geschaffen werden. Besser {und \chlechte Geseße, die von guten Richtern angewendet werden, als gute Gesetze in Wen von Richtern, die nicht auf der

bar Kenntnisse, Lebenserfahrung und Nechtswillen. Auf die Ausbildung der Richter kommt alles an. Eine solche Iustizpolitik