1897 / 90 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 15 Apr 1897 18:00:01 GMT) scan diff

: ‘74 Uhr äußerte der kohe Patient, wie er În ju un weil men eee figen E rie, die A in zu , er rig E, T e Frau oh in vorher um 7 Uhr kommen, der gegenüber er auch den- ben aserte. Der Arzt du jour versuchte, im Zimmer zu

, in der tuna, daß eventuell ein Collaps eintreten könnte,

te aber auf syezielles Verlangen Allerhöchstdesselben dasfelbe auch

en. Das Bewußtsein war bis zum Hinausgehen des Arztes vollständig klar, und der hohe Patient in zufriedener Stimmung. Der Arzt wartete im Korridor mit dem Kammerdiener zusammen, um an der Thür zu horen, wie der Kranke athmete.

Na@dem er wiederholt das ershwerte Athmen des hohen Patienteu vernommen hatte, konnte er nah einigen Minuten, an der Thür stehend, nihts mehr hören und trat deshalb in das Zimmer, da er einen Collaps befürchtete. Beim Oeffnen der Thür fand er, daß Seine Königliche Hoheit das Zimmer verlassen hatte. Gleich darauf wurde durch einen Lakaien gemeldet, daß der Hohe Herr auf dem Pahrwege zwischea der Villa und dem Marstall liegend gefunden sei.

achdem derselbe ins Haus gebraht und auf dem Bett bequem ge- [agert war, ergab die Untersuung, daß neben einer unbedeutenden Abschürfung der Haut am Scheitel eine Verleßzunng der Wirbelfäule ad funden hatte, infolge deren die bereits befürchtete Herzlähmung eigeführt wurde. :

4 anzunehmen, daß Seine Königliche Hoheit bei eingetretener Athemnoth, wie früher häufig, im Garten frische Luft zu shöpfen versucht hat, und daß nach dieser für seinen Kräftezustand übermäßigen Anstrenguug eine Ohnmacht eingetreten ist, während welcher Allerhöchst- derselbe über das Geländer geftürzt ift.

Dr. Müller, G. M.-R. Dr. Haun.

Dem Bericht der Herren Aerzte habe ich noch die nachstehenden Angaben hinzuzufügen :

Der Gärtner der Villa ntli welche der Villa Wenden gegen- überliegt, und dessen Frau hörten Hilferufe auf der Straße und evi dort Seine Königlide Hoheit den Großherzog liegen. _ Auf

efragen antwortete Allerhöchstderselbe: „J’ai voulu prendre l’air et 8uis tombé par le mur.“ Dem Kammerdiener Gagzow, welcher ungefähr 7 Uhr 40 Minuten zufällig die Straße entlang kam, sagte der Großherzog : ide Poke wie komme ih hierher ?*

Seine Königliche Hoheit wurde nun in die Villa getragen und zunächst in seinem Wohnzimmer auf den Rollstubl, dann sehr bald in das Bett gelegt. Serenissimus entshlief nah heftigen Schmerzen sanft um 8 Uhr 40 Minuten. Seine Königliche Hoheit war bet vollem Bewußtsein und erkannte die am Bett Anwesenden, nannte dieselben verschiedentlich bei Namen. Es waren zugegen Ihre Kaiser- lihe Hoheit die Frau Großherzogin, Seine Königliche Hoheit der Erb-

roßherzog, Ihre Hoheit die Herzogin Alexandrine, Seine Durchlaucht Dein: Heinrich XV1IT1. Reuß und Ihre Hoheit die Frau Prinzeß Reuß, General von Maltahn, Dr, Müller, Dr. Haun, Garderobier Fischer, die Lakaien Wulff und Hennig. Cannes, den 11. April 1897. Freiherr von Malyahn, General-Major und General à la suite Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs.

JZhre Hoheit die Herzogin Johann Albrecht ist am Dienstag Abend in Begleitung Seiner Hoheit des Herzogs Heinrich in Schwerin eingetroffen.

Anhalt.

Der Landtag hat in seiner Sißung vom 14. d. M. die dritte Lesung des Gesegentwurfs, betreffend die Einführung einer Gewerbesteuer, und des Geseßentwurfs, betreffend die Einführung einer Kapitalrentensteuer, beendigt. Beide Geseßentwürfe wurden in der Fassung der Kommission, welcher die Regierung zugestimmt hatte, angenommen. Der Staats- Minister Dr. von Koseriß erklärte sodann im Auftrage Seiner Hoheit des Herzogs den Landtag für geschlossen.

Jtalien,

Jn der gestrigen Sigung der Deputirtenkammer beantwortete, wie „W. T. B.“ meldet, der Ackerbau-Minister Graf Guiccardini die R der Deputirten di San Giuliano und Genossen in Betreff der Handelskrisis in Orangen und Zitronen, welche, wie es in der Jnterpellation heißt, namentlich die Provinzen Sizilien, Apulien und Calabrien s{ädige. Der Minister erklärte, die Regierung prüfe diese Frage, indem sie gleichzeitig danah trachte, einerseits den Konsum von Orangen und Zitronen im JZnnern zu erhöhen, andererseits diesen Früchten neue Absaß- gebiete im Auslande zu eröffnen. Die Regierung werde ferner erwägen, ob es zweckdienlich sei, den hon 40 Jahre bestehenden Rima a8 mit Rußland zu kündigen und die

räliminarverhandlungen mit Rußland behufs Abschlusses eines neuen Vertrages wieder aufzunehmen. Auch werde die Re- ierung die Frage der Anwendung des von dem amerikani- hen Senat noch niht genehmigten neuen Tarifs der Vereinigten Staaten von Amerika einer Prüfung unterziehen und werde nicht ermangeln, eventuell weckdienlihe diplomatishe Schritte zu unternehmen. Der

inister:Präsident di Nudini resümierte sodann den Verlauf der Verhandlungen und erklärte, daß die Hilfsmittel, welche die Regierung zur Anwendung bringen könne, sehr verwielter Natur seien, weil sie ages wirthschaftlihe und finanzielle Probleme in sih_ s{chlössen und gleichzeitig zur Ausführung elangen müßten. Die Jnterpellanten nahmen die Erklärungen er Regierung zur Kenntniß. Die Kammer vertagte sich hierauf dis. zum 4. Mai.

Schweiz.

