1897 / 103 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 03 May 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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RNüdesheimer Bezirksfiraße im Ei e von Geisenheim anu- zuerkennen und die Kosten der Verbreiterung, soweit fie niht der Gemeinde Geisenheim aen, in den naten Etat einzustellen, dem mit der nde Niederlahnfstein wegen Uebernahme des Eigenthums und der Unterhaltung einer Stre der Wiesbaden - Ems - Koblenzer Bezirks- ftraße vereinbarten Vertrage die Genchmigung zu er-

eilen und das Gesuch des Gemeindevorstandes zu

emberg um Gewährung eines Zuschusses zu den Kosten der Ausführung von Gemeindewegebauten dem Landesauss{huß zur Prüfung und Beschlußfassung zu überweisen. Zu den Berichten der Finanzkommission wurde beschlossen: erstens die in den Kapiteln X und XT des Ausgabe - Etats- entwurfs aufgeführten Beträge zu bewilligen, zweitens den Landes-Ausshuß zu ersuhen, dem Sitimtno l Lonis tage Normativbestimmungen für die Gewährung von Zu- schüssen an landwirthschaftliche Schulen bei seiner nächsten Tagung vorzulegen und drittens: dahin zu wirkeri, daß den Gemeinden die Möglichkeit gegeben werde, durch Ortsstatut den Besuh der landwirthschaftlihen Fortbildungsshulen auf dem Lande seitens der aus der Elementarschule entlassenen jungen Leute in ähnliher Weise anzuordnen, wie dies bezüglih der gewerblihen Fortbildungsshulen geschehen ift. Die dem Magistrat zu Jostein für die Baugewerkschule daselbst bisher bewilligte Beihilfe wurde weiter ge- währt, der historishen Kommission für Nassau vorläufig ein Geldbeitrag von 1000 für ihre wissenschaft- lihen Unternehmungen bewilligt und zu der bevor- stehenden landwirthschaftlihen Ausstellung der Bienenwirthe am hiesigen Orte ein Zushuß von 300 # gewährt. Das Gesuch der Beamten der Landes-Direktion um Erhöhung der Wittwen-Pension, die Eingabe von Bezirksbeamten um anderweite Regelung ihrer Besoldungsverhältnisse und die Eingabe mehrerer Bureau - Assistenten der Landes- Direktion um Beförderung zu Sekretären wurden dem Landes-Ausshuß mit dem Auftrag überwiesen, die Be- soldungsverhältnisse der Bezirksbeamten zu prüfen und je nah dem Ergebniß der Prüfung dem Kommunal-Landtage cine Vorlage zu machen. Die bis jezt von der Finanzkommission vorberathenen Spezial-Etats des Bezirks- verbandes wurden sämmtlih genehmigt. Alsdann wurden die bisherigen drei Beiräthe zur Landesbank- Direktion wieder- gewählt, ebenso auch zwei Stellvertreter; für den dritten, ver- storbenen Stellvertreter wurde der Banquier Arthur Andreae zu Frankfurt a. M. gewählt.

Württemberg.

Jhre Majestäten die Königin und die Königin- Regentin der Niederlande find mit Jhrer Durchlaucht der Prinzessin Elisabeth zu Waldeck und Pyrmont am Freitag Abend zum Besuch der Königlichen Familie in Stuttgart eingetroffen.

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaifer und der Erzherzog Otto sind am Sonn- abend Nachmittag aus St. Petersburg wieder in Wien ein- getroffen.- Die Kaiserin traf am Sonnabend früh von Territet in Wien ein und hai in der Villa im Lainzer Thiergarten Aufenthalt aenommen. i T

Der König vóñ Serbien ist auf der Reise nah Cetinje vorgestern Nachmittag in Fiume angekommen und begab sich nah Abbazia zum Besuch des Königs und der Königin von Rumänien, bei denen Allerhöchstderselbe zwei Stunden verweilte.

Der Minister - Präsident Graf Badeni hat sich am Sonnabend Abend nach Budapest begeben und wird morgen von dort nah Wien zurückehren.

Die ungarische Quotendeputation hielt vorgestern Abend in Budapest eine Sißung ab, welcher die Minister Baron Ban ffy und Dr. von Lufacs beiwohnten. Es wurde beschlossen, an den Grundsäßen festzuhalten, welche von der von dem lezten Reichstage gewählten Quoten- deputation in den Botschaften an die österreichische Quotendeputation dargelegt worden sind. Sodann wurde ein Subcomiié gewählt, welches mit dem Subcomité der öster- reichishen Quotendeputation mündlich berathen soll. Zum Präsidenten des Subcomités wurde Szell, zum Referenten Falk gewählt. Außerdem gehören demselben Hegedues, Horanszky, Anton Lukacs, Matlekovics und Ko- loman Tisza an. Die österreihishe Quoten- deputation trat gestern Vormittag in Budapest zu einer Sißung zusammen, welher auch der Minister- Präsident Graf Badeni und der Finanz - Minister Dr. von Bilinsfi beiwohnten. Auf der Tagesordnung stand die Wahl eines Subcomités behufs Aufnahme der münd- lichen Unterhandlungen mit der ungarishen Quotendeputation. Gewählt wurden Graf Schoenborn, von Jaworsfi, Beer, Dumba, Fort, Menger und Graf Zedtwiß. Die Ge- nannten begaben sich nach der Sißung in das ungarische Unter- haus, wo um 12 Uhr die Subcomités beider Quotendeputationen zusammentraten. Graf Schocnborn und Koloman Szell führten den Vorsitz. Die Erörterung dauerte bis 3 Uhr Nach- mitiags, worauf die Fortsezung derselben auf heute Nach- mittag 5 Uhr anberaumt wurde. Die ungarische Quotendeputation wurde für heute Vormittag 11 Uhr zu einer Plenarfißzung einberufen. Die österreihischeQuo- tendeputation trat geftern um 4 Uhr Nachmittags zu einer Plenarfizung zusammen, welher auch der Minister-Präfident Graf Badeni und der Finanz-Minister Dr. von Bilinski bei- wohnten. Die Berathung währte bis 7 Uhr Abends.

