1897 / 96 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 24 Apr 1897 18:00:01 GMT) scan diff

E x der heutigen E des ungarishen Unter- “hauses brachte der Handels-Minister Daniel eine Vorlage, ‘betreffend die Verstaatlihung des Budapester Telephon-

: mehzes, ein. / Rußland.

Die „Politische Korrespondenz“ vf rag aus St. Peters- burg, der russishe Minister des Aeußern Graf Murawjew

be eine Zirkularnote an die Mächte erlassen, welche. sich mit der Frage der Rückwirkung des griehisch-türkischen Krieges auf die weitere Behandlung der kretishen Angelegenheit beshäf- tige. Der Jdeengang der Note sei folgender: Der Ausbruch des Krieges sei nicht geeignet, eine Aenderung in der Politik der Mächte bezüglih Kretas herbeizuführen; Kreta habe vielmehr auch weiterhin unter dem Schuß des europäischen Konzerts zu verbleiben. Dem Rundschreiben sei von sämmtlichen Mächten zugestimmt worden.

Ftalien.

Der König, die Königin und die Mitglieder der Königlichen Familie wohnten gestern Vormittag in der Kirche del Sudario einem Tedeum bei. Beim Verlassen der Kirhe und auf dem ganzen Rüclwege bis zum Quirinal wurden die Majestäten von der in den Straßen angesammelten Volksmenge stürmisch begrüßt. Auch bei seiner gestrigen Ausfahrt war der E, wie „W. T. B.“ berichtet, der Gegenstand fortgeseßter Huldigungen der Bevölkerung. Der Prinz von Neapel hat sich gestern Nachmittag nah Florenz zurück- begeben.

y Eine ungeheure Menschenmenge sowie zahlreihe Vereine mit Musik, Fahnen und Fackeln waren gestern Abend wiederum vor dem Quirinal erschienen, um dem König eine Huldigung darzubringen. Der König und die Konigin sowie der Herzog von Aosta erschienen auf dem Balkon, verweilten daselbst eine Viertelstunde und nahmen die stets sih erneuernden Ovationen der Menge huldvoll entgegen. |

Die Ergebenheitskundgebungen in der Provinz dauern fort. Jn der Kirhe San Marco zu Venedig und der Kathedrale in Porto Ferrajo wurden Dankgottesdienste ab-

ehalten. Jn Rom laufen fortwährend Depeshen aus den R Le ciondsten Städten des Landes ein, die von Kund- gebungen zu Ehren des Königs berichten. Besonders bemerkenswerth war eine solhe in Florenz, woselbst die Spitzen der Behörden sowie eine äußerst zahlreiche Menge den Kronprinzen erwarteten, der Abends aus Rom dort eintraf. Die Menge geleitete den Wagen, in welhem der Kronprinz saß, bis zum Palast Pitti und bereitete hier dem Kronprinzen eine enthusiastishe Kundgebung, für die derselbe, der mit der Kronprinzessin auf den Balkon getreten war, dankte. Gestern versuchte in Rom eine Anzahl Personen, vor der Redaktion des „Avanti“ eine Kundgebung zu ver- anstalten, wurde aber von der Polizei daran verhindert. Auf der Piazza Colonna kam es zwishen Sozialisten und der Polizei zu einem Handgemenge, wobei zwei Polizisten und ein Sozialist verwundet und zwei Verhaftungen vorgenommen

wurden.

Die Untersuchung gegen Acciarito schreitet {nell vor- wärts. Gestern Vormittag wurden ein Arbeitsgenosse Accia- rito’s, Pietro Collabona aus Velletri, und die Geliebte Acciarito’s, das Dienstmädchen Pasqua Venaraba aus Poggio Catino, verhaftet. Acciarito bleibt bci seiner Er- klärung, daß er keine Mitschuldigen habe. Bis jeßt ist jeder Verdacht, daß es sih um einen gemeinschaftlih geplanten An- schlag handle, ausgeschlossen. Das Gerücht, Acciarito sei Unteroffizier in der Armee gewesen, ist unbegründet.

Türkei.

Wie das Wiener „Telegr.-Korresp.-Bureau“ aus Kon- stantinopel meldet, traten die Botschafter gestern Mittag zusammen, um über eine Milderung der Maßregeln zu be- rathen, welche betreffs der Ausweisung der griechi]chen Unterthanen angeordnet worden find. : :

Der frühere russische diplomatische Agent in Sofia von Tscharykow ist, demselben Bureau zufolge, nah Sofia zu- rüdgekehrt, um Vorstellungen bezüglich der Haltung Bulgariens u erheben.

y er zum Höchstkommandierenden der Truppen bei

Elassona ernannte Ghazi Osman Pascha und der an

Stelle Hifzi Paschas zum Kommandanten der Armce von

Janina ernannte Saad-Eddin Pascha sind gestern

Abend von Konstantinopel nah dem Kriegsschauplaßz abgereist.

Aus Saloniki meldet das „Reuter’she Bureau“, daß am Dienstag die griehischen Truppen nah hizigem Kampfe Kunga, zwishen Platamona und Elassona gelegen, beseßt hätten. : | j

Die griehishe Gesandtschaft in Paris erhielt, dem „W. T. B.“ zufolge, eine Depesche, wonach die Griechen vorgestern Abend auf türkisches Gebiet übergetreten seien ; sie hätten sich aber später über Nezero in der Richtung auf Derelu zurückziehen müssen. i l

Nach amtlichen, in Athen eingetroffenen Nachrichten wären, wie die „Agence Havas“ meldet, die Türken bei Nezero- Napsani und in Epirus in einer Rückzugsbewegung.

