1897 / 82 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 06 Apr 1897 18:00:01 GMT) scan diff

E ia n aR ae Der Landtag ist gestern in Sondershausen zusammen- und im Auftrage Seiner Durchlaucht Mee Fürsten durch den Staats-Minister Petersen eröffnet worden. In der Eröffnungsrede bemerkte der Minister : Die Session werde voraussihtlih nur von kurzer Dauer sein, die Staatsregierung H jedoh die Ecwartung, daß der Landtag im nächsten Monat zu einer längeren Session zusammentreten _ werde. Es handle sich jeßt hauptiächlih um die Vor- lage eines Gesehes über die Lotterie. Vor einigen Jahren sei bereits über ein Lotterie-Geseß im Landtage berathen worden, das- selbe sei damals edo nicht zur Annahme gelangt. Die Verhält- mqye hätten sich seitdem wesentlich verändert, sodaß die An- Megenhes nunmehr zum De gebraht werden müsse. ie begleitenden Umstände seien vielfah sekreter Natur, sodaß die Staatsregierung auf geheime Berathung der Angelegenheit Werth legen müsse.

Oesterreich-Ungarn.

Die „Wiener Zeitung“ vom heutigen Tage veröffentlicht das folgende Kaiserlihe Handschreiben:

eLieber Graf Badeni, im Namen des gesammten Ministeriums haben Sie Mir unter Darlegung der Umstände, welche fich der Her- stellung fester parlamentarisher Verhältnisse zur Zeit entgeagensftellen, die Demission des Kabinets angeboten. Ih nehme diese Demission nicht an, da Jh Gewicht darauf lege, daß eine von Mir gewählte Regierung unbeirrt durch zcitweilige Partet- s{hwierigkeiten ihre Thätigkeit aus\{ließlih durch das allgemeine staat- liche Interesse bestimmen lasse. Judem Ih Sie und die Mitglieder des Kabinets der Fortdauer Meines vollsten Vertrauens versichere, erwarte Ih, daß das Ministerium au künftig mit patriotischer Hin- gebung und nahdrucksvoller Festigkeit die Geschäfte führen und un- entwegt an jenen Grundsäßen festhalten wird, welche in der bei seinem Amtsantritt abgegebenen programmatisch:n Erklärung und ia der Thronrede vom 29. März enthalten sind.“

Das heute erschienene Amtsblatt veröffentlicht, wie „W. T. B.“ meldet, zwei Verordnungen der Minister des Jnnern, der Justiz, der Finanzen, des Handels und des Atkerbaues vom gestrigen Datum. Die erste betrifft die _sprahlihen Qualifikationen der bei den böhmishen Behörden angestellten Beamten und Sgr daß die nah dem 1. Juli 1901 anzu- stellenden Beamten der genannten Ressorts die Kenntniß beider Landessprahen in Wort und Schrift nachzu- weisen haben: entweder bei der bisher vorgeschriebenen praftishen Prüfung oder bei einer Prüfung ad hoc, der si der Bewerber i io 3 Jahre nah seinem Dienstantritt unterziehen muß. Eine weitere Verfügung schreibt. vor, daß nah Thunlichkeit für die Beseßung der Behörden durch sprahkundige Beamte nah Maßgabe des Bedürfnisses Vorsorge zu treffen ist. Die zweite Verordnung betrifft den Gebrau der Landessprache bei den böhmishen Behörden der genannten Ressorts und verfügt im wesentlichen, daß im Strafgerichtsverfahren, im Zivilgerichtsverfahren \o- wie bei allen Erledigungen und Entscheidungen sowohl die Verhandlungen als auch die Erkenntnisse in derjenigen der beiden Landessprachen zu erfolgen haben, deren sich die Partei bedient. Für den Verkehr mit den Behörden außer Landes und den Zentralstellen bleiben die bestehénden Vorschriften in Geltung. Die Sprahe der Militärbehörden und der Gendarmerie bleibt durch die Verordnung unberührt. Die Verordnung ist sofort in Wirksamkeit getreten.

Wie die „Politishe Korrespondenz“ erfährt, wird. sih der russishe Botschafter Graf Kapnist am 17. d. M. nach St. Petersburg begeben, um während des Besuches des Kaisers von Desterreich am russishen Hofe anwesend zu sein.

Der Justizaus\chu ÿ des ungarischen Unterhauses berieth gestern den A Über die Geshworenen- gerihte und nahm denjelben einstimmig an. Der Bericht- erstatter Chorin hob die Bedenken gegen die Bestimmung herver, welche den Justiz-Minister ermächtigt, die Geshworenen- gerichte im ganzen Lande oder in einem Theil desselben auf- zuheben. Der U Oinisur von Erdély erklärte sich bereit, dieselbe fallen zu lassen, um die einstimmige Annahme der Vorlage zu ermöglichen.

Im Verlaufe einer gestern in Budapest abgehaltenen Konferenz im Klub der liberalen Partei erklärte der Minister-Präsident Baron von Banffy: er werde heute im Unterhause die Einseßung eines Ausf chusses von 15 Mit- pern beantragen, welcher zur Beseitigung der bei der Jn-

ompatibilitätsfrage aufgetauhten Schwierigkeiten die Vor- berathung eines Gescßentwurfs übernehmen solle, der einerseits

enügende Gewähr bieten müsse, daß niht Personen vom

arlament ausgeschlossen würden, deren Mitgliedschaft im Jn- teresse des Landes nothwendig sei, andererseits aber au Vor- sorge treffen müsse, daß sih in der Geseßgebung keine un- berehtigten Einflüsse geltend machen könnten. Die Erklärung wurde beifällig aufgenommen.

Großbritannien und Frland.

Das Oberhaus genehmigte gestern die zweite Lesung der Bill, betreffend die Militärbauten, und die dritte Lesung der Schulvorlage.

