1871 / 184 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 01 Dec 1871 18:00:01 GMT) scan diff

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welche man sicht, Folgen der Genehmigung des fraglichen Ver- gien sein, Tra wenn sie bestehen könnten, so sei es doch klar, daß sie nicht aus der Genehmigung des Vertrages von Seiten Chili's hervorgingen, sondern au ohne dieselbe entstehen wür- den; ja, sie schwebten bereits Über der Republik; denn in dem Augenblicke, in welchem er spreche, sei der Waffenstillstands-Ber- * trag ohne Zweifel bereits von den übrigen Republiken und Spanien ratifizirt: der cilenische Minister zu Washington habe angezeigt, daß bereits alle übrigen Minister, welche den Ber- trag unterzeichnet hätten, ermächtigt seien, ihn zu ratifiziren, und da der zweite Termin für diese Handlung am 11. des gegenwärtigen Monats ablaufe und der außerordentliche Termin , welcber ihm folge, nur für Diejenigen gestellt sei, welche wegen Hindernisse, die von ihrem Willen unabhängig seien, nicht früher hätten ratifiziren können, so sei anzunehmen, daß der Vertrag vor. dem 11. des gegenwärtigen Monats von Allen, mit Ausnahme Chili's, ratisizirt worden sei. Vielleicht seien bereits zu dieser Stunde die Handelsbeziehungen zwischen einem der Verbündeten und Spanien wiederhergestellt. Könne Chili verhindern, daß citis geschehen sei, indem es dem Vertrage eine Zustimmung vertveigere x | Die Dadien Argumente, fuhr Herr Altamirano fort, Tönnten Zus aus anderen Gründen nit angenommen wer- der : nach Unterzeichnung und Ratifikation des Vertrages müsse man annehmen, daß er werde erfüllet werden; die Heiligkeit des verpfändeten Wortes verpflihte die Nationen wie die Einzelnen. Man wende gegen den Vertrag ein, er enthalte keinc Gewähr für seine getreue Erfüllung von Seiten Spaniens, daß, wenn der Minister der Vereinigten Staaten ihn ge in er sorgfältig darauf aufmerksam gemacht habe, daß er für keinen der Vertragenden Bürge sei. Jedcch, troß solchen Vor- behaltes sei es nicht weniger unzweifelhaft, daß die Zwischen- kunft der Vereinigten Staaten cine achtbare Gewähr bedeute; selbst wenn er von letzterer absche, frage er doch, ob troß eine vor der ganzen Welt feierlich unterzeichneten Vertrages, troß der moralishen Gewähr der Vereinigten Staaten die Gefahr eines verrätherischen Angriffes bestehe ; und werde Chili dieser Gefahr entgehen, wenn es den Vertrag verwerfe? Stehe es nicht Spanien frei, es e oder in jedem von ihm gewähl- ten Augenblicke anzugreifen t ( E Gegen die Bedingung , daß die Notifikation der Kündigung durch die Vermittelung der Vereinigten Staaten geschehe, er-

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hebe man den Einwand, dgß, se, dtr?" Nlerdings entsage es drt Befugniß, Krieg während drei Jahre zu machen, aber die selbe Entsagung werde Spanien auferlegt; die Einwilligung darin sei gegenseitig und mit freiem Willen angenommen; wenn man nach der Weise der betrefsenden Berichterstatter argumentire, so beeinträchtige jeder Vertrag die Souveränität.

Die dritte Bestimmung des Vertrages stelle fest , daß Chili wärend dcs Waffenstillsandes die Befugniß habe, frei mit den Neutralen in allen Artikeln Handel zu treiben, welche während des Friedens Gegenstand des erlaubten Handels seien: es sei gegenwärtig entwaffnet einem Feinde gegenüber, welcher Herr einer mächtigen Krieg8marine sci; es liege eben so sehr in seinem Interesse, daß diese Lage sih ändere, als in demjeni- gen Spaniens, daß sie unverändert fortbestehe; ohne den Ver- trag stoße es auf ernste Schwierigkeiten , sich zu bewaffnen, mit dem Vertrage scien alle Märkte ihm offen; es sei nicht Spanien, welches Kriegsschiffe zu kaufen brauche, es sei Chili.

