1919 / 214 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 19 Sep 1919 18:00:01 GMT) scan diff

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Nach einer von „W. T. B.“ übermittelten Hava8meldung aus Mei find 10009 Bergleute des Kohlenbergwerks Klein Rosfeln in den Ausstand getreten ; sie verlangen cinen Tageslohn von 18 Francs und Anerkennung der Gewerkschaften.

(iner von „W. T. B.“ wiedergegebenen Havas-Reutermeldung aus Antwerpen zufolge kann der Ausstand der dortigen Gasarbetter als beendet*\ angesehen werden, (Vergl.

Nr. 211 d. Bl.) Wohlfahrtspflege.

Die Stiftung „Töschterhort“ für verwaiste Töchter von Reichs - Post- und Telegraphenbeamten hat soeben ihren Ver- wäaltungsberiht für 1918 veröffentlick&t. Danach i} trotz der wirtshaftlicen Schroierigkeiten, mit denen der Beamten-

stand wie laum eine andeie Volks\{hi{cht zu kämpfen hat, die }

Spendensumme im verflossenen Geschäftsjahr um 4043 4 ge- stiegen. Im ganzen sind an laufenden Beiträgen 218 368 4 auf- gekommen, und zwar von 62319 höheren und mittleren Beamten 117426 A und von 84293 unteren Beamten 100942 x. Die Zeitumstände sind gegenwärtig der Entfaltung einer umfang- reihen Werbetätigkeit gewiß nicht allzu günstig, denno zeigen die Ergebnisse der Sammlungen in vielen Bezirken, daß das Ver- ständnis für den der Liebestätiakeit der Stiftung innewohnen- den Wert in der Postbeamtenschaft im Wachsen begriffen ist. Das Ziel, dem die Stiftungsverwaltung zustrebt, ist das, einen jeden Postbeamten als Helfer an ihrem Webeswerk begrüßen zu Fönnen. Das ist aber restlos nur im Eizavernehmen und unter Mit- hilfe der Standesvertretungen zu erreihen, an die darum im YVerwaltungsberiht die eindringlide Bitte gerihtet wird, ih der ihre eigenen Ziele fördernden Töchterhortsahe mit Wärme anzunehmen. An Unterstüßungen sind im Berichtsjahre im ganzen 224879 gewährt worden (3238 «G mehr als im Borjahre), davon aus Mitteln des Hauptausschusses-123 484 46 und aus Mitteln der Bezirk8ausschüsse 101 39% sf Einmalige Unterstützungen find gezahlt worden an 1019 Waisen von höheren und mittleren Beamten in Höhe von zusammen 56 677 #4 und an 1748 Waisen von unteren Beamten in Hbhe von zusammen 80 765 46, Taufende Unterstüßungen an 230 Waisen von höheren und mittleren Beamten in einer Gesamthöhe von 50935 „6 und an 225 Waisen von unteren Beamten in einer Gesamthöhe von 36 502 \. Es find also insgesamt für 1249 Waisen von höheren und mittleren Beamten 107 612 # und für 1973 Waisen von unteren Beamten 117267 4 an Unterstüßungen bewilligt worden. Füc die „Kriegshilfe der Beamtinnen der Neihs-Post- und Telegraphenverwaltun g“ sindvondenSpendern zum Töchter- bort im Jahre 1918 rund 9700 4 aufgebracht worden, so daß die Sammlung, dîïe mit Jahresende geschlossen worden ift, die siattliche Summe von rund 466 000 4 ergeben hat. Das Kapitalvermögen der Stiftung „Töchterhort“ erhöhte fich von 2 208 601 4 Gnde 1917 auf 2304 139 6 Ende 1918. Einschließlich der Bestände der Be- zirksaus\chüsse, die sich um 11 975 4 vermehrt haben, hat das ge- samte Stiftungs8vermögen die Höhe von 2390277 M erreiht und damit den Bestand des Vorjahres um rund 107 500 „6 übertroffen. An der Zeichnung zur achten und zur leßten Kriegs8anleihe hat sich der Töchterhort mit je 50 000 4 beteiligt. Der gesamte ge- zeichnete Betrag erreichte damit die Höhe von 600 000 4,

etten

Die Tuberkulosefürsorge kn Deutschland drüdtt fi in dem vom Generalsekretär des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose, Generaloberarzt Dr. Helm, erstatteten Geschäftsbeciht für 1918 in fo!geuden Zahlen aus: Es beträgt die Zahl der Heilslätten für ecrwahsene Lungenkranke in Deutschland 166 mit 16765 Betiten, die der Kinderheilstätten, in denen teils lungenkranke, teils an Knochen- oder Gelenktuberkulose erkrankte, teils von Tuberkulose bedrohte, skrofulöse und erholungsbedürftige Kinder Aufnahme fanden, ebenfalls 166 mit aclaes 14 000 Betten. Walderholungsstätten find 133 vorhanden, Waldshulen mit voll- wertigem Unterrichte 17, ländliche Kolonien 5, darunter 3 für Erwachsene und 2 für Kinder. In 33 Genefungsheimen finden Tuberkulöse meist nur mit geschlossener Tuberkulose Aufnahme. Der Auslese der Kranken für die Heilstätten dienen 84 Beobachtungsstationen. Es bestehen ferner 323 Tuberkulosekrankenhäuser, Invalidenheime und Pflegestätten. Die Zahl der Auskunfts- und Fürsorgestellen beträgt 1269; hierzu kommen noch die 42 bayerischen Beratungsstellen, die 673 Tuberkuloseorgani- fationen in Sachsen, die 604 Tuberkuloseaus\{hüsse in Baden und die 460 Hilfsfürsorgestellen der Landesversicherungsanstalt Thüringen. Es finb also alles in allem rund 2000 Stellen, d. h. 1000 mehr_als bei der leßten Zählung im Jahre 1915. Die Ausgaben des Zentral- Fomitees sind von rund 200000 4 im Jahre 1913 auf rund 600 000 A im Jahre 1918 gestiegen.

Gesunvheitsweseu, Tierkrankheiten und Absperrungs: maßregeln, Nachweisuna über den Stand von Viehseuchen in Deutsch-Dsterreih am 3. September 1919. (Aus3zug aus den amtlichen Wochenau3weisen.)

