1871 / 200 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 20 Dec 1871 18:00:01 GMT) scan diff

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gaben, ohne bestimmte Ziffern für die Gehälter der Schullchrer fest-

zustellen. i / Art. 20 dehnt die Bestimmungen des Geseßes auch auf Alge-

rien aus. i A r t. 21 verordnet, daß der Unterrichts-Minister aUljährlih und

zwar im März, der Nationalversammlung einen Bericht über die Lage des Volksunterrichts zu erstatten hat.

Versailles, 19, Dezember. In der Nationalver- sammlung sind die Prinzen von Orleans anwesend und haben ihre Sihe im rechten Centrum eingenommen. Es wurde ein Geseßentwurf eingebracht, demzufolge alle der Theil- nahme an der Jnsurrektion angeklagten Jundividuen , welche keinen höheren Grad als den eines Unteroffiziers eingenommen und kein Vergehen gegen das gemeine Recht begangen haben, in Freiheit geseßt werden sollen. Raoul Duval wünschte den Justiz - Minister bezüglih der Haltung zu interpelliren, welche derselbe hinsichtlih mehrerer Mitglieder der Kommune, namentlih gegen Ranc , eingenommen" habe. Der Justiz- Minister beantragte, die Jnterpellation für die nächste Sigßung anzuberaumen. Dieser Antrag wurde von der Ber- sammlung angenommen und hierauf beschlossen, die Berathung der Finanzgeseße mit der Diskussion über die Einkommensteuer zu beginnen. :

Ftalien. Rom, 19. Dezember. Der Senat genehmigte in seiner heutigen Sißung das Einnahmebudget pro 1871 sowie die Ausgabe-Etats des Finanzministeriums, Justizministeriuums und auswärtigen Ministeriums.

In der Deputirtenkammer zeigte der Präsident das Ableden des Deputirten Civini, Chef-Redacteurs der »Nazione« in Florenz an. Hierauf wurde die Budgetberathung fortgeseßt. Sämmtliche Kapitel des Ackerbaubudgets wurden genehmigt.

Die Majoritätsfraktion hat in der gestrigen Versammlung Ricasoli dur Akklamation zu ihrem Präsidenten gewählt.

Nußland und Polen. St. Petersburg. Am 16, Dezember fand die feierliche Ueberführung der Leiche der Prin- zessin Therese von Oldenburg von der Warschauer Eisen- selbst fiatt dem Ssergiewschen Kloster und die Beerdigung ‘da- e att.

19, Dezember. Die zum St. Georgen-Ordensfeste hier eingetroffenen hohen preußishen Gäste find am 14. Dezember in Moskau eingetroffen und im Kremlpalais abgestiegen, am 16. Nachmittags wieder nach hier abgereistund haben heute die Rückreise mittelst Extrazuges angetreten. Der Kaiser, der Großfürst- Thronfolger und die bier anwesenden Großfürsten waren bei der Abfahrt auf dem Bahnhofe in preußischer Uniform zugegen. Die Akademie der Wissenschaften hat den Grafen Moltke zum Ehrenmitgliede gewählt.

Landtags- Angelegenheiten.

| Berlin, 20. Dezember. Jn der gestrigen (11.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, in welcher die Vorbe- rathung des Staats8haushalt8-Etats für 1872 fortgeseßt wurde,

f

leitete der Regierungs-Kommissarius, Geh. M Dannemann die Berathung des Etats der estüt-Ver-

waltung mit folgenden Worten ein:

Meine Herren! J beschränke mich auf wenige Bemerkungen der Vorberathung des Etats gegenüber. :

Das hohe Haus hat bei der Etats-Berathung im vorigen Jahre beschlossen, die Königl. Staatsregierung zu veranlassen, dem Etat eine ftatistishe Nachweisung über die Betriebsresultate der Haupt- und Landgestüte beizufügen. Diesem Beschlusse ist entiprohen worden. Es find der diesjährigen Vorlage zwei derartige Nachweisungen Heigefügt.

y e Herren Kommissarien des Hohcn Hauses haben bei der kom- missarishen Vorberathung noch einzelne Erläuterungen für einzelne Etatpositionen gewünscht; auch diése Erläuterungen liegen zu Jhrer geneigten Kenntnißnahme in einer besonderen Beilage gédrucckt vor.

