1897 / 140 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 17 Jun 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Heimath zurückehren. Dies war dur eine Boiihasi den Ngumba- leuten bekannt gegeben, und kurz vor meinem Abmarsch batte eine von Yaúnde nah Kribi entsandte Daten gemeldet, die Wege im Ngumbalande feien in Ordnung. Ich fand dies in vollem Maße be- stätigt. Der ganze Weg durch die Ngumbaberge war zu einem sehr bequemen Reitweg umgewandelt, die reißenden Gebirgswafserläufe überbrüdckt; nur einzelne steile Berge unxd Felspartien bieten noch Schwierigkeiten für Lastthiere, ohne wirkliche Hindernisse zu fein. Bei meinem Anmarsch kam mir Tunga mit Frauen und Be- leitern entgegen und begrüßte mich aufs herzlid& ste. Soldaten und räger wurden in dem geräumigen Dorf einquartiert, ih selb nakm mit Herrn von Carnap in dem Anwesen eines Gabunefen Hilarion Wohnung, welcher dort für die Firma Woermann Handel treibt. Bald erschien Tunga mit den Dorfältesten und brahte mir das erste greße Gastgeschenk, bestehend aus vier Schafen, 50 Bund Bananen, zehn Hühnern, aht Eiern und einem Korb Makabo, woraus ih ein Festtag sür meine Leute entwidelte, die bis dabin von den mitgenommenen Vorräthen Reis und getrocknete Fische hatten leben müssen. Die Internierung Tunga's in Kamerun hat wahrhaft wunderbare Früchte getragen. Nicht nur gehört der früher verrufene Weg zu den besten und sichersten im Schut- gebiet, sondern er arbeitet auch emsig an der Ver- besserung feines Dorfes; ein sehr großer, [luftiger Marktplayz ist angelegt, überall sieht man neue Rodungen im Urwald zum Bau von neuen größeren Häusern und Anlage von Farmen. In dem roßen Palaver, welches ich Nachmittags mit Tunga abhielt, ver- icherte er mich wiederholt seiner Treue und BotmÄäßigkeit. Da Tunga der größte und einflußreihste Häuptling des Nagumbalandes ist, so ist seine Haltung von besonderer Wichtigkeit. Hier traten die sich nun noch immer weiter wiederholenden esten Klagen gegen räuberische und vom Süden ber gegen die Handelsftraße vordrängenden Buli- \stämme auf. : i Fn zwei Tagemärschen wurde ron Tunga aus die Station Lolo- dorf am 6. Januar, 1 Uhr Nachmittags, erreiht. Der Weg, wo irgend mögli, gut gereinigt, führt über sehr steile, bis zu 700 m bobe Berge und ermüdetdur fortwährendes Auf- und Abklettern. Jn dem hoh gelegenen Dorf Epu!si schlugen wir Nachtquartier auf. Bald hinter Epussi kamen wir an der eingefriedigten, sauber gehaltenen und mit Kreuz und Aufschrift versehenen Grabstätte des dort auf dem Marsch nah Lolodorf verstorbenen Premier-Lieutenants a. D. Lübke vorbei. Die Station Lolodorf liegt auf einem isolierten Bergkegel im Wald- thal des Lukonje, der tief unten an dem Stationsberge vorbeifliefßt; ringêum ist der Bergwald niedergeschlagen, sodaß die militärische Lage vorzüglih is. Nach allen Richtungen hin erblickt man bis zum fernsten Horizont bewaldete Bergketten. Unten am Fluß liegen Ao der Firmen Karl Maas, Randad u. Stein, Lübke u. Co., . Woermann u. Co., alle bis jeßt von Farbigen (Gabunesen) geleitet, sowie verschiedene Naumbadörfer; endlih etwas weiter auf halber Bergeshöbe das erste Yaúndedorf unter dem alten Häuptling Ebuda. Ueber den Lokundje führt eine solide, mit Pferden gut passierbare Holz- brüde. Die Station is beseßt mit einem europäischen Unteroffizier (zur Zeit Sergeant Bauch) und 22 Mann der Truppe. Wohnhaus, Kaserne, Arbeiterwohnungen und Ställe sind in primitiver Weise ganz aus einheimishem Material hergestellt. Nach Inspizierung der Station, die sich in vortrefflider Verfassung befand, erschienen am 7D: ._ die mähtigeren Häuptlinge zum Empfang, reiche Geschenke an Schafen, Ziegen und Hühnern bringend. Die bedeutendsten sind Banjok und Deng von Loladorf (Mlole), Bambam, ein Bruder Tunga's, etwa zwei Stunden von der Station ansässig, Ebuda, der alte Yaúnde - Häuptling vom Berge. Alle klagten übereinstimmend über Vergewaltigungen dur die Buli. Abends wurde die Station durch Magnesiumfaceln erleuhtct. Am §8. wurden die zur Weiterreise erforderlichen Vor- fehrungen gztroffen, insbesondere die Lasten umgepackt und Hilfsträger (Ngumba) angenommen. Am 9. um 6 Uhr Morgens Abmarsch von Lolodorf. Troßdem die Eingeborenen nah Kräften am Wege gearbeitet hatten, war derselbe doch stellenweise recht beshwerlih. Felspartien mit Sumpf abwechselnd, au