Im Unterhause bemerkte der Parlaments-Sekcetär des Aeußern Curzon, daß alle Mächte mit Ausnahme Deutschlands auf Kreta dur ein Truppenkontingent und alle Mächte ohne Ausnahme dur einen Theil ihrer Seemacht vertreten seien. “Die Regierung habe keine amtlihe Erklärung der Gründe erhalten, warum die deutshe Regierung die Sendung eines militärischen Kontingents unterlassen habe. Daß Deutsch- land die Anschauungen und das Vorgehen des europäischen Konzerts theile, sei durch die Entsendung eines Kriegs\chiffs bewiesen. Curzon erklärte ferner, die Regierung habe keine Kenniniß davon, daß irgend eine Macht direkte Verhandlungen Mien der türkischen und der griehishen Regierung zu ver- indern gestrebt habe, auh habe die Regierung nie von solchen direften Unterhandlungen gehört. Sir W. Harcourt richtete die Anfrage an die Regierung: erstens, zu welchem Zeitpunkte die türkijhen Truppen aus Kreta würden zurückgezogen werden; sodann ob die Absicht bestehe, britische Streitkcäfte bei der Blokade Griechenlands zu verwenden, und {ließli ob die erna über die gegenwärtige Lage auf Kreta und in Griechenland wie auch über ihre Politik in Bezug hierauf eine Mittheilung machen wolle. Der Erste Lord des Schaßamts Balfour erwiderte unter Beifalls- rufen der Ministeriellen, daß die Regierung der Pforte die Räthlichkeit der Zurückziehung der türkischen Truppen vor- i: WeEe habe. Die Zurückziehung werde ohne Zweifel shließlich er-

cht werden; ein Zeitpunkt könne nicht festgeseßt werden, aus

keinem anderen Grunde, als weil gegenwärtig nicht genug euro- Truppen auf Kreta seien, um die mohamcdanischen Nichtkombattanten zu beschüßen und über die bewaffneten A Enten eine Kontrole auszuüben. “Wenn es für die ufrechterhaltung des Friedens nöthig sei, werde die Reaierung nicht zögern, sih den anderen Mächten bei einer Blocade Griechenlands anzuschließen ; inzwischen sei seitens der Mächte in Athen und in Konstantinopel eine allgemeine Erklärung abgegeben worden, durch welhe die Aufrechterhaltung des Friedens erreiht werden dürfte: eine Erklärung, welche dahin gehe, daß im Falle eines Konflikts an der Grenze der angreifende Theil als verantwortlih für alle Folgen der Störung des allgemeinen Friedens, auf welchen die Mähte das höchste Gewicht !egten, werde angesehen werden, und daß, was immer die Folgen des Kampfes sein möchten, die Mächte nicht zugeben würden, daß der angreifende Theil auch nur den kleinsten Vortheil daraus ziehe. Sîr W. Harcourt verlangte alsdann eine Antwort auf den dritten Theil seiner Anfrage. Hierauf erwiderte der Erste Lord des Schagamts Balfour, daß das Haus alles Material besiße, welches über die Thatsachen bezüglih Kretas und über die auf die Erhaltung des Friedens auf dem Festlande ge- rihtete Politik der Regierung Aufshluß gebe. Sir W. P entgegnete nunmehr: Da ihm sehr daran gelegen ei, eine volle Darlegung der beabsichtigten Politik der Re- gierung zu erhalten, und Balfour nicht bereit fei, eine solche Mittheilung zu machen, so kündige er einen Antrag an, welcher eine Erörterung der Lage herbeiführen werde. Er wolle eine Adresse an die Königin beantragen, in welher darum gebeten werde, daß britishe Streitkräfte niht gegen Griechenland oder das Volk Kretas verwendet werden möchten. Der Erste Lord des Schaßamts Balfour fragte hierauf Sir W. Harcourt unter Beifallsrufen aus dem Hause, ob er hiermit ein bestimmtes Tadelsvotum beantragen wolle. Jn diesem Falle, aber sonst nit, werde er die Sißung am nächsten Donnerstag für die beantragte Debatte einräumen. Sir W. Harcourt gab zur Antwort, sein Zweck sei, von der Regierung eine Mittheilung zu erlangen, ähnlich den in anderen Ländern E Mittheilungen, um sich ein Urtheil über die Ab- thten der Regierung bilden zu können und das Haus um seine Meinung darüber zu befragen. Gegenwärtig wisse er nit, ob die Regierung britishe Streitkräfte gegen Griechen- länd oder das Volë von Kreta zu verwenden beabsichtige oder nicht ; er hoffe, daß sie diese Absicht niht habe. Sein Antrag bezwecke kein Tadelsvotum, aber vom Standpunkte der Oppo- sition sei es nöthig, die Ansicht des Hauses darüber zu er- langen, ob die Politik der Regierung eine rihtige und weise sei; nah der Ansicht der Opposition sei sie das nicht. Sein Ee Wunsch sei, eine volle Darlegung zu erhalten : wenn der Erste Lord des Schaßamts eine solche zugesagt hätte, würde er seinen Antrag nit angekündigt haben. Es sei ihm unmöglich zu sagen, ob derselbe ein Tadelsvotum bedeute. Nunmehr erklärte der Erste Lord des Schaßamts Balfour, keine weitere Debatte werde zur Erlangung weiterer Auskunft von der Regierung führen können. Wenn Sir W. Harcourt lediglich wünsche, daß die Regierung ihre frühere Darlegung wiederhole, so sei eine Unterbrehung der Geschäfte des Parlaments nicht nöthig; wenn indessen der Antrag Sir W. Harcourt’s auf der Tagesordnung erscheine, werde er den- jelben in weitere Erwägung ziehen, Seine gegenwärtige An- shauung sei, daß, wenn Sir W. » ear nicht ein Tadels- votum Ee es nicht angémessen wäre, weitere Zeit mit zwecklosen Debatten hinzubringen. Diese Bemerkung be- antwortete Sir W. Harcourt mit der Erklärung, daß er einen Antrag auf die Tagesordnung bringen werde. Hierauf wurde der Gegenstand verlassen. Der Vize - Präsident des Unterrichts-Departements Sir John Gorst befürwortete die Bill, betreffend die Unterstüßung bedürftiger School - Boards- P [0E geforderte Betrag beläuft sih auf 154 000 d. Cu

Frankceich.

Der Senat sehte gestern die Berathung der Vorlage, betreffend die Zuckerjteuer, fort und nahm sämmtliche Artikel des Enmourfs, sowie \{ließlich mit 156 gegen 80 Stimmen die Vorlage im Ganzen an. Ein von Buffet gestellter Antrag, wonach der Betrag der Prämien auf sucres indemnes (a!s Uebershuß über das Nendement oder als Fabrikationsabfall gewonnenen Zucker) vorweg erhoben werden jollte, wurde vom Minister-Präsidenten Méline bekämpft und mit 146 gegen 110 Stimmen abgelehnt.

