1897 / 149 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 28 Jun 1897 18:00:01 GMT) scan diff

tis a. ns S E E E T E E E E C E E E E E I S E E A n E I R R E E E E e E E E E

Provinz obne Entshädigung, ohne Zushüfse aus Staaismitteln überweisen wollen oder nit? Nach meiner Meinung werden die beiden Häuser des Landtages eine folhe Frage nur ad hoc entscheiden können ; es kommt dabei in Frage, von welcher Beschaffenheit die Last ist und ob es be- rechtigt ift, daß der Staat zahlt durch Ueberweisung an die Provinzen nah irgend einem mehanischen Maßstab, oder ob es richtig ift, daß die Provinzen nah ihren verschiedenen Bedürfnissen auch ihrer- seits in verschiedener Weise zur Deckung der Kosten kon- tribuieren. Ih will Ihnen ein Beispiel anführen, indem ih mich an das Beispiel des Herrn Grafen von Frankenberg anschließe: die Wafferlasten. Sie sind gewiß in der Provinz Schlesien höher wie in den flahen Gegenden sagen wir, Provinz Pommern. Dafür hat aber auch die Provinz Schlesien diesen großen Wasserreichthum. Ist denn das ein Nachtheil, so zahlrethe, von den Bergen berunterfließende Flüsse und Bäte aller Art zu besißen? Darin liegt doch an sich ein großer Reichthum der Provinz Slesien, und dieser Vortheil if niht zu vergleichen mit den Lasten, die ihr aus dem Hochwasser gewiß er- wachsen. Ist es nun rihtig, daß wir die Provinz Pommern mittels der Staatékasse zu diesen stärkeren Lasten Schlesiens heranziehen, während q sie die Vortheile niht hat? Eine solche Frage kann nur in concreto ent- schieden werden. Herr Graf von Frankenberg fürchtet sich vor dem Wasser- gesez. Sie werden es studieren, wenn es hier ¿zur Vorlage fommt. Ich glaube nit, daß bei der großen Versckiedenartigkeit der Vortheile und Gefahren und Nachtheile des Wassers in den einzelnen Provinzen Sie zu der Entsheidung kommen: Das foll alles der allgemeine Beutel hergeben, es soll nit gezahlt werden nah Gedeih und Ver- derb, nach Vortheil und Nachtheil. Der Entwurf liegt aber au durchaus nicht so, sondern ich als Finanz-Minister bin es, der von eben dem bezecihneten Gesichtspunkt aus gegen einige Bestimmungen meinerseits kämpfe, weil ih sage: wenn wir cine ganze Reihe neuer Lasten auf den Staat übernehmen s\ollen, so vertheilen wir die Auê- gaben ungenau und ungerecht; man muß genau erwägen, welhe Aus gabcn den Nähftbethbeiligten, den Anliegern, den Gemeinden, den Kreisen und den Provinzen und endlih dem Staat zur Last fallen. Das i nur eine Frage der gerechten Lasten- vertbeilung. Wenn ih nun aber diesen allgemeinen Gesichts- punkt auf diefen Antrag anwende, dann würde der Antrag sub b dot sehr bedenklich sein, cs wäre eine in ihren Schäden und Nach- theilen verdreifahte lex Huene. Die lex Huene hatte den großen Nawtbeil, daß sie unsihere Einnahmen, für welche die Kreise nichts leisteten, ohne Rücksiht auf das Bedürfniß der Kreise im einzelnen Fahre überwies (Sehr richtig !), welhe sich dadur naturgemäß leiht verführen ließen denn das Geld kostete fie nihts, das floß ibnen von selbst zu darauf dauernde Ausgaben zu basieren. Die dauernden Ausgaben blieben und die Einnahmen waren s{wankend und fonnten ganz wegfallen. Das führte selbst nicht bloß zu dauernden notwendigen Autgaben, fondern Geld, welches ohne eigene Leistung von außen zufließt, das verwendet man au leit zu Zwecken, die eigentlich nit nothwendig gewesen wären. Ich will auf das Einzelne nit ein- geben. Wie würde aber nah diesem Antrage sich die Sache stellen ? Da vertbeilt man zufällig vorhandene Ueberschüsse aus Staatérechnung, auf die doch kein Mens im ganzen Lande rene kann, au ih nit, und ich bin do der Einzige, der am allerersten weiß, ob wir letershüfse haben werden oder nicht. Ich kann es auch vorher oft nit fagen, und muß den Finalabshluß ers vor mir baben. Nun \{chmwanken die Zushüfse des Staats aber noh viel mehr als die Getreide- zölle, aus welchen die Mittel der lex Huene gegeben wurden, die fonte man noch cinigermaßen vorher falfulieren; wenn wir eine \{lechte Ernte hatten, fo waren sie vorauésichilih böber, als wenn wir eine gute katien. Aber wie die Uebershüfse der gesammten Staatércehnung sich in einem Jahre ftellen werden, das kann vorber von den Provinzen niht berehnet werden. Und \chlielich haben wir nichi nur mit großen Scwan- fungen zu rechnen, fondern es fommen auch schwere -Defizit- jahre. Eben erft sind wir aus vier Defizitjahren herausgekonmmen. Wie soll denn da verfahren werden? Sollen die Provinzen die er- bal:enen Uebershüfse da etwa herausgeben? (Heiterkeit.) Das wäre doeh berehtigt; denn sonfff müßte der Staat ja Ankeiben aufnchmean, um den Provinzen Ueberweisungen zu madcn. Was wäre das für ein Syftem, den Provinzen Zuwcntungen ¿u machen, mit denen sie Gefahr liefen, durch cine un- nöthige Steigerung der Ausgaben sih Schaden zu thun? Ein Syftem, welches einem Verbande gewisse Summen überweift, ibm feste Ein- nabmen von außen zuwentet, scdaë er bestimmte Einnabmen und Ausgaben vergleichen kann und im stande ift, sich nach der wirklihen Deck- ¿u strecken, das läßt sich ertragen. Aber \{chwankende und unsichere Einnahmen tei steigenden Ausgaben, welche durch jene schwankenden Einnabmen veranlaßt sind, das ift das Verkebrteste für jede Körperschaft. (Sehr richtig!) Ich glaube, daß die Be- fürhtung, daß wir zu ciner gewissen Degeneration des pflegsamen und srarsamen Geistes der Selbstverwaltung dur die Fortdauer der lex Huene kommen würden, in feiner Weise unbegründet war, nament- lih wenn man diese Ueberweisungen ohne Rüdäsicht auf die wirklichen Be- dürfnisse der einzelnen Selbstverwaltungékörper vertheilte. Wir haben die lex Huene im Rheinlande gehabt. Der rbeinische Kreis bedeutet als Selbstverwaltungékörper nihts, er hat keine Wegelafter, die Lasten haben die Provinzen oder Gemeinden. Und so ift es im größten Theile des Westens überhaupt. Wir baben den rkeinishen Kreisen in einigen Jahren 7 000 0009 überwiesen sie wußten gar nidts Rechts damit anzufangen, hatten keine Ausgaben dafür; fie haben es in die Sparkassen gelegt und so das Geld angesammelt, welch-s wir ev. durch Anleihen beshaffen mußten. Nun bedenken Sie die Verichiedenartigkeit der finanziellen Bedürfnisse der einzelnen Kreife ; für alle werden in gleider Weise Summen ausgeworfen, für welche man selbst in den alten Provinzen bisweilen keine rechte Verwendung hatte. Das mußte ja tabin drängen, auf Ausgaben zu kalkulieren, und die eifrigen Landräthe, die gern etwas Gutes thun wollen, das ift ihnen nit zu verdenken, treten dafür ein. Ich hatte s{erzhaft den Auë- druck gebraucht, es fehle ter provinziellen Organisation eigentlich ein Finanz-Minister. Herr Graf von Frankenberg erwidert mir: der Finanz- Minister ift der Landeshauptmann. Ja, meine Herren, wean ber Finanz Minifter zugleich alle Bedürfnisse, alle Refsorts seibst befriedigen müßte, indem er fie selbft verwaltete, so würde er als Finanz- Mintitter aub nit vel mebr werth fein als ein selbständiger Kritiker gegen die Neigung der Verwaltungéorgane, überall möglihste Verbesse- rungen einzuführen, Meliorationen zu machen u. #. w. In ter Person tes Landetk nns kann nicht der Finan;-Mirifter und