unbequeme Flußübergänge. Unterwegs be- grüßte mich am Wege ncch einmal äuptling Bambam mit seiner ganzen Familie. Die bisher als besonders {wer pallterbar berüchtigte „Vakafarm“, in der wild übercinander gestürzte aumstämme den Weg versperrt hatten, war vollständig gereinigt. Das Nachtguartier, das hochgelegene Gebirgsdorf Ngene, wurde erst um 2 Uhr Nad- mittags erreiht. Die Bevölkerung ist hier {hon halb Yaúnde; die Nacht war sehr kühl und nebelig. Im kalten Morgennebel um 6 Uhr Morgens von Ngene aufbreher.d, erreichte die Expedition nah Ueberschreiten des Mbengebirges und des Akiéflusses, durh Akatta— Mtshalla durchmarschierend, gegen Mittag das Bergdorf Esumba, welches bereiis ziemlih reine Yaúundebevölkerung aufweist. Zwar seht man überall die Rindenhütten der Ngumba, da tdie Oel- und Raphiapalmen hier noh zu selten vorkommen ; do tragen die Frauen \chon die eigenthümlihe Yauúndetraht, den pferde- \{wanzähnlihen Blätterbüschel hinten, und zu den bither auéshlicß- lich vorkommenden Pisangs und Kassava treten als Feldfrüchte Zudcker- rohr, Taback und Erdnüsse. Am folgenden Tage pafsierten wir den Mbengasumpf ; obwohl die Koloune {hon 5 Uhr 50 Min. Morgens abmarschierte, famen wir erst lange nah 1 Uhr Nachmittags ins Biwak, da der Weg unerhört {lecht war. Es liegen hier keine Dörfer am Wege und die Terrainverhältnisse sind ganz befonders \hwierig : Sumpyfstellen, Wasserläufe wechseln mit steilen, unwegsamen und ver- wasenen Berghängen ab. Am 14. wurde auf einem im ersten Theil no% \chlechten, dann vorzüglih gereinigten Wege um 9 Uhr Vormittags das Dorf Elama am Niong erreiht und nach Vebersezen der Expedition in Kanus in dem Yaúindedorf Wóna Lager bezogen. Von hier aus führt ein 4 bis 6 w breiter Fahrweg bis zur Station Yaúnde, welche über die als Nachtquartier dienenden Dörfer Abega Nsana und Mesenti am Sonntag, 17., Vormittags 9 Uhr, erreicht wurde. Die Herstellung dieses Weges ist cin Verdienst der Station und ihres derzeitigen Leiters, des Lieutenants Dominik; sie wäre allerdings wohl ohne den Druck des Kamph'schen Feldzuges niht möglih gewesen. Durch das Yaúndeland von Njong bis an den Sanaga heran führt eine etwa 150 km lange Straße, welche auf Betreiben der Station von den anwohnenten Eingeborenen hergestellt ist und ih in vorzüglihem Zustande befindet. Wie dieser Weg benußt wird, zeigten die zahlreihen, mit Elfenbein und Gummi beladenen, vtelfach 50 bis 60 Mann starken Karawanen, denen ih begegnete. Ich habe mit besonderer Genugthuung feststellen können, * daß der zur Bestrafur.g der aufständishen Yaúnte unternommene und vom Hauptmann von Kamp mit Erfolg durchgeführte Feldzug der Truppe nicht nur das militäris{,e Uebergewicht und die Autorität der Regierung wiederhergestellt, sondern auch gleichzeitig einen schönen fulturellen Erfolg aufzuweisen hat. Bemerken möchte ih noch, daß Wild auf ter ganzen Strecke ret selten ist: im Urwald vereinzelte Glephanterspuren, Affen, Papageicn, außerdem warcn Antilopen in \pärliher Anzahl und Raubvögel (Adler und Milane) zu beobachten. Schon vor der Station empfing mich der derzeitige Stationëchef Lieutenant Dominik, machte die erforderlihen Meldungen und über- reite den Stationsrapport. Auf dem Hofe vor dem Stationsgebäude stand die Garnifon in Mar eau enge während das 3,7 cm-Schnell- ladegeshüß einen Salut feuerte. Die Nachricht, daß zum ersten Male der Gouverneur persönlih die Station und das Yaúndeland besuchte, war weithin verbreitet. Sehr bald nah der ersten kurzen Begrüßung mit Lieutenant Dominik erschienen daher die benachbarten Yaúnde- Häuptlinge, voran der alte Zonu, der Freund Kund's und Tappenbecks, auf dessen Gebict die Station liegt; sein Sohn Ambka, eine Art Faftotum der Station, hatte mih {on vom leßten Nacht- quartier (Mesenti) abgeholt. Es ershien Mbazamsoko nebsi Gefolge, ein alter durhtrtebener ECahg up ag in dessen Dorf das Zer- würfniß zwischen Premier-Lieutenant Bart \ch und den Yaúnde be- onnen hatte. Es ersien endli auch der größte der umliegenden Häuptliv e, der Ober-Häuptling des großen Sakéltanunes Baneme- uno, alle mit reihen Geschenken an Kleinvieh und Lebensmitteln. Ersteres wurde dem Viehbestand der Station überwiesen, leßtere zur Be egung der Expedition verwendet. Die Station liegt auf einem Hügel an der Grenze von Urwald und Grasland in jeder Hin-

