1821 / 15 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

unsrer Konstitution / drohenden Gefahr pavathtigte: _— Und nahdem er seine Leser allmählig mit dèm wahrèn Stände der: Dinge vertraütet gemachk hat, gibt er ihnen züleßx den freundschaftlichen und wohlfeilen Rath, „mit der Spänischèn Konstitution zu leben: und zu sterben“ X, (t Von den Vertheidigüngs-Ahstalten wird wohl mancherlei geredet, geschrieben , degretirt und proclamirt 3: in der Wirk- lichfeit abex geschieht wenig oder hichts. Män versichèrte vok

einigen Tagen, 2s sollten 12,000 Mann auf verschiedenen !

Punkten der Provinz Abrüzzo zujsammengezogen werden ; au- ßer den Besabungen von Pescarä , Civitella, und einigèñ kleinen Pläßen aber sind bis jè6t vielleicht nicht 2000 Mann in diaugikhigem Zustande irgendwo versammelt. Man rech- net viel auf die Milizen und Freiwilligen; .es fehlt. aber anñ Geld und an Waffen, sie in - Bewegung di CgOe) und de? patriotische Eifer is viel zu lau, um solche: Lücken zu erzän?- zen. General Pepe hätte darauf gerèhnet, in Abrüzzo 30000 Mann Milizen Zusammen zu bringen ; bei seiner Ankunft fand er sich aufs kläglichste betrogen z die Abbruzaner erklar? ten fast alle; daß sie feinesweges geneigt wären, für die Spani- {he Konstitution ihr Lebèn aufs Spiel zu seßen z er soll nichr 3000- Liebhaber. gefünden haben. :

Wenn man aüch die Mittel besäße eine. Armee aufzu: stellen , so wúrde es doch, unter den jeßigen. Umständen , un- möglich seyn, Ordnung und Disciplin wieder herzustellen. Diez besten Generale, wie Carascosa, : Filangieri u. þ f. -ha- ben sich zurückgezogen z die meisten guten Offiziere sind ihrem Beispeil gefolgt, und General Pepe is nicht dèr Mann, der aus unzüfriedenen, schlecht bezahlten, und völlig desorganisir- ten Truppen, eine Armee schafsen konnte. Wechselseitiges Mis- vergnügen, dümpfer Argwohn, herrscht nicht allein zwischen Offizieren und Soldaten, jondern auch Zwischen den Offizieren selbst, weil feiner gewiß ist, welche Gesinnungen der anders insgeheim nährt, und auf welche Seite er sih \chlagen würde, wenn es zum Gefechte käme. Täglich gehen Nachrichten von Auflehnung der Truppen gegen ihren Befehlshaber eit. Jh Kapua ist es zu ernsthaften und blutigen Auftritten gekom- men. Gen. Aréovito hat mit einer doppelten Empörung sei- ner Truppeñ, einmal in Kapua selbs, und dann in S. Ger- mano zu schaffen gehabt, und nur mit Müúhe sein Leben gé- rettet. Jn Salerno ist ebenfalls eine militairische Verschwd- rung ausgebrochen, welche die Verhaftung vieler Staabs:Of- fiziere zur Folge gehabt hat.

Welchen Eindrücé das alles in Sizilien machen muß, und mit welcher Sehnsucht man dort der Bèfkreiung von einem so shmáhlichen Joche entgegensieht, ist. nicht s{hwer zu begreifen.

