1897 / 140 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 17 Jun 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Italien.

30. Juni, 10 Uhr. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Rom und Präfektur in Livorno: Ausbesserung und Befestigung des Hafendeiches in Venedig. Voranschlag 688 500 Fr. Vorläufige Kaution 30 000 Fr. Endgültige Kaution 10 9/9.

Portugal.

30. Juni, 12 Uhr. Köriglich portugiesishe Eisenbahngesellschaft in Lissabon: Lieferung verschiedener Holzarten (Harztanne, Pappel, Buche, Esche, Nußbaum 2c.). Näheres in den Bureaux der Gefell- \chaft in Paris, Rue de Châteaudun 28.

Rumänien.

__ 2. Juni. Kriegs-Ministerium in Bukarest: Bau von zwei Pheleen und eines Lazareths für die Truppen in der Kaserne in orohoi. Voranschlag 256 000 Fr.

28. Juni. Stadtverwaltung in Roman: Vergebung der Pflasterarbeiten für vershiedene Straßen der Stadt, auf einer Fläche von 22 000 qm, Lieferung von 1400 m Steineinfafsung für die Trottoirs.

98. Juni. Kriegs-Ministerium in Bukareff : Bau eines Hauses für die Verwaltung und von 2 Häusern mit Kühe und Speise- faal für die Truppen in der Kaserne von Küstendje. Voranschlag 268 000 Fr.

3. Juli. Stadtverwaltung in Ploëfti: Errichtung von Trottoirs in Asphalt auf einer Fläche von 18 000 qm.

2. August. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Bukarest: Bau der Eisenbahnwerkstätten in Jassy, zwishen den Straßen Nicolina und Frumoasa. Voranschlag 722 811 Fres.

Norwegen.

23. Juni, 24 Uhr. Eisenbahnverwaltung in Christiania, Fern banetorvet 8/9: Lieferung von 6398 m Tuch für Uniformen.

Verkehrs-Anftalten.

Die Pfälzischen Eisenbahnen beförderten im Mai d. J. 833 207 (— 2296) Perfonen, 423 100 430 (+ 29 602 540) kg Güter und 137 541 800 (+4- 14 585 700) kg Kohlen. Die Gefammteinnahme betrug 2057 999,09 (+ 40 732,83) A In den verfloffenen fünf Monaten des laufenden Jahres wurden 3 702 896 (+ 288 093) Per- fonen, 2005 306 785 (+495 167 765) kg Güter und 705 637 390 (+ 41 186 310) kg Kohlen befördert. Die Gefammteinnahme der leßten fünf Monate stellt sih auf 9 803 668,20 (+ 196 437,03) 4

Auf den Königlih württembergishen Staats- eisenbahnen wurden im Mai d. J. befördert: 2278517 (im Mai 1896 2 270 775) Personen und 583840 (im Mai v. J. 564 134) t Güter. Die Einnahmen betrugen 3 525 200 (— 109 042) 4 Vom 1. April bis ult. Mai beliefen sh die Einnahmen auf 7 047 400 (+ 30 642) Æ

Bremen, 17. Juni. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. D. „Saale, 15. Juni 12 Mtgs. v. New-York via Plymouth n. d. Weser abgeg. „Havel“, v. New-York kommend, 16. Juni 4 Mrgs. in Plymouth angek. und 5 Mrgs. Reise n. Bremen fortgef. „Weimar“, n. Australien best., 16. Juni 1 Nm. in Neapel angek. „Halle“ 16. Juni 2 Nm. Reise v. Antwerpen n. Southampton fortgeseßt. :

Hamburg, 16. Juni. (W. T. B.) Hamburg - Amerika- Linie. D. „Phoenicia“, von New-York kommend, hat gestern Abend 7 Ubr Scilly passiert. D. „Croatia“, von Hamburg kommend, ist beute in St. Thomas angekommen.

17. Juni. (W. T. B.) D. „Columbia®, von New-York kommend, hat heute Morgen 5 Uhr 10 Min. Lizard passiert.

London, 16. Juni. (W. T. B.) Castle-Linie. D. „Garth Castle* ist Dienstag auf der Ausreise in der Delagoa-Bai an- gekommen. D. „Hawarden Castle" ist heute auf der Ausreise in Kapstadt cingetroffen.

Theater und Musik.

Neuen Königlihen Opern-Theater gelangt am Freitag Ambroise Thomas’ Oper „Mignon“ unter Kapell- meister Wolfram's Leitung zur Aufführung. Die Beseßung ifi nachstehende: Wilhelm Meister: Herr Philipp; Philine: Fräulein Dietrih; Laërtes: Herr Schmidt; Lothario : Herr Stammer; Mignon: Fräulein Krainz; Friedri: Herr Alma. Im Garten findet von Nachmittags 6 Uhr an groëes Militär- konzert, auégeführt vorn Musikkorps des 2. Garde-Regiments z. F., unter Leitung des Königlichen Musikdirigenten Herrn Graf statt. Die am Dienstag, den 22. Juni, zum ‘ersten Mal in Scene gehende Over „Die Bohême" von Puccini ift mit den Damen Herzog, Dietrich, den Herren Naval und Hoffmann in den Hauptrollen besezt. Sämmtliche Dekorationen und Kostüme find neu angefertigt. Die Oper ersheint zum ersten Mal in Berlin in deutsher Sprache. Die Direktion des Berliner Theaters hat eine Abonnement®- einrihtung getroffen, die den Besuchern der Freitag8-Aufführungen dieser Bühne willkommen sein dürfte. Es werden für die nâdste Spielzeit neben den ganzen Abonnements (für 40 Vorstellungen) au balbe für nur 20 Freitag&-Vorsteüungen, auëgegeben. Das Bureau des Theaters ertheilt nähere Auskunft und versendet auf Wuns die

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Wetterbericht vom 17. Juni. 8 Uhr Morgens.