fat sehr günstig. In der Mitte tes engeren Stationshofes befindet fih das massiv aus dort gebrannten Fefe erbaute zweistêckige Wohnhaus ; - der untere Stock enthält Vorrathsräume und Gelafie für Dienerschaft, der obere Stock sechs geräumige luftige Wohn- und Slafräume für Europäer. Es ist ein ganz mit dortigen Mitteln her- gestellter vorzügliher Bau. Im Hof liegen außerdem in regel- Spigen Abständen das Wachlokal mit Gefängniß, mehrere massive Schuppen und Scheunen, Kasernen, Arbeiterwohnungen. er Stationsbof is von einer massiven Lehmmauer mit Schießsarten und Wallgraben umgeben, welche mit ihren Bajtionen eine für innerafrikanishe Verhältnisse gewichtige Befestigung darstellt. Auf der erhöbtesten Bastion stett unter einem Shußdach das 3,7 cm Schnellladegeshüß, die Gegend ringsherum beherrschend. Noch etwas böôher befindet fich die große Palavertrommel, mittels deren der Stationshef dem Lande seine Wünshe und Befehle kundgiebt. Jedes durch diese Trommel ausgegebene Wort wird von den nächsten Dörfern sofort aufgenommen und dur das ganze Land weiter getrommelt. Die Trommelsprade is hier vollkommen ebenso ausgebildet wie im Duallagebiet. Weit um den Stations- Fof herum is das nah allen Seiten hin abfallende Gelände vom Waldbestande gereinigt. Es liegen hier blühende Gärten mit Aranas- und Gemüsekulturen, ausgedehnte Felder, mit Reis, Pifangs, Mafabo und vor allem mit eurcpäischen Kartoffeln bestanden; leßtere gedeihen ganz ausgezeichnet. Auch Arkeitersiedelungen, sowie Vieh- und Pferdeställe befinden fich außerhalb des engeren ‘atat Der Bestand an lebendem Inventar war zur Zeit meiner Anw: senheit außer Geflügel fünf Pferde und über 300 Stück Schafe und Ziegen. Die Pferde werden sowohl zum Reiten als auch zum Steinfahren und Pflügen verwendet. Rindvieh fehlt noch, steht aber von Ngutte und Tibati her in Auétsiht; mehrere Milchziegen liefern tägli irische Milh. An dem am Fuße des Stationéberges fließenden Bache liegt eine shwunghaft betriebene Feldztegelei, welhe Steine für die Bauten liefert; es können 10000 Stü auf einmal gebrannt werden. Neue Rodungen sind bereit zur Aufnahme frischer Ausfaat. Der gesammte landwirthschaftliche Betrieb ist intensiv und erfolgreih. Die Besaßung besteht aus 1 Offizier, 1 Unteroffizier und 1 Stations-Assistenten, 1 farbigen Feldwebel und 60 Mann der Schußtruppe, verschiedenen Handwerkern und Aufsehern und etwa 30 Arbeitern und Weibern. Die Zeit vom 17. bis 20. diente theils der Ruhe, theils einer gründ- lichen Besichtigung der Station und shriftlihen Arbeiten sowie der Festlegung eines geregelten Stations-Etats. Am 21. Januar brach ich dann in der Richtung zum Sanaga auf. In meiner Begleitung befanden fich Premier - Lieutenant von Carnap-Quernheimb, Lieutenant Dominik, Büchsenmacher Zimmermann, die farbigen Feldwebel Andu und Paul Zampa, 76 Mann der Truppe und etwa 100 Yaúndeträger. Sämmtliche Weißen waren auf Pferden der Station beritten. Durch die Yaúndestämme der Yetute, Vogebela und Ntoni gelangten wir nah Ueberschreiten der Flüsse Mfule und Mfamba in das Gebiet der Benjata, eines weit nah Osten vorgeshobenen Bakokostammes, der in letzter Zeit verschiedene Neibereien und Streitigkeiten mit feinen Nachbarn gehabt. Die Leute batten offenbar ein s{chlechtes Gewissen; denn die Dörfer wurden bei unserem Anmarsch verlassen. Während bis hierher der Weg mit einer breiten europäischen Landstraße jeden Vergleich aus- halten konnte, war er hier zwar gut passierbar, aber doch stark ver- wachsen. Wir bezogen Lager in einem von niedrigem Busch umgebenen verlassenen Dorf. Am Nachmittag kam es zwischen einigen unserer Leute und einigen Eingeborenen zu einer unerheblihen Streiterei, die weiter keine Folgen hatte. Nur Abends spät machten sich die Benjata das Vergnügen, aus unmittelbarer Nähe vier Shuß mitten in unser Lager hinein zu feuern und dann fortzulaufen. vonCarna p und ich saßen gerade beim Schein der Laterne vor meinem Zelt und hörten in unmittelbarer Nähe die Eisenstücke sausen. Selbstverständliß wurden die Posten verstärkt, doeh ließ sich von den Eingeborenen weiter nichts schen. Diese Benjata sind der einzige Stamm an der Straße von Kribi zum Sanaga, welhe noch unbotmäßig sind; ihre Züchtigung und Unterwerfung wird von der Station Yaúnde vorausfihtlich obne Schwierigkeit in nächster Zeit bewirkt werden. Am 23. erreihten wir das Batschengedorf des Hâäuptlings Kule und übernachteten in Emwuna, auf dem Südufer des Sanaga an den Nachtigal- {nellen gelegen. * Hierher schickte der befreundete Nna Tinati abermals Boten mit der Meldung, daß Ngila’s Feldherr Gimene in den Mangodörfern über 40 Sklaven geraubt und seine ganze Kriegs- maht um sih versammelt hate, um einen neuen großen Rau*zug füdlich des Sanaga zu unternehmen. Da hierdurh die der Staticn befreundeten Stämme und die Station selbst aufs ernsteste bedroht ershienen, war Eile geboten. Am 24. Januar überschritten wir in sechzehn Kanus, die Pferde schwimmend, den etwa 500 m treiten Sanaga unterhalb der Nachtigalfäle, welhe einen prähtizgen Anblick boten. Durch hügelige Gras- favanre reitend, kamen wir um 11 Uhr Vormittags in das in Bergen liegende Wutedorf Tungele, einem Sklaven Ngila's gehörig, wo wir Lager bezogen. Noch an demselben Tage marschierten von hier aus Lieutenant Dominik und Büchsenmacher Zimmermann mit einer ftarken Patrouille der Truppe in der Richtung auf Ngila ab, während Lieutenant von Carnap und ich mit 15 Mann uns der Erforschung der Umgebung widmeten. Lieutenart Dominik hatte den Auftrag, Ngila vor weiterem Larnd- friedensbruch zu warnen, ihn vor mich zu laden und, wern möglih, fich mittels eines Handstreihs seiner Person zu be- mächtigen. Schon am 27. Januar batte ih die Freude, Dominik und Zimmermann unverleßt wiederzusehen. Die Nacht vom 24. auf ten 25. hatte Dominik am Allanfluß biwakiert und dann am Rach- mitiag des 2%. nah scharfem Marsh die Residenz des Häupt!ings Naila erreicht. Er fand dieselbe von bewaffneten Kriegern überfüllt, nah deren ganzem Verhalten er nicht im Zweifel sein konnte, daß Naila feindliche Absichten gegen die Expedition im Schilde führte. Lieutenant Dominik wies daher einen in sehr ungünstiger Position ihm angebotenen Lagerplay zurück und zoz mit seiner kleinen Macht direkt auf den Marktplag, wo er bald von über 1000 Wutekriegern um- ringt war. Als die Haltung derselben immer drohender wurde und bereits höhnis&e Rufe laut wurden, daß man die Weißen lebcudig fangen würde, beshloß Lieutenant Dominik, den eigentlichen Angriff nit eist abzuwarten, sondern seinerseits zum Angriff überzu- gehen. Die Schußtruppe brach mit Hurrah gegen die sie umringende zwanzigfahe Uebermaht vor, und es gelang ihr, den Feind aus der Statt zu werfen. Bei dieser Gelegenheit wurde ter farbige Feldwebel Zampa, der neben Lieutenant Dominik fämpfend einen Pfeilshuß erhielt, verwundet, jedo machte er das Gefecht bis zum Schlu mit. Dem Häuptling Ngila gelang es leider, zu ent- fommen. Die Besiegung dieses mächtigen und gefürhteten Sklaven- räubers bat jedoch wesentlich zur Stärkung des Ansehens der Kaiserlichen Regierung in jener Gegend beigetragen. Am 28. ging ih mit der gesammten Expedition über den Sanaga in unser altes Lager in Ewuna zurück, nahdem Büchsenmacher Zimmermann mit 30 Mann noch zwei von Ngila in der Nähe unmittelbar am Fluß errihtete gut vershanzte Sperrforts gestücmt und zerstört hatte. Nah der erfolgten gründlihen Vestrafung Ngila's erschien es geboten, um die Früchte des Sieges auszunußen, die beiden von Ngila stets hart bedrängten, süd- lih des Sanaga ansässigen unabbängigen Wutehäuptlinge Nna Dinati und Dandugu Mango zu besuchen, wie das von jeher meine Absicht gewesen war. Die gesammte Haussakolonie der Ngilastadt, etwa 250 Persoxen einschließ lich Weiber und Kinder, mit allerhand Waaren, tarunter 36 Elfenbeinzähnen, hatten \sich_ unter den S&uß der Expedition gestellt und waren mit über den Sanaga gekommen in der Absicht, mit ihrer Habe zur Küste zu wandern und si theil- weise an einem geeigneten Plaß daselbst niederzulafsen. Da hiermit das lange erstrebte Ziel, eine direkte Handelsverbindung zwischen Süd-Adamaua und der Kamerunküste herzustellen, erreiht war, #o wendete ih dieser Angelegenheit und dem Transport der Haufsafamilie ganz besondere Sorgfalt zu.