der Verwalter selbs vereinigt sein. Nun sagt man: dafür haben wir unseren Auss{chuß. Meine Herren, der Ausshuß kommt alle vier Wochen oder vierzehn Tage zusammen, er will auch gern etwas Gutes thun, Referent if oft der Landeshauptmann; ob der Aus\chuß so gerade die Aufgaben eines Finanz - Ministers, der immer am Plate is und nur die eine' Aufgabe hat, erfüllen kann, ift mir zweifelhaft. Ich will darauf niht näher eingehen, es gehôrt ja auh nicht zur Saße. Ich will niht be- haupten, daß die Provinzen im Großen und Ganzen finanziell nicht vorsichtig und korrekt verfahren wären; das würde unrichtig sein. Die Steigerung der Ausgaben ging nothweudig aus der gesammten Entwicklung hervor. Dem konnten die Provinzen sich nit entziehen, sie mußten mit. Die bôöchsten Steuern, die eine Provinz einnimmt, betragen meines Wissens 19 9/6; daß hieraus ein Nothstand hervorgehen kann, ein eigentlihen Nothstand, wo der Staat eingreifen müßte, weil die Provinz überlastet ist, kann ih doch nicht zugeben. Nun haben wir aber Provinzen, die überhaupt keine Provinzialfteuern erheben oder nur 10/6. Naffau erbebt 10/9 ers seit kurzer Zeit, und Kurhessen erhebt meines Wissens gar keine Steuern, und hat eine Reihe {önfter Anstalten, Frrenanstalten, Armenanstalten, Stiftungen u. w. Sollten wir nun bei Ueberweisungen Kurhessen ausschließen? Das werden wir nicht können; nach melchen Gesichtspunkten follten wir das mahen? Nun geht die Skala von 19 auf 3 °/9 in anderen Provinzen herunter. Wodurch sind nun die 19% Steuern entstanden? Theilweise dadur, daß die Bedürfnisse niht von vornherein entsprehend befriedigt sind, die die Provinz hatte ; der Maßstab namentlich bei der Vertbeilung für die Chausseen is wohl nachtheilig für die östliche Monarchie gewesen, theilweise aber auch dadur, daß die Provinzen sehr viel geleistet haben. Sie haben ihre Aufgaben erweitert, ihren Provinz-Eingesessenen hne Landstraßen, schône Wege gebaut, {höne Einrichtungen auf den verschiedensten Gebieten hergestellt, und sie fangen jeßt ar, Tertiärbahnen zu tauen. Meine Herren, daraus entstehen, wenn sie sih diese Vortheile verschaffen, natürlich Lasten, von welchen die eine Provinz niht verlangen kann, daß andere Prooinzen diefe Laften für sie mitübernehmen. Außerdem ift der Maßstab der Ve- lastung nah Prozenten der Steuern ein sehr bedenklicher. 42/9 bes deuten in der Rbeinprovinz vielleiht das Vierfahe von dem in anderen Provinzen; wenn man die Summen, die zur Verwendung kommen, in Betraht zieht, so is vielleicht eine Provinz, die 12% erbebt, noch lange nit zu der Summe gekommen, wie eine andere Provinz, die 4% erhebt. Nun bat der Herr Graf sih auch auf die Eisenbahnen bezogen. Hier ist die Sache do aber umgekehrt, denn wir haben scit der Verstaat- lihung an Sekundärbahnen jeßt, glaube id, 9000 km gebaut. Ein großer Theil dieser Bahnen ift gerade în den am s{hwersten be- drängten Provinzen gebaut, und wir fahren damit fort. Wenn Sie jede Eisenbahnvorlage der leßten Jahre sich ansehen, fo werden Sie finden, daß ein großer Theil der Sekundärbahnen auf Staatskosten gebaut is in solhen Provinzen, wo die Aussicht auf eine erbeblihe Rente am geringsten war.

Aker weiter die Kleinbahnen. Das ift eine ganz neue Last, die der Staat übernommen hat. Wir haben jeßt schon 13 Miklionen ¿ur Unterstüßung des Kleinbahnvaues in den Etat eingestellt eine Ausgabe, die der Staat nie vorher getragen bat. So wachsen die Lasten auch des Staats bi der Intensität der Ver- waltung selbft in ziemlich viel ftärkerem Maße als die Lasten ter Provinz. Schcn aus diesem Grunde kann man das Verhältniß, welches der Herr Antragsteller zwischen den Provinzen und dem Staat ftonstruiert, niht als durchs{chlagend gelten laffen. Meine Herren, ih habe Ihnen rur diese Bedenken mittheilen wollen, die seitens der Staatsregierung gegen den Antrag gehegt werden. Es kann mir natürli nur erfreulih sein, wenn in. der Kommission die Saße nochmals ciner Erörterung unterzogen wird; und dexr Herr Antragsteller, ber siG damit auch einver- standen erklärt bat, i für jede Verbesserung seines An- trages dankbar. Ih werde abwarten, ob die Komœmission etwas findet, was brauhbar ift, womit alle Provinzen einverstanden sind, woraus ih eine gerechte Laftenvertheilung ergiebt. Jeden- falls aber möchte ich die Kommission bitten, nichts vor- zushlagen, was uns zu einer ungerehten Vertheilung der Lasten, zu einer unzweckmäßigen Vertheilung der Aufgaben, zu einem Einbruch in die Selbftverwaltung führen würde, die nur auf den Prinzipien ter eigenen Leiftang und der eigenen Verwendung der ihr «aus eigenen Listungen zukommenden Mittel beruben kann. Denn das würde um wenig Geld und um unsih:res G:ld einen großen NRückschritt in unerer ftaatlih:n Organisation bedeuten. (Lebbaftes Bravo.)