M Stweino Notlauf 2 s (Sáiweine- der S ende | f19 | Shhweine É Zahl der verseuchten ck Länder 9 s| 18 S S 8 Zoe e o 2 “D A Sas ela 8 S E SME|QIE Q I 2 S D| [D D D L dau 3/415 6 [7] 8 19 | 10 212 l von oo 2 N —1 2 21 12/ 17 313 i val L2H L 4| 17 26] 43| 85 d 4 F ooooo 1 1 1 7 1 1 L N B Ii HOberösterrei 50 L L E 0 6 3 2 s 0-0-0. 0 E O 4 D 2 2 7 3 " V0.0 M E 121 3 8 1 1 8 Salzburg 6.0.0. 0.0.0.0 R 20 8 T5 E rage! 9 i Steiermark S0 d R 1 1 1 3 6 12 10 2 7) 0.9.0.0 0-4 T Prt 2 2 12 2A 11 3 » ooo edo L 1 2 2 SIEN E T 13 12 T Kärnten d: 9: 00:0 00 M A 3 9 4 8 M S 13 2 E06 0 E A E a tatt R 1 3 16 Ï Tirol R000 000 E 3 E E Wai 1 1 17 2 o L00000 N 1 1 E, Es. S Gi 18 8 v 6 0 0.00.0 0.0 90 A 4 18 F E E P 20 | Vorarlberg. - « « « « « «[—|—} 20 81 —| 1 —|

Die vertodisGe NaGwelsung über den Stand von Viebseuhen ist für Ungarn seit dem 23, Juli und für Krxoatien-Slavonien seit dem 17. Fult 1918 in der bisherigen Ausfertigung ungarisch-deuisch nicht etngegangen, ebenso fehlen die Angaben für die übrigen öster- reichischen Luder.

Zusammen Gemeinden (Gehöfte):

Bos 7 (7) ae ah Ae n E y Dae Sweineseude) 39 (60), Hotlauf der Schweine 119 (¿00/. h: E Je Des Miudnieka, Po&enseucße der Schafe und Beschäl-

seuhe der Zuchtpferde sind nichi «aufgetreten.

Theater und Mußk, Theater in der Königgräßer Straße.

S({illers bürgerliches Trauerspiel , Kabale undLicbe“ hat am Mittwoch nun auc seinen Einzug in das Theater in der König- agräßer Siraße gehalten. Die Aufführung, die unter der künstlerischen Aitung Nudolf Bernauers stand, hatte neben manchwen Vorzügen auch einen aroßen Fehler, sie war in dem Bestreben, jede Ueber- treibung nach îtirgend einer Seite hin zu vermeiden, auf einen fo aedämpsten Ton abgestimmt, daß die großen dramatischen Momente von ihrer Scchlagkraft fast alles einbüßten. Schlicht- beit sollte das wesertlide Merkmal des Abends bilden, leider aber wurde vielfaß Nüchteruheit daraus. Der Wille, die alte pathetishe Spielweise abzustreifen und einen Ausdrucks\ti", der neuzeitlihem Verständnis und Empfinden näherliegt, anzustreben, ist an und für sich gewiß anerkennensroert, indessen lassen fich leidenshaftlihe Steigerungen und Gefühl8ausbrüche nit in den Ge- \präston bannen, wie das gestern mebrfach versuchßt wurde. Frei ron diesem Fehler war der Mufikus Miller des Herrn Hartau; sein gesunder tünstleris@ßer Sinn bewahrte ihn davor. Der über die Albernheit der Frau emvyörte Gatte und der liebende Vater kamen

in seiner Darstellung . stark und unmittelbar zum Ausdruck. Eine | andere sehr eindringliche Leistung war Alfred Abels Wurm. Da war | nichts von dem hberkömmlihen Theaterbösewiht 1 verspüren, und f

doch fühlte man die Gewissenlofigkeit dieser streberischen Schreiberseele aus jedem Wort und jeder Gebärde heraus. h Niemann war als Ferdinand ein korrefter, männlider Offiziet, aber von der Gluthive und der cexpylofiven Natur des Licbenden war bei ihm wenig zu merken. Die Luise des begabien Fräuleins Ellen Herz war eine noch unausgereifte Leislung, Be- sonders in den Anfangsaëten fiel eine starke Arlehnung an Lucie Höflichh auf, deren Organ und Tonfall sie offenbar nachahmte. Ziemlich farblos war ferner der Präsident in der Darstellung Ernst Dernburgs, und auch Neinhold Schünzels Hofmarschall von Kalb hatte, was bei der großen Begabung dieses Künstlers wundernahm, keine individuellen üge, Der Versuch,

die Nolle der Lady Milford Maria Orska anzuvertrauen, |

deren Lorbeeren auf ganz anderem Felde \prießen, muß als mißlungen bezeihnet werden. Die große Weltdame, die cinen Herzog beherrscht, glaubte man ihr ebensowenig, wie die im Grunde edle, liebende Frau. Alles in allem stand also die vom Publikum beifällig aufgenom- mene Aufführung, vergleihsweise betrachtet, nicht auf der Höhe, an die uns die strebsame künstlecische Leitung des Theaters in der Königgräßer Straße gewöhnt hat; an und für sih war fie aber natürlih einer großstädtishen Bühne durchaus würdig und äußerlih sogar sehr sehenswert. Die von Nohus Gliese geschaffenen Bühnen- bilder glihen mit Farbe, Körperlichkeit und Leben erfüllten Kupfer- stihen von Chodowtecktt, dem genialen JPustrator unserer Klafssiker.

ums auer meren

Im Opernhause wird morgen, Sonnabend, „Fidelio“ mit Frau Melanic Kurt als Gast als Leonore gegeben. In den übrigen Partien sind beschäftigt: Fräulein Sax und die Herren Kirchner, Armster, van de Sande, Stock, Henke und Habick. Dirigent ist der Genecralmusikdirektor Leo Blech. Anfang 7 Uhr. Zwischen der Leitung der Staatsoper und Frau Helene Wildbrunn ist eine Einigung dahin getroffen worden, daß die Künstlerin im Verbande des Opernhauses verbleibt.