Man hört zuweilen wohlmeinende Leute ; die ader nicht Einsicht genug besißen, um dle Wirkungen großer Begeben- heiten richtig zu beurtheilen, sagen: „Dle sremden Mächte jollten ih doch nur ganz ruhig verhalten ; die. Sache sey ja ohnehin zum Untergange reif.“ Allerdings muß das jeßige Ge? bäude in Kurzem, mit oder ohne Dazwischenkunft der feæm- den Mächte, zusammenstürzen ;, dies sehen auch die beschränf- testen Menschen hier ein, Es ist aber keineswegs gleichgül- tig, wie, und unter welchen Umständen es zusammenstärzt. Wird Neapel sich selbst überlaßen, so ijt nichts gewlßer, aw daß, unter einer oder der andern Gestalt, die Herrschaft ganz und ungetheilt in die Hände einer fleinen Zahl der wüthend- sten Demagogen fällt, die dann ihre Werkzeuge und Traban- ten, nicht etwa aus dem großen Haufen der Karbonari, son- dern aus dem- engern Ausschuß der Secte, das heißt, aus Menschen, die zu allen Rasereien und Verbrechen vollfkom- men bereit sind, wählen werden. Denn bei weitem die Mehr- zahl derer, die sih aus Unvexstand, aus Eitelkeit \spärer aus Furcht, in die Listen der Karbonari einschreiben ließen, alle die besonders, die, wenn auch nicht viel, doch etwas. zu verlieren haben, find Jett hon der Anarchie müde, und hätten unter einem vollständigen Schreckenssystem kein beßeres Schictjal zu erwarten, als ihre unglücklichen Mitbürger. . Das. König- reih würde alsv eine Zeitlang dem Regiment einer Banditen- Rotte Preis gegeben jeyn Wer solite bei solchen Aussich- ten, wenn ihm die Wiederherstellung der Ordnung durch Fremde, auch noch so hart und demüthigend- dünkte; nicht das geringere Uebel einem unabjehlich großen vorziehen?

n dem Bericht, welchen der Deputirte Borelli am 86. Dezember über die erste (in Folge der, von den verbündeten Monarchen erhaltenen Einladung erlaßene) Botschaft Sr. Majestät des Königs von Neapel abstattete, fömmt unter an- dern folgende Stelle vor : t ¿Klar und, deutlich waren die, Wortè, welche der König in Seiner am 1sten Mai 21815, noch von Palermo: aus erlas- senen Proflamation aussprach. Er verhiey darin dem Volte die Souverainität, dem Staate die frastvollste und heilfamste Konstitution. Er erklärte zugleich, daß er fúr. sich jelbst nur den schönsten und bescheiden|tew Theil der monarchischen Ge- walt verlangte, den den Geseben zu dienen, und. deren Vollziehung zu besorgen.‘ è

Als Beleg zu dieser Behauptung fand sich in dem Sij- zungs-Protofou, eine Proklamation vom a. Mai 1625- abge- druct, worin folgende Worte zu lesen sind: „Das Volk: joll der Souverain seyu, und der Fürst der Depositair der Ge- seße, welche dle heilsamste Konjtitucion diktirt haben. wird.‘

Der erste Blick auf diese angebliche Proflamation hätte jeden verständigen Leser, wenn er aurh noch keinen weitern Schlüyel zu dem Betruge hatte, stußbig machen müßen, Sit hebt folgenderniaßen an : „Völker von Samuien, von - Luka- nien, von Grop-

Euxe Rechte wieder zu erobern! Ein. fremder Ujurpator 2.

zriechenland, von Pugliein, eilt herbei, ui |

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| tigen Zweck zum-Ziele hat, der eigen Theil. der