Freiherr von Manteuffel: Die Ausführungen des Finanz- Mizisters über die lex Huene unte: schreibe ih. Aber ter Gedanke in dem Antrage Frankenberg, daß den Provinzen niht immer neue Zumuthungen gemaht werden fênnen, ift doch sehr diskutabel. Jedenfalls sind die Vertreter der einzelnen Provinzen kei der Be- rathung des erwähnten Geseßes von 1891 nit vorsichtig genug ges wesen; bei zukünftigen Vorlagen wird man hoffentlich mehr auf der Hut sein. Die reihen Provinzen kommen jeßt viel besser weg als die ärmeren. Was haben die öftlihen Provinzen ven dem Dortmund- Ems-Kanal? Garnichts. Wenn also Pommern nit für die reichen Wasfsershäße Schlesiens zu den Wassergeseßkofsten l erangezogen werden soll, hâtte es au nicht ¿zu den Kosten des Kanols herangezogen werten follen. Der Antrag des Grafen Frarker.berg ist jedenfalls im Punîte a. noch verbefserungsfäbig, und ich beantrage daher, ibn an die Kommission zurückzuverweisen. Es würde im Lande einen 14) ungünstigen Eintreck machen, wenn der Antrag ganz ohne reeiteres abgelehnt würde. Auf dem nächsten Vereinêtage der preußischen Landeëdi:ektoren oder Landeëbauptleute foll der dem Antrag þ. zu Grunde liegende Gedanke in Wiesbaten zur Verhandlung kommen. Dak; einige Provinzen sich in einem Nothstand befinden, ift zweifellos.

FinanzMinister Dr. von Miquel:

Tamit nicht aus meinen Worten ein Mißverständniß, welches mit meiner allgemeinen Auffassung vom Staate und seinen Gliedern in vollem Widerspruch stehen würde, gefolgert werden kann, will ih sie rochmals mit zwei Worten verdeutlichen.

Ich bin ein entschiedener Gegner gewesen der gegenseitigen Auf- rechnung der Provinzen oder Bezirke in Bezug auf ihre Leistungen zum Staat, und auf die Vortkeile, die sie vom Staat genießen. Der Staat ift eine Einbeit auf Gedteih und Verderb in Laften und Leistungen und Vortheilen. Eine Aufrechnung der einen Provinz gegen tie andere muß in ibren Konsequenzen zur Auflösung des Staats führen. Aber tiele Frage ift niht zu verwechseln mit der anderen: Wie foll der Staat di-e allgemeinen Aufgaben erfüllen, dur welche Organe, welche Leistungen soll er mahen, um dieje Autiguvru, die an si als fiaatlihe gedaht werden fönnen, tur fleinere Organe

e

erfüllen zu lassen? Diese Frage éängt mit der anderen garnicht zusammen. Meine Herren, ih bin der entshiedenen Meinung, daß die größeren Kräfte der reiheren Provin;en in vielen Beziehungen mit vollem Recht herangezogen werden (sebr rihtig!), um den {wächeren Pro- vinzen zu helfen, und wenn man da cinmal aufrechnen wollte, was allein durch das Menschenmaterial, welches leider aus den uagünstigeren Provinzen den reih:ren zufließt, ron den erfteren geleistet wi:d zu Gunsten der leßteren, so kann man auf ganz fonderbare Réchnungen kommen. (Sehr richtig !) Es ift das nobile officium des Staates, denjenigen am erften: zu belfen mit den Mitteln, zu tenen alle gleihmäßig kontribuieren,. die Hilfe am meisten gebrauhen. Das if die Aufgabe des Staates, damit wird der Staatszweck erfüllt, und wir können da zwischen den: einzelnen Provinzen niht nach Bortheil und Nachtheil unterscheiden. Meine Herren, ebenso wie ih es für die Aufgabe des Staates halte, einem Berufsstand, z. B. den Mittelklafsen oder der Landwirthschaft —, welcher am meisten in Schwierigkeiten ift, wenn die ganze Entwidckelurg gegen ihn läuft, am erften zu helfen, und es verkehrt und ftaats- widrig sein würde, wenn da nun die anderen Berufs\tände aufrehnen wollten, nit begreifen würden, daß das Gedeihen aller Berufskreise im wahren Interesse aller anderen Berufskreise liegt: ebenso wenig, wie eine solhe Auffassung berechtigt wäre, ift eine Aufrehnung von einem Bezirk gegen einen anderen Bezirk in demselben Staate zu- lässig. Das wollte ih nur sagen, damit niht etwa Mikßverständ-- nifse in dieser Hinsiht eintreten, zu denen ich vielleicht selb Anlaß gegeben habe, und so Auffafsungen von den Aufgaben des Staats in dieser Beziehung zu einem falshen Ausdruck kommen. Staats-Minister Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen it gegen die Zurückverweisung. Die Sache sei bereits ershêpfend diskutiert worden; die Zurückverweisung würde nur eine {hönere Form der Ab- lehnung sein. Der erfte Punkt des Antrages besage eigentlich nur Selbstverständliies, denn die Ueberweisung neuer Lasten an die Pro- vinzen könne obne Zustimmung beider Bäuser des Landtages nicht erfolgen. Bei den Pcrovinzialverwaltungen babe sih theilweise eim gewiffer Luxus, eine bwendung von dem alten guten Prinzip der Sparsamkeit bemerkbar gemaht, fo bei der Einrichtung ter Pro-- vinzialanstalten. Hier kênne durhaus gebefse:t werden. Eventuell folle man den ersten Punkt des Antrages annehmen, den zweiten: kurzer Hand aklehnen.

Graf von Klinckowstroem meint, daß dann garnichts aus der Sache herauskommen würde. Die Kommission babe irgendwelche- positiven Vorschläge niht gemacht; es fei berechtigt, sie zu beauftragen, in diefer Beziehung nochmals zu berathen. Die Warnungsrede des Finanz - Ministers follte auch in den Provinzial - Landtagen von den. Staatskommiffaren gehalten werden, wenn es sih darum handle, von den Provinzen neue Leistungen im Interesse des Staats zu verlangen. Redner führt aus einigen Provinzea Zahlen über die Steigerung der Ausgaben für Provinzialzwecke an, besonders aus dem Gesetze von 1881.