Aus Konstantinopel berihtet das Wiener „Telegr.- Korresp.-Bureau“ : die Hauptmacht der griechishen 3. Division von Arta habe die türkische Grenze überschritten und nach heftigem Widerstande P a a am Luros - Flusse erobert. Der Verlust der Türken sei chr groß gewesen. Sie hätten auch einige Kanonen verloren. Zum Gegenangriff sei eine Brigade der 2. türkischen Division gegen Philippiadha dirigiert. Das Resultat sei bisher unbekannt. Nachrichten aus Janina zufolge habe sih ein Redifbataillón geweigert vorzugehen. : E

Das griechische West-Geshwader verließ, wie die „Agence Havas“ meldet, gestern früh Korfu und segelte nah der Bay Haghii Saranda (Santi Quarante), wo sich

roße Niederlagen von Munition und Lebensmitteln efanden. Nach einer zweistündigen Beschießung ging ein großes Depot in Flammen auf, die , türkishe Bedeckung

_ desselben, 600 Mann stark, zog sich in das dortige Fort urück. Gegen Mittag wurden unter dem Schuße der rtillerie des Geschwaders und der Torpedobootsflottille griechische Truppenabtheilungen gelandet, welche alle den Ort umgebenden Höhen beseßten und nah Einschließung der Stadt die bis dahin verschont gebliebenen Gebäude und Depots in

Brand steckten. Leßtere wurden gänzlich zerstört. Die tür-

fische Besaßung hatte sih inzwischen auf die Höhen zurüd-

peigen und unterhielt von dort ein Gewehrfeuer. Die Ge- |

üße der griechishen Flotte brachten dasselbe indeß zum S E ncigen a ae die türkishe Besaßung zu weiterem Rücßzuge. Während der Beschießung hatten sh etwa 50 christ-

lihe Einwohner in ein Haus geflüchtet, auf welhem sie die acike Oen hißten. Nach dem Kampfe wurden sie an Bord enommen und nah Korfu gebraht. Dem „Temps“ zu- olge sind der Kreuzer „Miaulis“ und drei Kanonenboote von Korfu mit dem Befehl in See gegangen, die albanesische Küste bis Valona zu beschießen. Das f B Ost- geschwader hat wahrscheinlich heute früh die Beibleyung von Karaburun, an der Einfahrt zur Bay von Saloniki, begonnen.

G Aus Kanea wird der „Köln. Ztg.“ gemeldet: Der Oberst Vassos habe Offiziere mit einem Schreiben an die Admirale ent- sandt, worin er ankündige, daß er infolge der Kriegserklärung zum Angriff auf die türkishen Stellungen schreiten werde, und die Admirale ersuche, die fremden Truppen zurückzuziehen.

- Griechenland.

Jn Athen war, der „Agence Havas“ zufolge, die Be- theiligung an der Charfreitags-Prozession in der vergangenen Nacht eine außergewöhnlih große. Der König und die Königin sowie die Vertreter der Behörden wohnten der Messe bei. Der Metropolit verrichtete die Gebete, in denen er den Schuß Gottes für die Soldaten erflehte, welhe die Ehre der Nation vertheidigten und für das Kreuz kämpften.

Wie dieselbe Agentur berichtet, haben die Kohlennieder- lagen im Piräus sich geweigert, dem französishen Kreuzer „Latouhe Tréville“ Kohlen zu liefern.

Schweden und Norwegen.

Beide Häuser des \{chwedishen Neichstages haben, wie „W. T. B.“ meldet, gestern in gemeinsamer Abstimmung mit 180 gegen 177 Stimmen die Zollfreiheit für rohe un- gefärbte Seide und die Herabseßung des Zolles für gefärbte oder gebleichie Seide auf eine Krone per Kilogramm an- genommen.

Dänemark.

Die Partei der Linken hat, dem „W. T. B.“ zufolge, beschlossen, sich den von dem Mitgliede der gemäßigten Rechten Aaberg angekündigten Vermittelungsanträgen anzu- \chließen. Jnfolgedessen ist Aussicht vorhanden, in den finanziellen Streitfragen eine Uebereinkunft zu erzielen. Diese würde sih einerseits auf die Bewilligung eines Drittels der umstrittenen Militärforderungen und die Einseßung einer Kom- mission zur Feststellung eines militärischen Normal-Budgets, andererseits auf mehrere Bewilligungen zur Hebung der Land- wirthschaft und auf einen Staatszushuß an das internationale Friedensbureau in Bern erstrecken.

Asien.

Der neue General-Gouverneur der Philippinen, General

Primo Rivera ist in Manila angekommen. YAsffrika.

In der vorgestrigen Sißung der geseßgebenden Ver- sammlung der Kapkolonie gab, wie das „Reuter sche Bureau“ meldet, bei der Besprehung der Nesolution des Abg. Dutoit, betreffend die Vermeidung von Kriegen wischen den europäishen Völkern in Süd-Afrika, der Premier- Minister Sprigg die Erklärung ab: Der geeignete Weg, die bestehende Erregung zu beseitigen, sei für die Südafrikanische Republik, den Beschwerden der Mehrheit des Volkes gereht zu werden. Er glaube nicht an den Aus- bruch eines Krieges in Süd-Afrika, aber die Errichtung von Forts und die Einfuhr von Munition sei niht der Weg, den Frieden zu sihern. Wenn es zum Kriege kommen sollte, sei dies die Schuld. der Südafrikanishen Republik. Die britische Regierung sei entschlossen, die Londoner Konvention und Großbritanniens Stellung als Vormacht in Süd-Afrika aufrecht zu halten. Die Unabhängigkeit Transvaals habe- ohne britischen Shuß nur ganz geringen oder gar keinen Werth. Die Abgg. Sauer und Schreiner widersprahen den Ungen des Ministers.

Der britishe Admiral Nawson gab gestern inLourenço Marques den Kommandeuren der portugiesishen Marine- Division ein Diner.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Kammerherr Graf Dorotheus von Rothkirch- Trach, Mitglied des Herrenhauses, ist am 22. d. M. gestorben.

Die Tages ordnung für die nätste, am Dienstag, den 27. April, Nachmittags 1 Uhr, \tattfindende (209.) Plenar|izung des Reichstages lautet, wie folgt: Erste Berathung des Ent- wurfs eines Geseßes, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Reichshaushalts-Etat für das Etatsjahr 1897/98, tn Verbindung mit der ersten Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Aufs- nahme einer Aaleihe für Zwecke der Verwaltung des Reichsheeres. Zweite Berathung der allgemeinen Rechnungen über den Reichbhaus- halt, und zwar: a. für das Etatéjahr 1885/86, b. für das Etatsjahr 1886/87, c. für das Etatsjahr 1887/88, d. für das Etatsjahr 1888/89, e. für das Etatsjahr 1889/90, f. für das Etatsjahr 1890/91, g. für das Etatéjahr 1891/92, h. für das Etatsjahr 1892/93, auf Grund des Berichts der Rechnungskommission. Berichterstatter : Abg. Horn (Neisse). Zweite Berathung der Rechnung der Kasse der Ober-Rechnungskammer für das Etatsjahr 1894/95 auf Grund münd- lichen Berichts der Rechnungskommission. Berichterstatter : Abg. Schwarze. Berathung des Berichts der NReichss{hulden-Kom- mission vom 19. Mai 1896 avf Grund mündliGßen Be- rihts der Rechnungskommission. Berichterstatter: Abg. Galler. Zweite Berathung der Uebersihten der Einnahmen und Ausgaben der Schutzgebiete 2c. für 1894/95 bezw. 1895/96 auf Grund münd- lihen Berichts der Rehnungskommission. Berichterstatter : Abg. Dr. Paasche. Erste Berathung des Entwurfs eines Geseßes wegen anderweiter Bemessung der Wittwen- und Waisengelder. Zweite Berathung des Entwurfs eines Geseßes über das Auswanderungs- wesen auf Grund des Berichts der XX. Kommission. Berichterstatter : Abg. Dr. Hasse.