Am 29. Januar sandte ich das Gros der Expedition unter den Herren von Carnap und Dominik nah der Yaúnde-Station zurück, während ih selbst mit Büchsenmacher Zimmermann,

30 Soldaten und 50 Trägern am Sanaga-Ufer entlang zu dem Dorf Nna Dinati's marschierte, wo wir Vormittags um 11 Uhr anlangten, Der ret gute Weg führt über hügeliges On ab und zu pracht« vollen Ausblick auf den Strom mit seinen Fällen und Schnellen bietend ; weite Graëfläben wechseln ab mit Galeriewaldungen, wele die dem Ss von Süden zustrômenden Nebenflüffe begleiten. Die Flüffe und Bäche waren zrar reißend, aber dank der Troenzeit ziemli fla, sodaß wir sie ohne Schwierigkeit passierten, ja vielfa dur, reiten fonnten, ohne abzusißen. Durch endlose, \sich tief ins Land bineinstreckende QDurrhafelder rahten wir uns dem freundlich auf einer Anhöhe am Sanaga gelegenen Dorf, von dem uns entgegenkommenden Häuptling selb|st geleitet, Ein {maler Waldstreifen trennt den Ort vom Fluß, der dort in reißenden Kaskaden dur ein enges Felsenbett hindurhftürzt. Die Bevölkerung war mitten in der Durrhaernte; lange Reihen von Männern, Weibern und Kindern durchschaitten unter cintönigem Ge- sang und Paukenschlag die Felder, die langen Durrhahalme ausreißend und in Schwaden zusawmenlegend. Die kreisrunden Hütten mit \spizem Strohdah, Schild und Speer, der reihliche Anbau von Durrha, das Durrhabier, die unbedingte Autorität des Häuptlings, dem alles Eigenthum gehört alles das zeigt, daß bier der Bantu aufhört und ein freilich noch gemischtes, aber doch schon stark dem Sudan zuneigendes Grerzvolk an seine Stelle tritt. Während ich den rädsten Tag [schriftlihen Arbeiten und Besprechungen mit den Häuptlingen widmete, {hoß Zimmermann des Morgens im Sanaga einen starken Elefanten, was große Freude und Abends ein Tanzfeft der Eingeborenen zur Folge hatte. Am folgenden Tage marsierte ih mit meiner Kolonne nah dem sechs Stunden entfernten Dorfe des Dandugu Mango, eines Oheims des Nna Dinati. Der junge bildschöne Häuptling begrüßte mich etwa eine halbe Stunde vor seinem Dorf zu Pferde und legte mir als Willkommen einen 80 Pfund {weren Elfenbeinzahn zu Füßen. Er mate cinen intelligenten, günstigen und zuverlässigen Eindruck und betheuerte wiederholt, daß er ein ergebener Diener der deutschen Regierung sei und bleiben wolle. Jch habe von diesen beiden jungen und unabhängigen Wutehäuptlingen den allerbesten Eindruck empfangen und glaube, daß sie zur Station und zur Regierung halten werden. Meine Gastfreunde waren entzückt über Ngila?s Niederlage und haben die feste Absicht, die Wege von Yaúnde nah Adamaua ofen zu halten bezw. zu öffnen. In Mango traf ich zwei Fullahhändler, welche dort bereits feit mehreren Monaten Handel treiben und in Tibati, Ngundere, Kunde und Gasa gewesen waren. Die Versuchung war für mich groß, von dem östliden Sanagabogen, wo ich mch befand, quer durchs Land nach Gasa zu gehen und fo endlich einen in Kolonialkreisen und von mir selbst lang gehegten Wunsch zu erfüllen, diese wihtige Strecke deutschen Gebiets persönli zu erforschen. Die Gründe, welche mich \ckließlich bewogen, meine Absicht aufzugeben, waren indessen zwingend: ih hâtte die Dauer der Reise ve:längert und glaubte, mich eine der- artig lange Periode niht vom Siy der Regierung entfernen zu follen, während meine baldige Anwesenheit besonders im Victoriabezirk der neuen Plantagenunternehmungen halber nothwendig ersien. Auch wären die Kcsten der Reise nicht unerheblich vermehrt worden. So Eleibt denn die Erforschung dieses noch völlig unbekannien Gebiets dem Stations. Chef von Yaunde vorbehalten. Am 1. Februar machte ih mit wenigen Begleitern einen Jagdausflug auf das nördlihe Sanagaufer. Unterwegs dur(schritten wir die im Fluß liegende sehr große Insel, auf der früher die Mangostadt gelegen hat. Noch sieht man Haus- fundamente und Feuerstellen, vor allem aber den mädhtigen Wall- graben mit Wall und thurmartigen Befestigungen, welhe die Ein- wohner gegen Ngila?s Raubzüge {hüßen sollten Der Fluß wimmelt von Flußpferden und Wasservögeln; auf der Insel trafen wir einen Flug von etwa 40 Perlhühnern, in den Galeriewäldern hausen zahl- reiche Elefanten, und die weite Gcassavanne am jenseitigen Ufer ist belebt von zahlreihen Büffel- und Antilopenherden. Es siid weitaus die ergiebigsten -Jagdgründe, die mir bis jegt in Afrika vorgekommen find. Am 2. zog ih in langem Palaver Erkundigungen über den möglichen Weitermarsh nach Osten ein. Dandugu erklärte, er könne mich noch bis Dabene, der östlichsten Wutestadt, führen; von dort fehle den Wute jede weitere Verbindung nah Osten; jedenfalls müsse man über Ngulebijoa, ein großes Mwelledorf, dessen lang dahingestreckte be- waldete Hügel man von Mango aus am Horizont liegen sieht. Von Gasa selbst wußten die Wute nichts. Nachdem Dandugu mir zum Abschied noch fünf s\tattlihe Elfenbeinzähne geschenkt, trat ih den NRückmarsch an und besuhte unterwegs noch dzs in sehr bübsher Lage, festungeähnlih auf einem Hügel diht am Sanagaufer neu erbaute Dorf des Häuptlings Wemba, eines Bruders Dandugu?’s. Am 3. und 4. abermaliger Aufenthalt bri Nna Dinati; legterer führte uns mit seinem Volk sehr interessante Kampf- spiele vor, bei welchen besonders tie freien Wute mit Büffelschild und Speeren eine Rolle spielten, während unsererseits ein Gefechtsererzieren gezei,.t wurde. Hier hatten wir den ersten Tornado. Ams. marschierte ih über Kuli, dur die Benjatu, über Elandi nah der Yauúndestation, die am 7. erreiht wurde. Am 8. und 9. wurden die Vorbereitungen zum RüFmarsch getroffen: Koffer gepackt, Lasten vertheilt, das erbeutete und geschenkte Elfenbein gewogen, die Uebergabe der Station an Lieutenant von Carnap-Quernheimb bewirkt, die Ablösung geregelt, Träger gemustert und dergleihen. Die Firma Karl Maas aus Kribi hatte inzwischen einen europäishen Agenten, Herrn Wilke, nah Yaúnde entsandt, um in der Nähe der Station eine Faktorei anzulegen. Viele Hunderte von Yaúndeleuten befanden sh auf dem Wege zur Küste mit Elfenbein und Gummi, um dort selbst Waaren einzuhandeln, #0: daß wir Träger von weiterliegenden Stämmen, Bati, Bane und Fambassa, nehmen mußten. So brach ich denn am 10. Februar uit Lieutenant Dominik, Büchsenmater Zimmermann und der ab- gelösten Mannschaft der Truppe auf und erreichte auf demselben eht Zwischenfall am 24. Kribi, von wo uns am 26. „Nachtigal abholte.

