1897 / 81 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 05 Apr 1897 18:00:01 GMT) scan diff

u Eva Nansen, der Staatssekretär a. D. Herzog, worauf R ansen dankte und sein Glas auf das Wohl der Gesellschaft Gesteru Mittag wurde Dr. Narsen im Palast-Hotel durch die Vertreter der Stadt Berlin, Bürgermeister Kirschner und Stadtrath Maraggraf, feierlich . begrüßt. Später hatte der kühne Forscher die Ehre, von Seiner Majestät dem Kaiser und König im Königlichen Mosse empfangen und zur Frühftückstafel geladen zu werden. S san L en Tal in A rgl M reg ais E: großer Empfang statt. Heute fr aben Herr. und. Frau Nansen Berlin verlaffen, um sh nach Kopenhagen zu begeben.

Jin Gedächtniß des deutschen Philosophen Jacob Böhme, dem in Görliß, der Stadt seines Wirkens, ein Denkmal errichtet werden soll, war gestern im großen“ Festsaale des Rathhauses eine würdige Feier veranstaltet. Das große Modell des eten Senkmals, von Professor Jobannes Pfuhl in Charlottenburg ent- worfen, war inmitten eines grünen /Hains vor dem wver- Paten Kongreßbild aufgestellt. Es zeigt den - theosophischen Schuhmacher in Handwerkstraht auf einem Postament sizend; in der Linker belt er die aufgeshlagene Bibel, ihm zu Füßen liegt sein Mindwerkzzeug. das Postament umgiebt ein weites Becken, in das vier Masken Wasser speien. Zu Seiten der Rednertribüne sah man den seltenen Stich des Leydener Meisters Nikolaus van Werd, jenes Gedenkblatt, das vor 300 Jahren zur Feier des 100. Geburtstages Böhme's entstanden ift. Zu der Feier waren ershienen: als Ver- treter des Minifleriuums der gei tlihen 2c. Angelegenheiten der Geheime Regierungs-Rath Dr. Schmidt, in Vertretung der Stadt der Stadt-Schulrath, Geheime Negierungs-NRath Bertram, ferner der Vize-Präsident des Evangelischen Ober- Kirchenraths Freiherr von der Golß und andere Geistliche. - Die Comenius- Gesellschaft, die Historische Gesellschaft, die Philosophishe Gesellschaft, der Berliner Handwerker- perein, der Kreisverband der evangelishen Jünglingsvereine und der Verein der Schlesier waren durch ihre Vorstände vertreten. Für den Ausshuß der vereinigten Innungen Berlins war Obermeister Beutel ershienen. Die Berliner Shuhmacher-Jnnung war mit dem Snnungsbanner und vier Fabnen der Innungsvereine zur Stelle; die ea ager nahmen zu beiden Seiten des Modells Aufstellung.

uh viele andere Gewerke hatten Repräsentanten gesandt. Nach einleitendem Gesang begrüßte der WVorsißende der Comenius- Gesellschaft, Archiv - Rath Dr. -Ludwig Keller die Fest- verfammlung. In der dann folgenden Festrede feierte Professor Ad. Lafson Kacob Böhme in seiner Bedeutung für die Religion und die Philosophie. Er wies darauf hin, daß die Handwerksmeister zur

eit Böhme's eine wesentlich hervorragendere und angesebenere

tellung in der Gesellschaft gehabt baben als gegenwärtig, und kenn- eichnete die Lebens- und eltanschauung des Philosophen E Fänen Gedankenschaß über Gott und göttlihes Wesen, der noch den hbervorragendsten philosophishen Geistern unseres Jahrhunderts, Hegel und Schelling, bedeutungsvolle Anregungen dargeboten habe. Obermeister Bierbach brachte zum Schluß ein Hch aus auf die Verbindung der deutschen Wissenschaft und des deut|hen Handwerks. In weihevollem Gesang klang die Feier aus. In Sammelbüchsen und auf Zeich- nungsbogen wurden freiwillige Beiträge für den Denkmalsfonds entgegengenommen, der bisher 7000 Æ enthält, während sih die Kosten des Denkmals auf 20 000 4 belaufen werden.