Auf der Tagesordnung für die nächste, am Dienstag, den 27. Avril, Vormittags 11 Uhr, stattfindende (69.) Plenarsißung des Hauses der Abgeordneten steht die Berathung des An- trags der Abgeordneten Graf von und zu Hoensbroech und Genossen, E die Aufhebung von Zollkrediten bei der Einfuhr von Ge- treide 2c.

Nr. 16 der „Ver öffentlihungen des Kaiserlichen Ge“ sundheitsamts" vom 22. April hat folgenden Inhalt: Personal- Nachrichten. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Desgl. gegen Gelbfieber. Bewegung der Bevölkerung in Baden, 1894. Gesetzgebung u. \. w. (Preußen, MReg.-Bez, Breslau.) Maul- und Klauenseuche und

chweineseußen. (Rég.-Bez. Düsseldorf.) Künstlihe Mineral-

wässer. (Baden.) Oeffentliße Gesundheit und Reinlichkeit. (Anhalt.) ilzbrand und Raushbrand. (Waldeck.) Milzbrand. (Hamburg.) - Kostkinderwesen. (Schweiz. Kanton St. Gallen 3 Sanitätskommission. Gang der Thierseuchen. Influenza der Pferde in Bayern, 1896. Thierseuhen in Rumänien, 4. Vierteljahr. E Maßregeln gegen Thierseuchen. (Preuß. ep-Vex Aurich,

nhalt, Schweiz.) Rechtsprehuna. (Deutsches Reich.) Kriminal[- statistik, 1893. Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutshen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl, in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Kranken- häusern deutsher Großstädte. Desgl. in deutshen Stadt- und, Landbezirken. Witterung.

Nr. 17 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, heraus» gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 24. April, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnachrihten, Nichtamtliches : Die Klosterkirhe auf Huyseburg und ihr Verhältniß zum Walbecker Dom und zu den Kirhen auf der Reihenau. Eduard Kreyßig,, Stadtbaumeister in Mainz. Das neue Land- und Amtsgericht in: Glat. Die Wasserversorgungsfrage Londons. Eine neue Fahr- bahnanordnung für eiferne Straßenbrücken. Vermischtes: Preis- bewerbung für den Um- und Erweiterungsbau des Rathhauses in Görliß. Preisausshreiben um Pläne für ein deutsches Buch-

ewerbehaus in Leipzig. Wettbewerb um Entwürfe für ein Kaiser

ilhelm-Denkmal in Lübeck. Gehälter von Ingenieuren im Aus- lande. Inhalt von Heft 1V bis VI der Zeitschrift für Bauwesen 1897, Bücherschau.

Arbeiterbetwvegung.

In Hannover beschloß, der „Voss. Ztg." zufolge, eine anr Donnerstag abgehaltene Versammlung von tausend Tischlern, in den Aus ftand einzutreten. Einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge befinden sich auch die Zimmerleute Hannovers seit Donnerstag im Ausstande.

Aus Lüdenscheid wird der „Rhein-Westf. Ztg." geschrieben : Sämmtliche bei der Firma Basse u. ier beschäftigten Metall- drücker und Britannialöther haben wegen Lohnstreites die Arbeit eingestellt. : E

In Kiel beslossen, wie der „Vorwärts" mittheilt, die Klempner, am 8. Mai die Arbeit einzustellen, wenn es über den von ihnen festgeseßten Tarif bis dahin zu keiner Einigung mit den Arbeitgebern kommen sollte.

In Mühlhausen i. Thür. befinden sich der „Magdb. Ztg.* zufolge die Maurer, etwa 250 an Zahl, in einer Lohnbewegung. und wollen, wenn die Meister ihre Forderungen nicht bewilligen, am 1. Mai kündigen und später die Arbeit einstellen.

In Köpenick bei Berlin ist der Ausstand der Maurer, wie der „Vorwärts“ mittheilt, durch einen Vergleich beigelegt worden. (Vgl. Nr. 80 d. Bl.)

Hier in Berlin ist nach demselben Blatt der Ausstand der Polsterer bei der Firma Herm. Gerson in einer für beide Theile zufriedenstellenden Weise beigelegt worden (vgl. Nr. 94 d, Bl.).

Aus Braunschweig wird der „Köln. Ztg.“ telegraphiert, daß die dort tagende dritte Hauptversammlung des deutschen Metall- arbeiter-Verbandes nah mehrtägigen Berathungen mit 51 gegen 23 Stimmen die Einführung der Unterstüßung der Arbeitslosen abgelehnt hat. : i

Aus Prag meldet „W. T. B.“: In der Spinnerei von Paal in Niederaltstadt bei Trautenau haben tausend und in der

abrik von Etterih in Oberaltstadt achthundert Arbeiter die Arbeit niedergelegt. Die Ausständigen verlangen Lohnerhöhung. Eine am Donnerstag erfolgte Ansammlung der Ausständigen wurde dur Gendarmerie zerstreut. :

Aus Triest meldet die „Wiener Ztg.“: Am Donnerstag fand in Muggia eine Versammlung von mehr als 700 Arbeitern der Schiffswerft San Nocco statt. Die Arbeiter lehnten sämmtliche Anträge der Direktion des „Stabilimento tecnico Triestino“ ab und verlangten die Einführung der neunstündigen Arbeitszeit sowie eine 20prozentige Lohnerhöhung. Die Versammlung verlief in vollster Ordnung. Es bercsht allgemeine Ruhe.

