1822 / 98 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 15 Aug 1822 18:00:01 GMT) scan diff

981 daß sih die Citadelle von Athen den Griechen auf Kapitulation

ergeben habe.

Madrid, 22. Ful. Die Ex-Leibgarden, welche wegen der Vorgänge vom 8. Ful. 1820 im Hieronymus-Kloster saßen, und zum Tode verurtheilt waren, sind von des Königs Maj. begnadigt, weil sie sich am 7. d. M. wider die Garden ausgezeihnet. Gen. Ey- merich is nach Corunna, und Oberst Boreau nach Kadix verwiesen worden. Die Truppen, welche die Karagbinicre genöthigt, die Wafen niederzulegen, haben Se. Mai. um Begnadigung derselben gebeten. Amilichen Nachrichten zufolge, hat die Miliz von So- ria die, aus Sigüenza entwichenen Antifonstitutionellen, am 18ten hei Molina geschlagen. Die von Vicalvaro und Leganes nach Ta- lavera de la Reina und Mondejar abmarschirten beiden Garde- Bataillone sind 7 bis §800 Mann siark, allein fast ohne Officiere.

Am 1g9ten erschien Se. Mai. mit der ganzen Familie zum er- stenmale wieder dfentlih, und machte, unter Bedetung von Búr- ger-Soldaten, eine Spaßier-Fahrt nach dem Palaste Buen Retiro, auf der Ostseite der Restdenz. Das Volk begrüßte den Monarchen mit lautem Jubel-Geschrei, und ließ die Konstitution und die Na- tional - Miliz leben. Ein Geistlicher, der mehreremale rief: „Tod den Meineidigen!// ward sofort verhaftet. Es war Mitternacht, als Se. Maj. in Jhrem Schloffe wieder ankamen. Das Kriegsge- richt fißt vom Sorgen bis in die Nacht, über den Prozeß gegen die vier Garde- Bataillons und die Mörder des Officiers Landaburu. Der Garde-Hauptmann Mon hat erklärt, nur in Gegenwart des Königes , Höchstdessen beider Brüder und des Generals Morillo, seine Aussagen machen zu wollen; er hat ein, von zwet hohen Per- sonen gezeichnetes Dokument (dessen Fuhalt das Kriegsgericht aber noch nicht hat bekannt werden lassen) vorgelegt, und behauptet, daß es Unrecht seyn würde, wenn diejenigen, die Ordres ertheilt hâtten, frei ausgehen, und diejenigen, welche nur Werkzeuge gewe- sen wären, statt jener, bestraft werden sollten. Gestern hat sich der Sisfal in dieser Sache, zu des Königes Maj. mit verschiedenen Pa- pteren begeben, um die Richtigkeit der Handschrift anerkennen zu lassen, wonach die Garden angewiesen gewesen seyn sollen, zu ver- fahren, wie in den Tagen bis zum 7. Ful. geschehen. Da Se. Mai. die Richtigkeit der Handschrift nicht verkannt, so hat der Fiskal Sr. Maÿ. eröffnet, daß der gedachten Papiere im Eingange der Sozes-Akte gegen die Garden würde erwähnt werden. Der tônig hatte dem Staatsrathe aufgetragen, die hiesige Municipali- tat unter Anklage zu stellen, weil sie an jenen merkwürdigen Ta- gen ihre Autorität überschritten habe. Der Staatsrath übe sandte diesen Befehl der permanenten Deputation der Kortes; diese ent- schied: daß die Municipalität allerdings ihren angewiesenen, auf gewöhnliche Fälle berechneten Wirkungskreis, bei weitem überschrit- ten, daß aber die Umstände anch ganz außerordentlicher Art gewe- sen wären, und daß das patriotische Einschreiten der Municipalität s F gerettet habe, weshalb dic Klage auf sich selbs be- ruhen müsse.

Zu Lissabon ist am 10. Jul. ein Erdbeben verspürt worden.

Se. Maj. haben befohlen, daß die Witwe Landaburu’s den Gehalt ihres Mannes als Pension fortbeziehen soll; ihre Kinder sollen aus Kosien der Ration erzogen werden.