Wind.

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Belmullet . . | NNW Aberdeen |

Christiansund |

Uebersicht der Witterung.

Das geftern in der Nordsee erschienene Minimum ist um wenig nordostwärts nab der nördlihen Noid- see fortgeschritten und beherrscht Skandinavien und das Nordseegebiet, während sih ein HohdruXgebiet vom Ozean nach den Alpen hin zungenförmig aus- breitet, eine andere Depression liegt über _ Rußland. - In Deutschland is das Wetter kühl und wolkig, stellenweise regnerish bei südlihen, an der Nordsee frishen Winden, fast überall ist Regen ge- fallen, im Süden fanden Gewitter statt.

Abonnementsbedingungen sowohl für das Berliner als auch für das Goethe-Theater.

Die General-Intendantur der Königlihen Schau- spiele und das Personal des Königlichen Schauspiels ließen je einen Lorbeerkranz mit Widmungs|chleifen am Sarge von Charlotte Wolter in Wien niederlegen.

Mannigfaltiges.

Im Monat Mai wurten in Berlin 11 Proben von ver- schiedenen Gebrauchsgegenständen auf die verwendeten Farben und sonstigen Stoffe amtlich untersucht und dabei ein Haarfärbe- mittel, weil kupferhaltig, beanstandet. Von 197 Proben von Nahrungsmitteln wurden 38 beanstandet ; darunter von 20 Milch- proben 7, theils weil gewkern: theils weil mehr cder weniger ent- rahmt; von 20 Eierproben 2 als verdorben; von 18 in der Sthmelz- fontrole vorgeprüften Butterproben 16, welche ih tbeils als reine Margarine, theils als Mischbutter erwiesen; von 20 Chofkoladeproben 3, weil entweder stark mehlhaltig oder unter 10 v. H. Kakao- maffse enthaltend; von 5 Theeproben 3 grünen Thees, der durch mine- ralishe Stoffe zu ungefähr 2 v. H. beiduvert war; von 10 Proben Medizinal:Ungarwein 2, weil künstlih gezuckerte Liqueurweine; eine Malzbierproke erwies sih als gehaltsarm und mit Saccharin ver- süßt; von 15 Proben denaturierten Spiritus endlih erwiesen sich 4 als zu arm an Alkohol. Die Milchkontrole erstreckte sich auf 1163 Geschäfte und führte in 58 Fällen zur Beanstandung, die Butter- fontrole auf 342 Geschäfte mit 47 Beanstandungen.

Die jüngste Sißung ter „Deutschen Gesellschaft von Freun der Photographie“ gestaltete sih dadurch zu einer esonders interessanten, daß im Anschluß an die Vorführung einer ff - Lampe durch Herrn Jens Lüßen sich eine lebhafte Diskussion über die Gefährlichkeit bezw. Nichtgefährlichkeit folher Lampen im Hinblick auf das Pariser Brandunglück entwidelte. Wie bekannt, ist die Ursahe jener Bazar- Katastrophe in dem Gebrauch einer Aether - Sauerstoff - Lampe bei den Projektionen des Kinematographen zu fuchen; infolge dessen hat si die Ansicht verbreitet, als sei mit dem Kinemato raphen überhaupt eine besondere Feuersgefahr verbunden. _ Herr Direktor Schultz-Hencke übernahm es daher, die nöthigen Erklärungen über die in París zur Anwendung gebrahte Lampe zu geben, und wies darauf bin, daß nur das unvorsihtige Umgchen mit dem leicht entzündlichen Aether, wie dies au aus den Zeitungsberichten zu ersehen gewesen, die Katastrophe hervorgerufen haben fönne. Bei dem Gebrauch von Aether fei tie Kenntniß einer bestimmten Eigenschaft Vorbedingung, um der Gefahr vorzubeugen ; Aetherdampf fei \chwerer als Luft, und es beruhe bei einem unvorsihtigen Ausströmen solhen Dampfes die Ge- fahr darin, daß der Aetherdampf sih in einer breiten Schicht über dem Boden ablagere. Man könne diese Eigenschaft des Aetherdampfes sehr gut beobachten, wenn man eine halb mit Aether gefüllte Flasche öffne und, fie gegen das Licht haltend, neige; dann erkenne man den Aetherdampf an den von ihm in der Luft gebildeten Schnüren und bemerke, daß derselbe förmlih wie Wasser von der Mündung der Deffnung herab- fließe. Habe sich nun auf dem Boden eines Raumes der Aether ausgebreitet, so könne es dahin kommen, daß die Aethershicht bis zu einer, wenn auch ent- fernten Flamme vordringe, wodurch_ eine Entzündung erfolgen und mit einem Mal der ganze Raum in Flammen steben würde. Anderer- seits kônne nah Bildung einer folen Aethershicht durch die Be- wegung von Personen in dem Raum eine Mischung von Luft und Aetherdampf stattfinden, was zu heftigen Explosionen führen könne. Die Hauptbedingung bei dem Gebrau von Aether fei also die, ihn vor einem unbeabsihtigten Auéströmen zu hüten. Wenn dies aber geschehen, fo sei auh für eine gründlihe Lüftung zu forgen, bevor man mit Licht in die Nähe komme. Uebrigens sei der Gebrau) von Aetber-Sauzrstoff-Lampen zu Projektionszwecken nur dort und in dem Fall nöthig und üblih, wo kein Leuchtgas oder elektrisches Licht zur Berfügung stehe. Einen weiteren Punkt der Tagesordnung bildete die Vorlage eines neuen Negativ-Papiers, welches für Amateure einen großen Forts{ritt bedeutet, da dur den Gebrauch desfelben die fo olt dur ihr Gewicht die Reise erschwerenden Glasplatten in Wegfall ommen.

