1897 / 97 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 26 Apr 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Theater und Musik.

Königliches Schauspielhaus. ; /

s Am Sonnabend ging Shakespeare's Lustspiel „Viel Lärmen um Nichcchts* nah langer Pause, neu einstudiert, mit \höônem Gelingen in Scene. und fand daher den verdienten lebhaften Beifall der Zuschauer. Ein nie versiegender Reiz wohnt in den Gestalten der Beatrix und Benedict's, dem Paar mit den spißen, gewandten Zungen, das nach der Fabel durch List dem eheimnißvollen Zauber der Liebe und Ehe trop mächtigen Wider- tebens seine Herzen öffnen muß. Die Fabel selbst ist, wie fo viele Shakespeare’she Dramenstoffe, nit von dem Dichter erfunden, sendern älteren Mustern nahgebildet; er fügt nur den ernsten Theil der Handlung, die fast tragish angelegte Liebesgeshihte Claudio's und der o, ziemlich locker mit der heiteren zusammen und läßt den Glanz seiner Phantasie über das - heitere Paar hinströmen, das in feinem Troß. und in seiner Hingabe ein altes und doch stets neues Râthsel des Menschenberzens ofenbart. Der Erfolg der Aufführung hängt demnach zumeist von den Darstellern dieses Paares ab, und diese boten am Sonnabend fast un- übertreffliche shauspielerishe Leistungen dar. Herr Matkowsky war in der Rolle des Benedict voll enter übermüthiger Laune; sein \tummes Spiel in der Scene, in der er die Nachrichten von Beatrix? angeblicher Liebe hinter der Gartenhecke unabsihtlich erlauscht, zeigte ebenso cinfah ergreifende wie humorvolle Nuancen. Fräulein Porpe als Beætrix ließ ibrem lebhaften Temperament und ihrem f{nellen Wiß in den Wortgefehten mit dem troßigen Widersaler mit Anmuth freien Lauf. Herr Vollmer hatte als Gerichtsdiener Holzapfel alle Lacher auf seiner Seite, und selbst der Bösewicht des Stückes, Don Juan, den Herr Grube in vorzügliher Maske gab, rief dur seine felbstgefällig zur Schau getragene Bosheit mehr Heiterkeit als Abscheu

hervor. / Lessing-Theater. 5 Die reizvolle Operette „Waldmeister* von Johann Strauß wurde am Sounabend durch das Ferenczy-Ensemble, unter Mitwirkung von Frau Kopaczy-Karczag als Gast, wieder zur Aufführung gebraht. Das graziöse Werk mit seiner belustigenden s und seinen prickelnden Tanzrhythmen hatte auf das Publi- m dieselbe Anzichungskraft ausgeübt und fand ebensoviel Anerkennung wie im vergangenen Jahre; namentlich wurde der anmuthigen und tem- peramentvollen Darstellerin der Sängerin Pauline, Frau Kopaczy, wieder ein warmer Empfang zu theil. Unter den übrigen Mitwirkenden find die Leistungen des Herrn Bausewein als Ober-Forstrath und des Herrn Schütz als Forsteleven, sowie diejenigen der Inhaber humo- ristisGer Rollen: des Herrn Sondermann als botanisierender Pro- fessor, des Herrn Albes als Amtshauptmann und des Herrn Sydow als Schultheiß, lobend zu erwähnen. Kapellmeister Goldmann leitete das Werk mit Umsicht und dem erforderlichen Shwung.

Im Königlichen Opernhause wird morgen Lorßing's ro- mantishe Oper „Undine“ unter Kapellmeister Sucher’s Leitung egeben. fs Im Königlichen Swauspielhause geht morgen „Wallen- stein's Tod“ in folgender Beseßung in Scene: Wallenstein: Herr Molenar; Herzogin: Frau Stollberg; Thekla: Fräulein Lindner; Octavio Piccolomini: Herr Ludwig; Max Piccolomini: Herr Matkowsky; Graf Terzky: Herr Arndt; Gräfin Terzky: Fräulein Poppe; Illo: Herr Keßler; Buttler: Herr Kahle; ein {wedisher Hauptmann: Herr Purschian. : E ;

„Kinder der Bühne*, die leßte Lustspiel-Novität des Berliner Theaters, hat gestern im Central-Theater bei vollbeseßtem Hause fo lebhaften Beifall gefunden, daß sie am Sonnabend, den 1. Mai, nochmals auf der genannten Bühne zur Aufführung ge- langen wird. E

Frau Professor Selma Nicklaß-Kemper veranstaltet am 1. Mai im Saal Bechstein ihren leßten Liederabend. Das Pro- gramm enthält Lieder und Märchen ron Adalbert von Goldschmidt ; die Begleitung am Klavier wird wiederum der Komponist übernehmen. Der Kartenverkauf ist bei Bote u. Bo eröffnet. :

Das Philharmonische Orchester beginnt in diefen Tagen unter Arthur Nitkisch's Leitung die Proben für die Pariser Kon- zerte. Das Programm des ersten dortigen Konzerts (am 9. Mai) wird nur Beethoven'sche und Wagner'she Werke bringen, wogegen eines der- späteren Programme ausschließlich französische Komponisten enthalten soll. | E

Zur Feier des 70. Geburtstags des Musik-Direktors Gdwin Sulz findet am 1. Mai in der Philharmonie ein Konzert der

Wetterbericht vom 26. April, 8 Uhx Morgens. z

Wind. etter.

