1872 / 17 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 20 Jan 1872 18:00:01 GMT) scan diff

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aus gehen sie bis nah Gießen. Also weil in Kalk Wagen reparirt werden die über die Cöln - Mindener Bahn laufen, muß man an- nehmen ; daß die Kalker Werkstatt auch für die Interessen der Côln- Mindener Bahn arbeitet; folglich muß der Gemeinde Kalk auch ein Theil des Rein - Einkommens der Cöln - Mindener Bahn zufallen. Ras diese Dedufktion anbetrifft, meine Herren so würde ih: sie ugeben, wenn wirklich nachgewiesen wäre y daß dic Werk- tâtte in Kalk dazu beiträgt ; Reincrträge für die CEöôln- Mindener Bahn zu "erzielen; dann würde es auf die Lage der Werkstätte resp. darauf, daß sie nicht unmittelbar an der Cöln- Mindener Bahn liegt, nicht weiter ankommen. Aber die Dedufktion ist thatsächlich unrichtig. Die Kommission hat nicht genügend beachtet, daß die Cöln-Mindener Bahn ihre eigenen, für ihre Zwecke vollkommen

ausreichenden Werkstätten, namentlich die Centralwerfkstätte in Dort-=

mund besißt. Will man nun auch der Kommission so weit entgegen- fommen wie irgend möglich , so entstcht doh immerhin sofort die Frage: wie soll denn der Antheil der Kalker Werkstatt an dem Reinertrage von Cöln - Minden ermittelt werden? Das kann doch nur in folgender Weise geschehen: die Gesammtleistun- gen der Dortmunder Werkstatt und der Kalker Werkstatt muß man zunächst zusammenrechnen- und sie dann auf die beiden Bahnen Deuß - Gießen und Cöln - Minden nah dem Verhältniß: repartiren; welches sich ergiebt, wenn man den gesammten Betriebsumfang auf Deuß-Gießen einerseits und auf Cóln-Minden andererseits mit einander vergleicht; alsdann aber muß man zusehen, ob nunmehr die Werkstatt in Kalk mehr leistet, als bei dieser Repar- tirung auf sie entfällt. Das Resultat is alsdann aber dieses, daß die Dortmunder Werkstatt eher für Deuß-Gießen mitarbeitet, als umge- kehrt die Kalker Werkstatt für Cöln-Minden. Demnach treffen die Vorausseßungen der Kommission nicht zu; und man muß daher sagen; daß für die Erzielung des Reinertrages von Cöln-Minden die Kalker Werkstatt von keinem Einfluß ist, daß sie keine Reinerträge für Cöln- Minden erzielen hilft. Weil das nun nicht der- Fall ish jo muß der Anspruch der Gemeinde Kalk zurückgewiesen werden. Aus allen die- sen Gründen bitte ih das Hohe Haus, den Antrag der Kommission

abzulehnen.

Im Verlauf der Diskussion nahm der Regierungs- Kommissar noch einmal das Wort:

Ich möchte zunächstz meine Herren, mir erlauben, hervorzuheben, daß es sih hier um eine administrative Rechts\ache_ handelt; daß es lediglich darauf ankommt, welche der beiden Parteien nah Lage der Gesebgebung und der faktishen Verhältnisse R echt hat, so daß alle die von einem geehrten Herrn Vorredner hervorgehobenen vermeint- lichen Billigkeitsgründe, Belastung der Gemeinde 2c. 2c. nach Lage der Gclggerana ohne jeden Bel ang sind. /

