1871 / 187 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 05 Dec 1871 18:00:01 GMT) scan diff

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und Königlihe Hoheit der

Se. Kaiserliche

Kronprinz bat sich heute Vormittag 115 Uhr in der Beglei- tung S Majestät des Kaisers zur Jagd nach Springe begeben. Se. Hoheit der Prinz Wilhelm von Baden hat fich am Sonntag verabschiedet und zur Jad nach Barby begeben. Vondort seßt der Prinz die Rückreise nah Karlsruhe fort.

Die wissenschaftliche Qualifikation, welhe nah §. 148 der Militär-Ersaß-Instruktion vom 26. März 1868 die Vor- aussezung für die Zulassung zum einjährigenFreiwilligen- dien |t ist, kann entweder durch Vorlegung von Schulzeugnifsen oder durch Ablegung einer besonderen Prüfung nachgewiesen wer- den (§. 153 ebenda). Im §. 154 a. a. O. sind diejenigen Lehr- Anstalten nah Kategorien bezeichnet, welchen die Befugniß zu- stehen soll, für den einjährigen Freiwilligendiens|t berechtigende wissenschaftliche Befähigung8zeugnisse auszustellen, und unter Nr. 3 daselbst ist die Bestimmung getroffen, daß die An- erkennung und Klassifizirung der einzelnen Lehranstalten nah den verschiedenen Kategorien auf Grund der über ihre Einrichtungen von den Regierungen der Bundesstaaten gegebenen Nachweisun- gen durch den Reichskanzler erfolgen und durch das Reichsgeseßblatt publizirt werden soll. Qur vorbereitenden Mitwirkung für die Entscheidung der mit jenen Anerkennungen und Klassifizirungen verbundenen technischen Fragen is zufolge Beschlusses des Bundesrathes des vormaligen Norddeutschen Bundes vom 21, Dezember 1868 eine aus drei Fachmännern bestehende Kommission eingeseßt worden, zu welcher von der Königlich preußischen und von der Königlich sächfischen Regierung je ein Mitglied, ein drittes dagegen von einer unter den übrigen vom Bundesrathe jedes dritte Jahr zu wählenden Regierung gegenwärtig der Großherzoglich hessishen ernannt wird.

Aus Veranlassung des erweiterten Geltung8gebiets der Militär-Ersaß-Jnstruktion war eine Umgestaltung, beziehung8- weise Ergänzung der Kommission in Erwägung - zu nehmen. Der BundeS®rath hat daher auf Anregung des Präsidiums nach Anhörung des Ausschusses für das Landheer und die Festungen in der Sigzgung vom 16. v. M. beschlossen: 1) die Bundes- Schulkommission um zwei Mitglieder zu verstärken, von welcher das Eine durch die Königlich württembergische, das Andere durch die Großherzoglich badische Regierung zu ernennen is}; 2) nah Ablauf von drei Jahren die Frage in Erwägung zu ziehen, ob nicht die Zusammenseßung der Kommission für die Folgezeit anderweitig und etwa in der Weise zu ordnen sei, daß hinsicht- lich sämmtlicher Mitglieder der Kommisfion diejenigen Regie- rungen, welchen die Ernennung zusteht, für eine bestimmte Reibe von Jahren durch den Bundesrath bezeichnet werden.

Auf den Antrag Bayerns, betr. die Eingang8abferti- gung von Rohzucker zu ermäßigtem Jollsaße beim A Zollamte Ludwigshafen a. Rh, hat der Bundesrath nach An- hörung des Ausschusses für Joll- und Steuerwesen in der Sizßung vom 16. v. Mts. beschlossen, dem Hau pt-Jollamte zu Ludwig8hafen die Befugniß zur Abfertigung von Rob- zucker zum Yollsaße von 4 Thlr. beizulegen und das Präsidium um Ausstattung des gedachten Hauptamtes zunächst mit den er- a Mustertypen von österreichishem Rübenrohzucker zu ersuchen.

Die Ausschüsse des Bundesrathes für Rehnungs- wesen, für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute Sißungen ab.