Stationen,

Temperatur in 9 Celfius C. =49R.|

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Uebersicht der Witterung.

Das barometrische Maximum über Nord-Europa hat sich langsam südostwärts fortgepflanzt, während die Depression über der Biscayasee ihren Ort wenig verändert hat. Im allgemeinen ist die Luftdruck- vertheilung gleihmäßig und daher die Luftbewegung \{chwach. Bei östliher und nordöstlicher Luftströmung ist das Weiter in Deutschland im Westen trübe, im Osten heiter; in den nordwestliheren Gebietstheilen ist vielfach Regen gefallen. Ruhiges, vielfa heiteres

tter demnächst wahrscheinli. pas aare nete d O S Seewarte.

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Ein Hut.

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Theater.

“Köni liche Schauspiele. Dienstag: Opern- haus. L Vorstellung. Undine. Romantische

Zauber-Oper in 4 Akten von Albert Lorßing. Text nah Fouqué's Erzählung frei bearbeitet. Tanz ! Emil Graeb. In Scene geseßt vom Ober-Negisseur Teylaf}f. Dekorative Inspektor Brandt. Anfang 74 Uhr. : Schauspielhaus. 112. Vorstellung. Wallenftein's Trauerspiel in 5 Aufzügen von Friedrich bon Sgiller. Regie: Ober-Negisseur Max Grube. Deko- rative Einrichtung vom Anfang 74 Uhr. : Mittwoch: Opernhaus. 102. Vorstellung. Haschish. Oper in 1 Aufzuge. Musik von Oscar von Chelius. Cavalieria (Bauern-Ehre.) Oper in 1 Auf- zug von Pietro Mascagni. Text nach dem gleih- namigen Volksstück von G. Vez ( Arden. Oper in 1 Aufzug. Dichtung frei nah Tennyson von Carl Wilhelm Marschner. von Victór Hansmann.

Schauspielhaus. naliften, Lustspiel in Freytag. Anfang 7 Uhr. i: i :

Der Verkauf der Abonnemcnts-Billets sür den Monat Mai cr. findet am Mittwoch, den 28. d. M., in der Königlichen Theater-Hauptkasse statt, Es werden Billets zu 30 Opern- und 31 Schauspiel- Vorstellungen ausgegeben.

Deutsches Theater. Dienêtag: Zum ersten Male: Die Unehrlichen. : von Gerolamo Rovetiía. Hierauf: Ein Hut. Schwank in 1 Akt von Girardin,

Mittwoch: Die versunkene Glocke.

Donnerstag :

Kerliner Theatex. Dienstag: Renaissauce.

Anfang 74 Uhr. ( Meittrooh: Kaiser Heinrich. Donnerstag: Renaifsauce.

Lessing - Theater. Donnerstag: Gastspiel von Julie? Kopaczy-Karczag j erenczy - Ensemble. e Anfarig 7} Uhr. E Sonnabend, den 1. Mai: Zum ersten Male: Die , Geisha. Operette in 3 Akten von Owen Hall. Mußk von Sidney Iones. ersten drei Vorstellungen täglich an der Tageskafse.

vereinigten Berliner Mänucrgefan g Datetne statt. Herr Emil Tschirsch wird das von Paul Rish gedichtete „Festwort

sprehen und das E Programm eine Reihe auëgewählter Chor-Kompositionen des Jubilars darbieten.

In Vertretung des Musikdirektors Otto Dienel, der fich zu seiner Erholung seit mehreren Wochen in Jtalien aufhält, wird dessen ehe- maliger Schüler Herr Bernhard Irrgang, Organist an der Heilig- Kreuz-Kirche, den nähsten Orgelvortrag in der Marien-Kirche (am Mittwoch, Mittags 12 Ühr) halten. Fräulein Emmy Haber-

landt, Fräulein Agnes Friedrihowicz und der Violinist Herr Carl -

Séóher werden mitwirken. Der Eintritt ift frei.

Mannigfaltiges.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin empfing am Sonnabend Abend die Abordnung, welche das Zentral-Comité der Deutschen Vereine vom Rothen Kreuz nah Athen ent- (ues hat. Die Absendung einer aus zwei Aerzten, zwei Pflegern und ünf Pflegerinnen sowie aus Verband- und Lazarethmaterial für etwa 100- Verwundete oder Kranke gebildeten Ambulanz war von dem Zentral-Comité dem griehischen Rothen Kreuz unterm 20. d. M. telegraphisch angeboten und dankend angenommen worden. Die von - den Zeitungen gebrahte Nachricht, daß dies auf Grund eines von der Kronprinzessin Sophie . von Griechenland bereits hierher gelangten Ersuchens gesehen sei, ist indessen irrthümlich. Ihre Majestät ließ Sih dur den Vorsigenden des Zentral-Comités, Kammerherrn von dem Knesebeck, die zur Verfügung gestellten und für diese Verwendung beurlaubten Sanitäts-Offiziere, Ober-Stabsarzt Nofsek und Stabsarzt Velde, vorstellen und übergab diesen fowie dem Kranken- pflege-Personal, eizem Ober-Lazarethgehilfen, einem Lazarethgehilfen und fünf Schwestern des Victoriahaujes für Krankenpflege, die von ihnen in Ausübung ihres Berufes zu tragende Armbinde. Als Ver- treterin des Vorstandes des Victoriahauses war Frau Adolf vom Rath zugegen. Die nach Konstantinopel seitens des Zentral- Comités zu entsendende Abordnung ist in der Bildung begriffen, nachdem qud dort das deutscherseits gemachte Anerbieten angenommen worden ift.