Herr Altamirano erinnerte am Schlusse seiner Rede daran, daß die Kammer den Vertrag genehmigen müsse, nicht allein weil er Chili’s Interesse entiprehe und seine Ehre sicherstelle, sondern auch weik die im Protokolle von Lima ein egangene Uebereinkunft es dazu verpflichte; sie sei von der egierung der Republik genehmigi worden, die den Bericht crstatten- den Abgeordneten erkennten an, daß die Diplomaten von Washington die in der Konferenz von Lima gezogene Grenze nicht überschritten hätten; seit vier Jahren wisse der Kongreß und das Land, daß die Regierung verhandele, um zu einem Vertrage zu gelangen, welcher auf der Basis des gegenwärtigen besteße; warum erscheine das, was im Jahre 1869 annehmbar und angemessen war, jeßt so anders, als ob cs der Ehre und

der äußeren Sicherheit der Nation entgegenstehe; die Kammer möge wohl bedenken, daß indem Chili heute niht genehmige, was es gestern angenommen habe, es sich in eine Lage voll Verlegenheiten verseße.

Nachdem das Mitglied der Kommission, Arteaga Alemyarte die in dem Berichte der ultraliberalen &raktion der leßteren gegen den Vertrag vorgebrachten Argumente wieder- holt und der Präsident der Kammer, Amunategui , sie von neuem als unzutreffend zurückgewiesen hatte, ward die Sißung aufgehoben, und die Berathung des Vertrages ist bis leßt nicht wieder erneuert worden. i

Neichstags - Angelegenheiten.

Berlin, 1. Dezember. Jn der gestrigen 35. Sigung ded Reichstages nahm in der zweiten Berathung des Gesegentwurßg betreffend die Friedenspräsenzstärke des deutsche HeezuUes, zu dem Amendement der Abgg. Miquél, Dr. Bam berger und v. Unruh nach dem Abg. Dr. Bamberger h Staats - Minister Delbrü ck das Wort:

Meine Herren! Jch würde dem Rath des Herrn Abgeordnete für Mainz bei der vorliegenden Frage, doch ja die Politik aus d, Spiele zu lassen, für meine. Person sehr gern folgen. Jch fann d nicht, weil in der That die hier vorliegende Frage von politis Erwägungen vollkommen nicht zu trennen ist. Jch muß meinersesz so ungern ih es thue, auf diese politishen Erwägungen eingeh,y Ungern thue ih es dedhalb, weil ich mic sehr wohl bewußt bin, daß das, was von dieser Seite zu sagen is, sehr viel besser und sh; viel wirkungs8voller gesagt werden würde, wenn der Herr Reichs kanzler durch sein Unwohlsein nicht verhindert wäre, hier zu erscheinen,

würdè, so gut ih kann, wiederzugeben.

Für die verbündeten Regierungen liegt der politishe Werih dit Vorlage, welche sie jeßt gemacht haben , dacin, daß die ganze Welt durch die Annahme dieser Vorlage weiß, daj Deutschland im Jahre 1874 ganz ebenso, unter alley Da N ebenso gerüstet dastehen werde, wie es heut,

afstehbt. /

Die verbündeten Regierungen gehen keine8wezs von der Anst aus, daß jeßt unmittelbar eine imminente Kriegsgefahr vor, handen wäre. Sie können aber ebensowenig der einung sein, welche gestern der Herr Abgeordnete für Meiningen aussyra daß nun, nach dem Pn geführten Kriege und dem vortheilhaft ges{chlossenen Frieden der Friede für längere Zeit garantirt sei, Sj können es deshalb niht, weil der Friede zwar ges{lossen, indessen in einem sehr wesentlichen Theile, wie männiglich bekannt, nicht aus.

zu werden in dieser Beziehung im März 15874.