Kunst und Wissenschaft,

Die von der Goethe-Gesellshaft, der Deutschen Shakespeare - Gesellschaft, der Deutshen Sciller- Stiftung, dem Goethe- und Schiller-Archiv und dem Hof-Theater in Weimar. geplante Trauerfeier für Ihre König- liche Hoheit die verewigte Großherzogin Sophie von Sachsen wird, nacdem Seine Königliche Hoheit der Großherzog seine Zustimmung ertheilt hat, am 8. Oktober d. J., dem Vermählungs- tage des hohen Paares, in den Sälen des Sophien-Stifts daselbst stattfinden.

Im Anschluß an die 69. Versammlung deutscher Natur - forscher und Aerzte in Braunschweig (20. bis 25. September d. I.) wird daselbst, wie die Geshäftsführunf mittheilt, eine Aus - stellung von wissenschaftlichen Objekten und Apparaten stattfinden. Von derselben sollen grundsäßlih {hon bekannte und zur Zeit nicht besonders wihtige Gegenstände ausgeschlofsen fein, sodaß neue und bedeutsame Erscheinungen überall zur Geltung kommen werden. Es wird davon abgesehen werden, allgemeine Einladungen zu der Ausstellung ergehen zu lassen. Nur die neu begründete Abtheilung für wissenschaftlihe Photographie macht hiervon eine Ausnahme und wird versuchen, ein möglichst voll- ständiges Bild der Anwendung der Photographie in allen Zweigen der Naturwissenschaft und der Medizin zur Darstellung zu e Aus den anderen Gruppen für irurgishe Instrumente, Gegen tände für Bakteriologie, Demonstrationsapparate, physikalishe und chemische Jastrumente u. \. w. nimmt die Geschäftsführung Anmeldungen neuer Objekte und Apparate bis zum 1. August d. J. (

eeignete Räumlichkeiten frei zur Verfügung stehen, so würden den usstellern außer den Kosten für Hin- und Rücktransport andere Ausgaben niht erwachsen. Die zur Ausstellung kommenden S stände werden auf Kosten der Ges, gegen Feuersge! abr versihert werden. Die zahlreichen ÄArbeitsausscchüfsse für die Versammmlung sind_ bereits in voller Thätigkeit. Durch das Entgegenkommen der Staats- und städtishen Behörden wird es der Geschäftsführung ermöglicht, den Theilnehmern der Ver- sammlung gediegene Festshriften in Aussicht zu stellen. Der Mitt- woch der Festwoche soll ausschließlich der wissenshaftlihen Photo- graphie gewidmet sein und sämmiliche Abtheilungen zu einer gro d allgemeinen Sitzung vereinigen. An abendlihen Vergnügungen N eine Festvorstellung im Hoftheater, Ball, Kommers und estessen 1" Aussicht genommen. Ausflüge sind bis jeßt nah Wolfenbüttel, Königslutter und Bad Harzburg geplant.

Bauten.

; ; ; 5 ür ein Ein Preisausschreiben zur Gewinnung von Plänen für e

deutsh-s Buhgewerbehaus in Leipzig hat der „Zentralvere für das gesammte Buchgewerbe“ an die Architekten Deutschlan A e Deutsch-Oesterreihs erlassen. Die Baukosten sind auf e ichter festgeseßt; die Deeise betragen 3500, 2500 und 1500 4 Preisr atb sind die Herren Stadt-Baurath, Professor H. Licht in Leipzig, Bau ind H. Schmieden in Berlin, Professor Fr. Thiersh in Münden s vier Nichttehnuiker. Die Unterlagen sind von dem Sekretar Butb- „Zentralvereins für das gesammte Buchgewerbe“ in Lei O 5 jum händlerhaus, unentgeltlich zu_ beziehen, Die Pläne müjjen

1, August d. J. eingereiht werden,

+ Angermünde 4,28,

entgegen. Da

Königin Luise“,

Land- und Forftwirthschaft.

Weizenernte der Kolonie Neu-Süd-Wales im Jahre 1896/97. Ueber das Ergebniß der diesjährigen Weizenernte in Neu-Süd- Wales liegt folgende Schäßung vor :

Anbaufläche in tausend Hektar ce Rilono 308 676,2

In Heft 8 (1897) der „Mittheilungen der Deutschen Landwirthschafts-Gesellshaft“ vom 20. April behandelt Professor Dr. J. H. Vogel die „Düngungsfragen“, während in der der Berichterstattung der land- und forstwirthshaftlihen Sachver- ständigen bei den Kaiserlihen Vertretungen im Ausland geroidmeten Beilage der Sachverständige in St. Petersburg über das Brannt- weinmonopol in Nußland, die neuen unmittelbaren Frachttarife für Farin, Butter, Käse, Mehl und Preßlinge, den gegenwärtigen Stand des russishen Getreidemarktes, die Ausfuhr M Le E Er- zeugnisse über Riga und die rufsishe Bergwerksförderung im Jahre 1895 Mittheilungen macht.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Spanien.

Durch Königliche Verordnung vom 17. d. M. ist wegen Beulen- pest für Herkünfte von Macao Quarantäne A worden. Gleichzeitig gelten alle Häfen, welhe von Macao în gerader Linie weniger als 165 km entfernt sind, als verdächtig.

Ernteertrag im Ganzen in tausend Tonnen 208

Aus den „Veröffentlißungen des Kaiserlichen Gesundbeitsamts* Nr. 16 vom 22. April. - Cholera.

British-Ostindien. Kalkutta. Vom 7. bis 13. März starben

166 Personen an Cholera, 7 an PoFen und 225 an Fiebern. Gelbfieber.

An Bord der am 8. März aus Rio de Janeiro in Tortugas, Key West, eingelaufenen norwegischen Bark Homewood sind während der Reise 2 Todesfälle vorgekommen. Es wurden ferner in Nio de Janeiro vom 14. bis 20. Februar 6 Todesfälle (und 21 Erkrankungen) festgestellt, auf Cuba in Sagua la Grande vom 7. bis 13. März 3 (11), in Matanzas vom 25. Februar bis 10. März 2, in Havanna vom 12. bis 18. März 10 (30), davoa 9 bei spaaishen Soldaten in den Militär-Lazarethen.

Verschiedene Erkrankungen.