Gestern fand in Reichenberg (Böhmen) der Partei- tag der deutshen Volkspartei unter Betheiligung von Abgeordneten aus allen Kronländern ftatt. Es wurde eine mit allen parlamentarischen Mitteln durchzuführende Be- kämpfung der Sprachenverordnung und die Entsendung einer Abordnung an den Kaiser beschlossen.

Frankrei. Der radikal -sozialiftishe Deputirie Vuillo d ift geîtern im Jura-Departement zum Senator gewählt worden.

Nufß:land.

Die Prinzessin Heinrich von Preußen ift, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend in Zarskoje-Sjselo ein- getroffen und daselbst von dem Kaiser, der Kaiserin und dem Großfürsten Paul, sowie von den Mitgliedern der cutschen Botschaft empfanaen worden.

Das Wiener „Telegr.-Korresp.-Bureau“ erfährt aus Konstantinopel vom 1. d. M., der Sultan habe am tag dem rumänischen Gesandten Djuvara für die korrekte i s Rumäniens während des Konflikts mit Griechenland einen Dank ausgesprochen. Die Nachricht von der Uebersendung der identishen Noten des ircalen urawjew und des Gcrafen Goluchowsfi an die vier Balkanstaaten habe im Yildiz-Palast sehr befriedigt. Die Noten würden als Beweis für die auf Erhaltung der Integrität der Türkei gerichteten Bestrebungen der Kaiser- mächte angesehen. Die Frage bezüglich der einstweiligen Ver- leihung des Schußes und der Kapitulationsrechte an die Griechen seitens der drei Mächte sei noch nicht geregelt; troß- dem erfolge die Fortsezung der Abstempelung der Schußscheine für die Griehen dur das französishe Konsulat.

Nach einer Depesche Edhem Paschas hat am Freitag Abend eine Stunde Weges vor Velestino ein Kampf statt- gefunden, welher während der Nacht unterbrohen, am Sonn- abend früh jedoch wieder aufgenommen wurde. Drei Be- festigungen und vier Schüßengräben seien genommen worden. Die Griechen hätten fih in eine Stellung bei einem westlich von Velestino gelegenen Dorfe zurückgezogen; dies Dorf sei von einem Redifbataillon beseßt worden. Haki Pascha sei mit 10 Bataillonen und zwei reitenden Batterien nach Velestino E

us Pharsala wird der „Times“ vom 2. d. M. ge- meldet, daß dort 30000 Mann griechisher Truppen mit 60 Geschüßen ständen. Die Türken rückten wahrscheinlich von Trikfala aus vor; die Griechen, deren Stellung \hwach sei, blieben unthätig.

Eine in Konstantinopel eingetroffene Depesche des Kom- mandanten der türkishen Truppen in Epirus vom Freitag meldet: Ein Evzonen-Bataillon und zwei Baiterien, welche infolge eines Angriffs von türkischer Seite Kara- vanserai (?) verließen, traten den Rückzug gegen Kumuzades an und ließen auf ihrem Wege ein Geshüß zurück. Die Hohen, welhe den Paß von Kumuzades beherrschen, wurden von den Türken beseßt. Eine vorausgeshickte Reko- gnoscierungs-Abtheilung traf niht auf den Feind. Ein grie- chishes Bataillon, welhes mit drei Geschüßen gegenüber Jstlos an der Straße nah Luros erschien, alie infolge der aas der Griechen bei Karavanserai ebenfalls zurück- gehen.

Aus Konstantinopel vom gestrigen Tage meldet das Wiener „Telegr. - Korresp. - Bureau“, Saad Eddin Pascha sei mit 8000 Mann auserwählter Truppen, von Monastir kommend, in Janina eingetroffen. Die Pforte hoffe, durch Eingreifen frisher Truppen die Griechen baldigst aus Epirus hinaus zu drängen und sodann offensiv vorzugehen.

Die „Agence Havas“ berichtet aus Athen, daß, nach cinem

Telegramm aus Kravasara vom 1. d. M., die Landbevölke- rung in unbeschreibliher Ecregung nah Arta geflohen sei. Sämmtliche Läden daselbst seien geschlossen. Jn militärischen Kreisen werde die Frage des Rückzuges erwogen. Nach einem anderen Telegramm sehe man Feuer in der Richtung auf Philippiada aufsteigen. Die Türken hätten die Brücke über den Luros beseßt. __ Dem „Daily Telegraph“ wird aus Athen gemeldet, dort eingegangenen Nachrichten zufolge sei auf Mytilene ein Nufstand zu Gunsten Griechenlands aus3gebrochen; die griehishe Flotte werde sih unverzüglih dorthin begeben.

Griechenland.

Jn der vorgestrigen Sizung der Deputirtenkammer erklärte, wie „W. T. B.“ meldet, der Minister-Präfident Ralli: Die erste Sorge der Regierung werde die Reor- ganisation des Heeres sein, ohne die] weder der Krieg fort- geseßt, noch ein ehrenvoller Friede herbeigeführt werden fönne. Glüdlicherweise bewahre die Armee, die eines besseren Schick- sals würdig sei, ihren Muth; man könne sih vertrauensvoll auf dieselbe verlassen. Er, der Minister-Präsident, appelliere an die Deputirtenkammer und an die Nation. Die Regierung verlange, daß die Kammer sich mit einer Unterbrehung ihrer Tagung einverstanden erkläre. Delyannis sagte, es sei nicht nöthig, daß die Kammer ihre Ansicht durch eine besondere Ab- stimmung kundgebe: gegen die Unterbrehung der Tagung der Kammer werde von niemand Einspruch erhoben werden. Seine Partei werde das neue Kabinet voll und ganz unterstüßen, solange die Türken auch nur das kleinste Stückchen des Vaterlandes beseßt hielten; die erfte Sorge sei, den Feind aus dem Lande zu vertreiben. Die Prinzen müßten vom Kriegsshauplaß ab- berufen werden, der Kronprinz sei zu ermüdet. Papamicha- lopulo sprach sein Erstaunen über die Unthätigfkeit der Flotte aus. Der Minister-Präsident Ra lli bemerkte, alle Naqhrihten über den Sieg der Griechen bei Velestino am 30. April bestätigten sih. Der Antrag auf Unterbrehung der Tagung der Depu- tirtenkfammer wurde einstimmig angenommen. Delyannis ging auf Nalli zu und drückte ihm die Hand. Die Sißzung wurde hierauf geschlossen.