Aether - Sauersto

Die Mitalieder der „Deutschen Gesellschaft für volks- thümlihe Naturkunde“ unternahmen am Sonntag, den 13. d. M, mit ihren Damen einen Autflug zur Besichtigung der Riesel- feldanlagen bei Blankenburg. Stadt-Bauinipektor Adams in Gemeinschaft mit dem Administrator Spinola und dem Obergärtner Mente hatten dabei die Führung übernommen. Die in ihrer Art mustergültigen Anlagen mit ihrer üppigen Vegetation erregten das Erstaunen der Besucher. Viel Interesse fanden auch die Versuchs- Station des Gartenbau - Vereins fowie der Spaliergarten mit seinen großen Früh Erdbeeren. Am nächften Sonntag findet cine botanishe Exkursion über Potsdam nach Baumgartenbrück und Werder, unter Führung des Professors Dr. P. Ascherfon, und am Sonntag, den 27. d. M., eine Erklärung des neuen Vogelbauses im Zoologischen Garten dur Herrn Direktor Dr. Heck, sowie des neuen Raubtbierbauses und einiger anderen Partien des Gartens dur Herrn Kustos P. Matschie statt. Näheres if durh den Ersten Schriftfübrer, Oberlehrer Dr. W. Greif, Köpnickerstraße 142, zu «fahren.

Lessing - Theater. Ferenczy-Ensembles.

Freitag

3 Akten von Orren Hall.

Nord- Anfang 74 Ubr 50. Aufführung. Die Geisha. erhält ein Souvenir.

Sonntag:

Deutsche Seewarte. Die Scisha.

Kopenhagen . |

[WSW 4 bedeckt Stockholm | |DSO 2sbedeckt zaparanda . |

ftill|beiter t. Petersbg W 2\halb bed. Moskau . - « WSW 1 vede®Xt ork, Queens- | : U e WNW 3\wolkig Cherbourg NW 3/halh bed. elder « «« « W 9\wolkig E SW 4\bedeckt mburg - . WSW 5 halb bed. winemünde WNW 4 bedeckt Neufahrwasser S 3 wolkig Memel SO Zhheiter S 6d WSW 2shhalb bed, ünster . . S 4\bededckt Karlsruhe . SW 4|[Regen Wiesbaden NW 2 halb bed. München „… SW 4sbedeckt Chemniß . W 2Regen Berlin NW rae Wien . W 3 [wolkig Breslau . - SW 2lbedeckt Fie d’Aix N 3\bedeckt “P

Kill wolkig Triest S Cs liheiter

Sonntag:

74 Uhr.

Königliche Schauspiele. Opern-Theater. 14. Vorstellung. Mignon. Oper in 3 Akten von Ambroise Thomas. Text mit Benußung des Goethe’shen Romans „Wilhelm Meisters ehr- jahre“ von Miel Carrs und Jules Barbier, deuts von Ferdinand Gumbert. Ballet von Paul Taglioni. Dirigent: Kapellmeister Wolfram. Anfang 7# Uhr.

Sonnabend: 15. Vorstellung. u der Sängerkrieg auf Wartburg. Romantische Oper in 3 Akten von Richard von Emil Graeb. Anfang 7 Uhr. 16. Vorstellung. in 4 Akten von Georges Bizet. Text von Henry Meilhac und Ludovic Halévy, nach einer Novelle des Profper Mörimée. (Escamillo: Herr de Souza, als Gaft.)

Berliner Theater. Freitag (40. Abonnements-

Vorstellung): Nora. Sonnabend: Die Maschinenbauer.

Sonntag: Die Maschiueubauer.

Theater. 2 ; reitag :

Freitag: Neucs

in 3 Akten von Léon Gandillot.

spiel von Guy de E. v. Bukowicz. Anfang 74 Uhr.

Vorher: Musotte (11. Akt).

Keves Tyeater. Direktion: Sigmund Lautenburg.

Tannhäuser und agner. Ballet Oper

Carmen. und P. Potter, deutsch von Tanz von Emil Graeb.

tent Ti Uhr.

Sonnabend und folgende Tage:

Schiller-Theater. Freitag, Ni S Bana e Abends 38 Uhr: Romautisch.

Anfang 7# Uhr,

flimmung in der vom 1. Juli bis 15. von 9—12 Uhr und Nachmittags von 3—8 Uhr, und vom 16. vguft bis zum Schlusse der Saison Vormittags von 9—12 Uhr und Nachmittags von 2—7 Uhr funktionieren.