P ocken: New-York 2, Ddefsa, St. Petersburg je 3, Warschau 5 Todesfälle; Paris 12, St. Petersburg 14 Erkrankungen; Fle ck- typhus: Warshau 2 Todesfälle; Nückfallfieber: Moskau 3 Tedesfälle; Genickstarre: New-York 7 Todesfälle; Berlin 2 Er- krankungen; Milzbrand: Hamburg, Moskau je 1 Todesfall; Influenza: Berlin 5, Halle 4, Braunshweig, Leipzig je 3, Breslau, Danzig, Darmstadt, Hamburg, Lübeck je 2, Budapest 4, London 34, New-York 17, St. Petersburg 6, Kopenhagen, Moskau, Stockholm je 2 Todesfälle; Nürnberg 37, Hamburg 8, Kopenhagen 78, Stockholm 107 Erkrankungen; Keuchhusten: London 54 Todesfälle.

Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Masern (Durchschnitt aller deutshen Berichtsorte 1881/90: 1,30 0/6): in Augs- burg und Edinburg Erkrankungen wurden angemeldet in Berlin 42, in den Neg.-Bezirken Osnabrück und Posen je 149, in München 83, Nürnberg 103, Hamburg 45, Budapest 185, Edinburg 383, Kopen- hagen 37, St. Petersburg 205, Prag 60, Wien 514 desgl. an Scharlach in Kopenhagen 30, London (Krankenhäuser) 224, Paris 47, St. Petersburg 78, Wien 72 desgl. an Diphtherie und Croup in Berlin 42, im Reg.-Bezirk Arnsberg 91, in München 34, amburg 27, Kopenhagen 31, London (Krankenhäuser) 103, Paris 51, St. Petersburg 88, Wien 64 desgl. an Unterleibstyphus in St. Petersburg 160.

Verdingungen im Auslande.

Belgien.

Ohne Datum. Börse in Brüssel: Lieferung in 59 Loosen von Holz und Pfählen für den Bedarf der Staats-Eisenbahnen pr o 1897. Gesammtschäßwerth: 283 916 Franken.

Ohne Datum. Börse ebenda: Lieferung von 850 009 kg rohes Mineralöl zum Schmieren, 220 000 kg Colza- oder Rüböl zum Schmieren, 220 000 kg gereinigtes Oel zur Beleuchtung, 1 500 090 kg Mineral[sl zur Beleuchtung und 180 000 kg rohes Leinöl.

_Dhne Datum. Börse ebenda: Lieferung von 690 beweglichen Windschirmen für Sthalter.

Verkehrs-Anstalten.

Laut amtlicher Mittheilung der Pforte werden für die Dauer des griechish-türkishen Krieges die Leuchtfeuer von KaraburnuDona und Ayanomi im Golf von Salonik ausgelöscht, und ist allen fremden Fahrzeugen bei Nacht der Zugang zu jener Küstenstrecke verboten.

_ Der vom 1. Mai d. J. ab gültige Fahrplan der König: lihen Eisenbahn-Direktion zu Stettin weist folgende wichtigen Aenderungen gegen den Fahrplan vom 1. Oktober 1896 auf: NeueZüge und neue Anschlüsse: die Züge 841 ab Strasbur U.-M. 5,00 und 8,44 ab Stettin 8,22 erhalten in Pasewalk Ansluß an die „Sch{wedenzüge* 17 ab Berlin 7,12, ab Pasewalk 9,22 und 18 ab Pasewalk 5,51. Die Züge 15 ab Berlin 7,35, 16 ab 17 ab Berlin 7,12, 18 ab Angermünde 7,42, 19 ab Berlin 3,08, 20 ab Stettin 1,36, 27 ab Berlin 8,06, 28 ab Stettin 3,16, 851 ab Berlin 9,50, §52 ab Angermünde 7,28, 857 ab Berlin 4,18. Die Züge 15 und 16 verkehren nur im Juli; die Züge 17 und 18 sind zwischen Berlin und Stralsund D-Züge und für den Verkehr mit Schweden auf dec Linie Berlin—Angermünde— Pasewalk —Stralsund—Saßniß-Hafen—(Trelleborg—Stockholm) be- stimmt; die Schnellzüge 19 und 20 dienen dem Verkehr Berlin—Stettin— Stolp—Danzig mit Ans{chluß von und nah Kolberg, nah Rügen: walde und von Zollbrück; auch wird durch den Anschluß an die Schnell- züge 848 und 849 Stettin Strasburg eine Schnellzugverbindung Hamburg—Stettin—Danzig hergestellt. Die übrigen Züge dienen dem Verkehr mit den Ostseebädern, und die Züge 851 und 852 ver- kehren dementsprehend nur vom 15. Juni bis 15. September, der

ug 857 nur“ Sonnabends vom 3. Juli bis 4. September. Der

ahrplan der Strecke Duherow—Swinemünde—Heringsdorf ist voll- tändig umgeändert. Die Züge 911 und 912 vom 15. Juni bis 31. August für den Verkehr zwishen Berlin und Warnemünde. Die Züge 1763 und 1764 werden ab und bis Stettin durchgeführt; 1763 ab Stettin 10,35, an Kammin i. Pom. 1,32; 1764 ab Kammin 12,02, an Stettin 3,06, erhält in Altdamm Ans{hluß an Zug 41 nach Oberschlesien und Oesterrei. Zug 1099 ab Nothenburg a. O. 8,93 erbält in Neusalz Anschluß an Zug 1066 nach Freystadt. Sonstige Zugänderungen. Infolge Hinzutritts der Station Gesund- brunnen uten die Züge der Strecke Berlin—Stettin eine geringe Veränderung. Zug 893 ab Anurnnee 16 Minuten später, ab 7,41, an Stralsund 11,22, Zug 3790 von Stralsund bis Greifswald 20 Minuten früher, ab Stralsund 3,50.

Bremen, 23. April. (W. T. B.) Norddeutscher Llovd.

„Trave“ 22. April Mrgs. New-York angek. PD. n. New-York best., 22. April Nm. Lizard passiert. RPD. „Prinz Heinr ih“, n. Ost-Asien best., 23. April Borm. Colombo angek. D. „Heimburg“, n. Brasilien best., #2. April Nm. St. Vincent passiert. SD. „Ems“, von New- York kommend, 23, April Vm. Genua angek. SO, „Kaifer

SD

Wilhelm 11.*, n. New-York best , 23. April Vm. Neapel angek. D. „Wartburg“ 23. April v. Bahia n. d. Weser abgegangen.