Finanz-Minister Dr. von Miquel:

Meine Herren! Ih wollte nur eine Aeußerung des Herrn Grafen von Klinckowstroem dahin berichtigen, daß die Lasten, die auf Grund: des Geseßes von 1891 entstanden sind, niht Staatélaften in Preußen gewesen sind. Einen erheblichen Tkeil der Lasten bat der Staat damals in Gemäßheit dieses Geseges fogar neu übernommen, früher war die Verpflegung der JIdioten niemals eine Aufgabe des preußisckea Staats. Sie können also niht sagen, daß der Staat seine Lasten vermindert und auf die Provinzen gelegt hätte, es ift nur eine energishere Pflege diefer armen Menschen eingetreten ; sie ist besser georduet, wobei fogár der Staat mitwirkt. Das, was ih aber zugebe, das ist, daß namentlich die Provinzen Westpreußen und Oftpreußea und Posen bei der damaligen Dotation in Beziehung auf den Wegebau etwas zu kurz gekommen find, weil diese Wegezuwendungen nach Maßgabe der vorhandenen Chauffeen ges{heh:n. In diesen Pre=- vinzen waren verbältnißmäßig viel weniger Chausseen als in den west- lihen Landestheilen, und dadurch sind gerade diejenigen Provinzen, welche am meisten Bedürfniß hatten, ihr Wegewesen zu verbessern und am wenigsten dazu in der Lage waren, etwas zurüdckgestelt. In andern Punkten baben sie aber wieder Vortheile gehabt. Ich mödte in diefer Beziehung do tröstend bemerken, daß zu Gunsten dieser Pro- vinzen theilweife war Vergessenheit oder Unkenntniß, theilweise eine- verschwenderische Sparsamkeit bei Gelegenheit der Dotation der Staat, was er damals feHr billig konnte, feine bedeutenden Lasten der Unterhaltung der Land- und Heerstraßen in diesen Provinzen nicht ab- gelöst hat. Diese: Lasten waren auch größtentheils rechtlich dunkel. Wir find fogar der Meinung, daß das Ober-Verwaltungsgericht in den Entscheidungen über die Ausdehnung der Verpflichtung für Land- und Wasserstraßen dem Staat zu nahe getreten ift. (Heiterkeit.) Aber das Ober-Verwaltungsgeriht bat die Last in großem Umfang als bestehend anerkannt, und wir haben infolge defsen beispielsweise an die Provinz Sachsen ich glaube 12 Millionen gezablt. Wir find jeßt dabei, diese Verpflichtungen abzulösen in den öftlichen Provinzen: das wird dem Staat noch viele Millionen koften und dadurch wird eine fehr erbeblihe Ausgleihung stattfinden gegenüter der damals stattgehabten Prägravation.

Oter-Bürgermeister Zwei gert - Essen wendet sih gegen die Au18- führungen des Freiherrn von Manteuffel. Einziges Gegenmittel gegen die Uzbeclastung der Prcviyzen fei sparsame Wirthschaft. Für tie bessere Pflege jener armen Unglücklihen würden die Provinzen immer noch zablen fönnea. Die Provinzen klagten; aber davon sei keine Rede, daß den Gemeinden tagtäglih von den Regierungen und Minisiezien neue kostipielige Aufgaben ohne Entschädigung überwiesen würdes. Die Ueberweisung der Grund- und Gebäudesteuer an die Gemeinden als Entschädigung sci vielfah, so für Efsen, von ganz verichwindender Wirkung Feen, : A

Ober-Bürgermeister Becker- Köln: Der Finanz-Minister is um die Sache herumgegangen. Es läßt sh doch nicht leugnen, taß der Staat den Provinzen immer neue Lasten auferlegt hat, so tür die Irren auf dem Wege des Geseßes über die außerordentliche Armen- lat. Für die Provinzen bedeutet diese Last das Zehnfache von der früheren Belastung. Auch die Senn Om elgedig hat den Pro- vinzen eine subsidiâre Hastbarkeit auferlegt, welche erst die Zukunft ibnen fühlbar machen wird. Es fann ja wohl fparsamer gewirth- haftet werden. Wenn die Provinzen aber immer theurer wirthshaften, so trägt die Regierung einen Theil der Schuld mit. Die jevige Provinrzialverwaltungs-Organisation ift ebenfalls mits{uldig an den bemängelten Zuständen. Der Antrag hat so viel Berechtigtes und ift von solher Tragweite, daß auch ih die Zurückverweisung an die Kommission befürworte.

wird der Antrag an die Kommunalkommission eee: Schluß 41/2 Uhr. Nächste Sigung Montag 1 Uhr. (Handelskammergesct, kleinere Vorlagen.)

Nach einem Schlußwort des Grafen von Frankenberg

Statistik und Volkswirthschaft.

Auéwärtiger Handel des deutschen Zollgebiets Ô im Mai 1897. s

(Nach dem vom E Nen Amt herarsgegebenen

A. Einfuhr im Mai in Tonnen zu 1000 kg netto: 3 401 462 gegen 2 881 368 und 2 962 054 im Mai der beiden Vorjahre, daber mehr 520 094 bezw. 439 408. Hierunter Edelmetalle 106, übrige Artikel 3401 356. Gesftiegen ist hauptsählich die Einfuhr von Abfällen (um 16 255), Baumwolle und Baumwollenwaaren (7212), Eisen- und Eifenwaaren (24 350), Erden, Erzen 2c. (87 843), Getreide (102 385), Hoïz 2c. (70316), Material- 2. Waaren (76 440), Kohlen (118 200).

Die Gesammteinfubr in den 5 Monaten des Jahres betrug 14 614 693 gegen 12 892 307 und 11206541 im gleichen Abschnitte der Vorjahre. Sebr ftark hat die Getreideeinfuhr zugenommen: 2451 374 gegen 2100 996 bezw. 1699 491, dann auch die von Kohlen, Erden 2., Material- 2c. Waaren und Holz 2c.

B. Ausfuhr im Mai in Tonnen zu 1000 kg netto: 2308 984 gegen 1976153 und 2111152 im Mai der beiden Vorjahre, daber mebr 332 831 kezw. 197 832. Hierunter Edelmetalle 41, übrige Artikel 2308943. Gestiegen is hauptsählich die Ausfuhr von Erden, Erzen 2c. (134716), Getreide (9879), Holz 2c. (10554), Material- x. Waaren (53 990 Rohzucker 102995, alfo mehr 28 065 —), Kohlen (91 589).

Die Gefammtausfuhr in den 5 Monaten des Jahres betrug 10 545 781 gegen 9878705 und 9148204 im gleien Zeitraum der beiden Vorjahre. Gestiegen ift hauptsählich die Ausfuhr von Erden 2. (454 111), Material- 2x. Waaren (179 485, worunter 141 694 Robzuckr), Koblen (175 842), Oel und Fetten (10 362), während die Ausfuhr von Eisen 2c. um 112 620, von Steinen und Steinwaaren um 44580, von Thonwaaren um 21 725 zurüdckgegangen ift.

