1871 / 185 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 02 Dec 1871 18:00:01 GMT) scan diff

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Kammer brachte nach Eröffnung der Sißung der Präsident die Entschuldigung8schreiben mehrerer Abgeordneten, ferner eine Mittheilung der Ersten Kammer , betreffend die Annahme des Geschentwurfs Über die Forterhebung der Steuern, so wíe eine der Budgetkommission zu überweisende Finanzvorlage der

Großherzoglichen Regierung und den Einlauf einer Petition |

zur Kenntniß des Hauses. Es erstattete hierauf der Vor- stand der Geschäft8ordnungs- Kommission Berit über den Entwurf eines, den Druck der Kammerverhandlungen betreffen- den Vertrages und empfahl denselben zur Annahme, die s{hließ- li mit großer Mehrheit erfolgte. Ebenso wurde der Geseß- entwurf, die Holzmaße betreffend, nah ausführlicher Debatte mit bedeutender Majorität angenommen.

Sachsen-LWeimar-Eisenah. Weimar, 1. Dezem- ber. Die Deputation der städtischen Gemeindebehörden , welche gestern von Jhrer Majestät der Deutschen Kaiserin empfangen ward,- bestand aus den Herren Ober-Bürgermeister Schäffer und den Gemeinderäthen Fries, Sölzer und Genast. Leßterer richtete folgende Ansprache an Jhre Majestät :

Ew. Kaiserliche und Königliche Majeßäi haben Allergnädigst ge- stattet, daß die Verireter der Stadt Weimar sich nahen dürfen ¡ ehr- furchiävolle Huldigung Ew. Majestät darzubringen. Wie Ew. Ma- jestät die Zuneigung zu dem Heimathlande nie haben erkalten lassen und dur Huld und Gnade stets bethätizt haben, daß folhe Bande \so ualôsbar als {ôóa und heilig sind: so haben auch Weimars Be- wohner nie aufzgeßört, mit Biüicken der Liebe und Treue die Bahn zu verfolgen ; die Go!tes Rath\s{luß Ei. Majestät geführt hat. Ja, es ergreift uns Alle, die wir den Namen Weimars mit Stolz in unseren deu!sWen Herzen tragen, eine feierliche Weihe , wenn wir in dieser Siunde Ew. Majesiät in- unseren Mauern und in den Hallen dieses Schlosses schen, dieses Schlosses, auf dem das Banner deutscher Geisteshoheit wicder aufgepflanzt wurde, ein Magnet und Sammelpurkt aller Edlen unserer Nation und eine Leute allen Völïern. Und um dies:s Schloß und seinen ruhux- reichen Fürsten, um sein erblühendes Geschlecht, um die Wiege des rFüritenenkels, der jeßt vom Thron seincr Väter segen8voll waltet, sammelte \sich zuerit die deutsche Jugend , die den Boden des Vater- [landes von fremdem -Joh befreit hatie uud das è eutsche Kaiserreich in alter Herrlichkeit wieder erstehen sehen wollte. Was die Jugend damals schwärmerisch erschate, Gott hai es gewährt. Er hat den Männern und den Sögnen dieser Männer, den Helden und Helden- sohn gesendet, untex deren Führung es wi-der auferbaut worden ist, das Reich deutscher Nation. Un#® aber is tas unschäßbare Glück dazu geworden, in unserer angestammten Herzogin zugleich der deut- hen Kaiserin ehrfurHtsvoll huldigen und tiefbewezt ihr sagen zu dürfen, wie heiß und innig wir erflehen: Gott schirme und erhalte Ew. Majestät, unser Kaiserhaus und unser Fürstenhaus! :

Die Kaiserin erwiederte in huldvoller Rede, wie theuer die Bande Jhr seien, die Sie an Jhr Heimathland knüpften, und welcher Antheil an dem Wiederaufbau des Deutschen Neiches und der großartigen Ereignisse der leßten Zeit auf den Groß- herzog Karl August und dessen Walten zurückzuführen sgi go:

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dankbarer Gesin Graä8männes, des Ministers v. Wakdorf, dem “s leider nicht mehr vergönnt gewesen, die Erfüllung sei- ner patriotischen IJdeale zu erleben. Schließlich beauftragte Ihre Majestät die Mitglieder der Deputation, Allerhöchstibren Dank und Gesinnung ihren Mitbürgern mitzutheilen. Im Laufe des heutigen Tages empfing Jhre Majestät die in der Stadt Weimar anwesenden Damen , welche durch Ver- leißung des Königlich preußischen Verdiensikreuzes für 1870/71 au8gezeichnet worden sind, und sprach denselben Allerhöchstihren Dank aus für ihre opferbereite Thätigkeit während des Krieges, gleichzeitig an das Vorbild erinnernd , welches die Mutter und Großmutter der Kaiserin , die Großfürstin Maria Paulowna und die Großherzogin Louise, den deutshen Frauen gegeben.

Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 1. Dezember. Der Herzog Georg von Sachsen-Meiningen und Hild- burghdusen ist gestern Mittag von Meiningen zu cinem Be- suche am Herzoglichen Hofe hier eingetroffen.

Neuß. Gera, 29. November. Der seit cinigen Wochen versammelte Landtag von Reuß jüngere Linie ist gestern vertagt worden, nachdem er die ihm zugegangenen Vorlagen erschöpft, Dieselben waren der Mehrzahl nach ohne Bedeutung ; der Etat, welcher den Hauptgegenstand der Berathung bildete, ist gleichfalls vereinbart worden. Derselbe {ließt in der Ein- nahme mit 243,200, in der Ausgabe mit 215,500 Thaler ab, Der si “ergebende Uebershuß is zur Deckung der Matrikularbeiträge bestimmt, welche noch keine Stelle im Etat gefunden, da dieselben zur YJeit der Berathungen noch nicht aufgestellt waren. Der Landtag hat u. a. auch eine Borlage votirt, durch welche 10,000 Thlr. statt bisher 9000 Thlr. von den Sparkassen zur Landeëkasse an Einnahmen Überführt werden. Bei dieser Gelegenheit zeigte sich der zu- nehmende Wohlstand des Landes in sehr erfreuliwer Weise in dem Zunehmen der Einlagen in die Sparkasse. Während der leßten drei Jahre haben si dicse Einlagen bei der Landesspar- lasse in Gera von 1,145 739 Sir. auf 1,4767273 Thlr, in

Schleiz von 276,380 auf 311,962 Thlr., 61,570 auf 131,569 Thlr. gehoben.

Aus dem Wolff’schen Telegraphen-Büreau.

Magdeburg, Sonnabend, 2. Dezember. Auf derx Strom- l L S t E D Ggei S RKan be, auf der Zollelbe steht das Eis; cs gelang jedo einigen Sciffe | Morgen, sih durchzueisen. G isen heute

P esth, Freitag, 1. Dezember. Wie der »Ungarische Lloyd«e meldet, hat die österreichische Staatëbahn nunmebr beschlossen den Ausbau des rumänischen Eisenbahnneßes zu übernehmen.“

Paris, Sonnabend, 2. Dezember. Dem » Journal officiele zufolge soll gegen das Blatt »La constitution« wegen Verbrei tung falsher Nachrichten gerichtlich eingeschrilten werden.

Bersailles, Sonnabend, 2. Dezember. Graf Beust welcher hier eingetroffen ist , wird bis morgen hier i und beute Abend mit dem diplomatischen Corps bei dem Prä- fidenten Thiers diniren. Die Gerüchte von angeblich bevor- stehenden Aenderungen im Ministerium werden von der » Agence Hava®L« als unbegründet bezeichnet.

