1897 / 87 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 12 Apr 1897 18:00:01 GMT) scan diff

veise silberbordierten Hut mit weißer Feder; zur n Uniform dagegen s{warze Uaterkleider“ ichunae Kniehosen, schwarze seidene Strümpfe und he mit parzen Schleifen). Jn den ersten vierzehn Tagen tragen die - shwarze wollene Westen und shwarze Handschuhe, in ris E, aht Tagen s{hwarze seidene Westen und graue n e. Barlie: den 11. April 1897. Der Ober - Zeremouienmeister. Graf N. Eulenburg.

Ministerium des Jnnern.

Auf Grund des § 19 des Regulativs vom 30. November 1883/3. Juli 1891 zu dem Gesege, betreffend die Befähigung für den höheren Verwaltungsdienst, vom 11. März 1879 ist, an Stelle des auf seinen Wunsch von dem Amte als Mitglied der Prüfungskommission für höhere Verwaltungsbeamte ent- bundenen Geheimen Ober-Regierungs:Raths und vortragenden Raths im Ministerium sür Landwirthschaft, Domänen und Forsten Dr. Hermes, der Präsident des Ober:Landeskultur- gerihts Rintelen zum Mitgliede dieser Kommission ernannt

worden. E

Dem Landrath Grafen Clairon d’Haussonville ist das Landrathsamt im Kreise Merseburg übertragen worden.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Die nachbenannten Königlichen Gewerbe-Jnspek- toren sind in gleiher Amtseigenshaft verseßt worden, und zwar: |

Kuschelbauer von Stade nah Osnabrück,

Stromeyer von Osnabrück nah Stettin,

Schwager von Stralsund nah Minden,

Wallenius von Neumünster nah Trier,

Dr. Hölzer von Magdeburg nah Erfurt,

Neumann von Erfurt nah Magdeburg,

Garnn von Trier nah Danzig,

Dr. Wollner von Danzig nah Stralsund,

Remerßtz von Stettin nas Neumünster und

Kozer von Wesel nah Stade.

Der Königlihe Gewerbe-Jnspektor Mente in Minden ist aus dem Königlih preußishen Staatsdienst ausgeschieden.

Angekommen:

Seine Excellenz der Staats - Ministcr und Minister für Gandroizidialt, Domänen und Forsten Freiherr von Ham mer- stein, aus der Provinz Hannover.

Jn der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats - Anzeigers“ wird cine Bekanntmachung des Ministeriums der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten, betreffend die Zusammen- LEnnO der Sachverständigen-Kommissionen bei den Königlichen Museen in Berlin für die Zeit bis zum 31. März 1900, veröffentlicht.

Nichkamtlickes.

Deutsches Rei. Preußen. Berlin, 12. April.

Jhre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten wohnten gestern Vormittag dem Gottesdienst in der Gnaden- Kirche und sodann der Trauerfeier für den verewigten Staats- sekretär des Reichs-Postamts Dr. von Stephan im Lichthof des neuen Post-Museums bei.

Heute Vormittag hörten Seine Majestät der Kaiser den Vortrag des Chefs des Zivilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus, und hierauf die Marinevorträge.

Der italienishe Minister der Posten und Telegraphen hat nah dem Tode des Staatssekretärs des Reichs-Postamts Dr. von Stephan folgende Beileids- depesche an den Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe gesandt:

„Italie qui a suivi maintes fois de la longue et savante expérience de LVillustre doctour Stephan en pleure la perte ainsi que l’Allemagne et tout le monde civilisé. Je me rends interprète de ces sentiments bien sincères, en présentant à Votre Altesse Sérénissime les profondes condoléances du Gouvernement de Sa Majesté le Roi d’stalie et plus particulièrement celles de Fadministration que j’ai P’honneur de diriger.

Le Ministre des Postes et des Télégraphes. Emile Sineo,“

Darauf ist folgende telegraphishe Antwort des Reichs- kanzler s ergangen:

„Profondêment touché de la sympathie que Votre Excellence a bien voulu m'’exprimer au nom du Gou- vVernement de Sa Majesté le Roi d’Italio et de Votre Administration à l’occasíon de la mort de Mr. de Stephan, Je prie Votre Excellence d’en agréer mes remercîments em- PÞressés. Le Gouvernement de Sa Majesté l’Empereur est bien sensible à la part sincère que VItalie prend à la perte douloureuse que l’Allemagne vient d’éprouver par la mort de cet homme ¿minent“,

les enseignements

Anläßlih der Bckanntmachung des Reichskanzlers vom 12. März d. J., betreffend die Umwandlung der vier- prozentigen Neihs-Anleihe in eine dreieinhalb- prozentige, find Anträge auf Baarzahlung des Kapital- betrages weder von Jnhabern vierprozentiger Reihs-Schuld- verschreibungen noch von Reichss{huldbuh-Gläubigern gestellt worden. Die im § 1 des Gesetzes, betreffend die Kündigung und Umwandlung der vierprozentigen Reichs-Anleihe, vom 8. März 1897 (Reichs-Geseßblatt Seite 21) dem Reichskanzler ertheilte I aung zue Kündigung der Schuldversethreibungen und eingetragenen Buchshulden der vierprozentigen Reichs- Anleihe gelangt somit niht zur Ausübung.