Im Schauspielhause wird in Abänderung des Spielplans eingetretener Gere wegen heute statt „Judtih" „Die Braut von Messina“ gegeben. Für morgen ist „Cortolán“ mit den Damen Sussin, Nef, Schön und den Herren Sommezstorff, Mühlhofer, Kraußneck, Pohl, Leffler und von Ledebur in den Hauptrollen angeseßt. Sptelleiter ist Dr. Reinhard Bru. Anfang 7 Uhr.

Nachdem das frühere Stuttgarter Hoftheater (Großes Haus, Kleines Haus und Wilhelmatheater) als Württem - bergisches Landestheater in die staatlihe Verwaltung über- nommen worden ist, {reibt „W. T. B.“ zufolge das Ministerium des Kirhen- und Schulwesens iu Stuttgart die Stelle des Intendanten des Landestheaters zur öffentlihen Be- werbung aus.

Maunigfaltiges.

Sn der gestrigen Sißung der Berliner Stadt- verordneten wurde zunächst nah n Vorschlag? des vor- beratenden Auss{Gusses beschlossen, für die Ueberlassung der Stadthalle an BVrivate zu Versammlungs- und anderen Zwecken im Winter 300 4, im Sommer 200 46 zu erheben. Ferner bes{chloß die Versammlung, den Magistrat zu ersuchen, mit der Volks- kasfseec- und Speisehallengesellschaft erneut zu ver- handeln, um durch Zuschüsse den Betrieb der Gesellshaft aufredt zu erhalten. Von den Unabhängigen Sozialdemokraten wurde folgender Antrag gestellt: „Den Magisirat zu ersuchen, im Interesse der Berliner Bevölkerung hei der preußischen MNegierung gegen dic beabsichtigte Militarisicrung der Bexliner Polizei Protest zu erheben“. Nach langen, ziemlih erregten Erörterungen wurde dieser Antrag nebst solhen der Stadtv. Ko und Cassel abgelehnt. Angenommen wurde ein Antrag der Mehrhbeitsfozialisten, dahin gehend: den Magistrat zu ersuchen, sich mit der preußischen Staatsregierung über die beabsichtigte Neform des Groß Berliner Polizetwésen3 1s Etn- vernehmen zu feßen und bei den Verhandlungen die wirt- schaftlichen und finanziellen Interessen der Beamtenschast zu wahren.

Am 17. d. M. wurden, wie „W. T. B.“ mitteilt, 1117 Kriegs- gefangene über Cöln-Deuß nach Altengrabow befördert, ferner wurden ein Lazaretizug und cin Transport mit zusammen 1499 Mann nah Meschede und cin Transport von 1300 Gefangenen nah Göppingen geleitet. Für gestern wurden ein Transport von 1450 Mann nach Weßlar, ein folcher von 1300 Mann nah Gießen und von voraussihtlih 1200 Mann über Limburg er- wartet.

Die Neichs3zentralstelle für Kriegs- und Zivil- efangene teilt mit, daß am 30. September 1919 ein dänisches Schiff mit warmer Kleidung, Medikamenten und Liebesgaben Kopenhagen verläßt , dessen Ladung für die deutschen KriegsgefangeneninSibirien bestimmt ist. Angehörige können auf diesem Wege schriftlihe Mitteilungen, jedoch kein Geld, an die in Sibirien befindlichen Krieg8gefangenen gelangen lassen. Briefe sind bis zum 26. September der Neichswehrbefehls\telle Preußen, Abteilung Kriegsgefangenenschuß, Berlin SW. 11, Prinz- Albrecht-Straße 9, mit der Aufschrift „Für Sibirien“ zuzuleiten. —— Die Verhandlungen mit der amerikanischen Ne- gierung über einen beschleunigten Abtransport der Gefangenen werden weiter fortgeseßt, *

Ein Zentralverband deutscher Kricgsbeshädigter und Kriegshinterbliebener. Zwei der größten Krieg 8- beshädigtenorganisationen, der Verband deutscher Kriegs- beshädigter und Krieg8teilnehmer und der Verband wirtschaftlicher Vereinigungen Kriegsbeschädigter für das Deutsche Nei ch haben sih, wie ,„W. T. B.“ mitteilt, bei einem am Sonntag und den folgenden Tagen in Hildesheim abgehalienen gemeinsamen Verbandsvertretertage zum „Zentralverband deutscher Kriecgsbeshädigter und Kriegshinter- bliebener“ zusammengeschlossen. Die neue Organisation zählt ciwa 100000 Mitglieder. Dem wirtschaftlilzen Veitat des Berbandes gehört eine Anzahl von Organisationen der Arbeiter und Em, der Kaufleute, der Handwerker, des Handels usw. an. Die Reilhsgeshäfts\telle des Zentralverbands befindet si: in Berlin NW. 6, Luisenstraße 31þ«

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gewiesen, daß, falls die Sparmaßnahmen in geplanter Weise

| bezugsvorstellung.

Fn der Treptower Sternwarte finden in den näste Tagen folgende kfinematographifWe und Lichibildervorträge ftatt: M: Sonnabend, Nachmittags 5 Uhr: „Jm Lande der Schwarzen! §5 Sudanfilta); Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: „Das ba! Ho6land und die Königs\{löfer“ (Filme), 5 Uhr: „Walrofse, Eis bôren und Alken" (Filme), Abends 7 Uhr:- „Ferientage an der Ostsee, in der Sädhsischen Schweiz und im Spreewald“ (Filme); Dienstag, Abends 7 Uhr: „Die Sternbilder und vraktishe Anleitung zu ihre Auffindung“ und Mittwoch, Abends 75 Uhr: „Neurre Anschauvngen über die Entwicklungsgeshihte der Planeten“ (Vorträge mit Liu bildern des Direktors Dr. Archenhold).

Stettin, 18. September. (W. T. B.) Die heutige Stadt, verordnetenversamml1ng wyrde von demon strierenden- Magistratsbeamten gesprengt. She hatten die Tribünen des Sißungssaales beseßt und forderten von dort aus mündlihe Verhandlungen mit dem Oberbürgermeister wegen ihrer Gehaltsforderungen. Dabei kam es zu derartig lärmendeny Kundgebungen, daß die Sitzung aufgehoben werden mußte.