Meine Herren! Jch glaube, jeder von Jhnen wird aus der L türe der Zeitungen und aus mündlichen Mittheilungen wissen, daß im französischen Volk eine starke Strömung vorhanden ist, welche zy dem hintreibt, was man »Revanchee nennt, dazu hintreibt mit einem ganz bestimmten Termin, nämlich vor cder mit dem Tage der Zahlung der leßten 3 Milliarden. Später hätte sie ja weniger Bedeutung, Dit gegenwärtige französische Regierung is dieser Strömung voll} ändig fremd.

daß sie die von ihr eingegangenen Verträae loyal und voUständig

anzôfische Regierung zu ershÜttern.

ndessen , meine Herren, kennen Sie alle die Lage unseres Nag barlandes genug, mit einem von Natur lebhaften und von tine berechtigten Nationalftolz erfüllten Volk, welches nah \{wecren Er \{hütterungen seinen Schwerpunkt zu finden suht. Ob es diesen Schwerpunkt jeßt schon gefunden hat und welche Wec{\elfälle v laufen werden, bis es ibn gefunden haben wird / das weiß von uni

niemand und niemand fann dafür eine Gewähr geben. Unsere Aufgabe if es, das Unsrige zu thun, daß der richtiqt Schwerpunkt bald und ohne welters{ütternde We@selfälle gefunden

M. und 2440 ¿f «cuilelreten, dieses Vertrauen in die geaen,

j werde. Jh tbeile durchaus die Anfi@t, die der Herr Abgeordnete

Crefeld ausgesprochen hat, daß der Versuch einec Revanche nicht glü. licher sein würde, als der Versu, der im vorigen Jahre aa die deuts@e Unabhängigkeit gemacht wurde. Aber, meine Herren, darau fommt es mir keineswegs allein an. Die Aufgabe, die wir haben, ift vor allen Dingen, dahin zu wirken, sucht wird, daß nit dur diesen Versu Elend über Elend unt allen Umständen auch über uns fomme, auch unter den günstigsten Umftänden. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, bis zum ent

glauben wir, daß zur Erreichung dieses Zieles nichts wirksam sein wird, als eben wie ich es zu Anfang meiner Bemerkungen aussprach, die Ueberzeugung, daß bis zum Jahre 1874 einschließli der gegenwärtige Bestand des deutschen Heeres Wechselfällen nit auß: gesest ist. Jh weiß schr wohl, daß in dieser Versammlung, und darin gebe ich dem Herrn Abgeordneten für Meiningen Reckt, de Bestand des deutschen Heeres Wechselfällen nicht ausgeseßt sein wird; das erkenne ich an. Uber, meine Herren, das was ich weiß und was Sie hier Alle fühlen werden, das reicht vielleicht nit weit übr die Grenzen von Deutschland hinaus.

der deutschen Art uns mit nicht großen Schwierigkeiten in fremde Verhältnisse hineindenken können, im Ganzen viellciht die Befähigtsten,

Alle dennoch einräumen müssen, daß dieses Urtheil häufig genug un

fremde Verhältnisse und Situationen hineinzudenken. Ste Übertragen stehende erste Fesisteliung eines deutsen Militär-Etats wird von solchen Standpunkten aus vollkommen anders aufgefaßt werden, als sie nad meinèr Ueberzeugung hier im Hause verlaufen wird. Man wird das nicht vergessen dürfen. JH glaube, der Herr Abgecrdncte für Meinic- aen selbfi würde \{werlich gen:igt sein, das Bild ron feiner Stellung zut Militärfrage für cin forretes anzuerkennen, was si vor dem Fernrobr bildet, mit dem die französiscke Presse die Verbcendlungen dieses Hauses an

sicht. So lange es bevorsteht, daß bier ein definitiver Militär: Etat, wow der Begriff verbunden is einer Neuagestaltung des Heeres, zur Veral