Fahrräder (ohne Fabrradthecile) wurden a. eingeführt 12 222, b. ausgeführt 11 476 Stüd,

Die Vertheilung des ergänzungsfsteuerpflihtigen Vermögens in Preußen.

Das zur Ergänzungésteuer herangezogene Vermögen belief fich für das Jahr 1896/97 auf 64,02 Milliarden Mark. Da eine Ver- pflichtung zur Vermögensanzeige niht besteht, so is es mögli, da das thatsählich vorhandene Privatvermögen jene Ziffer beträchtli úberfteigt. Zar Ermittelung des leßteren müßten ferner die \teuer- freien kleinen Vermögen hinzugerehnct werden. Von diesen weiß man aber nur, daß von der Ergänzungsfteuer frei blieben

a. 1659235 Haushaltungsvorstände und Einzelpersonen, weil sie entweder gar fein Vermögen oder doch nur ein solhes von nicht üter 6000 (6 befaßen,

b. 262 148 andere, deren Vermögen 6000 bis 20 009 4 betrug, deren Einkommen aber 900 4 nicht überstieg,

c. 2098 andere mit demselben Vermögen, aber niht über 1200 4 Einkommen und besonderen persönlichen Befreiungsgründen (Wittwen, Waisen u. \. w.),

__d. 1196 andere mit 6000 bis 10090 46 Vermögen megen beein- trächtigter Leistungsfähigkeit.

Unzweifelhaft befindet sich in den Händen diefer Personen zu- sammen ncch ein gleihfals nach Milliarden zu bezifferndes Vermögen. An das besteuerte Privatvermögen aber kann dieses bei weitem niht heranreichen. Rechnet man bei den Personen zu Þ, die ein Vermögen von 6:00 bis 20 000 # besißen, einen Durch- shniit von 10000 4, so ergiebt dies noch immer nicht volle 3 Milliarden. Die übrigen steuerfreien Vermögen fallen theils wegen ihrer Kleinheit, theils wegen ihrer geringen Häufigkeit wohl noch weniger ins Gewicht. Da außerdem neben der zu geringen Ein- fhägung au wohl Fälle vorkommen, in welchen der Zensit sih eine ¿u hohe A Tue gefallen läßt, wird immerhin anzunehmen sein, daß jene 64 Milliarden thatfähliÞ dem weitaus größten Theile des preußischen Privatvermögens gleihkommen. Um fo interessanter wird ein Einblick in die Vertheilung dieses Vermögens sein. Ein solcher wird in der „Stat. Korr.* in der Weise zu geben versucht, daß für jede Milltarde, von den reisten Leuten angefangen, die Anzahl der daran beth. iligten Zenfiten angegeben wird, und zwar getrennt nah Stadt und Land. Sobald cine Milliarde voll ift, find dann die noch übrigen Zensiten derselben Vermögenéstufe bei der nächsten Milliarde berüdck- sichtigt worden, und zwar nah Stadt und Land in demjenigen Ver- bâltnif, in welhem sie bei der betreffenden Vermögensftufe überbaupt rorhanden waren.

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Fs tbeilen siten davon in | - E, iten avon in sih in die üúber- Stadt Land| [erner în die jher- Stadt Land

VOUBE haupt

t. Milllaïte 26 17 9133. Milliardèê 7464 4935 2529 2 5 O 9 2 134 S 8144 5508 2636

123. S 4535. 8839 95791 3028

L T 007396 9996 9858 3698

22316 G 37 10097 0362 165

286 209 36/138. 11448 ‘0001 “4917

384 280 104 | 39; 12186 6986 5200

400 285 115 | 40. 13324 7282 6052

602 472 128 al 14320 7990| 6330

667 464 203 | 42. 153859 8000 7385

6067 464 203.| 43; 16095 | 8735 7360

607 404 203 | 44, 17749 8660 9089 667 404 203 | 45, 19123 9462 9661

906 759 147 | 46. 20477 9477 11000 1150 905 201 427 21910 10370 11540 1315 1013 302 | 48, 23810 10520 13290 1495 1148 347 | 49. 25893 11669 14224 1670 1200 470 150; 27548 10800 16748 1819 1419 400 | 51. 29412 14000 15412 2067 1618 449 | 52. 32712 15345 17367 2331 1843 488 | 53. 36231 12986 23245 2599 1957 642 | 54. 38462 15603 22859 2907 21759. T02 (95, 41569 12599 28970 3199 2467 ‘732 | 56. 43479 13201 30278 3946 2630 916 | 57. 46084 18612 27472 3899 3100 799 | 58. 50000 9667 40333 4289 3145 1144 | 59, 90000 9667 40333 4743 3464 1279 | 60. 50000 9666 40334 5214 3846 1368 | 61. 593146 24672 28474 5721 3899 1822 | 62. 62744 32637 30107 6266 4638 1628 | 63. ä 79750 39064 40686 6804 4697 2107 | 64. und ‘ange- fangene)

65, Mil- liarde 202444 106213 96231, insgesammt, ....... . , , . « 1166745 528305 638440.

Die 26 reichften Leute besaßen zusammen 1015 Millionen ein- geschäßtes Vermögen, die 75 nächstreihen 1008,50, die 123 näcsten 1000,50 Millionen Mark. An der erften Milliarde siad die Zensiten mit 216-—18 Millionen Mark Vermögen betheiligt, an der zweiten noch einige Zensiten mit 18—19 Millionen bis herunter zu denjenigen mit 10—11 Millionen, an der dritten einige dieser legteren Stufe bis herunter zu a wg mit 6—7 Millionen Mark.

Die zehnte Milliarde wird voll

_bei den Zensiten mit . . 1—2 Mill. Mark Vermögen, die zrwanzigfte Milliarde wird

voll bei den Zensiten mit . 0,44—0,46 , s 7 die breißigste Milliarde wird

voll bei den Zensiten mit . 0,16—0,17

Yerlegt man die Gesammtsumme von stark 64 Milliarden in acht heile von je acht Milltarden, so ergiebt si, daß voll wird

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i bei den Zensiten mit Vermögen . Achtel von 2—3 Millionen Mark, Ä « 700—800 000 É 280— 300 000 140—150 000

70— 80 000

40— 44 000

22— 24 000 i E R E

. Bei dem letzten Achtel ist die angefangene 6°. Milliarde wiederum mitgerechnet. Bemerkt sei noch, daß die „Thalermillionäre“ zwischen ter sechsten und si:benten, die „Markmillionäre“ zwischen der drei- zehnten und vierzehnten Milliarde aufhören. Die kleinen steuerbaren Vermögen von 6000 bis 44 000 M, welche die leßten beiden Achtel, al‘o rund 16 Milliarden, umfassen, fallen also ia ihrer Summe be- trähtlih stärker ins Gewicht als die Misllionenvermögen. Die er- gänzungésteuerpflihtige Bevölkerung mit Einschluß der Angehörigen umfaßte 13,97 v. H. der Gesammtbevölkerung. Dabei sind diejenigen Hauéhaltungsvorstände und Einzelpersonen, welche steuerbares Ver- mögen nit besißen, wobl aber ein solches „zu crwarten haben“, nit eingerenet.