Unter außerordentli zahlreiher Betheiligung fand heute Mittag um 1 Uhr in der Borsig’shen Villa zu Alt-Moabit die Trauer- feier für den als Opfer seines Berufs dahingerafften Mitinhaber der Ea Borsig, Herrn Arnold Borsig statt. ls Vertreter des

inistecivms für Handel und Gewerbe war der Ober-Berghauptmann Freund erschienen, auch der Präsident des Reichs-Versiche1ungëamts Dr. Bödiker, der Geheime Bergrath Professor Dr. Wedding von der Berg-Akademie und viele andere bochgestelite Personen wohnten der Traserfeièr bei. Die Borsig’shen Werke und Fabriken waren dur Deputationen von Bergleuten und Arbeitern zahlrei vertreten. Die

Freu Gra Bar Dr. Neumayr aus Hamkurg, die Gattin desselben, ) . N

Gesänge führte der Domhor aus; die Gedenkrede hielt der früher auf dem Borsig'schen Gute Groß-Behniß bei Spandau, jeßt in Lichterfelde amtierende Pastor Nolte. In langem Zucçce erfolgte. sodann die Ueberführung der Leiche nach dem Lehrter Bahnhof. Vor dem Leichenwagen schritten die Arbeiter der Borsig'shen Etablissements; hinter dem Wagen folgten die Arbeiter der anderen Berliner Fabriken mit ihren Fahnen und die übrigen Leidtragenden. Vom Lehrter Bahnhof wurde der Sarg mittels Extrazuges nach Groß-Behniy befördert, wo die Beisezung stattfindet.

Amtlich wird gemeldet : Am Sonnabend, den 3. d. M., Nach- mittags 24 Uhr, entgleiste auf Bahnhof Ludwigsfelde bei Ausfahrt des Personenzuges 28 vom 2. nah dem 1. Geleise zwischen Weiche 11 und 12 ein Personenwa gen 2. bis 3. Klasseund stürzte hinter Weiche 12 vollständig um. Hierdurch wurde der vorauflaufende dreiachsige Personenwagen mit den 2..Vorderachsen ebenfalls: zur Ent- gleisung gebracht. Das Hauptgeleis Berlin— Halle war bis 9 Uhr Abends gesperrt. Ein Reisender is \{chwer, drei find leiht verleßt worden. Der s{chwer De ift nah der Königlichen Klinik bierseibst transportiert worden, während die leiht Verleßten nah Aulegun E aen ibre Reise fortseßen konnten. ie Untersuchung ift eingeleitet.

Das Königlihe Polizei - Präfidium erläßt folgende Warnung: „Wie die Erfahrung mehrfah erwiesen hat, beherzigt das Publikum die Thatsache immer noch niht genügend, daß selbst dann, wenn eine gut organifierte und. zuverlässige Fleifch{chau am Wohnort für alle geshlahteten Schweine besteht, doch theils aus Orten, in welchen die Fleishshau zwar eingeführt, aber nicht für alle aeschlachteten Schweine vorgeschrieben ift, theils aus Orten ohne jede Fleischschau, theils endlih mit Umgehung der bestehenden Bestim- mungen garnicht oder mangelhaft untersuchtes Schweinefleisch in den Verkehr gelangen und große Gefahren für Leben und Gesund- beit der Konsumenten herbeiführen kann. Es wird daher vor dem Genuß - jeglichen rohen Schweinefleisches ernstilih gewarnt und ferner darauf hingewiesen, daß ledigli ein voll- kommenes Garkochen (Durchbraten) der Fleishstücke wie sämmtlicher Zubereitungen aus Schweinefleisch (Fleish-, Blut-, Leberwürste, Klöße, Sülzen u. #. w.) im stande ist, die etwa vorhandenen Trichinen zu tödten und dadur jede Gefahr einer Gesundheitsschädigung auszu- ließen. Um das Garkohen, Durchbraten größerer diderer Stücke (Schinken, Genickbraten u. |. w.) zu ermöglicken, ift es nothwendig, tiefe, etwa 8 cm von einander entfernte Einschnitte in die betreffenden Stôcke zu machen, damit auf diesem Wege die Siedehiße au auf die ticfit gelegenen Fleishs{hichtcn hinreichend einzuwirken vermag.“

Die Bezirks-Kommandos Berlin I und Il, die bisher am Kaiser Franz-Grenadierplay untergebracht waren, bezogen am 1. April das neue, am Tempelhofer Felde errichtete Dien'tgebäude. Die Bezirks-Kommandos II1[ und 1V, von denen das erstere h früher in der Kruppstraße und das andere in Stegliß befand, sind {hon seit dem 1. Oktober v. J. daselbst untergebraht. Das große Hauptgebäude für die Landwehr-Inspektion, welches die Mitte der ganzen Anlage einnimmt, ift im Aeußeren ébenfalls fertig.

Die Umgestaltung der Straßenbeleuhtung Berlins durch Einführung des Gasglüblichts is in den 5 Monaten, die seit dem Beginn des planmäßigen Vorgehens der städtisen Gas- verwaltung vergangen \ind, bedeutend gefördert worden. E8 brennen z. Z. in den Straßen Berlins 9000 Gasglühlichtflammen in 5000 Laternen ; weitere 5000 Laternen sollen noch im Laufe dieses Jahres mit Glübhlicht versehen werten, sodaß dann die Hälfte aller Berliner Straßenlaternen Gasglühlicht haben wird.