Im Hause Spandauer Brücke Nr. 16 entstand gestern in, folge der Entzündung von Stroh durch eine Lichtflamme ein \tarkeg Fe uer, wobei ein Mann und seine zwei kleinen Kinder im Qualm

ickten.

Elberfeld, 17. Juni. Wie die „Elberfelder Zeitung“ meldet, brach in der vergangenen Nacht in einer Tischlerwerkftatt in der Gerberstraße Feuer aus. Infolge falscher Meldung traf die Feuer. E ein. Zwei Personen follen verbrannt, eine foll \{chwer verleßt sein.

Wörishofen. Aus Wörishofen meldet „W. T. B.* das beute früh, nah längerer Krankheit erfolgte Ableben des Prälaten Kneipyp. Sebastian Kneipp wurde am 17. Mai 1821 in Stefansried bei Otto, beuren im bayerishen Regierungsbezirk Schwaben geboren, erlernte zunächst die Weberei und studierte später in Dillingen und München Theologie, empfing 1852 die Priefterweihe und wurde 1855 Kaplan, 1881 Pfarrer in Wörishofen bei Türkheim und nah seinem Besuch in Rom vom Papst zum Geheimkämmerer ernannt. Seit 1848 beschäftigte er sih mit der Wasserkur, welche er mit cinigen von den S ab, weichenden Mitteln ausftattete und in ein vollständiges System brate. Das vorher kaum bekannte W3örishofen hat sih durch die wachsende Schaar seiner Anhänger der Naturbeilmethode zu einem blühenden Kurort entwickelt, der von Leidenden aller Länder aufgesuht wird, Pfarrer Kneipp wirkte für die Verbreitung seiner Heilmethode niht nur durch das Wort, indem er vershiedene Reifen unter- natm, um in seiner urwühsigen Art Vorträge darüber zu balten, fondern auch durch die Schrift. Die weiteîite Verbreitung haben folgende seiner Werke erlangt: „Meine Wafierkur“ (1887, 56. Auflage 1895), „So follt ihr leben“ (1890, 21. Auflage 1895), „Kinderpflege“ (1891, 10. Auflage 1895), „Rathgeber für Kranke und Gesunde* (1891, 10. Auflage 1895), „Wein Testament für Gefunde und Kranke“ (5. Auflage 1895), „Wasser thut's freilih* (1895). Die Beerdigung sell am Montaz Vormittag fiatifinden.

Paris, 16. Juni. Auf der Place de la Concorde i heute Abend vor der Statue der Stadt Straßburg eine Bombe explo- diert. Es wurde jedoch niemand verleßt, auch kein Schaden an- gerihtet. Die Explosion erfolgte, wie „W. T. B.“ berichtet, während eines heftigen Gewitterregens; der Plaß war fast menschenleer, und selbft die Schußleute hatten ih unter die Arkaden des nahe gelegenen Marine - Ministeriums geflüchtet. An der Eke der Place de la Concorde und der Rue de Rivoli wurden einige Blut- spuren wahrgenommen. Die allgemeine Ansicht geht dahin, daß es ih um eine Kundgebung hankelt, bei der es niht auf die Tödtung einer Perfon abgefehen war. Nach den ersten Feststeüungen war der Behälter, in welchem sih die Exvlosionsmasse befand, eine Art Kow- topf. Die aus demselben geshleuderten Geschosse beschädigten nur die Balustrade, welche den Play umgiebt, in unbedeutender Weife. Eisenstücke wurden am Pre der Mauer des Tuilerien-Gartens auf- gefunden. Der Polizei-Präfekt Lépine hat die Untersuhung eröffnet;

zwei Personen wurden verhaftet. Bei den Salzwerken in Giraud in

Marseille, 17. Juni. der Nähe von Arles kam es, wie „W. T. B.“ meldet, zu einem und italienischen

Zusammenstoß zwishen französischen e 4rbeitern. Zwei Franzosen sollen davet getödtet worden sein.

Bukarest, 16. Juni. Durch die in den leßten vier Wocken niedergegangenen Wolkenbrüche hat die Landwirthschaft, wie dem .W. T. B.“ mitgetheilt wird, großen Scaden erlitten. Die Ge- wässer hatten eine Höhe e:zreiht, wie seit dreißig Jahren nit, so daß der Bahnverkehr eine kurze Unterbrehung erfuhr. Zwischen Feteëci und Cernavoda bildete die angeschwollene Donau einen 14 km breiten See. Der Damm, welcher die beiden Donaubrücken zwischen Feteëci und Cernavoda verbindet, war mehrere Tage lang den von orkanartigen Winden gepeits{chten Wogen au8gescßt, hat aber Stand gehalten. Die Exrpreßzüge verkehren wieder bei voller Sicherheit. Von der Direktion der rumänishen Eifen- bahnen sind Maßregeln getroffen worden, damit in Zukunft auch bei Unwetter, wie es jüngst geberrsht hat, der Verkehr nicht unter- brechen werde.

Kalkutta, 16. Juni. Die nunmehr aus der Provinz Assam eingegangenen näheren Nachrichten über das Erdbeben geben ein Bild der entseßliben Verheerungen, die durch dasfelbe hervor- gerufen wurden. In Shillong wurde alles dem Erdboden glei gemacht, und viele Menschen wurden getödtet. Auch in Gaußhßati wurden große Berwüstungen angerichtet. Die Straßen zeigen flaffende Lüden, und die Eisenbahz ist völlig vershwunden. Aehnliche Ver- heerungen und Menschenverlufte werden auch aus anderen Orten gemeldet, manche find von jeter Berbindung abgeschnitten.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

: GBaftspviel des

Die Geisha, oder:

apanische Theehaus-Sesch{ichte. l E : Musik von Sidney Iones.