In den angeführten Ziffern tritt noch ein sehr bemerkenswerther Gegensaß zwischen „Stadt“ und „Land* bervor. Die schr reichen Leute sind in den Städten ungleih häufiger als in den Gutsbezirken und Landgemeinden, obwohl erftere nur 12,75, leßtere 18,60 Millionen Einwohner zählen. Erft bei der 44. Milliarde beginnt das Ueber- gewicht des platten Landes, vm si allmählih bis auf das Vierfache und darüber zu steigern. Bei der 61. Milliarde kehrt dann plößlich wieder das annähernde Gleihgewiht oder Uebergewiht der Städte zurüd, Die auf dem Lande fo fehr hervortretenden Vermözen, welche die 44, bis 60. Milliarde bilden, sind diejenigen von 69 000 bis her- unter zu 20 0009

I 5 2 f 25 DD L «a «A A Uh

Handel und Gewerbe.

T ¿aliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An ter Ruhr sind am 26. d. M. gestellt 13 611, niht rechtzeitig geftellt keine Wagen. __ In Oberschlesien sind am 26. d. M. gestellt 4501, nit reht- zeitig gestellt keine Wagen.

_ Der Buntesrath hat in seiner leßten Siyung die endgültige Bildung des B örsenaus\chuf| es vorgenommen, dem nah § 3 des Börsengeseßes vom 22. Juni 1896 die Begutachtung über die dur dieses Gesey der Zeig des Bundesraths überwiesenen An- gelegenheiten obliegt. Der im November v. I. gebildete provisorische Bérsenausshuß bestand aus der geseßlihen Mindestzahl vor dreißig Mitgliedern. Jett ist die Zahl auf vierzig erhöht und außerdem für jedes Mitglied ein Stellvertreter ernannt worden. Es ge- hôêren dem Börsenautschusse (die Steüvertreter find in Klammern beigefügt) nunmehr an :

I. Als von den Börsenorganen vorgeshlagene Mitglieder und Stellvertreter: ;

1) Herz, Geheimer Kommerzien-Rath, Präsident des Aeltesten- Kollegiums der Kaufmannschaft in Berlin (als Stellvertreter Schütt, Kommerzien-Rath, Aeltester der Kaufmannschaft in Berlin), 2) Kaempf, Stadtrath, Erster Vize: Präsident des Aeltesten-Kollegiums der Kauf- mannschaft in Berlin (Schwarß, Aeltester der KaufmannsdL aft in Berlin), 3) Lyon, Direktor der Breslauer Wechslerbank in Breslau (Zwikliy, Direktor der Breslauer Spritfabrik in Breélau), 4) Selig- mann, Banquier ia Köln (Schroeder, Ober-Regierungs-Rath a. D. in Köln), 5) Damme, Geheimer Kommerzien-Rath in Danzig (Stoddart, Kommerzien-Rath in Danztg), 6) Andreae, Mitglied der Handelskammer in Frankfurt a. M. (Höchkerg in Frankfurt a. M.), 7) Thorwart, Mitglied ter Handelskammer in Frankfurt a. M. (Baer in Frankfurt a. M.), 8) Schroeter, Geheimer Kommerzien- Rath in Königsberg (Posseldt, Kaufmann in Königsberg, 9) Zu- s{werdt, in Firma Zuckschwerdt u. Beucher in Magdeburg (Reichardt, in Firma Reichardt u. Schneidewin, Stadtrath in Magdeburg), 10) Haker, Geheimer Kommerzien-Rath, Ober-Vorsteher der Kauf- mannschaft in Stettin (Schlutow, Geheimer Kommerzien-Rath, Stell- vertreter des Ober-Vorstehers der Kaufmannschaft in Stettin), 11) Schmid, Kommerzien-Rath, Banquier in Augsburg (Schwarz, Kommerzien- Rath, Banquier in Augsburg), 12) Lebreht, Banquier in München (Freiherr vos Pechmann, Bank-Direktor in München), 13) Mackowsky, Direktor der Sächsishen Bank in Dresden (Arnhold, in Firma Gebrüder Arnhold, Banquier in Dresden), 14) Mèoyer (Mitinhaber der Firma Frege u. Co.), Banquier, Vorsißender der ersten Abtheilung der Börse in Leipzig (Sieókind, in Firma H. C. Plaut, Banquier, stelivertretender Vorsißender der ersten Ab- theilung der Börse in Leipzig), 15) v. Pflaum, Geheimcr Kommerzien- Nath in Stuttgart (Kreglinger, Kunstmühlenbesiter, Ntte des Borstandes der Stuttgarter Landcs-Produktenbörse in Stuttgart- Berg), 16) Zeiler, Direktor d-r Rheinischen Kreditbank in Mann- beim, (Hirsh. Getreide, Großhändler in Mannheim), 17) Stiller, Direktor der Kommerzbank in Lübeck (Piehl, Kaufmann in Lübe), 18) Frese, Kaufmann, Mitglied der Handelskammer in Bremen (Gruner, Kaufmann in Bremen), 19) Hinrihsen, in Firma Hardy u. Hinrichsen, Mitglied d:r Handelskammer in Hamburg (Schinckel, Direktor der Norddeutshen Bank in Hamburg), 20) Michahelles, in Firma Gebr, Michahelles, Mitglied der Handelskammer in Hamburg (Nobinocw, in Firma Siegmund Robinow u. Sohn in Hamburg).

