1883 / 112 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 16 May 1883 18:00:01 GMT) scan diff

der Bischöfe von Oran und Constantine von je

Ar vid: 10 000 Franken, die Summe von 4 439 400

ür die Besoldung der Pfarrer auf 3131 000 Fran- gane for gestrihen unter anderen der Kredit anken für die Diözesanbesuhe derx Bischöfe, von 500 000 Franken für Jnstallirungskosten der erzbishöf- sihen und bischöflihen Siße, von 510 200 Franken für die den Generalvikaren “i dig Gehalte. Außerdem sollten nah diesem neuesten Entwurf, der mit fünf gegen vier Stimmen genehmigt wurde, noch wegfallen : eine Bewilligung hon 6 000 Fr. für den Kirchendienst der Kathedrale in Saint Denis, ein Kredit von 816 200 Fr. für Stipendien in den katholischen, von 100 000 Fr. für solche in den protestan- tischen und israelitishen Seminarien, und die Gebäude als Staatsgut eingezogen werden, welche den Erzbischöfen, Yishöfen, Seminarien und geistlichen Kongregationen als Vohnsiß dienen. | : 15. Mai. (W. T. B.) Jun der heutigen Sißung der Deputirtenkammer erwiderte bei Berathung der Vor- lage, betressend den Kredit für die Expedition nach Tonkin, der Minister des Auswärtigen, Challemel- Laco ux, auf eine Anfrage des Deputirten Delafosse: die eventuellen Gefahren, welche von China her entstehen könn- ten, seien nit beunruhigender Art. China sei kein Militär- staat. Die Zurü@berufung des Gesandten Bourée aus Peking sei ersolgt, weil der von Bourée mit China ab- geshlossene Vertrag Frankrei um ein reiches Kohlen- been gebraht habe. Frankreih respektirce die Rechte Chinas, wünsche aber auch, daß die seinigen respektirt würden. Voraussichtlih werde China böswilligen Aufreizungen “Widerstand leisten. Nichts beweise, daß China gegen Frank- rei feindliche Absichten hege ; es könnte höchstens aufständische Banden in Tonkin begünstigen, das wäre aber keine Gefahr, sondern nur ein Uebel, welchcs geheilt werden müßte, und das sei der Zweck der der Kammer unterbreiteten Vorlage. Weiter erklärte der Minister: die Entsendung Kergaradecs an Tuduc sei der lebte Versuch einer Versöhnung gewesen. Wie aber auch der Ausgang sein möge, eine Operation gegen TZonkin sei nothwendig, um den Freunden Frankreichs wieder Muth einzuflößen, daß sie sich ihrer Gegner erwehren könnten, und um das Protektorat zu befestigen. Eine Ein- mischung irgend einer Macht habe Frankrei nicht zu fürchten, China denke weder daran zu interveniren, noch habe es das Recht dazu. Frankreih werde sich an einigen Punkten defi- nitiv festseven. Die Vorlage wurde \chließlich mit 358 gegen 50 Stimmen angenommen. Der Kriegs-Minister brahte die Vorlagen über das Armee-Avancement, die Festungsartillerie und die Schulen für Soldatenkinder ein. Dem „Temps“ zufolge sind in St. Germain en Laye {e&s AnarGhisten verhastet worden wegen Vertheilung von Broschüren zur Verleitung der Soldaten zun: Ungehorsam. Die Verhasteten waren bereits früher wegen - der Véranstal-