In einer Nachtragsbotschaft über die Beschaffung der Geldmittel für die Kranken- und Unfallversicherung erklärt der Bundesrath, ec bedürfe für die Leistung der Bundesbeiträge keiner neuen Einnahmequelle, wie etwa des Tabackmonopols; die Mittel des ordentlihen Jahresbudgets des Bundes reichten hierfür aus.

Türkei.

Dem Wiener „Telegr.-Korr.-Bureau“ zufolge is der vor- gestrige Tag an der Grenze vollständig ruhig verlaufen.

In dem vorgestern im Yildiz-Kiosk abgehaltenen Minister- rath wurde beshlossen, mit dem Vormarsh der Truppen an der griehish-türkishen Grenze zu warten, bis ein neuer unzweifelhafter Angriff seitens regulärer griehischer Truppen erfolge. ie Pforte hat den Botschaftern der Mächte cine entsprechende offizielle Mittheilung gemacht.

Das türkische Blatt „Hakikat“ erklärt, der Angriff am 9. April sei niht durch griehische Truppen, sondern durch Jrreguläre auszgeführt worden, die von den türkischen Truppen jurüGgeldzagen worden seien und 50 Mann ver- loren hätten; die Türken hätten 3 Mann verloren. Gegen- wärtig befinde sich kein türkisher Grenzpunkt im Besitz von griehishen Jrregulären.

Wie die „Times“ vom 13. d. M. aus Elassona erfährt, hat am Montag ein weiterer Einfall griechischer Banden in türkishes# Gebiet Eden, n der Nähe von Grevena hätten etwa 1000 Mann die Grenze über- schritten und die Türken angegriffen. Nach heftigem Kampf seien die Griechen mit - einem Verlust von 50 Mann zurüdck- eschlagen worden. Unter den an dem Einfall Betheiligten abe man griechishe Offiziere bemerkt. :

Jn Cetinje sind, wie „W. T. B.“ meldet, Berichte ein- getroffen, nah denen die in Berane zusammengeströmten mohamedanishen Albanesen den dortigen Kaimakan abgeseßt und die Zivil- und Militärgewalt in die eigene Hand genommen hätten. Es herrsche dort vollständige Anarchie.

Aus Konstantinopel berichtet dasselbe Bureau, der locum tenens Konstantin sei zum ökumenishen Pa- triarchen gewählt worden.

Griechenland.

Nach einer der „Politishen Correspondenz“ aus Athen zugegangenen Meldung joll der Minister-Präsident Delyann is folgende Aeußerungen gethan haben: Die griechische Regierung befasse sich augenblicklih niht ausschließlich mit der kretischen Frage, welche durch die Kreter selbst werde entschieden werden, in- dem diese die Mähte zur Erfüllung ihrer Forderungen zwingen würden; sie richte vielmehr ihre Aufmerksamkeit auf die Frage, betreffend die Griechenland durch den Berliner Vertrag zugewiesene Grenzlinie, auf welhe Griechen- land einen unbestreitbaren Anspruch besiße. Jn dieser Be- ziehung habe das Athener Kabinet Unterhandlungen einge- leitet und beabsichtige, das beanspruhte Grenzgebiet, falls die Türkei dasselbe freiwillig nicht räumen sollte, durch griehishe Truppen beschen zu lassen. Die Herbeiführung einer Erhebung in dem jenseits der Grenzlinie belegenen Theile Macedoniens halte die griechische Regierung vorläufig nicht für opportun und werde hierzu nur im Falle der äußersten Noth- wendigkeit schreiten, .um eine möglichst weitgreifende Konfla- gration auf der Balkanhalbinsel hervorzurufen.

In der gestrigen Ot Deputirtenkammer legte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Minister - Präsident Delyannis einen Geseßentwurf, betreffend die Aufnahme einer An- leihe in Höhe von 23 Millionen Drahmen für Ausgaben des Kriegs- und des Marine-Ministeriums, vor und empfahl die Annahme des E. Der Minister-Präsident gab hierauf einen geschichtlihen Üeberblick über den Gang der äußeren Politik und erklärte, die Mächte ed bisher über die Vorschläge Griechenlands zur friedlihen Lösung der O Frage in keiner Weise ihre Ansicht kundgegeben. Dec Minister: Präsi- dent betonte sodann das Recht der Kreter, ihr Geschick selbst zu bestimmen. Troy allem bewahre Griechenland die Hoff- nung, daß die Mächte die friedliche Lösung annehmen würden. Die Lage an der griechish-türkischen Grenze sei nicht durch Griechenland geschaffen, sondern dur die seltsame Politik des Nachbarstaats, der durch seine eiligen Rüstungen Griechenland gezwungen habe, ein S aufzustellen, welches im stande sei, den Umständen die Spiße zu bieten, sowie die Interessen und die Ehre des Vaterlandes zu vertheidigen. Die Regierung sei nach Möglichkeit bestrebt, die Unvollkommen- heiten des eilig zusammengezogenen Heeres auszugleichen, und hoffe, daß in einigen Tagen alle Lücken ausgefüllt sein würden und das Heer im Hande sein werde, seine Pflicht zu erfüllen. Der Deputirte Ralli erklärte im Namen der Opposition, angesichts der gegenwärtigen Umstände dürfe die Kammer nicht in die Berathung des Budgets eintreten. Der Minister- Präsident Delyannis war damit einverstanden und sagte, er werde heute einen Geseßentwurf, betreffend die Bewilligunc von drei provisorischen Zwölfteln, dem Hause vorlegen. Hierauf wurde die Sißung aufgehoben.

__ Die Kronprinzessin is gestern Abend mit englischen Krankenpflegerinnen nah Volo abgereist.

Die „Agence Havas“ meldet aus Athen, daß die Zahl der in Macedonien verbliebenen Jrregulären ‘nit bekannt, anscheinend aber ziemlich beträchtlich sei. Der Rückzug der auf

riehishes Gebiet wieder übergetretenen Aufständischen sei mit erlusten verbunden gewesen, da dieselben mit überlegenen Streitkräften zu kämpfen gehabt hätten. Jn Macedonien herrsche große Kälte. Während die Jrregulären Baltimo beseßt gehalten, hätten sie daselbst einige Häuser verbrannt.

Heute verlautete in Athen, es sei eine weitere, schr starke Bande von Jrregulären in der Gegend von Kalambafa in Macedonien eingetroffen.