Jm Uebrigen hat einer der Herren Kommissarien, der Herr Abg. von Wedell-Malchow, spezielle Einsiht von dem Etatwesen der Gestüt- verwaltung genommen. Es sind ihm die sämmtlichen Spezial-Etats der Haupt- und Landgestüte vorgelegt worden, es i ihm gezeigt, auf welchen Unterlagen an Dur@schnitts-Berechnungen, Wirthscha ts-Er- tragênahweisungen und Futternachweisungen dieselben beruhen. Es ist ferner dem Herrn Kommissarius gezeigt wie aus diesen Spezial- Etats fkolonnenweise gruppirt, die einzelnen Ausgabe- und Einnahme- Titel in die dem Etat angehängte Nachweisung A. übergegangen sind und wie fe von dort aus, zu Hauptsummen zusammengezogen, in den vorliegenden Etat aufgenommen find. Die Regierung glaubt hiermit dem Herrn Kommissarius die Ueberzeugung verschafft, und hofft auch dur seine Vermittlung beim Hohen Hause den Nachweis geführt zu haben, daß, was die Dur@sichtigkeit und Spéezialisirung des Etats anbetrifst, füglich etwas - Mehreres nit geleistet werden fann, fie giebt fich damit auch der Erwartung hin, daß erheblihen Ausstellungen an der Art und Form der Etats - Aufstelung wobl nicht mehr zu begegnen sein werde.

Die Herren Kommissarien haben Jhrer Beschlußnahme zwei An- träge unterbreitet, von denen der eine dahin gerichtet ist, die sogenann-

ten noch abhängigen N d. h. Wri det Gestüte, die in

Trakehnen das Liithauische Landgestüt in 3 Ställen

Döhlener Landgestükt und in der Provinz Sehen D das nauer Landgestüt mit dem ketreffenden Hauptgestüt verbunden at auch diese Landgestüte unter ebenso selbständige Gestütvorstände flellen, wie es* bei den Übrigen Landgestüten der Fall if Es zu Seitens der Herren Kommissarien aupidbtin worden, daß die Ks liche Staatsregierung den Antrag in Erwägung nehmen mö{hte nige glaube, diesen Antrag ohne Bedenfen annehmen zu können im gd men meines Herrn Chefs, der bereit sein wird, den Antrag, wie p wünscht, in Erwägung u zichen und zu prüfen, ob und in welda Weise, dem Antrage entsprechend, sich eine selbständige Stellung d. betreffenden Gestüts8-Jnspeftoren durchführen lassen witd. E

Was den zweiten Antrag anbetrifft, die Vermehrung des Pferd verkaufsfonds noch im laufenden Jahre, \o ist das eine Finanzfra G die sich zunächst an den Herrn Finan „Minister rihten wird und die allerdings davon de A sein möchte, ob der Herr Finanz-Minister sih noch in der Lage befindet, einen ¿Fond dafür disponibel zu main: Ih möchte zun#ch{ch| hier nur darauf hinweisen, wie die Staats: regierung allerdings auch ihrerseits davon durchdrungen ist, daß eine erhebliche Erhöhung dieses Fonds nöthig erscheint. Jn dem vorigen Jahre licß \ich ein dahingchender Antrag mit Rücsidt auf die Kriegs- ereignisse nit cinbrinzen. Sie könnten aber wohl den Einwand dqa- gegen erheben, daß die Regierung mit dem geeigneten Antrage in diesem Jahre hervorzutreten in der Lage gewesen wäre. Es sind aber die Bedürfnisse der nos in der ersten Hälfte des laufenden Jakrez noch nicht in dem Umfange erkennbar gewesen, daß die Regierung bis

um 1, Juli, bis wohin die Etatsmebrhedürfnisse bei dem Herrn

inanz-Minister angemeldet werden müssen, zu übersehen vermochte, ob mit dem Fond von 90,000 Thlr, in der Folge auszureicen sein würde. Das Bedürfniß einer stärkeren Remontirung hat \sich aber in der 2. Hälfte dieses Jahres derart Pa daß die Regterung sich allerdings wird angelegen scin lassen müssen, mit einer erheh- lihen Mehrforderung aufzutreten. Der Herr Minister für die land- wirthschaftlichen Angelegenheiten ift mit dem Herrn Finanz-Minister darüber in Vorberathung getreten, ob sih noch für das nächste Jahr die Einbringung eines Nachtragsetats würde ermöglichen lassen; der Der Finanz-Minister hat das aber als mit den Grundsäßen der

tat8aufstellung für den Staatshaushalt unvereinbar erklärt, und deßwegen hat davon Abstand genommen werden müssen. Es wird, wie gesagt, die Regierung von der H eines slärkeren Re- montirung8bedürfnisses ausgehend, und mit sicht i die theuren Preise, mit denen jeßt die Pferde beim Ankauf zu bezahlen sind, \ich angelegen sein lassen, wenn es nit jeßt noch ausführbar sein sollte, e: bedeutendvhödere Summe in dem Etat pro 1873 in Ansaß zu

ngen.