Deuts von C. M. Roehr und Julius Freund.

Sonnabend : ‘Gastsviel des Ferenczy - Ensembles,

Gastspiel des Ferenczy - Ensembles.

Residenz-Theater. Direttion: SigmundLauten- Eura. Abscbieds-Cyclus der Direktion Lautenburg. Neu einstudiert: Der Unterpräfekt, (Le Souspréfet de Château-Buzard.) Swank Deuts von Max

Schönau. Vorher: Musotte (11. Aft). Schau- Maupafsant.

Sonnabend und folgende Tage: Der Unterpräfekt,

Siffbauerbamm 4a. / 5,

Sghaufviel in 4 Akten nach Seorge du Maurier Emanuel Lederer.

Fn Scene geseßt von Sigmund Lautenburg.

Bürgerlich und

Theater des Westens. (Kantstr. 12. Bahn- bof Zoclogischer Garten.) Opern-Vorstellung unter Direktion von Heinrih Morwiy. Freitag: Der Wildschütß. Komische Oper in 3 Akten von Albert Lorßing. Anfang 74 Uhr.

Sonnabend: Carmen.

Sonntag: Der Trompeter von Säfkfkingen.

Jeder Besucher | i E i

Eine Operette in

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Gräfin Magdalene Kielmansegg mit Hrn. Hauptm. Werner von Voigts-Rhey (Nauw-

burg a. S.—Gera). Frl. Elisabeth von Hanenfeldt mit Hrn. Lieut. d. R. Friedri Baron von Bubl gen. Schimmelpenning v. d. Dye auî Zechern (Grunenfeld, Ostpr.). Frl, Hedw!s HBarnewiß mit Hrn. Fabrikbes. u. Lieut. d. R. Hans Hahn (Gro «Lichterfelde—Schwedt a. O.). rl. Dorothea Thurn mit Hrn. Sec.-Lieut. Sr! torawe (Breélau). Frl. Else Röhricht ml Hrn, Referendar u. Sec.-Lieut. d. R. Karl Hoos (Liegniß—Breslau). e Gestorben: Frau Gräfin Sophie von Pourtalè#, geb. von Thielau Berlin). —_ Hr. Zoll-Direktor u. Prem.-Lieut. d. R. Franz Scheffler (Kamerun)-

Deuisch von

Freitag: XTrilvy.

Verantwortlicher Redakteur: Siemenro! h in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutshen Buchdruterei und Verlasb Anstalt Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage).

Anfanc

Trilby,

Abends 8 Uhr:

Der MWasserfturz im Victoriapark soll na reu : August fe ries Ves

Erste Beilage

5

zum Deulschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M 140.

Berlin, Donnerstag, den 17. Juni

Verichte von deutschen Fruchtmärkten.

Qualität

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mittel | qut

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Bemerkungen.

Stolp 16. Juni: keine Zufuhr.

Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt.

schnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

Ein liegender Strich Ei in ‘den Spalten für Preise hat die Bedeutung, palten, daß entsprehender Bericht fehlt.

Punkt ( . ) in den leßten ses

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Durchschnittspreise der wihtigsten Lebens- und Futtermittel

betrugen in Preußen im Mai 1897: für 1000 kg Weizen 156 (im April 1897 154) 4, Roggen 115 (115) 4, Gerste 126 (126) M, afer 130 (128) 46, Kocherbsen 205 (206) #4, Speisebohnen 264 265) M, Linsen 406 (408) #4, CEßkartoffeln 48,9 (47,7) A, Ridtstroh 44,4 (42,9) 4, Heu 59,5 (58,6) 46, Rindfleish im Grofß- handel 1031 (1035) A; für 1 kg Rindfleish von der Keule im Kleinhandel 133 (134) A, vom Bauch- 112 (113) K, Schweinefleisch 128 (127) 4, Kalbfleish 123 (123) A, Hammelfleish 123 (122) S, inländischer geräucherter Speck 146 (146) §, Eßbutter 219 (225) -, inländishes Schweineshmalz 150 (150) 4, Weizenmehl 29 (29) d, Roggenmehl 23 (23) &, für 1 Shock Eier 277 (294) 4.