__— Das Staats-Ministerium trat heute zu einer Sißung zusammen.

Die Tabelle der Gehalts8erhöhungen für die preußi- schen Beamten is jeßt erschienen. Die Erhöhungen betragen U. A. für Ministerial-Direktoren 500 Thlr., vortragende Räthe und Regierungêë-Präsidenten 300 Thlr., Regierung§- und Appellations-Räthe 200 Thlr., Kreisrichter 150 Thlr., Regierungs8- Sekretäre, Oberförster, Ober- und Bau-Jnspektoren 150 Thlr., Landräthe 200 Tblr.,, Kreis - Sekretäre 100 Thlr., Gerichts- Sekretäre 75 Thaler, Schuÿßmänner 50 Thlx., Gensd’'armen, &örster, Grenzaufscher 35 Thlx. Für Seminarlehrer wird ein Normal-Etat von 450—800 Thlrn., Direktoren von 1000 bis 1400 Thlr. aufgestellt. Das Minimum der Richtergehälter steigt von 600 auf 700 Thlr., das Maximum für Richter erster Instanz auf 1400 Thlr, :

Die vom Handels-Minister angeordnete technische Unter- suchung zur Ermittelung der Ursachen der am 27. August d. I. auf dem Bahnhofe Rheda der Cöslin-Danziger Eisen- bahn stattgehabten Explosion des Kessels der Lokomotive Sala- mander hat, wie wir hören, ergeben, daß dieselbe durch die fehlerhafte Beschaffenheit einer Kesselplatte angeblich aus der Fabrik von H. Marcotty in Duisburg, welche statt eines fasc-

rigen ein krystallinishes Gefüge hatte, herbeigeführt worden ist, Die fehlerhafte Platte wurde bei näherer Untersuchung auch blätterig befunden, und zeigten sich nach dem Jerschlagen kurze Sprünge, welche nit durch die volle Stärfe der Platte reich ten , sondern nur die oberen Lagen derselben durchseßten. Die Gederwagen der Maschine waren zur Zeit der Explosion nur wenig über die Maxzimalspannung von 112 Pfd. angespannt; cine Steigerung der Spannung im Kessel um 3 bis 4 Pfd. i meistens schon beim scharfen Abblasen der Ventile an den Manometern wahrzunehmen. Ein übergroßer Druck im Kessel kann danach als Grund der Explosion nicht angesehen werden.

Die mit dem Courierzuge aus Cöln über Minden um 735 Uhr Vormittags fällige Post, ist heut 30 Minuten verspätet hier eingetroffen. j

Der Courierzug von Cöln über Kreiensen ver- spätete sih am 2. d. Mts. 2 Stunden 12 Minuten, in Folge eines Unfalls (Schienenbruch und Entgleisung), welcher auf Station Ringelheim bei einem vorhergehenden ZJuge stattge- funden hatte und durch welchen beide Gleise gesperrt waren.

Gestern traf dieser Zug wegen Schneesturms 53 Minuten zu spät in Berlin ein. Von Magdeburg nach Berlin wurde zur fahrplanmäßigen Zeit ein besonderer Qug befördert.

Der Courierzug 11. der Königlichen Ostbahn ift gestern mit */, Stunden Verspätung hier angekommen. Durch Aus- seßen eines Packwagens in Königsberg und eines solchen in Bromberg wegen verschobener AchSlager ist die Verspätung herbeigeführt.

Die mit dem Schnellzuge aus Breslau um 5 15 Uhr Vormittags fällige Post ist gestern 1 Stunde 30 Minuten ver- spätet hier eingetroffen.

Am 8. Dezember versammeln sih in Folge Aller- böchster Ermächtigung die Stände des Markgrafthums Niederlausigz in Lübben zu einem außerordentlichen Land- tage. Zweck desselben ist die Wahl eines Landsyndikus und eines Landesbeftallten. Es sind dies die beiden besoldeten stän- dischen Aemter, welchen die Bearbeitung dêr ständischen Ange- legenheiten anvertraut is. Die bevorstehenden Wahlen sind durch den Tod der beiden bisherigen Inhaber dieser Stellen nothwendig geworden.

Die Dauer des Landtages dürfte sich auf zwei Tage be- schränken. Die Leitung desselben erfolgt durch den Vorsißenden, Wirkl. Geheimen Rath Frhrn. v. Manteuffel auf Drahnsdorf.

Heute trat abermals im Ständehause hierselb unter Borsiß des Oberpräsidenten v. Jagow dig provinzialstän- dishe Kommission zusammen, welche über die durch das Reich8gesey vom 22. Juni d. Js. bewilligten Entschädigungs- gelder bez. der der Provinz Brandenburg angchörigen Reser- visten und Landwehrmänner zu entscheiden hat. Die Kom- mission besieht aus zwölf ständischen Mitgliedern. Die Sißung ist dadur nothwendig geworden, daß der Provinz nachträglich noch eine nicht unerhebliche Summe überwiesen worden ift.