át ‘sie verlegt: Erinnert Euch, daß thr einst Euré bis an -dîe Ufek des Nils getragen ha t! Dáß Ptoli ilippüs, Másiißa, Mithridates,, bei dèta bloßèn Gi Eurer friegèrishen Trompeten ihr stolzes Haupt gebeug ben, Und nach anderm unfinnigen Vonbast dies, erflárt êndlih der König Ferdinand, „„dàß. ex im Nâmg Kongkéßes (!!) seinen rèchtmäßigen Thron wiedèk bist Daß èine solche Misgeburt nicht güs der Fedèr di nigs odèt seines Kabinets gefloßen seyn fozintèé, war greiflihz und so sch{chl2cht es - auch mit den Fähigkeit Kenntnißen- diesér arniseligen Senätoren sonst sehen läßt sich doch s{lechterdings nicht annéhmén, dâß die Gebildèteren ünter ihnen, besonders der Bericht - Ét die Unächtheit einer so plumpen Fabrikation nicht haben sollten. Wie in aller Welt abèx wäre s Zugèg daß ihtien dié ächte Proklamation des Königs nichr b gewesen, öder daß sie sich hättèn schwmeichèln könen, «j tehnstück, das wenigstens. noch einem „und dem adèjn Zuhörer oder Leser im Gedächtnis geblieben seyn muß unverschämt zu verfälschen ? Wir liefern hier dié währe Proklamation voni i 1815. in einer wörtlich trèuen Uebersezung nah dem U liégenden, in der Königlichen Kriegs-Druckerei zu, Y in Groß-Folio gedruckt¿n Orkginal : | Ferdinand IV., von Gottes Gnadert König Beider 6 und von Jerusalem, Jnfanut vou Spanien, von ‘Parma, Piàcenza, Castro 2c., erblicher Gu von Toskana 1tc.'2c. 2c. \ : „¡Neapolitaner. Der Angenblicf is nun erschien ih äuf meinen Thron von Neapel zurückkehre. Alls | nigt sich, meine Schritte glücklich zu leite. Euer. eis ges Verlangen ruft mich zurück, Dèr allgemeine Wis hohen Mächte läßt meinen Ansprüchen Gerechtigeeit. y sagren. Der feste und fraftvolle Beistand meiner. - erl Bundesgenoßen utiterstüßt und ermuthigt mi. Jch breche an der Spiße einer Armee auf, nid Usurpatoren, um misfkannte Völker zu täuschen Und wiegeln, oder wie Abènteurer, unm durch Sturm und ( bruch das zu erhaschen, was diz Ruhe nicht gewdhrn ch fehre in den Schooß meiner theuern- Familie | Jch fomme, um ihr Trost und Frieden zu bringen. F me, um ihr die alte Heiterkeit wieder zu geben, und M denten an alle vergahigenen Leiden aus ihrem Gedächty verlöschen. ' Nein! Jhr seid nicht geschaffen, die Fackel des gegèn diejenigèn zu schwingen, die nicht eure Feind! Jhr seid nicht ge|schassen, euch durch jenes Trugbilò vou| zu érniedrigen, die nur aûs Zerstdrung und Schrecta vorgeht. Die Geschichte eurer Ahnen ist hôch{t ruhm euch. Abkömmlinge der Brutier, der ‘Kámpauzer und C

A ° Lp k s C L ter, müßt ihr die fremden Stöhrer eurer WohlfahrFä ist der Thee be ‘Jas

eurer häuslichen Sittlichkeit zittern magch:n, und nick Werkzeuge ihrer Herrschsucht, oder die Schlachtopfer L Gaufkelspiele seyn. “Eure Sdhue müßen niche unter, Himmelsstrichen zuGrunde gehen. Euer Vekmò gen, dic

eures Schweißes, die Erzeugniße eures glücklichen

müßen nur von èuch genoßen werden,

Neapolitaner! * Kehrt in meine Arme zurü! J unter euch geboren. Jch kenne eure Gewohnheiten, Karafter, eure Gebräuche, und weip fie zu. [chä wúnsche nichts sehulicher, als euch die ai ssaleudsten M meiner vaterlichèn Liebe zu geben, und die neue ‘Peri ner Regierung, zur glücklihen Epoche des Wohlstand dér wahren Wohlfahrt unseres gemeinsamen Vaterlal machen. Ein einziger Tag soll. die unsel ge Deihe v den vieler Jahre verldschen. Die heiligsizu und ui lichsten Pfänder von Mäßigung, Sanftinuth, gegeus: Vertraucn und vollkommener Eintracht, müßen eure l Ruhe verbürgekh. :

Neapolitäner! Unterstüßt mit euren Anstrengun! Unternehnien;, das einen jo großen, se. gerechten, o 1 m! lichen Sache von Europa ausmacht, zu deren Bert alié Völker gerüstet stehen.