Mit diesen Bemerkungen zu den gestellten Nnträgen empfehle ih den Etat ihrer Me T i

Darauf erklärte der Staats-Minister Camphausen zu zwei von den Kommissarien des Hauses zu dem erwähnten Etat eingebrachten Anträgen (s. d. gestr. Nr.) nach dem Abg, v, Wedell-Malchow:

Meine Herren! Es is mehrfach auf die Stellung hingewiesen worden, welche die Finanzverwaltung diesem Verwaltungszweige gegenüber eingenommen hade. Da muß ich nun mit der Erklärung heginnen , daß- alle Forderungen , die das landwirthschaftliche Mi- nisterium im Interesse der Gesdäft8verwaltung an mich gestellt ha vollständig befriedigt worden sind, und daß ih nit in dem Falle ge- wesen bin, irgend eine Forderung zurückweisen zu sollen.

as dann die Frage betrifft, ob es wünschenswercih set, zum Anlauf von Pferden gröfiere Summen Ine a fiellen, so trete ich ciner Acuße- rung des Herrn Vorredners unbedingt bei, daß jede Art Einrichtung un- zweckmäßig ist; die nicht indem Umfange betrieben wird, um den angestreh- ten Zweck erreichen zu können, und wenn der Nachweis geführt witd, daß eine Vermehrung der Pferde zur Erreichung des angestrebten Qweckes erforderlich sel, werden siher wenn das hohe Haus damit einverstandea is sich die G finden, um diesen Qweck erreichen zu lassen. Jch fann aber nicht umhin, da- rauf aufmerksam zu machen, daß dieser Fond zum Ankauf von Pferden im Laufe der Jahre schr bedeutend gestiegen ist: im Jahre 1857 belief er \sich auf weniger als 20,000 Thlr.1 auf 18,000 Thlr., im laufenden Jahre ist er normirt auf 90,000 Thlr, das if also der fünffahe Betrag. Dessenungeachtet wird natürli nichts entgegenstehen; wenn es gegenwärtig doch noch nicht mögli( gewesen ist, den nöthigen Bedars zu beschaffen, um. auch. dann noch Es wird vielleicht auch nichts ent gegenstchen, am Schlusse der Etats-Berathung auf die Frage zurüd- ukommen, ob nicht schon für das nächste Etats-Jadr eine extraordináte

ewilligung ins Auge zu fassen sei. Das hohe Hauß wird sich des Verfahrens erinnern, welches wir im Winter 1869/70 eingeschlagen haben , wo, nachdem der ganze Staatshaußhalts-Etat durcberathen war, dann eine gegenseitige Verständigung darüber stattgefunden hal wo Abstriche gutzuheißen und wo vielleicht Zusäße zu machen seien. Ein Engagement in dieser Beziehung gegenwärtig {on einzugehen bin ih nit in der Lage; ih würde aber diesen Ausgabe-Posten |n Vormerkung nehmen wie auch noch einige andere.

den Fonds dauernd ju verstärken.

Der Abg. Graf Renard bat um Auskunft, ob der Minister -

die Verhandlungen der von ihm niedergeschten Kommission für Vorberathung der Frage der Förderung der Pferdezucht naŸ den stenographischen Berichten zu veröffentlichen und den Mil- gliedern des Hauses zugehen zu lassen gedenke. ( Der Staats-Minister von Selchow erwiderte hierauf: Durch die Rede des Hrn Abg. Grafen Renard bin ih persönli provozirt und genöthigt, einige Erklärungen abzugeben.

