Sommer laihenden Fische, auch war die Brut niht anrähernd fo gut gerathen wie in wärmeren Jahren. Der Versand an angebrüteten Sal- moniden- und Korregonen-Eitern nimmt infolge der Konkurrenz der Privat- anstalten von Jahr zu Iahr ab, und die Preise gehen zurü; es \oll daher, um diesen Einnahmeausfall zu decken, der Aufzuht von Imoniden aller Art und deren Verwerthung zu Seßfischen und Speisefishen ver- mehrte Aufmerksamkeit zugewendet werden. Während bis jeyt sämmt- lihe in der Anstalt angestellten Acclimatisierungsversuhe günstige Ergebnisse hatten, sheint die Einführung des Sterlets nit ge- [ungen zu fein; von 60 im Spätjahr angekauften Sterlets haben nur 15 überwintert und konnten in die größeren Anstaltsteihe übergeführt werden. Ungeachtet des erheblich verminderten Reih8zushufses ist es gelungen, das Betriebsjahr ohne Defizit abzushließen An Edel - isheieru (Forellen, Seeforellen, Lahse, Fera, Regenbogenforellen, Lahs- und Elsaß-Saiblinge) gingen 2387 000 ein und wurden 1 844 000 verfandt; der Rest wurte für Anstaltszwecke, bezw. zur Ge- winnung von jungen Lachsen zur Ausfeßung in den Rhein verwendet. An Zuchtfischen wurden abgegeben: a. an einsöômmerigen Fischen 7000 Karpfen, 2600 Zander, 3650 Forellenbarsche, 100 Zwergwelfe, 200 Steinbarsche, 1000 Sonnenfishe, 800 Regenbogenforellen; b. an zweisömmerigen Fischen 45 Zwergwelse, 40 Schwarzbarsche; c. an N Fischen 612 kg Karpfen und 112 kg Forellen. Außer diesen zum Versand gelangten Fischen wurden noch genügende Mengen von Besay- und Laichfishen für die Anstaltsgewäfser zurückbehalten. An jungen Lachsen wurden in den Rhein und dessen Nebengewäfser 310000 Stück ausgeseßt.
Hamburg, 17. Juni. Nachdem gestern Abend im Rathhaus- keller die gegenseitige Begrüßung stattgefunden hatte, erfolgte heute Mittag 12 Uhr die feierlihe Crôffnung der 11. Wanderausftellung der Deutschen Landwirthshafts- Gesellschaft dur deren Ersten Präsidenten Seine Hoheit den Bertos Johann Albrecht zu Mecklenbura Anwesend waren die Bürgermeister und der Senat von Ban ura, die Mitglieder der Bürgerschaft, der Präsident der Handels- ammer, der General-Oberst Graf von Waldersee sowie die Spißen der Militär- und Zivilbehörden mit ihren Danien. In der Eröffnungsrede wies der Herzog Johann Albrecht, wie ,W. T. B.“ berichtet, auf die Entwickelung ter Gesellshaft hin urd {loß mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser als den Protektor der Landwirths{haft. Der Bürgermeister Dr. Mönckeberg begrüßte die Vertreter der Landwirth- schaft namens des Senats und hob unter lebhaftem Beifall die viel- fahen innigen Beziehungen zwischen Landwirthschaft, Industrie und Handel hervor. Er {loß mit einem He auf die Land- wirth\chaft und ihre berufene Vertreterin, die Deutsche Landwirth- {chafts-Gesellshaft. Graf von Plessen-Ivenak dankte der Gefell- schaft für die Veranstaltung der Autstellung im vierten Gau, ¿u wel&em Mccklenburg gehöre. Er {loß mit einem Hoch auf den Präsidenten, den Herzog Johann Albrecht. Herr von Arnim- Crieven dankte allen Mitwirkenden an der Borbereiiung der Auéstellung, be- fonders der Stadt Hamburg, deren Behörden und Bürgern, welche dieselbe so eifrig geförtert hätten, und {loß mit einem Hoch auf den Senat von Hamburg. Dann folgte die Vorführung der Pferde, deren Zahl fast 600 beträgt; dieselbe nahm mebrere Stunden in An- E Die Ausstellung i} in allen Theilen vollendet und fehr stark ze[hidt.
London, 17, Juni. Eine Depesche des Vize-Königs von F ndien meldet, dem „W. T. B.“ zufolge, daß sich die Zussichten auf günstige Witterung wesentlich gebessect hätten. Während der beiden leßten Tage sei an der Westküste, südlih von Karwar, ununter- brohen Regen gefallen, verbunden mit starken Monsunwinden. Auch in der Bay von Bengalen seien Monsunwinde aufgetreten, welche über Süd-Bengalen mäßigen Regenfall gebraht hätten. — Die „Times“ meldet aus Buenos Aires, daß verschiedene große Heu- \chreckenschwärme in Santa-Fs und anderen im Norden ge- legenen Provinzen Argentiniens aufgetaucht seien. Die bevorsteherte Ernte werde hierdurch ernstlich bedroht.
Verkehrs-Anftalten,
Bremen, 18. Juni. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd, D. „Ems“ 16. Juni 10 Vm. in New-York angek. „München“ 16. Juni 2 Nm. v. Baltimore n. d. Weser abgeg. „Stutt- gart“, n. Australien best., 17. Juni Vorm. Albany passiert. Lahn“ 16. Juni 54 Nm. die Reise v. Southampton n. New- Vork fortges. „Weimar* 16. Juni 9 Abds. die Meise v. Neapel n. Port Said fortges. „Havel“, v. New-York kommend, 17.. Juni. 11 Vin. a. d. Weser angek. „Werra: 17. Juni 10 Vur. v. Genua n. New-York abgeg. „Trave“ 17. Juni 3 Mras. in New-York angek. „Bayern“, nah Ost-Asien beît., 17. Juni ¿in Antwerpen angek. „Kronprinz Fried ric Wilhelm“, v. Brasilien kommend, 17. Juni 1 Nm. St. Vincent
passiert.