Ih werde versuchen, die Gedanken, die er hier ausgesprochen babenl

geführt ist noch nit ausgeführt ist. Er braucht ja erst ausgeführt

ir haben von jeher das beste Vertrauen zu ihr gehabh]

daß die Revanche nicht ver: È

scheidenden Momente den Frieden zu erhalten. Nun, meine Herrin, f

G, Wir sind ja dur@ die Vicl F seitigfeit unserer Presse, dadurch, daß wir es licat das cinmal in F ie Zustände fremder Länder objekiiv zu beurtheilen, und wir troerden | richtig ist. Andeuwvärts ist es anders. Andere Nationen sind vermöge F ihrer ganzen Eiazenthümlichkeit, vermöge dex vorzugsweisen Beschäftigung

ihrer Pr-sse mit inneren Angelegenheiten weniger in der Lage, si in j

das, was sie bei sich gewöhnt sind, auf andere Zuftände und dic bevor F

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thurig ?7ommt, also auch die Chance vorhanden is, daß diese Gestal- tung des Heeres eine wesentliche Veränderung erleide daß dies dur die Verfassung au8geschlossen ist, ist uns bekannt, Anderen aber nit fo lange das der Fall ist, roerden sich an dicse Chance Hoff- nungen anknüpfen, nothweadigerweise, welche zu dem Ziele hintreiben werden, daß wir nit nur in unserem eigenen Jnteresse, sondern auch im nteresse der ganzen Welt fernhalten müssen. Wenn dievecbündeten Regie- rungen in diesen Erwägungen die große politische Bedeutung der Vorlage schen, s\o liegt die Frage schr nabe, und der Herr Abgeordnete für Kreuznach hat sie geßtecn {on aufzeworfen, warum man nicht ehec mit dieser Vorlage gekommen si. Meine Herren, als unmittelbar nach Schluß Jhrer leßten Session die Frage in Berathung genommen wurde und genommen werden mußte, welche Vorlagen dem gegen- wärtig versammelten Reichstage zu machen seien, da ist allerdings die Frage, ob wieder ein Pau‘hquanium begehrt werden solle, zur Er- wägung gekommen. Die Gründe, die ich {o eben Jhnen zu entroickeln die Ehre hatte, lagen damals vielleicht nicht wit der Bestimmtheit vor, wie jevt, sie lagen indessen nit fern, und wenn dessenungeachtet die Ent- \hließung dahin ging, von der Forderung eines Pauschquantums abzusehen und einen Militäretat vorzulegen, so waxen dafür verschiedene Ge- sihtspunftte entscheidend; einmal der Wunsch, verfassungsmäßig voll- fommen korrekt zu handely, mit Ablauf der Periode des Uebergangs- zustandes, wie ihn die Verfassung nennt, auch in den regulären Zu- ßand einzutreten und sodann die Erwägung fle ist ja wiederholt shon hier entwickelt und lebhaft und glücflih dargestellt worden vom Herrn Abgeordneten für Wollinirstedì die Erwägung, daß der gegenwärtige Moment ein für die Militärverwaltung ungemein ünstiger si, um einen definitiven Militäretat zu wverein- Een, ungemein günstig im Hinblick auf den cben beendigten Krieg und ungemein günstig gegenübec einer Versammlung, die man kennt. Es war damals die ernste Absicht, einen vollständigen Militär-Etat für 1872 schon jeßt vorzuiegen. Man hat babei die Kräfte Übershäßt und die Sprödigkeit des Siofes untershägt. Es war eben faftisch nicht mögli@, zu einem vollftändig ausgearbeiteten Etat zu kommen , und so entschloß man sih im leßten Nugenblicke, dennn es mußte ein Entschluß gefaßt werden, Jhnen die Vorlage zu machen, die Sie mit dem Haubbaltäctat bekommen haben.