Die Arbeitszeit und die Sonntagsarbeit in der Industrie des Königreihs Sachsen. ___ Die Jahresberichte der Königlich fächsishen Gewerbe-Inspektoren ür 1896 enthalten über die werftägige Arbeitszeit und die Arbeitspausen, sowie über die Sonntagsarbeit in der In- dustrie eine Reihe eingehender Mittheilungen , die ein besonderes Interesse verdienen. h A | __ Was zunächst die regelmäßige täglihe Arbeits zeit und die für die erwachsenen Arbeiter vorgesehenen Pausen, wie sie nah § 134þ Nr. 1 der Gewerbeordnung in den Arbeitsordnungen anzugeben sind, so hat im besonderen der Berichterstatter für den zweiten Inspektionsbezirk, Chemniß, sh der dankens- werthen Aufgabe unterzogen, auf Grund der Arbeitsord- nungen von 403 Betrieben eine genaue Uebersiht über die in den verschiedenen Industriezweigen bestehenden Verhältniffe zu geben. Von diesen 403 Betrieben waren 103 Strumpffabriken, 54 Maschinenfabriken, 48 Webereien, 29 Spinnereien u. dgl., 27 Hand- {uhfabriken, 21 Färbereien u. dgl., 20 Appreturanstalten, 20 Zigarren- fabriken, 19 Trikotwaarenfabriken, 15 Nadel- und Metallwaaren- fabriken, 14 Eisengießereien, 14 Ziegeleien, 6 Spielwaarenfabriken, 9 Buchdructereien u. dgl.,, 4 Schuhwaaren- und. 4 Papierfabriken. Ja sämmtlichen 403 Betrieben |{chwankte die regelmäßige täglidze Arbeitsdauer zwischen 94 und 16 Stunden im Sommer und 9 und Stundey im Winter. Dabei ist aber nachdrücklich hervor- ¡juheben, daß eine Arbeitszeit von mehr als 12 Stunden nur in 10 Ziegeleien und auch hicr nur im Winter vorkam. Die Arbeitsdauer betrug 12 Stunden in 45 Betrieben im Sommer und in 36 Betrieben im Winter, wovon allein 26 bzw. 25 auf die 103 Strumpffabriken entfielen. Die übrigen Betriebe mit zwölf- stündiger Arbeit vertheilen sih auf die ver|htedenartigsten Industrie- dweige, bilden aber überall die Ausnahme. Eine zwölfstündige Arbeits- B wurde überhaupt niht erxeiht in den Appreturanstalten, den apierfabriken, den Spielwaarenfabriken, den Bigarrenfabriken, den hubhwaarenfabrikin und den Buchdruckereien. Cine elfstündige eroeitsdauer hatten von sämmtlihen 403 Betrieben im Sommer 6, im Winter 137, eine zehneinhalbstündige im Sommer 103, im qua 104, eine zehn stündige im Sommer 86, im Winter R Unter 10 Stunden arbeiteten im Sommer nur_3 und A Winter nur 4 Betriebe, die Regel bildet mithin im Sommer T im Winter eine Arbeitsdauer von 10 bis 11 Stunden. Ueber m gcnstündige Arbeitödauer kommen weder im Sommer noch aa inter hinaus die 5 Buchdruckereien und die 4 Papierfabriken, e im Winter die 20 Zigarrenfabriken, während von legteren im

Der Durch- daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ift; ein

Sommer 15 eine elfstündige Arbeitszeit haben. Auf die übrigen Industriezweige vertheilen sich die Betriebe mit elf-, zehneinhalb- und zehnstündiger Arbeit: dauer, wie folgt. Es arbeiten täglich bis 11 Stunden 104 Stunden 11 Stunden im im im Som- Win- Som- Win- Som- Win- mer ter mer ter mer ter 14 Eisengießereien . . 1 1 5 6 6 6 15 Nadel- und Metall- L

von den

waarenfabriken . 1 54 Maschinenfabriken . 9 29 Spinnereien . . _. 22 48 Webereien . . . . 21 103 Strampffabriken . 4 19 Trikotwaaren- S 27 Handschubfabriken . 18 Dl Naeberein 4 «0 20 Appreturfabriken . 2 6 Spielwaarenfabriken 4 4 Tuchfabriken . .. 3 í ] l é Was deu Beginn und das Ende der regelmäßigen Ar- beitszeit anbelangt, so ift ersterer im Sommer auf 6 Uhr fest- geseßt bei 333 und im Winter auf 7 Uhr bei 244 von 403 Bes- trieben. Vor 6 Uhr beginnen im Sommer nur 12 Ziegeleien und 1 Spielwaarenfabrifk, nah 6 Uhr im Ganzen 957 Betriebe der ver- schiedensten Branhe. Im Winter beginnen vor 7 Uhr 149 Be- triebe gleihfalls der verschiedensten Branchen, nah 7 Uhr überbaupt feine Betriebe. Beendigt wird die Arbeit im Sommer in 159 Betricbea um 6 Uhr, in 14 um 6}, in 16 um 6, in 197 um 7 Ubr, und nur in 17 Betrieben wird im Sommer bis na 7 Uhr gearbeitet, worunter sich 11 Ziegeleien befinden. Fm Winter endet di: Arbeit bei 55 Betrieben um 6 Uhr, bei 17 um 64, bei 20 um 64, bei 207 um 7 Uhr, während bis nah 7 Uhr in 92 Betrieben gearbeitet wird. Für die Montage ist der Beginn der regelmäßigen Arbeit zum theil um eine Stunde später angeseßt, als an den übrigen Wochentagen, und des Sonnabends wird im Sommer und Winter in 1 Spinnerei hon um 2 Uhr, in 1 Weberei und 2 Maschinenfabriken um 4 Uhr, in 1 Appreturanstalt um 45 Uhr O gemaht. Um 5 Uhr {ließen des Sonnabends im ommer 38, im Winter 36, um ö# Uhr 38 bezw. 33, um 6 Uhr 15 bezw. 14 und um 64 Uhr im Sommer und Winter 11 Betriebe. Die Pausen betragen für die erwahsenen Arbeiter des Mittags in 320 Betrieben im Sommer und in 316 Betrieben im Winter 1 Stunde, in 35 bzw. 31 Betrieben 14 Stunde, in 3 Betrieben (Sommer und Winter) 1 Stunde 20 Minuten, in 44 bzw. 41 Betrieben 14 Stunde und in 1 Betrieb (Sommer und Winter) 2 Stunden. Eine Vormittagspause von 4 Stunde weisen im Sommer 253, im Winter 233 Betriebe auf, eine Pause von 20 bis 25 Minuten 67 bezw. 75 Betriebe, eine Pause von | Stunde 39 bzw. 41 Betriebe, und keine Vormittagépause haben im Sommer u:.d Winter 44 Betriebe. Ohne Nachmittagspause sind 77 Be- triebe, in 1 Betrieb beträgt sie 10 Minuten, in 63 im Sommer und 64 Betrieben im Winter + Stunde, in 65 bezw. 74 Betrieben 20 Minuten und in 197 bzw. 177 Betrieben # Stunde. 7 Die vorstehend nahgewiesene regelmäßige Arbeitsdauer dürfte nach dem Beriht nur bei der mit reihlichen Aufträgen versehenen Maschinenindustrie und der Industrie der Metallverarbeitung zeitweise durch Ueberstunden überschritten worden sein.