Köslin, 18. September. (W. T. B.) Im Laufe der Nat kam es zu weiteren Plünderungen. Gegen 11 Uhr stürmts die Menge die am Markt gelegenen Herrenartitel- und Konfef aeschâfte von Eduard Baruch und Gebrüder Hirschfeld. Ein Teil Cinwohnerwehr, die einzuschreiten versuhte, wurde entwaffnet. j den Plünderungen gab das Militär Feuer. Fünf Persoren wurden verwundet, darunter zwei Mitglieder der Einwohnerwehr. Ij den frühen Morgenstunden trafen Truppenverstärkungen cin

Wien, 18. September. (W. T. B.) Den Blättern - zufolge teilte der Bürgermeister mit, daß der täglihe Ausfall dur di Einstellung des Straßenbahnverkehrs 750000 hi 830 000 Kronen betragen wtr. Sollte der Stillstand längere Zeit andauern und auch auf die Gas- und Glefktrizität3swerke übergreifen,

so werde dies zum Zusammenbruch der städtishen Finanzen führen, Wie verlautet, wurde auß die sofortige Einstellung der Zeitungsbetiriebe beantragt. Wenn diese Maß:

regel zurzeit nochß nicht angeordnet wurde, so ist doch bei längerer Dauer der Kohlenkrise nit zu vermeiden. In Gewerbekceisen wird darauf hin

wirklih durchgeführt würden, dies der vollständige Zusammenhruÿ aller betroffenen Erwerbszweige wäre. Der „Neuen Freten Presse zufolge machten die Beschlüsse infolge der Kohlenot bei der W iener Gntentemission starïen Eindruck. Wie verlautet, foll dk Absicht bestehen, einen gemeinsam Schritt zur Milderung der durch die Wiener Kohlenkatastrophe notwendig gewordene schwerwiegenden Maßnahmen zu unternehmen. j

Bern, 18. September. (W. T. B.) Das Königs#\chlkoß in Neapel ist durch Feuer zerstört worden. Es wird Brandstiftung vermutet. Seltsamerweise waren im Schloß große Vorräte an Naphthalin und Benzin untergebracht, weshalb das Feuer mit unheimliher Schnelligkeit um fich greifen konnte.

Genf, 18. September. (W. T. B.) Wie die „Schwetzerisd| Depeschen-Agentur“ meldet, fand hier am Mitiwochabend eine von deutschen, französishen, italienischen, österreihishen, türkishen und serbischen Kriegsteilnehmern besuchte Versammlung statt, die ein stimmig der Bildung einer internationalen Ver: einigung ehemaliger Kriegsteilnehmer zustimmte, die si die Versöhnung der Völker und den Kampf gegen die Machenschasten des Chauvinismus zum Ziel seßte. |

Haag, 18. September. (W. T. B.) Nach „Nieuwe Courant! { sind dur cine Ueberschwemmung in Teras große Ver-| wüstungen angeritet worden. An der Küste von Corpus Christi | und an der Nueces-Bucht sollen mindestens 1000 Leichen liegen. 30 000 Menschen sind obdahlos. Der Schaden ‘wird auf vier Mil: sionen Dollar ges{äßt.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Dheater. Opernhaus. (Unter den Linden.) Sonnabend: 186. Dauer |

j Fidelio. Oper in zwei Akten von Ludwi; M van Beethoven. Text nach dem Französischen von Ferdinand Treit|chke, Zu Anfang: „Duverctüre zu Fidelio“. Vor der lezten Ver roandlung : „Duvertüre Leonore (Nr. 3)“. Musikalische Leiturg: O Leo Blech. Spielleitung: Karl Holy. Anfan; If:

Schauspielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Sonnabh. : 198. Daus

bezug8vorstelung. Dienst- und Freipläge find aufgehoben. Coriolau. Historishes Drama fn fünf Aufzügen (14 Verwandlunget) von William Shakespeare. Spielleitung: Dr. Reinhard Bru(d. Anfang 7 Uhr. l

Sonntag: Opernhaus. - 187, Dauerbezugsvorstellung. Diensb-| und Freipläße find aufgehoben. Die Meistersiuger von Nürn:F berg. Oper tin drei Akten von Nichard Wagner. Anfang 4 Uhr.

Schauspielhaus. Nachmittags: 28 a. Kartenreservesay. Det Dauerbezug, die ständig vorbehaltenen sowie die. Dienst- und Frei pläye find aufgehoben. 3. Volksvorstellung zu ermäßigten Preisen: Minna von Barunhelm. Anfang 2 Uhr. Abends: 199. Dauet! bezugsvorstelung. Dienst- und Freipläße find aufgehoben. Coriolau. Historisches Drama in fünf Aufzügen (14 Verwar:dlungen) von William Shakespeare. Spielleitung: Dr. Reinhard Brud Anfeng 7 Uhr.

Familiennachrichten,

Verlobt: e Edelgard von Klißing mit Hrn. Leutnant Kal v. Winterfeld-Freyenstein (Langenau, Kr. Löwenberg, Schle|.“ Laßwit b. Lissa, Posen). Frl. Margarete Lamla mit Hr Dr. med. Paul Friebel (Breslau—Kattowiß O. S.). #1 Grifa von Diepow mit Hrn. Hauptmann Hans Fchr. y. Bode hausen (Henningsholm h. Hohenkrug Pom.)

Vermählt: Hr. Dr. med. Karl Jacobs mit Frl. Lotte D? (Breslau). Hr. Reg.-Affsessor a. D. Albrecht ». Alvensledet mit Gräfin Ilse v. Hardenberg (Hannover).

Verantwortlicher Scbriftleite-: J. V.: Weber in Berlin. : Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelle Rechnungsrat Mengering in Berlin.

Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin. -Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.

Fünf Beilagen (eins@lteßlih Börsenbetlage und Warenzeichenbeilage Nr. 72A und B) und Erste und Zweite Zentral-Handelsregister-Beilage -

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zum Dentschen Reichsanzeiger und Breußiichen Staatsanzeiger.

M2 214.

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Preußische LandeSvcrsammluzg. 50. Sißung vorma 18. September 1919.

Am Regierungstiiche die Staat3rainister H äni\sch e

Stegerwald.