Die Gesandten Jtaliens und Oesterreih- Ungarns statteten gestern den Ministern Rall i und Sk uludis Besuche ab.

Bulgarien.

Am Sonnabend früh wurde, wie „W. T. B.“ aus Sofia berihtet, an mehreren Stellen in der Stadt ein revolu- tionär- anarchistischer, in rothen Lettern gedruckter Aufruf angeschlagen. Der Aufcuf, welher die Unterschrift „Macedonisch-sozialistish-revolutionäre Gruppe“ trug, wurde von der Polizei sofort entfernt. Die Person, welhe den Aufruf gedruckt hatte, wurde verhaftet.

Amerika.

Die Staats-Einnahmen der Vereinigten Staaten im Monat April betrugen, dem „W. T. B.“ zufolge, 37 812135 Dollars, die Ausgaben 32072097; im April 1896 hatten die Ausgaben die Einnahmen um 4 704 488 Dollars überstiegen. Die Zolleinnahmen im April d. J. waren doppelt so hoh als diejenigen im April 1896.

Eine der „Times“ aus Montevideo vom 30. v. M. zugegangene Depesche meldet, daß nach Informationen aus amtlihen Quellen die Revolution der Blancos wegen Mangels an Geld und Schießbedarf im Erlöschen begriffen sei. Der Anführer der Blancos Nunez sei mit seinen sämmt- lichen Offizieren von der revolutionären Partei abgefallen und habe ein in heftigster Sprache gehaltenes Manifest gegen das Nevolutionscomité veröffentlicht.

Asien.

Der König von Siam traf, wie das „Reuter'sche Bureau“ meldet, voraeftecrn in Aden ein und schlie am Abend die Weiterreise nah Suez fort.

Afrika.

Wie dic „Agenzia Stefani“ aus Zeila vom 30. v. M.

meldet, theilte der Major Neraz?zini aus Balacca, welhes zwishen Gildessa und Harar licgt, mit, daß er am 283. v. M. von Menelik ein Schreiben er- halten habe, worin es heiße, daß mehrere Jtaliener mit zahlreicher Begleitung das äthiopishe Gebiet auf der Seite der Gallas;nah Baro hin hätten betreten wollen. Da die Häuptlinge der leßteren sih dem widerseßt hätten, sei ein Kampf entstanden, der mit Verlusten auf beiden Seiten geendet habe. Zwei Italiener seien zu Gefangenen gemaht worden. _ Aus Sansibar werden der „Agenzia Stefani“ Einzelheiten über die Bestrafung der an der Niedermeßelung der Expe- dition Cecchi Betheiligten berihtet. Ungefähr 1000 Somalis wurden danach in die Flucht geschlagen, auf seiten der Jtaliener wurden ein Askari getödtet und dreizehn verwundet. Jnden Hütten der Somalis wurden Gegenstände vorgefunden, welche der Ex- pedition Cechi gehört hatten. Die Zerstörung der Dörfer der Schuldigen scheine auf die Somalis großen Eindruck ge- macht zu haben; angesehene Einwohner von Mogdishu und Häuptlinge der benahbarten Stämme hätten sih zu dem italienishen Kommandanten begeben, um ihn zu bezlück- wünschen.

Das „Reuter'she Bureau“ meldet aus Kapstadt, daß der Premier-Minister Sprigg in einer Entgegnung auf den (in der vorgestrigen Nummer d. Bl. mitgetheilten) An- trag Merriman erklärt habe, daß, wenn der Friede mit Transvaal aufrecht erhalten bleiben solle, eine Aussöhnung beider Theile erfolgen müsse. Er werde der britischen Re- gierung rathen, alle Mittel der Diplomatie anzuwenden, bevor ste die Entscheidung durch einen Krieg versuhe. Er hege in- dessen die Zuversicht, daß die freundlichen Beziehungen mit Transvaal würden aufrecht erhalten bleiben.

Aus Cape Coast Castle wird demselben Bureau vom gee Tage gemeldet, daß der Gouverneur beunruhigende Nachrichten aus dem Hinterland der Goldküste erhalten habe. Es scheine fast gewiß zu sein, daß die Expedition unter v des Lieutenanis Henderson, welhe im An- ang vorigen Monats von Samory in Wa an- gegriffen wurde, von einer Katastrophe ereilt worden sei. Beglaubigte Einzelheiten fehlten noch; indeß habe der Gouverneur erTaren, daß Ferguson, ein seit langer Zeit im Kolonialdienst stehender Neger, s{chwer ver- wundet worden sei. Die Lage werde für sehr ernst gehalten. Der Gouverneur sei am Sonnabend nah Accra abgereist. ie war der Führer einer Gesandtschaft, welche mit den äuptlingen des Hinterlandes Verträge abshloß, und wurde von einer starken Bedeckungstruppe begleitet. Die britischen E betrahten Wa als zur britishen Jnteressensphäre gehörig.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (213.) Sißung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der Staats- sekretär des Junnern, Staats - Minister Dr. von Boetticher, der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats-Minister L von Marschall und der Staatssekretär des Reichs- Schagamts Dr. Graf von Posadowsky beiwohnten, ftand folgende Jnterpellation der Abgg. Graf von Kaniß (d. fons.) und Genossen auf der Tagesordnung :

_„Beabsicbtigen die verbündeten Linn angesihts der be-

vorstehenden Erhöhung wichtiger Positionen des Zolltarifs der Nord- amerikanischen Union, insbesondere der vershärften Differenzierung der deutschen Zudckereinfuhr, an dem dur Notenaustausch vom 22. August 1891 getroffenen Uebereinkommen mit den Vereinigten Staaten festzubalten 2?"

Nachdem der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats-Minister Freiherr von Marschall sich bereit erklärt hatte, die Jnterpellation sofort zu beantworten, begründete der Abg. Graf von Kaniß dieselbe in längerer Rede, die bei Schluß des Blattes noch niht beendet war.