Die eisenbahnfahwissenshaftlihen Vorlesungen finden im Sommer-Halbjahr 1897 in folgender Weise statt :

Jn Berlin werden in Räumen der Universität Vor- lesungen über die National: ODefonomie der Eisenbahnen, ins- besondere das Tarifwesen, und über den Betrieb der Eisen- bahnen gehalten werden. Das Nähere, namentlich auch be- üglih der Anmeldung zu den Vorlesungen, ist aus dem An- t ag in der Universität ersichtlich. i :

In Köln finden reine über Eisenbahn-Betriebs- lehre im früheren linksrheinishen Eisenbahn - Direktions- gebäude statt.

Der Königlich großbritannishe Botschafter am hiesigen Allerhöchsten Hofe Sir Frank Cavendish Lascelles hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungiert der Erste Botschafts-Sekretär bei der hiesigen König- lih großbritannishen Botschaft Viscount Gough als Ge- shäftsträger.

Der Regierungs - Assessor Dr. Werner zu Neumarkt in Schlefien ist der Königlichen Regierung zu Aurich zur weiteren dienstlihen Verwendung überwiesen worden.

Der Regierungs-Ass-\sor Rothe zu Eisleben ist dem Land- rath des Kreises Marienburg im Regierungsbezirk Danzig, der Regierungas-Assessor Gosling zu Osnabrück dem Landrath des Kreises Burgdorf im Regierungsbezirk Lüneburg, der Regierungs- Assestor Freiherr von“ Heyden-Rynsh zu Halle a. S. dem Landrath des Landkreises Dortmund im Regierungsbezirk Arnsberg, der Regierungs-Assessor Dr. jur. von Keudell zu Weimar dem Landrath des Kreises Schmal- kalden im Regierungsbezirk Cassel und der Regierungs-Asessor von -Bemberg-Flamersheim zu Berlin dem Landrath des Kreises Saarbrücken im Regierungsbezirk Trier zur Hilfe- leistung in den landräthlihen Geschäften zugetheilt worden.

Die Regierungs- Referendare Pahlke aus Düsseldorf, Ostendor ff aus Königsberg, Hellwig aus Liegniß, Volz aus Breslau, von P Di aus Trier und Dr. jur. Steputai aus Gumbinnen haben die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.

Laut telegraphisher Meldung an das Ober - Kommando der Marine beabsichtigten S. M. S. S. „Kaiser“, Kommandant Kapitän zur See Zeye, und „Cormoran“, Kommandant Korvetten-Kapitän Brussatis, heute von Nagasaki nach Taku in See zu gehen.

Medcklenburg:-Schwerin.

Seine Königlihe Hoheit der Großherzog Friedrih Franz II1. ist nah langen Leiden am Sonn- abend Abend 8 Uhr 40 Minuten an Herzlähmung in Cannes verschieden. i

Höchstderselbe war am 19. März 1851 in Ludwigs- [ust geboren und der älteste Sohn des am 15. April 1883 verstorbenen Großherzogs Friedrich Franz Il. und Höchst- dessen erster Gemahlin Auguste, geborenen Prinzessin zu Reuß - Schleiz - Köstriz,. Am 24. Januar 1879 ver- mählte sih der nun Verewigte zu St. Petersburg mit Jhrer Kaiserlichen - Hoheit der Großfürstin Anastasia Michailowna von Rußland, geboren am 28. Juli 1860, der Tochter des Großfürsten Michael Nikolajewitsch und Höchstdessen am 1. April 1891 verstorbener Gemahlin, Olga Feodorowna, geborenen Prinzessin von Baden. Der Éhe des Vroliberzoas Sriedrich Franz III. sind ein Sohn, Seine Königliche Hoheit der nunmehrige Großherzog Friedrich Franz IV.,, und zwei Töchter, Jhre Hoheiten die Herzoginnen Alexandrine und Cäcilie entsprossen, von denen die erstere sich vor wenigen Tagen mit Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Christian von Dänemark verlobt hat. Der hohe Enischlafene bekleidete in der preußi- schen Armee den Rang eines Generals der Kavallerie und war Chef des Hannovershen Husaren - Regiments Nr. 15, des FJnfanterie - Regiments Großherzog Friedrich Franz Il. von Mecklenburg - Schwerin, sowie des L. und ITT. Bataillons des Großherzoglih Mecklenburgischen Grenadier-Regiments Nr. 89 und des 1. Großherzoglich en Dragoner-Regiments Nr. 17; außerdem stand Höchstderselbe à la suite des Garde-Kürassier-Regiments. Ferner war Seine Königlihe Hoheit Chef des Kaiserlich russischen 8. Grenadier-Regiments Moskau und des 1. Terek- hen Kosaken-Regiments Kislaro-Grebenskoi.

Die sterblichen Ueberreste Seiner Königlichen Hoheit des verewigten Großherzogs werden von Cannes zunächst nah Schwerin überführt und zwei Tage in der dortigen Schloß- kirhe ausgestellt werden. Alsdann exfolgt die Ueberführung nah Ludwigslust zur H e wo neben der dor- tigen griechishen Kapelle eine Gruft hergestellt wird, über welcher demnächst eine Kapelle erbaut werden sol. Wie das „Regierungsblatt“ bekannt macht, is die Landestrauer auf jechs Wochen festgeseßt; Schauspiele und Tanzmusië sind bis zu dem Tage nach der Beiseßung verboten.

Da Seine Königliche Hoheit der Großherzog Friedrich Franz IV., geboren zu Palermo am 9. April 1882, noch minderjährig is, so hat Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg die Regentschaft übernommen. Höchstderselbe ist bereits in Schwerin eingetroffen, und gestern Mittag hat daselbst die Vereidigung der Truppen stattgefunden.

Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg hat gestern aus Anlaß des ALlebens Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs Friedrih Franz I[T. nach- stehende Proklamation erlassen : :

Wir Johann Albrecht, von Gottes Gnaden perzog zu Mecklen- burg, Negent des Großherzogthums Mecklenburg-Schroerin, Gntbieten resp. den Beamten, denen von der Rittershaft, auch Bürger- meiftern und Rath in den ¿Städten sowie dem Rath der Städte NRostock und Wismar, au allen übrigen Landes-Eingesessenen und Unterthanen Uasera gnädigsten Gruß und fügen zu wissen:

Schweres Leid, ein unersegliher Verlust hat das Großherzogliche Haus und das gesammte Vaterland betroffen, Trauer und Schmerz durhdringen die Mecklenburgischen Lande. Nah Gottes, des All- mächtigen, Nathschluß ist am gestrigen Tage, Abends 8 Uhr 40 Minuten, zu Cannes unser geliebter, theurer Großherzog, Unseres unvergeßlichen Herrn Bruders Königliche Hoheit, der ee Fürst und Herr, Herr Friedri Franz 111, Großherzog von Mecklenburg, Fürft zu Wenden, Schwerin und Raßeburg, auch Graf zu Schwerin, der Lande Rosteck und Stargard Herr 2c. im siebenundpvierzigsten Jahre Seines durch manche und shwere Erkrankungen getrübten, denno unaus- geseßt der Wohlfahrt des Lantes und der Erfüllung Seiner

_Erschüttert steht Mecklenbur

bohen Pflihien gewidmeten Lebens im vierzehnten Jahr Seinêr gesegneten Regierung aus dicser Welt ide vor diefer traurigen Wendung seines Geschickes, um so schmerzliher bewegt, als cs dem jugendlichen Sohne unseres nun in Gott ruhenden Herrn, der Hoffnung des Landes, Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzoge Friedrich Sa unserm jeßigen Fürsten und Herrn, bei feiner Minderjährigkei: noch nicht vergönnt ist, die Regierung über die nach der bestehenden Ord. nung in der Gesamwt-Vere!nigung ihrer Gebietstheile auf Aller- R Een uen verstammten Großherzoglichen ‘Lande Selbst aus, zuüben.

Demnat haben Wir für die Dauer der Minderjährigkeit Seiner Königlichen Hokbeit des Großherzogs Friedrih Franz, Unseres innigst geliedten Neffen, auf Grund der Hausgeseße und Verträge die Negent- Icaft des Pro er gea übernommen.

Indem Wir folches hiemit gnädigst zu erkennen geben, versehen Wir Uns zu allen Unterthanen, Dienern und Vasallen sowie über- haupt zu allen Angehörigen des Großherzogthums, welches Standeg und welcher Würde fie au sein mögen, daß sie Seiner Königlichen Hoheit als ihrem rechtmäßigen und alleinigen Landesherrn und Uns als dem Regenten der Großherzoglichen Lande unverbrüchlihe Treue und unweigerlichen Gehorsam leisten, auch sih in allen Stüdten so, wie es treuen Unterthanen und Dienern gegen ihre Landeshe1rschaft geziemt, bezeigen und verhalten werden. S

Gleichzeitig wollen Wir alle Großherzoglichen Hofe und Staats diexer in ihren resp. Aemtern und Würden hiemittelst guädigst bestätigen und, von threr Treue überzeuzt, eine Erneuerung ihrer Diensteide von ihnen nicht begehren, sondern sie durh die von ihnen geleisteten au ferner für verpflichtet halten. Desgleichen werden alle bestehenden Spezial-Geschäfts-Kommissorien, mögen sie an Kollegien oder einzelne Personen erlassen \cin, bierdurch von Uns bestätigt.

Wir sind Uns des Ernstes und der Schwere des Uns nah Gottes Fügung zugefallenen Amtes wohl bewußt und hoffen von Seinem Beistande, daß Wir der Uns gewordenen Aufgabe zum Wohle des Vaterlandes mögen gerecht werden!

Gegeben durch das Staats-Ministerium.

Schwerin, den 11. April 1897,

Johann Albre cht. A. von Bülow. von Amsberg. A. von Pressentin.

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser empfing gestern den unggrishen Minister- Präsidenten Baron Banffr, in einstündiger Audienz. Nach- mittags fand unter Vorsiß des Kaisers ein Ministerrath statt, an welchem die Minister-Präsidenten Graf Badeni und Baron Banffy sowie die Finanz - Minister von Bilinski und von Lukacz theilnahmen.

Jm Gefolge des Kaisers auf Allerhöchstdessen Reise nach St. Petersburg am 25. April werden sich, wie das „Wiener Fremdenblatt“ meldet, der Minister des Aeußern Graf Goluchowski, der außerordentlihe Gcsandte Freiherr von Zwiedinek, der Sektions-Rath im Ministerium des Aeußern von Merey, die General: Adjutanten General der Kavallerie Graf Paar und Feldmarschall-Lieutenant von Volfras drei Flügel - Adjutanten, der öster- reihish - ungarishe Militär : Bevollmächtigte in St. Peters- burg, General-Major Klep\ch und verschiedene Personen der Militärkanzlei, der Kabinetskanzlei und des Obersthofmeister- stades, im Gefolge des Erzherzogs Otto der Obersthof- meister Fürst von Montenuovo und der Ober-Lieutenant Graf Ledebur befinden.

