1897 / 104 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 04 May 1897 18:00:01 GMT) scan diff

A dad E E N

a T E a 2 A 1 22L s V EMEL s A ME Ls Á S e

den Eindruck, daß Herr Neuert den Dialekt völlig beherrshe, im übrigen aber niht im ftande ‘sei, in das Wesen der Rolle tiefer einzudringen. Dagegen läßt Fräulein Therese von Kroll, welche als Horlacherlies debutierte, das Beste für die Zukunft erboffen, wenn auch an diesem Abend eine gewisse Befangenheit, welche fih darin äußerte, daß die junge Dame zuweilen ihre Säße überhastete und ihr Organ nicht im Dani hielt, die Leistung be- einträchtigte ; ibre zierlihe Erscheinung, ihr munteres Wesen und ihre Natürlichkeit laffen aber vermuthen, daß fie fich in fogenannten Ee E bewähren wird. Unter den bekannten Mitgliedern des Schiller - Theaters zeichnete #s{ sowobl als Regisseur wie als Darsteller des Grillbofer Herr Mar Pategs aus, defsen gedrücktes, von dem Dusterer übel beeinflußtes

sen er trefflich zur Anshauung brate. Unter den komischen Figuren war der Poltner des Laurence mit der wirkungsvoll vorgetragenen Gesangseinlage ein kleines Kabinetstück; das derbere Wesen Gattin dieses Bauern wurde von Fräulein Detschy geziemend dargeftelt. Das Publikum nahm das Stück und die schau-

spielerischen Leistungen fehr beifällig auf.

Konzerte.

Die diesjährige Konzert-Aufführung des Eichelberg' schen Konservatoriums, das sich seit einer längeren Reihe von Jahren eines ehrenvollen Rufes erfreut, fand am Donnerstag voriger Woche im Saal Bechstein statt und wurde mit zwei gefälligen und melo- diösen Klavierftücken für 8 Hände von H. Hofmann, einer „Novellette“ und einem „Walzer“, eröffnet. Vier Elevinnen des Herrn Ernft Baeker, der in Gemeinschaft mit Herrn Edgar Mun- zinger das Institut leitet, trugen diefe Stücke mit einwandfreier Technik und lebendigem Ausdruck vor. Meist An- erfennenêwerthes boten auch die Solovorträge der Klaviershüler des

n Munzinger, die der Elevinnen der Gesangsklafsen der Frau

allinger, der Gesangsflafsen des Königlihen Musikdireftors Herrn Wegener, des Herrn Seidemann und der Klavierschüler des Herrn C. Ansorge. Ein junger Violinshüler des Herrn Kammer- musikers Hagemeister ließ außerdem eine erfreuliche Begabung für den Vortrag erkennen, bat jedoch in Bezug auf Technik noch forg- fältige Studien zu machen. :

Der letzte Liederabend der Frau Selma Nicklaß-Kempner, welcher am Sonnabend im Saal Bechstein stattfand und wieder Lieder und Märchen von Adalbert von Goldschmidt brahte, war zahlrei besucht. Die Kunst des Gesanges der Vortragenden, welche an dieser Stelle {hon oft gewürdigt worden ist, war den meist wenig originellen Kompositionen sehr günstig, wenn au die hohen Tône der Sängerin mitunter etwas angestrengt klangen. Das Programm entbielt elf Lieder und zwei von den hon neulich besprohenen Prosa-Märchen, „Mittagszauber“ von Fannie Gröger und „Todtenhemdhen“ von Grimm. Die Bes gleitung am Klavier führte der Komponist pverfönlich aus. Das Publikum kargte niht mit Beifallsbezeugungen.

Im Königlichen Opernhause geht morgen zum 9. Male Oskar v. Chelius? Oper „Haschish* in Scene. Hierauf folgt Auber's fomishe Oper „Der Maurer“. Beide Werke werden vom Kavell- meister Dr. Muck geleitet.

Im Königlichen Schauspielhause findet morgen eine Auf- führung von Otto von der Pfordten's Schauspiel „1812* in der be- kannten Beseßung ftatt.

Im Berliner Theater gelangt morgen Nachmittag, 3 Uhr, als Shüler-Vorstellung „König Lear“ mit Max Pobl in der Titel- rolle zur Aufführung. Ueber die Pläße im Parquet und ersten Rang ist seitens der Schulen verfügt worden; für die übrigen Plätze findet der Billetverkauf zu den üblihen Nachmittagspreisen an der Tages- affe statt.

Die Eröffnungs - Vorstellung der Morwiß*shen Oper im Theater des Westens is auf Sonntag, den 6. Juni (den erften Pole rag), angeseßt. Als erste Kapellmeister fungieren die Herren

Ifred Thienemann (Berlin) und Mar Wolfheim (Würzburg- Kissingen). Für erste Heldentenor- Partien if Herr Ludwig Bernhardt vom Hof- Theater in Cobura-Gotha verpflichtet; erster lyrisher und Spieltenor wird Herr Christian Thate aus Königsberg, Tenorbuffo Herr Ernst

ourneß aus Zürich. Erste Baritonpartien fingen die Herren E Fißau und Iosef Fanta aus Breslau, auch kommen dorther die ersten Bâässe Hans Keller (vordem am Hof-Theater zu Dresden) und Ernst George, während der Baßbuffo Herr Hugo Kirchner aus Niga hier- ber zurüdfehrt. Der Letztgenannte und die Herren Thienemann, George, ißzau, Fourneß, sowie der wiederum als Regisseur fungierende Herr hristian Frähmer von Königsberg haben alle bereits früher unter

ict vom 4. Mai, Morgens.