ann erlaube ich mir, dem Herrn Abg. Lauenstein nochmals zu erwidern, daß er das Reskript des Ministers von 1869 durchaus un- richtig auslegt, eventuell bitte i den Hrn. Abg. Lauenstein, mir diejenigen Stellen des Reskriptes vorzulesen, aus denen er dasjenige folgern will, was er behauptet. Jh behaupte bestimmt, daß es nicht richtig ift; wenn der Herr Abgeordnete Lauenstein sagt, nah dem Neskript habe der Minister des Innern die Ansicht; daß, wenn eine Eisenbahngesell- In sich eine Maschinenwerkstätte für ihre eigenen Zwecke anlegî, as wie cin rinrs Gewerbetrieb betrachtet werden und dieser Betrieb der Maschinenwerkstätte ganz für sich allein und abgefondert von dem Eisenbahnbetriebe betrachtet und beurtheilt werden müsse. Das hat der Herr Minister des Jnnern nicht gesagt ; sondern das Gegentheil. Jn dem Reskript heißt es, soweit es hier in Frage fommt : »dem entsprechend hängt auch die Entscheidung davon ab; ob die in der Maschinenwerkstatt zu Langenberg zur Ausführung kommenden Arbeiten als zum Gewerbebetriebe der Bergisch -Märkischen Eisen - bahn gehörig, anzuschen sind«. Es wird also die Frage estellt: gehören - die in der Werkstatt gemachten Arbeitén zum risenbahnbetriebe? Und die Frage wird demnächst dahin beantwortet; es liegt fein Grund vor, die gedachten Arbeiten für etwas anderes, als für einen integrirenden Theil des Gewerbebetriebes der Bergisch-Märkischen Eisenbahn zu erklären. Demnach kommt es bei der Beurtheilung der Sache lediglich darauf an: crzielt die Eiscnbahn- gesellschaft dur ihren Eisenbahn-Gewerbebetrieb ein Einkommen ? und wenn sie ein solches nicht erzielt, so is es meines Erachtens völlig unzulässig, zu sagen : die Eisenbahngesellschaft vertheilt zwar keine Zinsen und Dividenden, aber sie bat irgendwo eine Werkstatt und die hat fie nit zu ihrem Vergnügen, sondern, so deduzirt der Hr. Abg. Lauenstein, sie bat daraus jedenfalls den Vortheil, daß sie sich die Sachen, die dort gemacht werden, nicht an cinen dritten Ort bestellen und theurer bezahlen muß, folglich profitirt fie so und so viel dadurh, daß sie die Werfkstait hat und das- jenige; was sie weniger Schaden hat; rechnen ' wir ihr als Einkommen an und beziehen davon Einkommensteuer. Das ist meines Erachtens eine unrichtige Deduktton.

“Endlich komme ich darauf zurü, daß es in der That vollflommen gleichgültig ist, daß die Eigenthümerin der Deußt-Gießener Eisenbahn noch eine zweite Bahn hat, die fich rentirt. Man wird nun und nimmermehr behaupten wollen, daß, wenn Jemand in der Gemcinde A cine rentable Fabrik hat und in der Gemeinde B gleichzeitig cine nicht rentable Fabri, daß er dann in der Gemeinde B deshalb zur Einkommensteuer heranzuzichen ist, weil die Fabrik in der Gemeinde A sich rentirt. Aus diesen Gründen fommt cs auch für die Gemeinde Kalk gar nicht in Betracht; daß die Gesellschaft, welcher die Deuß- Gießener Bahn gehört, noch eine zweite Eisenbahn hat die rentabel ift.

Ich bitte wiederholt um Ablehnung des Antrages der Kommission,

Vei der Berathung des Etats der Staats- Lotterie er- flärte zu dem Antrage des Abg. Schröder, die Gehälter des Vorstehers und des zweiten Direktors als künftig wegfallend zu