Der Jnkompatibilitätsaus\chuß des ungarischen Unterhauses hielt am Sonnabend eine Sißung ab. Die Verhandlung über die angemeldeten Jnkompatibilitälsfälle wurde für die erste Hälfte des Monats Mai anberaumt. Zum Schluß erklärte Graf Theodor Andrassy, daß er sein Amt als Präsident des Ausschusses niederlege. An seiner Stelle wurde in geheimer Wahl Peter Apathy gewählt.

Jm Unterhause wurde vorgestern die behufs Revision des Znkompatibilitätsgeseßes erfolgte Wahl eines Aus schusses von 21 Mitgliedern verkündet, worauf sich das Haus bis zum 28. April vertagte.

Großbritannien und Frland.

Bei einem Festmahl, welches vorgestern Abend in London n Ehren des neuen Gouverneurs der Kapkolonie Sir Alfred Milner veranstaltet wurde, hielt der Erste Lord des Schazes Goschen eine Rede, in welcher er, dem „W. T. B.“ zufolge, sagte : Wenn Sir Alfred Milner in der Kaplolonie echt aide Luft athmen wolle, solle er sich nach Simons Town, dem Standorte des britishen Geshwaders, begeben. Dort werde er britishe Seeleute, die Vertreter britisher Macht in Süd- Afrika, sehen; sie würden für ihn und die Einwohner der Kapkolonie eine Bürgschaft sein, daß Großbritannien ent- schlossen sei, seine Suptrematie in diesen Gebieten aufrecht zu erhalten, und zeigen, daß hinter dem High Commissioncr die ganze Macht des britishen Neiches stehe.

Frankreich.

In der vorgestrigen Sißung der Deputirtenkammer fragte der Deputirte Berry an, ob die Kammerferien die Untersuchung in der Panama- Affaire nit verzögern würden. Der Deputirte Rouanet fragte, ob noch andere Parlaments- mitglieder verfolgt werden sollten. . Der Justiz - Minister Darlan antwortete, daß bis zur Stunde die Anklagebehörde ihm kein Dokument habe zukommen lassen, welches neue Gesuche um Ermächtigurg zu gerihtlihen Verfolgungen voraussehen lasse. Der Deputirte D’'Hugues tadelte, daß die Zustiz nicht völliges Licht in die Panama-Angelegenheit bringe, und richtete heftige Vorwürfe gegen Nouvier. Leßterer verwahrte sih lebhaft gegen die Verleumdungen, mit denen er verfolgt werde, und versicherte, er habe niemals Panamageld erhalten, weder für sich selbt, noch für den Kampf gegen den Boulangismus. Die Worte D’'Hugues' und Rouvier's versezten das Haus ‘in lebhafte Erregung und ricfen heftige Zwischenrufe von verschiedenen Seiten hervor. Der Deputirte Haber t verlangte die Einsezung einer parla- mentarishen Untersuhungskommission. Der Minister-Präsident Méline erklärte, die Kammer könne sih nicht an die Stelle der Justiz seßen ; er warf der Opposition vor, daß sie jeden Tag auf Oa aae zurückkomme, um diïse gerichtliche Angelegenheit in eine politishe zu verwandeln, und: erklärte, die Gerechtigkeit werde ihren Lauf nehmen. Die Debatte wurde darauf geschlossen. Die Kammer nahm mit 262 gegen 244 Stimmen die von der Regierung genehmigte einfahe Tagesordnung an. Der Deputirte Goblet sprach sodann den Wunsch aus, die Kammer möge nicht vor der Abslimmung über gewisse Geseßz- entwürfe und ehe sie über die gs im Orient unterrichtet sei , auseinandergehen. Der Minister - Präsident Méline erwiderte, doß, falls ernste Ereignisse eintreten sollten, die Kammer einberufen werden würde. Die

Deputirtenkammer beschloß darauf mit 300 gegen 256 Stimmen, fich bis zum 18.

Mai zu- vertagen. Ftalien- -

Die : Deputirtenkammer seßte vorgestern die Be- sprehung der JnterpeUationen und Anfragen über Kreta fort. Nachdem Cappelli (Zentrum), Tecchio (Linke) und Jmbriani (äußerste Linke) das Wort ergriffen ‘hatten, brahten Mussi im Namen der Radikalen, Bovijo im. Namen der Republikaner und Bissolati im Namen der Sozialisten Tagesordnungen ein. Da der Minister- Präsident di Rudini erklärte, daß die Regicrung eine dring- liche Abstimmung der Kammer verlange, so wurde beschlossen, über die Tagesordnungen am folgenden Tage zu ver- handeln. Jn der geftrigtin Sißung crklärte im Laufe der Debatte der frühere Unter - Staatssekretär im Mi- nisterium des Auswärtigen Capp elli, daß das Interesse JZtaliens vom Kabinet wohl verstanden worden sei; er werde daher zu Gunsten des Kabinets stimmen. Cavallotti erklärte nach längeren Ausführungen, daß er gegen die Re- ierung stimmen werde. Nachdem die Generaldiskussion ge- lossen war, wurden noch zwei Tagesordnungen begründet und sodann die weitere Berathung auf heute vertagt.

Belgien.

Der König und die Prinzessin Clementine sind

gestern Abend von Brüssel nah Mailand abgereist. Türkei.