reihen. Der Kampf dreht \ich ein

tarische Herrschaft, die Fraktionsfüh gegenwärtigen Rolle nit zufrieden und möchten deshalb Zustände ei uns herbeiführen, wie wir sie z. B. in Frankreih sehen. Wir aber wollen keine Regierung, die aus ehrgeizigen Fraftionsvorständen gebildet ist und welhe auh nur ihren eigenen Vortheil und den threr Partei im Auge hätten. Da if uns die Regierung unseres Kaisers und des Fürsten Bismarck, dem unser Vaterland ohnehin viel verdankt, bundert Mal lieber als ein Intriguenspiel, wie es zum abschreckenden Beispiel in den romanischen Staaten aufgeführt wird und wobei man heute nit weiß, wer morgen das Heft in der Hand hält. Es ist nur zu loben, daß na so vielen Abläugnungen die Fortschritiler es endli eingestehen, daß ihr ganzes Streben nur auf die Parlamentsherrscaft gerichtet ist. f Die in Münden erscheinende „Allgemeine Zei - tung“ enlnimmt dem von der Handels- und Gewerbekammer für Schwaben und Neuburg erstatteten Jahresberichte für 1882 folgendes über das Kleingewerbe : Ueber dasselbe ist, gegenüber dem Vorjahre, im Wesentlißen niGts Neues vorzubringen. Die berechtigten Klagen über den Hausir- handel, die Wanderlager und Abzahlungsgeschäfte bestehen fort und ift eine Besserung für das Sidi tve nit eingetreten, dagegen ist der Hausirhandel im steten Wasen ren. Ein geseßlicher Schuß hiergegen durh Abänderung der Gewerbeordnung is dringend noth- wendig; denn hierunter leiden niht nur einzelne Branchen des Ge- werbebetriebes, sondern man darf wohl sagen, sämmtliche Gewerbe, _ Die „Wiesbadener Zeitung“ beschäftigt \ih mit einer Arbeit , welche der Professor der Nationalökonomie, Herr Dr. Gustav Cohn in Züri, in dem „Archiv für Eisen- bahnwesen“ veröffentliht. Siè sagt dabei u. A.: Aus dem soeben zur Ausgabe gelangten Heft 3 des Archivs für 1883 wollen wir einige Stellen mittheilen, îin denen die Ansichten der Engländer selbst für einige Prinzipienfragen, also z. B. Frei- handel und Scutzoll, freie Konkurrenz, Differentialtarife und der- gleichen dargestellt werden. Professor Cohn sagt S. 233 ff.: „Hören wir dann aber die Ansichten der betheiligten Ges{äftsmänner und der Staatsmänner des Parlaments, so s{chwindet der Optimismus des Freihandels bei jedem Anprall, welcher ihn auf die Probe stellt.“ „Der Schwächere hat niemals für die freie Konkurrenz ge- s{wärmt, und wenn das England des letzten Menschenalters der Apostel für den Freihandel geworden ist, so konnte das bei dem starren Cgoismus dieses Volkes nur bedeuten, daß es si in dem Weitkampfe der Nationen als der Stärkere fühlte. Sobald seine her- kömmliche Uekerlegenheit in Frage gestellt wird, sobald die fremde Konkurrenz der einheimischen Industrie auß nur nahe auf den Leib rückt, ist jene Begeisterung zu Ende. Und dies nit blos bei den davon betroffenen Interessenten, sondern auß bei den Staats- männern, welche auf dem Standpunkte des Ganzen stehen wollen. Sranzösisde Wollenwaaren, ganz die gleichen wie die Manufakte von Bradford kommen jeßt nach England und bis nach Bradford selber; daher erscheint die Lage der Wollenindustrie als „ein Kamyf auf Leben. und Tod.“ Natürlich sind zu diesem Behuf Differential- säße für den Import gewährt, die außer allem Verhältniß zu den Fratsäßen blos zwishen Southampton und London stehen; die London and South Western allein besißt achtzehn Dampf- schiffe, welche cine große Masse Güter aus allen Theilen Frank? reichs für alle Theile Englands herüberführen. Aehnlichß wie die

zig und allein um die parlamen- rer des Fortschritts sind mit ihrer

tung des Meetings auf der Esplanade des Jnvalides im März c. und wegen Anschlagens aufrührerisher Plakate ver- urtheilt worden.

Italien. teur de Rome“ Ende Juni, statt.