tenen der Regierungs-Kommissar Geheime Finanz -Rath Hoffmann: i Meine Herren! Die Zahl von Stellen für dicjenige Behördes welche die Lotterie verwaltet, erscheint in ihrer jepigen Gestaltun nicht neu in dem diesjährigen Etat, sondern fie ist in gleicher Weise unverändert in ciner ganzen Reihe von früheren Etats {chon vor- handen. Wenn man in früherer Zeit cs zweckmäßig guten hate gerade diese Behörde kollegialisch einzurichten und diesen Verwaltungs=- zweig nicht cinem cinzelnen Beamten in die Hand zu geben, so, glaube ichs liegen die Gründe, die dafür obgewaltet haben, ziemlich nahe. Einerseits handelt es fich hier um eine Geldverwaltung von ziemlich erbeblichemUms=- fange ; sodann aber und das ist der BAUP Ge M E handelt es sich hier um einen Zweig des Dienstes, wo dem [ück8zufall cin unge=- heurer Spielraum eingeräumt ist. Das Zutrauen zu einer Staats= lotterie wird natürlich in dem Maße besiehen, als dic vollständige Garantie dafür gegeben ist; daß bei der Vertheilung der Gewinne eben nur der Zufall und nichts weiter als der Zufall entscheidet. Diese Gründe sind glaube ic, ziemlich gewichtig, und sie sind es gewesen, die dazu bestimm haben, die Behörde in dieser Weise zu organisiren; und diese Gründe würden es unzulässig erscheinen lassen; an der kollegialischen Einrichtung. der Behörde ctwas zu ändern. Nun, meine Herren, wenn Sie einen Bli auf die Zahlen werfen, so werden Sie schen, daß im übrigen die follegialische Behörde so billig wie möglich eingerichtet ist. Ein einziger von den Beamten bezicht cin volles Gehalt, die übrigen Beamten sind durchweg aus anderen Stellen herangezbgen und bezichen nur neben- her Gehälter für die Geschäfte. Jch glaube, daß sahlich fein Grund vorliegt; in dieser Einrichtung etwas zu ändern.

Bei Berathung einer Petition aus Alt-Rahlstadt: »zu veranlassen , daß mit ‘der Einführung des Gesehes über die Aufhebung des Jagdrechts auf fremdem Grund und Boden in

Schleswig - Holstein, auch die bisher gezahlten Jagdablöfsungs- gelder in Wegfall kommens« , erklärte det Staats - Minister von Selchow:

Ich kann auf die gestellte Frage eine sehr bestimmte Antwort eben. Es hat unpassend geschienenz gegenwärtig in einer einzelnen Trovinz des Staates das Jagdrecht auf fremden Grund und Boden

fortbestehen zu lassen; während es in allen übrigen Provinzen bereits beseitigt ist. Deswegen is von mir eine Gesebesvorlage ausgearbeitet und wird auch; wie ih glaube vorausseßen zu dürfen, noch während dieser Sesfion dem Saule vorgelegt werden können. Es is nicht die Absicht, sie E andern Hause vorzulegen, weil au ih meiner- E die innere Verwandtschaft mit dem allgemeinen Ablösungsgeseße, as ih heute vorzulegen die Ehre gehabt habe, anerkenne. Das Gejeß ist. in meinem Ministerium bearbeitet und in den weiteren Stadien; die es zu durchlaufen hat, nur dadurch etwas aufgehalten: worden, daß einzelne Bedenken dagegen angeregt worden sind, die aber zum großen Theile mehr formaler Natur sind, und 1h laube, die Er- flärung meines Herrn Kommissarius in der Kommission hier nicht blos wiederholen, sondèrn, wenn es gewünscht wird, auch dahin de- arn können, daß die Einbringung dieses Gesehes sehr nahe vevorstebt.

In der Berathung des Etats der Seehandlung nahm nah dem Abgeordneten Schröder (Königsberg) zu dem An- trage der Kommissare des Hauses 1) die Staatsregierung auf- zufordern: auf die baldige Veräußerung der gewerblichen Eta- blissements der Seehandlung ernstlich Bedacht zu nehmen, 2) zu erklären: der Nettogewinn der Seehandlung aus dem Jahre 1870 im e von 558,593 Thlr. 19 Sgr. 8 Pf. ist zu allgemeinen Staats8zwecken verfügbar und dem Landtag ist über Verwendung dieser Summe eine Vorlage zu machen, der Finanz-Minister Camphausen das Wort:

Meine Herren! Was den Antrag betrifft, mit der Veräußerung der gewerblichen Etablissements der Sechandlung vorzugehen, so würde ich diesen Antrag utheißen; wenn die Ausführung ebenso leicht wäre; als wie es leicht if einen solchen Antrag hinzustellen und die Be- hauptung aufzustellen: ja die Veräußerung müsse do gelingen; wenn der gute Wille da wäre. |