Piäsident Leinert eröffnet die Sizung um 2/4 Uhr Nachmittags.

Das Haus hat zunächst über die Berechtigung eines Ordnungsrufes zu entscheiden. Der Abg. Lichtenstein (U. Soz.) hat in der Sißung am 19. Juli vei dec Besprechung der Verwendung vou Geldern dem Minister des Jnnuern gesagt, das sei „eine Schiebung, eine ganz gewöhnliche Schichung“ (Sehr richtig! bei den U. Soz). Der Vizepzäsident von Kries hat ihm dafür einen Ordnungsruf e: teilt; der Abg. Lichten- stein hat hieigegen auf Grund der Geschäfte ordnung Einspruch erhoben. Nach der Geschäftsoronung entscheidet die Landes3- versammlung ohne Besprechung darüber, ob der Ordnungsruf berechtigt war.

Das Haus erklärt mit allen Stimmen gegen die Stimmen der Unabhängigen den Ordnungsruf für gerechtfertigt.

Auf der Tagesordnung stehen ferner kleine Anfragen.

Abg. Leid (U. Soz.) fragt an, warum am 2. Juli eine Ver- fammlung der Modelltilchler vou einem Militäraufgebot gewaltsam ehindert worden sei und wie die Negierung sol&;e Wiülkürakte in

ukunft verhindezn wolle.

Cin Negierung8vertreter bemerkt: Für das Vor- gehen gegen diese Versammlung lag kein Grund vor: €s war ein bedauerliher Jrrtum des Kriegsmintsteriumns. Die Schuldigen sind zur Verantwortung gezogen, und die Negierung spricht thr Bedauern über den Fall aus. .

Abg. Lukassowiß (D. Nat.) nimmt in einer Änfrage darauf Vezug, daß verschiedene verdiente Verwaltungsbeamte, u. a. auch der Landrat in Grottkau (Schlefien), in ungesegßlicher Weise dur die Vollzugs8- bezw. Arbeiter- und Soldatenräte zur Abdaulung gezwungen und von der verhezten Arbetterschaft mißhandelt sind.

Ein Vertreter des Ministeriums des Innern er-

Hârt : Der Landrat Thilo in Grottkau hatte seine Teilnahme an einem Protestumizuge des sozialdemokratisGen Vereins gegen den shmachvollen Frieden am 1. Mai zugesagt, sväter aber infolge eines Beschlusscs der städtischen Behörden und der bürgerlichen Vereine, vor der Teilnahme daran abzusehen, da es sich um partei- politische Zwette haudele, scine Teilnahme wieder abgesagt. Beit dem Umzug verlangte eine Deputation von dem Landrat, daß er sein Nithterscheinen reGhtfertige. Dieser begründete es damit, daß es si um etne parteipoliti\che Veranstaltung handele. Der Sprecher erklärte das nicht für genügend, da der Landrat Angestellter der der- zeitigen sozialdewmofrigilihen Negterung sei (Hört! Hört! rets) und daher verpflichtet set teilzunehmen, oder cr müsse abgehen. Er sollte versprechen, künftig an sfozialdemokratischen Umzügen teilzunehmen. Auf die Atlehnung des Landrats wurden aus der Menge Drohungen laut, * zu cinem fätliden Angriff auf den Landzat ist es nicht ge- fommen. Der Landrat hat fetne Pensionierung auf Grund diefes Borfalls seibst beantragt. Die Regierung kofinte diese vollkommen spoutane Demonstratton nit verhindern, wird aber dafür sorgen, daß etwaige Uebergriffe lokaler A: beiterräte sofort abgesiellt werden, so- bald fie zur Kenntnis der Negterung gelangen. __ Abg. SMWmidt- Stettin (D. Nat.) weist in einer Anfrage darauf hin, daß na der Schließung der Spielklubs in Swinemünde das Kurhauskasino den Spielbetried wieder aufgenommen hat; der Oberpräsident von Stettin soll die Swinemünder Polizei gebeten haben, gegen den Betrieb des Kurhauskasinos, das große Aufwendungen für Woßltätigkeitszweke mache, keine Zwangsmaßnahmen zur Än- wendung zu bringen. Der Nedner fragt an, wie sich die Stellung- a E Oberpräsidenten mit dem underlaß vom 14. Juni 1919 erträgt.

__ Der Vertreter des Ministeriums des Innern benserkt: Cine solde Weisung des Oberpräsidenten an die Swinemünder Polizei ist nit ergangen, im Gegenteil hat der Oberpräsident \chärfstes Vorgehen gegen die Klubs empfohlen. Ver Neaterungspräsident ist ersucht worden, fofort die Schließung der Spielbäuser durchzuführen. Daraufhin sind sämtlihe Orts- polizeibehörden d:8 Kceises Usedom-Wollin mit sofortiger Schließung der Spielbäuser beauftragt worden.

Abg. Schmidt-Stettin stellt zur Ergänzung die Frage, warum erst im August und niht {on Anfang Juli die Spielhöile in Swine- münde*® ges{lossen wurde.

Präsident Le i nert nimmt dies nicht als Ergänzungsfrage an, sondern erklärt es für eine neue Frage.

Abg. Dr. Leidig (D. Vp.) frägt an, worauf die Regierung

ibre Befugnis gründe, die Verkündung von Gefeten, die

die Landetversammiung erlasscn hat, um Wochen, ja um Monate

hinauszuschieben, wie es in drei Fällen geschehen sei. Falls die egierung anerkenne, daß sie damit cinen Verfassungsbruch verübt

E lui beabsichtige sie dann, gegen die schuldigen Minister vor- geen 7

Cin Negierungsvertreter erklärt: Die Staatsregierung nimmt feine Befugnis für sich in Anspruch, die Verkündung der Ge- see hinauszuschieben, ist im Gegenteil der Ansicht, daß die Ver- Fündung arundsäßlich so bald zu erfolgen hat, als die Erledigung der unbermeidlihen Förmlichkeiten und der Geschäftsgang in den Mi- nisterien es gestaiten. Wenn ih in diesen Fällen die Verkündung länger verzögerte, als der Negierung felbst lieb war, so lag dies unt Teil daran, daß zunächst noh Meinungêverschiedenheiten über le Form der Ausfertigung auszugleihen waren, zura Teil an der Üeberlastung in den Ministerien, z. B. im Staatsministerium. Die Staatsregierung e:kennt nicht an, daß fie einen Verfassungsbruch verübt habe. In 7 der vorläufigen Verfassung ist keine i für die Verkündung vorgeschrieven, fie lehnt daher irgend ein Vorgehen gegen einen der beteiligten Minister ab.