Hamburg, 17. Juni. (W. T. B.) Hamburg - A merika- Linie. D. „Columbia“, ist heute Nahm. 2 Uhr von Cher- bourg abgegangen.
— 18. Junt. (W. T. B) D. „Phoenicia!, von News- York kommend, ist gestern Abend 11 Uhr in Cuxhaven eingetroffen.
London, 17. Juni. (W. T. B.) Union-Linie. D. ,„Merican“ ist auf der Heimreije gestern von Kapstadt abgegangen.
om 18. Juni. see nach der
Wetterberi y Mor gens.
8
D S et
Stationen. Wind. | Wetter.
den Pyrenäen
Bar. auf 0Gr.
u. d. Meeressp. red. in Millim.
| Belmullet . . | 754 |NNW Aberdeen « « | 750 |W Christiansund | 742 |NO
4'bededt 1\vededt 2\wolkig
mittleren norwegishen Küste fort- geschrittenen Minimums und eines neuen, von Westen her nah der Jrishen See vorgedrungenen | mums, das im Kanal starke südwestlihe Winde her- | vorruft und seinen Einfluß über Deutschland aus-
breiten wird; ein Hochdruckgebiet erstreckt \ich von | l nah Polen. Bei : frischen sütwestlihen Winden is das Wetter in z Deutschland fühl und wolkig, fast überall fiel Regen, Helgoland hatte Gewitter.
Rotterdam, 17. Juni. (W. T. B.) Holland-Amerika - Linie. D. „Werkendam“, von Rotterdam nah New-York, bat heute Vormittag D over passiert. D. „Obdam“, von New-York nah Rotterdam, ist gestern Nahmittag in Rotterdam angekommen.
Theater und Musik.
Im Neuen Königlihen Opern-Theater geht morgen Richard Wagner's „Tannhäuser“ unter Kapellmeister Wolfram's Leitung in Scene. Die Besezung lautet : Landgraf: Herr Mödlinger ; Elisabeth : Fräulein Hiedler ; Tannhäufer : Ks Sylva; Wolfram : Herr Bulß; Venus :-Fräulein Reinl. — Im Garten findet von Nachmittags 6 Uhr ab großes Militär-Konzert, ausgeführt von dem Musikkorps des 2. Garde-Dragoner-Regiments unter Leitung der Könialichen Musikdirigenten Herren Ruth und NRcfin, ftatt.
Das Theater des Westens hat auch während der Sommer- Oper einen Billetverkauf im „JInvalidendank“ (Unter den Linden 24) eingerihtet, und es sind bereits von morgen an dort Billets erhältlich. — Morgen wird „Carmen“, am Sonntag „Der Trompeter von Säffkingen“ wiederholt. Am Montag geht neu einstudiert „Fidelio“ in Scene. — Am Dienêtag, den 22. d. M., beginnt Heinrich Bötel sein Gastspiel und zwar als „Troubadour.“ Billets zu dieser Vorstellung sind von morgen ab an der Tageskafse zu baben.
Maunigfaltiges.
Das Garde-Pionier-Bataillon ifff gestern von dem Truppenübungsplay bei Döberitz in die Garnison zurückgekehrt.
Fn der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten wurde die Vorlage, betreffend die für die Einkommensteuer-Voreinshäßungs- Kommission für die Wahlperiode vom 1. April 1898 bis dahin 1901 vorzunehmenden Neuwahlen der Mitglieder und Stellvertreter, einem Aus\huß überwiesen. — Nah Erledigung minder wichtiger, die Anlegung neuer Straßen und den Erwerb von Grundstücken be- treffender Gegenstände wurde eine weitere Vorlage des Magistrats, die Dienststunden des städtishen Bureaupersonals betreffend, nah welcher dieselben wie bisher (8—3 Uhr) feftgeseßt werden sollen, während die gemisck&te Deputation sie in Zukunft, den Grundsäßen des Nortmal-Besoldungs-Etats entsprehend, auf 8 Stunden ausgedehnt haben will, dem Antrage des Stadtverordneten Walla gemäß, ebenfalls einem Ausshuß von 15 Mitgliedern zur Vorberathung überwiesen.
Das „Deutsche Centenar-Sportfest“ begann gestern Nach- mittag vrogrammgemäß mit dem „Pferdesport“ auf der Renn- kahn zu Karlsh orst. Die Gebäude und Tribünen trugen Festschmuck ; An Guirlanden und Draperien umschlangen in ges{chmadckvoller nordnung Pfeiler und Brüstungen. Den Tribünen gegenüber war auf verziertem Sockel die überleben8große Büste des Kaisers Wilbeim I. aufgestellt. In der zu einer Orangerie umgçcewandelten großen Réstaurationshalle standen auf langen Tischen die von dem Hochseligen Kaiser in den Jahren 1861—1888 gestifteten Ehrenpreise, welche von den Besißern zu dem Feste zur Verfügung gestellt waren. Bald nah 3 Uhr fuhr Ihre Majestät die Kaiserin und Königin in offenem vieripännigen Wagen mit Spitreiter, von dem zahlreich anwesenden Publikum mit Hochrufen bearüßt, vor dem Kaiser- pavillon vor, wo Allerhöchstdieselbe von den CEhren-Präsidenten des Festcomités, Seiner Hoheit dem Herzog Ernst Günther zu Sw{hleswig- Holstein und Seiner Durchlaucht dem Prinzen Aribert von Anhalt, empfangen und in den Pavillon geleitet wurde. Hier waren bereits anwesend Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prin- zessin Friedrih Leopold, sowie die Prinzen Friedrih Heinrich und Foac;im Albrecht und andere hecgestellte Personen. Nach kurzer Begrüßung betrat Ihre Majestät die Veranda, um den nunmehr auf ein Zeichen Seiner Hoheit des Herzogs Ernst Günther beginnenden Rennen zuzushauen. Dieselben bestanden aus vier Theilen, und zwar einem Herren-Trabfahren, einem Flaehrennen, einem Hürdenrennen und einem Jagdrennen, Zwischen den einzelnen Rennen fand ein Konkurrenz-Hochspringen statt. Ihre Majestät überreite den Siegern Allerhöästeigenhändig die Preise. — Im Anschluß an diese Mittheilungen über den ersten Tag des Festes sei auch auf die Festshrift „Ein Beitrag zur Geschichte des Deutschen Sports*" hingewiesen. So betitelt si. die reih illustrierte, vrächtig ausgestattete Schrift, welche im Namen des Präsidiums