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1897.

Im allgemeinen ergeben die Berichte aus den übrigen Inspektions- bezirken, soweit - sie fich darüber äußern, ein ähnliches Bild. Im Bezirk Dresden besteht eine einbeitlihe Regelung der Arbeits zeit in feinem Industriezweige, dech dürfte im allgemeinen eine zebnstündige Arbeitszeit überwiegen. Im Bezirk Zwickau ist die Arbeitszeit im Berichtsjahr in den Maschinen- und Damvfkesselfabriken eine über die regelmäßige hinau8gebende gewesen, auch öfter Nachtarbeit nothwendig geworden. Ebenso famen in den Färbereien und Appreturanstalten, Kammgarn}pinne- reien und Schneidemüblen häufig Ueberstunden vor. Auch im Leip- ziger Bezirk dürften die Verbältnifse nicht wesentlih anders liegen, vielleiht kommt hier eine kürzere als zehnftündige Dauer etwas bäufiger vor. Ueberarbeit von 1 bis 2 Stunden infolge überhäufter Aufträge wurde in den Maschinenfabriken vielfah nöthig, Nachtarbeit der erwachsenen männlihen Arbeiter in einzelnen Betriebs- abtheilungen einer Kammgarnspinnerei, einer Baumwollspinnerei und einer Chromopapierfabrik erforderlih. Im Bezirk Baugtzen cheint eine 11stündige Arbeitszeit die Regel zu fein, im Maschinenbau und in der Textilindustrie kamen mehrfach Ueberstunden vor, eine Vermehrung der geringen Nachtarbeit hat nicht ftattgefunden. Im Bezirk Meißen ist eine längere als 19- bis 11 ftündige regel- mäßige Arbeitszeit der männlihen Arbeiter nur in einzelnen Ziegeleien mit Haundbetrieb und in kleineren Getreidemühlen festgehalten worden. Im Bezirk Plauen i. V. ift nah wie vor die Arbeitszeit für die erwasenen männlichen Arbeiter eine elfstündige, in einzelnen Fabriken au zwölfstündige. Von den revidierten , Werkstattbetrieben“ hatten 38,9 0/6 eine elffftündige, 23,2 09/6 eine kürzere und 17,9 9% eine längere Arbeitszeit. Täglich 12 Stunden wurde in den Werkstätten der Musikinstrumentenbranche, theilweise noch länger in den Fleischerei- betrieben gearbeitet. Im Bezirk Freiberg if in den wichtigsten Inadustriezweigen eine regelmäßige Arbeitszeit von zehn bis elf Stunden üblich. Einzelne Maschinenfabriken haben im Berichtsjahre eine sehr erheblihe Anzabl von Ueber- ftunden nöthig gehabt. Die gleiche Dauer hatte die regelmäßige tägliche Arbeit im Bezirk Annaberg; im Bezirk Aue betrug sie in der Regel 11 Stunden; im Beirk Wurzen sind Veränderungen nicht einge- treten ; im Bezirk Döbeln if troß regen Geshäftsganges in einer Anzahl von Stublfabriken die Arbeitszeit von 11 auf 10 Stunden berabgescit worden; im Bezirk Zittau endlich bildete wie bisher die zehn- bis elfstündige Arbeitszeit die Regel. Nachtarbeit findet in ge- ringem Umfange ftatt, bisher nur in 15 Betrieben mit 61 Arbeitern, zu denen im Berichtsjabr 2 Betriebe mit zusammen 9 Arbeitern binzugetreten sind. —Auch bezügli des Beginns und des Endes der Arbeit sowie der Pausen für die erwachsenen Arbeiter find im allge» meinen Abweichungen von erbebliher Bedeutung zwischen den Bezirken niht wahrnehmbar. Was die Sonntags arbeit anbelangt, so lassen zwar die Be- richte erkennen, daß vielfah noch Verstôße gegen die einschlägigen Vorschriften der Gewerbeordnung vorkommen, jedoch ist ebenso er- Rdhtlih, daß die Gewerbetreibenden wie die Ortöspolizeibehörden mehr und mehr Verständniß für die geseßlihen Bestimmungen gewinnen und den Willen zeigen, ihnen nachzukommen. Die aus der Sache selbst entspringenden Schwierigkeiten sind, wie die Berichte ausdrüdck- li anerkennen, niht unbedeutend und fönnen erst mit der Zeit über- wunden werden. Das Gesammtbild, welches die gerade in dieser Be- ziehung meist sehr eingehenden Berichte geben, fann nur als ein recht günstiges bezeichnet werden und läßt die Durchführung der Sonntags- ruhe für die Arbeiter im allgemeinen als vollständig gesichert erscheinen. Auch von der Bewilligung von Ausnahmen von dem Verbot der Sonntags8- arbeit machen die unteren Verwaltungsbehörden nur einen mäßigen, den Zwetten des Gesetzes entsprehenden Gebrauch. Gesuche um und Bez willigungen von Ausnahmen im Sinne des § 105 c, legter Absatz, sind im Berichtsjahr im Königreih Sachsen nur in ganz vershwin- dender Zahl vorgekommen, in vielen Bezirken überhaupt niht. Be- willigungen auf Grund des § 105 f sind in den vershiedenen Bezirken in sehr verschiedener Zahl erfolgt. So werden derartige Be- willigungen im Bezirk Dresden für zusammen 159 Sonntage (Fälle) ohne Angabe der Betriebe erwähnt, im Bezirk Zwickau ebenso für 209 Sonntage, im Bezirk Plauen für 154 Sonntage in 93 Be- trieben, im Bezirk Annaberg für 99 Sonntage in 29 Betrieben, im Bezirk Aue für Sonntage in 26 Betrieben, im Bezirk Freiberg für 40 Sonntage, im Bezirk Döbeln für 35 Sonntage in 21 Bes trieben, im Bezirk Wurzen für 39 Sonn- und Festtage in 16 Betrieben, im Bezirk Zittau für 26 Sonntage in 14 Betrieben, im Bezirk Baußen für 13 Fälle in 5 Betrieben, im Bezirk Leipzig in 12 Fällen und im Bezirk Chemniy in 5 Fällen. Die Zahl der bewilligten Arbeits- stunden \{wankt von 6 bis 24, bält sih aber in der Regel zwischen 6 und 12 Stunden, und die an der Sonntagsarbeit betheiligten Arbeiter repräsentieren häufig nur einen verbältnißmäßig kleinen Theil der Arbeiterschaft der betreffenden Betriebe und immer einen unbe- deutenden Bruchtheil der Arbeiterschaft des Bezirks. Auch ift beahtens- werth, daß für manche Bezirke ausdrücklih bezeugt wird, daß troy des im allgemeinen lebhaften Geshäftsganges die Zahl der Gesuche um Be- willigung von Ausnahmen gegen früher zurückgegangen ift und namentlih auch die Zahl der zur Sonntagzarbeit herangezogenen Arbeiter abge- nommen hat. Der Hauptgrund für die Gesuche um Bewilligung von Ausnahmen von dem Verbot der Sonntagsarbeit bildet überall die Gefahr unverhältnißmäßigen Schadens für den Betrieb bei nit reht- zeitiger Fertigstellung der Arbeiten, ohne daß das Bedürfniß der Mehrarbeit, d. h. die Nothlage, rechtzeitig vorauszusehen gewesen war. Es liegt auf der Hand, daß das Maß weiser Voraussicht bei den ver- schiedenen Betriebsleitungen ein verschiedenes und auf die Häufigkeit der eintretenden Nothfälle von Einfluß sein kann. Daß dieses Maß aber in erfreulidem Zunehmen begriffen ist, dürfte für die sächsische Industrie nah den Berichten als sicher anzunehmen sein. __ Von einem Eingehen auf die besonderen Verhältnisse der weib- lihen und jugendlihen Arbeiter muß mit Rücksicht auf den ver- fügbaren Raum hier abgeschen werden. Das, was die Berichte darüber sagen, widerspriht in keiner Weise dem, was über die Arbeits- zeit der erwachsenen männlihen Arbeiter fich ergeben hat, nämlich die Thatsache, daß auch ‘nah dieser Richtung hin die Arbeiterschußgeseße zur vollen, praktishen Durchführung gelangt find und die Gesammt- lage der arbeitenden Klafsen beträchhtlih gehoben haben,