__ Erlauben Sie mir; daß ich auf das, was geschehen is, nachdem wir zuleßt über diesen Gegenstand verhandelt haben, ctwas näher eingehe. Das Haus hat im vorigen Jahre den Wunsch ausgesprochen, a die Seehandlung, wenn irgend möglich, jedo ohne sic zu verschleudern; mit dem Verkaufe der Aktien der Patent-Yapierfabrik vorgehen möge. Meine Herren! Das is geschehen; die Seehandlung is in die Lage gebracht worden, daß ihr, nachdem ihr mebrere un acceptable Offerten gemacht waren, auch cine acceptable Offerte gemacht worden is, und sie hat im Laufe des vorigen Jahres weit mehr wie die Hälfte der sämmtlichen Aftien, die sie in Bezug auf dieses Etablissement noch besaß; zur Veräußerung gebracht. Sie hat in solchen Aktien einen Betrag von 90,000 Thlr. zu Preisen verfauft, die weit über pari gehen, einen Posten zu 1425 pCt. und einen anderen Posten zu 150 pCt. Die Seehandlung wird auch heute bereit sein, mit diesem Verkaufe vor- zugehen, wenn sie Käufer zu annehmbaren Preisen findet.

Dann, meine Herren, hatte die Seehandlung die Veräußerung

, des großen Mühlen-Etablissements in Bromberg ins Auge gefaßt.

Es ist Jhnen bei den früheren Verhandlungen wenn ih mich recht entsinne, war cs s{chon vor zwei Jahren ange- kündigt worden, daß man die Vorbereitungen treffe, um mit einer sol- chen Veräußerung vorgchen zu können. Diese Vorbereitungen haben zunächst darin bestehen müssen, die Bedingungen gcnau zu formu- liren; unter welchen ein solc)es Etablissement veräußert werden fönnte.

| Es liegen dort sehr s{wierige Verhältnisse vor. Die Besißkung selbst

in ibren

l ersten Anfängen ist in der

r ursprünglich, im Jahre 18427 Absicht erworbcn

worden, um das große Bericse-

sungs8projelt in der Tucheler Haide zur uen bringen zu fönnen. Zu dem Ende wár es nöthig, daß der Besiß und die Beherrshung der Wasserkraft bei der damaligen Herkulc§=- Mühle in Bromberg in die Hände des. Staates übergehe, der auf dieses allgemeine Interesse Rücksicht nehmen könnte. Die Sechandlung at nun eine ziemlih ausgedehnte Korrespondenz darüber gehabt, wie i die Bedingungen würden formuliren lassen; um jenem Zweke ei einer Veräußerung nicht in den Weg zu treten. Als man glaubte, hiermit fertig zu sein, da blicb noch übrig, sich mit der Verwaltung des Handels-Ministerii in Verbindung zu schen, um festzustellen, wie es binsihtlich der Schiffahrtsverhältnisse auf der Brahe sich ge- stalten würde; wenn dieses bis dahin in den Händen der Staats- Verwaltung befindlih gewesene Etablissement in Privathände über- ginge. Diese Verhandlungen haben geraumc Zeit in Anspruch ge- nommcn / n {hon im Februar vorigen Iahres hat zunächst der Herr Handels-Minister den lebhaften Wunsch ausgesprochen ; daß zu einer jolchen Veräußerung nicht geschritten werden möge, Und zwar im dringendsten Interesse der Schiffahrt, weil viele Dinge, dic der Besißer, so lange wie das Eigenthum sich in den Händen der Staat8- regierung befindet, sih füglich gefallen läßt, ie cr bereitwillig thut; nicht erfüllt werden würden, sobald das Etablissement in den Händen eines Pripatbesißers wäre; Und wenn alle die Bedingungen dem Kontrakt - Abschlusse hinzugefügt wer- den sollten, die den Privatbesißer in dieser Beziehung völlig abhängig machen von der Verwaltung der Schiffahrts - Jnteressen, dann war vorauszuschen, daß irgend ein Privatbesiber sich nicht dazu entschließen würde ; jenes Etablissement zu erwerben. Das hat dahin geführt, daß sich die Regierung ich kann sagen zu meinem persönlichen Bedauern wird entschließen müssen , auf die Veräußerung des Etablissements in Bromberg zu verzichten.

