1897 / 110 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 11 May 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Nach dem 30. Juni d. J. findet die Abstempelung aus- sclichlig bei der Kontrole der Staatspapiere in Berlin, Oranienstraße 92/94, statt. Berlin, den 7. Mai 1897. Hauptverwaltung der Staatsschulden. von Hoffmann.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen, Berlin, 11. Mai.

__ Seine Majestät der Kaiser und König besuchten, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Mittag um 121/2 Uhr das Wilhelm-Viktoriastift in Kurzel und begaben Sich um 2 Uhr von Schloß Urville zu Wagen durch die in reihem Flaggen- s{chmuck prangende Stadt Met nah dem großen Exrerzierplaßz von Frescaty, um das Königs - Infanterie - Regiment Nr. 145 zu besichtigen. Seine Majestät stiegen bei dem Fort Prinz August von Württemberg zu Pferde und ritten von dort nah dem Exerzierplaz, wo das Regiment Paradeaufstelung genommen hatte. Nach dem Vorbeimarsh und Exerzitien der einzelnen Bataillone fand unter Zuziehung von anderer Jnfanterie und von Pionieren ein Sturmmanöver auf das Fort Prinz August von Württemberg unter Benußung von Sturmleitern statt, während eine Dragoner- Brigade im Rücken der Angreifer eine Attacke gegen diejelben ausführte. Um 71/4 Uhr Abends war die Uebung beendet. Nach derselben begaben Sih Seine Majestät der Kaiser nah Montigny in das Offizier-Kasino des Königs-Regiments, wo Allerhöchstdieselben im Kreise des Offizier orps das Diner einnahmen. Um 91/2 Uhr kehrten Seine Majestät mit der Eisenbahn nah Kurzel bezw. Schloß Urville zurü.

__ Zhre Majestät die Kaiserin und Königin trafen, wie „W. T. B.“ berichtet, mit kleinem Gefolge gestern Nach- mittag um 5 Uhr auf dem Hauptbahnhof in Meß ein und besuhten das Kloster St. Constarce sowie die Krankenhäuser Mathildenstift und Bon secours daselbst. Die Rückfahrt nach Kurzel und Schloß Urville erfolgte um 61/2 Uhr.

__ Nachdem griechischerseits die Bedirgungen erfüllt worden sind, von denen die deutshe Regierung ihre Mitwirkung an der Intervention abhängig gemacht hatte, ist der Kaiserliche Gesandte in Athen angewiesen worden, sich an den Mediations-Verhandlungen zu betheiligen. Die be- treffende Weisung is noch gestern Abend nah Athen ab- gegangen.

Laut Mittheilung der Pforte erstreckt fih die bereits ge- meldete Auslöshung der Leuchtfeuer im Golf von Smyrna während der Dauer des türkisch- griechischen Krieges auf die vor den Forts beleger en Feuer von Hamidié bis Smyrna, auf die Leuchtbojen von Vourla und auf den Leuchtthurm von Hadjiler bei Phocaca, am Ein- gang des Golfes von Smyrna. Ferner hat der General- Gouverneur von Smyrna angeordnet, daß für die Dauer der Feindseligkeiten den fremden Schiffen das Ein- und Aus- laufen bei Nacht im dortigen Hafenbezirke nicht gestattet ist.

_ Der Präsident der Königlichen Eisenbahndirektion Berlin, Wirklihe Seheime Ober - Regierungs - Rath Kranold hat O E diensiliZen A naelegenkerien nah Königsberg i. Pr.

egeben.

_ Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Wirkliche Geheime Kriegsrath Habel ist hier angekommen.

Laut telegraphisher Meldungen an das Ober-Kommando der Marine ist S. M. S. „Arcona“, Kommandant Kapitän zur See Be cker, heute von Yokohama nah Kobe in See ge- gangen; der Reichs-Postdampfer „Stuttgart“ mit den Ablösungen für S. M. S. S. „Falke“ und „Bussard“ Transportführer: Korvetten-Kapitän Wallmann ist gestern in Southampton angekommen und hat an demselben Tage die Reise nah Genua fortgeseßt.

Cronberg, 10. Mai.

SLLLS empfing gestern auf Schloß Friedrichshof den

esuch Jhrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Großherzogin von Hessen.

Danzig, 11. Mai. Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich und der kommandierende Admiral, Admiral von Knorr trafen gestern Nachmittag hier ein, um der heute stattfindenden Tau fe des neuen Kreuzers „Ersaß Freya“ bei- zuwohnen. Der Prinz Heinrih wurde am Bahnhofe von dem General-Lieutenant von Hänish, in Vertretung des beurlaubten kommandierenden Generals von Lenße, dem Kommandanten von Danzig, General - Major von G, dem Stellvertreter des Staatssekretärs des Reichs-

Jtarineamts, Kontre-Admiral erat und dem Ober-Werft- direktor, Kapitän z. S. von Wietersheim empfangen und begab sih alsbald zu Wagen nach Langfuhr, um einer Einladung des Offizier-Korps des Leib-Husaren-Regiments Nr. 1 zum Diner zu entsprechen.

Heute Morgen um 6 Uhr 25 Minuten traf Jhre Majestät die Königin von Württemberg, begleitet von dem Hofmarschall Baron von Reishach und der Hofdame Gräfin Uexküll, hier ein. Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich erwartete, wie „W. T B.“ meldet, Jhre Majestät auf dem Bahnsteig, wo fich zur Begrüßung noch der General- Lieutenant von R, der Kontre-Admiral Büchsel, der Kom- mandant von Danzig, General-Major von Heydebreck und der Ober-Präsident, Staats-Minister von Goßler eingefunden

atten, von welchen der leßgenannte namens seiner Gemahlin

hrer Majestät einen prachtvollen Strauß von Marschall-Niel- Rosen überreichte. Prinz Heinrich führte sodann die Königin zudem Wagen und geleitete Allerhöchstdieselbe nah ihrem Abîteigequartier bei dem Oberwerft-Direktor, Kapitän zur See von Wietersheim.

JFhre Majestät die P A

Der Bahnhof und die Stadt sind rei geschmückt, und in d:n Straßen, namentlich am Bahnhof u auf der CingiEvae, atten fi große Menschenmengen angesammelt, welche die önigin freudig E E der Ankunft brachte die Kapelle des 1. Leib- Husaren-Regiments Nr. 1 Jhrer Majestät der Königin eine Morgenmusik dar. Die Sn besichtigte sodann, geführt von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich, zu Fuß die Kaiserliche erft und fuhr auf einem erftdampfer durch die Hafenstraße nah der Rhede. Um 11 Uhr fand die Taufe des SrsaSreuzers statt, bei welcher die Ehrenkompagnie von dem Grenadier - Regiment König eris L. (4. Oftpreußisches) Nr. 5 geftellt wurde. er kommandierende Admiral von Knorr, der Stell- vertreter des Staatssekretärs des Reichs - Marineamts, Kontre-Admiral Büchsel, der Chef des Marinekabinets, Kontre- Admiral Freiherr von Senden-Bibran, die Generalität und die Offizierkorps nahmen zu Seiten der Tribüne Aufstellung. Nah einer kurzen Taufrede Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich taufte Jhre Majestät die Königin von Württemberg im Aller- höchsten Auftrage den Kreuzer auf den Namen „Freya“; Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich shlang darauf um den Arm der Königin ein seidenes Band mit dem eingeslickten Namen „Freya“. Die Musik spielte die National- hymne. Nach der Taufe unternahm die Königin eine kurze Spazierfahrt dur die Stadt und fuhr um 12 Uhr an dem Danziger Artushofe vor, wo ein Dejeuner stattfand. Hier überreichte die Gemahlin des Ober-Bürgermeisters Del- brück der Königin einen Strauß von Rosen und Nelken in den Danziger Stadtfarben.

FriedrichSruh, 10. Mai. An dem heute von dem Na enn Reichstagswahlverein zu Ehren des ürsten Bismarck veranstalteten Fackelzuge nahmen, wie „W. T. B.“ meldet, etwa 3000 Personen theil. Der Vorbei- marsh dauerte über eine halbe Stunde. Fürst Bismarck ershien auf dem Balkon und wurde mit großem Jubel be- grüßt. Dr. Semler hielt eine Ansprache, worin er der miéqas über die überstandene Krankheit des Fürsten usdruck gab und an den Frankfurter Frieden erinnerte, den der Fürst vorbereitet und abgeschlossen habe. Der Redner {loß mit einem Hoch auf den Fürsten, das einen brausenden Widerhall fand. Fürst Bismarck antwortete bestens dankend und s{hloß mit einem Hoch auf die Stadt Hamburg. Sodann verließ der Fürst den Balkon, begab sih unter ein im Park errichtetes Zeltdah und ließ, abwechselnd sißend und stehend, den Zug vorbei defilieren.

Württemberg. Jhre Durchlauhten der Fürst und die Fürstin zu Waldeck und Pyrmont sind am 8. d. M. von Stuttgart wieder abgereist.

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser empfing gestern Nachmittag den König von Serbien und machte demselben darauf einen Gegenbesuh in dessen Hotel. Am Abend trat der König die Rückreise nah Belgrad an.

__ Das österreichishe Abgeordnetenhaus ertheilte gestern der Handelskonvention mit Bulgarien seine Nußung

Großbritannien und JrlanDd.

Jn der gestrigen Sizung des Oberha uses fragte der Earl of Kimberley an, ob die griehische Regterung die Absicht angekündigt habe, ihre Truppen aus Kreta zurück- zuziehen und ob hie die Vermittelung der Mächte nahgesucht habe. Der Premier-Minister Lord Salisbury erwiderte hierauf: Wenn er die beiden Fragen verneine, so würde dies völlig korrekt sein, es fönnte aber zu irrigen Auf- fassungen Veranlassung geben; daher erkläre er, daß die Ee Regierung die Vermittelung niht nachgesucht habe, aber Mitglieder derselben den Wunsh nah Vermittelung ausgedrückt hätten. Er glaube nicht, daß die griehishe Re- gierung als Gesammtheit die Vermittelung amtlih nachzu- suchen beabsichtige. Hinsichtlich Kretas bestehe dieselbe Unbestimmtheit wie zuvor. Die griehische Regierung he es niht für ihrer Lage entsprechend, « die s\o- ortige oder endgüstize Zurückziehung threr Truppen zuzusagen, doch höre er, obwohl die Regierung keine amtlihe Bestätigung habe, daß die grichishe Regierung zu der Zusage bereit sei, ihre Truppen später, und zwar an einem nicht sehr entfernten Tage, zurückzuziehen. Diese Versicherung, fuhr Lord Salisbury fort, sei leider nicht ganz befriedigend für alle Mächte. Er habe jedoch nur für die britishe Re- gierung zu antworten. Die von derselben ihrem Gesandten in Athen ertheilten Fastruktionen lauteten dahin, fih jedem Vorgehen zwecks Vermittelung anzuschließen, welchcs den übrigen Mächten annehmbar sei. Der Haup!punkt sei nach Ansicht der britishen Regierung der, womöglich das Blutvergießen aufzuhalten, und sie lege auf die Formen nicht sehr viel Gewicht; er bedauere sehr, daß die griehishe Negie- rung sich s{hwieriger in Formsachen zeige, als die Umstände rechtfertigen. Jm Unterhause wurde bei der Debatte über die zu dem Budget eingebrahten R-folutionen der Antrag O’Connor'’s, den Theezoll von 4 auf 2 Pence herabzuseßen, mit 209 gegen 95 Stimmen abgelehnt.

Frankreich.

Der Kardinal-Erzbishof von Paris Richard hat ein Schreiben an den Präsidenten Faure gerichtet, worin er für die Theilnahme der Regierung an der Zeremonie in der Notre Dame- Kirche dankt. Die Zeremonie habe hierdurch eine besondere Bedeutung erhalten, und es sei in der Ver- einigung aller Franzosen in Hingebung an das Vaterland ein Lieblingswunsch des Papstes erfüllt.

Jtalien.

Jn der Deputirtenkammer erklärte gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, der Finanz - Minister Br anca in Be- antwortung einer Jnterpellation des Abg. della Nocca : es würde ein sehr s{chwerer Fehler sein, den Vereinigten Staaten gegenüber cine Reprefsalienpolitik zur Anwendung zu bringen, denn der vorgeschlagene neue Tarif lasse die Möglichkeit neuer Uebereinkünfte zu, und die italienishe Regierung werde daher bemüßt sein, Verhandlungen zu dem Zweck zu eröffnen, um die Interessen der italienishen Ausfuhr zu wahren. Der Abge- ordnete Scaccia della Scala interpellierte die Regierung

darüber, welche Zo olitif fie anläßlih der von verschiedenen

j en zu verfolgen gedenke. Hier- auf erwiderte der ut A

t L Präsident di Rudini, er Anhänger einer auf Verträge gegründeten Handelspolitit E er freue sich, seinen Namen mit den Verträgen ie mit Deutschland und Oesterreich - Ungarn abgeschlo worden, verknüpft zu haben. Er halte auch e Abschluß manches neuen Handelsvertrages für mög- lih, der den Jnteressen der italienishen Ausfuhr Genüge thun könne. Daher sei er niht dagegen, unter den bestehenden Verträgen diejenigen zu kündigen, welche als den italienischen JInterejten zuwider erkannt worden seien, aber er könne dem Gedankengange Scaccia della Scala’s, betreffend einen ohsttarif und einen Mindesitarif, nicht folgen. Er sei ein entshiedener Gegner einer Repressalienpolitik, welche den Handelsinteressen des Landes verhängnißvoll werden würde. Schweiz.

Die gestern vollzählig zusammengetretene Kommission des Ständeraths für die Berathung des Rückaufs der schweizerischen Hau ptbahnen nahm zunächst Kenntniß von den verschiedenen Eingaben, auch denjenigen von Basel und St. Gallen, welche für diese Städte einen Direktionssiß ver- iangen, und beshloß fodann die Vorlegung des von den Exr- perten erstatteten Spezialberihis. Die gestrige, erste Sitzung, der auch der Bundesrath Zemp beiwohnte, war dem Studium dieser Akten gewidmet. Heute beginnt die Berathung.

Türkei.

In Konstantinopel ist, wie „W. T. B.“ berichtet, eine

Depesche Edhem Pascha’s an den Kriegs-Minifter ver- öffentliht worden, rach welher Enver Pascha eine halbe Stunde vor Volo von der Bevölkerung begrüßt worden sei. Enver Pasha sei in Volo eingezogen und habe im Regierungsgcbäude kundgegeben, daß die Stadt unter türkische Verwaltung gestellt sei. Die Sicher- heit der Bevölkerung sei gewäßrleistet, aber Feindseligkeiten egen türkishe Truppen würden streng bestraft werden. Es fei dies durh die Notabeln zur Kenntniß der Bevölkerung gebraht worden. ausgelaufen. Die fremden Matrosen seien wieder auf den Schiffen der Mächte eingeschifft worden. Die türkischen Truppen hätten den. Sicherheitsdienst übernommen.

Aus Larissa meldet „W. T. B.“, daß nah dem Aus- laufen des griehishen Geshwaders aus dem Hafen von Volo nur das französische, das italienische und das britishe Stations- [chiff daselbst verblieben seien. Jn der Stadt, die militärish

esezt sei, herrshe Ruhe. Die Türken hätten auf den Volo umgebenden Höhen Stellung genommen ; die türkishe Haupt- macht sei indeß von Volo zurückgezogen worden und marschiere nah cinem anderen Punkte. Jn Volo seien viel Waffen und Schießbedarf, auch Pulver und Lazarethmaterial gefunden worden. Das türkische Hauptquartier sei vorgestern nah Larissa zurückgekehrt; wahrscheinlich werde dasselbe demnächst den Vormarsch fortsezen und nah Pharsala weiter rücken. arne beherrshenden Berge seien von den Türken ejeßi. Z

Die „Times“ meidet aus Volo vom 9. d. M. die türkische Armee treffe Vorkehrungen für einen beshleunigten Vormarsch. Verstärkungen aus Anatolien kämen fortdauernd an.

Aus Athen vom heutigen Tage meldet die „Agence as daß die Türken, einer aus Domoko eingetroffenen

epesche zufolge, Bewegungen ausführten, welche einen Angriff vermuthen ließen. Auch auf die Truppen des Obersten Smolenski bei Almyro werde ein Angriff erwartet, obwohl sich die Operationen wegen starker Regen- fäle sehr shwierig gestalteten. Ein Detachement von 2000 Griechen sei nah dem Nezero:See, im Süden von Domoko, entsandt worden, um das dortige Defilé zu deen. Die Bemühungen des Generalstabes gingen dahin, die Ein- schließung von Domoko durch die türkishen Truppen zu ver- hindern. Gestern seien 3000 Mann von Lamia nah Do- moko abgegangen,

Eine offizielle Depesche des Kommandanten des Truppenkorps in Epirus meldet auf Grund eines Telegramms Husni Pascha’s, des Kommandanten der 1. Brigade: Ein griechish2s, aus Regulären und Freiwilligen bestehendes Detache- ment, das sich auf den Höhen nächst Kamarina, einem Dorfe 25 km nördlich von Prevesa, festgeseßt hatte, wurde von 3 Bataillonen türkisher Truppen mit Geshüßen angegriffen. Nach einigen Kanonenschüssen wurde Kamarina von den Türken er- stürmt. Die Griechen zogen sich in die dahinter liegende Kirche zurück, welhe gleihfalls von den Türken erstürmt wurde. Die Griechen, welche grofe Verluste erlitten, zogen sih nunmehr über Claro Tepe in das Thal bis zur Brüke des heiligen Georgios zurück, wo sie einen verzweifelten Angriff urternahmen, der jedoch oon den türkfishen Truppen zurücgewicsen wurde.

Bulgarien.

Der Fürst und die Fürstin werden sih, wie „W. T. B.“ meldet, zu den Leichenfeierlihkeiten für den Herzog von Aumale rah Paris begeben, und zwar über Turin, wo sie mit der E Clementine von Sachsen-Coburg und

Jzotha zusammentreffen, Höchstwelhe mittels Sonderzuges die Leiche des Herzogs von Aumale nach Paris begleitet. Die bulgarische Regierung wird bei dem Begräbniß durch einen hohen Zivilbeamten und einen Obersten ver- treten jein.

Montenegro.

_ Der „Politishen Correspondenz“ wird aus Cetinje be- richtet, daß fih, anläßlich des Besu hes des Königs von Serbien, die beiderseitigen Regierungen dahin geeinigt hätten, bei der Wiederaufnahme des türkishen Reformprojektes seitens der Großmächte gemeinschaftlih bei der Pforte und den Kabinetten dahin zu wirken, daß ausreichende Garantien für die fulturelle und nationale Entwickelung des serbischen Volk8- stammes im ottomanishen Reiche geshaffen würden.

Dänemark.

_ Beide Kammern haben, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern übereinstimmend den Gesehentwurf angenommen, w0- nach die Biersteuer vom 1. Mai ab von 7 auf 9 Kronen pro Faß erhöht wird.

Amerika.

Nach einer Meldung der „Times“ aus Buenos Aires vom 9. d. M. hat der Oberst Lamas, der Führer der Auf- ständishen in Nord-Paysandu, berichtet, er habe einige Vor- theile errungen, indem er den Regierungstruppen fünf Feld- geshüße abgenommen habe,

Das gricchise Geshwader sei von Volo

Asien.

Das „Neuter’she Bureau“ meldet aus Yokohama: Rußland habe Japan zuf riedenstellende Versicherungen be- züglih des Eintritts russisch er Soldaten in koreanische Dienste

eben. ges Nach einer amtlihen Meldung aus Manila haben die spanischen Truppen das Dorf Mender Munez genommen und wollten gestern Maragondon angreifen.

Afrika.

Aus Kapstadt meldet das „Reuter'she Bureau“, daß die geseßgebende Versammlung der Kap-Kolonie in ihrer gestrigen Sißung das Zollvereins-Protokoll mit dem Oranje-Freistaat genehmigt habe. Der Premier- Minister Sir J. Gordon Sprigg habe erklärt, es sei ihm nichts davon bekannt, daß seitens Transvaals ein Rundschreiben zur Vertheilung gelangt sei, worin die Afrikander der Kap- Kolonie zur Hilfeleistung aufgefordert würden.

Ein in London eingetroffenes Telegramm des Gouver- neurs der Goldküste meldet, Lieutenant Henderson, der mit einer Expedition ins Junere aan worden war und über dessen Schickfsal zuverlässige Meldungen fehlten, befinde sch in den Händen der Sofas. Der Rest der Weißen, welhe an der Expedition theilgenommen haben, sei gerettet.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (220.) Sibßung des Reichstages, welher der Staatssekretär des Jnnern, Staats - Minister Dr. von Boetticher und der Staatssekretär des Reihs-Schaßz- amts Dr. Graf von Posadowsky beiwohnten, genehmigte das Haus in dritter Lesung den Entwurf eines Geseges wegen anderweiter Bemessung der Wittwen- und Waisen- gelder und überwies den Entwurf eines Gesehes, betreffend Feststellung eines zweiten Nachtrags zum Reichs- haushalts-Etat für das Etatsjahr 1897/98, ohne Debatte an die Kommission.

Bei Schluß des Blattes begann die Berathung von

Petitionen.

Der Schlußbericht über die gestrige Sizung des gauios der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.

Das Haus der Abgeordneten sehte in der heutigen (81.) Sigung, welcher der Finanz-Minister Dr. von Miquel und der Minister des Jnnern Freiherr von der Recke bei- wohnten, die dritte Berathung des Staatshaushalts-Etats für 1897/98 beim Etat des Ministeriums des

Innern fort. i S

Abg. Dr. Friedberg (nl.) kommt auf die Zentenarfeier in Hannover zurück. Nach den Mittheilungen des Ministers des Innern müsse das Verhalten des Stadt-Direktors Tramm in einem falschen Lichte erscheinen Es sei dem Minister inzwishen neues Material über die Angelegenheit mitgetheilt, und er bitte um eine Erklärung darüber.

Minister des Innern Freiherr von der Recke: Es ift richtig, daß der Stadt-D ireltor Tramm eine Erklärung des Sachverhalts ein- gereiht hat, die in objektiver Weise die Sache schildert und einige Unrichtigkeiten Elarstellt, die mir und Anderen bei der Darstellung der Saße unterlaufen waren. Das ist nicht meine Schuld. H der Herr, der damals die Sache zur Sprache brachte, mir vorher Mit- theilung gemacht, so wäre das niht vorgekommen. Ich nehme keinen Anstand zu erklären, daß ih jeßt die Sache in sehr viel günstigerem Lihte für Herrn Tramm betrahte. Ich habe noch weiteren Bericht vom Ober-Präsidenten eingefordert ; derselbe ist noch nit eingegangen. Wenn sich danach die se Ausfassung bei mir erhält, werde ih Herrn Tramm davon Mittheilung machen.

Abg. Rick@ert (fr. Vgg.): Das Urtheil über das Verhalten des Herrn Regierungs-Präfidenten von Hannover hat mein Freund Ehlers {hon damals ausgesprochen, und wir haben davon nichts zurückzunehmen. Die Form, Zirkulare derart einzurihten, daß die Namen unterzeihnet werden, wenn keine Antwort erfolgt, ist jegt auh befolgt worden beim Aufruf für das Kaiser-Friedrih- Denkmal in Kolberg, ohne daß die Regierungsbeamten baran Anstoß genommen hätten. Auf meine Frage über den Schluß der Session sagte der Finanz-Minister: „Je nahdem.“ Ih muß noch einmal fragen, wie es mit dem Vereinsgeseß f\teht. Für uns ist es unerwünsht, daß wir hier sißen müssen, ohne Diépositionen für den nächsten Monat treffen zu können.

Ein derartiges Gescß in dem Sinne, wie ih es meine, könnten wir.

vor Pfingsten erledigen; denn es sollte nur die Aufhebung des Ver- bots enthalten, daß politishe Vereine mit einander in Verbindung treten. Jch will zeigen, wohin es führen würde, wenn die Bestre- bungen“ der konservativen Partei in Bezug auf das Vereins- gesep durhdringen und wir eine reaktionäre Nevision des Vereinsgeseßes crhielten. Ich will an Beispielen zeigen, wie hon jeßt das Vereinsrecht mit Füßen getreten wird. Wenn die Bestrebungen der Konservativen durhdringen, würden wir doch noh niht fertig. Es giebt noch ein anderes Mittel, die Erfüllung der Zusage des Reichskanzlers herbeizuführen. Die Beispiele, die ih vor- führen will, betreffen das Vorgehen der Konservativen im Wahlkreife Stolp. Sie charakterisieren si selbst, wenn Sie über eine solche Ver- leßung der Gesetze lahen. In Stolp sind eine Reihe von Ungeseßlichkeiten vorgekommen, über welche ih eine Erklärung des Ministers wünsche. er Landrath in Stolp von Puttkamer hat eine ganz neue Theorie aufgestellt über die Theilnahme an Versammlungen. Er verwehselt öffentliche Versammlungen mit Versammlungen, in welchen öffent- lihe Angelegenheiten besprochen werden. Troßdem ihm eine Belehrung über seine Eeseyavslegung zu theil wurde, hat er gesagt: Wir haben das Recht zu erscheinen; denn es ist zu einer öffentlichen Versammlung eingeladen worden. Aber auch wenn jemand zu einer öffentlihen Versammlung einladet, hat er das Recht, gewisse Kategorien von der Theilnahme auézu- \hließen. Haben die Konservativen niht aus öffentlihen Versamm- ungen auch liberale Berichterstatter ausgeshlossen? Nach dem Vorgange des Landraths sind die Großgrundbesißger mit ihren Leuten in die Versammlungen tes Vereins „Nord- ost“ gef-.mmen, „um die Hehredner zu widerlegen“ oder sie überhaupt am Reden zu verhindern. Dadurh kam es zu eibungen und Zusammenstößen. Es ist merkwürdig, daß ein Land- rath folhe Störungen noch beschönigt. Es sind mir Duyende von Beschwerden dieser Art zugegangen, ih will niht auf alle eingehen.

le Konservativen bejubeln natürlich das Vorgehen des Herrn Landraths v. Puttkamer. Gendarmen sind den Rednern in den Versammlungen einfah ins Wort gefallen und haben keine Kritik von Se der Amtsvorsteher geduldet. In Klein-Gansen wurde eine Versamm- ung verboten, weil das Scharlachfieber unter den Kindern des Orts herrschte, Die Verweigerung der Bestätigung einer Anzeige von einer Versammlung ist nach einem Erkenntniß des Ober-Ver- waltungsgerihts strafbar, und doch kommen solhe Sachen vor. Eine Berlwomlkna wurde aufgelöst, weil einer der Theilnehmer vorher eine Ruhestörung veranlaßt hatte. Ein verr stand draußen, nahm die LThetlnehmer der Versammlung in Empfang und führte sie nah einer Versammlung des Bundes der Landwirthe, die gegenüber stattfand. Eine Beschwerde darüber wurde vom Landrath zurückgewiesen. Bei einer anderen Gelegenheit wurden

fogar die Verwandten eines Hofbesitzers, die zum Aktendbrot gekommen waren, aus der Stube der Familie ausgewiesen. Eine Versammlung wurde aufgelöst aus „allgemeinen Sicherheitsgründen“, weil im Hinter- runde des Saales {hon die R LAE zu zirkulieren angefangen tim und Excesse zu befürhten seien. Ih wünschte, daß diese Dinge einmal vor den Richter gebracht würden. Der Rittergutsbefißer von Gourbière hat fch über das Prafsen und S{hlemmen der Börfenjuden aufgehalten; als der Abg. Nichter aber den Gutsbesizern ihr Sektirinken vorhielt, waren sie empfindlich darüber. Jn der Pa wird darüber getlagt, daß die Rittergutsbesißer in Pommern noch immer nicht das alte Herrenthum vergessen. Aber Richter zitierte dies aus der „Post*, und da wurde die Versammlung aufgelöft wegen Aufreizung zum Klafsenhaß. Bei einer Versammlung des Vereins „Nordost“, in welher ich sprehen follte, wozu nur die Anhänger dieses Vereins eingeladen waren, hat der Landrath ausdrüdck- lih erklärt, daß dem Publikum der Zutriit freistehe. Der Herr Landrath sagt in einem Schreiben: „Dem Rickert kann das Feld nicht allein überlassen werden, ih ersuhe Ste daher, in der Ver- sammlung zu erscheinen.“ Jh möchte wissen, ob der Herr Landrath diese Einladung auf Kosten des Staats versandt hat. Jeder hat die Formen, die ihm gebräuhlich find. Mir ift es ganz gleihgültig, wie mih Herr von Puttkamer behandelt. Jeder nach seiner Façon. Was soll daraus werden, wenn die Landräthe die Parteien in die Versammlungen anderer Parteien hineinkommandieren ! Der Vormittag, an dem dies? Versammlung stattfand, gehört zu meinen genußreihsten. Jh habe den Herren gleih gefagt, daß sie ungebetene Gäste seien, und dann haben die Anktänger unserer Partei 34 Stunden geredet, ebe die andern Herren heran- kommen fennten. Der Landrath von Putifamer hat ferner verfügt, daß, wenn zwei Versammlungen miteinander angemeldet seien und die erste aufgelöst werde, die zweite lediglih als eine Fortseßung der ersten zu betrahten und zu verbieten sei. Jn Berlin hat im vorigen Jahre die Polizei dics gestattet, als Herr Professor Quidde im Arbeiterverein fprach. Ater der Herr von Puttkamer gestattet dies niht. Der Herr Landrath hat garnihts zu gestatten. Der Landrath von Puttkamer hat ferner verfügt, daß das Vertheilen von Druckschriften im Verein „Nordost“ zu verhindern und die polizeilihe Genehmigung dazu in jedem Falle zu versagen sei. Das ist ein vollständig ungeseßlihes Verfahren. Der Landrath kat keine Ahnung von den Gesetzen. Es hat mir leid gethan, daß ich das in einer Ver- sammlung des Vereins „Nordost“ sagen mußte. Die „Stolper Poft“ ent- hält eine Rede des Landraths von Puttkamer, welhe die Gefinnung der Konfervativen enthält, und diese Rede veröffentlicht er unter der Ueberschrift: „Gebaltene und ungehaltene Rede des Landraths von Puttkamer im Berein Nordost“ und unter seiner amtlichen Bezeich- nung als Landrath. Die Ausführungen des Lankraths über die Ge- sindeordnung zeigen völlige Unkenntniß der Geseße; das Zentrum und den Freisinn beshuldigt er, daß sie alles umstürzen wollten. Die freisinnige Partei sei nur noch ein Anhängsel der Sozial- demokratie. Natürlich, die konservative Partei ist höchst glücckiih über diese Photographie ihres eigenen Jnnern. Der Landrath fagt: „Der Verein Nordost verlangt eine Verschmelzung des Gutsbezirks mit der Gemeinde, also was ungeseßlih ist. Der Verein Nordost verlangt ferner die Wahl der Amtsvorsteher, das is Rebelleret gegen die Krone. Die Bauern follten sich überlegen, ob sie ein foles revolutionäres Treiben mitmahen wollten.“ Was würde nun erst kommen, wenn wir eine reaktionäre Revision des Vereinsgesezes bekämen! Der Landrath ist do ein untergeordneter Beamter gegenüber der gesetzgebenden Körperschaft des Reichstages. Und doch sagt der Landrath: „Der Reichstag mit seinen 25 Fraktiönchen, mit seinen Welfen, Franzosen, Polen 2c. ift überhaupt nichts werth.“ Er beschimpfe auch das ODifizier korps. Heraus mit Jhren Anklagen, wenn Sie etwas wissen! Wo haben wir im Neichstag den Offiziersstand beschimpft? Der Landrath sagte: „Fort mit diesen Parteien!“ Alle Parteien follten si besinnen, eine reak- tionäre Revision des Vereinsgeseßes vorzunehmen. Herr von Ploect hat seinerzeit die Behörden benußt, um die Versammlungen des Deutschen Bauernbundes zu fördern. Infolge des Auftretens des Herrn von Putt- kamer hat der Verein „Nordoft* bedeutend an Mitgliedern zugenommen. Er ist eigentli unser bester Agitator. Aber darauf kommt es uns nit an, fondern auf die Innehaltung der Geseße. Ein solcher Land- rath fördert die Sozialdemokcatie. In dem Kampf für Ordnung und Sitte müssen die Geseße von den Beamten streng innegehalten werden. Ich würde bedauern, wenn der Minister dieses Verfahren nicht ent- schieden mißbilligte.

Präsident des Staats-Ministeriums Fürst zu Hohenlohe:

Ich höre, daß der Herr Abg. Rickert angefragt hat, wie es mit dem Vereinsgeseß stehe. Die Königliche Staatsregierung hat, wie bei Eröffnung der gegenwärtigen Session des Landtages mitgetheilt ift, über eine Revision des in Preußen geltenden Vereins- und Versamm- lungsrechts eingehende Erörterungen gepflogen.

Nah dem Ergebniß dieser Verhandlungen, welhe bei der Schwierigkeit des Gegenstandes naturgemäß eine längere Zeit in Anspruch nehmen mußten, kann ih nunmehr erklären, daß die Staatsregierung ihrer Zusage gemäß zwar bereit ist, auf das im § 8 des Vereinsgcseßes enthaltene Verbindungsverbot, s\o- weit es die Verbindung inländisher Vereine unter einander betrifft, zu verzihten. Die Staatsregierung glaubt jedoch eine Aenderung des bestehenden Vereinsgeseßes nicht auf diese Maßnahme beshränken zu dürfen, sondern die Revision gleichzeitig auf einige andere Punkte ausdehnen zu follen (Bravo! rets), welche sih nach den bisherigen Erfahrungen ‘als reformbedürftig herausgestellt baben.

Ein entsprechender Gesetzentrourf is nunmehr fertiggestellt, und die Allerhöchste Ermächtigung zur Vorlage an den Landtag ertheilt. Das Staats - Ministerium wird si alsbald s{lüssig machen, ob es angezeigt ersheint, noch in der gegenwärtigen, vorgerüdten Session des Landtages demselben den Gesehentwurf zur ver- fassungsmäßigen Beschlußfassung zugehen zu lassen. Mir per- sönlich erscheint es zweifelhaft, ob es möglih sein wird, den Geseßz- entwurf noch in der gegenwärtigen, mit anderweiten dringlichen Arbeiten belasteten Session zum Abschluß zu bringen. (Bewegung. Glode des Präsidenten.)

(Schluß des Blattes.)

Arbeiterbewegung.

In Danzig stehen die Maurer und Zimmerleute in einer Lohnbewegung, Wie im „Vorwärts“ mee wird, fordern die Maurer 45 4 Stundenlohn für jeden Gesellen, die Zimmerleute 40 4 mit Abstufungen für jüngere Arbeiter. . l

Aus Nybnik wird der „Köln. Ztg.“ telegraphiert: Von der Belegschaft der Leogrube bei Ober-Radoschau sind 400 Mann aus- ständig, Sie verlangen Lohnerhöhung für die jüngeren Leute. Der Direktor sagte die Lo der Forderungen zu, wenn die Ausstän- digen die Arbeit aufnehmen. L : A

In Waldheim i. S. ist nah dem „Vorwärts“ in zwei Schuh- waarenfabriken ein Ausstand von 70 Schuhmachern ausgebrochen. Es handelt sich um eine Folgeersheinung der fozialdemokratischen Maifeier.

D Mylau im sächsishen Vogtlande haben nah demfelben Blatt die Maurer, mit Ausnahme von zehn, die Arbeit wegen Lohn- streits eingestellt; die Zahl der Ausständigen beträgt 63. l

Aus London berichtet die „A. K.“, daß 2500 bis 3000 in den Diensten der Londoner Eisenbahn-, Tramway- und

Omnibus-Gesellshaften stehende Hufshmiede am legten Sonnabend einen Ausftand begonnen haben. Sie verlangen eine Lohnerhöhung von 12 fh. die Woche für diejenigen Schmiede, welche evor den Thüren arbeiten“ (doormen); diese Arbeiter erhielten bisher 30 fh. die Woche. Sie wollen also 2 Pfd. Sterl. 2 h. Lohn haben. Diejenigen Arbeiter, welche die Hufeisen glühen und bereiten (firemen), wünschen ihren Lohn von 36 h. auf 2 Pfd. Sterl. 5 h. die Woche erböbt zu sehen. Seit langer Zeit haben fh die Hufshmiede über die übermäßig lange Arbeitszeit beschwert. Jn vielen Fällen müssen sie sechs Tage lang 14 Stunden arbeiten. Dafür haben sie allerdings 30—45 fh. Lohn erbalten und bei Stückbezablung war der Lohn felbst höher. Ein folher Fall bildete aber nur die Ausnahme. Die Great- Northern-Eisenbahn- Gesellschaft bat ihren Hufshmieden {hon eine bedeutende Lohnerhöhung gewährt. Der Ausftands-Aus\{chuß hofft, daß die anderen Gesellschaften dem Beispiel folgen werden.

Kunst und Wissenschaft.

Die Kunstsammlung Sir Richard Wallace's3 in Hertfordhouse, die berühmteste Privatsammlung Englands, ist durhch das Testament der verstorbenen Laty Wallace der englishen Nation vermaht worden. Der Werth der Sammlung wird, der „Kunst- Chronik“ zufolge, von Kennern auf mindestens 40 Millionen Mark beziffert. Es ift, so schreibt das Blatt, wohl mögli, daß in einzelnen Abtheilungen, wie z. B. den Bildern, die Galerien Liechtenstein, Borghese, Ellesmere oder einige der Familie Rothschild gehörende Kollektionen die Wallace’she über- treffen; als Ganzes genommen kann ih indessen keine mit ihr messen. Auf derselben Höhe und Ausdehnung, wie die Ge- mälde-Galerie, stehen ihre Sammlungen in den anderen Kunstzweigen, so namentlich was Kunstmöbel, getriebene Gold- und Silbergegen- stände, Emails, Bronzen, Renaissance-Kunstobjekte, Dosen 2c. betrifft. Die nunmehr verstorbene Lady Wallace hat hinsichtlich der Aus- händigung des Vermächtnisses nur zwei Bedingungen an den Staat gestellt, und zwar: 1) daß ein eigenes Museum in einem Zentralpunkt Londons, mit der Bezeihnung „Wallace-Museum* zur Aufnahme der Kunstschäße errihtet wird, und 2) daß Mr. John Murray, der seh3- undzwanzig Jahre lang Sekretär des Hauses war, die Leitung des Museums erhalte.

Der Erforscher der von Mauch entdeckten Ruinen von Simbabye im Maschonalande, James Theodor Beut, ist in London, 45 Jahre alt, gestorben. Er hat, begleitet von seiner Gattin, ausgedebnte Reifen in Griechenland, Kleinasien, Persien, im Maschona- land, in Abessynien und Arabien unternommen. Seine Hauptwerke find: „The Cyclades, or: Life among the Insular Greeks“, „The Ruined Cities of Mashonaland“ und „The Sacred City of the Ethiopians“,

Land- und Forftwirthschaft.

Washington, 10. Mai. (W. T. B) Nah dem Mai- Bericht des Ackerbau-Departements ist der Durhschnittsstand der Winterausfaat folgender: Winterweizen 80,2 9%, Winter- roggen 889%, Wintergerste96,49/), In Illinois beträgt der Durh- \hnitts\tand für Winterweizen wegen der Schäden durch Fröste im vergan- genen Winter nur 37 9/6. Verschiedene andere Staaten des mittleren und des westlihen Amerika haben ebenfalls Schaden gelitten. In den übrigen Staaten ift der Stand verhältnißmäßig hoh. In Kalifornien be- trägt der Durchschnitt 97 %/,. Der Durchschnitt der am 1. Mat be- bauten Fläche beträgt 61,99/, Die Gesammtflähe des Baum- wollenbaues wird sih auf 105,4 9%, der vorjährigen belaufen; die Ausdehnung der {on beflanzten Fläche betrug am 1. Mai 81,9 9/9.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln. Türkei.

Zufolge Beschlusses des internationalen Gesundheitsraths in Konstantinopel E C ea von Derna und Benghasi (in Türkisch-Afrika) einer strengen ärztlihen Untersuchung.

Egypten.

Das „Journal officiel" vom 4. d. M. veröffentliht ein Dekret des Prâäsidenten der Französishen Republik vom 23. v. M., dur welches das Verbot der Einfuhr von Lumpen, Leibwäsche und Bett- zeug aus Egypten nah Frankreih wieder aufgehoben wird, (Vergl. „R.-Anz." Nr. 189 vom 11. August v. J.).

Verdingungen im Auslande.

Jtalien.

31. Mai, 10 Uhr. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Nom und Präfektur in Livorno: Ausbesserung und Befestigung der Mole am Hafen von Livorno. Voranschlag 688 500 Fr. ; Prov. Kaution 30 000 Fr., def. Kaution 10% des Suktmissionsbetrages.

Norwegen.

2. Juni, 25 Uhr. Norwegishe Staatsbahnen: Lieferung von 3 Passagierwagen für s{chmalspurige Bahn. Angebote in geshlossenem Briefumschlag mit der Aufschrift „Passagerwogne“ werden im Expeditionskomtor der Verwaltung der Staatsbahnen, banetorvet 8/9, Christiania, entgegengenommen. nähere Bedingungen im Komtor des Direktors der Abtheilung ebendaselbst. :

Brasilien.

30. Juni. Departement der Eisenbahnen, Posten und Tele- graphen in Rio de Janeiro: Betrieb des Telephondienstes in der Stadt Nio de Janeiro und deren Vorstädten.

Egypten. :

25. Mai, 10 Uhr. Inspektion des dritten Bewässerungskreises in Alexandrien: Bau einer eisernen Drehbrüdcke über den Khatatbach- Kanal bei Kafr-Daoud. Bedingungen auf den Bureaux der genannten Inspektion an den Nichtfeiertagen von 9 bis 1 Uhr einzuseher,

( Jern- Zeihnungen und Maschinen-

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 11. Mai. (W.T. B) Norddeutscher Lloyd, SD. „Kaiser Wilhelm I1.“ 8. Mai Mittags v. New-York n. Genua abgeg. PD. „Wit tekind®* 9. Mai Vin. Reise v. Villa Garcia n. dem La Plata fortges. PD. „Pfalz“, v. La Plata kommend, 10. Mai Mrgs. auf Weser angek. RPD. „Barbarossa“ 8. Mai Abds. Reise v. Genua n. Southampton fortges. RPD. „Preußen“, n. Oft - Asien bestimmt, 10. Mai Vm. . in SUss a D. «LOw enbg 8 Mai Nm. Reise v. Lissabon n. Brasilien fortges. ._eW Ane, v.Brasilien kommend, 9. Mai Mrgs. Las Palmas passiert. NPD. „Prinz Heinrich“, n. Ost-Asiea bestimmt, 10. Mai Vm. in Shanghai angek. SD. „Werra“ 10. Mai Nm. Reise v. Gibraltar n. New-York fortges. PD. „Weimar“, v. New-York kommend, 10, Mai Nm. Viet passiert. PD. „Stuttgart“ 10, Mai Nu. Reise v. Southampton n. New-York fortgeseßt.

Hamburg, 10. Mai. Wie die „Hamb. Börsenh." meldet, hat die Hamburg-Amerika -Linie heute ihren Zwischendeck8preis nah Montreal und denjenigen der Linie Stettin—New-York auf 130 erhöht. y London, 10. Mai. (W. T. B.) Union-Linie. D. „Spartan“ ist auf der Heimreise heute auf den Canarischen Inseln an- gekommen. i: i i

Castle-Linie. D. „Garth Castle“ ist auf der Ausreise von

Southampton abgegangen. Rotterdam, 10. Mai. (W. T. B.) Holland-Amerika -

Linie. D. „Ams\terdam*" is von Rotterdam heute Vormittag in