"wohl an jeder Analogie

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Zunädst erlaube ich mir, die Frage zu beantworten; ob die stenographischen Berichte der Kommission, von der der Hr. Abgeord- nete sprach; veröffentlicht werden können oder nicht. Um diese Frage ridtig beurtheilen zu können, wird es nöthig sein, sich das Biid flar u machen von dem Zwecke diefer Kommission. Die Kommission verdankt ihre Entstehung bistorish einem Antcage, der im Schooße des Landes-Ockonomie-Kollegiums während seiner lezten Session ge- stellt wurde. Der Antrag ging dahin, diejenigen Mittel in Erwägung zu nehinen, welche die Landes-Pferdezucht zu heben geeignet sein möchten. Dieser Antrag wourde aver .in der lezten Sipung des Lande8-Oekfonomie-Kollegiums nicht mehr birathen, sondern es wurde der Beschluß gefaßt, cine Kommission zu erwählen, oder vielmehr die Regierung zu beauftragen, eine Kommission zu ernennen, welche fi® mit der Vorprüfung tieser Frage beschäftigen möchte. Diesen Auftrag habe ich erfüllt, ih habe eine Kommission einberufen, welche in der Einladung an jeden einzel- nen ist das ausdrülih hervorgehoben auf den Antrag, der im Schooße des Landes-Oekonomie-Kollegium8 gestellt war, diese Frage einer Vorprüfung zu unterwerfen haîte. Jener Antrag lautet wört-

ch dahin oder ich darf wobl sagen: die Anträge, denn es waren zwei Anträge geftellt; der eine lautet:

»Dem Herrn Minister die Bildung einer Spezialkommission für die Vorberathung der Frage über die Förderung der Pferde- zut zu empfehlen. «

Darauf wurde von zweiter Seite der Antrag gestellt :

»JIn Erwägung der großen Wichtigkeit der Pferdezucht und der

faktishen Unmöglichkeit, den von Herrn von Neumann ein- gebrachten Antrag in dieser Session noch einer gründlichen Beach- tung zu unterziehen, wolle das Landes-Oekonomie-Ksollegium be- \{ließen, die Verhandlung von der heutigen Tages8ordrrung abzusehen und als einen der ersten Gegenstände auf die TageFordnung der nächsten Sißungsperiode zu seßen.

So liegt die Sache. Fine Kommission zur Vorberathung des Gegenstandes is von ur einberufen worden, und ih habe zu be- dauern, daß der Sire Lbgeordnete, der soeben gesprochen hat und den ich mit als Sachverständigen einberufen hatte, in dem Augenblick ee war, den Berathungen seine bekannte Sachkenntniß zu widmen.

Als die Kommission zusammentrat, wurde an dem ersten Tage, wo" über Formalien berathen wurde, der Be- {luß gefaßt, bei der Weitläufigkeit und Schwierigkeit der Ver- handlungen einen Stenographen zuzuziehen7-um das Geschäft des Pro- tokollführers und des Referenten zu erleichtern. Der Antrag kam an mich und ih habe ihm entsprochen, aber nur in der Weise, wie er ge- stelt war. Fúr diesen Zweck ist ein Stenograph zugezogen, er al gearbeitet und seine Arbeit dem Herrn Referenten Berger uf Grund dieser Vorlage hat der Herr Referent seinen Bericht erstattet. Tch halte mih nun nit für berehtiat, diese stenographischen Auf- zeihnungen der Oeffentlichkeit zu Übergeben; einmal möchte es fehlen, daß Überhaupt von Kom- missionen, die lediglich zum Zweck ciner Vorprüfung zusammengetreten find, stenographische Berichte für das gung Land ausgegeben werden. Qudem aber halte ih mich nit für berehtigt dazu, weil die Herren, die in dieser Kommission gesprochen haben, sich auf mein Wort ver- lassen haben, welches dahin ging: Jn dieser Beschränkung genehmige ih die Zuziehung des Stenographen. Ohne Einwilligung sämmt- liher Mitglieder der Kommission kann i mich also nicht berechtigt erachten, die stenographischen Berichte der Kommission der Oeffentlich- feit zu Übergeben.

Ich habe nicht nöthig gehabt, bei den Mitgliedern der Kommission Umsrage zu halten, ob sie etwa denno damit einverstanden seia würden oder nicht, weil, wie mir békannt geworden ist einzelne Mitglieder {hon dagegen protestirt haben, daß ihre Reden veröffentlicht werden sollten. Mehrere Mitglieder haben mir sogar erflärt, daß fie ihre Be- rihte nachher nicht einmal angesehen, also au nicht cinmal forrigirt haben. Derartige stenographiihe Aufzeihnungen, die bei derx größten Sorgfalt des Stenographen doch niemals ganz forrekt die gesprochenen Worte wiedergeben können, derartige Berichte zu veröffentlichen, {eint mir nit angemessen. Wenn auf Grund dieser Berichte ein Referat erstattet is so habe ih nicht das allermindeste Bedenken, dieses Referat der Offfentlichkeit zu Übergeben. Das ist der Usus beim Landes- Ocfonomíekollegium von jeher gewesen. Die Referate, die an das Kollegium estattet worden sind, sind in der Regel in den Annalen für die Landwirthschaft abgedruckt worden und haben von dort ihren weiteren Weg in die Presse gefunden. Sollte das Hohe Haus, was ih kaum glaube annehmen zu dürfen, beschließen, daß dieses Referat au dem Hause als solchem mitgetheilt werde, während ich glaube, daß die O Mitglieder des Hauses gegenwärtig hon Sachen genug zugeshickt bekommen, die sie faum zu lesen vermögen, - sollten Sie aber dennoch denBeschluß fassen, daß dieses Referat demHause übergeben werden solle, so würde ih keinen Augenblick anstehen, auch diesem Beschlusse zu entsprechen. Der Oeffentlichkeit wird der qu. Bericht nicht vorent- halten werden, wie denn überhaupt die Regierung nicht das mindeste A daran hat, irgend eine ihrer Maßregeln dem Hause vorzu- enthalten.