II. Als unmittelbar zu wählende Mitglieder und Stellvertreter:

21) Graf von Arnim, Besißer der Standesherrschaft Muskau, auf Muskau (Ring, Ober-Amtmann auf Düppel bei Zehlendorf- Kreis Teltow), 22) von Buch, Haupt-Ritterschasts-Direktor, in Berlin (Freiherr von Hoiningen, gen. Huene, Rittergutsbesißer, Präsident der Preußischen Zentral-Genofsenschaftskasse in Berlin), 23) Elzncr, Amte- rath, auf Klein-NRosenburg bei Kalbe (König, Geheimer Regierungé- Nath, BVorsißender dcs Direktoriums dcs Vereins für die Rüben- zuckerindustrie des Deutschen Reichs in Berlin), 24) Frenzel, Ge- heimer Kommerzien-Rath in Berlin (Arnhold, Kommerzien-Rath, Mitinhaber der Firma Cäsar Wolleim in Berlin), 25) Gamp, Wirk- licher Geheimer Ober-Regierungs-Rath, Rittergutsbesißer auf Hebron- Damniyß, Kreis Stolp (Holy, Rittergutebesiger auf Parlin, Kr. Schweß), 26) Georgi, Geheimer Kommerzien-Rath in Mylau, Königreich Sachsea (Dictel, Kommerzien-Rath in Koßmannsdorf, Königreid Sachsen), 27) van Gülpen, Kafechändler in Emmerich (Dr. Jolles, Direktor der Dampfkornbrennerei- und Preßhefefabriken- Aktiengejellshaft (vormals Heinrich Helbing) in Hamburg), 28) Be, Kommerzien-Ratb, Reichérath der Krone Bayern, in Augsburg (Groß, Fabrikdirektor in Augéburg), 29) Heuser, Getreidehändler i 1 Duisburg (Schmerfeld, Getreidehändler in Elberfeld), 30) Fendcke, Geheimer Finanz: Rath, Vorsißender des Direktoriums der Firma Friedrich Krupp, in Essen (Lueg, Kommerzien-Rath, General-Direktor der Gute Hoffnungshütte in Oberhausen, Regierungsbezirk Düfssel- dorf), 31) Graf von Kaniß, Rittergutsbesißer auf Podangen bei Worm:- ditt ia Ostpreußen (Graf von Klinckowstroem, Landrath des Kreises Gertauen, auf Korklack), 32) Klein, Präsident des badischen Land- wirthschaftêraths, in Wertheim in Baden (Freiherr von Göler in Sulzfeld in Baten), 33) von Mendelssohn-Bartholdy, Geh. Kom- x ex ten-:Nath in Berlin (Mueller, Direktor der Dreéden:r Bank, in Berlin), 34) von Puttkamer - Plauth, Rittergutskesißer auf Groß-Plauth in Westpreußen (von Rheden, Kammerherr, Lant- rath des Kreises Grcnau, auf NRheden bei Brüzgen a. d. Leine), 35) von Schlumb-rger, Gutsbesißer, Mitglied des Elsaß- Lothringisden Landwirthschastöraths in Gutenbrunnen im Elsaß (Wagner, Dekonomie-Rath in Neudorf bei Straßburg i.“El}.), 36) Graf von Schwerin-Löwiß, Rittergutsbefißer auf Löwiß in Pommern (von W etersheim, NRitterguttb:\izger auf Sapraschine in Schlesien), 37) Freiherr von Soden-Frauenhofen, Reichsrath der Krone Bayern in München (Stoecker, Oekonomie-Nath, Gutsbesitzer in Langenfeld, Mittelfranken), 38) Steiger? Oekonomie, Rath in Klein-Bauten, König-

reih Sachsen (Seydel, Rittergutsbesißer auf Chelchen, Östpreufen),

39) Winkelmann, Oekoromie-Rath auf Haus Köbbing bei Hiltrap, Regierungsbezirk Münster (Pauli, Gutsbesißer in Lövenich bei Köln a NRh.), 40) van den Wynggaert ÖDirektor, orsizender des Verbandes deu: her Müller in Berlin (Meyer, Mühlenkesiger in Hameln).

Zwangs8-Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stand am 26. Juni das Grundstück Neue Promenade 6, dem Banquier erm. Hirschberg gehörig, zur Versteigerung. Nutzungswerth 3240 Æ Ersteherin wurde die Neue Berliner Baugesell- \chaft, Noonstr, 13, mit dem Gebot von 285 000 4 Beim Königlichen Amtsgericht 11 Berlin standen die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Stubenrauchstraße 20 zu riedenau, dem Gastwirth Wilbelm Grube zu Friedenau gehörig; lâhe 11,29 a ; Nutungswerth 1569 A Mit dem Gebot von 27 000 4 blieb Lieutenant Karl von Behr zu Berlin, Wilhelmshöhe 12, Meistbietender. Rummeléburgerstraße 53 zu Lichtenberg, Frau Kaufmann Auguste Friedrich, geb. Schneider, gehörig; Fläche 6,84 a; Nuzungswerth 1562 4; mit dem Gebot von 530 Æ blieb Frau M. Schneider, geb. Haa, zu Warnick bei Küstrin Meist- bietende. Aufgehoben wurde das Verfahren wegen des Grund- ffüds zu Nieder-Schönhausen, Schloß-Allee 9, der Frau Anna von Net, geb. von Paul, gehörig. Ver tagt wurde das Verfahren wegen der Grundstücke zu Dalldorf, dem Schlofser- meister A. Kalkofen und Frau gehörig, und zu Blankenfelde, dem Schlättermeister Adolf Schenke gehörig.

Berlin, 26. Juni. (Wochenbericht für Stärke, Stärke- fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersky, Berlin W. 8.) la. Kartoffelstärke 16}—} A, Ia. Kartoffelmehl 16{—2 M, ITa. Kartoffelmehl 13—15} H, Feuchte Kartoffelstärke, Frachtparität Berlin —,—, gelber Syrup 194—20 A, Kap.-Syrup 20}—21 M, Export 21¿—22 , Kartoffelzuckter gelb 194—20 Æ, Kartoffelzucker fap. 206—212 Æ, Rum-Kuleur 32—33 #, Bier-Kuleur 32—33 M, Dextrin gelb und weiß Ia. 22—23 Æ, to. sekunda 20¿—21 M, Weizenstärke (kleinst.) 34—35 M, do. (grofst.) 34—35 M, Hallesche und Schlesishe 35—36 M, Reié stärke (Strahlen) 49—50 A, do. (Stüdten) 48—49 #Æ, Maisstärke 32—33 A, Schabestärke 33—34 Æ, Viktoria-Erbsen 15—18 Æ, Kocherbsen 13¿—17F 4, grüne Erbsen 14—17} Æ, Futtererbsen 11}—13 Æ#, inl. weiße Bohnen 23—25 #4, Flahbohnen 24—26 #, Unzar. Bohnen 20—22 M, Galiz.-rufs. Bohnen 18—20 Æ, große Linsen 34—48 #4, mittel do. 28—34 M, fleine do. 20—26 M, weiße Hirse 16—18 Æ, gelber Senf 22—30 Æ, Hanfkörner 17}—18 , Winterrübsen 23—23+4 M, Winterraps 233—24 A, blauer Mohn 24—28 #, weißer èo. 40—48 Æ#, Buchweizen 15—17 #, Wicken 137—15 H, Pferde- bohnen 13—14 , Leinsaat 19—20 4, Mais loko 8}—9L M, Kümmel 44—50 , prima inl. Leinkuchen 13—14 Æ, do. ruff. do. 11¿—12} MÆ, Rapéfuchen 11—127 A, pa. Marfeill. Erdnußkuchen 133—15 Æ, pa. doppelt gesiebtes Baumwoll-Saatmehl 58—62 9/6 11¿—13 Æ, belle getr. Biertreber 28—34 ©/9 9}7—10} 4, getr. Ge- treideschlempe 32—36 9% 114—123 Æ, getr. ‘Mais-Weizenshlempe 36—39 %/0 125—135 M, Maisshlempe 40—44% 12—13 , Malzkeime 8}—9} #, Ragaca nete 8,29—82 4, Weizenkleie 8—83 46 A A s kg ab Bahn Berlin bei Partien von mindestens

g.