Wenn nun aber etwa gemeint werden sollte, daß diese An- forderung für die Staatsinteressen eine bcsonders nachtheilige sei, so will ih mir erlauben, dem Hohen Haufe die Mittheilung zu machen, daß in den 10 Jahren von 1861 bis 1871 cs nur cin einziges Jahr gegeben hat, in welchem dieses Etablissement mit Verlust gearbeitet hat, daß aber in allen anderen Jahren ansehnliche zum Theil außerordent- lich hohe Gewinne dadurch erzielt worden sind, daß die Verzinsung des Buchwerthes des Etablissements, sowie der durchschnittlich verwendeten Betriebskapitalien in diesen Jahren 203,276 Thlr. betragen hat; man würde also in diese Zahl mit 10 dividiren müssen, um zu dem Tahresdurschnitt zu gelangen, d. h. 20,327 Thlr , und daß während dieses Zeitraumes cin Reingewinn von 415/174 Thlr. 22 Sgr. 6 Pf. aufgekommen isst. Demnach hat sich das bei dem Etablisse- ment cesmEMgte Betricbsfapital, das sich die Sechandlung zu 4 billigen Zinsen verschaffen kann, und ferner der Buchwerth

er Etablissements, der zu 4 Prozent Zinsen gerechnet wird, also das in dieser Weise theils durch Festlegung in Immobilien, theils durch Hergabe zum Beiriebskapital beschäftigte Kapital hat während eines Zeitraums von 10 Jahren durchschnittlich gerechnet nicht _ in jedem einzelnen Jahre 12!?/, „„ pCt. Zinsen aufgebracht. Meine Herren, Sie werden begreifen, daß das Staatsinteresse nicht sehr lebhaft dazuhindrängt, dieses Etablissement veräußern zu müssen, und daß; wie der Staat ih des Besißes von Mühlen überhaupt nicht durchgängig ents{chlagen ann, er von diescm Standpunkte aus cs verschmerzen kann, wenn Q E ist, das Etablissement in Bromberg noch weiter zu be- reiben.

Hiervon abgesehen, meine Herren, besißt die Sechandlung über- haupt; Alles in Allem gerechnet, nur noch zwei gewerbliche Etablisse- ments, ein sehr großes in Erdmannsdorf und cin zweites kleineres in Landeshut. Beide find bestimmt für Flachsspinnerei, Erdmannsdorf weitergehend zugleich Weberei umfassend, und ursprünglich s lediglich aus der wohlwollenden Absicht, der dortigen eberbevölkerung dauernde Beschäftigung zu sichern. Als ich vor Jahren das Präsidium der Seehandlung Über- nahm, war das Etablissement in Erdmann8dorf meine gralte Sorge. Damals sah man es als völlig selbstverständlich an,

der Staat in Beziehung auf dieses Etablissement keine andere Aufgabe lösen könne, als mit cinem mehr oder weniger großen Verluste die philanthropishen Zwecke, die man ins Auge gefaßt A zu unterstüßen. Das Etablissement wurde ursprünglich für lebensfkräftig R ¡ es ist mehrmals dem Publi- fum zum Ankauf angeboten worden, zuleßt, wie ich den Herren seiner- Flu mitgetheilt habe, 1870. Und, meine Herren, bei der leßten Aus- ebung dieses Etablissements, wo die Bedingungen für die Submission auf den Wunsch einzelner Abgeordneten , völlig frei auch hier mit- ge worden sind, ist überhaupt gar kein Gebot abgegeben worden.

ie soll es denn nun die Staatsregierung anfangen, es zu veräußern, meine Herren? Jch sage: es is} Überhaupt gar kein Gebot abgegeben worden. Seitdem haben wir den A gehabt und jeßt haben wir cine Periode großen gewerblichen Aufs{chwungs, bis zum heutigen Tage ijt aber auch während dieser Periode des großen gewerblichen Aufshwungs irgend eine ernstlich gemeintie Offerte für das Etablissement in Erdmann®8dorf nicht abgegeben worden.