Das Königliche Polizei-Präsidium macht bekannt, daß die Kleine Jungfernbrücke behufs Erneuerung mebrerer Balken vom heutigen Tage ab bis auf weiteres für Fuhrwerke und Reiter gesperrt wird. E

Das Königliche Polizei-Präsidium hat im Einverständniß mit der Königlichen Eisenbahn - Direktion der Großen Berliner P A E Genehmigung zur Weiter -

übrung der elektrishen Bahn Zoologischer Garten— Schlesishes Thor und Treptow bis zum Restaurant Zenner, sowie zur Ausführung und Anlegung der nöthigen Weichen auf der Treptower Chaussee ertheilt.

Im Monat März sind in Berlin 221 Proben von Nah- rungs- und Genußmitteln amtlich untersucht und 27 von ibnen beanstandet worden. Die Beanstandungen betrafen Mil, Butter, gehacktes Fleis, Roggenmehl, Zitronenöl, Pflaumenmus, gebrannten Kaffee, Blockschokolade, grünen Thee, ein Kaffeesurrogat, Rothwein, Ungarweine und denaturierten Spiritus. Eine Probe ge- hacktes Schweinefleisch erwies sih als mit Stärkemehl verseßt, zwei Proben „Mannheimer Mus* stellten sih wiederum als eine Mischung yon Pflaumenmus und Aepfelresten heraus, - verseyt mit Stärkezucker- syrup und Rübenzuckermelasse und in cinem Fall mit Stärkemebl. Eine Probe Blockschokolade enthielt nur etwa 89/9 Kakaomasse. Die Buiterkontrole erstreckte sich auf Revisionen in 458, die Milchkontrole auf folhe in 1135 Geschäften, von denen 43 und 48 zu Beanstan-

dungen führten.

Halle a. S. Ein bisher ungenannt gebliebener Bürger der Stadt hat dem Auss{uß zur Errichtung eines Reiter-Standbildes des Kaisers Wilhelin 1. in Halle die Suinme von 150 000 # zur Ver- fügung gestellt.

Leipzig, 24. April. Zur Feier der Eröffnung der fächsisch- thüringishen Industrie- und Gewerbe - Ausstellung trafen beute Nahmittag 1 Uhr Seine Majestät der König Albert, JIhre Königlichen Hoheiten die Prinzen Georg, Friedrich August, Johann Georg und Albert, die Miniiter sowie andere hohe Würdenträger aus Dresden hiex ein. Vor dem Bahnhofe hatten eine Kompagnie In-

Tanz von

Einrichtung . vom Ober- Dirigent : Kapellmeister Sucher. von Emmerich von Bucowicz.

ber-Inspektor Brandt.

Dichtung von Axel Delmar. Neues Theater

Direktion: Sigmund Lautenburg. spiel des Berga. Enoch

Musik | P. Potter, Anfang 7 Uhr. 113. Vorstellung. Die Jour-

Uhr. 4 Aufzügen von Gustav Mittwoch: Trilby.

Marcelle,

Das Stiftungsfest.

Schauspiel in 3 Akten

Anfang 7F Uhr. Anfang 7# Uhr.

Die Unehrlichen. Hicrauf:

h Direktion: Julius Frißsche.

Dienstag, Mittwcch,

S 7{ U Waldmeister. Anfang 74 Uhr

Der Vorverkauf für die von E. von Taund.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten-

burg. Dienstag: Zum leßten Male: 2 Lustspiel in 3 Akien von Léon Gandillot. Deutsch von Max Schöónau. Vorher: Ein angenehmer Gast. Schwank in 1 Akt von Georges Courteline. Deuts Anfang 7 Uhr. Mittwoh: Zum ersten Male: Vaterfreudenu, Schwank in 3 Akten von Hirschberger und Klitscher. Vorher: Eine Reisebekauntschaft. in 1 Akt von Emil Berté und A. M. Willner.

Sghiffbauerdamm 43. / d, Dienstag: Gast-

errn Willem Rayaards vom Königlich | ® in Niederländishen Theater in Amsterdam. N ENEE uré

Schauspiel in 4. Akten nach George Maurier und y deutsch von Emanuel Lederer. In F

Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Anfang

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen:

Srhiller-Theater. Dienstag, Abends 8 Uhr:

Mittwoch, Abends 8 Uhr: Der leßte Tag. Bauernehre. Der eingebildete Kranke.

Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn- | pn bof Zoologischer Garten.) Dienstag: Gastspiel des Herrn Gustay Kadelburg. Zwei glückliche Tage.