Rom, 1. Dezember. Deputirtenkammer. Biancheri über- nahm das Präsidium mit einer auf das Beifälligste aufge- nommenen Ansprache. Die Kammer nghm einstimmig den Antrag an, den Städten Turin und Florenz Danksagungen zu übersenden. Der Telegraphenkongreß wurde heute Vormittag auf dem Capitole vom Minister des Aeußern eröffnet. seiner Ansprache wies der Minisier auf den Gebrauch hin, große wissenschaftliche EntdeCungen durch Mittheilungen von Staat zu Staat anzustireben.

St. Petersburg, Freitag, 1. Dezember. Die Ernennung des Fürsten Orloww zum Botschafter in Paris sowie die des

Herrn von Oubril zum Botschafter in Berlin ist nun amtlich |

vollzogen.

New-York, Freitag, 1. Dezember. Finanzberichte zufolge verminderte sich die Staatsschuld der Vereinigten Staaten im Monat November um 3,500,000 Dol. Im Staatsschaße befanden sich am 1. Dezeinber 96,250,000

Dollars an baarer Münze und 10,000,000 Dollars Papiergeld, |

New-York, Freitag, 1. Dezember. Von gut unterrich- teter Seite wird mitgetheilt, daß die Regierung beabsichtige, in

den Gewässern von Cuba cine- ansehnliche maritime Streit- |

macht zu unterhalten, um die amerikanischen Interessen für den Fall einer Jnsurrektion oder anderweitiger Unruhen in Cuba zu schützen.

Havana, Freitag, 1. Dezember. Leßten Montag brachen hier Ruhestörungen politisher Natur aus. Die Ordaung ist wieder hergestellt. Es herrscht vollständige Ruße.

Die Annalen der Landwirthschaft in den König- lich preußischen Staaten Ne. 48 haben folgenden Inhalt: XVIIL Sißungtperiode des Königlichen Landes-Oekonomie-Kollegium®.

Sißung des ständigen Ausschusses. (Schluß). Dampfdrillsäemas\hine |

Mit Abbild.) Bericht ü le ( ) Bericht über dien olz und 299,675 Thir. Geldertraz.

von Fowler. Von Dr, E. Perels. vom Gartenbau-Vereine für N-uvorpommern und Rügen verarstal- tete Ausfiellung von Gegenständen des Gartenbaues vom 7. bis 12. September c. Von Prof.- Dr. Münter. Beri@te und Korre- spondenzen aus Paris, Mitte November. Aus der Provinz Preußen, 14 November. Aus den Rezierungsbezirken Cöln und Coblenz. Literatur: Menpel und v. Lengerke's verbesserter landivirthschaftlicher Hülfs- und Schreibkalender auf das Jahr 1872 Herausgegeben von O. Menzel. Wie die Feldfrüchte wachsen. Ein Lehrbuch für land-

wir bschaftlihe Schulen und zum Selbstunterriht von Samuel W. |

Johnson. Leitfaden für den Unterricht in der Landw!rihschaft, Von Ur: L. Lol. Das Buch der Erfindungen, Gewerbe und Jndustrien. Die Erd-, Gruben-, Eimer- und modifizirten Wassec-Kl8s#cîs in Eng- land. Von Dr. J. Bodendahl. Besondere Beilage zum Deutschen Reichsanzeiger. Notizen: Ertragsberechnung von im Schmuß ge- s{chorener ind alsdann gewash:zner Wolle. Dienstags#orträge im Klub der Landwirthe. Haidekultur-Verein für Schleswig - Holstein. Personalien. Marktbericht. Vichpreise. Stärkepreise,

Das » Mavine-Verordnungs-Blatt« Nr. 17 enthält: Bestimmungen lösung des Marine - Depots zu Stralsund, Weitere Anwendung des Reglements fär Truppen- 2c. Transporte vom 16 Juli 1870. Ergänzung und Jnstandsesung von Ausrüstungsgegenständen S. M. Schiffe Und Fahrzeuge. Kompetenzen, welche den von den Nord- und Ostsee -Jnseln einberufenen resp. nach denselben zu entlassenden Heerespflichtigen zu zahle? sind. Ausführungs - Bestimmungen zu

dem Militär-Pexsionsgeseß vom 27, Juni c, betreffend das Verfahren |

bei Bewilligungen an die Hinterbliebenen der im Kriege gefallenen 2c. Misitärpersonen, Verausgabung der Schiffäverpflegungs-Portionen an Gesunde und Kranke nach metrishemn System.