Die Deputirtenkammer nahm infolge ciner Jnter- pellation über gewisse Mißbräuche bei der strafgerichtlichen Untersuchung mit 317 gegen 130 Stimmen eine von der Regierung genehmigte Tagesordnung an, durch welche die Unzuträglichkeiten des geheimen Untersuchungsverfahrens an- erkannt werden. Der Deputirte Lockroy brachte ein Amendement zur Kreditvorlage des Marine-Ministers ein, in welchem 200 Millionen für Neubauten verlangt werden, die auf vier oder fünf Annuitäten zu vertheilen wären.

Die Marine-Kömmission wird übermorgen die S ididd s ge des Marine-Ministers Besnard prüfen.

Rußland.

Das „Reuter'she Bureau“ meldet aus St. Petersburg, daß die Mächte den Vorschlag des Grafen Murawjew angenommen hätten, sowohl Gricchenland als auch die Türkei zu benachrihtigen, daß, wenn einer der beiden Theile

‘angriffsweise an der Grenze vorgehe, der angreifende Theil

verantwortlich geme! und ihm nicht gestattet werden solle, den geringsten Vortheil aus einem solchen Vorgehen zu ziehen. Eine diesen Beschluß enthaltende Note sei an die Regierungen beider Länder gesandt worden; inzwischen solle die Blockade nicht sofort durchgeführt werden.

Türkei.

Znfolge der Bemühungen des bulgarischen diplomatischen Agenten Markow hat, dem Wiener „Telegraphen-Korrespon- denz - Bureau“ zufolge, der Sultan ein Jrade erlassen, be- treffend die Errichtung einer bulgarishen Schule in Gümüldschina und einer bul garishen Kirche in Sketscha

‘(Vilajet Adrianopel).

er Bazar von Skutari (Albanien) ist, da man weitere Ruhestörungen befürchtet, noch immer geschlossen. Die Kon- sulate werden noch von Truppen bewacht.

Bei Gusinje hat ein Konflikt zwishen Türken und Montenegrinern Katitefanden, welcher auf türkisher Seite militärische Vorkehrungen veranlaßt hat.

Aus Kanea meldet „W. T. B.“, daß die Admirale den Major Bor mit der Vornahme einer Untersuhung über

_

die angebliGße Wiederbewaffnung der Türken von Selino sowie über den Verbleib der den befreiten Türken von Kantano abgenommenen Waffen und der 5000 Gewehre, welche in den Regierungsdepots ordnungsgemäß vorhanden sein müssen, betraut hätten. Die Untersuchung solle sich ferner auf die Maßnahmen erstrecken, welhe zur Fort- bringung der mohamedanischen Q außerhalb Kretas ergriffen werden könnten. Von Subaschi her, das der Hauptmann Perignon besegt hält, wurden gestern Kanonen- schüsse vernommen. Heute sollen je 500 britische Soldaten in Kanea und in Kandia ausgeschifft werden.

Der „Standard“ berichtet aus Kanea, daß die Admirale gestern über die Einzelheiten der in Vorshlag gebrachten Blockade des Golfs von Athen berathen hätten, Der Admiral Canevaro habe. die Mittheilung gemacht, daß ihm von der italienischen Regierung die Weisung zugekommen sei, niht als ältester Offizier der internationalen Flotte zu fungieren. :

Jn Athen eingetroffenen Meldungen aus dem Lager des Obersten Vasfos zufolge hätten sich am Sonnabend zwei europäische Offiziere in das Lager begeben, um über die Freilassung der bei Malaxa gefangen genommenen Türken zu unterhandeln. Der Oberst Vassos habe erklärt, er könne dieselben nur unter der Bedingung ausliefern, daß cin aus- wärtiges Schiff sie nach einem Hafen außerhalb Kretas bringe. Das betreffende Protokoll solle durch den Obersten Vassos und einen Delegirten der Admirale unterzeichnet, werden. Die Entscheidung der Admirale sei noch nit bekannt.

Wie die „Daily News“ aus Kanea melden, wird von den Admiralen der Plan berathen, die ganze Insel Kreta von den Konsuln bereisen zu lassen, um die Aufständischen mit den Absichten der Mächte bekannt zu machen. i

Griechenland.

_Der Kronprinz hat, wie „W. T. B.“ meldet, gestern anläßlich des heutigen nationalen Festes folgenden Befehl an die Truppen erlassen :

„BDffiztere und Soldaten! Im Hinblick auf den morgigen Feter- tag bef:hle i, daß alle unter meinem Kommando stehenden Truppen an diesem Tage eine fehr zurückthaltende Haltung zeigen und sh nicht dur) die Erinnerung an deo ruhmreicchen Tag hinreißen lassen sollen. Jh bin überzeugt, daß meine Befehle werden respektiert werden! Konstantin."

Aus Athen wird berichtet, der türkische Befehlshaber an der thessalishen Grenze habe eine dem Befehl des Kron- prinzen entsprehende Verordnung erlassen, durch welche die Stationschefs für jeden Zwischenfall verantwortlich gemacht werden. Das Abfeuern von Kanonenshüssen anläßlih des Nationalfestes sci bis in weit von der Grenze entfernt liegende griehishe Orte verboten worden, um jeden Untemwlinsdtek Zwischenfall zu vermeiden.

Rumänien.

Die Session des Parlaments ift bis zum 10. d. M. verlängert worden. Das allgemeine Budget für 1897/98 wurde von der Deputirtenkammer nahczu einstimmig angenommen. j

Serbien. __ Der König wird sih, dem „W. T. B.“ zufolge, bald nadz Ostern zum Besuch des Fürsten von Montenegro nah Cetinje begeben.

Amerika.

Das „Neutershe Bureau“ meldet aus Santiago (Chile), der Präsident Errazuriz habe die angebotene De- mission des Kabinets abgelehnt.

Afrika,

_ Der Gouverneur von Obok Lagarde, welcher mit einer offiziellen Sendung an den König Menelik betraut wurde, ist, wie aus Paris gemeldet wird, in Entotto eingetroffen.

Nach einer amtlihen Meldung des General-Gouverneurs Mouzinho de Albuquerque aus Mozambique ist der Aufstand in Gazaland (siehe Nr. 78 d. Bl.) nur ein theil- weiser, da mehrere Häuptlinge der Regierung treu geblieben sind.