M e E E

Düsseldorf. Zur Feier des dritten Augusts, war ein musi- kalisches Hochamt von der Deputation der Tonkunst in der Hof- Kirche veranstaltet; zugleich hatte die Garnison große Parade nit ßfentlichem Gottesdienst; Mittags vereinigten sich die Bewohner des höhern Ranges zu einem fröhlichen Mahle; und den Abend beschlossen die Erleuchtung verschiedencr Häuser, mehrere glänzende Bälle, und ein Feuerwerk im Beckerschen Garten; den Tag darauf aber-ward dàs Vogelschießen der Sebastians-Brüderschaft abgehal- ten , hei dem der im Dienst Sr. K. H. des Prinzen Friedrich siè- hende Leibjäger Tie, den Königsschuß that, und vom Brudermci- ster Spickernagel den Chrenwein gereicht ekhiclt. Auf dem Heim- marsch defilirte des Schüßen-Korps vor dem Jägerhof vorbei. Den eleganten Ball am folgenden Abend, beehrten der General - Major Fürst zu Salm-Reifferscheid-Krautheim Durchl., und mehrere aus den ersten Ständen, mit ihrer Gegenwart. ,

Elberfeld, 5. Aug. Nach 10 eben von Portauprince cinge- laufenen Nachrichten vom 26. Funius, war daselbst das von der Rheinisch - Westindischen Kompagnie von Hamburg ans expedirte Schiff Konkordia, Kapitain Herter, welches die Elbe am 22. April verließ, {hon am ‘7. Jun. glücklich angekommen. Die Berichte, welche die Direktion Über den Gang der Geschäfte in Hayti er- halten hat, lauten im Allgemeinen nicht ungünstig, und die ersten Retouren von daher werden täglich erwartet.

Köslin. Zu Stolp sind auf Bernstcin-Waaren, von Bordeaux aus, bedeutende Bestellungen gemacht; hauptsächlich werden die feinsten Sorten, besonders die perlfarbigen gesucht, deren Assorti- ment schwierig ist. A

M ersehurg/- 5. Aug. Der Ausgang der diesiährigen Naum- burger Sommer -=Messe hat dem guten Anfange entsprochen, von welchém im g6sten Stücke d. Z. Nachricht ertheilt worden ist. Es sind dreimal mehr Waaren auf dem Plaße gewesen, als in den Som- mer-Messen der lettverflossenen Fahre, und die Käufer haben ein ziemlich vollständiges Sortimént gefunden, so daß es diesmal haupt- sächlih nur noch an den Französischen seidenen Waaren gefchlt hat. Die Zahl der Verkäufer sowohl , als der Einkäufer, war weit beträchtlicher, als in den Messen der leßten Fahre, und es fanden sich besonders auch viele Einkäufer aus Polen cin, welche noch bis c Mitte des Monates Jul. Käufe abgeschlossen haben. Der Ab- war o lebhaft und ansehnlich, daß man mit Gewißheit annch- men kann, es sey Úber die Hâlfte der eingegangenen Waaren ver- kauft worden, und in mehreren Artikeln , namentlich vön manchen baumwollenen Waaren, konnte die Nachfrage aus den vorhandenen Lägern nicht vollständig befriedigt werden. Jn den lezten Jah- ren beschränkte sich der Naumburger Meßhandel, zum größeren Theile auf den Verkauf an Bewohner des Preußischen Staates, und neben den Elberfelder scidenen Waaren, den Solinger kurzen Waaren, einigen der im Lande gangbarsten baumwollenen und lei- nenen Artikeln, waren es baupt säch ich Leder und Tuch, mit denen sich ein ziemlich ansehnliches Meßgeschäft gebildet hatte. Fn der Jjehtgen Messe hat jedoch nicht nur der Verkauf an die Bewohner des Preußischen Staates noch an Lebhaftigkeit gewonnen , sondern es ili auch der Verkauf in das Ausland. von einer solchen Bedeu-

E L R SGedruckt hei Hayn.