Das Wiener „Telegraphen-Korrespondenz:-Bureau“ meldet aus Konstantinopek von vorgestern, nah einer Mittheilung der Pforte habe der Oberkommandierende Edhem Pascha telegraphiert, daß griehische Truppen am Freitag unter Trompéetensignalen zwei Stunden von Krania die Grenze überschritten, das Blockhaus Baltinos durch Geschüßfeuer zer- stöôrt und die Wachhäuser Venika, Kioti und Struneja niedcr- gebrannt hätten. : i

Wie der „Ager.ce Havas“ gemeldet wird, sind vom türkischen Generalstab amtlihe Depeschen eingegangen, welche besagen, daß cin Haufe O Jrregulärer auf den steilen Fußpfaden des Pindus in der Richtung auf Meßovo türfishes Gebiet betreten habe. Der türkishe Generalstab habe alle geeigneten Anordnungen getroffen, um die Jrregu- lären beim Verlassen des Gebirges zu umstellen und auf griehisches Gebiet zurückzudrängen. Von cinem Zusammen- stoß zwischen türkishen Truppen und den gricchischen Jrre- gulären berichteten die amtlihen Depechen nichts. .

Der „Times“ wird aus Konstantinopel vom gestrigen Tage berichtet, daß die Pforte infolge des D lantien oba an der Grenze bei Mehßovo am Freitag Abend ein Zirkular an die Botschafter gerihtet habe, worin sie Griechenland den angreifenden Theil nenne und erkläre, die Streit&tacht, welhe die Grenze überschritt, habe aus regulären Truppen bestanden. Am Sonnabend habe die Pforte ein zweites Zirkular übermittelt, welches den Rückzug der Angreifer über die Grenze und die Herstellung des statns quo gemeldet habe.

Ueber die leßten Ereignisse an der Grenze wird dem Viener „Telegr.-Korresp.-Vureau“ gemeldet: Der Angriff der griehishen Jrregulären sei auf drei Punkten der 60 km langen Grenze zwischen Diskata und Meßzovo über die s{hwer passter- baren und daher von türkischer Seite weniger bewachten Pindos-, Spilos- und Chasia-Gebirge crfolgt.

Die „Agence Havas“ erfährt aus Trikala von vor- gestern Abend, daß der Angriff der Türken auf die Jrregulären begonnen habe, als die leßte Abtheilung der Freischaaren in Stärke von 200 Mann die Grenze überschritten habe. Die Türken hätten Verstärkungen aus Kipario verlangt und gleichzeitig enishiedene Vorstellungen an die griechischen Stationen gerichtet. Die griehishen Truppen hätten Neutralität beobachtet und erst geschossen, als sie angegriffen worden seien. Das Feuer zwischen den Türken und den Jrregulären habe mehrere Stunden gedauert und sei in einer Entfernung von einer Stunde von der Grenze erfolgt. Zuverlässiges über den Ausgang des Kampfes fei noch nicht bekannt.

Die „Agence Havas“ brinat heute weitere Nachrichten aus Trikala, die besagen, daß, aus guter Quelle stam- mender Auskunft zufolge, der Plan der Jrregulären die Beseßung von Baltinos und den benachbarten Punkten gewesen sei. Sie blockierten gegenwärtig Baltinos, um die Türken an der Räumung des Plaßcs zu verhindern; die Nachricht, daß Baltinos von den Aufständishen genommen sei, bestätige sich niht. Die Jrregulären hätten ferner die Uebergänge zwischen Mehovo und Semarina, sowie zwischen Grevena und Diskata besezt und die Macedonier und Epiroten durch eine Proklamation aufgefordert, sich ihnen anzuschließen.

Türkishe Blätter melden, daß 1400 Griehen Narda angegriffen hätten, aber nach einstündigem Gefecht zurückgeschlagen worden seien. Nach Prevesa und Narda seien Truppen- verstärkungen abgegangen.

Nach einer in Athen eingetroffenen Depesche aus Larissa hätten die Jrregulären Baltinos besezt und 800 Soldaten in der dortigen Kaserne eingeschlossen. Neun gefangen genommene Soldaten seien nah Kalambaka gesandt worden. Einer weiteren Depesche aus Larissa vom 10. d. M. 3 Uhr Nach- mittags zufolge hätten die türkishen Truppen bei den Stationen Venika, Perlianÿya, Tafosbibassi Gefechte mit den macedonishen Ausfständishen gehabt. Die Türken hättea die Stationen verlassen, welche von den Aufständischen in Brand gesteckt worden seien. Das Gefecht zwischen den Aufständishen und den türkishen Truppen habe bei Abgang der Depesche noch fortgedauert. Ein türkisher Hauptmann habe enn den griehishen Posten „Prophet Elias“ feuern lassen. Der Befehlshaber der Station sei verwundet worden. Darauf sei ein heftiges Feuer zwischen den beiden Stationen perolat In der Nähe des Grenzortes Velamisti solle eben- alls Gewehrfeuer gehört worden fein.

„W. T. B.“ berihtet aus Athen, gutem Vernchmen nah habe das Feuer an der Grenze zwischen den türkischen und den griechishen Posten vorgestexn Vormittag um 11 Uhr Geltert. Diè Artillerie und die Evzonen hätten an dem Gefecht hervorragenden Antheil genommen.

Aus Konstantinopel wird dem Wiener „Telegr.-Korresp.- Bureau“ weiter gemeldet, daß der serbische und der bul- garische diplomatische Vertreter im Ne die

ersicherung abgegeben hätten, Serbien und Bulgarien würden, wenn auch Griechenland den Krieg beginne, ruhig bleiben. Eine in Konstantinopel verbreitete Flugschrift be- schreibe die Grausamkeiten der Christen gegen die Mohamedaner auf Kreta und fordere zur Rache auf.