Türkei. Konstantinopel, 15. Mai. Lord Dufferin ist heute nah Wien abgereist.

Nufsßland und Polen. St. Petersburg, 16. Mai. (W. T. B.) Gestern Mittag fand die Beiseßung des ver- storbenen Reichskanzlers Fürsten Gortschakoff in der Familiengruft im Sergiusklostex statt. Gegenwärtig waren der Kaiser, mehrere Mitglieder des Kaiserhauses, der Minister des Auswärtigen, von Giers, und andere höhere Beamte des Auswärtigen Amtes, die Botschafter Fürst Lobanoff- Rostowski, von Saburoff, von Nelidoff, die gewesenen Bot- schafter Graf Jgnatieff, von Oubril und von Nowikoff und die Verwandten des Verstorbenen. Vom diplomatischen Corps waren anwesend: der deutshe Botschafter, General-Lieutenant von Síweiniß, der deutsche Militäzattaché, General-Lieutenant von Werder, und die Gesandten Schwedens und Dänemarks. Reden wurden nit gehalten. Der Kaiser warf die erste Hand voll Erde auf den Sarg. / A

Gestern ist die Krönungskommission mit ihrem Präsidenten, Grafen Pahlen, und das gesammte Ceremonial- amt nach Mosfïau abgegangen. Zufolge diesbezüglicher Ent- schließung des Minister-Comités ist Allerhöchst anbefohlen worden, während des Krönungstages und während der beiden darauf folgenden Tage diejenigen- Behörden in St. Petersburg

und Moskau ruhen zu lassen, welhe dadur) keine Geschäfts- flörung erleiden.

__ Die Königin von Griechenland ist gestern hier eingetroffen.

Amerika. New-York, 16. Mai.. (W. T. B.) Nah einer aus Valparaiso eingegangenen Meldung is der riedensvertrag zwischen Chile uid Peru dur ovoa als Vertreter Chiles und dur. den Präsidenten von Nordperu, General Jglesias, unterzeihnet worden. Jn dem Friedensvertrage ist bestimmt, daß Tacna und Arica von Peru auf 10 Jahre an Chile abgetreten werden; nah Ablauf dieser Frist soll dur eine Volksabstimmung darüber ent- schieden werden, zu welchem Lande die gedachten Provinzen jür die Zukunst gehören sollen. Derjenige Staat, der die beiden Provinzen erwirbt, würde verbunden sein, demjenigen ite der dieselben abzutreten hat, eine Entschädigung zu Leisten,

Rom, 16. Mai. (W. T. B.) Dem „Moni- zufolge findet das nädhste Konsistorium

(W. T. B.)

HZeitungsftimmen. Die „Thorner Presse“ schreibt :

französishen Wollenwaaren in Bradford, konkurriren in Birmingham belgisher Draht und belgisdes Spiegelglas durch wohlfeile An Der Präsident der Handelskammer von Wolverhampton lagt, daß die Importfraht für Nägel aus Deutschland niedriger sei als die Crportfradt auf derselben Strecke; er preist die im Deutschen Reiche befolgte „goldene Regel“, für den Erport niemals eine höhere Fracht zuzulassen als für den Import; , …. „ih kann nit einsehen, warum der Amerikaner im Stande sein soll, wie es leßt der Fall ift, feine Waaren von New-York nach dem Londoner Markt zu bringen für eine niedrigere Frat, als wofür ih sie von Wolverhamvton nah London bringen kann)“ \

î Centralblatÿ für da

s Deutsche Reich. Nr. 19.— Inhalt: Zoll und Steuerwesen: Befu :

i gnisse von Steuerstellen. Transvort- tontrole über Salz im Grenzbezirk der Provinz Swlesien. Konsulat- wesen: Ermächtigung zur Vornahme von Civilstandsakten. Statistik: Abänderung der Vorschriften über die statistische Anscrei- bung des Vercdlungsverkehrs. Polizeiwesen; Ausweisung von Aus- ländern aus dem Reich8gebiete.