In Kamerun traf ih am 27. srüh ein. Das mitgebrahte Elfen- bein (19 Zähne) habe ich verkaufen lassen, wodur die Kosten der Expedition erheblich vermindert sind. Die mitgenommenen Haussa- händler habe ich auf ihre Bitten zunächst nah Kamerun überführt, wo sie sih in einem eigenen Dorf nicderlafsen. Der direkte S von Süd-Adamaua nach Kamerun ist dami! eröffnet.

Großbritannien und Frland.

Jn der Zeit vom 18. bis zum 21. d. M. wird das Ein- treffen folgender Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften in London crwartet: der Kaiserin Friedri, der Erbprinze))n und der Prinzessin Feodora von Sathsen - Meiningen, des Prinzen und der Prinzessin L von Preußen, des Prinzen und der Prinzessin Adolf zu Schaumburg - Lippe, Prinzen und der Prinzessin Friedrich Karl von Hessen, des Großfürsten und -der Großfürstin Sergius, des Großfürsten Cyril Wladimirowitsch, des Erzherzogs Franz i Zei von O-sterreich-Este, des Prinzen Albreht von Preußen, des Prinzen Rupprecht von Bayern, des Herzogs Albrecht von Württemberg, des Herzogs von Oporto, des rinzen und der Prinzessin von Neapel, des Herzogs und der Herzog!" von Sparta, des Erbprinzen von Montenegro, des Prinze! Friedrich August von Sachsen, des Kronprinzen von ‘Däne mark (oder seines ältestea Sohnes, des Prinzen Christian), des rinzen Karl von Schweden und Norweg", des Erbgroßherzogs von Luxemburg, des Großherzog! und der Großherzogin von Hessen, des Prinzen Bal von Baden, der Prinzessin Victoria von Battenberg, des Prinzen und der Prinzessin Philipp von Sachsen-Cobulg sowie des Erbprinzen und der Erbprinzessin zu Hohenloh& Langenburg.

Gezweig.

Als der Lloyddampfer „Lahn“ mit Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Heinrih von Preußen an Bord estern auf der Höhe von lshot angekommen war, begab fih Eeine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von dem Kreuzer König Wilhelm“ an Bord der „Lahn“. Nach der Landung im Hafen von Southampton reisten der Prinz und die Prinze sin nach London ab. Der deutsche Konsul in Southampton war pfang am Landungsplaßÿ erschienen. Jn London,

um wo Fe Ankunft gestern Abend erfolgte, wurden Jhre König- lichen Hoheiten am Bahnhof von dem zum Ehrendienst be-

fohlenen Admiral Sir E. Commerell und, in Vertretung des deutshen Botschafters, von dem Botschafts-Sekretär Grafen Her- mann von Haßfeldt empfangen. Jhre Königlichen Hoheiten wurden von der zahlreihen Menschenmenge lebhaft begrüßt und begaben sich zu Wagen nah dem Bu ingham-Palast.

Jtalien.

Der König von Siam is gestern Aktend von Florenz nah J\chl abgereist.

Die Deputirtenkammer hat gestern die Berathung des Budgets des Ministeriums des Jnnern begonnen.

Schweiz.

Die Kommission des Ständeraths fürdie Vorberathung der Vorlage, betreffend den Rückkauf der Eisenbahnen, ist, wie die „Schweizer Telegraphen-Agentur“ meldet, prinzipiell mit der Aufnahme eincr Bestimmung in das Rükkaufégeseß einverstanden, welhe die Ausführung des Simplondurch- stihs sichert. Bezüglih der Form, in welcher dies ge- shehen soll, bestehen noch V cinungsverschiedenheiten. Im Ständerath wurde von ultramontaner Seite der Antrag gestellt, in die Berathung der Vorlage nicht einzutreten. Von Genfer radikaler Seite wurde r i der Bundesrath solle sih mit den Bahnen auf gütlihhem Wege über den für die Aftien zu zahlenden Preis verständigen. Der Antrag wurde damit motiviert, daß die Vorlage nicht der Gerechtig- feit entsprehe und die Werthe der Bahnen zu niedrig chätze.

Belgien.

Der König wird si, dem „W. T. B.“ zufolge, in der nächsten Woche von Ostende zu Wasser nah Kiel begeben, um den dortigen Regatten beizuwohnen.

Türkei.

Die Botschafter in Konstantinopel segen, wie die „Agence Havas“ meldet, ihre Besprechungen über die Fest- seßung der Friedensbedingungen fort. Die Verhandlungen betreffen die Berichtigung der thessalishen Grenze, die Kriegs- entshädigung und die Frage der Kapitulationen. Neben diesen Konferenzen treten drei tehnishe Kommissionen regelmäßig zusammen und werden von den Botschaftern über die jeweilig zur Berathung stehende Frage zu Rathe gezogen.

Nach einer Meldung aus Lamia schoben die Türken am Dienstag Abend im Othrysgebirge Geschüße über die neutrale Zone vor und verdeckten dieselben durch Blenden aus Türkische Artillerie besezte das niedergebrannte Kloster Anaseliza. Eine türkische » Br Se E wurde vorgestern bei Einbruch der Naht im Dorfe Vrysst

beobachtet. Schweden und Norwegen.

Das Storthing hat, wie „W. T. B.“ aus Christiania meldet, gestern einstimmig die von der Kommission am 29. v. M. vorgeschlagene Adresse an den König angenommen, worin Allerhöchstderselbe ersuht wird, Schritte zur Errichtung eines Schiedsgerichts für die Beilegung von etwaigen Kon- flikten Norwegens mit fremden Mächten zu thun.

Amerika.