Der durch seine wissenschaftlihen Ballonfahrten wohlbekannte „Deutsche Verein zur Förderung der Luftschiffahrt in Ber lin* beabsichtigt, wie ex mittheilt, eine Erweiterung seiner Auf- gaben in der Weise eintreten zu lassen, daß er neben scinen streng-

wissenshaftlihen Arbeiten Maßnahnen in das Leben rufen will, welche geeignet sind, weiteren Kreisen die praktishe Ausübung der Luftschiffahrt unter den günstigsten Bedingungen zu ermöalichen. Der vorläufige Plan geht dahin, durch eine größere Betbeiligung von Freunden ber Lustschiffahrt die erforderlihen Mittel zur Errichtung eines „Ballonsportplaßzes“ im großen Maßstabe zusammenzubringen und zugleich Vorsorge zu treffen, daß die Theilnahme an Ballonfadrten auch dem weniger Bemittelten ermögliht werden könne. Die in fihere Aussicht gestellte Unterstüßung eines solchen Unteruchmens. durch die thätige Mitwirkung der fahver ständigen Organisationen der Reicbshauptstadt würde die Gewähr geben dafür, daß das benußte Material und die Führung der Ballons stets über allen Zweifel erhaben und so jedweden, au shwierigeren Anforde- rungen unter allen Umständen gewachsen wäre. Es werben deshalb alle diejenigen, welche an dieser Angelegenheit Interesse nehmen, eingeladen, einer Vorberathung, welche der - genannte Verein am Mittwoch. den 7. April, Abends 74 Ubr, im Restaurant „Spaten- Es e Friedri& straße Nr. 172, vorn 2 Treppen, abhalten wird, bet- zuwohnen.

Das Lehrprogramm der Humboldt-Akademie für das am 22. April beginnende Frübjahrsquartal enthält die ausführlihen An- zetgen von 40 Vortrags-Cyclen und Unterrichtskursen aus faft allen Wissensgebieten, welWe an den Wochenabenden in zwei Lehrstätten : dem Dorotheenftädtishen Realgymnasium in NW. und dem Falk- Realgymnasium in W., für Herren und Damen gehalten werden B der dritten Lehrstätte (S) wird im Frühjahr niht ge- lesen). Neben einer großen Zahl von bewährten Lehrkräften, die in den leßten Jahren thätig waren, werden auch die längere Zeit ver- hinderten Dezenten Dr. Heinrih Lange, für Meteorologie und Chemie, und Dr. G. Dierck8, für Länder- und Völkerkunde, ihre Lehrthätigkeit wieder aufnehmen. Nach dem Bericht des General- Sekretärs hat die Frequenz der Humboldt-Akademie im leßten Halbjahr wiederum zugenommen; es wurden zusammen 136 Cyclen, und Kurse von 3844 eingeschriebenen Hörern besut, außerdem in ter neuen Lehrftätte für die Königstadt 5 Voctragsreihen von 548 Hörern und in der Lehrstätte Potsdam 2 Cyclen von 87 Hörery der verscziedenften Klassen; leßtere beiden Zweiganstalten wurden erft im Februar und März d. J. begründet. Die neuen Programme werden zu 10 ausgegeben in einer Anzahl bekannter Buchhandlungen, im Jnvaliden- dank und in den Bureaux der Akademie: Unter den Linden 47, Pots- damerstr. 116 a, Prinzenstr. 54 und Landösbergerstr. 32.

Die „Freie photographische Vereinigung“ veranstaltet am Mittwocv, den 7. April, Abends 74 Uhr, im Königlichen Museum für Völkerkunde ihren 59. Projektions-Abend. Auf der Tagesordnung steht ein Vortrag von Herrn Franz Goerke : „Reise-Tagebuchblätter cines Amateur-Photographen“.

„Meisebilder aus Kaschmir“ ift der Titel des neuen Profeltions- vortrages, welhen Herr Dr. Kronecker morgen zum ersten Mal in der alten „Urania“ (Invalidenstraße) halten wird.

Der bei der Station Wilmerédorf-Friedenau der Ringbahn be- legene Spielplaÿ der Sportpark-Gesellschaft A.-G. wird bestimmt am 1. Mai für Radrennen, Football, Nadfahrschule, Tennis- spiele und alle anderen Sportarten eröffnet werden. Die Arbeiten E bereits weit vorgeschritten; immer aber bleibt ncch viel zu thun, odaß auch die Nächte zu Hilfe genommen werden müssen.