Amtsblatt des Reihs-Postamts. Nr. 23. Inhalt: Verfügungen: vom 3. Mai 1883, Beschreibung der neuen Reichs- Kafssenscheine zu 20 und 5 „4 Vom 7. Mai 1883, Unzulässigkeit der Aufheburg oder Aenderung von Postnanahmen.

Justiz-Ministerial-Blatt. Nr. 19. Inhalt: Be- kanntmahung vom 1. Mai 1883, betreffend den von der Feuer- versiwerungsgesellschaft Colonia zu Cöln eingesandten Prämien- antheil aus den Versicherungen der Justizbeamten im Jahre 1882. Allgemeine Verfügung des Justiz-Ministers vom 1. Mai 1883 zur Ausführung des Geseßes vom 20. Mai 1882, betreffend die Für- sorge für die Wittwen und Waisen der unmittelbaren Staatsbeam- ten. Allgemeine Verfügung vom 5. Mai 1883, betréffend die Verwendung von Stempelmaterial zu stempelpflihtigen Privaturkun- den dur die Notare. Systematisches Handbuch der deutschen Rechtswissenschaft.

Centralblatt der

\ t t der Bauverwaltung. Nr. 18. Jnhalt: Nichtamtliches : Die Binnenschiffahrt der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Ausstellung auf dem. Gebiete der Hygiene und des Rettungswesens in Berlin 1882/83. 111. Der französishe Nord- fanal aus dem flandrishen Kohlengebiet nad Paris. Bücherschau.

Nr. 19. Inhalt: Amtliches: Personalnachrichten. Gutachten ‘der Akademie des Bauwesens, betr. die bie Art der Ausfüh- rung von Schulbauten. Nichtamtliches: Die Eisenbahnfrage in Frankreih. Bekleidung von Mauerflächen mit weißen Verblend- steinen. Empfangsgebäude und Nebenanlagen auf den neuen Bahn- bôfen der Reichseifenbahnen in Elsaß-Lothringen (S{luß). Eine Mississippi-Befahrung. Vermischtes: Verleihung der Medaillen für Verdienste um das vaterländishe Bauwesen. Konkurrenz zur Er- langung von Skizzen zu einem Wohngebäude in St. Johann - Saar- brücken. Konkurrenz zu einem Denkmale in der Stephanskirche in Wien. Luftverbrauh bei elektrischer Beleuch olzen- und

3 s bra! t uchtung. B Nietverbindung bei eisernen Brücken, Winddruck auf Brücken.

Statistische Nachrichten. _ Gemäß den Veröffentlichungen des Katserlihen Gesund- heitsamts sind in der 18, Jahreswoce von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdur{|cnitt berehnet als gestorben gemeldet; in Berlin

Unsere ortsWritiépresse bat auch heuer wieder in ihren Pfin L Ú 7 gft- A es Grimm gegen die Regierung Luft gemacht, wie es lies sollte anders zu erwarten war. Wenn man diese Blätter E fo N man glauben, s existire auf der weiten Gotteswelt kein gr t ied als der zwischen Volk und Regierung und die leßtere Etne ge s sfe cngered, als das Volk im tiefsten Abhängigkeitêver- Lr TA B erhalten und dem armen Stegerzahler den leßten Nickel aus der 20 he f Pressen. Selbstverständlich sind es die Männer des Fort- s s f ieses {laue Manöver son lange dur{schaut haben E eshalb auch mit allen Allen bestrebt sind, für das Wohl S f es energis einzutreten, Wer aber glaubt, daß es in dem U Voltowehl ne befin ierung dem ersteren wirkli s J , i i 8 e schon daraus hervor, daß die ortf L mne Ge- ke Caen welche die Interessen des ofes zu fördern bestimmt inde Ler Wucht bekämpfen und zwar einzig und allein aus dem Fortschrittspartei nit zum Vortheile ge-

ir

Grunde, weil solche der

/

in Karlsruhe 23,0, in in Prag 37,1, n Us 34,4, in Paris 28,5, 19,8, Edinburg 16,3, in Kopenhagen 22,4, in Stockholm 20,6, in Chri- tiania 15,8,