des Festes von Herrn M. von Dettingen heraus- gegeben und im Verlage von Julius Beer hierselbst soeben erschienen ist. Dieselbe giebt einen Ueberblick über die bisherige Entwicklung der verschiedenen Sportzweige, die jeßt bei Gelegenheit des „Deutschen Gentenar-Sportfestes“ dem Publikum vorgeführt werden. Die Absickt des Herausgebers ging in erster Linie dahin, gleichzeitig das Verdienst festzustellen, welches das Haus Hohenzollern sich um das Aufblühen des deutsden Sports erworben bat. Der Inhalt der Schrift gliedert \sih, entsprehend den Veranstaltungen des Centenar- Sportfestes, in drei Abtheilungen: „Pferdesport“, „Wassersport“ und „Landspor1", denen ein Schlußwort: „Die Zukunss des deut- \hen Sports“, angefügt ift. Jeder einzelne portzweig ist von sachverständiger Feder bearbeitet und giebt in ges drängter Kürze ein Bild der Entwickelung und des heutigen Standes des Sports. Der Text is unterbaltend
geschrieben
und uf die bildlihe Ausschmückung ein gott besonderer Werth gelegt worden. Das Titelbild, nah eincm im Jagdshloß Grunewald he, findlichen, wenig bekannten Original, telt den Hochseligen Kaiser Wilhelm 1. zu “Pferde im Jagdanzuge dar. Cine weitere gro Zahl hiftorish prireur Portrâts nach alten Bildern, eine R guter Augenblicksbilder sowie ein reiher Shmuck an Titelbildern und Kopfleisten geben der Festschrift ein sehr ansprehendes Aeußere. Daz Buch wird den Theilnehmern an dem Fest, für welche es eine bleilente Erinnerung bilden dürfte, für den mäßigen Preis vox 3 4 erlaffen.
Friedrichsdorf i. Taunus, 15. Juni. Dem Erfinder dez Telephons Philipp Reiß, welcher hier lange am Institut Garnier thätig war, ist am leßten Sonntag von feinen Verehrern und Ses eine Gedenktafel gestiftet worden, die an der Giebel. eite feines damaligen Wohnhaufes Plat gefunden bat. Zu der Feier waren auch zahlreihe Mitglieder des Elektrotehnishen Vereins in Frankfurt a. M. erschienen.
* Lonbon, 16; Juni. In der Königlihen Münze find zur Er- innerung an das Negierungs- Jubiläum der Königin Victoria Denkmünzen gebrägt worden. Dieselben zeigen auf der einen Seite das Jugendbildniß Ihrer Majestät und den Bibelspruq: Sprüche Salomonis 3, 16: „Longitudo dierum in dextera ejus et in sinistra gloria.“ Auf der Rüdfseite sieht man das Bildniß der Königin aus heutiger Zeit (nah dem Brock’shen Porträt) mit der Unterschrift: „Victoria Annum regni sexagesimum feliciter claudit XX. Jun. MDCCCXCVII.“ Die Denkmünzen find in ver- schiedener Größe in Gold, Silber und Bronze ausgeführt.
Nah Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
B 'elefeld, 18. Juni. (W. T. B.) Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin trafen heute Vormittag 9 Uhr mittels Sonderzuges - auf dem festlich geshmüdten Bahnhofe von Brackwede ein und wurden daselbst von dem Regenten des Fürstenthums Lippe, Prinzen Adolf zu Schaumburg-Lippe nebst Gemahlin begrüßt. Außerdem waren die Vertreter der Behörden des Kreises zum Empfange erschienen. Während Seine Majestät der Kaiser Sich mit dem Prinzen zu Schaumburg-Lippe, dem Geheimen Ober- Regierungs-Rath Dr. Hinßhpeter und dem Pastor von Bodel- shwingh. unter begeisterten Kundgebungen der Volks: menge zu Wagen nah der von dem Pastor von Bodelshwingh begründeten Arbeiterkolonie Wilhelmdorf begab und dieselbe besichtigte, fuhr Jhre Majestät die Kaiserin mit der Prinzessin zu Schaumburg-Lippe nah den von Bodelschwingh'\hen An- stalten bei Bielefeld. Jhre Majestät betrat zunächst den großen Fest: saal, in dem etwa 1200 Kinder sich aufgestellt hatten, und stattete sodann verschiedenen Gebäuden der Anstalten und der Zionskirche einen Besuch ab, E der Jhre Majestät die Kaiserin Friedrich im Jahre 1883 den G: undstein gelegt hatte. Troß des regnerischen Wetters hatte sih eine zahllose Volksmenge an den Straßen aufgestellt, welche Jhre Majestät mit stürmischen Kundgebungen begrüßte. Gegen 11 Uhr Vormittags traf Seine Majestät der Kaiser in der Anstalt Bethel cin und begab Sich mit Jhrer Majestät der Kaiserin und dem Prinzen und der Prinzessin zu Schaumburg- Lippe in das Kaiserzelt, welches in dem zu der Anstalt gehörigen Walde errichtet war. Während des halbstündigen Aufenthalts trugen etwa 1600 Posaunenbläser und ungefähr 6000 Sänger und Sängerinnen aus Minden, Ravensberg, Lippe und dem Wupperthal Lieder vor, welhe einen erhebenden Eindruck machten. Unter dem Geläut aller Glocken der Stadt Bielefeld zogen Jhre Majestäten sodann in Bielefeld ein. Auf der alten Veste Sparrenburg hatten sich die Ver- treter der Stadt versammelt, um den Majestäten zu huldigen. Der Ober-Bürgermeister Bunnemann brachte das Hoch auf Seine Majestät den Kaiser aus, das mit großer Begeisterung aufgenommen wurde. Hierauf nahm Seine Majestät der Kaiser den Jhm gebotenen Ehrenpokal entgegen und trank auf das Wohl der Stadt Bielefeld und der Provinz Westfalen. Als- dann traten Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin eine NRundfahrt durch die festlih geschmüdten Straßen der Stadt an und statteten darauf dem Geheimen Rath Dr. Hingpeter einen längeren Besuch ab. Um 2 Uhr 35 Minuten reisten Jhre Majestäten unter dem Jubel der zahlreih zusammen- geströmten Volksmenge nah Köln ab.