E Dr. Leidig fragt zur Ergänzung, ob der Rezierung be- kannt ist, daß nach allgemeinen Grund\äen, wenn für die Verkündung feine Frist vorgeschrieben ist, die Verkündung sofort erfblgen muß.

Präsident Le tnert erklärt dies für eine ganz nee Frage.

Damit ist j L erledigt, st für heute die Neiße der kleinen Anfragen

Das Haus segzt hierauf die en Lesung des Staats haus- haltsplans für 1919 bei dem Sonderhaushalt des Ministeriums für Volkswirtschaft fort.

Für dieses Ministerium sind nachträglih 274 200 /6ein den Staatlshaushaltsplan eingesezt. Der Staatshaushalts- aueshuß hat die Errichtung diejes / besonderen Ministeriums mit den drei Abteilungen für Volkagesundheitapflege, Wohnungs- Ula be dBUIen Jugendpslege und allgemeine Fürsorge

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Berlin, Freitag, den 19.

Septemde

Gleichzeitig werden beraten :

1) der Antrag der Deutschnationalen, die Nezierung ¿zu ersuchen, dafür Sorge zu tragen, daß 1) zur Beschaffung von Baustoffen für die dringend erforderliwen Kleinwohnungen möglichst bald wenigstens ein erheb - Tier Tetl- der zurzeit ttlltegenuben rund 17700 Ziegeleien, besonders soweit fie in der Näbe baureifen Geländes liegen, derart mit Kohlen beliefert wird, daß der Betrieb wieder aufgenommen werden fann; 2) bei der Verteilung der Baustosfe die gemeinnüußigen Bau- und Siedlunusgenossenschaften vorzugsweise bedacht Werde;

2) der Antrag des Aus\s{chusses für Bevölkerung 3- politik, die Staatsregierung zu ersuchen, die Gemeinden anzuhalten, mögli viel Land in der Umgebung von Fudustrieorten und vor allem von Städten zu billigen Preisen urt- mittelbar an die nihtlandbesißeade Bcvölkerung oder an gemein nüßzige genossenschaftlihe Organisationen zur Anlegung von Kleingärten abzugeben.

03) ter Antrag desselben Ausschusses, die Staats- regierung zu ersuchen, auf die Reichsregierung einzuwirken, an der Hand des früheren Gesetzes über Jugendwohifahriéeämter mit aller- aréßter Beschleunigung ein Nahmengeseß für die Schaffung eines Wohlfahrtsamtes berzustellen, zu dem auch ein Jugendamt gehören muß.

Endlich wird auch die förmliche Anfrage der Deutfch- nationalen mit dieser Erörterung veibunden: „welche Maß- nahmen gedenkt die Siaatsregierung zu ergreifen, um den gegenwärtigen großen Wohnungsmangel bald und erfolareich entgegenzutreten?“

Nachdem die Anträge durch die Abgg. Eber sbach (D.Nat.), Müller - Hannover (Soz.) und Dr. Weyl (U. Soz.) begrüudet worden sind, füßrt

Abg. Lukassowitz (D. Nat.) zur Begründung der förmlichen Anfrage aus, taß die Wohnungsfrage derjenige Teil des ganzen sozialen Problems geworden set, dessen Löfung am dringlichsten er scheine. Die Wohnungskalamität, besonders in den Groß'tädten, brohe unecrträglih zu werden. Bei der Regierung habe sich hin- sichtlich der Praxis der Mietseinigungsämter eine gewisse Ein- teitigkeit herausgebildet, indem die Interessen der Mieter zu ausschließlid wahrgenonimen würden Zu lösen sei auch die Wohnungsfrage nur, wenn das ganze Volk #ich dafür einseße, wenn wieder gearbeitet, wenn wieder produziert werde. Die Beschlagnahme größerer Wohnungen zum Zwedcke der Aufieilung fei ein fehr gefährli®er Schriit, mit dem viele Kommunen traurige Erfahrungen gemacht hätten. In Berlin könne {on dadurch viel acholfen merden, wenn man die reren Wohnungen, welche die Krieg8gefellschaften zurzeit inne hätten, tofort der Allgemeinheit zur Verfügung „stellte. Auch bei der ev. Beschlagnahme leerstehender Fabrikräume und dergl. fei große Vorsicht geboten, Vielleicht soUte die Abhilfe auf dem Wege gesucht werden, daß man an Wirtshafts- genossenschaften in ausreichender HShe Baugelder gäbe.

Eine Beaniwortung der förmlichen Anfrage erfolgt nicßt. Die Besprehuna wird von den Deutichnaticnalen beantragt und vom Hause beschlosser; sie wird mit derx allgemeinen Debatte über diesen Teil des Staat8haushaltsplans und die zu ihm gestellten Anträge verbunden.