Verichie aus der Provinz s{ilderten übereinstimmend die zu Besorgnissen Anlaß gebende Stimmung der Mohamedaner, besonders in Albanien. Auch in Kon- stantinopel sei infolge Bekanntwerdens der Ereignisse auf Kreta und der herausfordernden Haltung der Griechen eine n Valona habe eine neu

Erregung der Türken bemerkbar. Baschibozuks die Läden der

Ee, Abtheilung der affenhändler geplündert. Auh an anderen Orten Jn Janina seien

würden Ausschreitungen befürchtet. 10 000 Gewehre und die Ausrüstung für neu zu formie- rende Baschibozuk-Abtheilungen eingetroffen. Jn Skutari (Albanien) sei die Lage jeßt eine ruhige. Türkische Blätter meldeten, daß in Kossovo und Prizren drei neue Divisionen aus Reserve und Redifs gebildet würden. Ferner habe die Pforte die A R von vier Abtheilungen Freiwilliger des Vilajets Kossovo zu je 2500 Mann genehmigt ; diese sollten nah Janina abgehen.

__Die Wahl des ökumenischen Patriarchen ist auf Mittwoch angeseßt worden, damit derselbe noch vor Ostern- vom Sultan in Audienz empfangen werden könne.

Aus Kanea vom Sonnabend wird der „Köln. Ztg.“ ge- meldet, es sei beschlossen worden, die Blockhäujer bei dem Fort von Kissam o aufzugeben, da dieselben unhaltbar geworden seien. Dieselben sollten gestern durch die fremden Kriegsschiffe zusammengeschossen werden. Das Aufgeben des Forts von Kissamo selbst sei nur eine Frage der Zeit. Am Freitag sei der Abzug der Aufständishen von Akrotiri nah Apokorona über die Suda-Bay festgestellt worden.

Nach einer Depesche der „Agence Havas‘ aus Reth ymon vom 10. d. M. Abends 6 Uhr hat in der Umgegend von Kandia ein Gefecht stattgefunden. Jn Rethymon herrsht Ruhe; daselbst befinden sich 1200 Mann russisher Truppen. Bei Herakleion finden täglih lebhafte Kämpfe statt.

Griechenlsauad.

Die Deputirtenkammer is, wie „W. T. B.“ aus Athen meldet, für die nächste Woche einberufen worden. Neben anderen Vorlagen handelt es sich, den Blättern zufolge, um die Genehmigung einer inneren Anleihe im Betrage vot 20 Millionen , wegen deren die Regierung mit mehreren Banken in Unterhandlungen stehe.

Amtliche in Athen eingetroffene Telegramme bestätigen, der „Agence Havas“ zufolge, die Nachrihten von dem Vorgehen der Zrregulären; ein Theil derselben, der sih von den in Baitinos zurückgebliebenen getrennt habe, rücke weiter vor: der E sei unbekannt. Die Verbindungen zwischen Megowo und Grevena seien vollständig unterbrochen. Es heiße, strenge Befehle seien ertheilt worden, daß jeder neue Grenz- konflikt zwischen regulären Truppen vermieden werden solle. Jn amtlichen Kreisen werde erklärt: Die Regierung habe nichts von dem Zuge der von der „Ethnike Hetairia“ bewaffneten und ausgerüsteten FJrregulären gewußt; sie mache für die ae die türkishen Posten veraniwortlih, die zuerst auf die griechishen Posten geschossen und dadur lehtere gezwungen hätten, das Feuer zu erwidern; man gebe indessen zu, daß die Lage äußerst gefährlih sei, da die Kämpfe zwischen den Jusurgenten und den Türken unmittelbar an der Grenze slattfänden. Das Kriegs-Ministerium stehe in ununterbrochener Verbindung mit dem Kron-

tendlia und den anderen griehishen Truppenführern in ‘hessalien.

Rumänien.

Da die Bildung eines neuen Ministeriums am Sonnabend noch nit erfolgt war, wurde die Session des Parlaments durch eine Botschaft des Königs bis zum 15. d. verlängert.

Montenegro.

Der König von Serbien wird, wie „W. T. B.“ meldet, nah den bisherigen Bestimmungen am 4. Mai in Cetinje cintréffen.

Asien.

Aus Yokohama vom heutigen Tage wird dem „Reuter- hen Bureau“ berichtet, daß die japanische Regierung be- schlossen habe, zwei Kriegsschiffe nah Hawaii zu ent- senden und einstweilen eine weitere Auswanderung zu ver- hindern. Die von der Regierung von Hawaii zurückgewiesenen Auswanderer sind in Kobe eingetroffen. Die japanische Presse fordert dringend eine feste Haltung gegenüber Hawaii und den Vereinigten Staaten.

Amtlichen in Madrid eingetroffenen Meldungen aus Manila zufolge, haben sih an den verschiedenen Punkten des Ausfstandsgebiets insgesammt 11 000 Rebellen unterworfen.

Arbeiterbewegung.

Aus Magdeburg berichtet die „Mogdeb. Ztg.“, daß die aus- ständigen Hafenarbeiter (vgl. Nr. 85 d. Bl.) am Freitag früh die Arbeit wieder aufgenommen haben, nachdem eine von ihnen ge- wählte Kommission beim Ober-Bürgermeister vorstellig geworden sei und eine die Arbeiter befriedigende Antwort erhalten habe.

