1883 / 152 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 02 Jul 1883 18:00:01 GMT) scan diff

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Grob derts

5 Sachsen-Coburg:Gotha. Coburg, 1. t, 0D. T V) Ver Herzen von Edinburg ist na Kissingen zum Kurgebrauch abgereist.

Elsaß-L »« Straßburg, 30. Juni. (Els.- Lothr. Ztg.) Dee Staalgsekretär, StaatG/Minisis von dos: mann gebr eine ihm ärztlih verordnete Badekur in Baden-Baden. wird während des ihm zu diesem Zweck

ertheilten, bis zum 15. Juli dauernden Urlaubs dur den Unter-Staatssekretär von Puttkamer vertreten. Der Unter- Staat Ledderhose hat ebenfalls einen Erholungsurlaub an und sih in die Shweiz begeben.

Das Me „Central- und Bezirksamtsblatt“ veröffent! die ordnung des Statthalters, d. d. Karls- had, 22. Juni, betreffend die Abänderung der Prüfungs- ordnung für Elementarlehrer und Elementar- lehrerinnen, vom 4. Januar 1874.

Oesterreich-Ungaru. Wien, 30. Juni. (W. T. B.) Der Statthalter Graf Potodcki ist deute vom Kaiser in längerer Audienz empfangen worden. Wie die „Presse“ meldet, hat derselbe mit Rüdtsicht auf die ärztliche Versicherung, daß er wohl einer längeren Erholung dringend bedürfe, n sein Gesundheitszusiand im Allgemeinen befriedigend sei, dahin entschieden, seine ursprüngliche Absicht, sih von seinem Posten zurückzuziehen, aufzugeben. i

1.- Juli. (W. T. B.) Der Kaiser hat die Reise na Steiermark und Krain heute angetreten

Graz, 1. Zuli. (W. T. B.) Der Kaiser is mit Ge: folge auf der Rundreise durh Steiermark und Krain anläßlih der Jubelfeier beider Kronländer Nachmittags

hier eingetroffen. Alle Stationen, welhe der Hofzug passirte, waren feûli geschmüdt, überall waren die Behörden, Ge- meindevertretungen, der Klerus, Vereine, die Schuljugend,

he Bolksmengen und Musikkapellen auf den Bahnhöfen.

eim Herannahen des Hofzuges wurde jedesmal die Volks: ne intonirt. Besonders festlich war der Empfang in rzzuschlag, wo der Statthalter, Baron Kübe, der Landes- kommandirende, Baron von Kuhn, und sonstige Notabilitäten auf dem Bahnhof versamwelt waren. Der Kaiser erwiderte die Ansprache des Bürgermeisters in huldvollster Weise und chritt sodann die Front der Ehrencompagnie sowie der eranen und Schüßen ab. Auch in Brück erfolgte eine Ansprache des Bürgermeisters, welche der Kaiser ebenso huld- voll erwiderte. Bon der Station Gratwein suhr der Kaiser mit Gefolge: mittelst Wagen nah dem Cisterzienserstist Rein, wo derselde den Pontifikalsegen empfing. Daran {loß si{ch die Besichtigung des Denlmals des Herzogs Ernst des Eisernen. Jm Huldigunssaale des Stistes hielt der Kaiser Cexcle und trug seinen Namen in das Gedenkbuch des Stifts ein. Der Grazer Bahnhof war gleichfalls auf das Reichste geschmüdt ; die Spigen der Civil- und Militärbehörden waren hier versammelt und außerdem der Znfant Don Alfonso zur Begrüßung anwesend. Auf die Ansprache des Bürgermeisters sagte der Kaiser O, herzliche Begrüßung erwidere ih mit der ng, daß ich mit Freude zur Feier des

i Lantesfestes gekommen bin und gern und mög-

list lang ein meiner getreuen Landeshauptstadt Graz verweilen

will. Mit regem Jutezresse werde ih mich von dem Aufblühen

der Stadt und der Wohlfahrt ihrer Bewohner üb gen und eine besondere Genugthuung in dem Gedanken finden, daß deren Treue und Anhängli®@keit sich ebenso unverändert erhalten werde wie meine warme Fürsorge und Kaiserliche Bul, Nachdem der Kaiser alsdann noch die Bischöfe ange- prochen, die aufgestellte Ehrenkompagnie abgeschritten und von den Damen dargereihte Bouquets entgegengenommen hatte, erfolgte unter endlosem Jubel der vor dem versammelten reichen Volksmenge die Einfahrt in die fest- lih geshmüdte Stadt. Vor der Burg hatte die gesammte Generalität und das Offiziercorps mit einer Ehrencompagnie Ausstellung genommen. Hier redete der Kaiser, nachdem der Weg dur die Stadt zurückgelegt war, einzelne Generale und Stabdsoffiziere an, worauf die Éhrencompagnie defilirte. Um 6 Uhr fand das Hofdiner siatt, an welches sih ein Cercle anschloß. Um 8 Uhr begann der ensireih, wobei die ausführenden Militärkapellen durch Bürgercorps mit Laternen begleitet wurden. Der Enthusiasmus der zahllosen vor der Burg ver- sammelten Menschenmassen war unbeschreiblih groß, als der Kaiser auf dem Balkon ershien und auf das Huldvollste für d my g Inte der vie “ven nach Mia Em