14. April cr.: in New-York 31,1, in 11,7, in Cincinnati 22,5, 17,1, in Kalkutta 24,4, in Bombay 34,8, in Madras —.

Beobachtungsorten westlihe und südwestliche, an den nord-, ost- und

26,8, in Breslau 34,4, in Königsberg 30,4, in Cöln 22,7, in Frankfurt a. M. 25,1, in Hannover 23,5, in Cassel 19,1, in Magdeburg B78, in Stettin 24,4, in Altona 21,2, in Straßburg 32,1, in Met 18,6, in Münden 33,4, in Nürnberg 31,2, in Augsburg 41,8, in Dres- den 30,4, in Leipzig 26,9, in Stuttgart 19,6, in Braunschwei 33,0; Durs 29,3, in Wien 35,4, in Budapest 35,8,

riest —, in Krakau 46,7, in Basel 24,6, in Amsterdam 25,7, in London in Liverpool 26,0, _ in Dublin 34,0, in

in in Glasgow 31,4,

in St. Petersburg 38,9, in Warschau 33,7, in dessa 33,3, in Rom 39,4, in Turin 25,8, in Bukarest 32,5, in Madrid 48,9, Alexandrien (Egypten) 45,6. Gie aus der Zeit vom 8. bis hiladelphia 25,6, in Chicago

St. Louis —, in San Franzisko

1

in

mitteldeutshen öftlihe und nordöstlide, in Cöln \üdöstliche Luft- strômungen, die an den meisten dieser Stationen am 30. April nach Nordwest und in den leßten Tagen der Woche wieder nah Nordost gingen. In Cöln und in den süddeutschen Stationen ging der Wind am 1, Mai nach Ost und Nordost, in München und Karlsruhe mit west- lichen und südwestlichen, in Cöln mit nordwestlichen Winden wechselnd und lief in den leßten Tagen der Woche gleichfalls nah Nordost. Die Temperatur der Luft lag an allen Stationen unter der normalen, namentli waren die Morgentemperaturen sehr niedrige und sank das Thermometer in Bremen und Heiligenstadt noch unter 0 Gr. C. Zu Ende der Woche nahm jedo die Luftwärme allgemein zu. Nieder- \ch{chläge waren an den oft: und süddeutshen Stationen häufiger, au ergiebig. Aus Breslau werden Gewitterentladungen gemeldet. Der beim Wochenbeginn niedrige Druck der Luft zeigte im Allgemeinen nur mäßige Schwankungen. An den süddeutschen Stationen nahm der Luftdruck in den ersten Tagen der. Woche erheblicher zu, sank am 1. Mai, stieg am 2. Mai von Neuem, zeigte aber am S{luß der Woche Neigung zum Sinken.

Die Sterblichkeit hat in der Berihtswohe in den größeren Städten Nord- und Westeuropas ab-, in den mittel- und südeuropäi- schen vielfa zugenommen. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältniß- zahl für die deutshen Städte stieg wieder auf 27,9 von 26,9 der Vorwoche (pro Mille und Jahr berechnet) und zeigt sowohl eine Steigerung des Antheils des Säuglingsalters an der Sterblichkeit wie ganz besonders der höheren Altersklasse (über 60 Jahre). Von 10 000 Lebenden starben aufs Jahr berechnet 85 Säuglinge gegen 81. der Vorwoche, in Berlin 82, in München 126.