Der Schlußbericht über die vorgestrige Sißung des Hauses der Abgeordneten befindet ih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (74.) Sißung des Hauses der Ab- geordneten, welher der Minifter der geistlichen 2. An- gelegenheiten D. Dr. Bosse beiwohnte, wurde die zweite Be- rathung des Etats des Ministeriums der geistlichen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten fort: ge}eßt. i : e

_Bei der Funktionszulage für den Vorsteher der Meßbild- Anstalt für Denkmalaufnahmen regt

Abg. von Riepenhausen (konf.) eine Erweiterunz des Meßbildverfahrens an und erinyert an die Ausführungen der früberen Abgg. Meyer-Arnéwalde und August Reicheniperger. Das pkoto- grammetrische Institut beftebe nunmehr feit 10 Jahren und könne auf gute Leistungen zurückblicken; cs müsse alles gethan werden, um das Inftitut lebentfäßhig zu erhalten. Es follten nicht nur die Baudenkmäler unseres Vaterlandes, sondern in der ganzen Welt, soweit sie künstlerishen Charakter baben, aufgenommen werden. Mit Summen, die in dem ganzen Etat verbältnifimäßig gering scien, ließe sch eine fol&e Erweiterung des Instituts vor- nebmen. Bisher sei nur eine verschwindende Anzahl von Aufnahmen von Baudenkmälern gemacht worden. Der Kultus-Minister möge seinen Einfluß bei dem Finanz-Minifter geltend machen, um die nôthigen Mittel zur Ausgestaltung des Inftituts zu erhalten

Minifter der geistliien 2c. Angelegenheiten D. Dr. Bosse: Im Kultus-Ministerium herrsht das größte Interesse für das Meßbild- verfahren, und die Aufnat men s{reiten in erfreulicher Weise fort; aber es hat sich ncch nicht ein Mann gesunden, der nah dem Tode des Erfinders des Verfahrens, Regierungs- und Geheimen Bauraths Meydenbauer dieses komplizierte Verfahren auch im Wege der Lehr- thäâtigkeit zu- verallgemeinern im stande war. Bis jeßt haben die Mittel des Instituts ausgereiht. Sollte das nicht mehr der Fall cin, so würde ich weitere Mittel bei der Finanzverwaltung beantragen. Wir erkennen den Werth der Sache in jeder Weise an, und es ift nit zu befürten, daß dem Institut L ethan werden könnte.

Abg. Dr. Dittrich (Zentr.) betont aleichfalls die Bedeutung des photcgrammetrischen Verfahrens. L

Aba. Freiberr von Plettenberg-Mehrum (konf.) erklärt, daß seine Freunde sich der Anshauung von dem Werth des Ver- fahrens vollfommen anschließen, daß sie aber bei den sonstigen hohen Anforderungen an den Staatésäckel davon Abstand nehmen, eine bôhere Summe dafür in den Etat einzustellen, zumal sie die bisher eincestellte Summe von 18 000 Æ für genügend halten und es hier heiße: principiis obsta.

Bei den Ausgaben für die evangelischenKonsistorien bringt

Nba: Nickert (fr. Vgg.) die Petitionen aus vier Kirchen- gemeinden in seinen Danziger Wahlkreis zur Sprache, welche si darüber beshroeiten, daß sie gegen ihren Willen nah einem anderen

arri worden seien. Er bitte die ionskommission, die Da Ei L Bali ¡u nehmen, damit die Sache aufgeklärt

Bei den Ausgaben für die Bisthümer und die zu den- selben gehörigen Jnstitute beantragen die i :

Abgg. von der A cht (Zentr.) und Genossen, die Regierung zu elen, eine Erhöhung der Bezüge der Domkapitularien, Dom- vikarien, Diözesanbeamten, Diözesauanstalten und Domkiren in Ausficht zu nehmen Und bebufs Feststellung des Bedarfs mit den fatholishen Bischöfen in V-rbindung zu treten.

Abg. Dr. Porsch (Zentr.) bittet, entgegen dem ablehnenden Beschluß der Budgetkommission, um Annahme tes Antrags. Die Bezüge der Geistlichen seien sowohl - in der fkatbolishen, wie in der evangelisden Kirhe zu gering. weifellos sei das Bedürfniß einer Erhöhung für die omgeistliGen und Beamten vorhanden, deren Vorbildung ibrem Range nit entspreche. Die Gehälter der geistlihen Beamten dürften von der allgemeinen Beamtenaufbesserung niht ausgeshlossen werden, und wenn man die Gehälter der evangelishen Geistlichen erhöbe, müsse man auch die fatholishen bedenken; die Gebälier der Domgeistlichen seien im Jabre 1821 fesigeseut, seit welcher Zeit der Werth des Geldes ge- funken fei, während die Anforderungen an die Lebenshaltung ge- stiegen feien. Redner will dahingestellt scin lassen, ob eine Ver- pflihtang des Staates hier vorliegt, aber jedenfalis stehe feft, daß die Abmachungen der Bulle „de salute animarum“ nit erfüllt seien. Wenn man ftaatlicherseits die Bulle korrekt, d. h. na dem Wortlaut ausgeführt hätte, ständen die Domgeistlichen günstiger da. Bei der Säkularisation sei den Geistlichen eine reihlihe Dotierung zugesagt worden. Allein für die Diözese Breslau habe man berehnet, daß der Staat aus der Säkularisation 4 496 662 Thaler jährlich e wonnen habe, selbst nah Abzug dessen, was der Staat aus dem fäfu- Jarisierten Vermögen für die Dotierung der Geistlichen angeseßt habe. Der verstorbene Dompropst Kaiser in Breslau habe wiederholt erzählt, daß bei der Säfularisation der Staat den Breslauer Domberren 2000 Tblr. jährli habe geben wollen, daß aber die Domkherren felbst wegen der bedrängten Lage des Vaterlandes davon 1000 Thlr. auf dem Tische des Vaterlandes geopfert hätten. Die Regierung möge in den Akten nahsucen, ob dicfe Eczählung begründet sei. Redner zitiert als ferneres Zeugniß dafür das Buch eines evangelisen Geist- lichen aus der Zeit der Säfularisation : „Denkwürdigkeiten Schlesiens“.

(Schluß des Blattes.)

werden könne.

Arbeiterbewegung.