24. April. (W. T. B.) D. „Menunsha“, v. New-York kommend, 23. April Mrgs. Lizard passiert. PD. „Aachen “, v. Baltimore kommend, 23. April Nm. Lizard passiert. D. „Maori* 23. April v. Buenos Aires n. d. Weser abgeg. D. „Holyrood *, 23. April Nm. Reise v. Antwerpen n. d,

La Plata fortgeseßt.

Hamburg, 24. April. (W. T. B.) Hamburg -Amerika- Linie. SD. „Normannia“, von Hamburg kommend, gestern Abend in New-York angekommen. PD. ¿MERNETIER La von New-York kommend, gestern Nachmittag Scilly passiert.

q T. B.) Castle-Linie. D.

London, 23. April. der Ausreise heute von London ab-

„Avondale Casftle* ift au gegangen.

Union-Linie. D. „Goth“ ist auf der Ausreise heute von den Canarischen Inseln abgegangen.

Rotterdam, 23. April. (W. T. B.) Holland - Amerika - Linie, D, „Werkendam“, von New-York nach Rotterdam, ist gestern Vormittag von New-York abgegangen.

Theater und Musik.

Konzerte.

Das Konzert, welhes das Philharmonishe Orchester am Dienstag zum Besten feines Pensionsfonds im Saale der Phil- barmonie veranstaltete, war vom s{önsten Erfolge begleitet. Zum Vortrag kamen unter Leitung des Herrn Arthur tifisch nur Beethoven’scke Tonwerke, und zwar machte die dritte ,Leonoren"- Ouver- türe den Anfang; dann folgte das Klavier-Konzert mit Orchesterbeglei- tung Nr. 3 in C-mol], wobei Herr Professor Heinrich Barth mit gewohnter tehnischer Meistershaft und musikalisher Feinfühligkeit die Klavierpartie spielte. Den würdigen Beschluß machte die „Eroica“- Symphonie, die, wie {hon die „Leonoren“-Ouvertüre, im Einzelnen und Ganzen tadellos zu Gehör gebracht wurde und aufs neue Zeugniß gab von der künstlerisch vollendeten Durchbildung des Orchesters und von der kraftvollen und klaren Leitung des Herrn Nikisch.

Am Mittwoch fand im Konzerthause unter Kapellmeister Meyder’s Leitung der legte Berliner Komponisten-Abend statt, Derselbe wrourde mit einer {wungvoll gehaltenen „Deutschen Konzert: Ouvertüre“ von H. Landwehr eröffnet, auf welche ein melo- dishes Andante von Paul Peters folgte. Unter den im weiteren Verlauf des Abends vorgetragenen Werken erschien eine von dem als Pianist und Komponist bereits vortheilhaft bekannten Albert Gibenf Ey komponierte Symphonie in vier Säßen als das be- deutendste, sowohl in Bezug auf Originaliiät der Motive, als auf stilgemäße Behandlung derselben. Auch ist ein munteres Walzer- Capriccio ven Paul Ertel, der sich zugleich als Musik-Schrifsteller einen Namen gemacht hat, lobend hervorzuheben. Der leßte Theil des Programms enthielt außer einer beifällig aufgenommenen Ouver- türe zu dem Mask’shen Schauspiel „Sigrun" von Paul Ziesler nur noch kleinere Stücke: so ein Lied für Cornet-à-piston von F. von Blon, zwei Soli für Violoncello von Ed. Wolff und einen Marsh für Orchester „Hoh Deutschland!“ von G. Ober- länder. Sämmtlihen von der Kapelle vortrefliß ausgeführten Dubliten folgte anerkfennender Beifall des zahlreich erschienenen

ublilums.

Das französische Konzert, welches am Donnerstag im Saale der Philharmonie von dem bekannten ausgezeihneten Dirigenten dec Pariser Châtelet-Konzerte Edouard Colonne geleitet wurde, brate drei größere Werke und begann mit der hier bereits gehörten Ouvertüre zu „Le roi d’Ys“ von Ed. Lalo, dessen Verehrung für Richard Wagner sich nicht nur in der glänzenden Instrumentierung, fondern au in manden Anklängen an Werke des Meisters erkennen läßt. Als Novität erschien hieratf eine Symphonie in C-moll (op. 78) für Orgel, Klavier und Or(ester von Saint-Saëns, die zwar in dem ersten Atagio empfindlihe Längen zeigt, zumal die wenig fesselnden Motive meist nebeneinander gestellt sind, obne sich zu einem Höbepunkt organisher Entwickelung aufzushwingen, wo- gegen das Finale bei wirksamer Betheiligung der Orgel ein Fugen- thema ftilgerecht durchführt. Das Werk, in welchem die Klavier- partie als durhaus überflüssig erscheint, machte wegen der erwähnten Längen troß der vortrefflichen Wiedergabe denno einen er- müdenden Eindruck, und der Beifall des nicht besonders zahlreich er- schienenen Publikums galt mehr dem Leiter als dem Schöpfer des Tonstücks. Den Schluß des Abends bildete H. Berlioz? „Symphonis fantastique“, die unter der Leitung der Kapellmeister Weingartner und Nikish in Berlin {on mehrmals zu Gehör gebracht wurde. Herrn Colonne wurden bei mehrmaligem Hervorruf einige prächtige Lorbeerkränze überreiht, deren einen das Philharmonische Orchester dem verdienten Dirigenten gewidmet hatte.