Mittwoch: Aus bewegter Zeit. Donnerstag: Der Militärstaat.

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Dierstag: Der Cognac-König. Operette in 3 Akten von Victor Léon und Ludwig Held, für die hiesige Bühne bearbeitet von Louis Herrmann. Musik von Franz Wagner. In Scene gefeßt vom Regisseur Herrn Glesinger. Dirigent: Herr Kapellmeister Korolanyi.

Mittrooh: Der Coguac-Köni Sonritag, den 2. Mai: Gaftf ) Annie Dirkens vom Theater an der Wien in Wien-- Zum ersten Male: Der Wunderknabe. Operette in 3 Akten von A. Landesberg und L. Stein. Musik

Æ

fanterie und cine Eskadron Ulanen Pacade Aasbetna genommen. Als der König die Freitreppe des Bahnhofs betrat, stimmte die Musik die sähsishe Nationalhymne an, und die überaus zablreih versammelte Menge brach in lebhafte Hochrufe aus. Nach dem Abschreiten der Front bestieg Seine Majestät den bereitstehenden Galawagen und begab sich unter dem Geleit von zwei Zlgen Ulanen, auf dem ganzen Wege von der vieltausendköpfigen Menschenmenge begeistert begrüßt, aas dem Ausftellungsplaß. Am Eingang jr upt - Industrie- Halle wurde der König von dem - geshäftsführenden Auss{chu empfangen; der Bürgermeister Dr. Tröndlin brahte ein Hoh au Seine Majestät aus, in welhes die Anwesenden begeistert einstimmten. Nach der Begrüfiuung nabmen der König und die Prinzen auf einem Podium Play. Der Vorsißende des Aus!\chusses, Stadtrath Dodel, gab einen Neberblick über die Entstehung der Ausstellung. Ober-Bürger- meister Dr. Georgi feierte den Königals Shußz- undSchirmherrn des Unter- nehmens und {loß seine Nede mit einem Hoh auf Seine Majestät. Auf Befehl ' des Königs erklärte sodann der Kreis-Hauptmann von Ehrenstein die Auéstellung für eröffnet. - Hierauf folgte die Besich- tigung, welche durch ein E im Haupt-Restaurant unterbrochen wurde. Um öè Uhr reisten der König, Allerhöhstwelher sich schr E über das Gesehene aussprach, sowie die Prinzen nah Dresden zurü. Aberdeen, 24. April. „W. T. B." meldet: Der oberste O Schottlands har es abgelehnt, gegen das von den Behörden erlassene Verbot der Landung von Fischen in Aberdeen seitens der deutschen Fisherbark „Alster* (s. Nr. 96 d. Bl.) einen aufhebenden Beschluß zu erlassen. Die „Alster“ wird nunmehr

nach Hull gehen.

Cagliari, 24. April. Eine Räuberbande verübte in der vergangenen Nacht einen Einbruch bei dem Pfarrer der Ortschaft Meanafardo und hinderte die Gendarmen, während der That ihr Wachthaus zu verlassen. Späterhin hatten die Gendarmen und ‘Feldhüter einen Zusammenstoß mit der Bande, wobei zwei Feldhüter verroundet wurden. Man glaubt, daß auch einzelne Mitglieder der Bande verwundet sind, da sie Blutspuren hinterlassen haben.

A arau, 24. April. Das Zentral-Comité der \chweizeri- schen Gesellschaft des Nothen Kreuzes beschloß die sofortige Eröffnung einer National-Subscription für die Entsendung einer freiwilligen Sanitäts-Kolonne auf den türkisch- griehishen Kriegsschauplay. Oberst Bircher, Chefarzt des 3. Armee-Korps, übernimmt die Leitung der Sanitäts-Kolonne, welde aus 5 bis 10 Aerzten und 20 bis 30 Krankenträgern mit dem Material für 50 Betten sowie allem sonst Nöthigen be- stehen soll. Die Abreise der Kolonne erfolgt, wenn das Personal und das Material beisammen sind. Die Gesellschaft des Rothen Kreuzes wird der Sanitäts-Kolonne die erforderlihen Mittel vor- \chießen. Die Kolonne begiebt sich, dem „W. T. B." zufolge, nah Griechenland.

Aus Süd-Amerika. Nach einem Bericht des „Daily Chronicle“ aus Vacas tin Argentinien ist es dem zur Fißgerald- schen Expedition gehörigen Geologen Stuart Vines, bégleitet vom Schweizer Führer Zurbriggen, gelungen, am 11. April die Spiye des noch nie erkflommenen Berges Tupungato in den CGordilleren zu ersteigen. Am 28. März biwakierten beide in einer Höhe von 15000 Fuß. Am 29. versuchten fie, auf die Spitze des Berges zu gelangen. Das Wetter war wieder shlecht ; es fehlten noch 2000 Fuß bis zum Gipfel, als sie gezwungen waren, umzukehren. Am 3. April unternahmen fie einen neuen Versu und am 6. einen dritten; die Kälte war fo ftark, daß sie wieder den Nückweg antreten mußten. Am 8. bivouakierten die Bergsteiger in einer Höhe von 17 000 Fuß bei 5 Grad Fahrenheit ; abermals mußten sie zurück. Am 11. {liefen sie in der angegebenen Höhe und brachen dann am 12. nah der Spige auf. Als fie eine Höhe von 20 000 Fuß erreicht hatten, konnten die Träger die Kälte nicht mehr ertragen. Um 4 Uhr Nachmittags langten Stuart Vines und Zurbriggen allein auf der Spiße des Tupungato an. Der Berg ist 21 000 Fuß hoch. Man hat von ihm eine herrliche Ausfiht auf den Aconcagua. Die Kälte betrug 10 Grad Fahrenheit.