Stettin, 26. Juni. (W. T. B.) Spiritus loko 39,70.

Breslau, 26. Juni. (W. T. B.) (Schluß-Kurse) Schl. 34% L.-Pfdbr. Litt. A. 100,30, Breslauer Diskontobank 115,00, Breêslauer Wechslerbank 104,10, Schlesisher Bankverein 182,50, Breslauer Spritfabrik 143,00, Donnersmarck 152,25, Kattowiger 163,00, Oberschl. Eis. 103,50, Caro Hegenscheidt Akt. 131,59, ODberschlef. P.-Z. 145,00, Opp. Zement 155,00, Giesel Zem. 143,40, L.-Ind. Kramsta 147,00, Schles. Zement 194,00, Schles. Zinkh.-A. 205,00, Laurahütte 168,75, Bresl. Delfbr. 105,00.

Produktenmarkt. Spiritus per 100 1 100 9%/% exkl. 50 M Berbrauchsabgaben pr. Juni 60,00 Br., do. do. 70 A Verbrauché- abgaben pr. Juni 40,00 Br.

Magdeburg, 26, Juni. (W. T. B) - Zuckéerberiht. Kornzucker exkl. von 92% —,—, Kornzucker exkl. 88 9/0 Rendement 9,50—9,65. Nachprodukte exkl. 752/06 Rendem. 7,00—7,50. Ruhig. Brotraffinade T 23,25. Brotraffinade 11 23,00. Gem. Brotraffin. mit Faß 232%, Gem. Melis 1 mit Faß 22,50—22,62X, Fest. MRohzucker 1. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. Juni 8,95 Gd., 8,60 Br., pr. Juli 8,625 Gd., 8,673 Br., pr. August 8,75 Gd., 8,80 Br., pr. Septbr. 8,75 Gd., 8,80 Br., pr. Oktober- Dezember 8,774 Gd, 8,827 Br. Nuhig.

Frankfurt a. M., 26. Juni. (W. T. B.) (Shluß-Kurse.) Lond, _Wechf. 20,36, Pariser do. 81,083, Wiener do. 170,23, 39% Reiché-A. 97,60, Unif. Egypter 108,10, Italiener 93,70, 3 9/6 port. Anleibe 24,60, 5% amort. Rum. 101,00, 4 9% russishe Kons. 103,00, 4% Ruff. 1894 66,90, 462% Spanier 64,00, Mittel- meerb. 103,49, Darmstädter 155,20, Diskonto - Kommandit 203,80, Miitteïd. Kredit 113,50, Oesterr. Kreditakt. 3142, Oest.-Ung. Bank 814,00, Reichsbank 159,20, Laurahütte 168,50, Westeregeln 193,00, Höchster Farbwerke 443,50, Privatdiskont 22.

Effekten-Sozietät. (Schluß.) Oesterr. Kreditaktien 314, Gotthardbahn 155,80, Diskonto - Kommandit —,—, Laurabütte 168,80, Portugiesen —,—, Ital. Mittelmeerb. —,—, Schweizer Nordcitbabn 114,40, Jtal. Méridionaux —,—, 6/6 Mexikaner S EES Italiener 93,60.

Frankfurt a. M, 28. Juni. (W.T. B.) Wee die „Frkf. Ztg.“ aus Madrid vom gestrigen Tage meldet, ist die Philippinen- Anleihe in Höhe von 206 Millionen Pcsctas mit der spanischen Kolonial-Bank, welhe 100 Millionen mit 3©/9 fest überaimmt, ab- geschlossen worden. Die Anleihe wird unter folgenden Be- dingungen begeben: E werden hbyvotbekarisch gesicherte, innerhalb 40 Jahre durch vierteljährlihe Ziehungen zu amorti:sierende Schaß: Obligationen der Philippinen-Inseln ausge- geben 1nit b.sonderer Deckung durch die Zoligefälle der Philippinen uad unter Garantie der Zolleinnabmen der spanischen Halbinsel. Der Zinsfuß wird 6 °/6, der Emissionskurs 92 betragen. Die An- leihe wird in zwei Serien getheilt, deren erfte (Litt A.) zu 125 Mil-

lionen Pesetas in Spanien aufgelegt werden und deren Zinszahlung in Pesetas erfolgen fol. Die zweite Serie (Litt. B.) beträgt 15 Millionen Piaster und soll auf den Philippinen in der Kurantmünze diefer Infelgruppe aufgelegt werden. Die Zinszablung erfolgt in der B Münze. Die Stücke beider Serien sollen an den fpanischen

örfenpläßen und in Manila kotiert werden. Von der Serie A zu 125 Millionen Pesetas wird das Kolonial-Minifterium 25 Millionen als Neserre zurückbehbalten, welche zu einem späteren Termin begeben werden sollen. Die übrigen 100 Millionen Pesetas werden zur öffentlihen Zeichnung gelangen. Die spanishe Kokonial-Bank über- nimmt Garantie für die Kreditoperation gegen eine Prämie von 24 % und eine Provifion von 2%. So is die Emission endgültig fest- gestellt und wird demnächst erfolgen. A aat 26. Junt. (W. T. V.) Rüböl lcko 59,00, pr. Juni

Dresden, 26. Juni. (W. T. B.) 30% Sächs. Rente 97,30, 34 9/0 do. Staatsanl. 101,45, Dresd. Stadtanl. v. 93 101,50, Allg. deutsche Kredit 219,00, Dresd. Kreditanstalt 141,50, Dresdner Bank 159,590, Leipziger Bank —,—, Sähf. Bank 128,25, Dresd. Straßen- bahn 229,75, Sächf.-Böhm. Dampfschiffahrts-Gef. 286,00, Dresdner Bau P 6 aur Is E ren Ei Î Buer

© Letpztg, 26, Juni. Se .) - Kurse.) 3% Sächsische Rente 97,39, 32 °/0 do. Anleihe 101,30, Zeiger Paraffits und Solaröl-Fabrik 108,50, Mansfelder Kuxe 998,00, Leipziger Kreditanstalt-Aktien 219,75, Kredit- und Sparbank zu Leipzig 117,50, uh er Bankaktien 182,75, Leipziger Hypothekenbank 150,00,

chsische Bankaktien 128,25, Sächsische Boden-Kreditanstalt 133,00, Leipziger Baumwollspinnerei- Aktien 174,75, Kammgarnspinnerei Stöhr u. Co. 189,00, Altenburger Aktienbrauerei 240,00, Zuckerraffinerie Halle-Aktien 110,00, Große LEPRLA Straßenbahn 260,00, Leipztger Elektrische Straßenbahn 174.50, Thüringische Gasgesellshafts-Aktien

206,00, Deutsche Spiyenfabrik 223,00, Leipziger Elektrizitätêwerke 132,50.