Der sogenannte „Arbeiter-Feiertag“ der Sozialdemokraten am 1. Mai ift au in diesem Jahre, soweit Nachrichten vorliegen, überall ohne Stêrung verlaufen. Jn den großen deutshen Städten scheint die Betheiligung der Arbeiter zumeist geringer gewesen zu fein als in den Vorjahren. Hier in Berlin war nah den Mittheilungen der Blätter von der bedingt geplanten Arbeitsrube fast nichts zu \spüren. Aus Breslau und Dresden wird der „Köln. Ztg.“, aus Mainz der «Frlf. Ztg.* Aehnliches gzmeldet. i : Í

us Kiel wird der „Köln. Zta.“ telegrapbiert: Da die Arbeit- geber des Tischlergewerbes gestern die Verhandlungen vor dem Gewerbegeriht abbrachen, ‘beschloß eine Versammlung der Aus- ftändigen, für den Fall, daß die Meister bis heute die Forderungen nit bewilligt bätten, eincn allgemeinen Autstand zu erklären und die Forderungen zu erhöhen. (Vgl. Nr. 97 d. Bl.)

In Bremen i|st nah der „Weser-Ztg.* der Ausstand der Arbeiterinnen der Iute-Spinnerei und Weberei Bremen durch Verniittelung des Ginigungsamts des Gewerbegerihts beendet worden. Die Forderungen wurden zum theil bewilligt. (Vgl. Nr. 101 d. Bl.) S

Hier in Berlin ist die Lohnbewegung der Shriftgießer durch einen Vergleih zwisben den Arbeitgebern und Arbeitern bei- gelegt worden. (Vgl. Nr. 92 d. Bl.)

Kunst und Wissenschaft.

Am Sonnabend wurde, wie {hon kurz mitgetheilt, die Große Berliner Kunstausstellung 1897 im Landes-Ausstellungspark durch einen Festakt in der Kuppelhalle, welche mit einer Büste Seiner Majestät des Kaisers ausges{mückt war, eröffnet. Ergänzend bezw.

berihtigend ift noch hinzuzufügen, daß zunächst der Ee der

Auéstelungëkommission, Professor Ernst Koerner einen kurzen Bericht über die Ausftellung, die in diefem Jahre im wesentlihen nur Werke

Berliner und Düsseldorfer Künstler enthalte, erstattete, worauf im Auf-

trage des durch die Verhandlungen im Abgeordnetenhause bebinderten Ministers der geistlichen 2c. Angelegenheiten der General-Direktor der Königlicken Museen, Wirkliche Geheime Ober-Regierungs-Rath Dr. Schône die Eröffnungsrede bielt und mit einem Hoh auf Seine Majestät den Kaiser und König als dem Schirmherrn und Beschügzer der Künste die Ausstellung für eröffnet erklärte. Alsdann erfolgte der üblihe Rundgang. Etwa um 2 Uhr fanden si darauf die Künftler und eine Anzahl Ehrengäste in dem großen Restaurations- Pavillon zu einem Festmahl ein. An der Ehrentafel batten der General-Direktor der Königlihen Museen, Wirkliche Geheime Ober- Regierungs-Rath Dr. Schöne und der Ehren-Präsident der Akademie Prie ies Karl Becker zur Seite des Vorsitzenden der Ausftellungs- ommission, Professors Ernft Koerner Plaß genommen; ferner saßen an derselben unter Anderen die Wirklichen Geheimen Räthe, Pro- For Adolf Menzel und Graf ‘von Harrach, der Ober-Bürgermeifter Zelle und der Stadtverordneten - Vorsteher Dr. Langerhans. Weitere fünf Tafeln waren von den übrigen Festtheilnehmern dicht besezt. Die Reihe der Trinksprüche eröffnete General-Direktor Dr. Schöne mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser; Professor Ernst Koerner gedachte in seiner Nede des Staats-Minifters Dr. Bosse und leerte sein Glas auf das Wobl des mit feiner Vertretung beauftragten General-Direktors Dr. Schöne. Pro- fessor Müller gedachte der deutschen Kunst und der deutschen Künstler, Maler Hausmann der Ausftellungskommission, Professor Beker der Stadt Berlin, Stadtverordneten - Vorsteher Dr. Langerhans der Ber- lier Künstler. Weitere Reden hielten noch die Maler Dielit, Graf pon Harrah und zum Schluß der Wirklilße Geheime Rath, Professor Adolf Menzel. Von 5 Uhr ab wurde der Ausftellungspark dem Publikum eröffnet.

Dem Königlihen Museum für Naturkunde ifff am

13. Januar d. I. eine dritte Sendung konservierter Thiere von dem Leiter der wissenschaftlihen Station in Neupommern, Professor Dr. Dahl, zugegangen. Die Sendung enthielt: 22 Sâäugethier-Skelette, Bälge und Schädel, 3 N eine Anzahl Vogeleier und Nefter, 48 Reptilien und Amphibien und 1 Glas mit Sthildkrötenciern, 176 Fishe, mehrere Hundert Gläser mit Insekten, mehrere Kästen mit trockenen JIasekten, 51 Gläser mit Krebsen, 80 Arten Land- und Meeresmollusken, 74 Gläser mit Würmern, 15 Seewalzen und See-Igel, 30 Schwämme, je 1 Aftinie und 1 Foraminifere. Die Konservierung der Thiere war ddt t g Der wissenschaftlihe Werth der Sammlunz ist be- deuiend. e Stücke sind mit genauen Fundortsangaben und viele mit biologischen Bemerkungen versehen. Eine große Anzahl der ge- ammelten Thiere wac vorher in jenem Gebtet noch nicht ge- nden worden. Ferner gingen am 3. März von Pro-

fessor Dahl als vierte Sendung ein: 9 Säugethiere in Alkohol, 39 Vogelbälge nebst einer großen Anzahl Vogel- nester und Etern, §0 Nevtilien und Amphibien, eine Anzahl Fische, 21 große und 197 Röhrengläser mit Insekten, Myriopoden und rauben, 488 genadelte Insekten, 155 Insekten in Düten und Rollen, 37 große Gläser und 8 Röhrengläser mit Krebsen ferner eine größere Anzahl von Mobusken, Würmern, Echinodermen, Coelenteraten

und en. Die Konservierung war auc bei diefer Sendung gut. Der wissenschaftlide Werth war derselbe, wie der der vorhergehenden Send s