Die Weinbaubetriebe Württembergs nah der land- wirthschaftlihen Betriebsstatistik vom 14. Junt 1895.

Während die Weinbauflächen und Weinerträge Württem- bergs von 1827 an regelmäßig jährli erhoben und veröffentlicht worden find, hat eine Zählung der Weingärtner früher nie statt- gefunden. In der 3. Auflage von Memminger's „Beschreibung von Württembergs“ vom Jahre 1841 findet sich folgende Be- merkung: „Während die Flähe der Weinberge im Sande nah dem Steuer-Kataster 77579 und E der speziellen Auf- nahme der Herbstergebnisse 84759 ‘Morgen, "mithin nur 1,41% der gesammten ertragsfähigen Fläche des Landes beträgt, läßt fih die Zahl der weinbauenden Bevölkerung in 600 Gemeinden wenigstens zu 18000 Familien oder 11,79% der sämmtlichen mit Landbau beschäftigten Familien annebmen, sodaß die gleiche Fläche zehnmal mehr Familien mit dem Weinbau als mit dem Ackerbau be- schäftigt." Die dort erstmals gegebene Schäßung der Weingärtnerzahl kann nunmehr mit Ziffern aus der landwirths@aftlüben Betriebs8-

statiftik. vom 14. Juni 18995 verglichen werden, welche