49 R.

zuge. Dichtung

Stationen.

Temperatur in 9 Celsius

Ober-Inspektor

59

Belmullet . [WSW 7|bedeckt Aberdeen SW Zhheiter Christiansund 2\wolfig Kopenhagen . 2\Regen Stockholm . 2iwolkig

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Cork Queens- | Wi... 3/halb bed.

Cherbourg 4\wolkenlkos ! y er. E 1 0K 2\halb bed. i, c ND2 1\wolkenlos |

brd, «A684 N 4 bedeckt winemünde 760 |SSO 2hheiter |

Memel .…. |_762 1\bedeck | Anfang 7x Uhr.

Er 3|Dunst Mee. 4 0E 2halb bed. | Karlsruhe .. | 763 4/halb bed. | Wiesbaden . 762 | 2/halb bed. | 762] 3\wolkig 760 | 2'heiter 759 3'beiter 761 | 1/bedeckt 761 f 2/bedeckt

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Anfang 7F Uhr. Afrikanerin.

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nfang 7 Uhr.

0 No 5er Berliner Theater. Mittwoh: Renaifsance.

Anfang Uhr. Donnerstag: Kaiser Heiurich.

759 stillwolkig | 760 | ftill|wolkenlos

Uebersicht der Witterung.

Während die Depression im Nordwesten an Tiefe abgenommen hat, ist über der Biscayasee ein Maximum erschienen. Eine Theildepression liegt; oftwärts fortshreitend, über Deutschland und hat seit Lesfing

ern Nahmittag in nordwestlihen Gebietstheilen . Ein Thechaus-Geschichte. enfälle verursaht, die fi weiter ostwärts aus- er: ite E ane ere 7 H

breiten dürften. Bei durschnittlich nahezu nor- | Sidney Jones. Deuts von

malen Wärmeverhältnissen ist das Wetter in Deutsch- | Fylius Freund. (Ferenczy-Ensemble.) Anfang 7# Uhr.

d vorwiegend trübe, im Westen veränderlih. cas N Deutsche Seewarte.

Königliche Schauspiele. Mittwoh: Opern- haus. 109. Vorstellung. Haschisch. Oper Rk u Pee: E T AUNE anb

Dr. Muck. Der Maurer. Komishe Oper in 3 Akten von Auber. Text nach dem Französischen vom Freiherrn von Lihhtenstein. In Scene geseßt | Direktion: Sigmund Lautenburg. vom Ober-Regifseur Tetlaff. Dirigent: Kapellmeister | spiel des Herrn Willem Royaards vom Königlich Niederländishen Theater in Amsterdam. Trilby. Hrn J Schauspiel in 4 Akten nach George Maurier und s spiel in 5 Aufzügen von Otto von der Pfordten. | P, Potter, deutsch von Emanuel Lederer. In In Scene gesezt vom Ober-Regifseur Max Grube. | Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Anfang | 9327 ehelidt: Hr. Werner von Bandemer-Gambin

Dr. Muck. Anfang 7# Uhr. ‘Séhauspielhaus. 120. Vorstellung. L812. Schau-

Donnerstag: Opernhaus. 110. Vorstellung. Die

Meyerbeer. Tert von Eugène Scribe, deuts von erd. Gumbert.

Deuisches Theater. Mittwoh: Die ver- sunkene Glocke. Anfang 74 Uhr.

Donnerstag: Frexiwild. Freitag: Die versunkene Glockec. anb

Male: Deborah.

Freitag: Die Geisha. (Ferenczy- n\emble.)

Direktor M in Berlin gewirkt. Das Damenpersonal ift noch richt ganz vollständig.

Im Thalia-Theater geht am Donnerstag, den 6. d. M., „Die schöne Helena“ zum ersten Mal in Scene. Für die Rolle der Helena ift Frau Julie Kovaczy- Karczag zu einem Gaftspiel ge- wonnen worden. Den Paris fingt als Gast Herr Petlusz vom Deut- sen Landestheater in Prag. In Anbetraht der Kosten, die das Gastspiel verursacht, sind die Preise der Logen auf 5 #, die der ersten vier Reihen des quet-Fauteuils auf 4 Æ erhöht worden. Die Preise der übrigen Plätze bleiben unverändert.

Mannigfaltiges.

Die Bataillone des Kaiser Alexander Garde-Grena- dier-Regiments Nr. 1 werden morgen Vormittag von 9 Uhr ab auf dem Tempelhofer Felde bes ichtigt werden.

E E

Das Königliche Polizei-Präsidium macht bekannt, daß die Fu §ß- gängerbrüdcke über den Spandauer Schiffahrtskanal am os behufs Reparaturarbeiten seit geftern bis auf weiteres ge- sperrt ift.

Die große Gartenbau- Ausstellung in Treptow wurde am Sonntag bei einem Eintrittspreis von 1 Æ von etwa 45 000

zahlenden Perfonen besucht.

Bei den gestrigen Rennen in Hoppegarten siegte in dem „Iungfern-Rennen“ des Königlihen Hauptgeftüts Gradiß F. H. „Argwohn“ vom Flageolet aus der Amaranth.

Im fstädtishen Arbeitshause befanden sich am 1. April 38 Familien mit 115 Personen, darunter 20 Säuglinge, und 50 Einzel- personen. Am 1. Mai war der Bestand: 11 Familien mit 30 Personen, darunter 5 Säuglinge, und 48 Einzelpersonen. Das Asyl für nähtlich Obdachlose daselbft benußten im Laufe des Monats April 21 465 Personen, und zwar 20 551 Männer, 914 Frauen. Von diesen Personen wurden 17 dem Krankenhause am Friedrihshain, 48 der Krankenanstalt Moabit, 8 der Charité, 4 der Anftalt Wuhl- garten, 18 der Krankenstation im Obdach überwiesen und 284 (278 M., 6 Fr.) der Polizei vorgeführt.

In der alten „Urania“ (Invalidenstraße) - werden - nunmehr morgen, Mittwob, um 5 Uhr Nachmittags, das Mond-Panorama E die für die Sommersaison neu eingerichteten Sehenswürdigkfeiten eröffnet.

Die von dem Versandgeshäft für Buntdruck-Posikarten von Otto Seiffert, Nachfolger (Berlin W. 8, Friedrichstraße 75), in Auftrag gegebenen Buntdruck- und Weltpostkarten zur Er- inneruna an den verstorbenen Staatssekretär Dr. Heinri von Stephan, welhe in Nr. 86 d. Bl. angekündigt wurden, find nunmehr in vier verschiedenen, gefälligen Ausführungen, mit Postwerthzeihen versehen, erschienen. Zum hundertjährigen Jubiläum des hiesigen Friebrih Wil- bhelms-Gymnasiums, am 7. Mai, hat der Verlag von Emil Scheibel (Friedrihstraße 13) eine Postkarte mit den Ansichten des alten und des neuen Gymnasiums sowie ihrer Direktoren Spilleke, Ranke, Kern und Nöôtel in mehrfahem Buntdruck herstellen laffen. Den ebemaligen Schülern, die zu der Feier nach Berlin kommen, dürfte dieselbe als Erinnerungszeihen zur Versendung an Kameraden willkommen fein.

Breslau, 2. Mai. Unter dem Protektorat Ihrer Durhlauch der Fürstin von Hatzfeldt-Trachenberg findet hier in der Zeit vom 96. Mai bis 20. JFuni d. I. eine „A usftellung für die Pflege des Kindes in Haus und Schule“ statt. Zweck der Ausstellung ist es, ein übersihtlihes Bild jener Erzeugnisse zu schaffen, die ge- eignet sind, auf die körperlihe und acistige _Entwickelung_ des Kindes maßgebenden Einfluß zu üben. Ihre Vorführung, unterstüßt dur populär - wissenschaftlihe Vorträge, die während der Aus- stellung abgehalten werden sollen, verfolgt den Zweck, belehrend zu wirken und die rihtigen Mittel und Wege zu zeigen, wie für das Wobl des Kindes in seinen vershiedenen Lebensaltern mit Erfolg

Theater.

von Axel Delmar.

Brandt. Dirigent: Kapellmeister

74 Uhr. i Donnerstag: Trilby. Oper in 5 Akten von Giacomo

Ballet von Paul Taglioni. | ch 48 Stiftungsfest.

Aufzügen von Leo Ebermann.

nfang 7# Uhr. Donnerêtag :

C. M. Roehr und

Helena“ ges{lofssen.

irkft werden könne. Der Arbeitsausf an defsen Spiye der itäts-Rath Dr. Schneidler ftebt, wendet fi an die Deffen

mit der Bitte, dur allgemeine Betheiligung an der Ausftellung das gev Ziel erreichen zu helfen. Der Ueberschuß der Einnahmen foll ediglih wohlthätigen Zwecken zugewendet werden.

Magdeburg, 3. Mai. In dem Lager des Kurzwaaren-

es chäfts von Pincus, an der Ee der Kaiser- und Hafelbachftrabe Hierselbst, brach im erften Stockwerk beute Abend 8 Uhr Feuer aus, weles fi mit rasender Schnelligkeit über das Treppenbhaus verbreitete. Dasselbe ftand vollständig in Flammen, als das Feuer bemerkt wurde. Die Feuerwehr rettete die Hausbewohner mit Leitern durch die Fenfter. Hierbei verfehlte ein DienstmädYHen die Leiter, ftürzte vom vierten Stockwerk herab und fiel auf den berabsteigenden 12jährigen Sohn des Lehrers Bode und den ebenfalls auf der Leiter stehenden Lehrer Bode. Das Dienstmädchen und der jüngere Bode erlitten, dem „W. T. B.* zufolze, den Tod; der Vater ift {wer verlegt. Das Feuer wurde nah 10 Uhr gelöst.

Pittsburg (Pennsylvanien), 3. Mai. Ein großes Feuer zer- ftôörte das biesige Duquesne-Theater und zablreihe Ge- \chäftshäuser, darunter das große Stoffmagazin von Horne u. Co., bei welchem ein Schaden von über 1 Million Dollars angerichtet wurde. Der gesammte durch die Feuersbrunst entstandene Schaden wird, dem „W. T. B.“ zufolge, auf 3 Millionen Dollars ges{äßt.

Nah Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Bredow bei Stettin, 4. Mai. (W. T. B.) Seine Majestät der Kaiser und König traf heute Mittag, von einer dihtgedrängten Menschenmenge begeistert begrüßt, mit großem Gefolge hier ein und wurde beim Betreten der Werft von dem Präsidenten des Aufsichtsraths des „Vulkan“, Geheimen Kommerzien - Rath Schlutow, den Direktoren des „Vulkan“, ferner von dem Präsidenten des Aufsichtsraths des „Norddeutschen Lloyd“, Geo. Plate und dem Direktor des „Norddeutschen Lloyd“ Dr. Wiegand empfangen. Seine Mazestät schritt die Front der Ehren-Kompagnie ab und begab Sih alsdann auf die am Bug des Schiffes er- rihtete Tribüne, wo Allerhöchstderselbe Sih die Gemahlin des Präsidenten des „Norddeutschen Lloyd“, Frau Geo. Plate, welche den Taufakt an dem ablaufenden Dampfer vollzog, vorstellen ließ. Nach der in Versen gehaltenen Taufrede, in welcher vor Allen des Herrschers gedacht wurde, dessen Namen das ablaufende Schiff tragen soll, des Kaisers Wilhelm des Großen, begab Seine Majestät der Kaiser Sih mit einem Theil des Gefolges, geleitet von den Mitgliedern des Auffichtsraths des „Norddeutshen Lloyd“ und den Herren vom „Vulkan“, nach dem an der Bacbordseite des Dampfers errihteten Pavillon, um von hier aus den Stapel- lauf besser übersehen zu können. Leßterer ging glücklich von statten. Seine Majestät begab Sih nach Beendigung der Feier sofort nah Stettin zurück, um dort bei dem Ober- Präsidenten das Frühstück einzunehmen. Der Doppel- \{hrauben - Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm der Große“, welher das größte Schiff der Welt iff und . nah seiner Fertigstellung wohl auch das s{nellste sein wird, hat Einrichtungen, um als Hilfskreuzer der Kaiserlihen Marine zu dienen. Derselbe wird auf der New-Yorker Linie verkehren und soll die erste Reise nah New-York im September dieses Jahres antreten.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

A. M. Willner.

Oscar von Chelius. Jn Scene gesezgt vom Ober- | Anfang 7# Uhr. : ; C ; Mt Donnerstag: Vaterfreuden. Vorher: Eine Regisseur Tetlaff. Dekorative Einrichtung vom Reisebekannischaft.

Veues Theater. Schiffbauerdamm 43. /%.

j Donnerstag, Abends 8 Uhr: Bauernehre. Schauspielhaus. 121. Vorstellung. Die Athenerin. Der eingebildete Krauke.

Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn- hof Zoologisher Garten.) Mittwoch: Gastspiel des n Gustav Kadelburg. Zwei glü&ckliche Tage.

Gastspiel des Königlih württem-

beraishen Hofshauspielers Herrn August Junkermann x ps i Hans Junkermann vom Berliner

Thalia-Theater. Onkel Bräfig von Friß Reuter. Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Theater Unter den Linden. Bebrenstr. 55/57. Direktion: Julius Frißzshe. Mittwoch: Gastspiel

i j - z ten | des Fräuleins Annie Dirkens vom Theater an der Da Ne R ERS Bam es in Wien. Zum ersten Male: Der Wunder- fuabe. Operette in 3 Akten von Alexander Landes-

berg und Lo Stein. Musik von

Donnerstag: 1. Gastspiel der Frau Julie Kopaczy-

Refidenz-Theaier. Direktion: Sigmund Lauten- | N

avis E, Vaterfreuden. ‘Séwakk in | Karczag. Zum ersten Male: Die shöne Helena. 3 Akten von P. Hirschberger und G. Klitsher. Vorber : Eine Neisebekauntschaft. Schwank in

Operette in 3 Akten von Offenbah. Anfang 7F Uhrs

Familien-Nachrichten. Verlobt: Frl. Arny Pastor mit Hrn. Sec.-Lieut. Otto Witt (Düfseldorf—St. Avold). Anna Freiin von Richthofen mit Hrn. Prem.-Lieut. Hans von Albert (Berlin). Frl. Frieda Cofte mit Hrn. Sec.-Lieut. Mar von Kujawa (Brufen- felde—Oels). Frl. Anne-Marie Limprecht mit Gerichts - Assessor Richard Stheringer (Berlin). Frl. Maria Schneeweiß mit Hrn.

Postdirektor Franz Bartlewêeki (Breslau).

Mittwoch: Gast-

G/Ls mit Frl. Erna von Kleift (Labehn). Hr. Nitter- gutsbesißer und Lieut. d. N. Rudolf Hübner mit Frl. Alice Engel (Nauffe). : Geboren: Ein Sobn: Hrn. Prem.-Lieut. von Roennebeck (Köln - Deuß). Hrn. Landrath Dr. Rofe (S{hroda). Hrn. Prem.-Lieut. F. C- von Reden (Potsdam). Eine Tochter: F: Kammergerihts-Rath Dr. Roedenbeck (Berlin). Gestorben: Hr. Major a. D. Wilhelm von Arnim (Geréwalde). Verw. Fr. Oberst von Maffow, eb. von Sobbe (Frankfurt a. O.) Hr. Wirk- icher Geheimer Rath Rudolph Hake (Charlotten- burg). Hr. Kirchenrath, Pastor D. Danneel

Zißewiß (Stolp t. Pom.) Hr. Negierungs- Baumeister Hans Altgelt (Buenos-Aires). Hr. Rittmeister a. D. Emanuel von Jerin (Gr.-

(Berlin).

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

iti i lin. . von Taund. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin

Acht Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage),

H a - * . 6 des , Thalia-Theater (vorm. Adolph Grnft-Theater). | sowie die Juhaltsangabe zu r. 2. öffent.

Donnerstag: Die Geisha. (Ferenczy-Ensemble.) | »resdenerstraße 72/73. Direktion : W. Hafemann. | lichen Anzeigers (Kommanditg ¿ G H kticn und Aktiengese!l aften) für die Woche Mittwoh: Wegen der Generalprobe zur „Schönen A n Uns E engee o 1 Mai 1897.

zum Deutschen Reichs-Anz

Erste Beilage

Berlin, Dienstag, den 4. Mai

Verichte von deutschen Fruchtmärkten.

(Ludwigslust). Fr. Bertha von Unruh, geb. von

Gräditz). Hr. Justiz-Rath Theodor Soenke

ie: G . Dirigent : Kapellmeister | Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- . Theater. Mittwoh: Die Geisha, gie: Herr Qa M: Derr * | Anftalt Berlin SW., Wilhelmftraße Nr. 32, Donnerstag: Gastspiel des Fräuleins Annie Musik von | Dirkens. Der Wunderknabe.

Qualität

Vers

gering | mittel

(120 kg)

nie- bôh- | nie- bôd- | drigster | ster h drigfter | fter

Ä. M f} | M

Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner Menge

gut kaufte

\ lägliher Schäzung verkanft Doppel- jentner (Preis

unbekannt}

Doppel- zentner

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109 kg

R 1430 | 15,30 | 15 | 16,30 | 16,30 l h | 15,70 | 16,10

E | f | 10,90 E s da —_ |— | 11,39 E ch1 10/90]! 11:00

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Roggen.

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Gerste. 12,60 | 12,60 : 13,70 | 14,60 : |

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Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkauf3werth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durch-

\chrittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen bereWnet.

Ein liegender Stri (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nit vorgekommen ift; ein Punkt (. ) in den leßten fechs Spalten, daß entsprehender Bericht fehlt.

Deutscher Reichstag. 213. Sißgung vom 3. Mai 1897, 1 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht folgende Jnterpellation der Abgg. Graf von Kaniß (d. kons.) und Genossen:

„Beaksihtigen die verbündeten Regierungen angesichts der be- vorstehenden Erböbung wichtiger Positionen des Zolltarifs der Nord- amerifanis@en Union insbesondere der vershärsten Differenzierung der deutshen Zuckereinfuhr, an dem dur Notenaustausch vom 22, August 1891 getroffenen Uebereinkommen mit den Vereinigten Staaten festzuhalten ?*

Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats-Minister Freiherr Marschall von Bieberstein: Ich bin bereit, die Interpellation fofort zu beantworten.

Abg. Graf von Kanißt (d. konf.): Zum dritten Mal werden an dem Zolltarife der Vereinigten Staaten eingehende Aenderungen vor- genommen, welche die Exportfähigkeit der deutschen Industrie be- rühren. Deshalb haben wir geglaubt, diese Frage zur Erörterung ftellen zu müssen, troßdem die Zustimmung des Senats noch ats- steht, um dieselbe in aller Ruhe erörtern zu kênnen. Das ind wir unserer vaterländishen Industrie s{uldig. Die nordamerifanishen Staaten werden als meistbegünstigte Länder behandelt, troßdem ein dandelsvertrag zwischen ihnen und Deutschland niemals bestand. Des- alb müßten die beiderseitigen Zolltarife gleichmäßig scharf sein. Wenn dies nit der Fall ift, wenn das eine Land fehr hohe Zölle hat, dann fann es nit verlangen, daß ihm-“die Einfuhr seiner Waaren ohne weiteres gestattet wird. Die Gleichheit der Tarife war noh vorhanden, als Amerika mit den deutschen Handelehäfen und mit Preußen seinen Handelsvertrag abschloß. Seitdem ift aber der ameri- kanische Tarif streng \{hutzöllnerisch geworden. Der Mac Kinley- Tarif von 1890: griff in rigorofer Weise in die Verbältniffe ein. Die deutshe Ausfuhr nach Amerika betrug 1881 196 Mil- lionen Mark, die amerikanis@e Einfuhr 150 Millionen; es blieb also ei Vortheil für Deutschland von 46 Millionen. 1890 betrug die beutshe Ausfuhr 460, die amerikanische Einfubr nach Deutsch- land 397 Millionen; es blieb also ein Vortheil für Deutichland von 63 Millionen. Dann ging die deutsche Ausfuhr erheblich zurüdck; 1894 auf 271 Millionen, 1895 betrug sie 368 Millionen, während die amerifanisck&e Einfuhr nah Deutschland fich von 150 Millionen im Jahre 1881 auf über 500 Millionen gefteigert hat. Auch Eng- lands Ausfuhr nah Amerika hat erhebli4 abgenommen. Nach den amerifanishen Quellen sind 1894/95 von Amerika nah Europa aus- geführt worden für 628 Millionen Dollars Waaren. Die Einfuhr von Europa betrug 384 Millionen Dollars, oder 244 Millionen Dollars, also fast eine Milliarde Mark, weniger. Die Amerikaner wissen genau, daß sie von der Erhöhung der Zölle eine Vermehrung der Zoll- einnabmen nit zu erwarten haben, wohl aber eine Verminderung der euroväishen Einfuhr durch Verdräagung der europäischen Waaren vom amerikanishen Markte. Namentlich die ameri- kanisde Textilindustrie hat ih erheblich entwidelt, besonders in den Südstaaten, wo die Rohbaumwolle produziert wird. Auch die neueste Dingley-Bill ift nur ein Ausfluß des Bestrebens, den euro- päischen Einfluß fernzuhalten. Auch auf anderem Gebiete wird gegen die Einfuhr vorgegangen. So hat der Präsident der Vereinigten Staaten im Dezember v. J. die Tonnengelder von deutshen Schiffen eingeführt. Eine fernere Rüksichtslosiakeit ift es, daß troß der Saratoga- Konvention ein Zuschlag zum Zuckerzoll erhoben wird. Es giebt keinen deutshen Exvortartikel, welher nit von der Zollerhöhung ge- troffen wäre. Es handelt sich nicht mehr um Schutzolle, sondern

um gänzlihe Beseitigung der europäishen Konkurrenz. Amerika ift |

dur keine Virträze gebunden, wir können niht das Geringste gegen Amerika unternehmen. Wir müffen uns daher die Frage stellen, ob wir bei dem Meistbegünstigungsverhältniß länger verbleiben wolien. Formell sind auch wir berechtigt, das Meiftbegünstigungsverhältniß zu Lösen, denn es ift von amerikanischer Seite verleßt worden; das hat der Staatssekretär von Marschall anerkannt. Wiüi man auf den Vertrag mit Preußen rekurrieren, was ih für unberechtigt halte, so ift dieser Vertrag auf einjährige Kündigung abgeshlefjen, kann alio zum Ablauf gebracht werden. Unser Vertragsótarif würte also Amerika gegenüber niht mehr gelten. Frankrei hat den Amerikanern keineswegs feinen ganzen Minimaltarif zugestanden, fondern nur in Bezug auf einige ganz minderwerthige Artikel. Wir müssen abwarten, welhe Entscheidung über die Dingley- Bill getroffen wird. Gebt aber unjere Ausfuhr na@ Amerika noch weiter zurück, dann glaube id, daß Deutschland sich dagegen wehren muß. Vor zwei Jahren wurde die Berliner Kaufmannschaft aufgefordert vom Handels-Minister, ein Gutachten abzugeben über die Verhinderung der Auébeutung durch die Standard Oil Company. Unter Vorsitz des Herrn Soberrheim wurde eine Untersuchung an-

gestellt, und es wurde festgestellt, daß das amerikanishe Petroleum ver- drängt werden könne, wenn das rufsishe Petroleum in Gebrauch ge- nommen würde; fogar das galizische Petroleum wurde als brauchbar empfoblen. Die Standard Oil Company hat 1895 eine Dividende von 309/6 gezahlt, und 1896 wird sie sih auf 50% stellen. Das ift eine große Ausbeutung des Petroleum verbrauchenden Publikums. Ein weiterer Artikel, den wir Teineswegs aus Amerika zu beziehen brauchen, ist Nobkupfer. Ein differenzierter Zoll auf Petroleum und Kupfer Amerika gegenüber wäre durhaus angebracht, und bezüglih Fleisch, Speck, Schmalz u. \. w. könnten es uns die Amerikaner nicht übel- nehmen, wenn wir die Säße des Dingley-Tarifs ihnen gegenüber anwendeten. In Amerika macht sich das Bestreben geltend, einen fehr boben Zell auf autTändishe NRohbaumwolle einzuführen von 6009/0 des Werthes. Die deutshe Landwirthshaft bat an dieser ganzen Frage ein untergeordnetes Intereffe, denn sie führt nur wenige ihrer Produkte aus, mit Ausnahme des Zuckers, defsen Export jeßt wegen der Untühen in Cuba gestiegen ift. Aber die Landwirthschaft bat nur, núr ein indirektes Interesse an dieser Frage. Hier kommt die Solidarität von Industrie und Landwirtbschaft in Frage, und deshalb _haben wir die Frage aufgeworfen. Es muß uns erwünscht fein, bei den Verhandlungen mit Amerifa möglihst mit anderen Staaten zu- sammen vorzugehen. Auf England wird ja dabei wenig zu rechnen sein. Wir befinden uns in einer Zwangslage, infofern uns die Amerikaner zwingen werden, unseren Bedarf aus anderen Ländern zu decken. Die Differenzierung der amerikanishen Waaren wird keine zolltehnishen Schwierigkeiten mit fich bringen , denn eine solche Differenzierung besteht ja {on gegenüber Spanien. Sehr einfach wäre die Sache, wenn wir das amerikanishe Verfahren der Fakturen- Legalisierung einführen würden.

Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats-Minister Freiherr Marschall von Bieberst ein:

Meine Herren! Der Erklärung, die ih im Eingange der Sißzung gegeben habe, ih sei bereit, auf die Anfrage der Herren Interpellanten zu antworten, muß ich insofern eine gewisse Einschränkung beifügen, als die Angelegenheit, um die es sh bier handelt, noch in der Schwebe ist, und die verbündeten Regierungen selbftredend noch keine bestimmte Stellung zu einer zukünftigen, noch ungewifsen Eventualität genommen haben. Ih glaube aber den Intentionen der Herren Interpellanten zu entsprehen, wenn ih die geftellte Frage dahin auê- lege, daß sie eine Antwort zu haben wünschen darauf, welche Schritte bisher seitens des Herrn Reichskanzlers gethan seien, um den aus den Besch!üfsen des Nepräsentantenhauses in Washington dem deutschen Erwerbtleben drohenden Gefahren entgegenzutreten? Diese Frage zu beantworten, bin ich bereit, muß mi dabei allerdings einer größeren Zurückßbaltung befleißigen, als der Herr Vorredner.

IH bin außer stande, hier ein Zukunftsbild zu entroilen, wie die Dinge ih gestalten würden, wenn jene Beschlüsse des Repräsentanten- hauses Geseßetkraft erlangen. Ih muß mich heute darauf beschränken, zu erklären, was von unserer Seite gesehen ist, um den zweifellos unserem Erwerbsleben drohenden Gefahren entgegenzutreten.

Der Herr Vorredner hat im Laufe seiner Ausführungen die An- ficht geäußert, das Meistbegünstigungêverhältniß zwischen den Ver- einigten Staaten und Deutschland beruhe wesentlich auf dem Noten- austausch von Saratoga. Er hat als unstatthaft bezeihnet, den frübercn Vertrag mit Preußen vom Jahre 1828 noch anzuführen. In dieser Beziehung bin ih allerdings anderer Ansicht, und ich halte es für durhaus nothwendig, zunächst cinen kurzen Blick zu werfen auf die historishe Entwickelung, welche unsere handelspolitischen Be- ziehungen zu den Vereinigten Staaten genommen baben, und ins- besondere auf die rechtlichen Grundlagen, auf denen diese Entwickelung beruht.

Zutreffend hat der Herr Vorredner hervorgehoben, daß ein Ver- trag zwishen den Vereiuigten Staaten von Nord-Amerika und dem Deutschen Reich nit besteht; wohl aber sind aus früherer Zeit Ver- träge mit einzelnen Staaien vorhanden, vor allen Dingen der Ver- trag mit Preußen vom 1. Mai 1828. Dieser Vertrag if von besonderer Wichtigkeit, niht nur, weil er von dem größten deutschen Einzelstaat abgeschlossen war, sondern weil wiederholt von beiden Seiten man s\ich auf diesen Vertrag berufen hat; dieser Vertrag entdält in Art. 5 und 9 nach unserer Auffassung die unbedingte Meistbegünstigung. Die Frage der Gültigkeit und des Geltungs-

eiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

1897.

bereihs dieses preußischen Vertrages is zwishen den Vereinigten Staaten und Deutschland niemals prinzipiell zur Erörterung und zur Entscheidung gelangt. Die verbündeten Regierungen find bezüglich der- artiger Verträge ähnliche liegen mit Shweden und Norwegen und mit Dänemark vor ftets von der Rehtéauffassung ausgegangen, daß dieselben durch die Gründung des Deutschen Reichs ihre Gültigkeit nit verloren baben, daß vielmehr dieselben mit Rechten und Pflichten auf das Deutshe Reich übergegangen find, in Anwendung der Art. 4 und 35 der Reichsverfassung, welche die gesammte Zoll- und Handels- gesezgebung dem Reiche übertragen. Und diese Verträge, soweit sie Handelsverträge sind, beispielsweise der mit Preußen, haben den Charakter von territorial bes{chränkten Sonderverträgen doch nit erst mit der Gründung des Deutschen Reichs verloren, sondern {hon mit der Schaffung eines gemeinsamen Zollgebiets und mit der Unmöglißkeit, innerhalb deëselben Zollschranken aufzurihten. Anderer- seits haben die fremden Staaten, die diese Verträge mit den deutschen Seeuferstaaten absclofsen, dies gethan, weil fie in den- selben die natürlihen Vertreter und Vermittler des gesammten deutschen Handels erblicken. Also auh sie batten keinen Anlaß, sh gegen die Verallgemeinerung dieser Verträge zu wehren.

Weit wichtiger aber als diese Rehtsausführungen, die ih der wohl- wollenden Kritik hervorragender Staat2rehtslehrer überlafse, ift die Thatsache, daß auch nah Gründung des Deutschen Reichs die Gültigkeit speziell dieses preußishen Vertrages von beiden Theilen dur konklu- dente Handlungen, nämlich dadurch anerkannt wurde, daß unter Hinweis auf bestimmte Paragraphen dieses Vertrages Rechte beansprucht und Verpflichtungen erfüllt worden find für das ganze Deutsche Reih. Jch kann dies an einzelnen Beispielen des näheren erweisen.

Als im Jahre 1885 der Herr Reichskanzler eine Bekannt- machung erließ bezügli des spanishen Handelsvertrages es war damals der 3 Mark-Zoll eingeführt worden für Getreide —, so wurden in dem Verzeichniß der meistbegünstigten Staaten auch die Ver- einigten Staaten von Nord-Amerika, Dänemark und Schweden aufgenommen, dieselben wurden troß der Erhöhung des Zolles auf 3 in dem Besitz des Spanien gewährten Noggenzolles von 1 Æ belassen, und als damals in einer Sizung des Neichstages von einem Abge- ordneten Zweifel darüber geäußert wurden, ob denn die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika zu den meistbegünstigten Staaten gehörten, war es der Reickskanzler Fürst Bismarck, der erklärte, die Frage fet zu bejahen: niht auf Grund von Reichsverträgen, wohl aber auf Grund von Sonderverträgen einzelner Staaten, die jeßt niht mehr von dem übrigen Reiche gesondert werden könnten. Deutshland bat au zu wiederholten Malen von den Vereinigten Staaten Rechte beansprucht und durchgesezt auf Grund dieses preußishen Vertrages. So im Jahre 1884 anläßlich der Verhandlungen über die \ogenannte Dingley’s shipping-act, dann aber inébesondere, als die Vereinigten Staaten sih anschickten, einen Vertrag mit Spanien zu \{chließen, in dem für cubanishen und für Zucker von Portorico Zollfreiheit gewährt wurde. Damals hat Fürst Bismarck in Washington unter Berufung auf den preußischen Vertrag verlangt, daß, wenn dieser Vertrag Gesetzeskraft erlange, die Zollfreibeit ohne weiteres auch dem deutschen Zucker zu gute komme. Ich glaube, mit aus diesem Grunde ift dieser Vertrag damals nit perfekt geworden.

Nun, meine Herren, liegen aber auch ähnlihe Präzeden;fälle von seiten der Vereinigten Staaten vor. Bei den Berathungen anläßlih der Dingley’s shipping-act baben die Vereinigten Staaten niemals einen Einwand dagegen erhoben, daß der Vertrag mit Preußen und insbesondere der Paragraph über die Meistbegünstigung noch in Kraft sei; fie haben nur den Einwand unseren Reklamationen entgegen- gestellt, daß die §S 5 und 9 keinen Bezug auf Tonnengelder haben. Von befonderer Wichtigkeit in der Richtung ift aber eine Reklamation der . Vereinigten Staaten, die im Jahre 1884 hier angestellt wurde wegen angebliher BenaWhtheiligung des amerikanishen Petroleums zu Gunsten des russishen durch die deutshen Eisenbahntarife. Jn einer Note an den damaligen Staatsfekretär des Auswärtigen Amts vom 28. Oktober 1884 hat der biefige amerikanishe Gesandte darauf hingewiesen, daß zwishen Deutschland und den Vereinigten Staaten ein Meistbegünstigungsverbältniß bestehe, und zwar auf Grund der Artikel 5 und 9 des preußishen Vertrages von 1828, und er hat hinzugefügt, daß diese Paragraphen Anwendung finden „gegenüber jeder Art von differentieller Besteuerung oder Belastung, welhe von der einen Regierung etwa zum Nachtheil der anderen vorgenommen würden“. (Hört, hört! links.)

Nach diesen Vorgängen kann ih, ohne Widerspru zu gewärtigen, im Gegensaß zu den Ausführungen des Vorredners von einem durch Fahrzehnte ununterbrohenen Besigstande der beider seitigen Meistbegünstigung reden, den keiner der beiden Theile antasten kann, ohne fich mit eigenen Handlungen oder eigenen ‘amt- lihen Erklärungen in direkten Widerspruch zu seßen. In den handels- politise: Beziehungen zweier großer Länder ist aber ein Befißftand von so langer Dauer an sich ein Nechtêtitel, dem ih einen um fo größeren Werth zuerkennen möchte, wenn auf Grund desfelben die wirthschaftlihen Beziehungen sich fo gewaltig entwickelt haben, wie das zwischen den Vereinigten Staaten und Deutshland der Fall ge- wesen ist.

Der Herr Vorredner hat eine eingehende Untersuchung darüber angestellt, ob nicht die neuerliße Entwickelung diefer Beziehungen hauptsächlich dem Vortheil von Amerika gedient habe? Er hat diese Frage bejaht auf Grund der Statistik. J glaube, daß eine Unter« suchung dieser Frage, welcher der beiden Staaten aus der Entwidckelung dieser Beziehungen größecen Vortheil gezogen bat, im gegenwärtigen Augenblick zu einem praktishen Resultat nicht führen kann, und muß den Ausführungen des Herrn Vorredners insbesondere entgegenbalten, daß er doh etwas gar zu mechanisch vorgeht, wenn zr zum Beweise seiner Behauptungen \ih ledigli auf die Zahlen der Ein- und Aus- fuhr beruft. (Sehr rihtig! links.) Ih meine, es handelt sich auch darum, wie im Großen und Ganzen alle diejenigen Erwerbszweige ih gestaltet haben, die untrennbar mit dem Handel und der Schiffahrt