Nach einer Meldung der „Timcs“ aus Arta vom 13. d. M. hat ein Haufe von 2500 Freiwilligen Valanos verlassen, voraussihtlih, um sich nah Janina zu begeben.

Bulgarien.

Anläßlich des Jnkrafttretens des bulgarish-serbishen

Handelsvertrages fand am Dienstag in Pirot ein Fest statt, welchem sämmtlihe bulgarishe und serbische Minister beiwohnten. Bei dem Bankett hielten die Minister Simitsch und Stoilow sehr beifällig aufgenommene Reden, in denen sie auf die Brüderlichkeit der beiden Nationen hin- wiesen und mit einem Hoch auf die beiderseitigen Herrscher

lossen.

Amerika.

Die Zahl der Ozean dampfer, welche im Kriegsfall in Kreuzer Mane werden können und von der Regie- rung der Vereinigten Staaten inspiziert und ange- nommen sind, beträgt, dem „Mil. - Wochenbl.“ zufolge, 31 und umfaßt die besten und bedeutendsten Fahr: zeuge des uberseeishen Passagier- und rachtverkehrs. Der Kontrakt mit den Eigenthümern der Schiffe, durch welchen die Regierung das Recht erhält, in Dringlichkeitsfällen dieselben als Kriegsschiffe zu e Beers sihert den Eigen- Pon gewisse Subsidien für die Beförderung der übersceischen

ost. Vorschrift h daß die Schiffe in Amerika gebaut und mit amerikanishen Bürgern bemannt sind. Die Fahrzeuge sind in ‘vier Malen eingetheilt. Die der ersten, zweiten und dritten Klasse sind aus Eisen oder Stahl gefertigt, während sich in der ‘vierten auch En befinden. Die Schiffe der ersten Klasse müssen eine Ge hwindigkeit von 20 Knoten in der Stunde und einen Tonnengehalt von nicht weniger als 8000 t haben. Vie Vorschriften für die übrigen Klassen sind folgende. Zweite Klasse : 16 Knoten und 5000 t, dritte Klose: 14 Knoten und 2500 t, vierte Klasse: 12 Knoten und 1500 t. Alle diese Hilfs\schiffe wurden einer besonderen Probe unterzogen, und einzelne, z. B. die Dampfer „St. Louis“ und „St. Paul“, sind mit be- sonderer Berücksichtigung der Anforderungen nach spezifizierten Plänen, die zwishen den Eigenthümern und der Re- gierung vereinbart waren, für diesen Dienst gebaut worden.

,

Die meisten Schiffe werden im Bedarfsfalle mit Ges von vier- bis fün ölligem Kaliber beste werden, w u einzelne der größeren sechszöllige Hinterlader erhalten 22 dieser Schiffe befahren gegenwärtig den Atlantischen und neun den Stillen Ozean.

Aus Havanna wird gemeldet, der Führer der Auf- ständishen Quintin Bandera habe mit einer starken Schaar die Trocha von Jucaro überschritten. Die spanischen Truppen hätten die Jnsurgenten verfolgt und ihnen einen Verlust von 23 Todten beigebraht. Die Spanier bätten. 15 Verwundete verloren.

Asien.

Das „Reuter’she Bureau“ meldet aus Yofkohama vom:

ungen Tage, der japanische Kreuzer „Naniwa werde am

onnabend in See gehen, um die Japaner auf Hawaii zu. beshügßen. ;

Afrika.

Das „Reutershe Bureau“ erfährt zu seiner gestrigen Meldung aus Kapstadt über Bewegungen von Schiffen deg am Kap stationierten britischen Geschwaders, daß die britische Regierung keine Jnstruktionen an dieses Geschwader esandt habe. Der das Geschwader kommandierende Admiral ónne nah jedem Ort innerhalb seiner Aktionssphäre Schiffe mit versiegelten Ordres oder ohne solche entsenden.

Aus Bedi berichtet dasselbe Bureau: Jn der Klagc- sahe der „Argus Company“ gegen die Regierung von Transvaal wegen ungeseßlihen Verbots der NUit- lander- Zeitung „The Johannesburg Star“ ist gestern das Urtheil gefällt worden. Der Ober ste Gericht s- hof entshied zu Gunsten des Klägers und erklärte, es liege niht in der Macht des Präsidenten, Nummern irgend einer Zeitung vor dem Erscheinen zu unter- drücken. Der „Star“ is gestern wieder erschienen.

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Nr. 15 der eVeröffentlihungen des Kaiserlicden Gee sundheitsamts*“ vom 14. April hat folgenden Inhalt: Personal- Nachrichten. Gesundheitsftand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Gesundheitsverhältnisse in Prag, 1890/92. Sterblichkeit in Krakau, 1893,94. Medizinalstatijtishe Mittheilungen aus Schweden, 1894. Gesetzgebung u. \. w. (Deutsches Reich.) Verschnittweine 2c. (Preußen.) iphtherte-Heilserum. (Berlin). Fleis. (Reg.-Bez. Königsberg.) Mineralwasserfabriken, (Reg.-Bez. Posen.) Schweineseuhen. (Reg.-Bez. Bromberg.) Arzneien. (Reg.-Bez. Cassel.) Hebammengeräthe. (Bayern.) Untersuhungéanstalt für Nahrunysmittel 2c. in München. (Braun- s{weig.) Drogen 2c.-Handlungen. Schweinefleisch. (Sachsen- Aitenburg.) _Geisteskranke. (Schwarzburg-Rudolstadt.) Kuhmilch. (Eljaß-Lothringen.) Apothekergehilfen. (Italien.) Medizinische Spezialitäten. (Schweiz. Kanton Zürich.) Brotverkauf. Gang der Thierseuhen in Belgien, 1894. Desgl. in den Niederlanden 1896, 4. Vierteljahr. Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Preuß. Reg.-Bez. Liegniß, Bayern, Oesterrei, Malta, Deutsh-Südwest-Afrika, Oranjz-Freistaat.) Verhandlungen von sel eauvenen Körperschaften, Vereinen, Kongressen u. st. w. (Deutsches Reich.) Deutscher Verein für öffentlihe Gesundheitspflege. Vermischtes. (Deutsches Reich.) Lepra. Farbenblindheit bei See- leuten, 1896. (Preußen.) Aueéstellung für die Pflege des Kindes 2c. (Bayern.) Tuberkulin-Impfungen bei (Portugal.) _Tollwutb, 1893/95. Sterblichkeit in größeren Ver- waltungsgebieten des Jn- und Auslandes, 1895, Wodchentabelle über die Sterbefälle in deutshen Orten mit 40 000 und mehr Ein- wobnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Er- krankungen in Krankenhäusern deutsher Großstädte. Desgl. in deutshen Stadt- und Landbezirken. Witterung.