(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
\chinenbauer. Anfang 7+ Uhr. Mini-- Montag: König Seiunrich.
\hwachen bis
oder:
Overette in 3 Akten von Owen
Deutsche Seewarte. | Fylius Freund. Anfang 74 Uhr. erbâlt ein Souvenir.
Kopenhagen . | 757 |WSW 4\wolkig Stockholm . | 755 |OSOD 4hbeiter Haparanda . | 756 6|\bededt St. Petersbg | 758 |& 3 beiter Mosfaut .. . \ 763 ¡iß wolkenlos Cork, Queens- E S T7OL Cherbourg . | 755 M e STOD S O8 amburg . . | 758 winemünde | 760 Neufahrwasser| 759 Miel, (08 ate. e 1000 Münster... | 759 Karlsruhe . . | 763 Wiesbaden . | 762 München .. | 764 Chemniy . , | 763 Bli. 761 Wiel: c «l 768 Breslau . . . |_763 Ile d’'Aix .….| 765 bededckt M ee | 408 \{till|wolfig Ttiest . . « | 760 |OND * s|bededt
Uebersicht der Witterung.
Ueber Nordwest-Europa lagert eine Depression, das Gebiet des seit gestern von der nördlihen Nord-
wolkig Negen 3|Negen 3|bebedckt bededt 3 heiter bedeckt 2 vededt 3|bededckt
bededt bedeckt bedeckt 3/halbh bed. halb bed. heiter bededt Negen
Wolfram. Sonntag:
7} Ubr.
S SEQASEaBSaAAA 68 S
Königliche Sihauspiele. Sonnabend: Neues Opern-Theater 15. Vorstellung. Tannhäuser und der Sängerkrieg auf ZLBartburg. Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Ballet von Emil Graeb. In Scene gesezt vom Ober- Regisseur Teßlaff. Ober-Inspektor Brandt. Anfang 7 Uhr.
16. Vorstellung. in 4 Akten von Georges Bizet. Meilhac und Ludovic Halévy, nach einer Novelle des Prosper Mérimée. (Escamillo: Herr de Souza, als Gaft.)
Montag: 17. Vorstellung. Cavalleria rusti- cana. ‘(Vauern-Ehre.) Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Bolks\ftück von G. Verga. — Das goldene Kreuz. Oper in 2 Akten von Ignaz Brüll, Text nah dem Französishen von S. H. Mosenthal. von Paul Taglioni.
Dienstag : Zum ersten Male: Die Bohême.
Sonrtag: Die Seisha. Montag: Gastspiel
Theater, Die Geisha.
Einrihtung vom | in 3 Aften von Léon Gandillot.
Dirigent: Kapellmeister
Dekorative
spiel von Guy de
Carmen. Oper
Text von Henry | _ Rorher: Musotte (11. Äkt).
Tanz von Emil Graeb. Anfang
d P. tter, Text nach dem gleichnamigen E E
74 Uhr.
Tanz Anfang 7§ Uhr.
Bürgerlich und Romantisch.
Berliner Theater. Sonnabend: Die Ma-
Soantag: Die Maschinenbauer.
Lessing - Theater. Sonnabend : Gastspiel des Ferenczy-Enfembles. Zum 50. Male: Die Geisha, Sine japanische Thechaus-Gesczichte. Hall. Musik von Sidney Iones. Deutsch von C. M. NRoehr und Jeder Besucher
Gastspiel des Ferenczy - Ensembles. des Ferenczy - Ensembles.
Residenz-Theater. Direttion : Sigmund Lauten- burg. Abschieds-Cyclus der Direktion Lautenburg. Sonnabend: Neu einstudiert: Der Unterpräfekt, (Le Souspréfet de Château-Buzard.) Swank Deutsch von Max Schönau. — Vorher: Musotte (I1. Aft). Schau- _ Maupasfsant. E. v. Bukowicz. Anfang 7F Übr.
Sonntag und folgende Tage: Der Unuterpräfekt.
Sonntag und folgende Tage: Trilby.
Schiller-Theater. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Sonrtag, Abends 8 Uhr: Madame Bouivard.
Theater des Westens. (Kantstr. 12. Bahn- hof Zoologischer Garten.) Opern-Vorstellung unter Direktion von Heinrih WMorwig. Sonnabend: Carmen. Oper in 4 Akten von Bizet. Anfang 7x Uhr.
Sonntag: Der Trompeter vou Säkkingenu.
Montag: Fidelio.
Dienstag: Gastspiel des Herrn Heinrich Bötel, Der Troubadour.
Familien-Nachrichten.
Verlobt: Frl. Marie Block mit Hrn. Eisenbabn- Bau- und Betriebs - Inspektor E. Jsermeyer (Göôttingen—Breslau). |
Verehelicht: Hr. Prem.-Lieut. von Herff mil Frl. Lucy Wernecke (Wittenberg).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Henning vos Kameke (Biziker). — Hrn. Major von Vallet des Barres (Wiesbaden). — Hrn. Oberlehrer Pr. Schwarz (Patschkau).
Gestorben: Hr. Rittm. d. R. a. D. Albert Oster- mann (Wiesbaden). — Fr. Apotheker Clara Reichhelm, geb. von Wallenberg (Osterode, Ostpr.) — Fr. Cathariiá von Roberti, geb. von Daebn (Breslau). — Hr. Kataster-Kontroleur und Steuer- Inspektor Heinri Schneider (Wohlau).
Deutsh von
Neues Theater. Sgjiffbauerdamm 4483. /5%, iodt Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonnabend: Trilby. Sghauspiel in 4 Akten nach George du Maurier deutich von Emanuel Lederer. In Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Anfanç
Verantwortlicher Redakteur: Siemenroi h in Berlin.
Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin
Druck der Norddeutshen Buchdruckterei und Veriass Anstalt Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 2
Sechs Beilagen (einschließlich Bêrsen-Beilage).
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger
M 141.
Berlin, Freitag, den 18. Juni
1897.
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Berichte vou deutschen Fruchtmärkten.
Außerdem
Qualität Q e
gering
Markttage
s E. (Spalte 1)
Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner
nach über-
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Schäßung verkauft
preis
drigster | fter b t
nie- hôd-
Doppel-
Preis unbekannt)
| nie- | hôh- | nie- | hôh- drigster | fter | drigfter | fter
M | M E
L Durchschnitts-
Döbeln . Breslau Neuß
Döbeln . Breslau Neuß
._| Breélau
. ] Aschersleben .
y Döbeln . 18. | Breslau Neuß
Aschersleben .
Aschersleben .
12,00 |
13,50 | 14/80
| | E | «H |
Weizen. 13,60 | 14,30 á s E
15,20 | 15,70 15,80 | 16,30
Roggen. C30 | FL6O ¿ é j |
11,00 | 11,20 1100 | 11/50
Gerste. (1290 | 13/80 1
Hafer. 13,50 | 14,00 x |
15,79 16. 6.
11,40 | 16.6.
13,39 ||
| 1370 | 12/50 |
| 12,00 | 12,50
i
|
12,56 | 16. 6.1 10
13,30 | 13,40 / 1180 | 12,80 15 189
Bemerkungen.
12,90 i e 12,60
Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Dex Durc-
shnittspreis wird aus den unabger Punkt (.) in den lehten sechs
Fünfte Landesversammlung der Gruppe „Deutsches Reich“ der Internationalen kriminalistischen Vereinigung.
Vom 9. bis 11. Juni 1897 hat zu Heidelberg die fünfte deutsche ec interxatioualen friminaliftischen Vereinigung 8. der üblihe Begrüßungsabend stattgefunden Die Einberufung war sehr spät erfolgt, und es blieb deshalb inter der font üblichen zurück; doch war bekannter Namen eine verhältnißmäßig herzoglich badische Regierung hatte sih dur vor- steriums und des Ministeriums des Innern, Regierung durch den Ministerial-Rath Sélippe, das elfaß-lothringishe Ministerium durch den Ministerial- Mit begrüßenden Worten dieser des Universitäts-Prorektors, Ge- ors Dr. Meyer namens der Universität und lckdens namens der Stadt Heidelberg be-
Landesversammlung d getagt, nahdem am
hatte.
die Theilnehmerzahl etwas h dafür die Zahl der T Die Groß tragende Räthe des Justiz-Mini die Großherzogli hessische
recht große.
Rath Stadler vertreten lassen. Herren sowie Seiner N heimen Hofraths, Professors des Ober-Bürgermeisters Wi gann die Versammlung, renovierte Aula hergegeben hatte. Zu Vorsi Unter-Staatssekretär z. D., Professor Dr. von der soeben genannte Geheime Hosrath Meye Professor Dr. Jellinek; zu Schriftführern : / (Straßburg i. E.) und Privatdozent Dr. Mittermaier (Heidelberg). Aus den geshäftlihen Beschlüssen ist zu erwähnen, daß der bisherige andesgruppe wiedergewählt und durch Zu- wahl der vorstehend aufgeführten beiden Schriftführer der Versamm- aths Dietz (Leipzig) und des Landgerichts-
Vorstand der deutschen L
lung, des Reich8gerichts- Raths Dr. Felisch (Berlin) verstärkt wurde.
Den Hauptberathungêgegenstan N : führung grundsäßliher Reformen auf dem Gebiete des Strafvollzugs im Rahmen der bestehenden Geseß- feine Gutachten hierzu veröffentlicht. Rath, Professor Dr. Seuffert Ministerium des Innern,
gebung. Leider
reihen, mit einec
des ersteren gelangten am am ersten Verhandlungêtage zur Vert der Vorbereitung übten jedoch keinen Gang der Verhandlungen aus. scharfen Gegenfaße zwischen den beiden Referenten dènen der erstere sich auf einen mehr theoretischen, einen mehr praktischen Standpunkt stellte. sogenann Dirnenwesens da sich die Internationale er bereits auf früheren Kongressen des hierna verbleibenden Rahmens davon aus, daß mehr als bisher auf die ndividualität des Verurtheilten Rücksicht zu nehmen sei. Geheimer diesem Behuf Mie tunn alen für
er), Erziehungs- und Be iherungéstrafen für Unverbesser- inn. Nach diesem System hatte er die gesammten wurde uns der Beruf zur bürgerlichen Gesetzgebung abgesprochen ; Rechts gegliedert und eingehende Vorschläge zu für die drei Zwecke und die dret Verbrehergruppen besserung des Strafvollzuges el versuchsweise nen l Strafvollzugskommissionen eingeseßt wissen, welhe aus je etnem Mit- (ne der Aufsichtsbehörde der aatsanwaltschaftlihen Beamten,
Suge neuen und
Hr Des Bettler-, blieben grundsäßlich außer Betracht,
f ereinigung hierüb \chlüssig gemaht hat. Innerhalb Gren beide Referenten
kriminalistische
Rath Seuffert wollte zu Augenblicksverbreher (akute Verbre strafen für Zustandsverbreher und liche geschieden wissen. Strafen des geltende
deren Äusgestaltung gemacht.