_Vayern. München, 3. Dezember. Die Subkom- mission des Geseÿgebungs8ausscchusses der Abgeordneten- kammer hat gestern die zweite Lesung des Geseßentwurfs zum Vollzug der Einführung des Reichs-Strafgeseßbuchs vollendet.

Sachsen. Dresden, 4. Dezember. Der Prinz Hermann von Sachsen-Weimar ist am 2. d. M. von Leipzig hier eingetroffen.

Die L. Kammer trat heute Mittag 12 Uhr zu ihrer ersten öffentlichen Sizung zusammen, in deren Verlauf die Staats-Minister Freiherr v. Friesen und v. Nostiß- Wallwiß erschienen. Der Präsident, Kammerherr v. Jehmen, eröffnete die Sißung mit einer längeren Ansprache.

Die 11. Kammer hielt Nachmittags 5 Uhr ihre erste öffentlihe Sißung ab.

Württemberg. Stuttgart, 3. Dezember. Jn der gestrigen 28, Sizung der Kammer der Abgeordneten, welcher am Ministertische die Minister von Renner, von Mitt- nacht und von Scheurxlen beiwohnten, wurde zunächst Seitens der Finanzkommission über eine außerordentliche Heimzahlung 45 prozentiger Staats8obligationen Bericht erstattet, welchem #0- dann der Bericht der staatsrechtlihen Kommission über die Verfügung des Königlichen Ministeriums des Jnnern vom 11. Januar 1870, betreffend die Ermächtigung zur Vermittelung des Übersceishen Transports von Auswanderern, folgte.

Vaden. Karlsruhe, 3. Dezember. Die heutige Wiederkehr des Geburtsfestes der Großherzogin wurde nur im engsten Familienkreise gefeiert; ein Empfang zur Entgegen- nahme der Gratulationen fand nicht statt.

Das gestern erschienene Geseßes-und Verordnun g s§- blatt enthält eine Bekanntmachung des Großherzoglichen

Staats-Ministeriums: die Einführung der Gewerbe-Ordnung

des Norddeutschen Bundes vom 21, Juni 1869 im Groß-

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herzogthum Baden betreffend, und eine Verordnung Ministeriums des Jnnern: die Prüfung der Aerzte betressend.

MeckeElenburg. Schwerin, 4. Dezember, Der Gro ß- herzog hat sich am 2. d. von bier nach Nostock begeben , um dex am ersten Jahrestage der S&lacht bei Loigny stattfinden- den Legung des Grundsicins zu dem Denkmale beizuroohnen, welches das Offizier - Corps des Mecklenburgischen Füsilier- Regiments Nr. 90 den gefallenen Offizieren und Mannschaften desselben zu errichten gedenkt,

In der vorgestrigen Sißung des Landtages sendete nah Verlesung mehrerer Reskripte die Nitter- und Landschaft folgendes SENTTaaiN an den Großherzog :

» Dem Allerdurhlauchtigsten Großherzoge von Mecklenburg- Schwerin, dem h:ldemnüthigen und siegreihen Führer von Mecklen- hurgs Söhnen, wagt an dem heutigen Ehren - und Gedächtnißtage des tapferen 90. Regiments das allerunterthänigste Bekenntniß un«- wandelbarer Ergebenheit und Treue für ihren geliebten Landesherrn und voll Bewundexung für die braven Truppen ehrfurchtsvoll zu Füßen zu legen das versammelie Corps von Ritter- und Landschaft.

Die Landmarschälle aller drei Kreise.«

Gleichzeitig zirkulirten in der Versammlung zwei Listen zur Zeichnung von Beiträgen resp. unter der Ritter - und Land- haft Zwecks Veranstaltung einer kleinen Feier für die z. J. hier stationirende Militärmannschaft.

9. Dezember. Gestern, am JahreSstage der Schlacht bei Orleans, haben Se. Majestät der Kaiser Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog in Anerkennung seiner Ver- dienste um den glücklichen Erfolg des Kriegs das Großkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.

Sachsen-Weimar-Eisenach., Weimar, 4. Dezem- ber. Der Erbprinz von Sachsen-Meiningen ist gestern

- wieder von hier abgereist.

Das »Regierung8blatt« enthält u. A. in Nr. 29 Mi- nisterialbelkanntmachungen, betreffend Aufhebung des Großher- zoglich sächsischen Konsulats in Wien.