en verneigte. Die Begeisterung erreichte ihren

kt, als die Mui „Mein Oesterreih“ intonirte. Die

i ionen {lossen um 9 Uhr Abends durch eine Serenade des Männergesangvereins im Burggarten.

Triesi, 30. Juni. (W. T. B.) Die Königin von Griechenland hat heute von hier zu Schiff die Rückreise Aden A (W. T. B.) Nath den bis jeßt be-

rag, e L. D. n bis je kannten Resultate der döhmishen Städtewahlen ist das Parteiverhältniß niht vershoben. Nur in der A essladt sind die czehishen Kandidaten Zalud und eitler mit resp. 104 und 103 Stimmen von 203 erschienenen

Wählern gegen die bisherigen deutschen Abgeordneten Wiener und Te welche 100 resp. 98 Stimmen erhielten, gewählt worden. der Kleinseite wurden beide czechische Kandidaten ajorität gewählt.

Pest, 30. W., T. B.) Heute begann vor dem hiesigen Schw urgeri@t die Verhandlung gegen den Abg. coN wegen seiner in antisemitishen Blättern veröffent-

en Artikel. Jsoczy erklärte, infkriminirten Artikel nit verfaßt zu übernahm jedo die Verentwortung.

Nach den Plaidoyers des Vert s und des Angeklagten gaben die Geschworenen das Becdit auf Nichtschuldig ag 10 geaen auz ab, worauf der Gerichtehof den Angeklagten annien und d. London, 1. Juli.

L T. B.) Bei dem Bankett des Cobden-

l ubs wies der Vorsitzende Chamberlain auf den jüng-

; einiger Mitglieder des Klubs hin und betonte, 1 die Einigung der Parteien Konzessionen 2 o E Ua sich u dien daß die radikale

L en ngen ür das, was | 1 recht halte, dem Gefühl der anderen a mes I ünden unterordnen müsse; ne ee Duidung sür den | n e Wwere Ma

beanspruchen. Die Partei opfere die Um Bene die genwart, fordere aber die Meinungsfreiheit die Zukunst; werde ihr dieses Recht verweigert, so sei eine Union unmöglich und nicht länger wünschenswerth. Sir Charles Dilke toastete auf die sremden Gäste und hob hervor: der Handelsvertrag mit Jtalien enthalte einen Artikel, wonach alle Differenzen einem Schiedögeriht zu überweisen seien. Mit Portuga man einen Handelsvertrag ab- eschlossen, der die Klausel der meistbegünstigten Nation ent- alte. Mit Spanien würde in kurzer t ein billiges Arrangement zu Stande kommen. Der englishe Gesandte in Mexiko sei angewiesen worden, besonders auf Handels- beziehungen sein Augenmerk zu richten.

(W. T. Y,) Der

Frankreich. Paris, 30. Juni. Minister Challemel-Lacour wird heute Abend wieder hier eintreffen und morgen die Leitung der auswärtigen An- gelegenheiten wieder übernehmen.

Der Handels-Minister theille dem heutigen Ministerrath die gegen eine Einschleppung der Cholera in Frankreih getroffenen Maßregeln mit.

allen Häfen des Mittelmeers und des Ozeans sind danach Quarantäne - Einrichtungen für die Provenienzen aus choleraverdähtigen Häfen getroffen; jedes Schiff wit klarem Gesundheitspasse wird behandelt und den Vor- sihtsmaßregeln unterworfen, als hätte es nur unreinen Gesundheitspaß. Diese Maßregel ist nöthig geworden dur die Gewohnheit englisher Seebehörden, ihren Schiffen, selbst wenn sie aus Häfen kommen, die von der Cholera heimge- suckcht sind, klare Gesundheitspässe zu verabfolgen ; die Regie- rung wird endlich die Einfuhr gewisser, die Einschleppung der Cholera begünstigenden Artikel, wie Lumpen 2c., untersagen. Analoge Maßregeln sind für Algier und Tunis angeordnet und Pilgerfahrten aus diesen Ländern nah Mekka untersagt.