dem und zwar
t
hlungen, “ und und Verbrechen strafe die leßtere mit
waren Referenten waren Geheimer Justiz (Bonn) und vortragenter Rath im j Geheimer Regierungs-Rath Dr. Krohne (Berlin). Die Begründung versehenen Begrüßungsabende, die des leßteren heilung. wesentlihen Einfluß auf den Diese wurden zunächst von einem
n
Zur Ver zunächst
überwiegend y jeder früheren Strase eintreten. 3 Monate nicht übersteigenden,
räger
Magnifizenz
theilweisen
die der Landstreicher-,
welche sind.
neuen
undeten Zahlen berechnet. Ein liegender Strich L in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, palten, daß entsprehender Bericht fehlt.
für welhe die Ruperto-Carola ihre benden wurden gewählt: der Mayr (Straßburg i. Elsaß), r und der juristisce Dekan Professor Dr. Heimberger
d bildete
ten -petite criminalité,
trafanstalt, einem / dem Anstaltévorstande, einem Ge-
fängnißarzte, einem oder zwei Geistlichen und zwei oder drei Vertrauens- männern bestehen sollen. die Seuffert’she Eintheilung und
Unterscheidung zwischen Er
Geheimer Regierungs-Rath Krohne verwarf legte seinen Ausführungen die \stbestraften und Wiederholtbestrasten zu Grunde, leytere in Ee gliedernd, welche S leihterer Ver- olche,
wegen vorbestraft
Für zu verhängende 1 Verurtheilung eine | Beim Strafvyollzuge ist zwischen kurzen, l und längeren Freiheitsstrafen zu unter- scheiden und ein grundsäßlicher Unterschted der Behandlun der F efangenen nach deren ommissionen wünscht Krohne ber-Beamten an den Gefän Irdung von behördlicherseits a itglieder der Fürsorgevereine vertreten f ne Reihe von Bors@lägen für die 2
raften in die bürgerliche
Alter zu machen. eine Erweiterung der Konferenzen der unen und Strafanstalten durch Zu- zuordnenden Perfonen,
esellshaft aufgestellt.
daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ift; ein
Bei Begründung dieser Leitsäge stellt Seuffert in den Vordergrund, daß der jeßige Strasvollzug außerordentlich theuer sei und doch nit ausreichende Erfolge aufzuweisen habe. An der R statistisher Daten berechnet er die jährlichen Kosten des Strafvollzuges für Deutschland und defsen Schutzgebiete auf 100 Millionen Mark. „Troydem wachsen“, führt er sodann aus, „die Verbrehen an Zahl, und die Klagen über die Abnahme der Sittlichkeit mehren sich von Tag zu Tag. Bei der Frage nah der Natur der die Verbrechen erzeugenden Faktoren tritt uns zuerst ein Anschwellen der kriminalistishen Nervosität des Publi- kums entgegen. Wer ih früher auf seine eigenen Kräfte angewiesen glaubte, ruft jeßt überall nah Staatshilfe und deshalb auch nah dem Staatsanwalt. Die Denunziationssfuht iff so groß, daß durhschnittlich jedes Jahr 8378/10%/ aller eingehen- den Strafanzeigen (6 unbegründet sind, daß sie ohne Fnanspruhnahme des Richters von der Staatsanwaltschaft direkt zurückgewiesen werden. Bei besonderen Anlässen tritt die Zu- nabme der kriminalistishen Empfindsamkeit ganz unzweideutig in die Erscheinung: so shwollen die Majestätsbeleidigungsprozesse, welche in einem 832 jährigen Mittel jährlich 168 betragen hatten, nach den Nttentaten auf 1994, das ist das Zwölffache, an. Auch unter den Nichtern, die viele Quantitätsurtheile berufsmäßig zu fällen haben, macht sich ein Anziehen des Kriminalitätsgedankens geltend. Eine Reihe von Begriffen find allmählih durch die Rehtsprehung so aus- gedehnt worden, daß immer mehr Handlungen, die bis dahin ftraffrei waren, unter sie fallen, z. B. der des groben Unfug, der Urkunde, der Ver- leitung zum Meineide, der Majestätsbeleidigung, des Religtonsvergehens ; beim Betruge tritt das so scharf in die Erscheinung, daß die Ver- urtheilungen aus diesem Paragraphen in 11 Jahren um 83 9/0 gestiegen find. Ferner sind ganze Lehren, wie die vom Vorfaß und die, daß der Strafrehtsirrthum nicht entschuldigt, in s{härferer Richtung ausgebildet worden. Außerdem wird alljährlich eine außer- ordentlih große Menge neuer Strafgeseze erlassen und zwar meistens nit auf Anregung der Regierungen, sondern der Parlamente. Dabei tritt der Satz in seine Rehte: leges faciunt criminales. So hat ¿. B. die Gewerbeordnungsnovelle in einem Jahre die Bestrafungen wegen Gewerbevergehen um 70 °/o anwacsen lassen. Diese bei allen Be- theiligten vorhandene friminalistishe Nervosität hat das große Wachsthum der Kriminalitätsziffer bei uns erzeugt, während diese in England bei im wesentlihen gleichen Verhältnissen abnimmt. Bei dem bedroh- lihen Anshwellen der Kriminalität der Jugendlihen und der Nüd- fälligen muß deshalb festgestellt werden, daß unsere Strafrechtspflege sehr erheblihe Mängel aufweist, die von der Strafvollstreckung noch verschärft werden, da leider die leßtere selbst neue Verbrechen erzeugt, während es doch der erste Saß des Strafvollzuges sein müßte, daß dieser nicht L auf die ihm unterworfenen Personen ein- wirkt. Eine nachhaltige Besserung kann jedenfalls nur dann erreiht werden, wenn man sich rückhaltlos über die Ziele verständigt, welche durch die Strafe erreiht werden follen. Dazu ist aber gerade in unserer Zeit, in der fo letdenshaftlih und gegen- säßlich wie kaum je zuvor Zweck und Ziele der Strafe erörtert werden, um so weniger Auésicht, als man bei der Art, wie der Gesetz- gebunggapparat im Deutschen Reiche arbeitet, zu diesem kein un- bedingtes Vertrauen haben kann. Am Anfang des Jahrhunderts