Sachfea-Wlteubarg. Altenburg, 2, Dezember. Der dem Landtag vorgelegte Entwurf des Finanz - Etats für die Finanzyeriode 1872—-74' {ließt in der Einnahme und Ausgabe mit 867,083 Thlr. ab. /

Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 2. Dezember. Der seit einigen Tagen hier eröffnete Spezial-Landtag hat dem Antrage der Herzoglichen Staat8regierung zugestimmt, daß den mit bis 1000 Fl. besoldeten Staatsdienern eine Theuerungs§- zulage von je 25 bis 60 Fl. und jedem Volksschullehrer in den Landorten und in den Städten eine solche von je 25 Fl. ge- währt werde. Behufs der Wiederaufnahme der Verhand- lungen über die Vereinigung der Herzogthümer Coburg und Gotha ift die Verfassung8fommission des gemeinschaftliczen Landtags auf den 4. d. M. nah Gotha cinberufen worden.

Lübeck, 30. November. Das Staat8budget für 1872 ist erschienen. Na demselben wird das Defizit, das im Jahrc 1868 noch 338,000 Mark betrug, 1871 noch auf 66,086 Mark veran- schlagt wurde, für 1872 auf voraussichtlich 34,072 Mark herab- gemindert werden. Im Einzelnen lauten die Hauptpositionen : Einnahme: Domänen 346,241 Ct.-Mark, Zinsen und Dividende 316,345 , indirekte Steuern 382,344, direkte Steuern 299,100, verschiedene Einnahmen 122,796, Zuschuß aus der Neservekasse 34,072 Ct.-Mark. Ausgaben: Senat und Bürgerschaft 100,250 Ct.-Mark, Reich8angelegenheit 69,000, Gericht, Polizei 197,893, öffentlihe Bauten 213,700, Verzinsung und Abiragung der Staatsschuld 915,139 Ct.-Mark.

Defterreich - Ungarn. Wien, 3. Dezember. Der Kaiser empfing gestern den Minister des Aeußern, Grafen lw und den ungarishen Minister-Präsidenten Grafen

onyay.

ci Der Kronprinz Rudolph und die Erzherzogin Gisela werden Montag von Salzburg nah Meran abreisen.

Die Eröffnung des Rcichsrathes soll am 27. d. M. statifinden. Auch die Dalmatiner, Görzer und Triestiner Ab- geordneten sollen ihr Erscheinen bercits zugesagt haben.

Pesth, 4. Dezember. Jn der heutigen Sihung de8Unter- hauses wurde die Debatte über das Budget fortgeseßt. Si- monyi beantragte, der gegenwärtigen Regierung das Budget zu verweigern. Der Finanz-Minister antwortete in einer län- geren Rede, welche mit großem Beifall aufgenommen wourde.

Großbritannien und Jrland. London, 4. Dezember. Das beute Morgens 9 Uhr au®8gegebene Bulletin Über das Be- finden des Prinzen von Wales meldet: Der Kranlkheits- verlauf ist befriedigend; die Nacht war etwas unruhiger , es läßt sich jedoch cine allmähliche Besserung der allgemeinen Krank- heit8symptome erkennen.

Die Befestigungswerke von Malta werden neuerdings in einen Zustand gebracht, wie exr den Anforderun- gen der Neuzeit angepaßt ist. Nachdem eine bedeutende Anzahl

des | Position8geschüße neuester Konstruktion und \{wersten Kalibers

bereits dorthin verschifft wurden , sind nun auch eine Anzahl gewaltiger eiserner Schießscharten, welhe nah dem Plane des Obersten Jüglis vom Ingenicur-Corps in Yorkshire an- gefertigt worden, nab demselben Vestunmungsorte abgegangen. Diese Schießscharten sind 10 Fuß ho, 20 Fuß lang und ctwa 3 FUß dick, hobl gegossen und werden an Ort und Stelle auf-

‘gestellt und mit Masse gefüllt.

Frankrei. Versailles, 4. Dezember. Der beutigen erslen Sißung der Nationalversammlung wohnten Thiers und etwa 500 Deputirte bei. Nach Ausloosung der Abtheilungen wurde die Sißzung um 4 Uhr geschlossen. Die Prinzen von Orleans waren nicht anwesend. Morgen findet die Wahl des Präsidiums statt.