Jm Senat interpellirtz?e heute Béranger (vom linken Centrum) die Regierung über die Abschaffung der Hospitalgeisilihen und bezeichnete diese Maßregel als eine verhängnißvolle Konzession an den Munizipalrath von Paris, weil dieselbe den Kranken die leßten Tröftungen ent-

ziehe. Er führte in dieser Beziehung verschiedene in den |

Hospitälern vorgekommene beklagenswerthe Vorgänge an, und machte es dem Minister zum Vorwurfe, daß er dergleichen jakobinische Aktie zulasse. Der Minister des Jnnern Waldeck-Rousseau, erwiderte: die Verwaltung verfahre gesezmäßig, indem sie den von dem Pariser Munizipalrath auf- gehobenen Subsistenzkredit nicht wiederherstelle ; es Tien übrigens Maßregeln getroffen, die genügten, um den Kranken den geistlichen Beistand zu gewähren. Wenn Verbesserungen nöthig würden, werde die Regierung dafür sorgen. Béran ger er- tlärte darauf, er finde die Antwort des Vinisters ungenügend und brachte eine Tagesordnung ein, in welcher erklärt wird, daß die Abschaffung der Hospitalsgeistlihen eine Verleßung der Gewissensfreiheit sei. Waldeck-Rousseau verlangte einfahe Tagesordnung, die vom Senat mit 136 gegen 120 Stimmen angenommen wurde... Der Senat nahm weiterhin die Konvention mit Deutschland zum Schußgze des geistigen Eigenthums an Werken der Kunst an.

Die Kammer der Deputirten verwarf mit 386 gegen 53 Stimmen den Gesezentwurf Lamessän’s, von der äußersten Linken, zu dem Munizipalgeseßz, durch welchen jeder Kommune die völlige Unabhängigkeit von der Central- behörde gewährt werden sollte. Mehrere Deputirte der Linken und der Rechten wollten wegen der Tonkin-Angelegen- heit interpelliren. Der Tag der Diskussion wird am Montag bestimmt werden.

1. Juli. (W. T. B.) Eine Depesche der „Union“ aus Rom meldet: der Conseilspräsident Ferry habe dem Papst mit der Antwort des Präsidenten Grévy auf das leßte päpstliche Schreiben eine vertrauliche Note über- sandt. Jn derselben werde die gegenwärtige Lage der Parteien in Franfreih und die Haltung des Landes und der Kammern auseinandergeseßt und auf die Schwierigkeiten hingewiesen, welhe der Regierung bei ihren Bemühungen, die anli- klerikale Bewegung aufzuhalten, bereitet würden. e Frankreih seien die Katholiken der Regierung feindl gesinnt und suchten nach Mitteln, um den Ministern Schwie- rigkeiten zu bereiten. Der Schluß der Note soll versöhnlih gehalten sein. Die „Union“ fügt hinzu: der Vatikan habe das formelle Versprechen erhalten, daß die Gehälter für die Curés bei Gelegenheit der Amnestie am 14. d. wieder her- gestellt werden würden.

2. Juli. (W. T. B.) Graf Monti, der Prioat- sekretär des Grafen Chambord, hat sih auf die Nachricht von einer neuerlihen sehr ernsten Eckrankung desselden nah Frohsdorf begeben.

Jtalien. Rom, 30. Juni. (W. T. B.) Der Senat enehmigte heute mit großer Majorität den Handels- und chiffahrtsvertrag mit Deutshland. Die Kam- mer der Deputirten nahm den Gesehentwurf an, welcher Meliorationen zur beiführung besserer Gesundheitsbedin- gungen in der röômishen Cam pagna zum Gegenstande hat, und vertagte sich sodann.

1. Juli. (W. T. B.) Die „Gazzetta ufficiale“ veröffentliht die Geseze, durch welhe die Handels- und Schiffahrtsverträge mit Deutschland und England mit dem heutigen Tage in Wirksamkeit geseht werden, sowie das Gesch, welhes die Ermächtigung Verlängerung der italienish-französischen Schiff fahrtskonvention ertheilt. s

Türkei. Konstantinopel, 30. Juni. (W. T. B.) Der Sanitätsrath hat eine Verschärfung der Maß- regeln gegen die Cholera dahin beschlossen, daß alle niht cholerafreien Schiffe eine Quarantäne von 15 Tagen zu halten haben, wobei die Dauer der Ueberfahrt in die Quarantäne nicht miteingerechnet wird. Die zehntügige Qua- rantäne in den Häfen von Beirut und Qa soll für die- seen Schiffe gelten, welche während der Ueberfahrt cholera- rei geblieben sind.

Serbien. Beigrad, 1. Juli. (W. T. B.) Der per: sishe Gesandte wurde heute vom König in Audienz empfangen und nahm später an der Hostafel Theil. Der Gesandte von Hawaii ist heute wieder abgereist.