Gestern veranstaltete ebendaselbst der . unter Leitung des Herrn Siegfried Ochs stebende Philharmonishe Chor mit dem Philharmonischen Orchester ein Konzert, das mit dem für ge- mischten Choc und Orchester komponierten „Schicksalslied“ von Johannes Brahms eröffnet wurde. Der poesiereihe Text von Hölderlin, der mit den Worten beginnt: „Jhr wandelt droben im Licht, auf weichem Boden, felige Genicn!* ist in seiner ganzen Gedankentiefe vom Komponisten e:faßt, sodaß dieses Werk auf die zahlreichen Zuhörer eine nachaltige und ernste Wirkung ausübte. Die Ausführung war eine ganz vortrefflihe, da die Klangshönheit der jugendlichen Stimmen, wie die tehnishe Sicherheit des Chors die Komposition ins glänzendste Licht seßte. Es folgten hierauf vier bekannte Lieder desfelben Meisters, unter denen „Auf dem Kirchhofe“ und „Die Sehnsucht", von Fräulein Vera Goldberg vorgetragen, ganz besonders gefielen. Als Novität erschien ferner eine Ballade für Chor und Orthester von C. V. Stanford unter dem Titel „Revenge“. Der gar zu sehr an epischer Breite leidende Tennyson'’sche Text, der das Leben und die kriegerishen Thaten auf der See schildert, ist hier die Ursache der au in der Musik hervortretenden Längen. Kürzungen wären besonders zu Anfang der Ballade leiht anzubringen. Das Tonstück enthält indessen manche wirksame tonmalerishe Cffekte, wie z. B. in einer den Sonnenaufgang schildernden Stelle zu er- kennen ift, und wurde beifällig aufgenommen. Der Komponist leitete sein Werk persönli. Als Schlußnummer gelangte das selten ehörte Werk Beethoven's: „Die Ruinen von Athen“, Festspiel für Chor, Orchester und Solostimmen, um dessen Ausführung sih auch der Kammersänger Josef Staudigl verdient machte, zu Gehör. Das Publikum bezeugte dem Dirigenten des Phil- harmonischen Chors, Herrn iegfried Ochs durch lebhaften Beifall seinen Dank für den höchst genußreihezn Abend. Im Saal Bechstein spielte sich währenddessen ein originelles Experiment ab, dessen Veranstalter Herr Adalbert von Gold- \chmidt aus Wien war. Der hier durch seine musikalish- dramatische Trilogie „Gaea*“ und das Chorwerk „Die sieben Todsünden“ (nah Hamerling) bekannte Komponist hatte das Wagniß unternommen, eine Reihe von Prosa-Märchen in Musik zu * die er gestern von Frau Niklaß- Kempner vortragen ließ. Es war ein richtiger „Bortrag“; denn die Künstlerin saß dabei, gleih einer Vorleferin, das Notenbuh vor fih, an dem von einer Lampe erleuchteten Pault, während der Komponist, abwechselnd mit dem Wiener Pianisten Herrn M. Violin, sie am Klavier begleitete. Er hätte weit und breit nicht leiht eine gleih vortrefflihe Interpretin des gesang- lihen Theils seiner Komposittonen finden können. Wenn diese troßdem keinen tiefen Eindruk hinterließen, sondern eher ermüdeten, so erklärt ih dies abgesehen von dem, wie es ja niht anders sein kann, endlos ausgesponnenen Recitativ dadur, daß die raffinierte Harmonisation und ausgeklügelte Toumalerei, die der Komponist anwendet, zu der Einfalt und Naivetät einer Märchenerzählung anz und vim stimmen will. Vor allem zeigte fich dies bei dem langen Grimm'schen Märchen vom „Machandelbaum“ ; au der „Mittagszauber“ von Fannie Gröger mit seiner idyllishen Schilderung des Waldwebens und Thierlebens litt bei aller geistieihen, stimmungsvollen musikalishen Illustration an einem Zuviel und hinterließ den Eindruk des Erkünstelten, Besser

gelangen die kürzeren Grimm'*shen Märchen „Von der Unke“ und dem eTodtenhemdchen“; legteres mit seinem s{chlichten und doch tief ergreifenden Inhalt und der diskreter gehaltenen B

war entschieden die werthvollfte Gabe. Daß ihm au der i fehli, bewies der Komponist in der Andersen’schen komisi Hühner- geshihte „Es ift ganz gewiß“, die den Schluß mate. Dieses wie das vorerwähnte Märchen könnten sich vielleiht einen Plaß im Repertoire der Sängerinnen gewinnen, freilih immer vorausgeseßt eine so große Begabung, wie sie der Frau Niklaß-Kempner eigen ist, und vor allem eine so musterhafte deutlihe Aussprache, die ein Textheft beinahe völlig entbehrlich mate.

Im Königlichen Opernhause geht morgen Lorßinç's Oper „Undine“ in Scene. Am Montag findet eine Aufführung von Richard Wagner’'s Oper „Lobßengrin“ mit Herrn Emil Goetze in der Titelrolle unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung statt. Die Elsa singt Fräulein vao die Ortrud Frau Sucher, den Telramund Herr Bulß, den

ônig Herr Mödlinger.

Im Neuen Königlihen Opern- Theater geht morgen zu ermäßigten Preisen Karl Gußkow?s Trauerspiel „Uriel Acosta“ mit Herrn Ludwig in der Titelrolle in Scene. Die Judith spielt Fräulein Lindner.

Im Königlihen Schauspielhause wird morgen Shake- speare’s neueinstudiertes Lustspiel „Viel Lärmen um Nichts“ wieder- holt. Am Montag beginnt die Aufführung von Schiller’s Wallen- stein-Trilogie mit „Wallenstein’'s Lager“ und „Die Piccolomini“. Die Beseßung ift nahstehende: Wallenstein: Herr Molenar; Herzogin : R Stollberg; Thekla: Fräulein Lindner ; Octavio Piccolomini:

err Ludwig; Mar Piccolomini: Herr Matkowsky; Graf Terzky: Herr Arndt; Gräfin Terzkty: Fräulein Poppe; Illo: Herr Keßler ; Butitler: Herr Kahle.

Im Deutschen Theater geht am nähsten Dienstag das dreiaktige Schaufpiel „Die Unehrlihen“ von Gerolamo Rovetta zum ersten Mal in Scene; darauf folgt neu einstudiert der in früheren Jahren an derselben Stätte mit großem Beifall aufgenommene ein- aftige Shwank „Ein Hut“ von Mome. de Girardin. Dieselbe Vor- stellung wird am Donnerstag sowie am nächstfolgenden Sonntag Abend wiederholt. „Die versunkene Glocke" kommt außer motgen Abend auch am Montag, Mittwoch, Freitag, Sonnabend sowie am nächstfolgenden Montag zur Aufführung. Als Nachmittags - Vor- stellung find für den morgigen Sonntag „Die Weber* angeseßt; am nächstfolgenden Sonntag fällt die Nachmittags - Vorstellung wegen der Matinée zum Besten der „Genossenschaft deutsher Bühnen- angeböriger“ aus,

Im Woten-Spielplan des Berliner Theaters ersheint am Freitag als 33. Abonnements-Vorstellung eine Novität und zwar „Die Brüder“, Schauspiel in vier Aufzügen von Paul Lindau, welche am Sonntág zum ersten Mal wiederholt wird. „Renaissance“ geht morgen, am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend in Scene. „König Heinrich“ mit Otto Sommerstorff als König Heinrih und Arthur Kraußneck als Papst Gregor wird am Montag und „Kaiser Heixrih* mit Otto Sommerstorff in der Titelrolle am Mittwoch gegeben. Montag, den 3. Mai, gelangt „Faust“, ebenfalls mit Otto Sommerstorff in der Titelrolle, zur Aufführung. Nah- mittags-Borstellungen sind: morgen „König Heinri"; nächsten Sonntag „Das neue Gebot“.