_ Das »AUrmec-Verordnungs8blatt« Nr. 29 hat folgenden Inhalt: Verleihung der niederen Ge ittöbarkeit an den Direktor der Urtilteiie-Sch'eß!ck@ule und an den Vorstchex der Versuchs-Abtheiiung der Artillerice-Piüfungs-Kowmmission, sowie cin anderweites Abzeichen der Versuts-Comp (guie, Dislofkation des 2. Badischen Grenadier- R-giinents Kater W lhelin Nr. 110 und der 58, Jufanteric-Brigade.

in Lobenstein vop |

I nd Nacdlaßmassen betreffend. Todtenschein des verstorbenen M gieringer verweilen #

§0 L ührt. |maceuten 15 Studirende an, von welhem |ich zwei der Philo-

In | A Vergleich mit 1869): 695,552 (656,183) Ctr, Braunkohlen, 1,855,976 A /1989,624) Ctr. Eisenerze, 5045 (0) Cte. Zinkerze, 386 (38) Ctr. Blei-

Dem amtlichen

A enommen. Die Gasanstalt zu Dillenburg produzirte 1,362,093,

J in 08 A Soblleder und ca. 800 Ctr. Oberleder fabrizirt. 2 Leimfabhriken

h Dtiefe mit Waarenproben, 11,589,022 Kreuzbandsendungen, 22,412,142

für den ‘Harnison - Aeltesten in Friedrihsort. Auf-

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gulassung zum einjährig freiwilligen Dienst als Arz), Pharmozeut; i hungsweise Unter-Roßarzt. Foribezug der Chargenfeldzulage beim he seitens der mit Offizierstellen belichenen Ober-Feuerwerker 1c. ‘itupationsarmee. Einlösung der Darlehns-Kassenscheine des d eutschen Bundes. Betrifft den Ausfall der Winterübungen M 872 derjenigen Mannschaften des Beurlaubtenstandes, welche zu J Sommerübungen nicht herangezogen werden. Ausstellung von Lnbahn-Requisitionsscheinen. Verwendung des bei dem jähr- f aus{quantum für die Uebungen im Feld-Pionkterdienst pro

M verbliebenen Bestandes, Die Aushändigung von Todtei-

hafen Gebhard Haumann betreffend. Recherche über den Ver-

(ab vermißter Maanschaften des Füsilier-Bataillons 3, Garde-Grena- Regiments Königin Elisabeth. Todtenschein des Soldaten Louis betreffend. Berichtigung zu der Verlustliste Nr. 44,

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Statistische Nachrichten.

Jn dem eben ausgegebenen »Verzeichnisse der Behörden, Lebrer, qystitute, Beamten und Studirenden auf der Großherzogl. Universität

ock. Winter-Semester 1871—1872« werden 129 Studirende auf- Unter diesen studiren 409 Theologic, 35 die Rechte, 33 Medi- (n und der philosophischen Fakultät gehören außer cinem Phar- bie Proprie, 11 der Philologie, iner der Chemie und einer den M ewissenschaften widmen. Der Heimath nach sind 117 Mecklen- \urq-Schweriner, 5 Mekenburg - Strelißer und 7 Ausländer (4 aus Preuße, 2 aus Ungarn, 1 aus Walde.)