Jtalien. Rom, 4. Dezember. Jn der heutigen Sißung der Deputirtenkammer wurden zunächst mehrere Geseßt- entwürfe vorgelegt, unter denen sich auch die Konvention be- tres der süditalienishen Bahnen befand. Hierauf verlas der Vizepräsident Pisanelli die Antwortadresse auf die Thronrede. Nach der Verlesung begann die Debatte über den definitiven Staats8haushaltetat pro 1871.

__— Der Telegraphenkon greß beschloß, zu seiner nächsten Sitzung die Vertreter ciniger großen Privat-Telegraphen-Gefell- schaften als Sachverständige zuzuzichen.

_ Nußland und Polen. St. Petersburg, 2. Dezember. Die »Mosk. Ztg.« meldet, daß, wie verlautet, die Kaiserin mit den Kindern zum Abend des 10. Dezember in Moskau erwartet wird. Jhre Majestät wird jedoch in Moskau nicht anhalten. Die Abreise von Odessa soll am 7. erfolgen.

2, Dezember. Der Kaiser hat vorgestern den General der Kavallerie Freiherrn von Langenau, neuerdings an Stelle des abberufenen Grafen Chotek als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Sr. Kaiserl. Königl. apostolischen Majestät beim Kaiserl. russischen Hofe akkreditirt, in einer Audienz empfangen und die Beglaubigungs8schreiben desselben entgegengenommen.

Die Großfürstin Katharina Michailowna ift aus dem Auslande nach St. Petersburg zurückgekehrt.

Danemark, Kopenhagen, 4. Dezember. Der König hat sich heute in Brindisi eingeschifft und dürfte Übermorgen in Athen eintreffen.

Amerika. Washington, 3. Dezember. Der Scha t- sekretär Boutwell ordnete für den Monat Dezember den Verkauf von 4 Millionen Gold und den Ankauf von 4 Mil- lionen Bonds an.

4. Dezember. Die Botschaft des Präsidenten gedenkt bei Besprehung der au8wärtigen Politik zunächst Eng- lands, Sie bemerkt, daß in diesem Jahre zwei große Nationen, welche durch dieselbe Sprache mit einander verbunden seien, eine langjährige Streitfrage im friedlichen Wege ausgeglichen hätten. Diesem Beispiele würden andere Nationen folgen, und dadurch vielleicht eine Verminderung der stehenden D mögli werden. Die Botschaft danft sodann dem

aiser von Brasilien, dem Könige von Jtalien und dem Präsidenten der schweizer Eidgenossenschaft auf das Wärmste für ihre Theilnahme am SchiedLgericht. Der Besuch des Großfürsten Alexis sei ein weiterer Beweis für die intimen Beziehungen mit Rußland, Die Haltung des russischen Ge- sandten v. Katakasy hätte es nothwendig gemacht, die Abberu- fung desselben zu verlangen. Der Präsident fordert eine s{leu- nige Erledigung der Fischereifrage und hoffk, daß der spanische Konflikt mit Cuba auf friedlichem Wege geregelt werde, indem beide Theile fich einer versöhnlichen Politik befleißigen. Die Regierung sei ferner entschlossen, der barbarishen Behandlung der Schiffbrüchigen in China und Japan ein Ende zu machen.

Der Kongreß hat heute Mittag seine erste Sißung gehalten. Die Botschaft des Präsidenten befürwortet die Ab- änderung des Zolltarifs, die Abschaffung aller inländischen direkten Steuern mit Ausnahme derjenigen auf Alkohol, Tabak und der Stempelgebühren.

Afien. Der »Times« wird aus Calcutta unterm 1, Dezember telegraphirt: »In Delhi ist die Cholera in hef- tiger Weise ausgebrochen. Die Truppenbewegungen wurden temporär suspendirt. Heutigen Telegrammen zufolge is die Cholera indeß in der Abnahme begriffen. Lord Napier von Magdala ist in Umballah. Die Kulies, welche sich der Looshai- Expedition anzuschließen im Begriff waren, wurden von der Cholera befallen, aber die Krankheit nimmt rasch ab. Einige Fakta sind zu Tage gekommen, die cine Verbindung zwischen dem Mord des Nichters Norman und dem leitenden Wahabi- Häuptling Abdulla von Nedj, dessen Sache die Türken beshüß- ten, ergeben. Genannter ist entflohen und hat sich muthmaß- lih seinem Bruder und früheren Rival Saud zu dem Vebufe angeschlossen, um sih mit ihm gegen die Türken zu verbinden.