Der Vertrog, betreffend die Annexion Hawaiis durch die Vereinigten Staaten, ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Vor mitiag in Washington durch die Vertreter der beiden Staaten unterzeihnet worden. Der Vertrag sowie die Botschaft des Präsidenten Mc Ki n ley wurden gestern Abend dem Senat vorgelegt. Die Jnseln sind bedingungslos an die Vereinigten Staaten übergegangen, und es bleibt den leßteren über- lassen, die Verwaltung nach ihrer eigenen Weise einzurichten. Eine Kommission, bestehend aus drei Vertretern der Ver- einigten Staaten und zwei Vertretern von Hamwaii, vom Prä- sidenten ernannt und vom Senat bestätigt, wird den Modus der Regierung bestimmen. Die Botschaft des Präsidenten weist zunächst darauf hin, wie die Vereinigten Staaten und Hawaii von Jahr zu Jahr enger mit einander verwahsen seien, und führt (L aus, daß es sich nit um eine wirkliche Annexion handle, ondern um eine Weiterführung der bestehenden Verbindung unter festerem Zusammenschluß zwischen zwei Völkern, die eng ver- knüpft seien durch Bande des Blutes und der Freundschaft. Zur Zeit des Vzrtragsabschl usscs über Samoa hätten England und Deutschland beabsichtigt, auh Hawaii der Gruppe anzuschließen, welche unter das Protektorat gestellt worden sei. Die Vereinigten Staaten hätten sih jedoch der Absicht widersezt, da 1hrer Ansicht nach bereits Verbindungen zwischen ihnen und Hawaii bestanden hätten, welche das leßtere unter den besonderen Schug der Vereinigten Staaten stellten, und sie nicht zugeben könnten, daß ein anderes Land sich in die Annexion einmische. L dem fie die Inseln zu einem Theile der Vereinigten Staaten machten, hätten sie in Uebereinstimmung mit ihrer längst feststehenden Pol itik gehandelt.

_ Der Vertreter Japans in Washington hat gestern ein Sthreiben überreicht, welches sih gegen die Annexion Hawaiis durch die Vereinigten Staaten richtet, weil dieselbe eine Verleßung des bestehenden Vertrages zwischen Japan und Hawaii herbei- führen könne. Auf der japanishen Gesandtschaft hat man, wie „W. T. B.“ weiter meldet, das Vorgehen des japanischen Ge- sandten nicht als formellen Protest, sondern als ein Er- suchen um amtliche Auskunft aufgefaßt. Zweifellos jedoch werde Japan, sobald es von der Unterzeichnung des Vertrages unter- richtet sei, die Vereinigten Staaten davon in Kenntniß sehen, daß es die Anerkennung aller seiner Nehte und Privilegien aus seinem bestehenden Vertrage mit Hawaii erwarte und ordere. Außerdem sei Japan überzeugt, daß nah seinem Vertrage mit den Vereinigten Staaten, der im Jahre 1899 in Krast trete, die Japaner niht von Hawaii ausgeschlossen werden könnten, wie die Chinesen unter der amerikanischen Auss\cließungs-Akte.

__ Der Senat hat gestern die Berathung des Zolltarifs für landwirthshaftlihe Produkte zu Ende geführt.

i Afrika. _ “Der Volksraad des Oranje-Freistaats hat gestern im Prinzip die engere Vereinigung mit Transvaal N und ist in die Berathung des Protokolls darüber etreten.

38, Hauptversammlung des Vereins deutscher Jugenieure in Caffel. *)

Caffel, 16. Juni. In der - heutigen Sizung hielt Ingenieur Diesel aus München einen Tviag über seinen rationellen Wär m e - motor. Die Ausführungen des Crfinders wurden durch ofefsor Schröter aus München erläutert, der an der Hand eines reichhaltigen Materials über die mit dem neuen Motor erzielten Versuchsergebnisse berihtete. Er {loß mit der Bemerkung: es sei außer Zweifel, daß der heutigen Versammlung, in welher der neue Wärmemotor zum ersten Mal einem größeren Kreise sahverftändiger Foimaaner vors geführt werde, eine Bedeutung für die weitere ntwickelung der Wärmemotoren zukomme. Ebenso bege er das feste Vertrauen, daß mit dem neuen Motor noch glänzendere Ergebnisse als bisher erzielt werden würten.

Alsdann {loß Kommerzien-Rath Kuhn- Stuttgart die Haupt- versammlung mit dem Ausdruck des Dankes an alle diejenigen, die ih für deren Gelingen bemüht haben, insonderheit an die Vertreter der Staats- und der fstädtishen Behörden sowie von Handel und Gewerbe, die Verwaltungen der preußishen Staatsbahnen und der Caffeler Straßenbahnen, die Fabriken, welche sich zur Besichtigung ge- öffnet batten, die Loge zur Eintracht und Standbaftigkeit, die gast- lichen Einwohner Cafsels und endlih an den hessishen Bezirksverein und seinen Festautshuß.

Nr. 24 der „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Ge- sundheitsamts“ vom 16. Juni hat folgenden Inhalt: Perfonal- Nachricht. Gesundheitsftand und Gang der Volkskrankheiten. HEUERge Maßregeln gegen Pest. Desgl. gegen Gelbfieber.

esgl. gegen Pocken. Gesetzgebung .u. |. w. (Preußen. Reg.-Bez. Oppeln.) Schlachtviehuntersuhung. (Erfurt.) Lungenshwindsucht. (Reg.-Bez. Aacen.) Ansteckende Krankheiten. (Oesterreich.) Somatologie und Schulhygiene an den Lehrer-Bildungéanstalten. (Vereinigte Staaten von Amerika.) Viehquarantäne. (Kanada.) Desgl. Gang der Thierseuhen in der Schweiz, 1. Vierteljahr. Desgl. in Dänemark. Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Baden.) Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutshen Orten mit 40000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern E Großstädte. Desgl. in deutshen Stadt- und Landbezirken, erung.

Arbeiterbewegung.