Nach dem Jahresbericht der Handelskammer zu Dil- (enburg für das Jahr 1870 standen im genannten Jahre im Bezirk t Handelskammer von 107 betriebenen Privatgruben 96 mit einer Gilegshaft von 1527 Mann in Förderung; von ca. 42 Staaiswerken ben 10 im Betriebe gestanden. Die Privatwerke produzirten (im

4 2725 (15,442) Ctr. Kupfererze, 11,084 (13,762) Etr, Fwerspath, 2120 (2339) Neis Dachiefer, 1697 (700) Ctr. Kraunstein, 45,610 (22,976) Ctr. Thon; die Staatöwerke: 15,750 ain 30 Kb. Werkfuß), (202,218 Etr.) Braunkohlen und 693,657 047,728) Ctr. Eisenerze. Der Gesammtwerth der Produktion belief (h auf 109,416 (125,812) Thlr. An Kalkfeinen wurden auf 5 Gru- in bei Langenaubach 629,660 Cir. (9227 Thlr.), im Amie Herborn auf 11 Gruben 1763 Schachtr. (2643 Thlr.) gewonnen, Die verschie- inen Kaikbrennereien brannten ca. 50,000 Cir. Kalk, Jn den drei Jhosphorit-Gruben wurden 13,603 Ctr. (6835 Thlr.) gefördert, gegen §669 Ctr. (3678 Tblr.) in 1869. Die Hütten des Bezirks fertigten 163660 Ctr. Roheisen in Ganzeln und Masseln, 72,627 Ctr. Roh- isen aus Hochöfen, 14,127 Ctr. Gußeisen aus Cupcl- und Flammöfen, 9818 Ctr. Stabeisen, 21,366 Ctr. Schwarzbleckch, zus. 371,500 Ctr. im Verthe von 951,635 Thlra. Die Ziegeleien brannten 900,000 Vsteine, Un Walkerde wurden 6400 Cir. (1353 Thlr.) gewonnen. Die Tabaks - und Cigarrenfahrikation hat. im J. 1870 erheblih

lijenige zu Herborn 915,010 Kbf. Gas. —40 Brauereien verarbeite- 3 Ctr. Malzschrot, 22 Brennereien 1825 S@ffl, Getreide und 01411 Schffl. Karteff ln. Jn 33 Gerbereien wurden ca. 6000 Ctr.

satigten co. 700 Cir. Leim. Die Waldungen des Dill- und Ober- ester-Waldfkreises lieferten im J. 1870 4,204,180 nas}. Kbf. (1 nasfs. jußj = 30 Centimeter; 100 Kbf.-= 1 Klafter) oder 42,041,8 Klafter

Nach der »Austria« wurden im österreih-ungarischen Jostverkchr im Jahre 1870 versendei: 124,606,902 frankirte Briefe, (133 264 franfirte Briefe, 12,461,178 r-kfommandirte Briefe, 3,932,980

hortofreie Briefe; mit der Fahrpost: 4,519,760 Packete und 19,608,498 Std Geld- und Werthsendungen; ferner: 1,664,696 Stück (16,917,408 jl. d, W.) Nachnahmen- (Postvorshuß-) Sendungen und 1,373,468 Vostanweisungen über 47,588,846 Fl.; 60,950,322 Stück Zeitungen. An Passagiercn wurden 273,519 mit der Post befördert.

In Ostende liefen nach dem Jahresbericht des dortigen dulshen Konsulats im Jahre 1870, des Kriegs wegen, unter 602 Ldiffen von 126,742 Tonnen, nuc 12 deutsche Schiffe von 1755 ‘onnen ein. Die Einfuhr aus Deutschland betrug bei einer Gesammt- infuhr von 18,056,939 Thaler 169,031 Thaler, gegen 31,057 aler im Vorjahr. Die Haupteinfuhrartikel waren Butter (70,463 Taler) und Oelsaat (31,790 Thaler). Die Ausfuhr aus Ostende belief fich auf 4,020,398 Thaler, gegen 3,591,780 Thaler in 1869. Der Werth der voa England nah Deutschland transitirten Gegen- \ände betrug 3,868,677 Thaler. 945,339 Thaler mehr als im Vor- hre, meist Wolle (1,105,069 Kil. = 1,364,987 Thaler), Seide (106,918 il = 1,425,573 Tsr.) und JTndigo (122,777 Kil. = 864,461 Thlr.) Nit den englischen und belgischen Steamers reisten im Jahre 1870 §010 Passagiere, gegen 20,933 in 1869.