Unter den Todesursachen waren akute entzündlihe Prozesse der Athmungsorgane die in unerheblih gesteigerter Zahl zum Tode führten, während von den Infektionskrankheiten nur Masern und Kindbettfieber eine etwas R Zahl von Sterbefällen als in der Vorwoche herrorriefen. Die Masernepidemie in Greiz, Zeiß, Würz- burg hat bedeutend na{gelassen, in München, Naumburg, Branden- burg und namentli in Berlin \tiez die Zahl der Todesfälle erheb- lih (auf 34). Auch in Paris, London, Glasgow, Liverpool, Prag, Genf, Rom und besonders in Madrid herrshen Masern recht bösartig. Auch in den Regierungsbezirken Hildesheim, Trier, Stettin, sind Masern häufig. Das Scharlacfieber zeigte in Dresden, Darmstadt eine Steige- rung, in Berlin, Hamburg, Hannover eine Verminderung der Todes- fälle. Diphtherie und Croup zeigte keine wesentliche Veränderung in ihrem Vorkommen. In Dresden, Berlin, Hamburg, Wien, War- sau, Paris wurde die Zahl der Todesfälle etwas kleiner, in Königs- berg, Clbing, München, Leipzig, Hannover, Hildesheim, St. Peters- burg etwas größer. Typhöse Fieber traten meist in beschränkter Zahl auf, nur in Alexandrien wurden CTyphusfälle häufiger. Au Sterbefälle an Flecktyphus wurden seltener gemeldet; aus Königsberg, Krakau, Warschau, Saragossa kamen je 1, aus Malaga 2, aus London und Valencia je 3, aus Madrid 4, aus St. Petersburg 7 zur Mittheilung. Der Keuchhusten bedingte in Nürnberg, Hamburg, Berlin, Hagen mehr, in Wien weniger Todes- fälle. Darmkatarrhe der Kinder waren in München, Wien Prag, Paris, St. Petersburg, Warschau häufiger Todesveranlassung. Dem Kindbetifieber erlagen 25 Frauen. Pocken zeigten si eiwas seltener. Aus deutshen Städten wurden 6 Todesfälle (3 aus Breslau, 2 aus Frankfurt a. M,, 1 aus Offenba) gemeldet. Er- krankungen kamen aus Berlin 2, aus Offenbach 15, aus den Negie- rungsbezirken Wiesbaden, Aachen, Trier, Erfurt 17 bezw. 5, 4 und 1 zur Anzeige. Jn beschränkter Zahl traten Pocken in London, Krakau, Amsterdam, Liverpool, Birmingham, Lissabon, Wien, Prag, Brüffel, Warschau, St. Petersburg, Malaga auf, in größerer Zahl zeigten sie sich in Valencia, Madrid, Alexandrien, Rotterdam, Paris, New- Orleans und Bombay.

Knust, Wissenschaft und Literatur.

_ Das kürzlih ausgegebene 7. Heft der „Beschreibenden Dar- stellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen und angrenzenden Gebiete“ hat die Grafschaft Wernigerode zum Gegenstande. Der Bedeutung dieses an interessanten Denkmälern jeder Art besonders reichen Landes- theils entsprechend, ist dieser Theil der bekanntli von der Historischen Kommission der Provinz Sachsen H E Genen im Verlage von Otto Hendel in Halle erscheinenden Publikation ungewöhnlih um- fangreïi und niht minder anziehend. Die Darstellung der natür- lichen und geschichtlichen Orts- und Landeskunde der Grafschaft lag diesmal in den Händen des durch seine urkundlichen Forschungen und seine Kenntniß des hier in Frage kommenden Gebiets wohlbekannten gräflichen Bibliothekars und Arciv-Raths Dr. C. Eduard Jacobs, während die Beschreibung der Denkmäler felbst wieder von dem Königlichen Bauinjpektor a. D. Gustav Sommer besorgt worden ist und sich durch Gründlichkeit und eingehende Behand- lung aller kunsthistorisch bemerkenswerthen Denkmale auszeichnet. Aus dem hier zum ersten Mal ins Werk geseßten Zusammen- wirken, wie solches in der vorjährigen Sitzung der Historisben Kom- mission vereinbart worden war, nämli eines mit der Kunstgeschichte vertrauten Architekten, der die Beschreibung der Denkmäler zu be- sorgen hat, und cines möglihst dem Gebiete selbst angehörigen Histo- rikers für die Darstellung der natürliden und geshi{tlihen Landes- kunde haben sich {on für dieses erste Heft, bei dessen Bearbeitung na dieser Anweisung verfahren worden, mannigfache Vortheile er- geben; wie das Vorwort hervorhebt, vor Allem der, daß nit nur Alles noch Vorhandene in Originalaufnahmen gezeichnet und an Ort