Wer „Verein des Museums für deutsche Volks5- traten und Erzeugnisse des Haus8gewerbes“ bielt geftern unter dem Vorsiy der Herren Geheimer Regierungs-Rath Profeffor Dr. Schwary und Geheimer Medizinal - Rath Professor Rud. Virchow im Hörsaal der alten Gewerbe-Akademie, lofterstraße 36, in welher das Museum sich befindet, seine Generalversammlung ab, in der nach Vorlegung des gedruckten Jahresberichts mitgetheilt werden konnte, daß die umfangreihe Neuaufnahme der gesammten Bestände nunmehr zum Abschluß gebracht ist. Die Stammsammlung befteht aus intgesammt 5501 Nummern. Darunter befinden sich 142 ganze Traten, von denen jedoch nur §9 ausgestellt sind, während 73 noch eingepackt liegen. Auf die einzelnen deutschen Länder und Landestbeile vertheilen si di? Objekte, wie folgt: Bayern 1152, Pommern 765, Elsaß 689, Brandenburg 603, Ostpreußen 490, Schleswig- Holstein 435, Baden 312, Hefsen-Nafsau 174, Braunschweig 135, Hannover 93, Provinz Sachsen 73, Westfalen 62, am- burg 57, Pommern 59. Die übrigen deutschen Landestheile sind durch cine kleinere Zahl von Gegenständen vertreten; garnicht vertreten sind nur Westpreußen, Waldeck und Lübeck. Unter den außerdeutfchen Ländern stehen voran die Schweiz mit 146 und Oesterreich mit 63 Gegenständen. Zu der Elmiiaianilan kommen noh hinzu : die Sammlung des Professors Virhow mit 70 Gegenftänden, 134 Gegen- ftände, die aus dem Kunstgewerbe-Museum überwiesen und finischen und slavischen Ursprungs find, ferner die dem Museum nicht eigen- tbümlih gehörige deuts{-ethnographishe Sammlung der Chicagoer Weltausftellung mit 1104 Nummern und endlich die Bibliothek mit 72 Nummen, sodaß die t Bestände 6881 Nummern umfassen. Die gelegentlih einer Londoner Ausstellung zusammengebrahte Dr. Fahn?sche Sammlung, die bisher auch im Museum ausgestellt war, ift nah Vebersiedelung des Dr. Jahn nah London herausgenommen worden. Der Verein ift jeßt bemüht, Mittel zum Erwerb der Chicago-Sammlung zusammenzubringen. Das Interesse für das Museum foll dur zeit- weilige Publikationen und Versammlungen zu heben gesucht werden. Anh die Frage der Beschaffung neuer Räume bedarf der Erwägung. Nah Wiederwahl des Vorstandes legte Fabrikant Sökeland neue Erwerbungen des Museums vor. Darunter befinden ih eine Kellektion von Apparaten zur Slahsbereitung, zine Darstellung der Fabrikation der Holzshube, wie sie in Westfalen als Winterarbeit betrieben wird, und das Modell eines ländlichen Zichorienfabrikations-Betriebes, wie er im Kreise Tecklenburg gleihfalls als Wintergewerbe gehandhabt wird. An den Vortrag {loß sich ein Rundgang durch das Museum.

Für die VII. Internationale Kunstausstellung zu München 1897 fungieren als Aufnahmejury der Sezession nach- folgende Herren der Vorstandschaft derselben: die Maler Ludwig Dill, Professor, Erster Präsident; Hugo Freiherr von Habermann, Professor und Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste, Zweiter Prä- fident; P. W. Keller-Reutlingen, Erster Schriftführer; Arthur Lang- bammer, Zweiter Schriftsührer; Hubert von Heyden; Albert Keller, Frofesser und Ekrenmitglied der Akademie; Christian Landenberger ;

ranz Stuck, Akademie-Professor; Friy Ritter von Uhde, Profesor und Ehrenmitglied der Akademie; Heinrih Zügel, Akademie-Profe}jor und Ehrenmitglied der Akademie; der Bildhauer Josef Floßmann; ferner als Ersaß: die Maler Theodor Hummel, Hugo König, Pro- fessor, und Wilbelm Volz. y

In der neuen Glyptotbek zu Kopenhagen ift vorgeftern die internationale Kunstausftellung in Anwesenheit der ganzen Königlichen Familie feierli eröffnet worden.

Land- und Forstwirthschaft.

Die obers(chlesishen Nothstands-Meliorationen des Jahres 1896.

_Im Jahre 1896 wurden in Oberschlesien die Anlagen von 12 Ent- wäfserungs-Genofsenshaften (gegen 14 im Vorjabre) mit einem Ge- fammtflächeninhalt von rund 2511 ha (gegen 2169 ha im Vorjahre) abgenommen. Für eine wettere Genoffenschaft (40,3892 ha) wird die DOS zur Zeit revidiert, die Anlagen sollen demnächst abgenommen werden. Bet 13 Genoffenschaften sind die Ausführungs8arbeiten zwar beendet, die Abrechnungen aber noch nit eingereiht (Flächeninhalt 2182 ha). In der Ausführung begriffen find die Anlagen bei 11 Ent- wässerun gs- Genossenschaften undeinerEnt- und Bewässerungs- Genossenschaft (1860 ha), während die Vorbereitungen zur Ausführung bei einer Sa eru g Ba (100 ha) getroffen find. Gebildet wurden zwei folher Genossenschaften mit einem Flächen- inhalt von etwa 510 ha. In der Bildung begriffen find fünf Ent- wässerungs-: Genossenschaften. Außerdem find drei Anträge auf Bildung von Wiesen - Meliorations - Genofsenschasten einge- gangen, welche Projekte zur Zeit revidiert werden. Weitere Projefte siand in der Vorbereitung begriffen. Zwei Flußregulierungs- projekte, von deren Durhführung eine erhebliche Verbesserung der anliegenden Wiesen zu erwarten ift, find von den Bea ge- nehmigt worden; die Statuten für die zu bildenden Genoffenschaften follen nunmehr vorgelegt werden.