__ Im Lessing-Theater findet nunmehr am nächsten Sonnabend die erste Aufführung der Operette „Die Geitha“ von Sidney Jones statt, welhe den Untertitel „Eine Geschichte aus einem japanischen Theehaus*“ führt. Diese Operette wird vom Ferenczy-Ensemble unter Mitwirkung von Frau Julie Kopaczy - Karczag zur Darstellung gebracht werden. Der Wochen-Spielplan ift im übrigen folgendermaßen festgeseßt: Morgen aelangt „Waldmeister“ von Johann Strauß mit Frau Julie Kopac ,yo Karczag zur Aufführung und wird am Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag wiederholt, während am Freitag das Theater wegen der Generalprobe zur Operette „Die Geisha“ céfdlosien bleibt.

Im Sqchiller-Theater kommt morgen Nachmittag „Wilhelm Tell“ zum leßten Male in dieser Saison zur Aufführung, in den Rollen des Stauffacher und des Rudenz debütieren die Herren Schreiner und Faeschke. Morgen Abend wird Moser?'s dretaktiger Schwank „Das Stiftungsfest“ gegeben. Am Montag seßt Herr Schreiner sein Gastspiel in „Maria Stuart“ als Shrewsbury fort, am Dienstag und Freitag finden Wiederholungen des Shwanks „Das Stiftungs- fest“ statt; am Mittwoch gehen „Der leßte Tag“, „Bauernehre* und Molière’s Lustspiel „Der eingebildete Kranke“, am Donnerstag „Eine Palastrevolution“ in Scene. A Sonnabend ift die erste Aufführung von „Der G'wissenswurm", Voiksstück mit Gesang in vier Akten von Ludwig Anzengruber, angeseßt.

Im NResidenz-Theater findet morgen die legte Sonntags- aufführung von „Afffsociós* statt. Auf den Mittwoch ist die Première des Schwanks „Vaterfreuden“ angeseßt, für welhe Novität noh Leopold Deutsch als Mitwirkender verrflihtet worden ist.

Im Theater des Westens wird das Lustspiel „Zwei glücklihe Tage“ mit Gustav Kadelburg als Gast morgen Abend sowie am Dienstag, Sonnabend, nächsten Sonntag und Montag Abend gegeben. Als Nachmittagsvorstellung zu ermäßigten Preisen isstt für morgen, vielfahen Wünschen entsprehend, Meßner?s Schauspiel „Korps3geist* angeseßt. Am Montag wird, um den Abonnenten Rechnung zu tragen, eine Novität von Cohnitß „Aus bewegter Zeit“ in Scene gehen, deren Hauptrollen mit Frau von Moser-Sperner vom Lessing-Theater und den erften Kräften des Hauses besezt sind. Wiederholungen dieses Stücks finden am Mittwoch, Freitag sowie nächsten Sonntag Nachmittag statt.

Im Neuen Theater bleibt „Triiby“ mit Frau Reisenhofer und William Royaards in den Hauptrollen auch die ganze nächste Wodwe hindurch auf dem Spielplan.

Im Theater Unter den Linden beginnt Fräulein Annte Dirkens vom Theater an der Wien am Sonntag, den 2. Mai, ein Gastspiel in der E. von Taund’schen Operette „Der Wunderknabe“.

Im Thalia - Theater bleibt die Kren’sche Gesangsposse „Heirath auf Probe“ vorläufig noch weiter auf dem Spielplan.

Im Central-Theater findet morgen Abend ein Ensemble- Gastspiel der Künstler des Berliner Theaters ftatt. Zur | laus gelangt das Lustspiel „Kinder der Bühne" von Edgard

oyer.

Ueber die Besehung der Rollen bei den diesjährigen Bühnen-Festspielen in Bayreuth, die, aus drei Aufführungen des „Ninges des Nibelungen" und aht Aufführungen von „Parsifal® bestehend, vom 19. Juli bis 19. August stattfinden werden, macht die Münch. „Allg. Ztg.“ folgende Miitheilungen: Die Solo- partien werden Se TROLE vertreten sein: a. im „Ning des Nibelungen“: Brünnhilde : Frau Ellen Gulbranfon-Christiania. Sieg- linde: Frau Rofa Sucher-Berlin. Fricka: Frau Marie Brema-London. Erda und Waltraute: Frau Schumann-Heink-Hamburg. Gutrune: Frau Reuß-Wiesbaden, Freya: Fräulein Weed-Köln. Siegfried: et Alois mg (ea Sa Vert (Schüler der - Wagnerstilshule

ayreuth), Herr Wilhelm Grüning-Hamburg. Wotan : Herr Perron- Dresden, Herr van Rooy-Rotterdam. Siegmund: Herr Grüning- Hamburg, Herr Heinri Vogl-München. Loge: Herr Bogl-München. Aldberih: Herr Friedri&8-Bremen. Mime: Herr Hans Breuer Schüler der Wagnerstils(ule Bayreuth), Breslau. Hagen: err Greef - Frankfurt a. Fafner: Herr Elmblad - Breslau. Xasolt: Herr Wachter - Dresden. Gunther: S Darmstadt. ® Hunding: Herr Greef-Frankfurt a. M. Donner: Pen Bucksath-Schwerin. Froh: Herr Burgstaller - Bayreuth, Herr Ankenbrank-Mannbeim. Nheintöchhter, Nornen, Walküren: Fräulein van Artner-Hamburg, Frau Geller-Wolter-Magdeburg, Fräulein Gleiße Dessau, Frau Schumann - Heink - Hamburg , Feâulein Hieser- Stuttgart, Fräulein Kempers - Amsterdam, Fräulein Materna- Mainz, Fräulein Pazofsly - Köln, Fräulein Plaichinger - Straß- burg, Fräulein Weed-Köln. b. Im „Parsifal“: Kundryh: u

Brema - London, Fräulein von Mildenburg - Hamburg, Parsifal: