1897 / 135 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 11 Jun 1897 18:00:01 GMT) scan diff

M M R E M y a - t E T Q E E R E T P L E D R M LI er

* Sre Ave R MEH A. L “E «P L M ON S A E P E L E C E ee M

Der Präsident der Königlichen Eisenbahn - Direktion Berlin, Wukliche Geheime Ober-Regierungs-Rath Kra nold

hat Berlin in dienstlihen Angelegenheiten verlassen.

Laut telegraphischer Meldung an das Ober-Kommando der Marine ist der Chef der M T N: Kontre-Admiral von Diederichs, auf seiner Ausreise nah Ost-Asien zur Uebernahme seines Kommandos am 11. d. M. in Sbanalai eingetroffen. Nach Uebernahme des Kommandos der Kreuzer- Division wird Kontre-Admiral von Diederihs am 15. d. M. mit S. W S. Kaiser‘ Flagaschiff der Kreuzer- Division —, Kommandant Kapitän z. S. Zeye, und S. M. S. „Cormoran“, Kommandant Korvetten-Kapitän Brussatis, von Shanghai nah Chefoo in See gehen.

Württemberg. __ Zhre Majestäten der König ‘und die Königin haben sih vorgestern zu längerem Aufenthalt von Stuttgart nah Bebenhausen begeben. #5 Die Kammer der Abgeordneten hat gestern die Berathung des neuen Einkommensteuergeseßes begonnen. Es wurde sofort in die Einzelberathung eingetreten.

Hefen.

__ Seine Majestät der Kaiser und König hat, wie die „Darmst. Ztg.“ meldet, aus Anlaß des zweihundertjährizen Jubiläums des 3. Großherzoglih Hessishen Jnfanterie-Regi- ments (Leib-Regiments) Nr. 117 das nachstehende Telegramm an Seine Königliche Hoheit den Großherzog übersandt:

Eure Königliche Hoheit beglückwünshe Ih zu dem heutigen Tage, an dem Eurer Königlichen Hoheit Leib-Regiment sein 200jähriges Be- stehen feiert. Die ruhmvolle Vergangenheit dieses allezeit bewährten Regiments iff Mir Bürge, daß es stets neue Nubmetkränze um seine ehrwürdigen Fahnen zu winden wiffen wird.

Neues Palais, 10. Juni.

Wilhelm, I. R.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat hierauf folgende telegraphishe Antwort abgesandt: An Seine Majestät den Kaiser und König, Neues Palais, Potsdam. Eurer Majestät danke Ih für die gnädigen und anerkennenden Worte am heutigen Jubiläumstage. An der Wende des zweiten und dritten Säkfulums des Bestehens dieses alten Regiments gelobe Ih mit Meinem Leib-Regiment, alle Zeit gewärtig zu fein der Befehle unseres Allerhöchsten Kriegsherrn und einzustehen für Eurer Majestät und des deutshen Vaterlandes Wohl. Ernst Ludwig.

Seine Königlihe Hoheit der Großherzog® hat Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin zum ersten Jnhaber des Regiments ernannt, ferner dem 1. und 2. Bataillon Säkular-Fahnenbänder verliehen und bestimmt, daß am Helm ein Auszeichnungsband mit den Jahreszahlen 1697 und 1897 getragen werden soll.

Sachsen-Coburg-Gotha.

In der gestrigen Sißung des gemeinschaftlichen Landtages der S roi men Coburg und Gotha wurde das Gehaltssystem für die Staatsanwalte, die unteren Gerichts- und Ministerialbeamten, die Beamten des Revisions- bureaus und der indirekten Steuerverwaltung berathen. Die Zweiten Staatsanwälte wurden den Amtsrichtern gleichgestellt. Im übrigen wurden die Gehaltssäße der Regierungsvorlage genehmigt mit Ausnahme der Vorschläge für Regierungs- Sekretäre und Negistraturbeamte, die eine Kürzung erlitten. Funktionszulagen sollen künftig fortfallen.

Oesfterreich-Ungacn.

Wie die Wiener Zeitungen melden, empfing der Kaiser gestern bei den allgemeinen Audienzen auch den Baron von Ludwigstorff, welher als Obmann des verfassungstreuen Großgrundbesizes im Abgeordnetenhause dessen unwandelbare Loyalität, unerschütterliche O und Treue zum Aus- druck brachte. Der Kaiser nahm die Versicherung mit huld- vollen Worten entgegen.

Frankreich.

Dem „Temps“ zufolge werde der Kreditvorlage für die Reise des Präsidenten Faure nah Rußland eine Bot- \haft des Präsidenten an das Parlament vorausgehen, um dieser Sympathiekundgebung für das russishe Volk einen möglichst feierlihen Charakter zu geben.

Jn der gestrigen Sißung der Deputirtenkammer brachte der Deputirte Jaurès einen Antrag auf Einschränkung der Bestimmungen über den Auëshluß von Deputirten von den Sizungen ein und führte aus, der Antrag solle die Deputirten

egen Vergewaltigungen durh die Veajorität {hüßzen. Der Rbner verlangte die Dringlichkeit fürseinen Antrag, dieselbe wurde aber mit 370 gegen 110 Stimmen abgelchnt. Die Kammer scßte hierauf die Berathung über den Gesegentwurf, betreffend die Bank von Frankreich, fort. Der Deputirte Viviani beantragte die Errichtung ciner Staatsbank. Der Antrag wurde mit 422 gegen 118 Stimmen abgelehnt. Der Deputirte Bascou brachte einen Antrag ein, worin die Kammer auf- E wird, nicht eher in die Berathung der einzelnen

rtifel einzutreten, als bis die Regierung die den Kriegéschaß betreffenden Bestimmungen des Vertrages mit der Bank bekannt gebe. Der Finanz-Minister Cochery weigerte sih, diese Ab- Ma Qungey mitzutheilen, welhe unwirksam würden, wenn man sie der Oeffentlichkeit übergäbe. Der Deputirte Millerand unterstüßte den Antrag, da es sih darum handle, zu wissen, ob nicht für den Kriegsfall eine Klausel bestehe, hinter welcher sih die Bank von Frankreih würde verschanzen können ; der Kriegsshaß könne niht der Bank evo werden. Der Minister-Präsident Méline erklärte: im Junteresse der natio- nalen Vertheidigung lehne es die Regierung ab, die Be- stimmungen einer sekreten Uebereinkunft bekanntzugeben; sie könne lediglih konstatieren, daß durch dieselben der Bank Ver- pflihtungen auferlegt worden seien, während dem Staate seine Handlungsfreiheit gewahrt bleibe. Der Deputirte Pelletan erklärte hierauf : der Regierung auf diesem Wege zu folgen, hièéße Hochverrath begehen. Schließlich wurde der Antrag des Deputirten Bascou mit 298 gegen 236 Stimmen abgelehnt, die Dringlichkeit der Bankvorlage mit 413 gegen 104 Stimmen angenommen und der Uebergang zur Berathung der einzelnen

Flottenvermehrung dienen sollen. Der Deputirte Pelletan

stellen, nah welhem die Regierung im Falle einer feindlichen Jnvafion das Recht haben soll, die Baarbestände und die Druck-

spruch zu nehmen. Rußland.

Nah dem gestern ausgegebenen Bulletin is , wie „W. T. B.“ meldet, das Befinden der Kaiserin Alexandra Feodorowna und der neugeborenen Großfürstin in jeder Beziehung zufriedenstellend.

Der „Regierungsbote“ veröffentliht die Ernennung des Fürsten Obolens ki, Direktors der Adelsagrarbank, zum Ge- hilfen des Ministers des Jnnern.

Ftalien.

Die Deputation des 1. Hessishen Husaren-Regi- ments Nr. 13, welhe dem König die Glückwün}che zu seinem 2BHjährigen Jubiläum als Chef des Regiments überbracht hatte, ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern wieder von Rom abgereist. Am Mittwoh fand zu Ehren der Deputation in der deutschen Botschaft ein Diner ftatt.

_ Gelegentlih der Gedenfkfeier der Vertheidigung der Stadt Vicenza im Jahre 1848 kam es daselbst gestern zwischen Liberalen und Klerikalen zu Thätlichkeiten, bei welchen mchrere Personen verwundet wurd-n. Die Truppen mußten zum Schuze des klerikalen Gemeinderaths einschreiten.

Der „Osservatore Romano“ veröffentliht eine Note, welche die Weisung des Papstes einschärft, daß in Fran k- reih alle Katholiken, unabhängig von dem, was sie theoretish bevorzugen, die bestehende Regierungsform an- erkennen und unter Benußung der geseßlihen Mittel die Geseß- gebung allmählich zu verbessern suchen müßten. Der Papst richtet in dieser Beziehung seinen Mahnruf an alle unparteiischen Männer jeder Schattierung.

Schweiz.

Die Vorlage, betreffend den Rückkauf der Eisen- bahnen, ist im Ständerath endgültig auf die Tagesord- nung für nächsten Dienstag geseßt worden.

Im Nationalrath begründete Baldinger (Aargau) den Antrag, einem Ausstand der Bahnbeamten, wie er bei der Nord - Ostbahn vorgekommen, durch Erlaß gesetzlicher Vorschriften künftig vorzubeugen. Zemp erklärte, das einzige Mittel sei die Einseßung eines unparteiishen Schiedsgerichts zur Erledigung solher Streitfragen. Baldinger hielt an jeinem Antrage fest, derselbe wurde aber mit 59 gegen 44 Stimmen verworfen.

Türkei.

Die vierte Sißzung zur Forlseßung der Friedens- verhandlungen ist, wie „W. T. B.“ meldet, auf morgen vershoben worden. Gestern hat lediglich eine Versammlung der Botschafter stattgefunden.

Nach einem Telegramm der „Morning Post“ vom 9. d. M. würde der Minister des Auswärtigen Tewfik Pascha in der nächsten Sißung folgende Zugeständnisse vorlegen: Die Türkei beläßt den Griehen Thessalien mit Ausnahme des Bezirks nördlih vom Peneus; sie stimmt den Kapitulationen im Prinzip zu, verlangt aber die Ernennung von Experten zur Erwägung dieser Frage und willigt ferner ein in eine Prüfung der Finanzlage Griechenlands bezüglih der Fähigkeit, eine an- gemessene Kriegsentshädigung zu zahlen. Diese Mittheilung wird in einem Telegramm der „Daily News“ bestätigt.

Aus Kanea meldet die „Agence Havas“, daß die dort zur Berathung über die Lage versammelten Führer der Aufständischen sih zu dem Admiral Canevaro begeben hätten, welcher ihnen den Rath ertheilt babe, ihre Freunde in Griechenland zu bestimmen, niht nah Kreta zu kommen. Die Admirale hätten beschlossen, die Agitatoren streng zu behandeln. Die Führer der Aufständischen hätten darauf die Genehmigung nachgesucht, ein Schiff mit Proviant ommen zu lasse da de i giiberelt Disitilei gewählten Deputirten wahrsheinlich in Kanea eintreffen würden, um mit ihnen gemeinschaftlich über die Lage zu bc- rathen. Die Admirale hätten ihre Zustimmung hierzu gegeben. Das Schiff werde einer strengen Untersuchung unterzogen und die Ladung in der Suda-Bay gelöscht werden. Der britishe Admiral habe eine griehische Bark gendmmen und die auf derselben befindlihen Waffen mit Beschlag belegt. Die Admirale hätten beschlossen, die Truppen Märsche in die Umgegend von Kanea unternehmen zu lassen, dabei aber jeg- lihen Zusammenstoß zu vermeiden.

Griechenland.

Die Kaiserin Eugenie ift gestern Abend von Athen abgereist.

Die „Agerce Havas“ meldet, daß das Finanz-Ministe- rium die Hilfsquellen Griechenlands einer PrÜ- fung unterzogen habe, deren Ergebniß als Grundlage für die Zahlung der Kriegsentshädigung dienen werde. Dasselbe sei dem britishen Finanz-Attahé Loew in Konstantinopel mitgetheilt worden, den der Botschafter Sir Philipp Currie ge auf- gefordert hatte, Ermittelungen über die Finanzlage Griechen- lands anzustellen. Diese Nachricht und diejenige von der Er- nennung einer Militär-Kommission zur Regelung der Grenz- frage würden als dem Abschlusse des Friedens günstige An- zeichen betrachtet.

Amerika.

Aus Washington meldet „W. T. B.“: Der Bericht- erstatter der Finanzkommission hat in der gestrigen Sizung des Senats alle früheren Abänderungsanträge der Kommission zurückgezogen, sodaß die von dem Repräsentanten- hause angenommenen Bestimmungen unverändert bleiben. Darauf beantragte derselbe einen Zoll auf raffinierten Zucker von 1%/109 Cents per Pfund. i

Nach einer in New-York eingetroffenen Meldung aus Havanna hätten die Jnsurgenten zwölf Meilen von Havanna einen Passagierzug mittels Dynamits in die Luft gesprengt. Dabei seien mehr als hundert Jusassen des Zuges, meistens Soldaten, getödtet oder verwundet worden.

Afrika. Das „Reuter’she Bureau“ berichtet aus Tananarivo

—- Der Deputirte Lockroy hat in der Deputirtenfammer ein Amendement zu dem Budget für das Jahr 1898 ein- prag, wonach der Staat Grundstücke und Besißungen is zum Betrage von 260 Millionen Francs verkaufen soll, welhe zur Deckung der Kosten für die projektierte

wird zu dem Bank-Privilegiums-Geseß einen Zusaßantrag

platten für die Bankbillets der Bank von Frankreich in An-

Gesellschaft zu Paris, Namens Escande und Minault, seien am Nachmittage des 20. Mai ungefähr 45 km südlich von Tananarivo von Aufständishen in grausamer Wese er- En worden. Jhre Leichen habe man am 23. Mai auf- gefunden.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der gestern im 3. Königsberger Wahlkreise Stadtkreis Königsberg) vorgenommenen Ersaßwahl zum eihstage erhielten, dem „W. T. B.“ zufolge, Rechts- anwalt Haase (Sozialdemokrat) 11 917, Gutsbesißer Papen- dieck (freisinnig) 5008, Rechtsanwalt Dr. Kraufe (national- liberal) 4049 und Störmer (Antisemit) 2160 Stimmen. Rechtsanwalt Haase ist somit gewählt.

Jm 4. Danziger Wahlbezirk (Berent, Pr.-Star- gard, Dirschau) wurde bei der gestrigen Ersazwahl zum andtage im zweiten Wahlgange der Pfarrer von Wols3zlegier- Gilgenburg (Pole) mit 233 Stimmen zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten gewählt. Der Rittergutsbesißer Ar ndt- Gartfchin, deutsher Kompromiß- Kandidat, erhielt 232 Stimmen. Jm ersten Wahlgange hatte jeder der beiden Kandidaten 232 Stimmen erhalten.

Nr. 23 der „Verdöffentlihungen des Kaiserlichen Ge - fundbheitsamts* vom 10. Juni hat folgenden Inhalt: Gesundheits- stand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Gesundheitswesen im Reg.-Bez. Stettin, 1892/94. Geseß- gebung u. \. w. (Preußen.) Trichinenshauer. Anfteckende Krank- heiten. (Berlin.) Arzneimittel 2c. (Sahsen.) Viehseuhen. (Württembery.) Milzbrand. (Lübeck.) Viehbeaufsihtigung. (Oesterreih.) Theerfarbstofe. (Frankreih.) Heilferum 2c. Sitte Milch 2c. (Dâänemark.) Rindfleisch. (Australien.) Viehfeuchen. Gang der Thierfeuchen im Deutschen Reich, Mai. Desgl. in Belgien, 1. Vierteljahr. Desgl. in Rumänien. Rinder- pest in Süd-Afrika. Zeitweilige Maßregeln gegen Thier- leuhen. (Schweiz, Türkei.) Verhandlungen von gesepgebenden Körperschaften. (Deutshes Reich.) Impfwesen. Vermischtes. (Preußen.) Impfwesen. (Sachfen.) Viehents{hädigungen, 1896. (Baden.) Geheimmittel 2c. (Elsaß Lothringen.) Landwirthschaft- lihe Versuchsstation in Rufah, 1894/96. (Belgien.) Diphthèrie- heilserum. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutshen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Groß- städte. Desgl. in deutshen Stadt- und Landbezirken. Witterung. Grundwafsserstand und Bodenwärme in Berlin und München, April.

Arbeiterbewegung.

Aus Lauchhammer wird dem „Niederlausißer Volksblatt" mit- getheilt: Auf dem hiesigen Eisenhütten-Werke haben ca. 50 Ar- eite die Arbeit niedergelegt, weil ihnen der Lehn gekürzt werden ollte.

Die Weber der Firma Weyl u. Naffau in Reichenbach in Sthlesien sind, dem „Vorw.“ zufolge, im Ausfiand. Den Webern waren Lohnabzüge von 20 4 bis 1,20 A p1o Stück gelieferte Waare angetündigt worden. Eine Kommission foll durch Unterhandela mit den Chefs der Firma versuchen, diese za bestimmen, ihre Maß- regel, die angeblich durch den geringen Umfaß und die Preise der Konkurrenz erfolgt ift, rückgängig zu machen.

Veber den geplanten allgemeinen Ausstand der Maurer Berlins (vgl. Nr. 127 d. Bl.) wird, wie die „Volks-Ztg.* berichtet, eine für heute einberufene Versammlung die endgültige Entscheidung treffen. Gleichzeitig bereiten auch die Maurer Potsdams eine allgemeine Lohnbewegung vor.

Den Webern einer Crimmitschauer Budckskinfabrik wurde fürzlih eine Lohnreduftion angekündigt. Da diese Maßnahme von seiten der betreffenden Arbeiter niht angenommen wurde, erhielten dieselben, der „Geraer Ztg." zufolge, am Freitag den Kündigungsschein, wonach dieselben in 14 Tagen entlaffen sind.

In Gera hat dem „Vorwärts“ zufolge die Ausfperrung von Webern der Halper!’ [hen Teppichweberei (vgl. Nr. 127 und 128 d. Bl.) die Folge gehabt, daß die Arbeits zenofsen der Entlassenen sich mit diesen solidarisch erklärten. Von 50 Stühlen fonnten daher am 9. Juni nur drei in Betrieb geseßt werden. Man versucht uun , die Webstühle durch Hilfsarbeiterinnen bedienen zu laffen.

Wie temselben Blatte aus Bern becihtet wird, sind dort die organ.sierten Spenglergehilfen mit folgenden Forderungen in eine Lohnbewegung eingetreten : Arbeitszeitverkürzung um eine Stunde täglih, Lohnzushlag für auswärtige Arbeit, Minimal-Stundenlohn von 40 Cts. und Zuschlag von 25 9/0 für Ueberzeit- und Nachtarbeit sowie von 50% für Sonntagsarbeit, Versicherung der Arbeiter gegen Unfall durch den Meister, Negulierun1 des Lehriingswesens (je ein Lehrling auf fünf Arbeiter im Maximum), Freigabe des 1. Mai, Lohnerhöhung um 1009/6.

Ein internationaler Tertilarbeiter-Kongreß wird vom 9, he zum 14, August in Roubairx Nordfrankreih abgehalten werden.

Kunft und Wifseuschaft.

XV. Kongreß für innere Medizin zu Berlin (9; bis 12. Jun.)

__ Im weiteren Verlauf der gestrigen Sißung sprach Pro- fessor Behring über die erperimentell begründete ätio- logishe Therapie. Der Vortragende begann mit einer geshicht- lichen Darlegung zu dem Zweck, die eigenartige Stellung der ätiolo- gischen Therapie zu kennzeihnen, und äußerte sh eiwa folgendermaßen. Wem es früher darum zu thun war, die Wirkung eines Heilmittels zu prüfen, studierte am gesunden Thicre, welhe Erscheinungen die Einbringung des Mittels in den Organismus ausklöst. Daran s{hlofsen sich gleichartige Versuhe an gefunden Menschen. Daraus wurden dann die Grundsäge für die Darreihung des Mittels am Kranken- bette abgeleitet. Im bewußten Gegensaß zu dieser Arbeitsweise steht die Art, wie die Anhänger der ätiologishen Therapie in ihrer wissenshaftlihen Forshung vorgehen. Leitender Grundsatz if bet ibnen, tas fünstlih frank gemach!e Thier dazu zu benuyen, ein Heil- mittel zu erproben. Vortragender erklärte : In Marburg ift jeyt die Herstellung eines starken Tuberkulose-Toxins gelungen, von dem zu erwanten ist, daß «s vraftish wird autgenußt werden können. Der Weg dazu war die Verwendung sehr virulenter Kulturen und die Ausscheidung aller Nebensubstanzen aus den Bacillenleibern. Es ift die Aussicht größer geworden, ein Tuberkulose-Antitoxin zu gewinnen. Viel Arbeit wird freilich noch nöthig sein.

Os O. Vierordt-Heidelberg besprach die Wirkungen des Jods bei Erkrankungen des Zirkulationsapparats und besonders bei Angina pectoris. Die Ergebnisse, welche bei Ge- fäßerkcankungen und insbesondere bei den von denselben verursachten Anfällen von Angina pectoris (Herzkrampf) durch diätetische Vorschriften,

Artikel mit 424 gegen 107 Stimmen beschlossen.

vom 23. Mai: Zwei französishe Missionare der Evangelischen

*) S. die Nrn. 133 und 134 des „R.- u, St.-Anz.*

Hydrotherapie 2c,, Mineralbadekuren eczielt werden, find oft von vorn- herein unbefriedigend; werden aber Erfolge erzielt, fo find fie nur in felteren Fällen von Dauer. Dies hat den Vortragenden veranlaßt, in einer Reibe von zum theil sehr fchweren, [lange beobachteten Erkrankungen Ver - suhe mit lange fortgeseßter Darreichung kleiner Dosen von Jodfalzen ¡u machen, in ähnlicher Weise, wie dies hon seit einiger Zeit von französishen Autoren empfohlen wird. Das Ergebniß diefer Be- handlung ift in der Mehrzahl der Fälle ein höchst bemerkenswerthes und zu weiteren Versuchen ermuntzrades. Es bestand in einer auf- fälligen Besserunz des Allgemeinbefindens, Hebung der Herzkraft und Abschwächung der Anfälle, zum theil bis zum Vershwinden. Einer dieser atienten, der vorher beim Treppeast?igen mehrfach nah wenigen Stufen hwere Anfälle gehabt hat, stieg fpäter über hundert Meter auf Berg- wegen; ein anderer, der von täglihen Anfällen auf der Straße heim- gesucht und vollkommen dienstunfähig geworden war, versieht jeßt seit ¡wei Jahren seinen Beruf. Vortragender besprah sodann die Gegen- anzeigen der Jodbehandlung, die Höhe der Dosis, die beste Form der Darreihunng sowie die vorläufig hypothetishe Art der Einwirkung des Mittels auf die Erkrankung und warnte \{ließlich vor dem Miß- brauch; die sorgfältige Regelung der Lebensweise, Badekuren 2c. bleiben daneben zu Recht befteben. i

Hierauf besprah Professor Dr. Benedikt-Wien den „Werth des Röntgen-Verfabrens für die innere Medizin“. Der Vortragende hob die Bedeutung dieses Verfahrens zunächst für die Erkenntniß der Leistungen des Herzens im gesunden und kranken Zu- stande hervor. Zunächst hat man mit einem Schlage eine richtige Anschauung über die Arbeitsleifiung des Herzens bei Gesunden be- fommen, welche früher arg überschäßt wurde. Dadurch wurden auch die Ausgleihövorgänge bei franken Herzen viel verständlicher. Weiterbin ift man dadur in der Lage, die Größen- und Lagerungs-Verhältnisse des gesunden und des kranken Herzens am Lebenden genau zu erkennen, aud in Fällen, bi denen ‘die frühere Methode ter Behorhung und Beklopfung im Stiche ließ. Ferner ist man in der Lage, Veränderungen an den Gefäßen zu einer Zeit zu erfennen, in der es früher feinen sicheren Anhaltópunkt aab, und dadurch steigt auch die Chance, günstige Heilerfolge zu erzielen. Weiter wurde dadurch eine genaue Einsicht in die Beziehung zwischen Herz und Zwerchfell gewonnen, sodaß man im stande ist, die Bewegungsverhältnisse des Zwerchfells, dessen einzelne Theile als un- abhängig voa einander erkannt wurden, zu sehen. Dies ift besonders wichtig für die Fälle von Verwachsungen des Herzbeutels mit dem Zwercd)fell und in Fällen von Verwachsungen des leßteren mit dem Rippenfell. Was die Lungen anbetrifft, so zeigt das Verfahren die Füllungsverhältnisse dieses Organs mit Lust und gestattet so Rückshlüsse auf kranthafte Vorgänge. Tine gewisse Bedeutung hat das Verfahren für die frübzeitige Erkenntniß von Knochenkrankheiten, besonders jener der Wirbel ; dieses Studium wurde jedoch meist den Chirurgen über- lassen. Für den Nachweis vieler Arten von Fremdkörpern in der Brust- und Bauchhöhle l-istet das Verfahren Vorzügliches. Bei den Erkrankungen des Vnterleibes ift es dagegen unsicher; am sichersten ist noch die Erkenntniß von Nieren- und Blasenkonkretionen. j

In der beutigen fünften Ss erstattete der Geheime Medizinal-Ratb, Professor Eulenburg - Berlin ein Referat über die Basedow'sche Krankheit. Er besprach zuerst die Definition dieser Krankheit, die Untersheidung völlig entwickelter und unvoll- fommener (abortierter, rudimentärer) Formen, sogen. formae frustes, und erörterte dann im Anschluß an die ge|hi{tliche Entwickelung die Vorstellungen, die man si in den ungefähr 60 Jahren der Kenntniß dieser Krankheit über ihr Wesen und ihre Entstehung allmählih gebildet bat. Die vershiedenen Grundanschauungen lassen sich der Suvisane nach unter- \ceiden in solhe, die den Ausgangépunkt der Erkrankung in einer fehlerhaften Blutmischung, oder in einex primären Affektion des Nervensystems, speziell e‘nzelner Theile desselben, oder endlih in einer primären Lokalerkrankung des tabei konstant vergrößerten Organs, der Schilddrüse, zu suchen geneigt find: hämatogene, neurogene und thyïieogene Theorien dér Krankheit. Während in jeder von diesen dreien ein richtiger Kern s\teckt, enthält doch keine für sih allein die ganze und volle Wahrheit ; vielmehr ergänzen sie fi gegzns-itig, insofern der allerdings bedeutungsvollen Schild- drüsen-Grkrankung nicht nur eine Blutüberfüllung der Diüse, fondern auch eine abnorme Blutbeschaffenheit vielfa zu Grunde zu [liegen scheint, andererseits das von der erfrankten Drüse gelieferte, anormale Sekret ganz besonders im Nervensystem scinen Angrifftpunkt findet und auf dieses fkrankmachend (pathogen) einwirkt. Alle drei auseinandergehenden Grundanshauungen haben denn auch, ihrer relativen Berechtigung entsprehend, für die Behandlung der Krankheit Schäßtzbares geleistet: die „hämatogene* nicht tlcß dur Anwendung der die Blutbeschaffenheit bessernden medikamentöfen Mittel, sondern noch mehr durch energishe Befürwortung des die Konstitution kräftigenden Verfahrens in Form geeigneter Diätkuren, Warm- und Kaltwasserkuren und besonders der Klimakuren (Höhen- kflima), die sich bei Basetow-Kranken ausgezeichnet bewährt baben. Den „neurogenen* Theorien verdankt man neben manchen Fehlgriffen doch auch die keineswegs erfolglosen elcktrischen und psyFischen Bchandlungsweisen; der „thyreogenen“ Theorie endlih die neueste Aera operativer Eingriffe durch partielle Ausschneidungen der vergrößerten Schilddrüse (,„Strumektomie“), üver deren definitiven Heilwerth die Akten noch nicht geschloffen sind, während die aus Mißverständniß dieser Theorie vorgeshlagene innere Behandlung mit Scilddrüsen-Präparaten \ih, wie vorauszusehen war, nicht als erfolg- rei) bewährt hat. Daran müsse man festhzlten, betonte der Bor- tragende zum Schluß, daß eine Heilung der Krankheit in vielen Fällen zu erreihen sei und daß es Sache des kundigen Arztes fein werde, unter der großen Anzahl za Gebote stehender Mittel und Heilverfahren die dem jedesmaligen Einzelfalle entsprehende in der nothwendigen Weise zur Anwendung zu bringen.

Der Chemiker, Geheime Hofrath, Professor Fresenius ist, wie „W. T. B.* aus Wiesbaden meldet, in der vergangenen Nacht an einem Schlaganfall daselbst gestorben. Karl Remigius Fresenius wurde am 28. Dezember 1818 in Frankfurt a. M. geboren, widmete sich seit 1836 der Vharmazie, studierte dann in Bonn und Gießen Chemie, wurde 1841 Assistent bei Liebig und habilitierte sich 1843 in Gießen als Privatdozent. 1845 ging er als Professor der Physik, Chemie und Technologie an das landwirtbscaftlihe Institut in Wiesbaten und begrün- dete dort 1848 ein Laboratorium, welches 1862 mit einer pharmazeutischen Lehranstalt, 1868 mit einer agrikulturhemischen, speziel auh oenolo- gischen Versucht staiton verbunden wurde, welche leßtere 1881 en ältester Sohn übernahm, während 1876 das landwirthschastlihe In- stitut durch eine in Weilburg errichtete Landwirthschafts\{ule erseßt und 1877 das pharmazeutishe Institut aufgehoben wurde. Das wiederholt wesentli erweiterte Unterrichts-Laboratorium wird haupt- sählih von Chemifkern besuht, welche sh der Technik und der Nah- rungsmittel-Chemie widmen wollen, und genießt auch im Auslande, vorzüglih in England, einen großen Ruf. Mit demselben ist ein Unter- suhungs-Laboratorium und scit 1884 ein bakteriologisches Institut ver- bunden. Fresenius hat sich besonders um die analytische Chemie große Verdienste erworben und galt auf diesem Gebiet als Autorität ersten Ranges. In den leßten Jahren beschäftigte er sih besonders mit der Untersuchung von Mineralwässern, deren Nesultate in den „Chemischen Untersuchungen der wichtigsten Mineralwässer des Herzogthums Nassau“ (Wiesb. 1850 —68 Heft 1—9) und in mehreren Monographien (ebendaf. 1859—90) niedergelegt sind. Er lieferte au Analysen vieler anderer Quellen und schrieb ein „Lehrbuch der Chemie für Landwirthe 2c.“ (Braunschweig 1847); seine Hauptwerke aber, die in fast alle lebenden Sprachen überseßt wurden, nd: „Anleitung zur qualitativen chemishen Analyse“ (Bonn 1841; 15. Aufl. Braunschweig 1886), und „Anleitung zur quantitativen chemishen Analyse" (das. 1846, 6. Aufl. 1873 bis 1887, 2 Bde.). Seit 1862 gab er eine „Zeitschrift für analytishe Chemie“ (Wiesbaden) heraus. Seine in Gemeinschaft mit

[l angegebene alkali- und acidimetrishe Methode hat in der Technik allgemeine Anwendung gefunden („Neue Verfahrungsweisen zur Prüfung der Pottasche und Soda, der Aschen, der Säuren“, Heidel- berg 1843). Außerdem shrieb er noh die „Geschichte des chemischen Laboratoriums zu Wiesbaden“ (Wiesbaden 1873).

Bauten.

Aus Oppeln wird berihtet: An dem alten PiastenfGtof, in welchem ein Theil der Regierungsbureaux untergebracht ist, ift ein Erweiterungsbau in Angriff genommen worden. Derselbe foll dazu dienen, dem gegenüber der fortgeseßten Steigerung der Geschäfte immer per werdenden Mangel an ausreihenden Bureau- räumen der Regierung Abhilfe zu vershaffen. Was die Bauten auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens betrifft, so ift die Einführung des elefktrishen Betriebes auf der Dampfitraßenbahn Gleiwitz Deutsch - Piekar zum 1. Januar 1898 angeordnet. Bezüglich der Straßenbahn Antonienhütte—Schwientohlowiß der Firma Kramer u. Co. sowie der Strecke SchwientoWlowiß—Beuthen der Firma Schikora u. Wolff hat die örtliche Prüfung stattgefunden. Zur Er- theilung der Konzessionsurkunden für die Straßenbahnftrecken Königs- hütte—Schwientohlowiß, Zabrze—Beuthen und Shomberg—Morgen- roth fehlt nur noch die eisenbahnseitige Feslstellung der Kreuzungs- projekte mit anderen Geleifen. Ueber eine staatsfeitig auszubauende Babn Gleiwiy - Antonienhütte - Neuberun sind Ermittelungen an- geordnet.

Literatur.

Von dem dur den Kronprinzen Erzherzog Rudolf ins Leben gerufenen umfassenden Werke „Die öfsterreihisch-ungarise Monarchie in Wort und Bild“ (Druck und Verlag der K. K. Hof- und Staatsdruckerei in Wien; Redaktion: Wien I, Stallburg), welches aemäß der Bestimmung Seiner Majestät des Kaisers und Königs Franz Joseph als ein Ehrendenkmal für Höhstdenselben unter dem Protektorat Jhrer Kaiserlihen und Königlichen Hobeit der Kron- prinzessin-Wittwe Erzherzogin Stephanie nah dem von dem Verewigten vorgezeichneten Plan und in seinem Geist und Sinn fortgeseßt wird, sind jeßt auh die beiden Bände (14, 15) „Böbmen“, der „Mähren und Schlesien“ behändelnde Band (17) und der 4. Band von „Ungarn* (14) zum Abschluß gebraht worden. Von den beiden Ab- theilungen, welhe Böhmen behandeln, enthält die erste die sehr an- ziehenden landshaftlihen Schilderungen, die Vor- und Landesgeschichte und die Volkskunte, während die zweite Abtheilung den Antheil dieses Landes an Musik, Literatur, Theater und bildenden Künsten darlegt und die volkswirthshaftlihen Verbältnisse zur Darstellung bringt. An der reihen Jllustration des Werkes betheiligte sich die Durch- lauchtigste Protektorin des Werks mit zwei Landschaftsbildern. In dem 4. Theil von „Ungarn“ (Band 16) geben 14 ungarische Schriftsteller eine eingehende, allseitige Beschreibung des Landestheils „jenseits der Donau“. An der Spiße der Jlustratoren stebt auch hier die Frau Kronprinzessin-Wittwe, Höchstwelcher sich die Grzherzogin Clotilde angeshlofsen hat. Der 17. Band schildert in gemeinverständ- licher Weise alles, was die beiden Kronländer Mähren und Schlesien auszeichnet: eine große fulturelle Entwickelung seit dem Eintritt in die Geschichte, ein abwechselungs- und farbenreihes Volksleben, die Er- folge auf geistigem und volkswirthschaftlichem Gebiet in Vergangenheit und Gegenwart. Gleich den früheren, ging auch dieser neue Band aus dem Zusammenwirken der bedeutendsten literarishen Kräfte der beidea Kronländer hervor, wie auch für die Ausführung der Jllu- ftrationen ausshließlich Künstler herangezogen wurden, die der Monarchie angehören. Der Band „Mähren und Slefien“ enthält 41 Artifel, an welhen sich 36 Schriftsteller betheiligten; 264 Jllustrationen begleiten erkflärend und schmüdend die Darstellungen; 22 IFslustratoren betbätigten sih bei der Herstellung neuer Bilder, während A mehrere Werke älterer Meister (Jacob Alt, Amerling, Josef Krie- huber, Josef Manes 2c.) in Holzschnitt reproduziert sind. Endlich wurde auch diesem Bande ein in Chromo-Xylographie ausgeführtes Trachtenbild : „Jalauerinnen, Hannake und Jazek aus Jablunkau“ darstellend, beigegeben. Am 15. Mai hat nun mit der 276. Lieferung ein weiterer Band zu erscheinen begonnen, welher „Galizien“ behandelt. Was dieses Kron- land an Schätzen der Natur und der Kunst aufzuweisen hat, seine kulturelle Entwickelung seit dem Eintritt in die Geschichte, das Leben seiner Be- völkerung, deren geistige und volfkswirthschaftlihe Bestrebungen follen darin in Wort und Bild zur Darstellung gebraht und dem Tert Illustra- tioren beigegeben werden, welhe das Bedeutsamste bildlih ergänzen. Bis jeßt liegen von dem großen Werke, an dessen ersten Bänden ih der Kronprinz Rudolf noch selbst s\chriftstellerisch bethätigt hat, nunmebr abges{lossen folgende Bände vor: I. „Wien“, Ik, III. „Ueber- sihtsbände*“, 1. Abtheilung: naturwissenschaftlißer Theil, 2. Abthei- lung: ethnographisch - geshihtliher Theil, IV. „Niederösterreih“, V. „Ungarn*, 1. Band, VI. „Oberösterreich und Salzburg“, VII. „Steiermark“, VIII. „Kärnten und Krain“, IX, „Ungatn“, 9, Band, X. „Das Küstenland*, X1. „Dalmatien“, X11. „Ungarn“, a Bano U Tirol und Boralbea, e G Böhmen 1. und 2. Abtheilung, XVI. „Ungarn“, 4. Band, XVI[I. „Mähren und Schlesien“. Im Erscheinen begriffen sind „Galizien“ sowie „Ungarn“ 5. Band. Jährlih werden 24 Lieferungen zum Preise von je 30 Kreuzer (50 „) ausgegeben. Alle Buchhandlungen nehmen Bestellungen sowohl auf einzelne Bände wie auf das Gesammt- unternehmen an.

ff. Zeitschrift der Historishen Gesellschaft für die Provinz Posen. Herausgegeben von Dr. R odgero Prümers. 11. Jahrgang, 3./4. Left, Posen, I. Jolowicz. 1896. In diesem Heft schiltert Robert Hafsencamp eine polnishe Königswahl aus dem 17. Jahrhundert. Sie bietet die charakteristishen Züge der polnischen Geschichte: Uneinigkeit der Magnaten, Bürgerkrieg, Ein- mishung der Nachbarn, welche vershiedenen Kandidaten durch Gewalt, List und Bestechung die Krone zu verschaffen suchen. Ein öfterreichi- {er Erzherzog, ein französischer Prinz, der berühmte Feldherr Condé und ein brandenburgish-\{wedischer Kanditat, der Psalzgraf Philipp Wilhelm, bewarben sich bei der Wahl; nah langen Wirren erhielt feiner von ibnen, sondern ein einheimisher Edelmann aus dem alten Körigsgeschleht der Piasten die Krone in der Hauptfache dess halb, weil keiner der fremden Kandidaten reich genug war, sich eine zuverlä)sige Partei unter den Magnaten zu werben. Ferner ist zu erwähnen der Anfang einer Studie Adolf War chauer’s über die Stadtbücher der Provinz Posen. Die Stadtbücher enthalten Auf- zeihnungen der Rechtsgeschäfte, welhe die städtishen Behörden im Mittelalter vornahmen, und sind in erster Linie eine hohwichtige Quelle für die Geschichte der freiwilligen Gerichtsbarkeit und der privat- rechtlihen Beziehungen der Bürger unter einander; fie bringen jedo daneben auch manche werthvolle Notiz zur Geschichte der städtischen Behörden.

Land- und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Rumänien.

Der Monat Mai war kühl und naß. Die außergewöhnlich starken und häufigen Regengüsse haben in Rumänien große Ueber- \{chwemmungen und damit vielfah Beschädigungen der Ernte hervor- gerufen. Indessen sind solhe doh nur als partielle anzusehen, und im übrigen steht das Getreide in der ganzen Walachei ausgezeichnet. Fn der Moldau is der Stand der Weizenfelder, die hier und da niht gut überwintert haben, weniger Ea dagegen wecden die Aussichten für Gerste auch dort gerühmt. Mais ist überall in- folge des fühlen Wetters in der Entwidckelung zurückgeblieben. Die Napsernte wird durch das anhaltende Regenwetter beeinträchtigt.

Ernteaussichten in der Kolonie Queensland.

Ueber die Ernteaus\sichten in der Kolonie Queensland liegt fol- gende Nachricht aus Brisbane von Anfang Mai vor.

Während des Monats April, wo hauptsählich die Aussaat von Weizen, Hafer u. \. w. stattzufinden pflegt, herrschte andauernd trockene Witterung, sodaß die Landwirthe mit vereinzelten Ausnahmen nicht im stande gewesen sind, ihre Felder vorzubereiten und zu befäen. Nur im Allora-Distrikt auf den Darling Downs soll einiger Weizen be- reits in der leßten Hälfte des März zur Einsaat gekommen fein.

Falls nicht bald günstiges Wetter eintritt, so düzste die nächste Ernte einen beträchtlihen Ausfall aufzuweisen haben.

Der Ertrag der hberanreifenden zweiten oder späten Maisernte wird vorauésihtlih gleihfalls infolge der ungünstigen Witterung eine Verringerung erfahren. E 7

Auch die Kolonien Neu-Süd-Wales, Victoria und Süd-Australien kaben theilweise chwer unter der andauernden Trockenheit gelitten.

Washington, 10. Juni. (W. T. B.) Nach dem Junibericht tes Ackerbau-Departements beträgt das gefammte mit Frühjahrs- und Winterweizen bebaute Areal zusammen 34 569 000 Acres oder 99,9% des in der legten Saifon abgeernteten Areals. Der Dur- schnittsftand des Winterweizens ift 78,5 gegen 77,9 im vergangenen Jahre, derjenige des Frühjahreweizens 89,6 gegen 99,9, des Hafers 89 gegen 98,8, des Roggens 89,9 gegen 85,2 und der Gerste 92,2 gegen 98. Der Stand der Baumwollen ist nah dem Bericht des Ackerbau-Bureaus 83,5 %%. Die gesammte Anbaufläche beträgt 103,5 9% oder 24 091 394 Acres. Im allgemeinen fällt die Ernte drei Wochen später wegen des ungünstigen Wetters in den leßten Monaten, welches viele Nahpflanzungen nöthig machte.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln. Türkei. _ Durch Beschluß des internationalen Gesundheitsraths in Kon- stantinopel if die für Herkünfte von Derna und Benghazi an-

geordnete ärztlihe Untersuhung wieder aufgehoben worden. (Vergl. „R.-Anz.“ Nr. 110 vom 11. v. M.)

Siam. Die siamesishe Regierung hat für Herkünfte aus Swatau eine neuntägige Quarantäne angeordnet. Hongkong. Die Kolonialregierung in Hongkong hat Swatau und die Insel

Formosa für pestverseucht erklärt und für Herkünfte von den genannten Orten Quarantäne angeordnet.

Aus den „Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesundheitsamts“ Nr. 23 vom 10. Juni.

Pe f.