Arbeiterbewegung.

Aus Dortmund berihtet die „Rhein. -Westf. Ztg.“: Eine Versammlung von Zimmerleuten, welhe sih mit der Frage der Lohnbewegung beschäftigte, beschloß, weil der größte Theil der Arbeit- geber auf die gestellten Forderungen nicht geantwortet hat, auch in diesem Jahre wieder für die im vergangenen Jahre aufgestellten For- derungen in den Lohnkampf einzutreten. Den Zeitpunkt soll eine spätere Versammlung bestimmen.

In Elberfeld legten, einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge, auf dem Neubau des Realgymnasiums über 60 Maurer die Arbeit nieder. Sie fordern den Zehnstundentag an Stelle der jeßt zehneinhalbstündigen Arbeitszeit.

Aus s berichtet der „Vorwärts“ nah einem anderen Blatt, daß dort die Mehrzahl der Maurer, um Verkürzung der Arbeitszeit und Lohnerhöhung zu. erreichen, sich im Ausftand befindet.

In Markranstädt bei Leipzig ist der Ausstand der Maurer (vgl. Nr. 85 d. Bl.) dur Vermittelung des Bürgermeisters beendigt O Arbeitszeit wurde verkürzt und der Stundenlohn um 3 Zer i:

Hier in Berlin haben Blättermeldungen zufolge die Kupfer»:

\chmiede beschlossen, in allen Geschäften, wo Arbeiten, wie Kupfer- figuren, getriebene Sachen u. |. w., hergestellt werden, eine Lohn- erhöhung von 12# % zu fordern. Wo dies nicht bewilligt wird, soll: die Arbeit niedergelegt werden. Die Barbier-, Friseur- und aen Berlins haben in einer Versammlung be- lossen, in eine Lohnbewegung einzutreten.

Aus Birmingham berichtet die Londoner „A. K“: Der Nes- corder (Strafrichter) von Birmingham hat vier Mitglieder eines dortigen Gewerkvereins, welhe während eines Ausstandes Nichtgewerk- vereinler an der Arbeit zu hindern suchten, mit Gefängniß bestraft. Bisher haben die engli\den Richter nur Geldbußen verfügt. Der Recorder bemerkte beim Erlaß feines Urtheils, daß eine Geldstrafe wenig Sinn hätte, da der Gewerkverein sie zahle.

In Pantin bei Paris ist der Ausstand in der Waggon- fabrik beendet. geforderte 14 tägige Lohnabrehnung. (Val. Nr. 83 d. Bl.)

Aus Alais meldet ,W. arbeiter in La Grandcombe dehnt sich auf die Nahbargruben aus. So haben besonders die Bergleute von Rochebelle und die Arbeiter der Hüttenwerke in Tamaris die Arbeit eingestellt. Militär bewacht den Eingang zu den Gruben, Bisher hat sich tein Zwischen- fall ereignet. ( gl. Nr. 89 d. Bl.)

Aus Amsterdam berichtet die „Frkf. Ztg.“ zum Ausstande der dortigen Diamantarbeiter: Zwishen den verbündeten Juwelieren und den verbündeten Fachveréinen der Diamantarbeiter ist endlih cin Kompromiß geglückt: die Arbeiter heben die Sperre bei der Firma Visser auf, darauf heben die Juweliere die von ihnen ver- hängte Aussperrung auf, und nach kurzer Zeit erfüllt Visser die Lohn- forderungen der Arbeiter. Der Ausstand ist hierdurch beendet.

Der Ausstand der Bergleute des Kohlenbergwerks-

Mariemont in Belgien (vergl. Nr. 87 d. Bl.) ist, wie der „Vorwärts* mittheilt, beendet. ie Ausständigen sind vorläufig bedingungslos

zur Arbeit zurückgekehrt; die Streitpunkte sind einem Einigungsamt-

überwiesen worden,

irgend welce-

Minde O

Die Unternehmer bewilligten die von den Arbeitern - T. B.*: Der Ausstand der Berge:

Schulwesen.

Ilmenau, 14. April. Die Großherzogliche Fahschule und Lehrwerkstatt für Glasinstrumentenmacher und Mechaniker hierselbst {loß mit der öffentliben Prüfung am 10. April d. J. abermals ein Schuljahr ab, das dritte seit ihrer Be- gründung, An dem Prüfungstage, an welchem die Anstalt jedesmal vor die Oeffentlichkeit tritt, durften Lehrer und Schüler diesmal in ihrer Mitte Großherzoglih

begrüßen: als Vertreter der

sähsishen Regierung Herrn Staatsrath Dr. Krause aus Weimar, als Vertreter der Königlich preußisben Regierung den Herrn Regierungs- Perren Me von Brauchitsh aus Erfurt, in dessen Begleitung sich die

erren Regierungs- und Gewerbe-Rath Siebert aus Erfurt und

ichungs- Inspektor Dr. Barczinsky aus Magdeburg befanden; von der Kaiserlihen Normal-Aichungskommission war Herr Regierungs- Rath, Professor Dr. Weinstein aus Berlin erschienen, während die Physikalisch-technishe Reichs-Anstalt wegen Erkrankung ihres Ver- treters diesmal nit repräsentiert war. Auch Vertreter der staatlichen und städtifchen Behörden Jlmenaus und Herr Hofrath, Profeffor Dr. H. Schäffer aus Jena hatten {ih eingefunden, ferner eine Anzahl hiesiaer und auswärtiger Fabrikanten sowie Angehörige der Zöglinge. Die cingehende Prüfung und die Ausstellung der im laufenden Schul- jahr durch die Schüler in den Werkstätten Ange Teeen Arbeiten bot den Erschienenen einen Einblick in die Thätigkeit und- die Leistungen der Anstalt. Die Ausftellung zeichnete sich aus dur Reichhaltigkeit und exakte Ausführung der Glasinftrumente. Ganz besonders zog au die Abtheilung für Mechanik das allgemeine Interesse auf sich, welche neben Barometern, einer großen optischen Bank und verschtedenen Demonftrations-Apparaten einige in das Gebiet der Elektrotehaik gehörige Instrumente vorführte; so ein neues, äußerst empfindliches Waagegalvanometer zur genauen Messung von Svannung und Stromstärke, ferner Stövselrheostaten für Widerstände von 0,01 bis 1000 Ohm, dann ein elektrishes Fernthermometer, ein sehr empfindlihes Spiegelgalvanometer 2c. Die Anstalt eröffnet hierdurch der heimischen Industrie ganz neue Fabrikationsgebiete. Von hervor- ragendem Interesse war auch eine Ausstellung von in venetianischer Art hergestellten Ziergläsern, welhe, wie aus dem Jahresbericht hervorgeht, zum kleineren Theil nah Mustern von Blumengläfern des Herrn Professors Köpping in Berlin, zum größeren Theil nach eigenen Entwürfen der Lehrwerkstatt von einem älteren, hierfür besonders be- fähigten Schüler geblasen worden waren. Diese Gläser, aus von Blättern und Blüthen umrankten Kelchen in den verschiedensten Formen und ares bestehend, entzückten dur ihre wakrhaît künstlerishe Form.