Nun , meine Herren; habe ich mich von den eben bezeich- neten Gesiht8punften aus außSzusprcehen über das Amende- ment , daë, vom Herrn Abg. für Mainz unterzeichnet, soeben begründet worden is, und da wuß ich nah sorgfäitiger Erwägung fie ist wirklich cine sorgfältige gewesen , denn ich habe das Amen- dement nicht erst jeßt kennen gelernt erklären ; daß von allcn Ls- sungen der vorliegenden Frage diese dic unannehmbarste ist. Sie verbindet für den Standpunkt der Bundesregierungen alle Nach@iheile, die mit dem einen Wege oder den anderen. verbunden sind. Zunächst von dem eben von mir erörterten politischen Gesichtspunkte aus müssen wir es ganz unbedingt vorziehen, in der nähjien Session einen Militäretat zu erörtern, statt in der Session von 1873. Die Erörterung dieses Militäretats in der Session von 1873, ohne daß im Jahre 1872 eine Fesistellung vorausgegangen wäre, würde polizisch* ein entschiedener Fehler sein. Jm Jahre 15873 stehen wir vor dem Jahre 1874, und eine Diskussion des Militär-Etats in einem sol@en Momente würde gleihbedeutend sein mit der Nussicht auf politische Erörterungen, welche grade dann nur nach1heilig wirken fännen. NUf der andern Seite würte eine Diskussion des Etats im Paget 1873 den Nachtheil haden, oder vielmehr die iFestfellung eines Pauschquantums für zwei Hedre daß die Militärverwaltung alle die Vortheile verliert, welche für sie aus einem dreijährigen Pausc- quantum erwa@dsen. Meine Herren! Jn Bezug auf das Paus(- quantum hat der Herr Abgeordnete für Meiningen ganz mit Recht bemerkt, daß, soweit die einzelnen Titel nit etatsmäßig übertragbar sind von einem Jahre auf das andere, sie von einem Jahre auf das andere niht übertragen werden können; es ist das vollkommen richtig. Das schließt aber keinesrvegs die große Bedeutung auk, die eine län- gere Periode vor einer kürzeren für die Militärverwaltung hat ¡ und zwar aus dem Grunde, weil eine längere Periode die Möglichkeit gewährt, die Ausgaben planmäßig zu vertheilen, zu ecelloniren; und die Möglichkeit einer solchen Vertheilung i|, wenn man einmal von einem Paushquantum redet, für keine Verwaltung ein so absolut dringendes Bedürfniß, wie sür die Militärverwaltung. T will Thnen nur ein Beispiel anführen, welches aus den allerersten Monaten des Pausch- quaniums datirt und welches für mich damals das ganze Arrangement des Pauschquantums zu einem höchst ängstilihen machte. Das Pausch- quantum war, wie Jhnen bekannt ift, berechnet auf den Grundlagen des alten preußischen Militäretats, und es waren aus dem alten preußischen Mitiräretat nah den angenommenen Grundsäßen einge- stellt, bei den Verpflegungstiteln, die, ich weiß nicht, acht- oder zehn- jährigen oder wievieljährigen Durchschnittspreise, die die verschiedenen Getreidearten gehabt haben. Es war dies {on ein sehr großer Unterschied gegen den alten preußischen Etat, indem der alle preußishe Etat bei dem Getreide die Naturalien ein- *ellte und ausdrüdlih sagte: wenn die Preise höher steigen, so hat das Kriegs-Ministerium cben die höheren Preise zu bezahlen, ohne daf dieses eine formell zu genehmigende Etatsüberschreitung ist. Davon konnte bei dem Pauschquantum natürlich nicht die Rede sein. Was ges{hah nun? Jn dem zweiten Semester des Jahres 1867 mit dem 1. Juli fing das Pausckquantum an in dem zweiten Vemester 1867 stiegen wie den Herren Landwirthen vielleiht hier in der Versammlung erinnerlich is diz Preise für Roggen , Heu und Hafer schr erheblich, und die Folge war die, daß gegen die berech- neten Etatspreise, die dem Paus{quantum zu Grunde lagén, für die eben genannten drei Getreidegattungen in dem einen Semester inchr zu verausgaben war: 1,087,000 Thlr. Nun if ein Bettag von einer Million auc bei einer Summe von der Höhe derjenigen des Etats der Kriegsverwaltung ein sehr erheblicher, Wäre ein Vausckquantum nicht