[| fuitg gewesen, daß er diesmal vielleicht selbst den grey,

des Meßhandels ausgemacht hat, wobet sich die Läger de, schen baumwollenen Waaren, sowohl durch ihre Beträ als durch bedeutende Geschäfte ausgezeichnet haben. u welche zu ihren Geschäften mit der Steuer - Behörde ein | Lien Las Tati C L G e ers von zweis l aus Frantfurt a. d. O. errichteten Kommissions . cite A CETLON : Ale î ssions osen. Am Aller en Geburtsfeste Sr. Maj. dez hielt der Erzbischof von Posen und Gnesen Excellenz, d Pfarrkirche ein feierliches Hochamt, und stimmte den An schen Lobgesang an. Alle hohen Militgir- und Civil-9 wohnten diesem Gottesdienste bei. - Die hiesige Freimaure haft beging den schönen Tag durch eine Fest- und 7, Abends war ein zahlreich besuchter Ball der Ressourre in hause. Des ungünstigen Wetters halber ward die dfents) von Seiten der Truppen auf den nächsten Tag verlegt. 1 großen Parade und dem Garnison-Gottesdienste hatte de General - Major und Divisions-Kommandeur, Freiherr fj Gartringen,in Abwesenheit des Königl. General-Lieutenah der Excellenz, eine kriegerische Lustbarkeit in dem nahen ( veranstaltet. Die junge Mannschaft stellte Schieß= un Leibes-Uebungen an, und wurde auf Kosten des Oficier-K wirthet. Die Einwohner der Stadt von allen Klassen lit durch die Unbeständigkeit der Witterung nicht abhalten, d

* Warendorf (Reg. Bez. Münsier). Zu Sessenbety

in großer Anzahl als Zuschauer beizuwohnen.

cin fünfiähriges Mädchen in den Hessel-Fluß, und toar von dem Strome fortgerissen, als der Gemclüde Mats A Bröker, ein Mann von bald 70 Jahren, mit éigettéy ( Gefahr, in den Fluß sprang, das Kind herauöbrachte, un ärztliche Hülfe bald wieder herstellte. Die 5te Esfadig 1Zten Landwehr-Re iments hieselbst, ist von deren Che, dw meister von Seelhorst, und den bei derselben stehenden Gat sreiherrn von Beverhörde und -Landsberg-Steinfort, auf 5 gedachten Officiere, mit Czapka?s versehen worden. :

Wechsel- und Geld-Kourse.

Hambur . Aug. Amsterd s 4 Men 1055 Ee le 7 edefee O S Schill. 37 Den. 2 Mon. besser gesucht. Paris 2 Mon. 26x Bordeaux 2 Mon. 26 pCt. Breslau 6 W, 403 Schill., 2 Mon. zum not. begehrt. Wien in ellectiv 6 W, 1474 pCt., ŸY ellecliv 6 W. 1474 pCt., 2 Mon. zum not. Kours Augsburg 6 W. 14732 pCt., 2 Mon. zum not. Kg haben. Frankfurt 6 W. 1462 pCt., 2 Mon. zum nok. DRE, Leipzig z. M. 148 pCt. Skt. Peters!

Louisd’or 11 Mrk. 43 Schill., Geber und Neh Gold al marco 1027 Schill. Dän. Grob

2

Schill. , zu la

pCt. Hamb. Grob Kourant 1232 für voll zo pCt. 1 Schilling - Stücke 26 und 26: Fein Silber 27 Mrk. 112 Schill., Silber in ( L. 5 G. à 14 L 9 G. 27 Mrf. 11 S, Münze 27 Mrk. 4 Schill., zu lassén.

Preuß. Prämienscheine, à 205 Mrf. 202 Mrk. Bfo. Geld.

Preuß. Engl. Anleihe z. C. von Cont. 865 . 864 pCt., zu 862 Geld. __ Neue Preuß. Engl. Anleihe, 2 Mon. nach Ersch liefern, 853 . 858 pCt., Geld und Briefe.

Norweg. Anleihe, à 85 pCet. Briefe, à 04 pC Mäárz-Obligationen mit 85 pCt. bezahlt. i: |

Dänische Anleihe, erste Abtheilung à 6 pCt. Z 92 . 93 pCt./ desgl. 5 pCtg. von 3000 MrE€. 835 d zweite desgl. 5 pCtg. 03 - 85ck pCt., Weniges gemad

Dan. Engl. Anleihe in Ls. à 37 Schill. 4 Den; 636 pCt., in Bko. Mrk. 832 . g32 pCt., Geld und L E Ae pr. E 119 . 120 Fl Iques, pr. Tont. 793 . 795 Sl, Nie Banéfo) 798 . 800 Fl. Geld und Bt B, PONY

37 Schill. 4 M

Königliche S chauspiele.