Der „Times“ wird aus Ka pstadt berichtet, daß der Vo lks- raad des Oranje-Freistaats sei gestern eröffnet worden ist. Zn seiner Eröffnungsrede habe der Präsident die Frage des engeren Anschlusses an Transvaal besprohen und erklärt, daß die in der jüngst stattgehabten Konferenz getroffenen Verein: barungen ohne Zweifel würden ratifiziert werden.

Parlamentarische Nachrichten.

_Die Schlußberichte über die gestrigen Sizungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten be: finden sih in der Ersten Beilage.

In der heutigen (207.) Sißung des Neichstages, welher der Staatssekretär des Reichs-Justizamts Dr. Nieberding beiwohnte, wurde die zweite Berathung des Handels Ie im drilten Abschnitt des zweiten Buches: „Aktiengesellschaften“, fortgeseßt.

Zu §238 hat die Kommission folgenden Zusaß gemacht:

„Die Mitglieder des Vorstandes und die Beamten der

SeleliGaIs dürfen an der Wahl des Aufsichtsraths - nicht theil-

nebmen.“

Abg. Freiherr von Stumm (Reichsp.) beantragt, diesen Zusaß dahin zu ändern, daß er nur für Aktiengesellschaften gelte, deren Aktien niht auf Namen lauten. Er fei eigentli für die Streihung des ganzen Zusatzes, weil der Kommissionsbes&luf ein Schlag ins Wasser sei bei den Aktiengesellshaften, deren Aktien an der Börse gehandelt würden ; denn die Beamten brauchten dann ihre Altien nur an einen Stell- vectreter abzugeben, der in ihrem Sinne wählen solle. Anders liege die Sade aber bei den Familien-Aktiengesellshaften, wo die Leiter des Betricbes einen großen Theil der auf den Namen lautenden Aktien selbst besäßen. Hier sollte man eine weitere Mobilisierung der Aktien verhindern.

Abg. Ga my (Reichsp.) hält es ebenfalls für zweckmäßig, die Namen - Aktiengesellschaften dur eine solhe Bevorzugung zu fördern. Redner beantragt ferner, die Bestimmung des § 238 zu streichen, wonach der. Widerzuf der Bestellung eines Aufsichtsrathes dur die Generalbersammlung erfolgen könne, wozu & aber, wenn im Gesellshaftsvertrage nihts Anderes bestimmt sei, einer Mehr- heit von drei Vierteln des Grundkapitals bedürfe. Die General- verfammlung müsse ermächtigt sein, Personen, die sich eines Ver- r Mile did u. f. w. schuldig gemacht hätten, durch einfahe Mehrheit zu entfernen.

, Vei Schluß des Blattes hatte der Staatssekretär des. Reichs-Justizamts Dr. Nieberding das Wort.

‘auswärts Arbeit suhen wollen. Andererseits haben aber auch

Im Hause der Abgeordneten gelangte in der eutigen (66.) Sißung, welcher der Finanz-Minister Dr. von iquel, der Minisier der geistlichen, Unterrichts- und Medi- zinal-Angelegenheiten D. Dr. Bosse und der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld beiwohnten, zunächst der Geseßentwurf, betreffend das Charité - Krankenhaus und den Botanishen Garten in Berlin, zur ersten Beratung, i : E

Abg. Dr. Langerhans (fr. Volfsp.): Im Verhältniß zur Größe der Berliner Universität sind die vorhandenen medizinischen Kliniken nicht genügend. Wir haben nur drei, von denen zwei in der Charitó untergebracht sind. Wenn in einer Klinik 200 Zuhörer vor- handen sind, fo können die Aerzte nicht genügend ausgebildet werden. In dem vorliegenden Bauprojekt find keine Ställe für Bersuchsthiere vorge- sehen, die heute bei jeder Klinik nothwendig find. Auf einen ferneren Mangel haben wir alljährlih_ s{hon bei dem Etat hingewiesen, das 1ist das Fehlen einer Station fc irre Verbrecher. Die Unterbringung dieser Personen iff sehr \chwer, „weil sie zum theil als Gefangene behandelt werden müssen, ,__da unter ihnen auch Simulanten find. Abgesehen von diesem Mangel, bin ich im Ganzen für das vorliegende Projeft. Der Umbau der Charitó ist für die Wissenschaft und auch für die Heil- zwecke eine dringende Nothwendigkeit, und ih bin gern bereit, die Vêittel dafür zu bewilligen. Es ist nur zu bedauern, daß bei dem Umbau die Anzahl- der vorhandenen Betten um 300 vermindert werden foll. Jh halte mich für verpflichtet, auf diese Mängel aufmerksam zu machen; denn wenn diefe nicht abgestellt werden, ist dic Arbeit nicht ganz gemacht. Bedauern muß ih aber, daß gleihzeitig der Botanische Garten verlegt werden soll, weil dadurch Uebelstände eintreten, die dur einen neuen Botani]hen Garten in nätster Zeit gar- nicht beseitigt werden können. Wir haben in dem alten Garten eine große Reihe von Bäumen und Sträuchern, die f außerordentlich \{höôn entwickelt haben und die in dem neuen Garten in den nächsten Jahren nichi wieder erseyt werden können. Allerdings wirkt die Umgebung des Gartens, Häufer und Fabriken, außerordentli) nachtheilig auf die Veyetation; indessen is der Naum, den der Garten einnimmt, fo weitläufig, daß diefe Cinwirkung außer Betracht bleiben kann. &s werden sich Häuser auf dem Terrain er- heben; zwar werden anfangs Villen gebaut werden, aber die werden bald durch große Häuser erseßt werden. Dec Minister Friedenthal hatte st. Z. beabsichtigt, bei Treptow eine dendrologishe Anlage zu nahen, und im Anschluß daran sollte dorthin auc der Botanische Garten gelegt werden. Der Gedanke, aus dem Botanischen Garten einen Park zu machen, ist zwar sehr s{chöôn, aber der Plag liegt doch immer am äußersten Ende von Berlin. Er foll nun nur zum theil bebaut werden, so daß noch ein Park in ter doppelten Größe des Schiller- playes übrig bleibt. Es wäre sehr gut, wenn die Stadt Berlin das Grundstück ankaufte, aber der Staat macht einen zu theuren Preis. Auf eine Eingave aa die Regierung, wenigstens einen Theil des Gartens an die Stadt abzutreten, ist noch fein Bescheid eingegangen. Durch die zahlreihen Besucher mit Kin dern [leidet allerdings die Benuyung des Gartens für die Zwecke des botanischen Studiums, aber dieser Uebelstand ließe sih wohl befeitigen. Die Anlage des neuen Gartens erfordert längere Zeit, sodaß vorläufig der - alte Ga1ten ncch nicht veräußert werden kann. Bei Treptow ist ein Grundftück fehr geeignet für die Anlage cines botanishen Gartens wegen der Bewössecungsverhältnisse, und dieses Grundstück kann die Regierung umsonst haben. H :