Lugos (Ungarn), 3. April. Der Temesfluß ift aus den Ufern getreten und hat einen Theil der Stadt überfluthet.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten

om 5. April, orgens.

| Temperatur

Stationen. Wind.

in ? Celfius 5°C. =4 R

|SSO [NNW ¡N

758 765 764 7566 [NNW 750 |NNW 757 [N 751 |S T

Belmullet . . Aberdeen Cthristianfund | Kopenhagen . Stodholm . Haparanda . | St. Petersbg. | PWosfau . .. | Gork,Queens- | ton... | 7D9 Gherbourg . | 761 762 760 759

L R P

beiter halb bed. bededt wolkig wolfig! wolkenl.2) wolkig) Dunst wolkig wolkic4) halb bed.s) Schnees) Schnee Schnee 7?)

amburg . - |

winemünde | 756 Neufahrwasser| 754 Memel... | 7602 [W Paris .….. | 762 |SO Münster. .. | 757 Karlsruhe . . | 759 Wiesbaden . | 759 München .…. | 757 Ghemniß ., | 798 Berlin ... | 757 |NW i 002 [NW bedeckt Breslau... | 754 |NNW _2\bedeckt JSle d'Aix .. | 762 [WNW 4hshalb bed. 10 a e [Of ? halb bed. | 12 ec 4 000 | ftill/halb bed. 12

1) Nachts Schnee. 2) Reif. ?) Nachts Schnee- flockden. #4) Regen. 5) Gestern Vormittag Schnee und Regen. §*) Regen und Schnee. 7) Reif.

Uebersiht der Witterung.

Uéber ganz Europa hat der Luftdruck stark zu- genommen ; eine Zone hohen Luf1drucks erstreckt si von den Shetlands südwärts nah der Jherischen Pa reilid während über dem Finishen Busen und üdwestlich von Irland Depressionen lagern. Bei \chwacher Laftströmung aus nördlicher bis westlicher Richtung ist das Wetter in Deutshland kühl und heiter, vielfa fanden Niederschläge, meist in Form von Schnee fiatt; in Mitteldeutshland fanden meistens, an der Küste und im Süden stellenweise

Nachtfröste statt. E L Deutsche Seewarte.

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Theater.

Königliche Schauspiele. Diensfag: Opern- haus. 83. Vorstellung. Der Freishüs. Ro- mantis{he Oper tn 3 Aftten von Carl Maria von

Bin TREBST Ei wrd

L RiRkeSiweds

Weber. Dichtung von Friedri Kind (nach der gleihnamigen Erzählung August Apel's). Dekorative Einrichtung vom Ober-Inspektor Brandt. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. (Max: Herr Emil Göte, Königlicher Kammersänger, als Gast) Anfana 74 Uhr.

Schauspielhaus. 94. Vorstellung. Das Wiuter- märchen. Schauspiel in 5 Aufzügen von William Shakespeare, nach der Ueberseßzung von Franz von Dingelstedt und Schlegel-Tieck. Mußk von Friedrich von Flotow. Tanz voa Emil Graeb. Negie: Dber- Negtsseur Max Grube. Dekorative Einrichtung vom Ober-Inspektor Brandt. Musikalishe Direktion: Musikdirektor Wegener. Anfarg 74 Uhr.

Mittwcch: Opernhaus. 84. Vorstellung. Der Maurer. Komische Oper in 3 Akten von Auber. Text nah dem Französishen vom Freiherrn von Lichtenstein. Cavalleria rustiecana. CBaueru-Ehre.) Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nah dem -gleißnamigen Volksftück von G. Verga. Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. 95. Vorstellung. König Hein- rich V. T. Theil. Schauspiel in 5 Aufzügen von William Shakespeare. Mit Benußung der Schlegel-Tieck's{hen Ueberseßung für die deutsche Bühne bearbeitet von Wilhelm Decelhäuser. Anfang 7# Uhr.

Deutsches Theater. Dienstag: Morituri. (Teja. Frißzchen. Das Ewig - Mäunliche.) Anfang 7# Uhr.

Mittwoch: Die versunkene Glocke.

Donnerstag: Eiusame Menschen.

Berliner Theater. Dienstag: Kinder der Bühne. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch: Renaissance.

Donnerstag: Zum ersten Male: Gebot.

Lessing - Theater. Dienstag: Madame Sans - Gôêne. (Agnes Freund. Gustav Kober.) Anfang 74 Ubr.

Mittwoch: Die Ehre. (Max Loewenfeld als Gast.)

Donnerstag: Niobe. (Agnes Freund.) Hierauf: In Civil.

Das neue

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- burg. Dienstag: Affociés. Lustspiel in 3 Akten von Léon Gandillot. Deutsch von Max Schönau. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch: Affociés.

Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a. / 6. Direktion: Sigmund Lautenburg. Dienstag: Gast- a des Herrn Willem Noyaards vom Königlich

tiederländisWen Theater in Umsterdam. Trilby. Schauspiel in 4 Akten von Du Marurier und Potter, deutsch von E. Lederer. -JIn Scene gefeßt von Sigmund Lautenburg. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch: Trilby.

M T Pee Ea T Mee T R twe E Ln pee aegen, „e.

ip:

Beilage.)