Aus München wird der „Frkf. Ztg.“ gemeldet, daß ein Theil der Shuhmachermeister die Forderunden der Gehilfen ange- nommen habe; infolgedessen wird bei diesen Meistern weitergearbeitet. Bei den übrigen dauert der Ausstand fort. (Vgl. Nr. 84 d. Bl.)

In Nürnberg ist der Ausstand der Schmiedegesellen für beendet erflärt worden, da, wie der „Vorwärts“ berichtet, die Forderungen der Arbeiter bewilligt worden sind. (Vgl. Nr. 83 d. Bl.).

Aus Brüssel wird der „Rhein, westf. Ztg.“ gemeldet, daß 2000 Bergleute des Kohlenbergwerks Mariemont die Arbeit eingestellt haben.

Kunft und Wissenschaft.

Professor Dr. Hans Müller, Erster ftändiger Sekretär und Senator. der Königlichen Akademie der Künste und Lehrer an der Hochschule für Musik, is gestern gestorben. Er war am 18. September 1854 als Sohn des bekannten Dichters Wolfgang Müller von Königswinter zu Köln geboren, promovierte zu Leipzig und wurde 1886 Aiver der Musikgeschichte an dem obengenannten Institut. Im Jahre 1889 erhielt er den Titel eines Königlichen Professors. Von feinen \chriftstellerischen Arbeiten seien „Die Musik ea von Hirschau“ und „Hucbald's echte und unehte Schriften“ erwähnt.

Die in Ausführung des Beschlusses der leßten Generalversamm- lung des Gesammtvereins der deutshen Geschihts- und Alterthums - Vereine in Blankenburg angeknüpften Verhand- lungen wegen Verlegung der diesjährigen R nah Straßburg oder Shwäbisch - Hall haben zu einem günstigen Ergebniß

nicht geführt. Der Verwaliungsausshuß des Gesammtvereins hat daher, einer Einladung des Alterthumsvereins für den Kanton Dürk- beim folgend, ter im Herbst d. F. sein fünfundzwanzigjähtiges Jubiläum feiert, beschlossen, die diesjährige General- versammlung in Dürkheim in der Pfalz ftattfinden zu [lassen. Der Verwaltungsauss{uß ersucht in der soeben erschie- nenen Nr. 3/4 des „Correspondenzblatis* die Vereine, ihm unter der Adresse des Vorsißenden, Geheimen Archir-Raths Reuter Berlin C2, Klosterstraße 76, die Anträge und Anregungen, die auf

der Generalversammlung zur Verhandlung kommen foilen, bald mits zutheilen, damit er in die Lage verseßt werde, tas Programm aufzu- stellen. Ausgeschieden aus dem Gesammtverein i der Alterthums- verein in Weißenburg am Sand (Mittelfranken). Die E der Generalversammlung in Blankenburg (144 S. mit Illustrationen)

lendung, von der Königlichen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler u. Sohn, Berlin, zu beziehen.

Die Königlich dänishe Gesellschaft der Wissen- schaften in Kopenhagen hat, dem „W. T. B.“ zufolge, den ordentlihen Professor der Philologie an der Berliner Universität, Geheimen Regierungs -Rath Dr. von Wilamowiy-Möllen- dorff zu ihrem Mitgliede gewählt.

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause geht morgen das musikalishe Schauspiel von Wilhelm Kienzl „Der Evangelimann“ unter Kapell- meister Dr. Muck's Leitung und in folgender Beseßung in Scene: O Engel: Herr Mödlinger; Martha: Fräulein Egli ; Magdalena : D Goete ; Johannes Freudhofer : Herr Bulß ; Mathias Freudhofer : Herr Sylva; Zitterbart : Herr Lieban ; Schnappauf : Herr Sa ; 7 Herr Stammer; Hans: Herr Philipp; Nachtwähter :

err Krasa.

Im Königlichen Schauspielhause gelangt morgen Goethe?s „Egmont* in nachstehender Beseßung zur Aufführung : Margarethe : Fr. Stolberg; Egmont: Herr Ludwig; Wilhelm von Oranien - Derr Nesper Herzog ‘Alba: Herr Molenar ; Ferdinand : Herr erber ; Klärhen: Fräulein Lindner; Die Mutter: Fräulein Abi ; Bracken- burg: Herr Purschian; Soest: Herr Oberländer; Vansen: Herr Kahle. Anfang 7 Uhr.

Am Mittwoch, den 14. April, muß der Orgelv ortrag in der Marienkirche ausfallen. Der nächste Vortrag findet daher erft am’ 21. April, Mittags 12 Uhr, statt.

Mannigfaltiges.

Unter großer allseitiger Theilnahme wurde am gestrigen Sonntag die sterblihe Hülle des verewigten Staatssekretärs des Reichs-Post- amts Dr. Heinrich von Stephan zu Grabe getragen.