Aus Waldenburg wird dem „Vorwärts“ gemeldet: Die Ab- theilungen der unter Tage beshäftigten Bergleute der bei Gottes- berg gelegenen \{chlesishen Kohlen- und Kokeswerke, die einer Wiener Aktienge!ellshaft gehören, haben durch ihre Vertrauensmänner bei der Gruben-Direktion die Forderung auf Einrichtung der achtstündigen Schicht einshließlich der Ein- und Ausfahrt und Gewährung einer 15 prozentigen Lohnerhöhung E

Ueber den Ausstand der Maurer B erlins (vgl. Nr. 138 d. Bl.) machte der „Nat.-Ztg.“ zufolge die Lohnkommission in einer am Dienstag stattgehabten öffentlihen Versammlung folgende Angaben: „Zur Zeit arbeiten 3229 Maurer zu den geforderten Bedingungen Neunfstundentag und 60 4 Minimalstundenlohn —, 1080 Mann begnügen sich mit dem 55 4 - Stundenlohn, 2044 Mann feiern, eine Anzahl von Ausständigen hat außerhalb Berlins Arbeit erhalten. Während in der Umgebung Berlins die Arbeitgeber zum großen Theil nachgegeben haben, verhalten si die Meister im Zentrum mehr ab- lehnend, es werden daher im Laufe des heutigen Tages hier weitere Arbeitsniederlegungen f{tattfinden. Am Königlichen Marstallgebäude ift am Dienstag die Arbeit niedergelegt worden. Etwa sieben D haben auf einzelnen Bauten die Forderungen be- willigt.“

Dem „Leipziger Tageblatt“ zufolge ist gestern in Leipzig ein allgemeiner Ausstand der Maurer ausgebrochen, an dem nah den bisherigen Feststellungen etwa 2000 Mann betheiligt sind. Sie ver- langen einen Stundenlohn von 99 „H bei neunstündiger Arbeitszeit. Dee wollen nur 48 Z bei einer zehnstündigen Arbeitszeit

ewilligen.

In Crimmitschau hat, der „Lpz. Ztg.“ zufolge, eine Textil- arbeiterversammlung beschlossen, die Weber und Weberinnen der Bucdckékinfabrik von Otto Selbmann, welche die Arbeit gekündigt baben (v,l. Nr. 135 d. Bl.), für die- Zeit der vorauss\ichtlichen Arbeits\perre zu unterstüyzen.

Am 4., 5. und 6. Juli wird in Hamburg die Generalver- sammlung des Verbandes der Hafenarbeiter Deutsc- lands abgehalten. Es sind, wie der „Vorwärts“ mittheilt, Dele- girte aus allen Gegenden Deutschlands, insbesondere aus dem Ostsee-, dem Oder-, Oberelbe- und Rheingebiet angemeldet.

Der Ausstand der Grubenarbeiter in La Grand’'Combe (val. Nr. 130 d. Bl.) ift, wie „W. T. B.* meldet, gestern beendet. 1730 Arbeiter fuhren in die Gruben ein.

Kunst und Wissenschaft.

Ueber vorgeschichtliche Funde in der Provinz Schlesien berichtet die „Schlesishe Ztg." aus Breslau vom 14. d. M.: Während dieses Frühjahrs find an verschiedenen Stellen der Provinz bemerkenëwerthe Funde gemacht und in die Sammlung des Museums \ch{lesi\her Alterthümer aufgenommen worden. So wurde bei den Erd- arbeiten zur Anlage der Haltestelle Weiden bof einausgedehntes Gräâäber- feld aufgedeckt, wobei insgesammt 200 Gräber mit über 800 Thont- gefäßen, 145 Bronzegegenständen und 11 Eisengeräthen zu Tage famen. Da sich der Magistrat der Eisenbahnverwaltung gegenüber das Recht auf etwaige Funde ausdrücklich vorbehalten hatte, konnte alles dem Museum einverleibt werden. Die Weidenhofer Funde gleichen durhaus denen, die beim Bau der Umgehungsbahn in Woishwiy und Groß : Tschansch fowie in Dybernfurth ge- macht worden sind. Sie zeigen die vorgeschihtliche Keramik Schlesiens auf dem Höhepunkt ihrer Entwickelung, reih an mannig- fahen und geshmackvollen Formen und ausgestattet mit technischen Kunstfertigkeiten zur Aus\{chmückung der Gefäße, die nah kurzer Blüthe in Vergessenheit gerathen sind. Mit Hilfe der ver- einzelt vorkommenden Importwaaren läßt fih die Entstehungs- zeit dieser Art von Gräberfeldern mit annähernder Sicherheit um die Mitte des ersten Jahrtausends vor Christo an- seßen. Demselben Kulturkreise gehört au der Urnenfriedhof von Carlsruh bei Steinau an, dessen Ausfhachtung schon seit einer Reihe von Jahren wissenschaftlih werthvolle Gue ergeben hat. Im April d. I. haben daselbst unter sahverständiger Leitung neuerdings Ausgrabungen stattgefunden. Die hierbei gehobenen Thongefäße und Beigaben, darunter namentli einige hervorragend {ône Exemplare von bemalten Vasen, überließ der Besißer von Carlsruh, Herr Jeltsh, wie in den früheren Fällen, bereitwillig dem Mufeum und fügte noch einige interessante Stüde aus seiner Privatsammlung hinzu. Endlich ist noch ein drittes Gräberfeld auf dem durch Blüche:'s Grabmal bekannten Gute Krieblowißt bei Kanth entdeckt und seitens des Museums untersucht worden. Im Gegen- satz zu den vorher genannten sind hier die Gefäße {mudcklos und die Bei- gaben äußerst spärlich, troßdem die Zeit ungefähr dieselbe ist. Von stei n- zeitlihen Fundftücken schenkte Rittergutsbesißer Pohl inSa erau, Kreis Oblau, zwei von dort stammende prächtige Feuerfteinmesser von 21 cm Länge und 3,5 cm Breite. Feuersteinwerkzeuge von dieser Größe sind bisher in Schlefien noh nie gefunden worden, was damit zusammenhängt, daß diefe Gesteinsart fih nur im erdfeuchten Zu-

*) S, die Nrn. 138 und 139 d, Bl.

P E E ie

stande zu größeren Stücken verarbeiten Täßt, in Schlefien aber nur als Geshiebe vorkommt. Man wird daher niht feblgehen, wenn man die beiden Sackerauer Messer als Importwaare aus dem Norden ansieht.

Land- und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Rumänien.

Ueber den Saatenstand in Rumänien erhalten wir aus Galaß folgende Nachrichten: Die überreichlihen, stellenweise wolkenbru(h- artigen Niederschläge der leßten Zeit, welche bis zum 5. Juni ange- halten haben, und die dadur verursachten vielen Ueberschwemmungen scheinen nah den jezt aus allen Gegenden des Landes ein- laufenden Nachrichten den Saaten größeren Schaden zugefügt zu baben, als man noch vor Wohhenfrist anzunehmen geneigt war. Man spriht jet von einem namhaften Ernteausfall und shäßt die Verluste bis auf nahezu ein Fünftel eines guten Jahresertrags. Das Ge- treide hat sich an vielen Orten gelegt und iff infolge des Ueber- Ee der Feuchtigkeit dem Verderben auëgesezt. Der Regen hat \ich mehr oder weniger auf das ganze Land erstreckt. In den meisten Thälern sind die Flüsse (besonders der Pruth und Seret) und die Bäche aus- getreten und haben großen Schaden angerichtet; die ausgedehnten Donau- niederungen der Walachei sind sämmtlich übershwemmt. Die Rapsernte ist größtentheils {on jeßt als verloren zu betrahten. Der Mais ift in der Entwickelung sehr zurückgeblieben, dürfte fih aber eher als Weizen erholen.