_ Abg. Brandenburg (Soz): Mit der Schaffung des Wohl- fabrtéarmts, der wir freudig zustimmen, wird eine alte Forderung unserer Partei erfüllt. Auf dein Gebiete der Volttwohlfahrt muß bedeutend mehr geschehen als bisher; hier barf die Nëcsiht auf die traurigen Finanzen des Staales nit aus\chlaggebend sein. Namentlich in vorbeugender Tätigkeit muß mehr geleistet werden. Ein Mehr an Wohlfabrispflege bedingt keineëwegs an fi auch ein Mehr an Îus- gaben. MNedner geht bierauf die drei Gebiete, die dem neuen Nessort unterstellt“ werden, im einzelnen ausfüßrlib dur. Ex verlangt ins- befondere eine energiswe Bekämpfung der Tuberkulose und eine gtünd- lie Nefornm des Wohnungswesens, insbesondere der Groß- städte. Hier wäre dem Wobnungéjammer in weitem Umfange abzuhelfen, wenn die Magisirate von ihrer Befugnis, übergroße Wohnungen zu teilen, mehr Gebrauß maten wollten. In heutiger Zeit kann man fch den Luxus nicht mebr leisten, daß Familien von zwei, drei oder vier Personen Wohnungen von 12 und mehr Zimmern innehaben; die Stadtverwaltungen hielten fich aler troßdem immer noch in allzu großer Nöcksichtnahme auf die besißzenden Klassen von einem Einschreiten zurück. Die MNegierung sollte den Magistraten dieses Einschreiten zux Pflicht machen. Auf dein Wege des Schleichhandels fei alles Baumaterial in be- liebiger Menge zu haben: auch bier miüßte mit den \{ärfsten Maß- regeln eingegriffen werden. Yedrer erflärt die Zustimmung seiner Partei zu den Anträgen, betreffend die Kleimvobnungen und Klein- gärten, und fordert weitgehende Unterstüßung der Arbeiterbaugenossen- \haften und Beamtenbaugenossenschaften, die bisher von oben ber oft in kleinlihster Weise schikautiert worden scien. Auf dem Gebiet der Jugendpyflege verlançt er Vermehrung der Mütterberatungs- stellen, der Kleinkindergäcten und Kinderheime. Aus der Fürsorge- erziehung habe die Polizei als ein durchaus ungceigneter Faktor auszusheid-n, und den Erziehungsanstalten müsse der Zuchthaus- harakter genommen werden. Auch für Ferienkolonien und Land- aufenthalte {wählihßer und erholungsbebürftiger Kinder seien größere Aufwendungeu zu machen. :

Frau Heßberger (Zentr.): Es war ein glückii{er Gedanke, in dicfer Zeit der größten Not unseres Volkes das Ministerium für Bolkewz'hlfabrt ins Leben zu rufen. Wenn auch in dena verflossenen Jahren {on viel anerkenrenswerte Arbeit aelcistet worden ist, }o feblie do oft die einheitliche große Linie, Wir begrüßen das Wobl[- fahrtisministerium und sprehen die Hoffnung aus, daß es rccht bald in völlig geororeter Weise mit seiner umfangreichen Arbeit beginnen kann. Wir möchten dabei noch den Wunfch aus\prehen, daß die Fonds für gesundbeitlige und für- forgerilhe Zweke in Zukunft wejentliß erhöht werden möchten. (Beifall und Zustimmung im Zentrum). Etne der brennendsten Fragen ist heute die Wohnungsfrage. Die Wohnungsnot, besonders im Westen, ist nahezu an ter Grenze des Griräglichen angekommen und troßdem baben wir wenig Autsicht auf baldige Besserung, namentlich in den großen Städten. Wenn a.ch die Nationierung der Wohnungen in vielen Fällen zu begüßen is, fo bleibt fie doch immer noch ein Notbehelf, der nur wenigen zugute kommt und der meisiens feiden Teilen wentg Freude mah. (Sehr rihtg) Etvne ourchgreifende Besserung kann cinsiwetilen wohl nux auf dem Lande und in den kleinen Stätten erreibt werden; zu dem Zwecke sollte man vor allen Dingen die kleinen Ziegeleien besser mit Koblen verjorgen und im übrigen der Selbsthilfe freien Svielraum laffen. Daneben sollte der Staat noch größere Mittel zur Verfügung stellen. Der Reichsfinanzminister hat, rahdem die erste Milliarde aufge- brauchbt ist, ohne daß eine wesenliche Besserung erzielt worden ift,

weitere 150 Millionen zur Véffügung gestellt. Meine Partei stellt

den Antrag, den Zuschuß von 45 Vlilionen, der als Bediugung für deu Zuschuß des Neichs gefordert wird, zu bewilligen. (Beifall im Zentrum.) Im Gegensaß zum Abg. Ebersbach empfiehlt Nednerin

ei dieser Gelegenheit ‘den rheinishen. Shwemmstein a!s vorzüglich

geeigneten Grfaßbaustoff. In der Wohnung®frage sollte neben den großen Mitteln aub den fleinen mehr Aufmerksamkeit gesenkt werdem So sollte vor allen Dingen jede Stadt von 4000 Einwohnern vera anlaßt werden, eine Wohnungépflegerin anzustellen. Die Wohnungs pflege müßte überbaupt durch Anregung aler Art, dur ie 12 und Preisausscreiben den Frauen gewissermaßen systematis

anerzogeèn werden. Es is zu bedauern, daß die Frauen biöber fo gut wie gar ni@t zur Wohnungsfrage herangezogen worden sind. _WVâre das ge\chehen, fo wären die ungenügenden Schlafräume für die Hausangestellten, wie wir fie jeßt nur ¿u häufig finden, niht möglih gewesen. Eine verständige Mit« arbeiterfrau ann zur Lösung der Wohnungéfrage ungeheuer viel beitragen. (Lebhafter Beifall und Zwischenrufe.) Unsere Volks- gefundheit ist aufs sHwerste bedroht dur das Anwachsen der Pro=- stitution, durch die Ausbreitung der Geschlelßtskrankheiten, dur) den Niedergang der Volkssitlichkeit. Die Neglementierung in ibrer jeßigen Form muß aufgehoben werden, venn die Polizeiaufsiht in die bentbar ungeeignetite Instanz auf diesem Gebiet. In Pflegeämteia, die dem Wohlfahrtsamt anzugliedern wären, sollten Aerzte und eine sozial vorgebildete Pflegerin für die Ueberwahung des gesundheitlichen Schupes tälig sein. In einem Nahmengesctz sollten die allgemeinen Besiimmungen niedergelegt werden, da- mit das Zusammenarbeiten von Aerzten und Pflegerinnen den öôrt- lien Verhältnissen entspreœend geregelt werden kann. (Beifall im Zentram.) Jn der Hebammenfrage wird aligemein, und zwar bezeihnenberweise gerade aus den Kreisen der Hebammen selbst, cine bessece Vorbildung und gesicertere Leben8b: dingungen ge- fordert. In einer Statistik vom Jahre 1902 wurde festgestellt, daß von rund 18500 Hebammen in Preußen rund 17 900 ein Ein- fommen unter 1000 hatten. Auch die Bezahlung in den Anstalten, in den staatlihen sowohl wie in _den städti]sckWen Und privaten, 11 eine durdaus ungenügende. Die Kommission für Bebölkerungspolitik hat den Antrag gestellt, den Hebammen Beamtencharakter zu verleihen, Ich will den Kommissions- verhandlungen niht vorgreifen und möchte noch betonen, daß unbedingt ein Weg gefunden werden muß, um diese ernste Angelegenheit niht am Kostenpunkt schcitern zu lossen. (VeifalU.) Nednerin fordert \hließlih bessece Vorbildung und Besoldung für die Hebammen. Bei dem Haltekinderwzesea müsse auf die Konfessionen Rüdickt genommen werden. Die Berufsberatung müsse weiter aus- gebaut werden. Vorbeugend müsse der Schuß der Jugend gegen Verführung dur Kino- und andere Darstellungen bewirkt werden. (Beifall im Zentrum.) i