ie hierzu erforderlihe Technik verlangt noch eine gründlihe Durch- bildung, da die an der Lampe hergestelltea Gläser dem unumgänglich nothwendigen Kühlprozeß nicht unterworfen worden sind und somit noch nit die genügende Haltbarkeit besien. Auch fehlt zur gründ- lihen Durchbildung dieser Technik noch zu sehr die Mitwirkung einer Hütte, da die aus verschiedenen Fabriken bezogenen Gläser i ¡um theil {wer verbinden, und weil auH nicht alle Theile der Gläser genügend \tabil an der Gebläselampe gefertigt werden können. Man bofft Mittel und Wege zua finden, um diesen neuen Zweig der Industrie, zu welhem die Großherzogliche Fahshule die Anregung giebt, ia der gebührenden Weise fördern zu können. Allgemeine Anerkennung fanden endlih auch die ausgeregten Zeichnungen und die shriftlihen Arbeiten des Unterrickts im Deutschen und Rechnen. Die eigentliche mündliche Prüfung erstreckte sich auf Pbyßk, Chemie, Arithmetik und Deutsch. Herr Direktor Böttcher stellte Fragen über die Hebegesee und decen Anwendung, sodann aus dem Gebiete ter Wärmelehre, kam weiter auf das Baro- meter, auf tie Shmelz- und Dampfwärme, auf das Messen des elektrischen Stromes ; ferner mußten sih die Schüler aussprehen über das Wesen und die Anwendung des Aräometers; im Gebiete der Elektri- zität wurde dann noch besonders eingegangen auf die Galvano- plastik, auf den Niederschlag eines Metalls, z. B. Kupfer, und die Be- rechnung des Niedershlags. Die Zöglinge überraschten allgemein durch ihr Wissen und Können, ihre siheren und klaren Antworten. In Chemie wiederholte Herr Chemiker Mirus das Wesentlichste über den Wasserstoff und zwar über die Herstellung nah drei Methoden ; dabei sei bemerkt, daß die Schüler si über die einzelnen Versuche ausfprahen und sie dann an zum theil selbst (Sen und zusammen- gestellten Apparaten vorführten. Die Leichtigkeit des Wasserstoffs wurde gezeigt an zwei Versuchen, ferner die Durchdringung poröser Körper dur denselben; endlich wurde die chemishe Harmonika vor- geführt und gezeigt, daß dur Verbrennung des Wasserstoffs als Ver- brennungsprodukt Wasser entsteht. Hierauf wurde die Herstellung von Chlor aus Braunstein und Salzsäure demonstriert. Bcim Jod wurde besonderes Gewicht auf die Nachweisung desfelben gelegt und das Sublimieren gezeigt. Weiter wurde Sauerstoff nach zwei Methoden hergestellt und die Gewichtszunabme beim Verbrennen nahgewiesen; nachdem sodann noch Schwefelwasserstoff, Ammoniak und Salpetersäure her- gestelt und das Aetherthermometer gezeigt und beschrieben worden war, {loß au diese Prüfung, in welcher wiederum die vielfachen Kenntnisse und Fortschritte der Schülec, wie die Sicherheit und Eraktheit im Experimenticren hervortraten. Jm Rechnen ließ Herr Dr. Ritter einige Gleihungen des ersten Grades mit einer und mehreren Unbekannten und eine quadratische Gleichung lösen, und es zeigten auch- hier die Schüler trop der recht kurzen Prüfungszeit Gewandtheit und tüchtige Leistungen. Bei der Prüfung im Deutschen sollte durch das Lesen der Rütliscene aus „Tell“ dargelegt werden, daß die Anstalt ihren Schülern nit einseitig nur Kenntnisse und Fertigkeiten beibringt, sondern au, soviel sie kann, sich bestrebt, das Interesse am Wahren, Guten, Schönen zu weden und zu pflegen. Am Nachmittag fand die Entlassung in die Ferien statt. Es sei nit vergessen, daß nah der theo- retishen Prüfung Herr Regierungs-Präsident von Brauchitsh und die Vertreter der verschiedenen Behörden einer praktishen Prüfung im Glasblasen beiwohnten und auch hier über das Gesehene ihre volle Anerkennung aussprachen; die Schüler waren mit Eifer und Interesse bei der Arbeit und zeigten viel Geshick und große Gewandtheit auf diefem ihrem beruflichen Gebiete. Endlich sei noch erwähnt, daß wie alliährlich während der Mi der von Herrn Direktor Böttcher verfaßte Jahresbericht zur Verthei ung kam, der ein Bild entwirft von dem Schaffen und Arbeiten, der inneren Entwickelung der An- stalt, ihren Erwartungen und Hoffnungen.

Land- und Forftwirthschaft.

Saatenstand in Rußland.

Veber den Stand der Saaten in einzelnen Gouvernements Süd- rußlands liegen folgende Nachrichten vor:

Der Schnee dürfte jeßt in den süolihen Gouvernements überall eschmolzen sein und das Wachsen der Saaten begonnen haben. Die

nnahme, daß der Herbst und Winter dieselben fast gänzli dur Mangel an Feuchtigkeit und. durch die Rauhfröste verdorben haben, hat sich, wie sih j-ßt herausstellt, nit bestätigt.