Schiller-Theater. ODienêtag, Abends 8 Uhr:

Die gerechte Welt. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Die Bildhauer.

Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn- bof Zoologischer Garten.) Dienstag: Der Dornenu- weg. Anfang 74 Uhr.

Ytittwoch: Zum ersten Male: Der Maun im Monde.

Donnerstag: Gastspiel des Herrn Gustav Kadel- bura. Reif-Reiflingen.

Freitag: Der Maun im Monde.

Theater Unter den Linden. Bebrenstr. 55/57. Direktion: Julius Fritsche. Dienstag: Strauf- Cyclus. Die Fledermaus. Komische Operette mit Ballet in 3 Akten von Meilhac und Halsyy, bearbeitet von C. Haffner und Rich. Genée. Musik von Joh. Strauß. Anfang 7& Ubr.

Mittwoch: 4. Abend im Strauß-Cyclus: Prinz

Methusalem. E

Thalia-Theater (vorm. Adolph Ernft-Theater) Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Dienstag: Viertleßte Aufführung. Frau Lieute- nant. Vaudeville in 3 Akten von P. Ferrier und A. Mars. ODeutsh von H. Hirschel. Musik von G. Serpette und V. Roger. Anfang 7{ Uhr.

Mittwoch: (Frau Lieutenant.

Sonnabend, den 10. April: Zum ersten Male: Ma auf Probe. Posse in 3 Akten von Jean

ren. Musik von Leopold Kuhn.

Bentral - Theater. Alte Jakobstraße 30. Direktion: Richard Schul. Vor!eßte Woche. Diens- tag: Emil Thomas a. G. Leopold Deutsch a. G. Ein fideler Abend. Burleske dramatishe Revue in 1 Vorspiel und 3 Bildern von J. Freund und W. Mannstädt, Musik von verschiedenen Meistern, arrangiert von Julius Einsödshofer. Anfang 7ck Uhr.

Mittwoch und folgende Tage: Ein fideler Abend.

Schluß der diesjährigen Possen-Saison unwider- ruflih Sonntag, den 18. April.

Konzerte.

Sing-Akademie. Dienstag, Anfang 8 Uhr: Konzert von Rose Ettinger (Gesang). Mit: wirkung: Fräulein Leonora Jackson (Violine).

Konzerihaus. Karl Meyder - Konzert,

Dienttag, den 6. April, Abents 75 Uhr: Gesell- \chaftö-Abend.

Mittwoch, den 7. April, Abends 74 Uhr: 60090. Konzert, unter gütiger Mitwirkung von Frau Professor Niklas: Kempner, Fräulein Ottilie Lichterfeld und des Herrn Direktor C. F. Witt- mann,

Konzert von Marguérite Dougrie (Violine).

Birkus Renz. Karlstraße. Nur noch kurze Zeit! (Jubiläums - Saison 1896/97.) Dienstag, Abends 7# Uhr: Gala - Vorstellung. DurWŸ- s{lagender Erfolg! Aus der Mappe eines Niesengebirgs-Phautasten. Außerdem: 6 Tra- kehner Fuchshengste, dressiert und vorgeführt von Herrn Hugo Herzog. Die 4 Jahreszeiten, hohe Schule, geritten von 4 Damen. Mr. Gaberel mit dem Schulpferde Albarac. Erftes Auf- treten der berühmten Künstler-Familie Agoust vom Krysta!ll-Palast in London, in einer neuen und originellen Jougliersceune, betitelt: Ein Pariser Restaurant.

Mittwoc), Abends 73 Uhr: Aus der Mappe eines Riesengebirgs-Phantasten. Auftreten der berühmten Künstler-Familie Agoust.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Wally Shmidt mit Hrn. Prem.- Lieut. Eberhard Heinrich (Berlin). Frl. Margarete Rausch mit Hrn. ‘Prem.-Lieut. Hans von der Hardt (Nordhausen—Posen). Frl. Marie Lohmann mit Hrn. Gerichts-Afsessor Alfred Klose (Hannover).

Verehelicht: Hr. Heino von Stern-Tüschow mit Frl. Helene Bielenberg (Hamburg).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Regierungs-Rath Frhrn. Schenk zu Schweinsberg (Cassel). Eine Tochter: Hrn. Garnifon-Pfarrer Keßler (Pots- dam). Hrn. Lieut. Wolf von Flotow (Hannover).

Gestorben: Lady Mary Laëcelles, Gemahlin des großbritannishen Botschafters Sir Frank Laëcelles (Beilin). Hr. Rittmeister a. D. Rudolph Edler von Graeve (Dresden). Hr. General. Lieut. 3. D. Karl - von Below (Wiesbaden). 4 General-Lieut. z. D. Patrunky (Lindbeim). Fr. Sophie von Bredow, geb. von Knoblauch (Jhlow). Hr. Lippold Frhr. von Bredow (Wagenißz, Mark). Hr. Rechnungs-Rath a. D. Gustav Gebhardt (Berlin). Hr. Geheimer Kommissions- Nath Llbert Fürstenheiw (Côthen). Hr. Land- messer Friy Maruhn (Breslau). Fr. Pastor Toni Neugebauer, geb, Barcewiß (Klein-Bresa). M Rittergutsbesißer Otto Held (Pitzerwißz). Hr. General-Landschaftsrath a. D. Dr. Bern-

hard Aschenheim (Königsberg i. Pr.)