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gewesen, so war das einfah als Etatêüberschreitung zu verrechnen und fonnte von feiner Seite angefochten werden; denn die Pferde müssen Hafer und Heu haben und die Menschen müssen Brod haben, man kann sie nicht auf s{wächere Rationen seßen, und wenn die Preise steigen, muß man mehr bezahlen. Solche große Uebelstände, die für die Verwaliung mit dem Pausckquantum verbunden find, sind eben nur zu übernehmen, wenn man dieses PYauscquantums auf einige Jahrre sicher ist; denn nur dadurch wird die Möglichkeit gegeben, das was bei einem solchen Titel in einem Jahre mehr au®s- gegeben is an einem andern Titel abzusparen;, und Zroar abzusparen nur deshalb, weil man in dem nächslen Jahre für diesen Títel ettvas mehr verausgaben kann. Ein Paushquantum für zwei Jahre würde auch aus dieser Rücksicht für dle Militärverwaltung ehenso wenig annehmbar sein, wie es aus den politischen Rüesichten annehmbar ist für die verbündeten Regierungen. Das in der ursprünglichen Vorlage der verbündeten Regierungen Jhnen vorgeschlagene Pausch- quantum if allerdings noch fürzer; allein das eine Jahr sicht uni- mittelbar bevor, man rechnet mit viel bekannteren Größen, als winn ein zweites Jahr hinzutritt.

__Es ist nun hervorgehoben worden, daß für die Regierungen selbst die kfiglihe und stahlige Aufgabe der Geststellung des Militäretats, wie sie der Herr Abgeordnete für Mainz genannt hat, ja viel zusagender sci zur Erlcdigung mit diesem ihnen befannten Hause, als mit einem fünftigen, ihnen vollkomraen unbekann- ten. Die Erbeblichkeit dieses Einwandes stelle ih gar nicht in Abrede; die verbündeten Regierungen selbs haben in ihrer ursprüng- lien Vorlage ja diesen Gedanken anerkannt; aber dieser an fich richtige Gedanke {wächt in Nichts ab die politischen und militärischen Verwaltungs-Erwägungen, die die Annahme ciner zweijährigen Periode unzulässig machen. Jchkann nur wiederholt, meine Herren, Sie bitten, der Vorlage der verbündeten Regierungen, die von Ihnen eine Ver- längerung des Pauschquantums auf 3 Jahre verlangt, zuzustimmen und sid davon nicht abhalten zu lassen, durch die von dem Herrn Nbg. für Kainz in beredter Weise heraufgerufenen Reminiszenzen an den konstituirenden Reichstag vom Jahre 1867. Soweit diese Remi- niszenzen direkt an die Adresse des Herrn Abg. für „Wolmirstedt ge- richtet waren, wird er sie vermuthlih beantworten, es ift nit meine Aufgabe; aber ich möchte im Allgemeinen daran erinnern, daß, wenn man im Jahre 1867, in der damaligen Zeit, für den damaligen Nord- deutschen Bund eine Periode von 4 Jahren für vollkommen genügend hielt, um die Organisation des Heeres so weit festzustellen, daß man ohne Gefahr, mit Ruhe und mit Sahkenntniß an die Feststelung cines definitiven Militäretais gehen könne, von den Vorausseßungen, die damals [eitend waren, meines Erachtens beute kaum eine vor-

handen ist, und daß es, wie ich glaube, politis@ doch nickt ricktig i weil man vor 4 Jahren unter esenccict Gee Lr tra ian g iste