British -Ostindien. In der Stadt Bombay wurden, nach der „Bombay Government Gazette“, in den 5 Wochen vom 14. April bis 18. Mai 310, 195, 144, 98 und 67 Todesfälle an der Seuche festgestellt. Auch in Puna und Karachi is ein Rückgang der Seuche bemerkbar ; dagegen hat si die Krankheit inzwishen über andere Orte ausgebreitet und in den neuergriffenen zugenommen, besonders in Mandwi auf der Insel Cuth, wo am 4. Mai 125 Personen an der Pest gestorben sind. e

Portugiesish-Indien. Laut Mittheilung vom 7. Mai berrsht die Krankheit in dem nördlich von Bombay an der ostindischen Westküste gelegenen Daman. 2 N E

China. In dem Bezirk von Swatau ist die Krankheit, einer Meldung vom 22. April zufolge, in den Orten Tatopu und Huilai ausgebrochen.

Cholera.

British-Ostindien. Kalkutia. Vom 25. April bis 1. Mai starben 101 Perfonen an Cholera, 9 an Pocken und 215 an Fiebern.

Gelbfieber.

Auf Cuba wurden nach den „Public health reports“ in Havanna in den beiden Wochen vom 30. April bis 13. Mai bei 70 bezw. 54 Neuerkrankungen 18 bezw. 14 Todesfälle (davon 18 bezw. 14 im Militärhospital) festgestellt, in Cardenas in den beiden Wochen vom 25. April bis 8. Mai bei 3 bezw. 8 Neu- erkrankfungen 1 bezw. 2 Todesfälle, in Matanzas vom 22. April bis 5, Mai 2 Todesfälle, in Sagua la Grande vom 18. bis 24. April 5 Todesfälle, vom 25. April bis 8. Mai 5 (bei 67 Neuerkrankungen), in Santjago vom 2. bis 8. Mai und in Manzanillo vom 1. bis 15, April je 1 Todesfall. Ferner wurde in Rio de Janeiro vom 4. bis 10. April 1 Todesfall angezeigt.

Verschiedene Krankheiten.

oden: Odessa und St. Petersburg je 4 Todesfälle; Paris 12, St. Petersburg 14 Erkrankungen; Flecktyphus: Warschau 2 L odes- fälle; St. Petersburg 4 Erkrankungen; Rückfallfieber: Moskau 3 Todesfälle; Genickstarre: Regierungsbezirk Arnsberg 3, Kopen- hagen 3, New. York 8, Wien 2 Todesfälle; Regierungsbezirk Arns- berg 2, Kopenhagen 6, Wien 2 Erkrankungen; Influenza: Berlin 5, London 19, Moskau 2, Rew-York 4, Paris 2, St. Peters- burg 9, Rom und Wien je 2 Todesfälle; Kopenhagen 27, Stockholm 14 Erkrankungen; Tollwuth und Milzbrand in Moskau je 1 Todesfall; Keuchhusten: London 47 Todes- fälle. Eckrankungen sind vorgekommen an Masern in Berlin 68, Breslau 52, in den Regierungsbezirken Arnsberg 507, Hannover 198, Lüneburg 159, Marienwerder 97, Posen 169, Wies- baden 239, in München 83, Hamburg 65, Budapest 248, Edin- burg 294, Kopenhagen 22, St. Petersburg 270, Prag 33, Wien 754 desgl. an Scharlach in Berlin 31, Budapest 33, Edinburg 32, London (Krankenhäuser) 278, Paris 38, St. Dea 67, Stockholm 26, Wien 75 desgl. an Diphtherie und Croup in Berlin 35, im Regierungsbezirk Arnsberg 120, Hamburg 20, Kopen- hagen 32, London (Krankenbäuser) 122, Paris 44, St. Petersburg 141, Wien 44 desgl. an Unterleibstyphus in St. Petersburg 82 desgl. an Keuchhusten in Wien 956.

Aus Anlaß eines Sonderfalls hat die Königliche Wifsen- \haftlihe Deputation für das Medizinalwesen dem Minister der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten über die Frage, ob und eventuell unter welhen Voraus- seßungen die Schußpockenimpfung im stande ist, eine Disposition für die Erkrankung an Tuberkulose bezw. der Skrophulose zu schaffen, unter dem 10. März 1897 nath- stehendes Gutachten erstattet:

„Seit Entdeckung des Tuberkelbacillus als Ursache der Tuberkulose ist die Behauptung, daß durch die Impfung Tuberkulose entftebe, unmöglich geworden. Nun taucht die Behauptung auf, daß die Dis- position zur Erkrankung an Tuberkulose dur die Impfung geschaffen werde. Die Annahme ist sehr verbreitet, daß durch Bestehen oder den Ablauf gewisser Krankheiten im menshlichen Körper eine größere Empfänglichkeit für Erkrankung an Tuberkulose geschaffen werde. Dies wird z. B. angenommen von Zuckerharnrubr, Masern, Keuch- husten und im allgemeinen von entkräftenden Krankheiten. Gebört dazu auch die kurzdauernde, fieberhafte Erkrankung, welche durch die Impfung hervorgerufen wird ? ' A

Da Tuberkulose die häufigste Krankheit des Menschen ift, werden natürli auh eine Anzahl Geimpfter und Wiedergeimpfter an Tuberkulose früher oder später na der Impfung erkranken. Wer solhe Fälle sammelt, wird natürlich Material iu Masse vorfinden ; wer mehrere gesucht oder ungesuht zu Gesicht bekommt oder zu Gebör, wird, wenn er ih nur den nächsten Eindrücken hingiebt, geneigt tein, die Thatsachen der früheren Impfung und der späteren Erkrankung an Tuberkulose in Zusammenhang zu bringen. Zur Zeit ift jedo keinerlei Kennzeichen bekannt, aus dem man erkennen und bewetsen Ffönnte, daß im Einzelfalle die nah der Impfung entstandene Tuder« kulose oder Skcophulofe Folge der Impfung sei, oder woraus man beweisen könnte, daß ein Einzelner nah der Impfung zur Erkrankung an Skrophulose oder Tuberkulose geneigter fei als nit geimpîte Menschen. Eine derartige auf den Einzelfall gerichtete Bedauptung muß deshalb als willkürliße und unerweisbare gelten. | f

Sollte jedoch aus den Sterblichkeitsverbältntffen im großen ein Beweis in diefer Richtung versuGt werden, so müßte