Geheimer Ober-NMegierungé-Rath Dr. Alth off: Bei dem Neu- bau der Charité find in Verbindung mit den Kliniken auch Poly- fliniken geplant, so daß den Bedürfnissen des medizinisczen Unterrihts nach allen Seiten Nechnung getragen werden fann. Die Stadt Berlin könnte felbst auch dazu mithelfen, daß das Manko von dreihundert Betten beseitigt wird. In der Charité sollten nur folhe Kranke aufgenommen werden, die si für Lehrzwedle eignen, Die Unterrichtsverwaltung is der Ansicht, daß wir mit dem Projekt wohl auskommen werden. Die Sachverständigen find särtmtlich darüber einig, daß ausreihende Gründe für die Verlegung des Botanishen Gartens vorhanden find; seit Jahren sind darüber Erörterungen gepflogen worden. Der Garten ist viel zu klein; der Mustergarten bei London ift 100 ha groß. Für die pflanzengeographische Abtheilung und für cin Arboreturn ist in dem jeßigen Garten kein Plaß vorhanden. Ferner ift der Garten von allen Seiten eingebaut, den Pflanzen fehlt die Lusft- zirkulation und Sonne. Nauhund Shmuß beeinträchtigen die Vegetation. Daß der Garten als Park vom Publikum benuyt wird, hat au Schädigungen zur Folge. Wenn der Garten bei- behalten werden foll, muß er vor allen für das Publikum geschloffen werden, und dann hat das Publikum auch nihts vom Park. Wir haben alle Terrains in der Nähe von Berlin, au das bei Treptow, von den bewährtesten Sachverständigen unter- suchen lassen, und diese haben uns übereinstimmend gesagt, daß kein befseres gefunden werden fann als das bei Dahlem. Wir hoffen, daß der neue Garten dort für die Wissenschaft die beste Anlage und eine große Sehenswür digkeit werden wird. :

Abg. Dr. Langerhans beantragt die Ueberweisung der Vor- lag? an die Budgetkom missicn und meint, daß die Polykliniken den Werth der Klinifken für Lehczwecke nicht ersetzen könnten, Wenn nur solhe Kranke in die Charité aufgenommen werden foilten, deren Fälle ih für Unterrichtszwecke cignen, wer solle das denn bei der Einbringung eines Kranken entsheiden? Redner bält seine Bedenken g?gen die Berlegung des Botanischen Gartens nah Dahlem aufrecht.

ierauf nimmt der Finanz-Minister Dr. von Miquel das Wort, dessen Rede morgen im Worilaut wiedergegeben werden wird.

Der Kommerzien-Rath Koe pp, Mitglied des Reich s- (gge für den 2. Wiesbadener Wahlkreis, ist, wie „W. T. B.“ berichtet, heute Nacht in Wiesbaden gestorben.

Dem Reichstage find die Berichte über die Thätig- keit der Reichskommissare für das Auswanderungswesen während des Jahres 1896 nebst fstatistischen Nach- weisungen übermittelt worden.

Arbeiterbewegung.

In Königsberg i. Pr. haben ‘einer Meldung des „Oftpr. Gen.-Anz.* zufolge, welche das „D. B. H.* übermittelt, die Zimmer - leute wegen Lohnstreites heute die Arbeit eingestellt.

Aus Menden wird der „Rhein.- Westf. Ztg.“ berihtet: Unter den Bohrern der Hönnethaler Kalkwerke ijt am Sonnabend ein Ausstand ausgebrohen. Die Ursäche soll darin liegen, daß die Bohrer, bislang meterweise im Accord beschäftigt, dabei auch das Graben werthlosen Gefteins bezahlt erhielten. Infolge einer Aenderung hierin, wonach sie waggonweise gebrochenes Kalkgestein bezahlt erhalten sollten, haben sie die Arbeit niedergelegt. i

Aus Brandenburg a. H. berichtet der „Vorwärts“ zum dor-

: tigen Maurerausf\tand, daß E Zahl der Ausständigen rund

500 Mann beträgt (vgl. Nr- 79 d. BlI.). E

In Bremen haben, der „Weser-Ztg.“ zufolge, die Schu h- machergehilfen gestern den Ausstand angekündigt, nachdem die meisten Wbelicudes die Forderungen der Arbeiter abgelehnt haben. Geftern Nachmittag folleu etwa 30 Gesellen abgereist sein, LEE manche Arbeitgeber in Voraus\iht des Komwmenden von auswärts Ersaßkräfte herangezogen. ¿ j

In Lübe ck haben sich, wie die „L. A.* mittheilen, die ausfländigen Msöbeltis{ler (vgl. Nr. 79 d. Fu den Arbeitgebern gegenüber bereit erklärt, eine Kommission aus threr Mitte zu erwählen. Die Arbeitgeber sind willens, mit dieser neuen Kommission zu verhandeln. Als Grundlage für die Verhandlungen ist das Festhalten an dem zehn-

e v Arbeitstage aufgestellt, da die Arbeitgeber von diesem nicht abzugeben beabsichtigen. \

In Basel befinden \ch einer Mittheilung des „Vorroärts* zus folge die Maler im Ausftande.

Verkehrs-Anstalten.