Von vielen Gegenden, d. h. den Gouvernements Kiew, Poltawa, Jekaterinoslaw und dem östlichen Chersoner, laufen mehr oder weniger befriedigende Nachrichten über den Stand der Wintersaaten ein. Dazu hat die Feldarbeit bei günstigem, niht zu warmen und genügend feuhtem Wetter fast allenthalben begonnen und geht befriedigend vor- wärts, Dazwischen fehlt es natürlich auch nicht an Stimmen, die Tagen, und es scheint, n in den verschiedenen Gegenden, je nah den

itterungsverhältaissen, bald die früheren, bald die späteren Saaten er stehen; zum theil follen sie auch ganz ausgefroren sein. Genaueres läßt {h wohl erst im nähsten Monat fagen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Aus den »Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts" Nr. 15 vom 14. April.

Cholera. Großbritannien. Nach einem von dem „Local Government

Board® erstatteten Bericht ist die Ursache des Ausbruchs der Cholera

auf dem Tranêsportschiff „Nubia* in Plymouth muthmaßlih auf den Verkehr der in Colombo eingeschifften Mannschaften in s Vas dee damals stark verseuhten Eingeborenenviertel, vielleiht auch auf Uni- formstücke oder Nahrungsmittel zurückzuführen, welhe in Colombo an Bord genommen wurden, jedoch erst in Port Said zur Vertheilung

kamen. British-Ostindien. Kalkutta. V 28. 6. März starben 125 Personen an R olera. a an

217 an Fiebern. Gelbfieber.

In Bahia gelangten, den „Public health reports“ zufolge, während des Jahres 1896 51 Todesfälle und 104 Erkrankungen zur Anzeige. In Para wurden vom 21. bis 27. Februar 6 Todesfälle gemeldet, auf Cuba in Havanna vom 5. bis 11. März 10 (bei etwa 30 Neuerkrankungen), sämmtlich unter dem Militär, in Sant- jago und Sagua la Grande vom 28. Februar bis 6. März 1

bezw. 3 (11). Verschiedene Erkrankungen.

E: Odessa 5, Paris 2, Warschau 4 Todesfälle; Paris 12, St. Petersburg 9 Erkrankungen; Flecktyphus: St. Petersburg 3 Erkrankungen; Rückfallfi eber: Moskau 3 Todesfälle; Genidck- starre: Moskau 2, New-York 4 Todesfälle; Regierungt bezirk Düssel- dorf 2, Nürnberg und Wien je 4 Erkranfungen; Tollwuth: Moskau 4 Todesfälle; Influenza: Berlin, Danzig je 7, Breslau 5, Darmstatt, Halle, Leipzig je 3, Halberstadt, Karlsruhe, Kopenhagen und Moskau je 2, London 28, New-York 15, Paris 3, St. Peteré- burg 5 Todesfälle; Nürnberg 33, Kopenhagen 58, Stock- holm 92 Erkrankungen; Keuchhusten: London 50 Todesfälle; Wien 48 Erkrankungen. Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Masern (Durchschnitt aller deutshen Berichtsorte 1881/90: 1,309/6): in Fürth Erkrankungen kamen vor in Berlin 49, - in den Regierungsbezirken Münster 113, Posen 423, in Nürn- berg 129, Hamburg 30, Budapest 211, Edinburg 544, Kopenhagen, 33, St. Petersburg 151, Prag 56, Wien 528 an Diphtherie und Croup (1881/90: 4490/0): in Harburg Erkrankungen wurden angemeldet in Berlin 71, Hamburg 30, Kopenhagen 32, London (Krankenhäuser) 93, Paris 70, St. Petersburz 101, Wien 68 desgl. an Scharlach in Berlin 32, Budapest 28, Kopenhagen 29, London (Krankenhäuser) 219, Paris 50, St. Petersburg 69, Wien 66 desal. an Unterleibstyphus im Regierungsbezirk Arnsberg 32, Paris 29, St. Petersburg 167.

ebruar bis ocken und

Eine amtlichGe Umfrage über das Auftreten der Lepra im Deutschen Reich hat, den „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts" zufolge, zu nachstehenden Ergebnissen geführt :

In Preußen sind zur Zeit 18 leprakranke Perfonen bekannt, von denen 6 männlichen und 12 weiblihen Geschlechts ind. 15 Kranke halten sich im Kreise Memel auf; 7 von der Gesammtheit sind in Krankenhäusern untergebracht.

In Bayern wurde vom 14. Oktober bis zum 3. November v. J. ein verdächtig erkrankter Holländer behandelt, der inzwishen na Amsterdam abgereist ist. Der Kranke war aus Transvaal gekommen, hatte Monate lang in Leipzig eine erfolglose Kur bei einem ntcht- ärztlichen Heilbeflissenen gebraucht und fh dann nah München begeben, wo er alsbald in das Allgemeine Krankenhaus überführt wurde und dort bis zu seiner Abreise verblieb. l

In Baden haben sih in den l:ten Jahren verschiedentlih leprafranke Personen aus Brasilien vorübergehend in Heidelberg auf- gehalten, um ärztlihen Rath nachzusuchen. Am Ende des vorigen Jahres wurde in der dortigen chirurgishen Klinik ein Tagelöhner be- handelt, dessen aus unbekannter Ursahe entstandene Krankheit den Verdacht der Lepra erweckte. Bei der wiederholt vorgenommenen bakteriologischen Untersuchung fanden {ih einmal in Ausftrichpräparaten eines kleinen geschwürig zerfallenen Knotens Spaltpilze, die ärztlicher- seits für Leprabacillen gehalten wurden. E

In Hessen war im Jahre 1895 eine Frau in Biblis, Kreis Bensheim, laut ärztliher Bescheinigung an Lepra gestorben; die amt- L Untersuhung ergab jedo, daß diese Krankheit nit vorgelegen atte.

In Oldenburg starb zu Idar im Jahre 1892 nach Lao Leiden an Lepra ein Mann, der eine Reihe von Jahren in L rasilien gelebt hatte und im Jahre 1875 anscheinend gesund von dort zurück- gekehrt war.

In Bremen endete im Jahre 1895 im Krankenhause ein Lepra- kranker sein Leben, der von den Sandwichinseln gekommen war. Ebenfalls auf den Sandwichinseln hatte sich ein unter lepraähnlichen Erscheinungen erkrankter Mann sein Leiden zugezogen, der {hon in den ahtziger Jahren dorthin zurückgekehrt ist.