4 Wex. QErr Vorredner verwahrt sich dagegen; daß er den Staat nicht darauf hinweisen wolle, sich mit den Herren Gründern ein- zulassen. Meine Herren; das würde auch nicht gut möglich sein, wenigstens nah dem, was mir über ähnliche Prozeduren berichtet wor- den ist; da beginnt man ja gewöhnlich damit, daß man ein Objekt für cinen mäßigen Preis erstcht und dann Abnehmer für einen bei weitem höheren Vreis findet. Wenn der Staat auf eine Veräußerung ih cinlassen will, dann wird er natürlich sagen:- ih lege den Preis, der bedingt wird, bis auf Heller und Pfennig der Landebveriretung vor; er wird sagen, ich biete auch nicht den Schatten ciner Hand agu) daß Aktionäre herangezogen werden, die nächher Übervortheilk werden.

Und so bitte ih, meine Herren; wenn Sie in allen Zeitungen

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lesen, daß hier dies in die Hände ciner Aktien-Gesellschaft übergeht und dort jenes, nicht den Schluß daraus zu ziehen, daß nun auch Etablisse- Ge 1 die dem Staate gehören, in dieser Weise veräußert werden önnten.

Würde es sich nun empfehlen; nachdem wir erst wie lange wird es her sein? vor zwei Jahren die ganze mühsame Prozedur durchgemacht haben eine Prozedur; die für die Verwaltung ja nach- theilig ist, weil sie überall Unsicherheit bei dem Beamtenstande her- Vogl weil sie überall bei den Beamten das Gefühl hervor- ruft, daß sie nicht wissen; woran fie sind, und deshalb die Freudigkeit in der Verwaltung und also auch die Erfolge in der Verwaltung be- cinträhtigt würde es sich also empfehlen, wieder mit cinem folchen Submissionsverfahren vorzugehen? Jh würde in der That glauben, daß die Verwaltung den Vorwurf verdiène, sie habe es nicht ernst- lich gemeint, wenn sie gegenwärtig zu einem folchen Schritt übergehen wollte. T habe erklärt und will wiederholen: wenn der geehrte Herr Vorredner. oder irgend Jeman uns Kauf - Offerten entgegen gen oder zu beschaffen vermag, die annehmbar zu erachten sind und ih kann versichern, daß dabei cin pretium affectionis nit mitspielcn wird, sondern daß wir uns dem Urtheils\spruch von Sachverständigen in dieser Beziehung unterwerfen wollen wenn also solche Offerten zu bringen jind, fo dürfen Sie sih verlassen; daß die Staatsverwaltung durchaus nicht säumen wird, in die Veräußerung der Etablissements zu willigen; erzwingen aber, meine Herren, können wir fie nicht. Tch möchte nun glauben, daß es auch hinsictlich dieser Etablissements vielleiht von Werth is wenn ich über die Resultate der Verwaltung auch noch einige Mittheilungen mache. Bei dem Etablissement in Erdmannsdorf haben wir, wie g sagt, mit besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt. Dessen- ungeachtet hat dieses Etablissement, bei dem die Zinsen vom Betriebs- Käpital und vom Buchwerth in den 10 Jahren von 1861 bis 1870 749,981 Thlr. 5 Sgr. 11 Pf. betragen haben für das einzelne Jahr ergiebt sich also, mit 10 dividirt, 74,998 Thlr. und so viel Groschen und Pfennige während jenes Zeitraumes nicht ein einziges Jahr gehabt, in dem cin Verlust stattgefunden hat, und hat während jenes Zeitraumes einen Gewinn von 777,949 Thlr. 24 Sgr. 4 Pf. erzielt, und auch selb bei diesem Etablissement ; das mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, hat sih das gesammte; darin theils festgelegte, theils als Betriebsfapital beschäftigte Geld in dem zehnjährigen Zeitraum mit mehr als acht pCt. verzinst.