—————————_—_—R

(Fortjezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Thalio-Theater (vorm. Adolph Ernst-Theater). Dresdener: straße 72/73. Direktion: W. Hafemann. Dienétag: Heirath auf Probe. Posse mit Gesang in 3 Akten nah Gerö-Buchbinder von Jean Kren. Gesangsterte von Gustav Görß. Musik von Leopold Kuhn. Arfang 7F Uhr. Mittwoch und folgende Tage: Heirath auf Probe.

Afociés,

Schwank Konzerte.

Konzerthaus. Karl Meyder - Kouzert.

Dienstag, Abends 7# Uhr: Abschieds-Kouzert. Sämmtliche Abonnement-Billets . verlieren mit dem heutigen Tage unbedingt ihre Gültigkeit.

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ilien-Nachrichtenu. Verlobt: Frl. Christiane Ko mit Hrn. Sec.- Lieut. Wilhelm Ritter (Nitterg. Bennstedt— Meiningen), Frl. Elly von Conta mit Hrn. Pa Ulri von der Dollen (Cassel). Frl. Maria Saran mit Hin. Landrath Bruno Telschow (Potésdam— Wittlage). Frl. Marie Kunckell mit Hrn. Hauptmann Georg Frühling (Krenzoly—Graudenz). / : Vereheliht: Hr. Regierungs - Assessor Dr. zur. Wilhelm von Schmeling mit Elisabeth Gräfin Clairon d’Haussonville (Cassel). Hr. Prem.- Lieut. Albreht von Holtendo1fff mit Frl. Marie Friese (Halberstadt). Hr. Prem. -Lieut. Hans Peschke mit Frl. Else von Wilucka (Cabel b. Kalau). Hr. Amtsrichter Ernst Bock mik Frl. Margarete Thielemann (Berlin). Geboren: Eine Tochter: Hrn. Kammerherrn und Droften Wolf von der Lancken (Feldberg). Gestorben: Hr. Rittmeister a. D. August von Glasenapp (Stolp i. Pom.). Fr. Molly von Below, geb. von Weiher (Reddentin). -— Kon- ventualin Ottilie von Behr (Kl. Dobbertin). Di Rittmeister a. D. Rudolf Graf zu Dohna- ckchlodien (Sassen). Hr. Prem.-Lieut. Her mann von Rhaden (Altona).

Trilby.

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Verantwortlicher Nedakteur: Siemenroth in Berlin.

. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. ver des Fräuleins

Drudck der Norddeutschen Buhdruckerei und Verlagl- Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 82.

Acht Beilagen

(einschließlich Börsen-Beilage). (7714)

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Slaals-Anzeiger.

M T. Berlin, Montag, den 26. April

Verichte von deutschen Fruchtmärkten.

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100 kg M

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=

Stargard . Bromberg . Aschersleben E, München . Straubing . Regensburg 15,00

eißen. . e Grofenbain A4 16,00 Pau E 14950

15,60 12,35

16,00 14,58

15,70 16,46

16,81 15,78 16,24

16,25 16,71 17,00 | 17,50 15 1731 14,50 | 14/50 i

16,60 | 16,90 :

Roggen. 1 11,% | 11, 11,70 | 12,00 | 12,00 11,80 | 11,80 | 12,00

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Insterburg. ._. f rankfurt a. D. . | 11,40 | 11,40 | 11,70 O E 11,20 | 11,60 | 11,60

Stargard . E 1140| TAO

Aschersleben 11,45

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München . 13,40 | 13,50

Straubing . 13,38 | 13,52 | 13.66

Regensburg 12,86 | 13,12 | 13,36

Meißen. . —— | 10,90

Großenhain . . | 11,65 11,65 | 11,75

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j

11,80 | 4 18.00 14,00 | 14/80

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| 13,77 13,96 | 14,48

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13,99 13,76

12,00

1357 | 1371 11,30 | 11,40 11,75 | 12,00 11,50 | 12,00 - | 11,50 16,00 | 18,20

l

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11,53 15/14 13/84

e. 1360 11,30 | 11,80 | 11,80 11,70 | 11,90 | 12,10

Gerste, | | 13,80 | 13,30 A | 13,14 | 14,29 11,00 S | 14,00 | 14,20

| 12,00 | 16,00 | 12,00 | 12,00 |

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Insterburg. .. E p Franffurt D M E 190 Ascertleben . . } 11,00 t E es München . 12,00 Straubing . 12,00 Regensburg 13,08 12,85