Abg. Dr. Schl oßmann (Dem.): Gerade weil unser Voll arm geworden ist, müssen wir um fo mehr für die Volféwohlfahrt forgen und die moralishen und phvsishen Schäden hetlen. Darin dürfen wir nicht sparen. Schon als wir noch reih waren, habe ih_ darauf bingewiesen, daß wir niemals so reih fein werden, daß wir Jahr aus Jahr ein einen Teil des Nationalvermögens-: in Kindergräbern anlegen dürfen, Dur den Krieg ist unser Volk phvsisch und moralis{ch außerordentli sieh geworden. Für das Ministerium für Volkswohlfahrt müssen alle Mittel ausgenußt werden, und wir eiwarten von dem jeßigen Finanzminister, baß er keine Schwierigkeiten machen wird. Dem Leitec der Medizinal- abteilung muß der Charakter des Unterstaatssekretàärs verltehen werden, um das Amt zu heben, und den Wünschen der Aerzteschaft muß schon im näGsten Ciat Rechnung getragen werdeu. Die Aerzte werden die Bestrebungen des Ministeriums für Voltewohlfahrt im neuzeitigen Geiste unterstüßen. Aber es bedarf auch ciner besseren Fortbildung der Medlziner, namentliÞ in hvgienischer Öinficht,. Die Ausbreitung der Tuberkulose erfüllt uns mit s{chwerer Sorge. Es ist ja nit mögli, au nur einen wesentlichen Bruchtcil der Kranken in den Kranke: häusern und Hetlstättèn unterzubringen. Das Friedmannsche Tuverkulosemitiel, -. für das b Herr Dr, Faßbender, wenn auch in vorsichtiger Form ein- seßte, bedarf noó dec gründlihiten objeftiven Prüfung. Ich er- inneie daran, daß ver jeßige Minister Haenisch sjih 1917 als Abgeordneter chaif gegen dieses Mittel ausge]prechen hat Den Hebammen muß man auf irgend eine Art die Beamteneigenschaft beilegen, und wir müssen volle Gewähr dafür bekommen, daß uur tüchtig vorgebildete Frauen mit diesem wichtigen Amte betraut werden. Auch das Haltekindcrwesen s{hreit nah Abhilfe. Man bvarf damit nicht auf das Vorgehen des Reiches warten.

Minister fär Volkswohlfahrtépflege Stegerwald: Meine Damen und Herren! Jch habe mih sowohl über die Art, wie ih das Wohlfaßrtsministerium zu führen getenke, wie über die Auf- gaben, die ihm in erfter Linie zuzuwcisen sfied, im Mai verbreitet. In der Zwiswenzeit konnte abschließende Arbeit auf den verschiedensten Gebieten nicht geleistet werden aus Guünten, auf die ih glei zu sprechen komme, #5 daß wir uns n obl begnügen müssen, bis zu der nächsten Etatbera‘ung auf die Elnzelbeiten zurück;ukommen.

Daun sind eine Anzahl Svezialfragen erörtert worden, auf die meine Herren Mitarbeiter im späteren Veilauf der Diskussion ant- woiten werden. Die An!egungen, die im Verlauf der heutigen und der morgigen Debalie gebracht werd2n, werden scitens des Wohl- fahrtêmiristerium3 geprüft weren, Den Ausführungen des Hecrn Abg. Schloßf, mann über das Heilbäderwefen stimme ih turhaus zu. Auch dem neuen Hebammengeseß stehen scitens oes Ministerinms Schwierigkeiten niht im Wege. Der Aus\{Guß für Bevölker::ng8- politi? hat f ja bereits mit der An gelegenheit besdäftigt. Sobald er seine Beraturgen abgeschlossen und in bestimmier Form nieder- gel-gt hat, wecden wix von feiten des Ministeriums eine allgemeine Säachverständigenkoufcrenz einberufen, an der Parlamentarkter, Aerzte, Hebammen u}w. teilnehmen sollen. Jin Ans{luß daran wird an die Umarbeitung dieses bereits früher ferttggestellten Geseßentwurfes über das Hebammenwesen herangetreten werten, so daß ich bestimmt glaube, in kurzer Zeit dem Hause diesen Gefeßentwurf vorlegen zu können.

Was das Wobhlfab1tsministerium selbst anlangt, so ist es ja în einer ungünstigen Periode crrichiet worden. (Sehr richtig!) Wir haben es am 25. März angekündizt, als die neue Regierung {ih bileete, und am 7. Mai hat das Staatsministerium grund{äßlih und auch binsihtlich des Äufgabenkreises fih {lü gemacht. Dann Tamen bekanntlich cie großen Ercignisse, die mit dem Friedens\{chluß usw. zusammenßän_.en. So konnte damals niht mit der nötigen Sorgfalt an den Ausbau des Ministeriums herangetreten werden.

Dazu kam dann noch, daß der preußische Staat am meisten dur den unglöŒeligen Au3zang des Krieges zerschlagen ist, sowohl außenpolliis{, indem er größere Gebietsteile, besonders im Osten, abzutreten bat, wie auch innerpolitisch, indem sein ganzes" Finanz- wesen ftr durcheinandergeßracht ist, insbefondere vu'ch die ver- änderten Verhsöltnisse auf dem Gebicte des Eisenbahnwoesens, Fa

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