rächtiig
die Frage der Durch-
umfang-
Thesen Die Säumnifsse in
eherrs{cht, von der zweite auf Die Behandlung der
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am Ende desselben muß Zurückhaltung in Bezug auf die Strafgesetz- gebung angerathen werden. Ohne Klarheit darüber, ob Vergeltung, Besserung, Sicherung, Abschrekung oder was fonst als das in der Strafe zu Verwirklichende zu betraten ist, kann man aber, da diese verschiedenen Standpunkte zum theil mit einander unversöhnlih sind, ichter, einem edeiblihe Erfolge niht erhalten. Deshalb follte man wenigstens
bis zur allgemeinen Revision des Strafgeseßbuchs im Nahmen der bestehenden Gesetzgebung eine möglihst weitgehende Besserung der erkannten Schäden eintreten lassen.“
Geheimer Regierungs-Rath Krohne machte es sich zur besonderen Aufgabe, den Ursachen dieser Schäden nachzugehen, deren Vorhanden- sein seit mehr als einem Jahrtaufend unleugbar sei. Er erblickt ihre Wurzeln in der Wissenschaft, der Gefeßgebung, der Rechtsprechung, dem Strafvollzuge und den aen der bürgerlihen Gesellschaft. „Die Wissenschaft kann nit volle Klärung geben, infonderhbeit kein neues Fundament für das Strafrecht schaffen. Die verschiedenen Strafrechts- theorien müssen neben einander bestehen und in Fluß erhalten bleiben. Von der Strafgeseßgebung is zur Zeit keine Heilung der vorhandenen Mängel zu erwarten. Sie muß vorsichtig sein, da der Erlaß eines neuen Strasgeieuer ein die ganze Gesellschaft aufwühlendes Unter- nehmen ift. ürde jeßt ein neues Strafgesepbuh geschaffen, #o würde es derart ausfallen, daß wir mit ihm weniger als mit dem unter denen | vorhandenen zufrieden wären. Die Rechtsprehung beruht auf der Endlich hat p der Richter, und man darf das Vertrauen im allgemeinen
egen, daß sie diese s richtig nußen. Es ist aber tief zu be- flagen, daß die Zahl der Nichter eine so ungenügende und ihre
wollte er außer- in einzelnen Bezirken
s{hwerer Vergehen erstere soll Geld- Strafe werden, für Erhöhung der
Statt der Strafvyollzugs-
ein müssen. iederetnordnung des Be-
Arbeitsla\t eine so große ift, daß sie unmöglich das leisten können, was von ihnen verlangt wird und verlangt werden muß. Der Straf- richter muß die sozialen Verhältnisse voll ins Auge fafsen, die That urid den Thäter berücksihtigen und, um des leßteren Individualität gereht zu werden, den Menschen studieren. Dazu läßt man aber dem Richter bei seiner jeyigen Ueberbürdung niht die Zeit. Der Straf- vollzug ist lange in eine ganz unwürdige Stellung gedrängt gewesen, und mancher sieht noch heute in dem trafanstalts-Direktor nur den alten Kerkermeister oder doch nur einen über den Aufseher geftellten Ober-Auffeher. Wir müssen aber Strafvollzugsleiter gewinnen, die den nöthigen Verstand zu ihrem Amt und außerdem ein warmes Herz haben, die zu individualisieren verstehen wie ein Arzt. Der Rechtsbreher soll unter die Rechtsordnung gebeugt werden, felbst auf die Gefahr hin, daß er dabei zerbriht, wenn er hartnäckig Widerpart hält. Aber er soll auch so behandelt werden, daß er nah der Strafentlafsung fi wieder in die bürgerliche SUN T Mae, Deshalb läßt sich die Strafvollstreckung gar- nicht auf einem bestimmten System auferbauen, sondern es geh-n Besserung, Abschreckung, Sicherung Hand in Hand und laufen inein- nander über, wobei bald dieses, bald jenes Moment mehr in den Vordergrund tritt. Beamte, die dem gerecht werden FEönnen, brauhen wir und außerdem passende Einrichtungen. Die Klagen, daß leßtere zu theuer wären, sind nicht mehr berechtigt. Während früher die Kosten eines Zellengefängnisses fich auf 6000 # für eine Zelle stellten, betragen diese jeßt nur noch 1500 # Was endlih die bürgerlihe Gesellshaft anlangt, P stößt diese Alle, welche Verfehlungen begangen haben, von sich. Das
ingen um die Existenz fällt niemandem so s{chwer, wie einem ent- [lafsenen e Wer das im Einzellfalle mit durchlebt, muß sich sagen: „Der Menschheit ganzer Jammer packt mich an“. E ist der Todeskamps. Und find dann die konvulsivishen
uckungen vorüber, dann lebt der Verbreher in feinen Kindern und seinen Genossen weiter. Die Gesellshaft follte dem Todesmüden wenigstens den Plaß gönnen, auf dem er in Ruhe sterben kann. äFedenfalls sollte se, die selbst das Verbrehen mit verschuldet hat, sich hüten, hoGmüthig dem Gefallenen das Wort „unverbesserlih“ entgegen zu s{leudern. Niemand is} berechtigt, vom Anderen zu sagen: „un- verbesserlih, gehört zum alten Eisen !**“
Die Debatten gestalteten sich außerordentlih eingehend. Es be- theiligten fch an ihnen: Landrichter Dr. Aschrott (Berlin), Regierungs- Rath von Engelberg (Mannheim), Landgerichts-Rath Dr. Felish A Professor Dr. Frank (Gießen), Geheimer Ober. Finanz-Rath