Jch verspreche euch, daß Niemand, ohne alle Aus wegen was immer für einer, den Pfiichten der Treu! mich zuwiderlgufendèn Handlung, die währeud men wesenÿeit aus diesem Königreiche, sowol nach meine! als n ch m:iñer zweiten Entfernung, begangen wur mindesten Rechen chaft gezogen werden joll. Ein dringlichér und ewiger Schleier bedeckt alle vergangèn ten und Meinungen. Demzufolge versichere ich auss ¡ichste und bei meinem königlihen Worte in voller 4 nung, erige Amn-stie Und Vergéßeudeit allès Vergaud

Jch verspreche allen Neapolitanecn Und Sizilianeil he in der Neapolitanischen Laid- und See -Armet:| allen ihren Sold, ihren Rang und lhre militairi}ch? zu-laßen, in deren Besiße sie sich jet besiùudeu.

“Möge és dem Aulmächtigen (den ich zutn Zei Aufrichtigkeit unb des Ernstes meiner Absichten aurus fällen, den Erfolg derselben zu segnen. i

Palermo, am ersten Tage dés Mai - Mönats

ftr Unterz., Fer din

Alle Bemerkungeir über dies elende Gaukel-Spiel überflüßig. Wie welt muß. es mic einèm Lade g seyn, wenn die, welche sich anmaaßen, es zu. régiérety chen Mitteln ihre Zuflucht nehmen müßeh um „ihre Mitbäétger und ganz Europa zu täuschen! ;

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Le, eine Berehnnng des

\nacéenburg, erbauet worden ist, und zu d- Benußung sür die Aussuhr der

Be T1509

rckten Stücke der Allgemeinen Preußischcen Staats-Zeitung,

vom zten Februar 182%.

tockholim, 19. Jan. Landesherrlicher Seits is ein von 8000 Rthl. Bko; gestiftet, wovon die Zinsen zu 5 r Verfügung des Ober - Statrhalters gestellt worden n dafür Feuerung für die Armen hiesiger Hauptstadt n zu laßen. G Erfolg, den die Hafer-Sendung gehabt, wél- Königl. Magazin-Direftion nach London gemacht, hat Gedanfen Veranlaßung gegeben, gleiche Sendungen gabon und andern Porcugisischen Häfen zu bewerf- Der besagten Verivaltung ist auch von der Regie- pfohlen worden, authèntijche und zeitige Erkundigung hen: ob die Brittische Regierung wohl geneigt jeyn im Laufe dieses Jahres die Einfuhr von fremdem ' uhd von fremder Gerjte zu gestatten, und falls die- i muthmaaslichen Gewinnes n, den Versendungen dieser Getraide - Arten von ch Egl. Häfen abwèrfen möchten. ga, 15. Jan. Noch in diesem Jahre soll zum Vor- s hitsigen Handels, eine Kommerzbank errichtet wer- j welher der Kaufmann gegen Waaren und Wechjel, igen Zinsen, wie schon lange zu St. Petersburg es ist, Gelder erhalten fann. ber tine Verändérung am Zolltarif, hat man in den Tagen weder zu St. Petersburg noch hier, etwas be- res erfahren. etersburg, 21. Witterung eingecreten. d Neaumúr. Dieser Umstand und

Dec. Seit einigen Wochen ist hier Die Käite übersteigt nicht die jeßige vor-

e Schlitten - Bahn, haben die úberaus starke Zufuhr ensmitteln, mit welchen unjere

Markte überfüllt wer- erbéigeführt. Die Preise des Fleisches, Wildprets Getraides, sind in Vergleich mit den vorjährigen diejer Artikel, bedeutend gefallen, Unter anderen ' sonders wohlfeil. Sorten von welchen

Pfd. mit 15 Rubel Ass. bezahlt wurde, fosten jebt

Nubel.