Kunst und Wissenschaft. i

Berlin, 2, Dezember. Gestern veranstaltete Frau Ristori mit hrer italienischen Gesellschaft im Königlichen Schauspielhause die weite Vorstellung, welcher Jhre Königlichen Hoheiten die

rinzessin Carl und der Prinz Georg beiwohnten. Zur Aufführung lelangte Pia de Tolommei, tragedia in 5 Atti di Carlo Marengo.

Der Jnhalt der »Tragödie«, der sich an die Fabel der Genovefa anschließt; ist ungefähr folgender, Rinaldo liebt seine Gemahlin Pia * Wwlommei innig, aber er licgt mit ihrem Vater in Fehde, Pia

pit also zwishen ihrem Gatten und ihren leiblihen Verwandten, inaldo, \chon miftrauish, daß Pia ihm ob des Kampfcs

ißre Brüder zürne, überläßt, als er wieder tax den Streit zieht, seînem Freunde Ugo die Aufsicht über seine Schlösser und besonders über - sein Weib. Ugo, der schon längst für Pia- im Stillen glühte, spielt jeßt die Rolle des Ritters G olo aus der Genovefasage Da es ihm nicht gelingt, Pia zu verfüBren, verleumdet er sie bei Ninaldo; er läßt leßteren ein nächtliches Gefpräch belaushen, welches Pia mit einem Soldaten führt, der fich auf Ugo's Anstiften für ihren Bruder ausgab. Rinaldo, vom TreubrucH feiner Gattin überzeugt, verstößt di: selbe, nachdem er ihr vorher den Trauring gewaltsam vom Finger gerissen. Er läßt die Pia von SSiena (wo bis dahin die Geschichte spielte) in die gift- athmende Oede von Maremma führen, wo Pia auch alsbald durch die pesthauchenrde Luft ihr Leben einbüßt, nachdem sie sich kurz vorher wit threm Gatten Rinaldo ausgesöhnt, welchem inzwischen vom alten Tolommzuei und dem in Verzweiflung sterbenden Ugo die Auzen über seines VZeibes Unschuld geöffaet worden.

So {wäcchlich und untragish das Stü ist, dessen Heldin bereits Dante in seiner divina Commedia verherrliht hat, so wirksam sind die einzelnen Scenen und so dankbar für den Schauspieler die Haupt- rollen. Jn der That leisteten diesmal auch die Herren Gle (Ugo) und Majeronï (NRinaldo) Anerkennenswerthes, Leßterer namentlich in der großen Söcene des dritten Altes. Die kleine Adele Tognotii (Pia's Tochter) Üüberraschte im vierien Aft wieder dur die Sicherheit ihres Spieles. Frau Riftori war unendlich rührend als liebendes Weib und tugendhafte Dulderin. Bei ihren Abschiede von Ri- naldo (l, 3) Bôrte man jene Herzenstôöne;, durch welcke sie baupt- sächlich den Sckieg über die Nachel errungen haven foll. Erhaben und unnahbar war fie in der Scene mit U9o (l, 5); Säße wie „E. che la Pia ama 0 dispregia“ und „Tenio la colpa“ zeigten die ganze UnerschTttterlichkeit ihrer Tugend. Der Glanzpunkt ihrer Lei- stung war der dritte Aft, wo Rinaldo ihr den Treubruch vorivirft, den Trauring thr gewaltsam vom Finger reißt, ihn mit Füßen tritt und sie verst St, und dann der verbrecherishe Ugo naht, um sie nun zur Sünde zu Werleiten. Beachtenswerth war nach der Seite der Tech- nif auH die Söterbescene des leßten Aktes; aber es befremdete, daß eine Künstlerin von so idealer Richtung wie Frau Ristori alle Stadien der Lungenkra nfküeit vor uns mit minutiöser Detailmalerei entfaltete. Dies fortwmä#rende Zusammenknicken und Wiederaufraffen, dies er- starrende BrecHez der Augen, dies fonvulsivische Zupfen der Hände wurde in solcher Breite uns@ön.