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Breslau 10,00

16,00 14,08 14/42

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| 16,40 | 18,00 | 14,24 | 15,20 | 15,00 | 15,38 | 13,00 | 14,00

| 12,50 | 12,50 | 14,92 | 15,60 14,00 | 14,00 14,50 | 15,40

Daf er | 13,60 | 13,60 | 13,20 | 13/20 15,00 | 15/00 13,40 | 13/60 | 13,20 | 13,20 | 12,80 | 1280 | 18,30_|- 13,70 | 12,70 | 13,00 | 17,00 | 19,20 | 17,85 | 20,45 16,68 | 16,34 | 17,20 16,08 | 16/74 | | 12/30 | 13/20 ¿ i L 14,00 | 14,80 ; : ; M 13,00 | 13,00 ; i 14 13,00 | 14/00 13,51 } 13,94 | 14/68 | 15/60 14,14 | 14,38 | | 14/00 | 14/25 14/15 08 13,40 ¿ ¡ ¿ A

13,50 | 13,50 | 13,30 E l Bemerkungen. 4 e verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswert 1 bgeru: ilt, o s{nittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen bereuzt, E t De C E. e E

Ein liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutu daß der bet Preis ni ¡en ift; Punkt (, ) in den leßten se{s Spalten, daß I N. E utung, daß der betreffende Preis niht vorgekommen ift ; ein

14,24 12,91

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13,60 | 13,20 12,67 | 13,60 |

13,39 | 12,86 | 12,00 |

Insterburg. . 4 G. A Frankfurt a. 14,00 | Stolp 12,60 Stargard . 12,80 Bromberg . 12,30 Ascheréleben 12,50 E A München . 12,00 Straubing . 13,63 Regensburg 13,98 Meißen . . 11,30 Großenhain . . } 12,00 Ms L120 A s A a E AL0O Offenburg . á Braunschweig . 12,00 Breslau 12,10

| 12,00 | | 14,60 | 13,00 | 13,00

| 12,60

| 15,20 | 15,31 | 15,59 | 11,90

13,00 | 12,50

| 13,80

| 13,00 | 12/50

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17,34 | 1718

1418

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mit 18,6, Koblenz mit 18,7, Köslin mit 19,1, Erfurt mit 19,3, Hildesheim mit 19,5, Arnsberg mit 19,8, Düsseldorf mit 20,3, Berlin mit 20,4, Hannover mit 20,7, Trier mit 21,0, Frankfurt und Aachen mit 21,5, Posen mit 21,6 und der Staat mit 21,7 Gestorbenen auf 1060 Einwohner. Ueber dem Durchschnitt des Staats stehen Brom- berg und Magdeburg mit deren 22,0, Merseburg mit 22,1, Stralsund mit. 22,2, Sigmaringen mit 22,3, Münfter mit 22,4, Marienwerder mit 22,6, Königsberg und Köln mit 23,1, Stettin mit 23,7, Gum- binnen mit 24,6, Potsdam mit 24,7, Liegniß mit 25,2, Danzig mit 295,3, Oppeln mit 25,5 und Breslau mit 26,8; 16 Bezirke E len

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Sterblichkeit der Gesammtbevölkerung des preußishen Staates im Jahre 1895.

Preußen hat im Jahre 1895 der „Stat. Korr.“ zufolge 360 677 männlihe und 328 952 weibliche, überhaupt 689 629 Personen durch den Tod verloren. Die Zahl der außerdem den Standesbeamten gemeldeten Todtgeborenen belief sich auf 40 288 (22 649 männliche Und 17 639 weibliche) Personen. Ohne Berücksihtigung der Todt- geborenen beträgt die Sterbeziffer, auf 1000 am 1. Januar 1895 ebende berechnet, für die Bevölkerung überhaupt 21,7, für den | sona eine höhere Sterblichkeit als der Staat im Ganzen. männlichen Theil derselben 23,1, für den weiblihen 20,4. Auch wenn man die männlihe oder weiblihe Bevölkerung

Vergleicht man dieses Ergebniß mit dem für die früheren Jahre | getrennt in Betracht zieht, zeigen sich Abweihungen in der Höhe œmittelten bis zum Jahre 1875 zurück, von wann ab infolge der | der Sterbeziffer. Am günstigsten war für die männliche Bevöl-

tandesamtseinrihtung eine einhecitlihe Berichterstattung und Ver- kerung wiederum die Sterbeziffer im Regierungsbezirke Aurich, arbeitung der Nachrichten über die Gestorbenen durchgeführt wird, fo nämlich nur 15,9 auf 1000 männlihe Einwohner. Günstig er- il die Sterbeziffer wiederum eine recht günstige gewesen. Dieselbe | scheint diese ferner für männlihe Perfonen in eon E, Owankte während der Zeit von 1875 bis 1895 nur in engen Grenzen, | bezirken, welche unter der für den Staat ermittelten Verbältnißzahl nîmlich für die männlihe Bevölkerung von 23,0 bis 28,1, für die | 23,1 lte sind. Dazu gehören die Bezirke Stade, Osnabrüd, giedliche von 20,4 bis 24,6 und für die Gesammtbevölkernng von 21,7 | Cassel, Schleswig, Lüneburg, Minden, Wiesbaden, Koblenz, Hildes-