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Dru der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Neun Beilagen

(einshließlich Börsen-Beilage). (6404)

zum Deut)

M S1.

Erste Béeilagé

chen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Montag, den d. April E E

Berichte von deutschen Fruchtmärkten.

Marktort

Qualität

gering

| mittel

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gut kaufte

Gezahlter Preis för 1 Do

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(100 Kg)

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A | 100 kg

Außerdem wurden am Markttage (Spalte 1) nad: über- \{chläglidher Schâzung verkauft Doppel- zentner (Prets unbekannt)

Dur(- schnitis- preis für 1 Doppek- zentner

Im vorigen Markttage Ver-

kaufs- werth

preis

Durchschnitts-

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toll). Stargard . Bromberg . Aschersleben E München Straubing Regensburg Meißen. Großenhain Plauen . Baußten U Offenburg .

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Breslau

pd s do | Ged

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|

ps S J O

12,00 13,63 13,44 11/00 | 12,00 |

12,80 12,00

10,00 | 11,00

14,40

14/85 15,05 11,50 12,50

13,30 13/00

A L

|- 16,00 | 15,14 | 15,33 | 14,10 | 15,30 | 14,50

| 15,30 |

| 13,00 | | 15/30 |

| 11,40 | 10,80

| 11,65 | 15,60 | 13,98 | 13'12 | 10,60 | 11,50 | 14,30 | 11,00

| 15,20 |

13,20

| 11,40

12,81 14,62

| 12,00

14,80 16,06 15,59 11,60 12,50 12,00

13,40

2 0-13.00 12/50

| 15,00 |

| 14,26 | 13,00 }

15,30 | 13,50 |

17,00 | 15,86 | 15,67 | 14,60 | 15,60 |

16,10 | 17,00

15,60 ||

11,20 | 11,60 | 11,00 |

11,80 |

16,60 | 14,32 | 13,57 | 11,00 | 1190

15,22 |

15,50 f

13,60 | 11/20 | 1180 |

16,00 | 13,50 | 15,00 |

13,50 |

[120

| 12,40 f 13,40 f 2TH 2,00 f

17,00 } 17,31 f 16,67 || 12,00 13,00 |

13,82

13,00

Gnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

fragen.

Ein liegender Strich (— Punkt (. ) in den legten fechs Spalten,

Deutscher Reichstag. 905. Sißzung vom 3. April 1897, 12 Uhr. Auf der Tagesordnung stehen zunächst G:schäftsordnungs-

) in den Spalten für Pre daß entsprehender Bericht fehlt.

| Wei

15,40

14,40 | 15,29 18,00 16,29 16,00 14,70 15,60

16,20 17,50 13,80 16,00

Rog

11,70 11/20

| 12,00 17,00 15,71 13,93 11,10

| 11,38 15,40 13,00 | 11,40 15 90

Ge 13,80

12,60 | 12,00 16,40 14,00 15,38 | 12,90

12,86 15,10 13,25 11,40

Ha 12,80

12,80 12/40

| 12,35 17,20 18,82 17,20 12,10 14,00 | 12,40 | 1450 13 50 14,50

| | | 13/50

11,50 |

zen. 14,75 15,60 15,50 15,78

15,40 19,00 17,09 16,590 15,10 15,75 15,90 16,78 18,00

16,30 g En, 11,00 11/40 11/80

11,40 10,90

12,25 18,60 16,91 14.29 11,80

1,75 12,00 11,50 17,00 14,00

16,20

G 13,90 14,00

12,00 17,69 14,80 16,15 13,50

12,90 13,80 16,00 14,00 11,60

fer.

| 13,60 13,00 13,60 13,00 13,00 13,20

13,00 19,60 20,45 18,28 13,00 14,80 13,00 13,80 16,00 14,00

15,40

Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswertb auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durch-

ife hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis niht vorgekommen ist; ein

Die Geschäftsordnungs-Kommission beantragt, 57, welcher von den namentlihen Abstimmungen han:

dem § delt, einen Zusaß zu g Abstimmung über die Vertagung oder den S

nur durch Aufstehen unterstüßt werden können.

sih darum, daß solhe Anträge über Geschä nur von A gestellt und unterstüßt,

eben, wonach Anträge auf namentliche chluß der Debatte

Es handelt

äftsordnungsfragen Anträge auf

namentliche Abstimmung über materielle Fragen aber auch von Abwesenden schriftlih unterstüßt werden können.