Die Von der englischen Regierung ausgesandte Expedition zur Beobachtung dcr im Dezember eintretenden Sonnensinsterniß is am 27. Novernber wohlbehalten in Galle angelangt.

St. Pete r8burg, 21 November. Am 17. Novbr. hat nah den Sommierferierx die erste Sißzung der vereinigten Abtheilungen der Kaiserlichen geographischen Gesellschaft für mathematische und pbysi- ftalishe Geographie stattgefunden. Jn derselben wurde beslessen, das Projeït Des Kapitäns Blum wegen Kanalverbindung zwischen dem NAsowscherr und dem Kaspischen Meere, als nicht gehörig moti- virt, avlebnenD zu begutachten.

Fortsezusqg des Nichtamtlichen in der 1. Beilage.

gegen ihren Vater und

Königliche Schauspiele,

Sonntag, 3. Dezember. Im Opernhause. (234. Vorst.) Die lustigen LVeiber von Windsor. Komisch-phantastische Oper in 3 Aften, mach Shakespeare. Musik von O. Nicolai. Tanz von Hoguet. Frau Fluth: Fr. Lucca. Anna Reich: Frl. Leh- mann. Herr Fluth: Hr. Beh. Lebtes Auftreten der Frau Lucca vor ibrem Urlaube. Anfang 7 Uhr. M.-Pr.

Im Schauspielhause. (238. Ab.-Vorst.) Nathan der Weise. DramatischeS Gedicht in 5 Akten von Lessing. Anfang halb

7 Ubr. M-.-WPe. : Im Saal-Theater. Cleopatra, Trauerspiel in 1 Akt von Lustspiel in 1 Aft von

G. Conrad. Hierauf: Eigensinn. i Benedix. Zum Schluß: Die Hochzeitsreise. Lustspiel in 2 Aften von Wenedix. Anfang 7 Uhr.

Preise der Pläye: Fremdenloge 1 Thlr. 10 Sgr. Fauteuil und FFauteuik - Logen 1 Thlr. Parquet und Parquet - Logen 20 Sgr. Parterre-Logen 15 Sgr. Gallerie 75 Sgr.

Der Vorverkauf zu den Saal-Theater-Vorstellungen findet Vormittags von 9—10 Uhr für auf Meldungen reservirte und von 10# bis 1 Uhr für die übrigen Villets an der Abend- fasse des Königl. Schauspielhauses ftatt. ;

Montag ,- 4. Dezember. Jm Opernhause. (235. Vorst.) Lohengrin. DMomantische Oper in 3 Aften von R. Wagner. Elisa: Fr. VTallinger. Ortrud: Frl. Brandt. Lohengrin: Hr. Niemann. TDelramund: Hr. Bez. König Heinrich: Hr. Beh- rens. Anfang halb 7 Uhr. Extra-Pr.

Im Schauspielhause. Mit aufgehobenem Abonnement. 4. Vorfst. der Frau Ristori mit ihrer Gesellschaft in italieni- her Sprache- Elisabetta, Regina d’Inghilterra; Dramma storico in 5 Atti del Paulo Giacometti, Anf. balb 7 Uhr.

Preise Der. Plätze: Parquet, Parquetloge und Tribüne

Tblr. 10 Sgr. Erster Rang - Balkon und Logen 1 Thlr. 20 Sgr. Fremdenloge 2 Thlr. 10 Sgr. Zweiter Nang-Balfon und Logen 1 Thlr. Parterre 15 Sgr. Parterreloge 25 Sgr. Dritter Nang - Sperrsiß 20 Sgr. Dritter Rang - Proscenium und AmphitHeater 10 Sgr.

Den Abonnenten und den Jnhabern permanent reservirter Pläße werder die Villets bis 11 Uhr reservirt,