Bestimmtes für richtig gehalten hatte, und aus voller Ueberzeu- gung für richtig gehalten hatte, daß man nun unbedingt an diesen einmal ausgesprochenen Worten und an dieser einmal festgestell- ten Ueberzeugung festhalten soll, wenn sich die Verhältnisse vollständig geändert baben. Und die Verßältnisse haben sich veliständig geändert.

Es ift bereits darauf hingewiesen worden, daß in der Militär- fonvention zwisden dein Norddeutschen Bunde und Württemberg für das Königreih Würitemberg zur Organisation scines Armee - Cotps eine 3jährige Periode festgestellt worden is. Für die Königlich vayerische Armee ist eine Periode nicht festgeftellt worden. Tch maße mir kein Urtheil darüber an, wie weit die auch in Bayern nothwen- dige Reorganisaticn in 2 Jahren vorgeschritien sein wird; ih glaube aber, das als unzrveifeihaft ansehen zu fönnen, daß ißre Vollendung, also auch die Hersiellung cines völlig normalen Qustandes in Bayern unter allen Umßänden in 3 Jahren sehr viel sicherer zu erwarten ist, als in 2 Jahren. Es folgt daraus, wie mir \{eint, daß in Betracht der beiden wichtigsten Verstärkungen, welchc das deutsche Heer durch die neuere Eniwickelung dex Ereignisse gefunden hat, die gewichtigsten Gründe dafür sprechen, j-t unter veränderten VerHältnissen und in einem besränkteren YJeitumfange dasselbe zu thun, was man im Jahre 1867 gethan: hat.

Im weiteren Verlaufe der Diskussion entgegnete der Staats-Minister Graf v. Roon den Abgg. Dr. Reichensperger und v. Bonin: :

Meine Herren! Jh will Sie mit einem längeren Vortrage nit belästigen. JTch habe mich beute auch nicht mit Gegnern, sondern mit Greunden meiner Vorschläge auseinander zu seßen. i

Der erste derselben, der Herr Abg. von Geldern, hat si in dieser Bezichung wobl für die erste Vorlage der Regierung erklärt, aber doch mit so bedenklichen Modifikationen, daß ich von dieser Unter- stüßung, ungeachtet der freundlihen Worte, mit denen sie dargebracht wurde, ganz und gar Abf?and nehmen muß. Der Herr Abgeordnete war so gütig, zu sagen, sein Vertrauen zur Militärrerwaltung sei ein so großes und eminentes, daß er gar nicht daran zweifle, die Militär- verwaltung würde auch bei der ihr eigenen Elastizität wohl wissen, mit cinigen Millionen weniger auszukemmen. Das Ver- trauen des Herrn Abgeordneten gereiht mir zur großen Ehre, ih möchte aber do@H bitten, daß er mich mit demselben in diesem Maße vershonen möchte. E

Der zweite Redner, dem ih cinige Worte zu sagen habe, is der Herr Abg. v. Bonin. Wenn ich der Meinung gewesen wäre, daß sein Antrag hier im Hause die Majorität gefunden hätte, so würde i, wie ih bereits gestern bemerkte, {hon der Geshäft8abkürzung wegen, jeden andern Weg gern vermieden haben; allein dieses Resul- tat war mir schr zweifelhaft. Um deswillen habe ih mi dem an- dern Vorschlage nit vers{lossen, und zwar, wie JThnen aus beredte- rem Munde auseinander geseßt worden is , wegen der politischen Vortheile, die damit verknüpft sind, wegen der Nachlheile, die mi jedem andern Arrangement verbunden sind. Tch muß also ganz be