Ueber die Aeußerungen der Abgg. Dr. Pieschel (nl.), Dr. Bachem (Zentr.),

und Dr. von Cuny

Sonnabend berichtet.

Aba. Singer (Soz.): lihkeit geschaffen werden, namentliche Abstimmung hinwirken,

Gamp (Rp.), Dr. von Levetzow (d.kons.) (nl.) zu diescr Frage wurde bereits am

Es muß bei wichtigen Fragen die Mög-

daß auch die niht Anwesenden auf eine damit die Abstimmung der Ab-

bewirkt werden.

geschieht. Abg.

Anträgen, die Frafktionslisten Saale gesammelt

Schlußanträge. geht zuleßt auf tages hinaus.

cierung nicht, und s{äftsordnung, die

geordneten für die Oeffentlichkeit festgenagelt wird. hinderung der Geschäfte ist immer be } eine folhe kann dur Bezweiflung der Beschlußfähigkeit viel leichter Wir wollen die Rechte der einzelnen Bolksvertreter nit beschränken, denn \{ließlich würde ein folhes Vorgehen zur Herabseßung der Beschlußfähigkeitsziffer führen. i namentlichen Abstimmung viel mehr Gebrauch machen, als es jeyt

Richter (fr. Volksp.): Ein Mißstand ift allerdings vor- handen: die mangelhafte Präsenz infolge der Viätenlosigkeit. So lange dieser Mißstand bleiben wird, 1 Bei materiellen Anträgen werden durh Vollmacht dec Fraktionsführer die Namen aller Fraktionsmitglieder unterschrieben. Bei formellen bei Anträgen auf namentlihe Abstimmung find niemals

gebräuchlih gew: ien; ih erinnere nur an Das is ein Mißbrauh der Blankeits. die Herabsezung der Beschlußfähigkeitsziffer des Reichs- Das wäre für das Zentrum bedenklich. Beschwerden sind entstanden bei Gelegenheit des Bürgerlichen buhs, welches wir auch gewollt haben; aber wir wollten die For- deshalb wehrten wir uns mit den Mitteln der Ge-

13,90 13,78 11,20

16,35 13,54 14,46

13,91 14,26 13,11

13,60 12,27

12,86 12,45

17,35 17,35 16,10

13,25 8

13,82 2| 27.3.

1361 | 14% | 27.3. i E Í

|

Eine Be-

damit niht immer beabsichtigt ;

Man jollte von der

so lange wird es nit besser werden.

unterschrieben, sondern die Unterschriften sind im worden. Blanketts sind zu anderen Zeiten sehr die berüchtigten gedruckten Die Sache

Die ganzen

esehz-

vielleiht sonst nicht angewendet werden.

1897.

Abg. Dr. O sann (nl.) beantragt die Zurücküberweisung der ganzen

Sade an die Kommission.

Abg. Dr. Bachem (Zentr.): Diejenigen, welhe das passive Wahlreht hüten wollen, müssen dafür sorgen, daß die Verhänd- lungen des Reichstages nicht allzu lange ausgedehnt werden; denn es giebt nu. wenige Mitglieder, welche sieben Monate hier in Berlin an- wesend sein können.

Die Zurücküberweisung an die Geschäftsordnungs-Kom- mission wird abgelehnt und der Antrag der leßteren einstimmig genehmigt.

Es folgt die dritte Berathung der Anträge wegen Aufhebung des Jesuitenge]eßes bezw. wegen Aufhebung des 8 2 dieses Gesetzes.

Ohne Debatte wird der Antrag des Grafen Hompesch auf Aufhebung des Jesuitengeseßes genehmigt. Der Antrag Graf Limburg-Rikert wegen Aufhebung des §2 dieses Geseßes wird gegen die Stimmen der Reichspartei und eines Theils der Deutschkonservativen angenommen.

Es folgt die Fortseßung der zweiten Berathung des Geseßentwurfs, betreffend den Verkehr mit Butter, Käse, Schmalz und ihren Ersaßmitteln, welher vom Zentrum und den Konservativen beantragt ist.

Die namentlihe Abstimmung über § 4 (Gebot getrennter Verkaufsräume) ergiebt die Beschlußunfähigkeit des Hauses ; es betheiligen sih an derselben nur 189 Mitglieder, während 199 zur Beschlußfähigkeit erforderlich sind. Dafür stimmen 116, dagegen 73 Abgeordnete.

Schluß 31/4 Uhr. Nächste Sihung Montag 11 Uhr. (Antrag wegen Aufhebung des Kommunalsteuer-Privilegs der Offiziere; zweite Lesung des Handelsgeseßbuchs.)

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 64. Sigung vom 3. April 1897.