Der Fahrplan der Königlihen Eisenbahn-Direktion Cassel, der am 1. Mai 1897 in Kraft tritt, weicht in folgenden wichtigen Aenderungen von dem bisherigen Winter-Fahrplan ab: I. Neue Züge werden gefahren: Die Personenzüge 455 und 456 zwischen Sarnau und Marburg als Fortseßung der Züge 478/479 der Strecke Frankenberg—Sarnau: Pz. 455 Sarnau ab: 9,22 N., Marburg an: 9,44 N. Pz. 456 Marburg ab: 10,22 N., Sarnau an: 10148 N. Perfonenzug 180 Cassel ab: 4,30 N., Warburg an: 5,49 N., Ans{luß daselbs an Pz. 362. Warburz ab: 5,50 N., Alten- beken an: 6.22 N. und in Al‘enbteken an den D-Zug 32 Berlin—Köln (Köln an: 10,24 N.). Pz. 180 nimmt in Cassel Anschlüsse auf von den Zügen 93, 55 und 73 aus der Richtung von Frankfurt a. M., 56 und 258 aus der Nichtung von Nordkausen, 72 aus der Richtung von Hannover und 453 aus der Nichturg von Waldkappyel und bietet eine neue, sebr günstige Verbindung nah dem Westen Deutschlands. Außer- dem sind auf der Strecke Warburg-Altenbeken zwei Personenzüge Nr. 366 und 365 neu eingelegt. Auf der Strecke (Northeim)—Wulften —Duderstadt werten die Züge mit Personenbesörderung bereits vom 1. Mai d. J. ab fo gefahren, wie es nah der Betriebseröffnung der Strecke Duderstadt—Leinefelde erforderlih wird. Der Tag der Betriebs- cröffnung der Strecke Duderstadt—Leinefelde wird besonders bekanni gemacht. Il. Negelmäßige Sommerzüge. Die Schnellzüge 71 a en Sie A und 72a (Hamburg)—Elze— Göttingen ; Zug 71 a Göttingen ab: 2.48 N. ; Elze durch : 4.01 N. ; Zug 72 a Elze ab: 1.30 N., Göttingen an: 3.01 N. III. Ausfallende Züge. Die bisber zwishen Wulften und Duderstadt beförderten Züge 303, 304 und 308, fowie die Sommerzüge 305a und 30838 und die bis» herigen Züge 306 Duderstadt—Wulften—Northeim und 305 Northeim— Wulften—Duderstadt; dafür werden die neuen Züge 303, 304, 305, 306 und 310 zwischen Duderstadt und Wulften, sowiz 307 und 308 zwishen Duderstadt und Northeim befördert. 1IV. Wesentliche Zugverlegungen und Herstellung neuer Anschlüsse. Zur Ermöglichung des Uebergangs halten die Schnellzüge 53 Frank- furt— Cassel von 2 23 bis 238 B. und 189 Cassel—Bebra von 228 bis 2 ¿2 V. in Guntershaufen. Die Schnellzüge 189 und 190 zwischen Cafsel und Bebra erhalten auf ihrem ferneren Lauf über Weimar— Gera—Weischlitz in Eger unmittelbare Anschlüsse an die österreitishen Tagesshnellzüge Nr. 3 und 4 zwischen Eger und Wien; infolge dessen kann Sz 190 anstatt bisher 1 ¿2 V. vom 1. Mai ab erst 244 V. in Cassel eintreffen. Die bisberigen Aufenthalte dieses Zuges in Gantershausen und Wilhelmshöhe fallen fort.

Der Fahrplan der Königlichen Eisenbahn-Direktion Münster i. W., der am 1. Mai 1897 in Kraft tritt, enthält gegen- über dem Winter-Fahrplan 1896/97 folgende wichtigere Aende- rungen: 1. Badeverkehr nah den ostfriefishen Nordseebädern. Die Bade-Schnellzüge werden nicht mehr im wechselnden Fahrplan, sondern täglih in der Zeit vom 1, Juli bis 15. September nach festen Fahrplänen gefahren 1) Köln und Elberfeld—Norddeih und zurüd. Nacbtverbindungen: Köln ab 12,28, Münster an 3,22 mit D-Zug 91. Elberfeld ab 12,48, Münster an 3,18 (Schnellzug 89). Münster ab 3,32, Norddeich an 8,13 (Bade-Schnellzug 400). Norddeich ab 9,42, Münster an 4,12 (Bade-Schnellzug 407). Elberfeld 6,44 mit Pz. 47. Köln an 7,40 mit D-Zug 96. Tagesverbindungen: Köln ab 7,40 Sz. 263, Elberfeld ab 9,23 (Bade-Schnellzug 87). Unna ab 10,37, Münster 11,28 bis 11,32, Norddeich an 4,31 (Bade-Snellzug 404). Norddeich ab 10,598, Münster an 3,48 mit Bade: Schnellzug 401. Köln an 7,43 mit Sz. 92. Elberfeld 6,32 mit Bade-Schnellzug 401/88. 2) Berlin—Norddeih und zurück. Nachtverbindungen: Berlin L. ab 11 32, Bremen 5,22—5,44, Norddeih an 10,18. Norddeich ab 7,22, Bremen 11,26—11,22, Berlin Pr. 7,39. Tagesverbindungen: Berlin Schl. Bf. 7,24, Berlin Fr. Bf. 7,40, Bremen 1,40—2,04, Norddeih 6,22. Nordtech ab 10,36, Bremen 3,09—3,24, Berlin L. an 8,23. 11. An sonstigen Aenderungen find hervorzuheben: Neuer Zug 65/365. Paderborn (Abf. 10,36) Warburg (Ank. 12,24). Anschluß în Altenbeken an Zug 23 nah Herford, in Warburg an Personenzug 193 nah Cassel und Schnellzug 188 nach Schwerte. Neuer Zug 366. Warburg (Abf. 9,36) Altenbeken (Ank. 10,41). In Warburg Anschluß vom Zuge 183 von Arnsberg und vom Zuge 712 von Korbach; in Alten- beken Anschluß an Zug 23 nah Herford und 40 nah Soest. Schnellzug 497 fährt 14 Minuten früher von Hamm unter Auf- gabe des Anschlusses vom Perfonenzuge 161 von Unna. Personen- zug 293. Von Münster 11 Minuten früher zur Erreihung des An- schiusscs an den neuen Schnelizug 7 Köln—Berlin in Hamm. Die Züge 213 und 214 Bohum—Wanne— Recklinghausen sind auf die Strecke Necklinghaufen—Haltern auëgedehnt. Neuer gemischter Zug 87 Norden—Wittmund, eingelegt zur Herstellung einer Verbindung von dem Zuge 87 Emden—Norden an den Oldenburger Zug 87 in Witt- mund. Neuer gemischter Zug 84 Wittmund—Norden, eingelegt zur Herstellung der Verbindung von dem Oldenburger Zuge 84 an den Zug 84 Norden—Emden. Neuer Zug 339. Osnabrück ab 12,32, Bielefeld an 2,50. Neuer Zug 342. Bielefeld ab 11,01, Osnabrück än 1,2L. R

Bremen, 6. April. (W. T. B) Norddeutscher Lloyd. SD. „Fulda“ 4. April Vi. in Genua angek. PD. „Aachen“, n. Baltimore bestimmt, 4. April Mittags in Philadelphia angek.