Die der Ra ipond vorangehende Trauer feier fand in Gegen- wart Jhrer Kaiserlihen und Königlichen Majestäten im Lichthofe des neu erbauten Reichs-Post-Museums statt. Der herrliche Raum, welcher sih gestern zum ersten Mal öffnete, war prachtvoll geshmüdt ; besonders stimmungsvoll wirkte die von Uphues geschaffene Statue der „Trauer*, die fih in der Säulennische hinter dem Katafalk erhob. Die Brüstungen der beiden unteren Galerien waren mit den schönsten Kränzen und Palmen behängt, das Geländer der oberen Galerie s{chmüdckten goldene Palmenwedel. An den Pfeilern der Rotunde prangten die umflorten Flaggen der Staaten des Welt-Postvereins. Der mit kunstvollen Schnitzereien gezierte Sarg vershwand unter der Fülle der ihn bedeckenden Kränze. Obenauf lag der Kranz, den Seine Mojestät der Kaiser \ofort nach dem Tode Übersandt hatte; einen zweiten herrlihen Kranz, mit köstliden Rosen dur(flochten, ließ Seine Majestät unmittelbar vor Beginn der Feier am Katafalk niederlegen ; dieser Kranz trug auf der breiten Schleife die Monogramme Beidex Majestäten. Ferner sah man auf dem Sarge die Kranzspenden Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich, Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzessin Friedrich Karl, des Prinzen und der Prinzessin

riedrich Leopold, der Prinzen Friedrih Heinrih und Joachim Albrecht, Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden, Seiner Majestät des Köntgs und Seiner Königlichen Hobeit des Prinzen Georg von Sachsen, Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Sa(sen und vieler anderea Fürstlichen Personen. Vor dem Katafalk hatten die Zeichen der Theilnahme Play gefunden, die von der Reichskanzlei, dem Auswärtigen Amt und den anderen Reichsämtern, sowie von den Ministerien, vom “Ober - Nechnungoshof, von der General- verwaltung der Königlihen Mu een und anderen hoben Behörden eingegangen waren; hier sah man auch die Kränze dcs Bundeêraths und des Reichstags - Präsidiums, denjenigen der bayerishen Regierung und die prächtigen Kränze der anfastädte. Besonders in die Augen fielen der mit breiter blaugelber chleife gezierte Kranz der Stadt Leipzig und der Kranz, den die Stadt Köln ihrem Ehrenbürger gewidmet hatte. Auch die Geburts- stadt Stolp, die Städte Bremen, Dortmund, Remscheid, Chemniß und andere hatten Kränze übersandt. Den Stadtver- tretungen hatten -fich auch zahlreihe Handelskammern und Korporationen mit Prachtstücken der Blumenbinderei angeshlossen. Die Kränze der Aeltesten der hiesigen Kaufmannschaft, zahlreicher Vereine, industrieller Gesellshaften und Firmen 2c. rcihten ih an. Unmittelbar vor dem Sarg lagen die Kranzspenden des Reichs-Post- amts, des Zentralbureaus und der Ober-Postdirektion Berlin. Die aus allen Ober-Postdirektionsbezirken in großer Zahl eingegangenen Kränze hatten nur zum kleinsten Theil ausgelegt werden können. Auch von Post- verwaltungen außerhalb des Gebiets der Neichspost waren duftige Zeichen der Theilnahme in großer Zahl eingegangen. Für die württembergische Postverwaltung legte Direktor von Boely, Vorstand der Verwaltungs- Abtheilung der Königlih württembergishen Posten und Telegraphen, einen s{önen Kranz nieder. Ganz vorn am Katafalk lagen die Kränze der russischen Post- und Telegräphenverwaltung , der finnishen Post- verwaltung, der ungarishen Pofstdirektion, der österreihishen E und Telegraphenverwaltung, der Londoner Indo-European ompany - und ein aus Schweden eingegangener Kranz. Auch die Kaiserlihe Marine, die Feld-Artillerie-Schießshule, mehrere Offizierkorps der Artillerie und viele hochgestellte Privatpersonen hatten Kränze gewidmet. Vor dem Sarge lagen auf zwei Ki en die Orden, an bevorzugter Stelle der Wilhelms-Orden. Vier Po tillone in Gala hielten die Ehrenwahe. Der ganze weite Raum des Licht- bofes war den Ehrengästen vorbehalten. Als solhe nahmen an der Feier theil: Seine Durchlauht der Erbprinz von Hohenzollern, der Hof-Marschall Freiherr von Reishach in Vertretung ZJhrer Majestät der Kaiserin Friedri, der Hof-Marschall von Nickisch- Nosenegk in Vertretung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen riedrich Leopold, der Kammerherr von Buddenbrok für Seine oheit den Herzog Ernst Günther zu Schleswig - Holstein, der ammerherr von Strahl für Seine Hoheit den Landgrafen von Hessen der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe mit den Staats- nistern, Staatsfekretären und anderen hohen Reichs- und Staatsbeamten, sowie zahlreiße Generale und Admirale. Von Vertretern fremder Staaten waren die Botschafter Italiens und Oesterreih-Ungarns und der japanishe Gesandte erschienen. Die diplomatischen Vertreter der deutschen Bundesstaaten waren vollzählig zugegen.

Nachdem die Leidtragenden die Halle betreten und rechts von dem Katafalk Play genommen hatten, ershienen Jhr e Majestäten der Kaiser und die Kaiserin mit großem Gefolge. Allerhödhst- diefelben wurden von dem Schwiegersohne des Entschlafenen upt- mann von Napolski vom 2. Garde - Feld - Artillerie - Reg ment, empfangen und sprachen zunächst der tiefgebeugten Wittwe Ihr Rat Bl aus. Alsdann nahmen Jhre Majestäten links vom

atafa aß.

Mit dem Choral „Sei getreu bis in den Tod“ leitete nunmehr der Dom(or die Feier ein. JInzwishen war der General- Superintendent D. Dryander vor den Altar getreten. Er spräch zu-

nächst ein Gebet und nahm dann das Wort zu folgender Gedenkrede

sind erschienen und zum Preise von 50 4, einschließlich freier Zu«