Ueber die Erfolge der ausgeführten Meliorationen ist Folgendes zu bemerken:

Die Wirkung der Drainage bei der nafsen Witterung des Sommers 1896 ift recht günftig gewesen. Die Frühjahrsbestellung war auf drainiertem Boden troß der anhaltenden Niedersbläge rechtzeitig möglich, während fie fich auf undrainiertem Boden vielfach überhaupt nicht oder erst gegen Ende Mai ermöglichen ließ. Die Mehrerträge aller Fruchtarten gegen früher sind im Durch- schnitt auf 25 v. H. zu veranshlagen. Bei Kartoffeln stellte h der Prozentsaß infolge der durch die Drainage ab- gewerdeten Kartoffelfäule noch höher. Es liegen viele Fälle vor, wo sich die Mehrerträge auf das Doppelte des früheren Ernteergeb- nisses stellen. Auf den Wiesen zeigten sich ebenfalls günstige Erfolge. Es war sogar ftellenweise ein Mehrertrag von 90 v. H. gegen früher zu verzeichnen. Hervorzuheben ift noh, daß meliorierte Moorflächen, welche bisher fast ertraglos waren, einen Pachterlös von 20 Æ pro Morgen einbrachten.

Die dur die Nothstands - Meliorationen bis jeßt überhaupt erst kulturfähig gewordene Fläche beträgt 61450 ha,

Saatenstand in Süd-Italien.

Die Aussaat in Süd-Italien und Sizilien hat im vorigen Herbst unter fiarkem Regen zu leiden gehabt. Das in den leßten Monaten eingetretene gute Wetter hat dann aber einen fo günstigen Einfluß ausgeübt, daß nunmehr die Getreideernte in threr Gesammtheit zu les vas Hoffnungen berechtigt. Das Gleiche gilt von dzr Frühlings- ausfaat.

Die Blüthe der Obstbäume ift allenthalb:-n glücklih vorüber, und der Wein if weit vorgeschritten.

Verkehrs-Anstalten.

Malmö, 2. Mai. Von den Theilnehmern an Lem gelte der Eröff- nung der neuen Ee Saßni§—Trelleborg waren während des Festmahls in Malmö an Ihre Majestäten den Deutschen Kaiser und den König von Shweden und Norwegen Huldigungs- Telegramme abgesandt worden. Als Antwort ist, wie ,W. T. B.“ meldet, folgende Depeshe Seiner Majestät des Deutschen Kaifers eingegangen: i i

„Den Festtheilnehmern für die Mir zum Ausdruck gebralhte Huldigung Meinen Kaiserlihen Dank. Möge auch diese neue Ver- bindung den friedlihen wie freundschaftlichen Beziehungen der shwe- dischen und deutshen Völker zum Segen gereichen.

Wilhelm, |. R."

Seine Majestät der König von Shweden und Nor- wegen antwortete:

„Jch bin mit lebhaftem Antheil der bedeutsamen Fahrt und dem

Feste gefolgt; ih danke dem Kaiser und der preußischen Regierung,

welche die neue Verb:ndung kräftig gefördert baben; i boffe, daß“ sie fas Ländern einen Nutzen bringen und das gute Verbältniß zwischen beiden Völkern festigen werde. Osfkar.*

London, 1. Mai. (W. T. B.) Union-Linie. D. „Athenian“

ift heute auf der Hzimreise in Southampton anaekommen. : 3. Mai. (W. T. B.) Union-Linie. D. „Gaita“ ifi

am Sonnabend t der Ausreise von Southampton abgegang?n.

Theater und Musik.

Deutsches Theater. 5 E Zum Besten der Genoffenschaft deutscher Diner L wurden geftern in einer Mittagsvorstellung unter dem zusammen- fassenden Titel „Redivivi“ drei längst und allg-mein bekannte einaftige Stücke aufgeführt. Emil Pohl’s sinniges Lustspiel „Thea oder die Sluleettetin? machte den Anfang und verbreitete in der treff- lichen Darstellung, die dem Stück hier zu theil wurde, Behaglich- keit und Frohinn durh das Haus. Herr Sauer als eleganter, leihtlebiger Baron von Wedding, Herr Nissen als an Herz und Körper gleih frisher und kerngesunder Landedelmann und Frau Sandow in der Rolle der geistvollen Baronesse Thea brachten jede Wendung des Dialogs fo trefflich zur Geltung, daß die fröhliche Theilnahme bis zum leßten Wort rege_ blieb. Cine ungemein drastishe Wirkung erzielte die köstliche Operette „Frißchen oder Guten Morgen, Herr Fischer!“ von W. Friedri mit der Musik von E. Stiegmann. Herr Hermann Müller gab den alten shreckhaften Doktor Hippe und Frau Schneider das Dienstmädchen „Gufte“ mit drastisher Charakteristik; besonders entwickelten sie in dem Moment, wo in ihnen die Angst vor einer unfreiwillig vollbrahten, grausigen That aufsteigt, eine ershütternde Komik; beide trugen außerdem thre Coupletverse mit prächtiger Laune vor. Auch die Herren Menzel, als der alte Fisher aus Havelberg und Wr Hanns Fischer als sein Sohn Frißchen trugen das Ibrige zum

elingen der Aufführung bei. Die Darftellung der Sup p ö'shen Operette „Flotte Bursche“ oder „Das Ewig-Männlice*“, wie fie parodistish genannt war, erfordert eigentli geshultere Ge- sangsfräfte, als man unter Schauspielern zu finden pflegt. Troß- dem boten alle Mitwirkenden, besonders Frau Schneider, in einer lustigen Burschenrolle und Herr Thiels{her als Stiefelpußer Fleck reht glüdlihe Leistungen dar. Den größten Erfolg trug aber in dieser Operette Herr Kainz davon, der den alten Geizhals Geier dur eine fast erschreckend bäßlihe Maske und durch eine reie Zahl uralter, aber noch beute zugkräftiger Nuancen charakterifierte.