In Hamburg leben zur Zeit 12 Leprakranke, von denen sich 8 vorher in Brasilien und je 1 in Mexiko, Surinam, Honolulu und Sumatra aufgehalten haben; 2 Kranke sind in den Allgemeinen Krankenhäusern, 5 in einer Privatklinik untergebracht, die übrigen be- findeu ih in Privatpflege. i

In Elsaß-Lothringen sind die Erkrankungen eines ehe- maligen Fremdenlegionärs und eines Handelsmannes zur amtlichen Kenntniß gelangt, von denen der erstere die Krankheit aus Cochinchina, der andere aus Brasilien mitgebracht hat. Z

In keinem der außerhalb Preußens bekannt gewordenen Fälle hat eine Uebertragung der Lepra auf andere Personen ftattgefunden.

Im Jahre 1896 wurden im Deutschen Reich an 903 See- leuten insgesammt 912 amtlihe Untcrsuchungen auf Farben- blindheit vorgenommen. Von 900 zum ersten Male Untersuchten waren 5 (0,56 9/0) grünblind und 13 (1,44 9%) vollständig farbenblind. Bon 10 zum zweiten Male (und 2 mehrfach) Untersuhten wurde das Ergebniß der früheren Untersuchung, welche in 4 (2) Fällen unyoll- ständige (Grün-) und in 6 (0) vollständige Farbenblindheit festgestellt hatte, in 4 (1) Fällen bestätigt bezw. ergänzt. Unter Berücksichtigung der zweiten und mehrfah wiederholten Untersuhung waren unter ins-

esammt 903 Seeleuten 4 (0,44 9/00) grün- und 10 (1,11 9/00) voll- ständig farbenblind. E

Paris, 15. April. Nach einer Meldung der „Agence Havas"

aus Lissabon soll in Macao die Beulenpest ausgebrochen sein.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

26. April, 11 Uhr. Gas- und Elektrizitäts-Anstalten in Rotter- dam: Lieferung von gußeisernen Röhren nebst Hilfsstücken. Die Be- dingungen liegen im Bureau der Fabriken (Oost-Zeedyk) aus und sind für a gate bei Wed. P. van Waesberge en Zoon Houttuin 73 erbâltlick.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 15. April. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. PD. „Weimar“, n. New-York bestimmt, 13. April Nm. Lizard passiert. PD. „Halle“, v. Baltimore kommend, 13. pri Mittags Prawle Point passiert. D. S 13. April v. Santos abgeg. D. „Heimburg* hat 13. April Abds. Reise v. Oporto n. Brafilien fortges. SOD. „Trawe*, n. New-York bestimmt, 14. April Mrgs. Dover passiert. PD. „Craigearn“, v. La Plata kommend, 14. April Vm;. in Antwerpen eingetroffen.

London, 14. April... (W. T. B.) Castlé-Linie. D. „Garth Castle“ hat heute auf der Heimreise die Canarischen

a seln passiert. i Ÿ eten inie D. „Moor * is heute auf der Ausreise von Madeira abgegangen.

Rotterdam 15. April. (W. T. B.) Holland - Amerika- Linie. D. „Schhiedam“, von New-York nah Amsterdam, ist heute Vormittag in Amsterdam angekommen. D. „Veendam“, von Rotterdam nach New-Vork, ift gestern Nachmittag von Rotterdam abgegangen.

Theater und Musik.

Theater des Westens.

Der vieraktige Schwank „Zwet glückliche Tage“ von Kadelburg und Schönthan fand gestern aud an dieser Stätte eine überaus freundlihe Aufnahme, und hberzlih be- lahten die Zuschauer wieder die Leiden und Freuden eines Berliner Villenbesißers. Ueber das Stü selbst is Neues nit zu sagen; es gehört zu denjenigen, die nur Anfpyruch darauf machen, ihr Publikum einige Stunden _hindurch angenehm zu unterhalten, während fie den Darstellern ein oder zwei Aufgaben bieten, in denen sie glänzen können. Hier sind es die Rollen des Wieners Iosef Frei- singer und des Berliners Lüttchen, welche diesen Zwecken dienen. Die erstere gab der Mitverfasser des Stückes, Herr Kadelburg mit ge- wohnter Virtuosität, die leßtere Herr Robland in seiner \{li&ten, aber wirkungsvollen Art. Die übrigen größeren Rollen waren in den | ais der Herren Löwe, Vallentin Bach und der Damen Schindler-

euser, Heinri, Leuhtmann und Wenck bestens aufgehoben.

Konzerte.

Am Dienstag fand im Saale der Philharmonie eine Gedächtniß-Feier für den fo jäh dahingeschiedenen Komponisten Johannes Brahms ftatt. Nah dem Choral „Wenn i einmak foll scheiden* für die Orgel von Bach, vorgetragen von Herrn Georg Hoffmann, folgte der Trauermarsh aus Beethoven?!s dritter Sym- phonte (,„Eroica“). Der Eindruck dieser Musikwerke, wie der noch wenig bekannten vier geistlihen Lieder von Brahms, die nach biblischen Texten komponiert, von dem Bassisten Profefsor Felir Schmidt trefflih vorgetragen wurden, war ein tief ergreifender. Die eTragische Ouvertüre“ und die erste Symphonie des Meisters bildeten den Ab- {luß der ernsten und würdigen Feier. Das Publikum war außer- ordentlich zahlreih ershienen und gab dem Dirigenten Herrn Professor Man nstaedt, der auch die s{chwierige Klavierbegleitung der ernsten Lieder übernommen hatte, seinen woblverdienten Dank zu erkennen.

3m Thalia-Theater bleibt auch während der Osterfeiertage die Posse „Heirath auf Probe“ auf dem Spielplan. An den Nas mittagen finden Aufführungen von „Frau Lieutenant“ bei ermäßigten: Preisen ftatt.

Wie schon mitgetheilt, beginnen dis Festspiele im Königlichen Theater zu Wiesbaden am Sonntag, den 16. Mai, mit der Erst- aufführung des historishen Schauspiels „Der Burggraf“ von Josef Lauff. Alle auswärtigen Besucher der Festspiel-Aufführungen werden gebeten, ihre Villetbest:llungen niht an die Königliche Intendantur, fondern an das Universal-Reisebureau Schottenfels in Wiesbaden zu rihten, an welches auch die Beträge für die Billets zu senden sind und das auf Anfragen nähere Auskunft ertheilt.