r Hafen Kunda, in Esthland am Finnischen Meerbu- fast gleicher Entsernung von Narva und Reval gele- auf eigene Kojten des Gucsbesibers von Kundag, I

deßen Erbau- Produkte der Pro-

ee. Maj. der Kaiser bereits im Jahre 1894 die Er- ertheilten, is jebt mit einèr Zoilstätte verjehen und elbe alle die gejeblichen Einrichtungen getrossen worden, in allen übrigen Häfen des Reiches auf die Ausfuhr be- dergestalt, daß ausländijche Schiffe direft aus demsel- des-Produfte aùüsführen können, ohne genöthigt zu einem anderen Hafen zu klariren. För die Holz-Aus-

fert die umliegende Gegend besonders großèn Vorrath. uenos-Aykès, 1, Oft, Der Franzöfische Matur-

Bonvland, vormaliger Reiségefährte des berühmten |

dt, ist eben von hier abgereist, um die User und Ju- Parana und Paraguay zu erforschen und in. das and dieser letän Provinz zu dringen. Hr. Bonpland f eiñem eigens hiezu, von dem Französischen Hauje Meyex und Komp., und einem Kapitain und Faïtor ¡-Nátion, ausgerüsteten Schiffe ab; die beiden lebten

1 die Expedition :

racao, 18. Oft. Man hatté sich hier Hossuung ge-

die Spanische Revolution werde die Lage Süd ; Ame- Parteien, welche einandér

lúcélih verändern und die : n, versdhnen. Allein die neue Republik Kolumbià

10h der Schauplal eines Krieges bleiben zu sollen, m Anscheine nach, nr noch verheerender werden wird. itrioten, stolz auf die von ihnen in Neu-Granada er- Siege, verwersen alle Anerbietungen Morillo's, wel- Unabhängigkeit nicht in sich begreifen. Morillo , sich macht bedienend, welche die Verfaßung ihm zugesteht, den wenigen Distrikten, die noch unter seiner Autori- en, eine, Konsktription anbefohlen, um sein Heer zu en, Und die Positionen, welche er inne hat, behaupten zu bis einige Hilfe vom

| Mutterlande zukommen fann. titi, Bekanntlich wurde gleich nach Christophs Tode last von Sanssouci der Plünderung úÜberlgßen. Man die geraubten Edelsteine und Meubles auf 1 Million s; 250,000 Pidsier wurden“ in der Kaße zu Sanssouci n so viel am Cap gefunden und unter die Soldaten t, Der Schaß in dex Ferriere der unberührt blieb, f 45 Millionen. Gourdés geschäßt ; 5 Millionen Sterl. Cugl, Fonds u», st. w.“ Unter den in Freiheit gejeßteh efangenen waren an 20 Weiße von allen Nationen, ne Franzosen (die dort auch nicht hingegangen waren.)

Usti,

das Ehrgefühl auf Entwickelung der

Christoph hatte seit 4 Jahren ait 400 Arbeiter kornmen laßen»: um die Souterrains und geheimen Gemächer der Ferriére zu Stande zu bringen; man hoffte, diese Unglücklichen im Jnneren: der Festung vor zufinden ; es scheint aber, daß sie, so wie das Werk vollendet war, unbarmherzig unmigébracht wordèn sind.

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Jubiläum des Herrn Justiz Ministers von Kircheisen Excelletz. Berlin den zosten Januar 1621. | eute vòr funfzig Jahren widmete sih ein Staatsmann dem Dienste der Preußischen Justiz, welcher in derselben noch jeßx als Vorbild und Muster, in voller Kraft und Thätigkeit seines umfaßenden Geistes dasteht.

Herr Friedrich Leopold von Kircheisen, Sohn des Stadt- Präsidenten von Berlin, begann, wißenschaftlich vorbereitet auf der Universität zu Halle, seine N am 30. Januar 1771 beim Königl. Kammer erichte als Referendarius. Schon früh ausgezeichnet durch Fähigkeiten und Fleiß, ward er Kammergerichts-Rath, Geh. OÖber-Revifions - Rath, Mitglied der Geselßz-Kommißion, Direktor und dann Vicé-Prásident des Kammer-Gerichts. Er erhielt den ehrenvollen Auftrag, die Justiz in den Brandenburg - Fränkischen Fürstenthümern zu organisiren ; Jnstitutionen, welche noch gègenwärtig dort bez stehen, verdanfen ihm ihr Dasein. Ex ward hierauf Präsiz dent des Kammer-Gerichts, und endlich Chef-Präsident aller Senate dezelben, besonders des Appellatións - Sénâts. Die Annalen der