Lessing-Theater. 0

Das Ferenczy-Ensemble errang am Sonnabend mit dec Auffüh- rung der englischen Operette „Die Geisha* oder „Eine ja- panishe Theehausgeshihhte“ von Owen Hall, zu der Sidney Jones die Musik ge\hrieben hat, einen Erfolg, wie er auf diesem Gebiet seit dem Erscheinen des „Mifado“ kaum wieder da- gewesen ist. Die glücklihe Wirkung beider Operetten entspringt ¿um theil gleihen Ursachen, insofern eine gewisse Verwandtschaft in der Wahl der Handlung und der Oertlichkeit, endl:ch aub in der musi- kalishen Gestaltung und in der Form der Darstellung besteht ; nur tritt in der „Geisha®* die zarte lyrishe Empfindung stärker hervor, als in dem auf eine kräftigere humoriftische Wirkung abgestimmten „Mikado®. Vom Beginn an nimmt die Musik Sidney Jones? durch ihre anmuthige und ftets eigenartige melodische Erfindung für sich ein; jedem Einzel- und Ensemklegesange wird durch irgend eine orginelle Wendung ein lebendiger Netz ver» liehen, der besonders in den Geisha. Liedern von blühender Frische ist. Neben der sanften lyrishen Stimmung ko:nmt in reiher Abwechselung aber auch der Humor in den komishen Nummern, die nah englischer Sonderart den Minstrel-Liedern nachgebildet find, zu seinem Recht. Dieser \timmungtvolle Melodienreiz, der über die beiden ersten Akte vershwenderish ausgebreitet ist der dritte Aft steht musikalish hinter den beiden ersten zurück wird mit fkünstlerishem ACnaN durch eine Instrumentation von ebenso zarter wie ursprüng- icher Klangschönheit noh besonders gehoben. Die Handlung kommt bei der Wirkung dieser Operette sehr wenig in Betracht, ja, es ist eigentlich gar feine Handlung vorhanden. ian wird erheitert und erfrisht durch die einzelnen Episoden, die in Lied und Tanz in die Erscheinung treten. Der Tanz oder eigentlih eine wiegende, ryth- mish-gefällige Bewegung begleitet alle Gesänge, und hierbei ent- wickelten die Hauptdarsteller wie der Chor eine überrashende Anmuth und zuweilen auch eine droliize Gelenkigkeit. Wie die Musik zarte Empfindungen und Frobhsinn weckt, so wird das Auge erfreut dur die Schönheit der Bewegung, den phan- tastishen Netz des Fächerspiels, den Glanz der wogenden Gewänder, die sich in blumiger Pracht sammt den Blüthen und Bäumen von dem lihten Himmel eines Frühsommertages abheben. Die Operette ist mit Sorgfalt einstudiert worden und ging tadellos von statten. Als Darstellerin der Hauptrolle, der Geisha Mimosa San, führte sich eine junge, fast noch kindlihe Künstlerin, Fräulein Mia Werber, mit

utem Erfolge ein ; sie verkörperte die kleine, shmeichlerische Japanetin inr

Bortrag und in der Bewegung mit reiner Mädchenhaftigkeit und zarter Anmuth. Herr Carl Schulz fang die Partie des englischen Lieutenants Reginald mit Geshmack und Empfindung. Als Wirth des Thee- hauses „Z?hn Tausend Freuden“ entwickelte Herr Sondermann eine staunenswerthe Beweglichkeit der Glieder und eine bemerkenswerthe Geschiklichkeit im Kupletvoctrag. Ja kleineren Rollen traten noch die Damen Erich (Molly Seamore) und Délma (Juliette) sowie Herr Ander (Marquis Imari) hervor. Die Zuhörer nahmen, in günstigster Stimmung, das Werk mit stürmishem Beifall auf. N

Im Königlichen Opernhause wird morgen Bizet'3 Oper „Carmen“ gegeben. Den Don José singt der Königlihe Kammersänger Herr Emil Göze als Gast. Musik-Direktor Steinmann dirigiert.

__Im Königlichen Schausptelbause gelangt morgen Karl Niemann’s Lustspiel „Wie die Alten sungen“ in der bekannten Beseßung zur Aufführvng.

Im Theater Unter den Linden konnte geftern die Erst- aufführung ‘der neuen Operette „Der Wunderknabe* von C. von Taund wegen eines Unfalls, der die Darstellerin der Hauptrolle bei der Generalprobe betroffen hatte, niht staitfinden. Es gelangte daher die Strauß'she Operette „Die Fledermaus“ zur Aufführung.

In der Marienkirche wird Herr Organist Bernhard Irrgang am Mittwoch, den 5. Mai, Mittags 12 Uhr, Orgel-Kompositionen von Bach, Rheinberger, Widor und Dienel spielen. Fräulein Emmy Haberlandt und Fräulein Agnes Friedrihowicz bieten Gesangs- und Herr Carl Séher Violinvorträge. Der Eintritt ist frei.

Mannigfaitiges.

| Eine Sigung der Stadtverordneten-Versammlung findet, wie die „Nat.-Ztg.“ mittheilt, in dieser Woche nicht statt.

__ Heft 1 der „Mittheilungen und Schriften de3 Aus- shutses für deutshe Nationalfeste*“ ist soeben bei Olden- bourg in Münen erschienen. Dasselbe enthält in gediegener und voruehmer Ausstattung die „Grundlegenden Verhandlungen in Berlin am 31. Januar 1897“ und bietet in der Darstellung wie diese Verhand- lungen sih abgespielt haben, ein Bild dar von den Zwecken und Zielen, die mit der Einrichtung deutscher Nationalfeste verfolgt werden. Die dèutshen Nationalfeste sollen dana ein Mittel bilden zur weiteren Stärkung des Nationalgefübls, zur Kräftigtng der Volksgefundbeit, zur Debut des bürgerlichen Gemeinsinns und zum Ausgleih sozialer Gegensäße. Diese großen Ziele sollen erreiht werden durch die Vorarbeiten zu den in etwa fünfjährigen Zwischenräumen stattfindenden Festen, durch das Vorbild, das sie geben, und dur den Einfluß, den sie hiermit auf das Leben, Denken und Empfinden des Volkes üben. Jnsbesondere sollen dadur auch allerorten die Volksfeste belebt und veredelt sowie die Leibesübungen

im Turnen, Sport und Spiel allmählih zu einer lebendigen Volkssitte

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