und Stelle verglihen werden konnte, sondern auch bei näherer Ortskunde und mit Hülfe der bereitliegenden Quellen niht leiht etwa Wichtiges ganz übersehen wurde.

Daß diese reorganisirte gründlihere Behandlung einem natürlich, ge- shichtlid und arhäologish gleich bedeutsamen Gebiet wie die alte Harz-Grafschaft, zu Gute kommt, ift doppelt erfreulih. Die Ein- [eitung bietet, dem neuen Plane gemäß, zunäbst eine allgemeine landesfundlihe Uebersicht über die Bodenformation, Gebirge, Tief- land und Gewässer, und eine Beschreibung der Zusammenseßung des Gebirges, seiner Erze und Gesteine, beschäftiat ih dann mit dem Walde, an dem die Grafschaft ganz besonders reih ist, und der Be- deutung der Bodengestalt für die Ansiedelung, die Beschäftigung und die baulichen Anlagen der Bewohner, giebt eine Statistik der Be- völkerung, untersuht die gescichtlihe Folge der Ortsanlagen nah den Namensendungen, bespricht die Bedeutung der Schlösser und Burgen, Thürme und Warten, Schläge, Knicks und Klausen, ferner die Drisanlagen der Neuzeit und giebt endliß eine gedrängte Uebersicht der Geschichte des Gebiets unter Grafen Theti und Wikker (vom 9. bis ins 11. Jahrhundert), den Edlen von Vecken- stedt (bis ins 12. Jahrbundert), den Grafen von Wernigerode und den Grafen zu Stolberg (seit 1429). Am Stluß werden auch die Stammbäume des Grafenhauses mitgetheilt. Darauf beginnt mit Altenrode in der gewohnten alphabetischen Folge die Beschreibung der Hauptorte der Grafschaft und ihrer Deak- mäler. Zu den kunsthistorisch interessantesten Abschnitten gehört der

über Drübeck und die alte romanisce Klosterkirhe daselbst, die im

Grund- und Aufriß abgebildet if, und aus deren Jnnerem viele

Einzelheiten, namentli mehrere der pradbtvollen Kapitäle aus dem

Schiff und der Krypta mitgetheilt werden. Ein separates A

zeigt in getreuer Reproduktion cinen großen gestickten Teppich mi biblishen Szenen, aus dem alten Kirhenschaß des Klosters. Jn dem Artikel Ilsenburg wird die alte romanisde Kirche des Benediktiner- klosters, nächst dem Schlosse, eingehend beschrieben und außer

Kapitellen, Grabsteinen 2c. auch der s{öne geshnißte Altar mit feinem reihen fizürlihen und ornamentalen S&muck auf einer beigegebenen Lichtdrucktafel vor Augen geführt.

Auch einige sehr alte Wandmalereien (Kreuzig

ung und Maria mit dem Christuskinde), y

welche bei der Reparatur der Kirche kürzlich auf- gedeckt wurden, sind im Facsimile (nah den ergänzten Originalen) dem Tert eingedruckt. Aus Veckenstedt wird eine alte {ône Truhe mit reicher gothischer Schnißarbeit abgebildet. Die bei Weitem her-

Beim Beginn der Berichtswoche herrshten an den süddeutschen

vorragendsten und interessantesten Abschnitte des Heftes sind {elbst- verftändlih diejenigen, welche die Hauptstadt der Grasschast zum