Auf der Tagesordnung steht die zweite Berathun Entwurfs einer Landgemeindeordnung für die vinz Hessen-Nafssau. 4 ï

Ueber den ersten Theil der Verhandlungen ist vorgestern

berichtet worden.

Im § 45 wird über die Verwaltung der Landgemeinden Bestimmung getroffen. Die Verwaltung soll dur den Bürger- meister und zwei bis sechs Schöffen geführt werden. Die Regierungsvorlage bestimmte ferner, daß in Gemeinden mit mehr als 1200 Eim büten durch Ortsstatut ein kollegialischer Gemeindevorstand (Gemeinderath) eingeführt werden könne. Die Kommission hat dafür vorgeschlagen: Jn Gemeinden mit mehr als 500 Einwohnern wird ein kollegialisher Gemeinde- vorstand (Gemeinderath) gebildet.

Abg. von Pappenheim (kons.) beantragt die, Wieder- herstellung der Regierungsvorlage, jedoh mit der Aenderung, daß statt „1200“ die Zahl „500“ eingeseßt wird.

Minister des Jnnern Freiherr von der Rede:

Meine Herren! Der Herr Berichterstatter hat {hon hervor- gehoben, daß die Frage der Gestaltung des Gemeindevorstandes in den Landgemeinden zu den bestrittensten in den Verhandlungen der Kommission gehört habe. Sie ist in der That eine der Klippen, die noch umschiffft werden muß, wenn es uns gelingen foll, -das Schiff glüdcktlih in den Hafen zu bringen. Ih muß leider erklären, meine Herren, daß die Fassung, welche der § 45 in der Kommission erhalten hat, der Staatsregiecung zu erheblichen Bedenken Veranlassung giebt und daf dieselbe geeignet ist, den Geseßentwurf auf das ernstlichste zu gefährden.

Meine Herren, die Königliche Staatsregierung geht von der Auf- fassung aus, daß für ‘die Landgemeinden, selbst für die größeren, die bureaukratishe Verfaffung die rihtize sei. Sie ist der Meinung, daß ein so kompliziertes Verwaltungssystem, wie ein kollegialischer Gemeindevorstand und eine Gemeindevertretung daneben, zweckmäßiger- weise niht geschaffen werden sollte. Die Regierung hat bis jeßt auch konsequent daran festgehalten, bei ihren Geseßgebungswerken diese Auffassung zur Geltung zu bringen. Sie finden diese Kon- struktion au in der östlihen Landgemeindeordnung, der neuesten Gesetzgebung auf diesem Gebiete, und wenn darin zu Gunsten der größeren Landgemeinden eine Ausnahme gemäht worden ist, indem man fakultativ für diese eine fkollegiale Verfassung zugeftand, so ist dies, wie sich aus den Kommissionsberathungen ergiebt, ledigli mit Rücksicht auf die großen Voroctgeimeinden, insbesondere bei Berlin, gesehen. Sie finden das bureaukratishe Prinzip aach in der nihtpreußishen Gesetzgebung im Westen, in dem Großherzogthum Hessen, wo das Prinzip vollständig unverfälscht zum Ausdruck ge- fommen ist. Sie finden es auch in der von dem Herrn Abg. Kircher gestern so gepriesenen Meiningischen Landgemeindeordnung, in welcher man es ebenfalls für nothwendig gehalten hat, allen Landgemeinden eine bureaukratishe Verfassung zu geben.

Man wzndet uns nun ein, die Forderung der Regierung, auch in der Provinz Hessen-Nassau die bureaukratishe Verfassung zur Geltung zu bringen, bedeute einen Vorstoß gegen die Selbstverwaltung. Man behauptet ferner, mana erziehe sich dadurch dec Regierung gefügige Bürgermeister und. man gefährde endlich damit eine sichere Ver- waltung des Gemeindevermögens. Sämmtliche Einwendungen, meine Herren, sind meines Erachtens niht zutreffend. Den erften Vorwurf würde man vielleicht mit Recht erheben können, wenn man sich in diesem Gesetgebungswerke ledigli darauf beschränkt hätte, einen großen Theil der Funktionen, die bis jezt der Gemeinderath hat, auf den Bürgermeistec zu übertragen, ohne zugleich eine Gemeindepertretung eins zuführen. Das is aber, meine Herren, durchaus niht der Fall. Wir haben, dem Wunsche der Gemeinden entsprechend, ihnen eine größere Bewegungéfreiheit zu geben und sie insbesondere von vielen lästigen Aufsichtsrechten loszulösen, eine große Neihe derjenigen Funktionen, die früher dem Gemeinderath oblagen, der Geimeinitevertretüung über- tragen, sodaß also jeßt die Gemeindeverkretung im eigentlichen Sinne die Beschluß fassende Behörde geworden ist, und daß der Bürger- meister im wesentlichen ih darauf zu beschränken hat, die Beschlüsse

des ro-