us (Karlsruhe), Oberamtsrichter Haupt (Kissingen), Pfarrer Jacobs (Verden), Pastor Dr. von Koblinéki (Düsseldorf), Gerichts - Affessor Dr. Koebner (Berlin), Professor Dr. Kraepelin (Heidelberg), Sanitäts- Rath Dr. Leppmann (Berlin), Professor Dr. von Lilienthal (Heidel- berg), Professor Dr. von Liszt (Halle a. S.), Rechtsanwalt Mumm (Straßburg t. E.), Pfarrer Reuß (Caffel), Gerichts-Affsessor, Privat- dozent Dr. Rosenfeld (Halle a. S.), Strafanstalts - Direktor Ruhstrat (Vechta), Justiz - Rath Schwandner (Schwäbisch Hall), Ministerial-Rath Stadler (Straßburg i. E.) und NRechts- anwalt a. D. Weinrich (Frankfurt a. M.). Es kann naturgemäß bier nicht auf die Fülle von Einzelheiten eingegangen, sondern nur im allgemeinen der Gang der Verhandlungen wiedergegeben werden. Die Seuffert’shen Gruvpen von Berbrechern wurden als werthvolle Klassifikation für die Wissenschaft, aber niht verwerthbar für die Praxis bezeihnet und an der Krohne’shen Unterscheidung getadelt, daß sie der Thatsache einmaliger Vorbestrafung einen zu hohen Werth beilege. Mancher sei troy Vorbestrafung ein ordentlicher Menfch, mancher ohne solhe ein ausgemahter Lump. Die Bezeichnung „Unverbesserlihe“ wurde zwar mehrfach vertheidigt und namentli dafür geltend gemacht, daß nah_ einer Statistik des preußischen Ministeriums des Innern am 1. Oktober 1894 von 17 367 Zucht- bausinsassen 9489 = 53 9/6 drei- und mehrmals vorbestraft und von diesen 8789 oder 93 9/ folhe Personen waren, welche sich voraus» sichtlih niemals wieder würden in das gesezmäßige gesellshaftlihe Leben eingliedern lassen. Trogdem wurde von anderer Seite die Be- zeihnung energisch abgelehnt und geltend gemaht, daß fie derart gegen die Weltanshauung vieler Mitglieder der Vereinigung verstoße, daß ihre Einführung den Austritt mancher zur Folge haben fönne. Nur verbreherishe Geisteskranke seien unverbesserlih. Ziemlich ein- müthig war man darüber, daß die Aufstellung und Verfolgung mehrerer Strafzwecke je nah der Artung der Verbreher geboten sei, sowie daß man im allgemeinen nur auf gleichartige Vorstrafen Werth legen dürfe. Gewarnt wurde vor Beschlüssen, deren Konsequenz eine Befürwortung der unbestimmten Strafurtheile sein würde. Als ein besonderes Scheidungsmerkmal der strafbaren Handlungen wurde hin- gestellt, ob diese moralisch relevant seien oder niht. Sehr scharfe Kritik wurde an den kleineren Strafgefängnissen geübt, die ein Redner als einen Hohn auf die Rechtsprechung bezeichnete. Ueberdies sei die Strafvollstrekung dort viel zu theuer, da der Unterhalt jedes Sträflings daselbst täglich mindestens50 S mehr als in einem großen Toste. Zudem seten in den großen Strafanstalten Pläße frei, sodaß bei einer richtigen Eintheilung niht einmal Neubauten nothwendig würden, jedenfalls in Preußen nicht.
Die Einführung von Strafvollstreckangskommissionen fand nament- lich bei den Strafanstaltsbeamten lebhaften Widerstand. Es wurde geltend gemacht, daß sie ein Hemmniß für die Verwaltung seien und ein Moment der Unruhe in deren geregelten Gang hineinbringen würden. Das Uebertragen eines Stimmrehts an Niht- verwaltungsbeamte sei zu mißbilligen. Man werde überdies nicht geeignete Personen finden. Andererseits wurde hervorgehoben, daß cin Korrektiv für die Strafanstaltsbeamten dringend wünschens8- werth sei, und daß eine Verstärkung ihrer Konferenz durch außerhalb der Anstalt stehende Personen nur zur Hebung von deren Autorität, au gegenüber den Aufsichtsbehörden, dienen werde. Einig war man darüber, daß man die besten Elemente hierfür in den Fürforgevereinen finden werde, deren segensreihe Wirksamkeit allseitig anerkannt wurde. Hierbei wurde besonders rühmend der Frauen gedacht, welche unent- behrlih für die Fürsorge in Frauengefängnifsen feien und dort bereits die besten Erfolge errungen hätten. Den Schuß-Fürforgevereinen sei au als den hierzu berufenen Organen die Ausübung der Polizete aufsiht unter staatliher Kontrole zu übertragen.
Die Anschauungen der Versammlung fanden s{ließlich ihren Auédruck in folgenden Beschlüssen, welche theils cinstimmig, theils mit erhebliher Mehrheit angenommen wurden und manche Einzelheit G, machen, auf welche in Vorstehendem nit eingegangen worden ist:
1. Bei der rihterlihen Bestimmung der Strafen und bei der Strafvollstrekung (Verordnung und Reglement, Vollzug im einzelnen) ist auf die Individualität der Verurtheilten Nücksiht zu nehmen,
soweit das Gese dies ermöglicht. i :
II. Zu unterscheiden sind: 1) Augenblicks- (Gelegenheits-) Verbreher; 2) solhe Verbreher, bei denen die That und das Vorleben erkennen lassen, daß infolge mangel- hafter Veranlagung oder Erzichung oder infolge späterer Einflüsse die Fähigkeit der Schuldigen, sih den bestehenden Normen zu unter- werfen, erheblih geschwächt ist, und bei denen die Gefahr als be- gründet erscheint, daß bei ihnen Geld- oder kürzere Freiheitsstrafen ohne ausreihende Wirkung bleiben; 3) Verbrecher, deren Einordnung in das gesezmäßige gesellschaftlihe Leben niht mehr erwartet wird.
111. Für die Strafzumesjsung empfehlen fih folgende Grund- säße: 1) Für Augenblicks- (Gelegenheits-) Verbrecher i}, so-