Was den andern Antrag des Herrn Abgeordneten betrifft den Antrag auf Trennung, so kann ih nicht weiter gehen, als die Herren Kommissarien des Hauses beantragen. Die Beschlüsse der Herren Kommissarien sind bisher bei der Negjerung schon Gegenstand ernster Erwägungen gewesen und werden es auch künftig sein. Es

nicht unmöglich, daß diese in den genannten Be- \chlüûssen enthaltenen Anträge sogar zu einer Ausführung fommen. Sie bezwecken aber nicht eine absolute Trennung, sondern nur eine Selbständigmochung gewisser Vorstände der Landgestüte. Wenn die Anforderung ciner absoluten Trennung an die Regierung gest-lt werden sollte, d. h. einer Trennung durch den ganzen Finanz-

etat, also auch dur den Ankaufsfond, einer absoluten Trennung in der Verwaltung, einer Trennung welche bis in die obersten , bis in die Centraistellen binein geh:n soll, um dort eine doppelte Persönlich- keit, eine zur Revision der Landgeßtüte und die andern zur Revision der Hauptgesite zu berufen, so würde die Regierung, wie i früher ckon das auszuführen die Ehre gehabt Habe, einem solchen Äntrage sich ganz enischieden widerseßen müssen, roâhrend sie dem Antrage, wie er von Jbren Kommissarien gestellt if, g wissenhaft nahkommetn wird.

Später nahm der Minister noch einmal das Wort: __Tch mus zunächst dem Herrn Abgeordneten antworten, daß wohl ein Mißverständniß vorliegt, wenn ex an meiner Bereitwilligkeit zweifelt, Jhnen dea Bericht der Kommission mitzutheilen. Vielleicht habe ich mich nicht deutlich genug ausgesprochen; ih würde , sofern das Haus beschließen sollte, diesen Bericht zu lescn, niht den mindesten Anstand nehmen , Jhnen denselbea mitzutheilen; ich habe das nur für etwas Ueberflüjsiges gehalten, weil der Bericht gedrockt wird in den landwirth\ÿaftlichen Nnnalen , also in èie Presse übergeht, und somit der ganzen Welt bekannt wird.

Wenn hier aber meine Weigerung, den stenographischen Bericht herauszugeben, in Verbindung gebracht wird mit dem Jnhalt der Beschlüsse, die in jener Kor1mission gefaßt sind, so waltet da wiederum ein sehr arges Mißverständniß ob, Ob die Beschlüsse, die da gefaßt sind, mir mißliebig sind oder nicht, das würde wobl ganz ohne Ein- fluß geblieben sein auf die Frage, ob die Sachen vcröffentliht werden oder niht. Die Beflimmung, daß einc Veröffentlichung nicht fstatt« finden solle, is ja viel älteren Datums, sie iit gleich beim Zusam- mentritt der Kommission erfolgt. Als dic Kommission bei mir den Antrag stellte, einen Stenographen zuziehen zu dürfen, da habe ich das genehmigt, aber nur Nu dem Zwecke, um dem Protokollführer und dem Referenten die Arbeit zu erleichtern, nicht um eine Ver- öffentlihung der Berichte zu gestatten. Dies habe ih also hon da- mals ausgesprochen, aber nit etwa, nachdem in der Kommission Beschlüsse gefaßt worden sind, die man hier als mir mißliebige bes zeichnet hat, Kommissions - Beschlüsse, die doch noch keineswegs Be- \chlü}se des Plenums sind.