26,3 auf 1000 Einwohner. heim, Köslin, Arnsberg, Erfurt, Hannover, Düsseldorf, Trier, Berlin, d In den einzelnen Regierungsbezirken zeigt die Sterbeziffer | Magdeburg und Aachen. Höher als die Sterbeziffer des Staates ist Ao Jahres 1895 verschiedene Abweichungen. Der Regierungsbezirk | diejenige für die Regierungsbezirke Frankfurt, Stettin, Münster, gui mit einer solhen von 15,6 auf 1000 Einwohner hatte im | Posen, Bromberg, Sigmaringen, Stralsund, Merseburg, - Marien-

erichtsjahre die günstigste Sterblichkeit unter allen Bezirken. Dann | werder, Köln, Königsberg, Stettin, Gambinnen, Potsdam, Danzig,

hagen die Bezirke Stade und Osnabrück mit 17,9, Caffel mit 18,0, | Liegniß und Breslau ausgefallen, sodaß von 1000 Männern bis eóbaden mit 18,2, Schleswig mit 18,3, Lüneburg und Minden | gestorben sind. j

Auch die weibliche Bevölkerung des Bezirks Aurich wurde

1895 am wenigsten von Todeéfällen beimgeciudit: denn vie Sterb- lichkeit betrug dort nur 154 auf 1009 weiblihe Einwohner. Unter der Sterbeziffcr des Staat:s von 20,4 befand si diejenige für die Regierun sbezirke Wiesbaden, Cassel, Dênabrück, Schleswig, Stade, Koblenz, Minden, Köslin, Erfurt, Lüneburg, Berlin, Hildesheim, Arns- berg, Düsseldorf, Hannover, Posen, Frankfurt, Aachen und Trier. Eine höhere Sterbeziffer dagegen hatten die Bezirke Bromberg, Merse- burg, Stralsund, Viagdeburg, Sigmaringen, Marienwerder, Münster, Königsberg, Köln, Stettin, Potsdam, Gumbinnen, Oppeln, Liegnitz, Danzig und Breslau. Hier stieg die Sterbeziffer bis auf 24,4. __ Eine Vergleihung der Sterbeziffer des Berichtsjahres in den einzelnen Regierungsbezirken mit derjenigen des Vorjahres ergiebt für 18 von ihnen eine geringere, für die gleihe Anzahl eine böbere Sterblichkeit.

Literatur.

_ Das Sanitätswesen - des preußishen Staates während der Jahre 1889, 1890 und 1891, im ide des Ministers der geistlichen, _Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten bearbeitet von der Medizinal- Abtheilung des Ministeriums. Preis 12 A S iebenter Gesammtbericht über das Sanitäts- und Medizinalwesen in den Städten Berlin und Charlottenburg während der Jahre 1892, 1893 und 1894, er- ftattet von Dr. A. We rnich, Regierungs- und Medizinal- Rath, und Dr. Springfeld, Medizinal - Assessor am Königlichen Polizci-Präsidium zu Berlin. Preis 10 Verlag von Richard Schoeß, Berlin. Die vorliegende Publikation der Mediztnal-Abtheilung des Minifteriums der geistlichen 2c. Angelegen- heiten ist der erste Gesammtbericht, welcher die Vorgänge auf dem Gebiete des Medizinal- und Sanitätswesens im ganzen preußischen Staate zur Darstellung bringt. Er stüßt sh auf die alljährlich zu erstatten- den Berichte der Regierungs- und Medizinal-Räthe über die einzelnen Regierungsbezirke, und umfaßt die Jahre 1889 bis 1891. Weitere Berichte über einen je dreijährigen Zeitraum sollen folgen. Der zweite der vorerwähnten Gesammtberichte ift ans\s{ließlich dem Sanitäts- und Medizinalwesen der Städte Berlin und Charlottenburg gewidmet und umfaßt bereits die Jahre 1892 bis 1894. Beide Werke darf man als Muster auf diesem Gebiete der Literatur bezeihnen. Jn einer großen Anzahl von Abschnitten be- handeln sie die Witterungsverhältnisse, den Stand und die Bewegung der Bevölkerung, die Gesundheitsverhältnisse, insbesondere die an- fteckenden Krankheiten, die Woh-stätten, die Wasserversorgung, die Ueber- wahung des Verkehrs mit Nahrungs- und Genußmitteln, sowie mit Gebrauchsgegenständen, die gewerblichen Anlagen, die Schulen und Schul- hygiene, die Gefängnisse, dite Fürsorge für die Kranken und Gebreclichen, die Bâder, die Leichenschau und das Begräbnißwesen, die Zusammen- seßung der wissenshaftlihen Deputation für das Medizinalwesen, der Provinzial-Medizinal-Kollegien, das Medizinalpersonal und die Arznei- mi!telbeschaffffung. Die Darstellung ift in beiden Werken kurz gefaßt, sehr übersichtlih und beschränkt sich auf thatsählihe Mittheilungen. Sie birgt auch ein umfangreiches ftatistisches Material, das eine werth- volle Handhabe für die Beurtheilung wichtiger Fragen der Geseßz- gebung, insbesondere des Kurpfuschereiverbots, gewährt.