D. „Wittekind *, v. La Plata kommend, 4. Apri] Vim. Las

almas passier. PD. „Dresden“, n. Baltimore bestimmt, 4. April Mittags Lizard passiert. PD. „Mark“, n. d. La Plata bestimmt, 4. April Nm. in Antwerpen angek. PD. „Weimar“, v. New-York kommend, 4. April Nm. Saint Catharines Point passiert. D. „Heimburg*, n. Brasilien bestimmt, 4. April Nm. in Antwerven angek. RPD. „Prinz Heinrich“, n. Ost-Asien bestimmt, 4. April Abds. in Genua angek. RPD. „Sachsen®" hat 4. April Vm. Reife v. Singapore n. Colombo fortge). RPD. „Gera“, n. Australien bestimmt, 5. April Vm. in Adelaide angek. PO. „Friedrich der Große*, n. New-York bestimmt, 5. April Nm. Dover passiert.

Hamburg, 9, April. (W. T. B.) Hamburg-Amerika - Linie. D. „Pennsylvania“, von Hamburg kommend, ift gestern Mittag in New-York eingetroffen. SOD. „Allemannia" und P.OD. „Markomannia*“ sind geftern, von Hamburg kommend, in St. Thomas eingetroffen. j

London, 6. April. (W. T. B.) Union-Linie. UD. „Scot* ist auf der Heimreise gestern von Madeira abgegangen. :

Rotterdam, 9. April. (W. T. B.) olland-Amerika- Linie. D. „Veendam*, von New-York nach Rotterdam, hat beute Mergen Scilly passiert. D. „Werkendam“, von Rotterdam nach New-York, ift gestern Nahmittag von Rotterdam abgegangen.

Theater und Musik,

Königliches attc let are üs U

Der gestrige, leßte Gesellshaftsabend dieses Winters haite äußerlih wieder das n schon gewohnte festliche Aussehen. Zur Auf- führung gelangte, neu einstudiert, Auber's anmuthige, kaum mehr genug gewürdigte komishe Oper „Der Maurer“. Man wird nicht fagen können, daß das über siebzig Jahre alte Werk seine ganze ursprüngliche Kraft sich bewahrt habe, aber immerhin ijt die Musik überall fo fris und gefällig, so melodiös und ausdruck8voll, daß jeder unbefangene Hörer seine Freude daran haben kann. Die gestrige Aufführung ver- diente in allen Theilen uneinges{hränktes Lob. Von den mitwirkenden Gesangsfkräften traten die Herren Philipp (Maurer Roger) und Krolop (Schlosser Baptiste) dur charakteriftisches Sptel hervor,

und der erstere Künftler zeigte fich auh ftimmlih besonders gut disponiert. Die weriblihen Hauptrollen wurden von Frau Perzog G und Frau Goetze (Frau Bertrand) vorzüglich gesungen und umorvoll gespielt; namentlich kam das Ductt im dritten Akt aufs beste zur Geltung. Zu loben waren ferner besonders gesanglich Fräulein Egli als Irma, und Herr Naval als Leon. Auch waren die Nebenrollen gut besetzt. ;

Der Vorstellung wohnten Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin bis zum Schlusse bei.

Konzerte.

Herr Konrad Kayser veranstaltete am Sonnabend im Saal Bechsiein eine Shüler-Aufführung, in der befonders die Klavier- vorträge erfreulihe technische Sicherheit und verständnifvolle Auf- fassung erkennen ließen; nur das Beethoven’she Es-dur- Konzert, von Liszt für zwei Flügel eingerihtet, schien für den ersten Vortragenden“ eine zu schwere Aufgabe zu sein; dagegen gelangen Bach's C-dur-Konzert, Haydn's Variationen, die Polonaise in E-dur von Weber sowie einige Stücke von Chopin jehr gut. Sämmtliche Klavierspieler waren Eleven des Direktors. Was die Gesangleistungen betrifft, so scheint die Lehrmethode des Fräulein Katharina Sareßz auf richtigen Grundlagen zu basieren, wenn auch die Vortragenden zumeist noch einer sorgfältigen Fortsezung threr Studien bedürfen. Das nicht eben zahlreih erschienene Publikum spendete den angehenden Künstlern aufmunternde Beifallsbezeugungen.

Gestern gab die Pianistin Alice Moir aus Schottland, die in Berlin unter der Leitung des Professors Klindworth ihre Studien _ge- macht hat, im Saal Bechstein ihr erstes Konzert. Ste eröffnete dasselbe mit Bah?s D-moll-Fuge; dann folgten die 32 Varia- tionen von Beethoven und einige kleinere Stücke von Liszt, Chopin und Anderen. Wenn auch die Vortragende roh eine gewisse Befangenheit spüren ließ und nicht alles ohne kleine Unebenheiten ablief, so war do die weit entwickelte technische Fertigkeit und lobenswerthe Auf- fassung anzuerkennen. Unterstüßt wurke das Konzert dur die hter bereits vortheilhaft bekannte Mezzosopranistin Susanne Triepel, die mit klangvoller, besonders in der Tiefe ausgiebtiger, wobhlgeshulter Stimme Lieder von Mendels\fohn, Brahms, Schubert, Franz, Henschel und Herrmann unter lebhaftem Beifall vortrug, der auch der Pianistin zu theil wurde. Die Klavierbegleitung der Lieder hatte Profeffor Klindworth übernommen.