Dienst., 15. Aug. Jm Schauspielhause: Die Bi Messina, oder die feindlichen Brüder ‘auerspiel i Mle von Schiller E 7, FIOAGIAA

Nittw., 14. Aug. Jm Schauspielhause: Gleiche | Lustspiel in 3 Abtheil. , von Castelli. E Der d Krug, Lustsp. inck1 Aufz., von H. von Kleist.

Gu Il s Aug. Im Schauspielhause, zum! e: 2 asthaus zur goldener , 4 40/900 S. al, g 1 Sonne, Lustsp. i

Meteorologische Beobachtungeh [Barometer|Therm.|Hygr.[Wind | Witteru

S. 7 “F +43" | 93° S. sternhell,wg.WIlk., & Ie mas 75° |W. trüb, Svnnenblid n Ln á9, ae Sounblcck., Wind, F ago 2/14, | 28, [W, stb„taueLft.Nacit! M-2 G A7 N E 10 W. [Sonnenblicte, Gt 28 T/7164°] 47° |W. Sonne, Wolken,

9. Aug. 10. Aug.

11. Aug.

j o 12. Aug.|F. 28° 1/412° | 73° hell, Thau, angen

o A. 28° 3//+14° | 61° |W. [teüs, Wind, laut W. W.

M-28° 1/ +175°] 45° Sonnsch.,Wolk., wi

besser begehrt. London f. |

Schill. Kopenhagen f. Ek

h. Referendarius, Hauptmann v.

93x Schill, foursmäßig begehrt. Disfonto f

P! |

Bko. Bs

se Leere

joo für die

A{ T4 me t 1

eußis{e Staats - Zeitung.

9g Stu. Berlin, Donnersiag den 15ten August 1822.

ntlihe Nachrichten.

QRronifk des Tages.

Königl. Hoh. der Prinz Karl von Preußen sind lesien abgereist.

Im Bez. der K. Reg. zu Düsseldorf er Bee r vot Remscheid, die Approbation als praktischer en Königl. Preußischen Landen, und dugleich die Erlauhb- ilt worden, sich in Burscheid (Krets Solingen) ; und dem

mann die, als praktischer Arzt, Operateur und Gehurté-

h zu Werden niederzulassen. ¿ Im Bez. der K. Reg. zu Koblenz An Nifar Sch u g zu Castellaun, zum fathol. Hülfsyfarrer in

E E 8 Tach, dex Vikar Kell zu Mayen, zum kathol. Hülfspfarrer dig , der Vikar

Keller zu Nieder- Breisig , zum ita Irrer in Nieder-Lübingen, der Vikar Himberg zu Wesse- im fambol Hülfsvfarrer in Thür, und der Hülfspfarreu

zu Laubach, zum kathol. Hülfspfarrer in Bettheim er- der kathol. balfspfarrer R Lu L E ; ¿thliche Verwaltung des Kreises Webtak, ) ees Hau! Ernfithagusen, interimî=

ertragen wyrden.

H Kour pCt. Neue F

feitungs-Nachrichten. 4 l

vis, à. Aug.

a n d.

(ritten in der Sibuñg vom uxsten d. erwarten ließ. zur Linken, wo fast alle Bänke unbeseßt wa- d fein einziger der Haupt - Redner der Opposition be- war, trug viel zu der besonderen Ruhe und Ordnung durch diese Sibung sich fast vor allen übrigen auszeich- Dafür bieten aber auch die Debatten selbst nur ein inges Interesse dar. Die meisten Kapitel des Bud- ; Finanz-Ministeriums wurden ohne irgend eine Dis-