Kürschner’'s „Deutscher Literatur-Kalender“ liegt jeßt in seinem neunzehnten Jahrgang für das Jahr 1897 vor, der wieder im G. J. Göschen’shen Verlag in Leipzig erschienen ist. Der Herausgeber, Geheime Hofrath, Professor Joseph Kürschner, hat sich mit diesem Nahschlagebuh wie mit andern le ikfographishen Werken um die Zeitgenossen, denen er mit seinen Büchern viele Mühe und Umstände erspart, wirkliß verdient gemacht. Der deuts{he Literaturkalender bandelt nämlich nicht nur von den lebenden, sriftstellerish irgendwie thätigen Personen in Deutschland, die, foweit sorgfältige Nachforschungen es vermögen, vollständig mit ihrem „Nationale“, ibren Werken und mit ihrer Berufsthätigkeit angeführt werden sondern er giebt auch Auskunft über nahezu alle literarishen Fragen „und Verhältnisse. Den Beginn des Kalen- ders bilden daher im ersten Theil verständigerweise Auskünfte über die literarischen Recbtsverhältniss:; diesen folgen Mit- theilungen über literarishe Vereine und Stiftungen, eine literarische Chronik 2c. Der zweite Theil enthält dann das Schrift- steller. Lexikon, einen Nachweis der Verleger, der Zeitschriften und Zeitungen D. utshlands, der deutshcn Theater und ihrer Vorstände, eine Uebersicht von tehnischen Anstalten, Agenturen und eine „Städte- schau“. Natürlih hat si das Werk inbaltlich und an Umfang mit jeder neuen Ausgabe vermeh:en müssen, aber die Zusammen- stellungen haben dadurh nihts an Zuverlässigkeit eingebüßt. Der neue Jahrgang erscheint mit den Porträts des Romanschriftstellers E Ring und des Dichters Detley Freiberrn von Liliencron

__— Zum Beginn der Reise- und Badesaison sei von neuem auf die elegant und bequem autgestattete Sammlung hingewiesen, welche unter dem Titel: „Unterwegs und Daheim“ von der Schlesischen Verlags-Anstalt von S. Schottlaender in Breslau heraus- egeben wird. Unter den neuesten Bändchen findet man zunächst einen

oman der Verfasserin der „Einsamen Seele“, der Italienerin Neera, betitelt „Ein Nest“; auch er zeugt von ihrer Begabung, eine lebenswahre Herausarbeitung der Gestalten und Konflikte mit poetisher Ver- klärung und Beseelung des Wirklichen zu vereinen. Die Saiten des Gemüths in Schwingung zu versetzen, gelingt au einem französischen Autor, der mit Gtück auf den Spuren seines Landsmanns Ohnet wandelt: M. Gladòs, der in der Novelle „Ein Haß" den seelischen Prozeß, in welchem der langjährige Groll eines tief verwundeten Frauen- herzens zu verzeihender Liebe si läutert, lebendig darzustellen weiß; dis- kreter Humor, vereint mit verhaltener warmer Empfindung, offenbart si in den zu einem Bande vereinigten Novellen „Der vierte Akt“ und „Die Hausfreundin“ von Heinrich Bulthaupt. Philipp Berges, bekannt als Kenner amerikanischer Zustände, s{ildert in der Novelle „Die Pee Quegtag eine merkwürdige Erscheinung amerikanischen cbens. Koppel-Ellfeld’'s „Don Juan-Examen“* birgt unter dem mit burshikosem Humor behandelten Stoff einen beachtenswerthen ethishen Kern. E. Vely stellt in der Novelle ,Wolkentheilung“ hohlem, leihtfertigem Genuüßleben eine ernste, treue Lebensführung in jener humanen Weise gegenüber, die niht verdammt, fondern in tiefem Mitleid beruhigt und trôstet. Die Serie {ließt mit einem in Deutsch- land noch nit in verdientem Maße bekannten, ers{hütternden We des Russen Wsewolod Garschin: „Nadeschda Nikolaewna“, der dem roßen Meister der Seelenanalyse Dostojewski im Wesen und der raft der Begabung am nächsten kommt.

Die Verlagsfirma Philipp Reclam jun. in Lei jig versandte soeben einen neuen Katalog ihrer weit bekannten Üni- versal-Bibliothek. Dieselbe ist nunmehr bereits auf 3650 Num- mern (Pr. je 20 4) angewachsen. Aus dem übersiz;tlih geordneten Kataloge geht hervor, daß neben der deutschen Literatur h: die alts«. nordische, amerikanische, arabische, Ginesische, dänische, englische, finishe, französische, griechische, hebräishe, indische, italienische, latei- nische, lettische, neugriehishe, neo Le niederländische, nor- wegische, peruanische, portugiesishe, rumänische, rufsisbe, s{chwedishe, spanische, tshechische, türkische und ungarische in der Bibliothek vertrèten ind. Der Katalog ist in jeder Buchhandlung oder direkt von dem

erlage gratis zu erbalten. f Wiener Rundschau.“ (Herausgeber: Rudolf Str

Redaktion und Administration: Wien, V111/1, Georgsgafse 4 ).

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