Ju dem Antrage, betreffend Erhöhung des Fonds zum Pferde-Ankaufe, bemerkte der Staats-Minister v. Selchow nach dem Abg. Mitschke-Collande:

Ich habe nur die Absicht, auf einen Punkt zu antworten, der hier ehen angeregt worden ist. Daß der Ankaufsfonds von 90,000 Thlr. ein durchaus ungenügender ist, das, glaube ih; hat mein Herr Kom- missarius bereits bei der Einleitung dieser Verhandlungen anerkannfe und daß ih selbst es sehr dringend wünsche, daß er erhöht werde, das \preche ih ganz unumwunden hiermit aus; ob er aber in diesem S sfich noch wird erhöhen lassen, das wird der Herr Finanz-

inister zu beurtheilen haben am Sck{lusse Jhrer Vorberathung des Etats. Sollte die Unmöglichkeit eintreten, so würde ich ganz gewiß für das nächste Jahr mit einer höhern Forderung hervortreten müssen. Wenn hier aber behauptet wird, daß troß der bedeutenden Kriege und der damit verbundenen Verluste unserer Pferde in diesem Jahre doch fein erhöhter Fonds für den Ankauf. der Landbeschäler ausgeworfen ist, so habe ich darauf zu erwiedern und dem Haufe ganz kurz vorzuführen, wie dieser Fonds in den leßten Jahren über- haupt gestiegen ist. Er betrug im Jahre 1857 noch 15,060 und einige bundert Thaler, er is dann auf 33,000 Thaler gestiegen, dann auf 40,000, dann auf 50,000, dann auf 60,000, und, nahdem die neuen Provinzen hinzugetreten find, auf 90,000 Thaler. Mit diesem ¡Fonds habe ih geglaubt, die Ankäufe bewirken zu können, ih habe diesen Glauben hegen dürfen am Anfange des Jahres, nachdem aber im Laufe tes Jahres \o bedeutende Ausrangirungen in den Gestüten erfolgt sind, und nachdem die Kommission, die ih nach England entsandt hatte, um dort Pferde anzukaufen, beinahe die Hälfte des Fonds auf dieser cinen Stelle hat ausgeben müssen wegen der enorm hohen Preise, welche jeßt für gute Pferde gezahlt werden, bin ich in der zweiten Hälfte dieses Jahres zu der Ueberzeugung gekommen, daß mit 90,000 Thlr. nicht auszukommen ist und daß auf Mittel gesonnen werden muß, andere Fonds heranzuziehen, um das Bedürfniß zu decken. Wenn ich diese Ueberzeugung so klar bätte haben können in dem ersten Semester dieses Jahres und vor dem 1. Juli müssen die Anforderungen der einzelnen Ministerien bereiis dem Herrn Finanz- Minister vorgelegt werden so hätte ich damals schon den dringen- den Wunsch zu erkennen gegeben, den Fonds zu erhöhen, und ich glaube bei der gegenwärtigen Stimmung des Finanz-Ministerii darauf L gekonnt zu haben, daß diesem Wunsche kn!gegen gekommen ware.

Rücksichtlich des Verkaufs der Streuparzellen entgegnete der Finanz-Minister Camphausen dem Abg. Miquél:

29 will nur cine kurze Bemerfung machen in Bezug auf die ihatsächlichen Angaben, die der Herr Vorredner angeführt hat. Es ist mir elne willkommene Gelegenheit, hier formell die Angabe zu be- ftreiten; die vorhin gemacht worden ist, daß die Provinzialbehörden; nachdem \iè mit Mühe Veriräge adgeslossen hätten, nachher auf Widerstand bei der Centralbehörde stießen, Jh knüpfe daran die Aufforderung, mir einige von soldea Fällen namhaft zu machen. Daß das mit meiner Einwilligung nicht geschehen ist, dafür kann ich einstehen, und daß mir irgend ein solcher Fall überhaupt erinnerlich wäre, kann ih nicht zugeben. Was dann die energische Veräußerung der Streuparzellen betrifst , \o stelle ih den Saß auf, daß schon jebt mit der größten Energie vorgegangen wird. Wan kann aber nit beliebig veräußern, man kann nit mit Einem Schlage das alles machen wollen, das würde ökonomish unzweckmäßig sein, dazu wür- den auch die Arbeitskräfte nich! ausreichen, Und Sie wütden das Staatsgut in vielen Fällen versbleudern müssen, wenn Sie da, wo die Kauflust befriedigtist, zu derselbenZeitnun noch weitermit demVerfkfauf von solchen Grundstücken vorgehen wollten. Das känn ich versichern, daß