Bei dem Etablissement in Landeshut, meine Eren ¡ haben wir unter günstigen Verbältnissen zu arbeiten gehabt, und das Etablissement in Landeshut ih glaube, es wird für das Haus kaum von Jnter- esse sein; wenn ich alle einzelnen Ziffern anführe hat während des zehnjährigen Zeitraums mehr als 12 pCt. durchschnittlich geliefert. Dessenungeachtet is die Staatsregierung sich dessen bewußt, daß fie den dauernden Besiß von solchen gewerblichen Anstalten nicht zu wünschen hat. Sie wird nach wie vor troß aller Opposition, der fie begegnen mag, nicht dazu die Hand bieten, um die Etablissements zu verschleudern. Sie wird nach wie vor, mag nun ein solcher Antrag

gestellt werden oder nicht, gern darauf Bedacht nehmen, diese Etablisse-

ments in Privathände übergehen zu lassen und vorzugsweise in solche; von denen sie überzeugt sein kann; daß sie den im Jntcresse jener Landestheile hochwichtigen Fortbetrieb dieser Etablissements in solider verständiger Weise sichern.

TProdukten- und VWaaren=- Börse,

Berlin, 19. Januar. (Amtliche Preisfeststellung von Getreide, Mehl, Oel, Petroleum und Spiritus auf Grund des §. 15 der Börsenordnung, unter Zuziehung der ver- eideten Waaren- und Produktenmakler.)

Weizen pr. 1900 Kilogr. loco 68 —84 Thir. nach Qualität, gelber Märker 75 Thlr. bez., fein. gelb. Märker 80 Thir. bez., gelber: pr. diesen Monat 794 Br., 79 (4., Januar-Februar 79% Br., Februar-März 79% Br., April-Mai 80 bez, Mai- Juni 805 bez. Juni-Juli 81 bez.

Roggen pr. 1000 Kilogr. loco 55 59 Thir. nach Qual. ge- fordert, 55§—59 Thir. nach Qual. bez., pr. diesen Monat 56%

| à 562 bez., Februar-März 56% bez., April- Mai 56% à 56% à 565

bez., Mai-Juni 56% à 575 à 57 bez., Juni- Juli 575 à 58 à 575 De Gekünd. 1000 Ctr. Kündigungspreis 565 Thlr. pr. 1000 OgT.

Gerste pr. 1000 Kilogr. grosse 46 61 Thlr. nach QuaL, kleine 46—61 Thlr. nach Qualität.

Hafer pr. iv00 Kilogr. loco 43 50 Thlr. nach Qualität, pr. diesen Monat 47% Br., April-Mai 474 Br., 475 G., Mai - Juni 48 bez, Juni-Juli 48% Br., 485 G. :

Roggenmehl No. 0 u. 1 pr. 100 Kilogr. Brutto unversteuert inkl. Sack pr. diesen Monat 8 Thlr. 6 Sgr. nominell, Jannuar- Februar 8 Thlr. 6 Sgr. nominell, April-Mai 8 Thir. 6 Sgr. bez, 8 Thir. 64 Sgr. nominell, Mai-Juoni 8 Thlr. 8 Sgr. bez.

Erbsen pr. 1000 Kilogr. Kochwaare 52—58 Thlr. nach Qual. Futterwaare 48-51 Thlr. nach Qualität.

Rübö1 pr. 100 Kil-gr. ohne Fass loco 28 ThIr., pr. diesen Monat 273 bez., Januar,- Februar 275 bez., Februar-März 275 bez., April-Mai 27% à 274; bez., Mai-Juni 28% à 284 à 28% bez. Gek. 2000 Ctr. Kündigungspreis 27% Thlr. pr. 100 Kilogr.

Leinöl pr. 100 Kilogr. ohne Fass loco 26% Thlr.

Petroleum, raffinirtes (Standard white! pr 100 Kilogr. mit Fass in Posten von 50 Barrels (125 Ctr.) loco i4 Thlir., pr. diesen Monat 13 bez., Januar - Februar 13 bez, Februar-März 13 bez.. April-Mai 12% bez.

Spiritus pr. 100 Liter à 100 pCt. = 10,000 pCt. mit Fass pr. diesen Monat 23 Thlr. 15 à 20 Sgr. bez, Januar-Februar