Die Heuernte verspricht, soweit es sih niht um überschwemmtes Gebiet handelt, vorzüglihe Erträge. Seit dem 5. Juni scheint endlich trodenes Wetter überall eingeseßt zu haben. Hält datselbe an, fo s sehr vieler, jeßt noch drohender Schaden abgewendet werden

önnen. ;

Etwas weniger ungünstig als vorstehende Mittheilungen fprehen ih über die Folgen des zu reihlichen Regens Nachrichten aus, die uns aus Jassy zugehen. Darin beißt es: Infolge des bis gegen Ende v. M. anhaltenden, mit häufigen Regengüfsen abwechselnden warmen Wetters hat sich der Winterweizen noch bedeutend gebessert ; au die Frühjahrsbestellung von Gerste und Hafer wurde ohne be- sondere Störung vollendet; beide Getreidearten stehen sehr \{ön. Dagegen ist der Anbau von Mais durch den Regen \tark beeinträchtiot. Die am Ende des Monats häufiger und heftiger auftretenden Ge- witterregen würden bei längerer Dauer besonders dem Mais nach- theilig werden können.

Saatenstand in Nord-Bulgarien.

__ Die übergroße Feuchtigkeit während des vergangenen Monats und die dadurch verursachten Uebershwemmungen scheinen die Saaten nit ernstlih gefährdet zu haben, da das Wasser von den Aeckern selbst mehr oder weniger rasch abgeflofsen ist. Nur die ganz tief in den Flußthälern und an der zur Zeit ungemein hohgehenden Donau be- legenen Felder, welhe aber vornehwlich zum Gemüsebau und als Weiden benußt werden, ftehen unter Waffer.

Das Getreide ist aller Orten sehr in den Halm geschossen und hat f zum theil auch gelegt, sodaß Brand- und NRostschäden wohl nicht ganz ausbleiben werden. Doch glaubt man, wenn die Regen nah- lassen was seit Anfang d. M. der Fall is —, in Nord-Bulaarien immer noch auf eine gute Ernte in Weizen, Noggen und Gerste rechnen zu können.

Stark im Rükstande ist nur der Maisanbau geblieben, und es wird nicht möglich sein, das Versäumte vol nahzuholen. Für Plevna berechnet man z. B. den Ausfall auf 60 9/9

Wenig ausgiebig dürfte auch die Weinernte werden, Die über Winter eingegrabenen Reben sind im Verhältniß zur milden Witte- rung nicht zeitig genug aufgebunden worden und hatten begonnen, noch unter der Erddecke auszushlagen. Diese ersten Triebe sind ein- gegangen oder abgefault. Es haben \sih zwar reichlich neue Schöß- linge gebildet, doch fehlt es ihnen an Blüthenansäßen, und wo solche vorhanden waren, hat der Regen das Ausblühen sehr gestört, Es wird beuer somit viel Laub, aber wenig Wein geben.

Das Weideland steht vorzüglich, und das Aussehen und Wohl- befinden der Herden ist das denktar beste.

Saatenstand in Shweden.

E Aussichten für die diesjährige Ernte in Schweden sind au im vergangenen Monat gute geblieben. Die Bestellung der Sommer- saat ist, vou passendem Wetter begünstigt, vor sich gegangen und nun- mehr überall beendet. Die Saaten zeigen ein gleihmäßiges und üppiges Aussehen.

as das Winterkorn anbetrifft, so lauten die Berichte aus dem ganien Lande übereinstimmend günstig. Auch Futterpflanzen und

artoffeln stehen befriedigend.

Die Witterung war im Anfang des Monats Mai kühl, sodann trat wärmeres Wetter ein. Im Ganzen genügende Niedershläge und Ausbleiben von Nachtfrösten trugen das ihrige zu einer kräftigen Vegetation bei.

Im allgemeinen ist der Stand der Saaten so weit vorgeschritten, wie es sonst um diese Jahreszeit selten der Fall ift.

Manitoba, 17. Juni. (W. T. B.) Die ganze mit Getreide bestellte Flähe betrug 2000 000 Acres; davon waren mit Weizen 1 290 882 und mit Hafer 468 141 Acres bestellt. Die bestellte Fläche weist eine Zunahme von 30 9/9 auf.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Aus den „Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesundeitsamts“ Nr. 24 vom 16. Juni.

Cholera.

British-Ostindien. Kalkutta. Vom 2. bis 8. Mai starben 70 Personen an Cholera, 15 an Pocken und 202 an

Fiebern. ' Verschiedene Krankheiten.

Pocken: St. Petersburg 4 Todesfälle; Budapest 2, St. Petersburg 8 Erkrankungen; Flecktyp hu s: Warschau 2 Tode fälle; St. Peters- burg 2 Erkrankungen; Gentckstarre: New-York 8 Todesfälle; Genickstarre: New-York 8 Todesfälle; Berlin und Wien je 2 Er- krankungen; Influenza: London 14, New-York 5, St. Petersburg 4 Todesfälle ; Kopenhagen 18, Stockholm 14 Erkrankungen ; Milz- brand: Moskau 2 Todesfälle. Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Masern (Dur(hschnitt aller deutshen Berichtsorte 1881/90: 1,30 9/6): in Fürth und Hagen Erkrankungen wurden angemeldet in Berlin 90, Breslau 46, in den Regierungsbezirken Hannover 127, Königsberg 159, Posen 101, Wiesbaden 189, in München 145, Hamburg 30, Budapest 256, G din=- burg 334, St. Petersburg 275, Prag 29, Stockholm 24, Wien 685 an Scharlach (1881/90: 1,39 9/0): in Gera Erkrankungen kamen zur Anzeige in Berlin 33, Budapest 34, Edinburg 76, London (Krankenhäuser) 274, St. Petersburg 80, Stockholm 28, Wien 68 desgl. an Diphtherie und Croup in Berlin 63, Kopen- hagen 25, London (Krankenhäuser) 127, St. Petersburg 146, Wien 50 desgl. an Unterleibstyphus in St. Petersburg 85.

Verdingungen im Auslande.

Großbritannishe Besißungen.

28. Juli, 3 Uhr. Adelaïde., (Süd-Australien), Supply and Tender Board Office: Lieferung von 2100 mesfingnen Röhren für Lokomotivenkessel, 6000 biegsamen bronzenen Stützen für Feuerherde und 12 bronzenen Stäben. Kaution 5 9/6. Näheres bei obiger Be- hörde oder dem General- Agent der Kolonie in London. Lastenheft zu 3 Schilling für jeden Posten in der Locomotive Engineèrs Offico zu IsUngton, London.