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Gesékgebung beurkunden seien Antheil an der Ausarbeitung des Allgemeinen Landrechts, der Allgemeinen Gerichts Ordnung und besonders der Kriminal-Gerichts-Ord? nung. Sein Ruf war im Jn- und Auslandèé verbreitet. Er ward Doctor juris, forrespondirendes Mitglied der Ge- se-Kommißion zu Petersburg und Mitglied ‘der scientiarum utilium zn Erfurt. Jm Jahre 1810 geruheten Sr. Majer stät der König, ihm das Ministerium der gésammten Preu ßischen Jùstiz zu übertragen. :

Unerschütrerlih in Uebung seiner Amtspflicht, erfüllt mit Eifer für Wahrheit und Recht, ausgerüstet mit den glúcklichse sten Talenten, und im Besiße der liebenswürdigsten Eigen- \chaften, ward es ihm, schon als Präsident des Kammer-Ge- richts leiht, die Herzen aller zu gewinnen und Resultate her- beizuführen, die bis dahin keiner seiner Vorgähger erreicht Hatte : :

Unter ihm begann die blühende Epoche dieses schon lan- ge ausgezeichneten Gerichts-Hoses, wo der Geist, entbunden von den Fepyeln der Autoritäten und des Hergébrachten, sich freier bewegte und- sich zu höhern - Ansichten / emporshwang. Aus jener Epoche schreiben sich die Arbeiten her, welche als Muster der teutschen Rechtspflege glänzten und späteren Re- formen den Weg bahnten. Besonders war es die Kriminäl- welche unter seiner Leitung sich aus dem Zustande in welchem sie bis dahin geruht harte. Nicht bloß, Rechts-Gang und die Einrichtnngen verbeßert wuk- den, welche zur Entdeckung der Wahrheit, zum Schuße der Unschuld und zur Ueberführung der Vetbrecher bestanden ; auch das Gefühl und das Gemüth fanden" unter ihm ein Gebiet, wo bis dahin: nur der stárrè Buchstábe’ des! Gesezr zes geherrscht hatte. Er vertheidigte die Seibjistähdigkeit der Justiz selbst unter den schwierigsten Verhältnißen, als sogar die Freiheit - der Meinungen in Gefahr war, mit Festigkeit und. Unerschrockenheit, in Fällen, die nôch jelzt vot’ der Welt den Ruhm des Kammergerichts bewährèn;

Ganz in diesem Geiste nidmete er sich vorzugsweise dem Bildungsgeschäfte der juristischen Jugend, indem er es nmiei- sterhaft verstand, den höheren Sinn für Recht und dié edle- des Menschen zu wecken, und hesonders durch Kräfte zu wirken, vors leuchtend durch eigenes Beispiel, belehrend durch ausgebrei- tete Kenntniße, und unterstüßend durch den Reichthum seineë Erfahrung, im“ Bewußtseyn, daß der Werth ‘einer jeden Jus stiz-Verfaßung, auch der Beßten, bedingt ist durch - den ihrer Beamten. Und wénn es wahr ist, daß die Justiz als Basis der Verwaltung. betrachtet werdén fann, so mup ein großer Theil des - glücklichen Zustandes, welcher den Preuß. Staat im Besibe eben so rechtlicher als vortrefflicher Bearkten aus- zeichnet, den Bemühungen eines Mannes zugeschrièben wer? den, oeßen Verdienste in diesem Theile seines Wirkens allgée mèin anerfannt sind. - N

Ein erwlegend, großer Theil aller Richter in der Moé narchie' verehyt in dem hochgefeierten “Jubel: Greise -dautbar

erhob, daß der

rei Motive