Tbewilligt, so daß der Bericht - Erstatter , Herr Cornet-

t, selbÆ darúber sein Befremden zu erkennen gab, «M p der Finanz-Minister geglaubt habe, daß die x ihm über manche Gegenstände, namentlich in Betreff bsichtigten Umschmelzung der alten Geldstücke, mit ih- sichten beistehen werde. Dies geschah indessen nicht, m, daß ein Kapitel von dem Präsidenten verlesen, uch schon darüber abgestimmt. Auf solche Weise gin- e Weiteres durch: das 7te Kapitel, im Betrage von joo Fr., für das Institut der Ehren -Legion; das 86te, 56,300 Fr., für den Rechnungshof, und das gte, mit Mánzverwaltung. Ueber das 6te Kapitel, angeseßten Ausgaben der Deputirten-

t §00,000 Fr. i El E) î bereits einige Tage frU-

er selbst betreffend, hatte dieselbe be! lese, sich f einem geheimen Ausschusse zu berathen. tlih des 10ten Kapitels, die Ausgaben für das r mit 1 Million betreffend, waren die Meinungen . Die Kommission hatte auf eine gänzliche Abseßung Summe angetragen; einige Deputirte unterstüßten die-

rshlag, da das Kataster bis jebt wenig oder gar keinen

andere verwarfen ihn, da sie das Kata- als das einzige Mittel ansahen, die annoch bestehen- gleihheiten bei der Besteuerung aufzuheben. Der Fi- ‘inister schloß sich dieser leßteren Meinung an, worauf uh der Vorschlag der Kommission verworfen ward. erwaltungs - Kosten des Ministeriums selbst betragen, tifel 11, =—5,469,000 Fr., und wurden ‘nach einer un- iden Diskussion bewilligt. Man ging hierauf zu den der Verwaltung sämmtlicher Steuern über. Die Aus- für das Enregistrement und die Domainen, im Betrage 476,400 Fr., so wie die für die Forstverwaltung mit 00 Fr., gingen ohne Weiteres durch. Auf die Kosten

gehabt habe,

Redakteur Wlvetwaltung von 25,976,300 Fr. verlangte die Kom- ||

E

Die vorgestrige Sißung der Deputir-* mer lief weit ruhiger ab, als es sih nach den hefti-

mission eine Ersparniß von 120,000 Fr., welcher der General- Zoll-Direktor, Herr von Saint Cricq, sich eifrigst widerseßte. Zwei Abstimmungen darüber waren zweifelhaft; es mußte daher zum Namens - Aufruf geschritten werden, worauf der Vorschlag der Kommission mit 153 gegen 144 Stimmen an- genommen ward. j i /