Im Königlichen Opernhause werden morgen Mascagni's „Cavalleria rusticana“ mit Frau Sucher als Santuzza, Herrn Sylva als Turiddu, Herrn Bulß als Alfio und Fräulein Cortefe als Lola und Auber's konishe Oper „Der Maurer® auf- geführt. In letzterer ist die Beseßung folgende: Láon: Herr Naval; Roger: Herr Philipp; Baptiste: Herr Krelov; e A Frau Herzog; Frau Bertrand: Frau Göße; Irma:

räulein Egli, Kapellmeister Dr. Muck dirigiert. Setne Majestät der Kaiser ließ nah der gestrigen Aufführung der Oper «Der Maurer" und des Ballets „Phantasien im Bremer Rathskelier" (leßter GefellsWaftsabend) durch den General-Intenbdanten Grafen von Hochberg sämmtlichen Mitwirkenden Allerhöchstscine Anerkennung und Zufriedenheit ausfpreen.

Im KöniglichenSchauspielhau se geht morgen Shakespeare?s „König Heinrich TV.“, erster Theil, in Scene. Die Beseßung lautet: König Heinrih: Herr Ladwig; Prinz Heinrich: Herr Purschian; Percy: Herr Keßler ; Falstaff : Herr Molenar; Lady Percy: Fräulein Lindner; Frau Hurtig: Frau Schramm; Poins: Herr Herter; Franz: Frau Conrad. Die neuen Dekorationen sind von dem Königlichen Theatermaler Herrn Quaglio, von den Dekorationss malern Bukacz u. Harder in Berlin und vom Herzoglichen Hof- maler Professor Brückner in Coburg angefertigt.

In der morgigen (75.) Aufführung von „Renaissance* im Ber- liner Theater wird die Relle der Marchesa, welhe bisher von Maria Pospischil gespielt wurde, zum ersten Mal ron Margarethe Tondeur dargestellt roerden. j

Das Sqchiller-Theater veranstaltet am nähsten Sonntag Nachmittag eine Vorstellung zu Gunsten des „Lette-Vereins*“. Zur Aufführung kommt Shakespeare’s „Wintermärchen*. Der Vor- vertauf der Billets für diefe Wohlthä! igkeits-Vorstellung beginnt morgen an der Tageskasse des Theaters. Eine Vorverkaufgebühr wird auch für diese Borstellung nicht erhoben. ,

Eine Chor - Aufführung des Stern'schen Gesangvereins findet am Sonnabend, den 24. d. M., in der Kaiser Wilhelm- Gedächtnißkirhe unter Leitung des Professors Gernsheim und solistisher Mitwirkung der Damen Frau Gmür - Harloff (Sopran), und Frau Craemer - Schleger (Alt) sowie der Herren Carl Dierich (Tenor) und Anton Sistermans (Baß) ftatt. Aus Anlaß des Todes Johannes Brahms?’ wird das Konzert dem Andenken des großen Künstlers gewidmet sein. Das Programm wird eine Kantate von Bach sowie von Brahms'schen Werken das Adagio aus dem Violinkonzert und das „Deutsche Nequtem“ enthalten. Der Kartenverkauf ist bei Bote u. Bock eröffuet.

Im Konzerthause, welhes nunmehr nahezu dreißig Jahre besteht, wird morgen das 6000, Konzert stattfinden. Zur Feter dieses seltenen Festes hat Herr Direktor C. F. Wittmann einen Prolog gedichtet, den er selbst sprehen wird. Außerdem sind für diefen Abend Frau Professor Niklas-Kempner, die bekannte Gesangs meisterin, für Liedervorträge, sowie die Pianistin Fräulein Ottilie Lichterfeld, weldhe das G-dur-Konzert von Beethoven spielen wird,

ewonnen worden. Die Kapelle, unter Herrn Karl Meyder's Leitung, Reuertan dem Programm die dritte „Leonoren-" Ouvertüre von Beethoven, den „Einzug der Götter* aus dem „Nheingold“, die Ouvertüre zu „Tannhäufer“ con N. Wagner, „Meditation*“ von Bah-Gounod und den „Huldigungsmarsh“ von E. Grieg bei. Das Konzerthaus wird an diesem Abend festlih geschmüdckt sein. E /

Am 17. April findet in der Philharmonie eine Auf- führung von Kompositionen amerikanisher Kompeo- nisten, und zwar mit dem Philharmouishen Orchester unter Leitung des Herrn Hof-Kapellmeisters Dr. Car [l Muck ftatt. Der Kartenverkauf wird demnächst bei Bote u. Bock eröffnet.

Die Königliche Akademie der Künste, der General- Intendant der Königlichen Hofmusik und die Königliche Kapelle ließen am Sarge von Johannes Brahms in Wien Lorbeerkränze niederlegen.

Der „Deutsche Bühnenverein®" hat gelegentlich feiner Generalver|ammlung, die im vergangenen Jahre in Berlin tagte, ein- stimmig den Beshluß gefaßt, . eine ständige Kommission zu wählen, welche die von seiten der Bühnenmitglieder vorgebrahten Wünsche in Bezug auf Abänderung der bestehenden Theaterkontrakte prüfen und ein neues Vertraäsformular ausarbeiten foll. Diee Kommission besteht aus fünf Bühnenleitern : Dr. Burckhard, Wien (Hofburg-Theater), Intendant von Lepel-Guit, Hannover (Hoftheater), Intendant Pras, Berlin (Berliner Theater), Der. Krüdl, Straßburg, und Direktor Berstl, Rudolstadt. In den ersten Tagen dieses Monats trat die genannte Kommission in München zu- sammen, um über die für das gesammte Theaterwesen hohwichtige Kontraktfrage zu berathen. Das Resultat der Berathungen wird der im Mai in Wien. stattfindenden Generalversammlung des Deutschen Bühnenvereins vorgelegt werden.

Mannigfaltiges.

In Gegenwart Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin fand heute Mittag in der englischen Kapelle im Monbijou- ark die Trauerfeier für die verstorbene Gemablin des groß, ritannishen Botschafters, Lady Maria Lascel les, statt. Die Ueberführung der Leiche vom Botschaftshotel nah der Kapelle erfolgte unmittelbar vor Beginn der Feier. Seine Majestät der Kaifer, Allerböchstwelcher die mae Admirals - Uniform E hatte, t Ihrer jeftät ón

Schloß, als

e, verließ mi der Kaiserin das tal der Trauerkondukt die Burg erreicht hatte, und ließ den Wagen im Schritt folgen. Nachdem der ernste