Manuigfaltiges.

Die auf einer Stutienreise begriffenen italienishen Stue- denten und Profefforen (vgl. Nr. 88 d. Bl.) sind gestern Nach- mittag um 4 Uhr 18 Minuten auf dem Potsdamer Bahnhof hierselbst eingetroffen. Zur Begrüßung war der italienishe Botschafter Graf Lanza mit dem Botschafts-Rath Grafen Calvi, dem Ersten Botschafts- Sekretär Chev. Mattioli und dem Attahé Marquis Sommi er- schienen, Auch der Konsul Heinrich Keibel war zugegen. Die Società Italiana di M. S. e Beneficenza a Berlino batte mit der Fahne unter Führung ihres Borsißenden Raffo in langer Front auf dem Bahnsteig Aufstellung genommen. Alle Mitglieder und deren Damen hatten Margheriten angestcckt, jene den Namen der italienischen Königin führenden Blumen, die in Italien gleih unseren Korn- blumen bei patriotischen Anlässen mit Vorliebe getragen werden. Als. Vertreter der Berliner Studentenschaft war deren Festaus\{chuß in vollem Wichs erschienen. Mit brausenden Evviva-Rufen wurde der einfahrende Zug empfangen, worauf nach dem Begrüßungsakt die Gâste in Mies Kremsern in ihre Quartiere gebraht wurden. Abends fand in Keller's Festsälen ein von der Berliner Studenten- schaft zu Ehren der italienishen Kommilitonen veranstalteter Kommers statt, dem ebenfalls der italienishe Botschafter beiwohnte und bet welchem Professor Hinschius als Vertreter des erkrankten Rektors der Universität die Begrüßungsrede hielt. Die nächsten Tage werden die Gäste dazu benutzen, um die Universitätéanstalten, die Sehenswürdigkeiten Berlins und Potsdams zu besuhen. Die Abreise ist auf Montag festgeseßt. Ueber Leipzig und München kehren sie dann in ihre Heimath zurück. Eine Abtheilung der italienishen Studenten unter Führung des Professors Marzoni beabsichtigt, die ver- schiedenen Einrichtungen der Stadt, insbesondere die Müggelwerke, die Kanalifation, Markthallen und ein Rieselfeld zu besihtigen. Herr Ober-Bürgermeister Zelle hat bereitwillig seine Zustimmung hierzu ertheilt und den Magistrats-Sekretär Spiecker der Abordnung als Führer mitgegeben. E

In der Versammlung des Berliner Bezirksvereins deute [herIngenieure vom 10. April hielt Herr Ingenieur R. H. Kaemp aus Hamburg einen Vortrag „über die deutide und en ne Portland-Zement-Industrie*, Ausgehend von der Begriffs- bestimmung des Portland-Zements als eines Produkts, welhes „durdþ Brennen kalkhaltiger und thonhaltiger Materialien und deren nach«® folgende Zerkleinerung bis zur Mehlform entsteht“, gab der Vortragende ein anshaulihes Bild von der Entwickelung und dem gegenwärtigen Stande dieser Industrie, welche zu den hervorragendsten Deutschlands ges hôre. Die Fabrikation zerfällt im wesentlichen in drei Theile : das Mischen, Brennen und Mahlen. Es giebt nur wenige Fundstellen von Materialien (Kufstein, Salzburg, die Gestade des Schwarzen M welche von: Natur eine Zusammenseßung haben, wie das Schlußprodukt des. Zements sie erfordert, in denen Kalk in einem Prozentsaß von etwa 6009/0 mit Thon und geringen Mengen anderer Stoffe vereinigt ist. Auch an diesen anscheinend von der Natur zur Zementfabrikation vorbe- stimmten Orten ist man davon zurückgekommen, das Naturprodukt fo, wie es vorliegt, zu verarbeiten. Ueberall prüft man es auf seine für die Herstellung besten Portland - Zements geeignetste Zusammenseßung und trifft dur künstliche Mischungen die entsprehende Korrektur. Die beständige Begleitung der Fabrikation durch die chemishe Untersuhung der Materialien vor ihrer Mischung ift ganz unerläßlih, selbst bei bekanntem, anscheinend. immer gleihbleibendem Rohstoff ; denn es find geringe Fer Ge E des prozentigen Kalk- oder Thongehaltes, welhe {on beträchtliche Unterschiede in den wichtigsten Eigenschaften des Endproduktes, der Bindekraft, Unveränderlichkeit und Festigkeit des Zements, ergeben. Ist dieser Vorbedingung genügt und ift man des richtigen Mischungs- verhältnifses der Rohmaterialien sicher, i . Mischens der größten Aufmerksamkeit, welhe in verschiedener Art: auf nassem, halbnafsem und trockenem Wege geshieht. In Deutschland sind: die beiden leßten Verfahrungsweisen bevorzugt. Vorbedingung guter Biischung ist in allen Fällen eine sehr weitgehende Zerkleinerung der: Materialien. In Staubform werden sie bei der nassen Mischung, einem Rührwerk überliefert und hierin mit viel Wasser aufges{chlämmt,.

. worauf das aus dem Nübrbottich oben ablaufende, die ftaubförmigen

Materialien suspendiert enthaltende Wasser in Absaybassins über- geleitet wird und darin die innig gemengte Masse als Schlamm ab- seßt. Ist die Masse in diesen Bassins soweit eingetrocknet, daß sie noch eben plaftisch -und fknetbar ist, so wird sie zu Ziegeln geformt, und diese werden dann so lufttrocken ge- macht, wie es für das nachfolgende Brennen erforderli ist. Das. halbnafsse Mil Fnterianren besteht im Gegensaß hierzu in-einem wohl« eordneten, gleichmäßigen ans trockdenen Kalkstaubes zu nassem: honshlamm. Beim trockenen Mischverfahren werden portionenweise,. automa1isch abgewogen, die beiden Bestandtheile als trockener Stauh- mit. einander vermischt. Auch in diesem Falle ist ein nahfolgendes. Wiederbefeuhten der Mischung nöthig, um daraus Ziegel von ane nähernd zylindrisher Form zu kneten. Ein viertes hren ver-- mengt mit Hilfe einer finnreihen, zum Schlu s R im. Gange vorgeführten “Maschine die Materialien im erd L as | Zustande mit einander und erspart so das nachherige Ans

so bedarf die Arbeit des