Fn der gestrigen Sißung hatte sih Herr B. Constant wieder eingefunden, und mit ihm kehrte auch der Tumult wieder in die Kammer ein. Der Umstand, daß bei dem Vortrage der Bittschrif= ten die Reihefolge, in welcher sie eingegangen, unterbrochen wor- den, gab dazu die gewünschte Veranlassung. Der General Lapoype trat zuvörderst mit dem fehr gemäßigten Vorschlage hervor, daß, wenn manche der eingegangenen Bittschriften etwa deshalb bisher mit Stillschweigen übergangen worden, weil ihre Tendenz das Pe- titions-Recht überschreite, oder weil sie in unehrerbietigen Aus- drücken abgefaßt seyen, und daher, ohne Skandal zu erregen, in dffentlicher Sibung nicht füglich vorgetragen werden könnten, —, man sich mit deaselben wenigstens in einem geheimen Ausschusse beschäftigen möge. Durch diejen Vorschlag erwarb der Redner sich indessen wenig Oank von scinen Kollegen ; einer derselben rief ihm vielmehr zu: er wisse niht, was er sage, dur setnen Vorschlag werde ja die Oeffentlichkeit der Bittschriften zersiört; worauf der Genexal indessen erwiederte, daß es immer besser sey, sich die Bitt- schriften im geheimen Ausschusse vorrragen zu lassen , als sie ganz mit Stillschweigen zu übergehen. Mit sichtbarem Unwillen wurde der Redner von seinen Freunden empfangen, als“ er auf seiten Plaß zurüctkehrte. Jeßt betrat Herr Benj. Constant die Redner- Bühne. Er sragte wie es zugehe, daß gerade diejenigen Bitt- schriften, welche über Eingriffe in die Rechte der Bürger und in das Wahlrecht klagten, ausgeseßt worden scyen; ob die Kammer etwa dasselbe Sysiem annehmen wolle, welches das Ministerium bereits befolge, um die Stimme derjenigen zu erstiken, auf deren Verderben es abgeschen sey. „Wie weit die Wuth dieser Ministex sich auch erftreckén môge,// fuhr er fort ,- „mich soll sie nicht ver- hindern, meine Pflicht zu erfüllen, und, wenn auch in meinen ei- genen Rechten beeinträchtigt, werde ih die Rechte der Nation den- noch stets vertheidigen. Jch erkläre daher die Art und Weise, auf welcher in dieser Sibung mit den Bittschriften verfahren. ivird, für eine Verleßung der Charte, und für cinen Eingriff èn die Rechke der Bittsteller ,- da ihren Eingaben die gebührende Oeffentlichkeit" entzogen wird. Jch weiß schr wohl, daß Jhr (die Mitglieder der rechtèn Seite) mir“ nicht antworten werdet, weil die Mini=- ster es* Euch verboten haben, weil Fhr Euch einem schaamlo- sèn Ministerium, welches fürchtet, daß die Wahrheit ans Tages- licht komme, gefällig erweisen wollt, weil Jhr durch Euer Still- schweigen auch meinen Kollegen, deren Verderben das Ministerium beschworen hat, das Wort verbieten wollt.// Diese leßten Phrasen sprach Hr. B. Constant mitten in dem allgemèinsten Tumulte, wel= cher sich, während dessen Rede, nah und nach in dem ganzen Saale verbreitet hatte. Vergebens bemühte sih der Präsident durch scine Klingel den Redner zum Schweigen zu bringen. Hr. B. Constanr sprach in cinem fort, und mit einer Beweglichkeit der Zunge, wel= che ihres Gleichen sucht. Endlich verließ er die Redner-Bühne mit. den Worten: „Eben jeßt scht Jhr wieder,- daß Herr - von Villele Herrn Revelière zu sprechen verbietet. // Leßterer nannte diese Aeu- ßerung cine freche Lüge, und der Präsident verwies Hrn. B. Con- fstiant zur Ordnung. Dieser fragte, warum ær nicht Hrn. Revelière zur Ordnung verweise, welcher thn und seine Kollegen Verschwörer genannt habe. Der Präsident äußerte, daß das wider seine Pflicht und sein Gewissen gewesen wäre, da die Acußerung des Hrn. Re= velière (S. Seîte 976 d. Z. 3. 46 U. 47) falsch ausgelegt worden sey. „Gewissen ?// fragte der Graf Girardin, „haben Sie denn ein Gewissen? Sie haben kein Gewissen, sonst würden Sie nicht Hrn. Revelière das Wort reden. Nachdem die Ruhe endlich wieder hergestellt worden, erklärte Hr. Pardessus, daß die Reihefolge der Bittschriften, nur hinsichtlich derjenigen “unterbrochen worden sey, welche sich auf das Budget 4d weil man sich in diesem Au- genblicke mit demselben beschäftige; dice Übrigen Bittschriften aber seyen, bis auf diejenigen, die durch Krankheit eines der Bericht- Erstatter, eine Zeitlang liegen geblieben seyen, stets nach ihren resp. Rummern vorgetragen worden. Man ging hierauf wieder zu den Berathungen, die Kosten der Zoll-Verwaltung betrefend, über. Eine zweite von der Kammer darauf in Antrag gebrachte Ersparniß von 20,000 Fr. wurde ebenfalls angenommen. Die Verwaltung der indirekten Steuern kostet 43/,970/500 Fr., welche Summe, nach dem Vorschlage der Kommission , gleichfalls um 100,000 Fr. vermindert ward. Die Kosten der Postverwaltung belaufen sich auf 12,522,930 Fr. und wurden ohne Weiteres bewilliget. Man ging ießt zu dém Kapitel der Lotterien über ; es fand sich indessen, daß die Versamin- lung nicht mehr zahlreich genug war, weshalb die Berathungen üher dasselbe bis auf morgen verlegt wurden.

Hr. v. Saint-Aulaire hat der Deputirten-Kammer den Sn

lichen Vorschlag eingereicht, den General - Prokurator am- Königl. Gerichts-Hofe zu Poitiers vor ihre Schranken zu laden, um Re-