Naßsßland und Polen. St. Petersburg, 1. Juli. (W. T. B.) Durch Allerhöchst sanktionirten Beschl des

Kriegsöraths wird angeordnet, daß die Festungs- artillerie in Nikolajeff aufzulösen und gl ig eine Verwaltungsstelle sür die Festungsartillerie in Otschakoff mit

zwei Bataillonen Festungsartillerie zu bilden sei. Bis zu der

gehörigen e der Befest ,n Otschakoff ver- ben t Miel W Ges i poen ie Neuarmirung der dortigen Batterien. Jn Sewastopol und Odessa sollen Festungsartilleriedepots mit entsprehendenArtilleriekommandos errihtet und zur Formirung der obnerwähnten neuen Artillerietruppentheile Mannschaften der aufzulösenden Nikolajeffschen PRater mrn verwentzt werden. Der Rest der 1 annschaft soll in andere Krtilleiekommandos verseßt wer .

Das neukreirte Amt eines Stad: hauptmanns von St. Petersburg ist dem GeneralLieutenant Gresser übertragen worden. Den Dorfgmeinde- Aeltesten, welche der Krönung beigewohnt haben darunter 83 polni- \chen sind goldene und silberne Vewdienst-Medaillen verliehen worden. Der Gehülfe des Mnisters des Jnnern, Orschewsky, erhielt den Wladimir-Oren zweiter Klasse.

Amerika. Washington, 1. Jul. (W. T. B.) Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten hat im Monat Juni um 17!/; Millionen abgenonmen ; die Abnahme der Staats\s{huld im Laufe des vergangerien Finanzjahres be- trug 137 Millionen.

New-York, 30. Juni. (W. T. B) Auf Befehl der Auswanderungskommission sind mhrere aus Frland ausgewanderte mittellose Familien heute nah Frland zurückgesandt worden.

Afrika. Egypten. Alexanduen, 30. Juni. (Reutershes Bureau.) Es sind hierselbsi Sanitätskom- missionen eingeseßt worden. Mansurah sind heute 7 Personen an der Cholera gestorben. Die Prozeß- verhandlung gegen Said Bey Khardil wurde heute wieder aufgenommen. s

1. Juli. (Reutershes Bureau.) An der Cholera starben gestern in Damiette 109 Personen, in Port Said eine Person. Jn Samannud is ebenfals die Cholera aus- gebrochen; es sind dort 4 Personen an derselben gestorben.

2. Juli. (R. B.) Gestern fin) in Damiette 141 Personen und in Mansurah 14 Personen an der Cholera gestorben. Der Sanitätscordon isi verstärkt worden.

Zeitungsstimmen.

"Die „Hallishe Zeitung“ sagt über „die Erfolge der inneren Politik des Reichskanzlers“ :

Mögen die Ansihhten über das Unternehmen der Sozialreform no so weit auseinandergehen, mögen ar die möglihe Art der Aus- führung noch so ungere{tfertigte politishe Bedenken geknüpft werden man sollte meinen, ein Volk wie das deutsche, dessen ganzer Sinn von jeher den humanen Problemea mehr als bei irgend einem anderen Volke zugekehrt war, müsse eine tiefgehende Genugthuung darüber empfinden, daß der Zustand des Vaterlandes erlaubt, diese Problerne parlamentarish mit der ganzen, der Bedeutung des Gegenstandes zukommenden Ruhe und Ausführlihkeit zu erörtern, und zwar mit einer Regierung, welhe die Ents{lofsenheit und die moralishe Kraft besitzt, auch auf schwierigeno, ungewohnten Pfaden einsihtige Ausdauer zu bewähren. itdem die (Eoien leme in ihrer jezigen, der neueren Zeit eigenen Ge-

alt aufgetreten, ist keinem Volke eine solche Gelegenheit geboten worden. Einer der angesehensten deutschen Historiker und Publiziften \sprach fürzlich vom Reichstag das unmuthige Wort, daß derselbe heute eine produkiive Kraft niht mehr sei. Sollte wirkli die Be- fürhtung si bewahrheiten können, daß die Vertretung des deutschen Volkes angesichts einer durch die seltensten Umstände herbeigeführten Möglichkeit, das große Problem der modernen Völker, das man als soziale Frage bezeichnet, mit humaner und heilender Hand zu behan- deln, sich als unproduktiv erwiese in Folge unversöhnlichen Parteihaders und dadurch berbeigeführten Mangels an geistiger und moralischer Er- hebung ? Es ift shwer, dies zu glauben, obwohl die „Unternehmer des allgemeinen Mißvoergnügens“ alles aufbieten, die öffentliche Mei- nung herunterzudrückden und den zu einer solchen Aufgabe erforderlichen Schwung ihr zu rauben. Die Hoffuung ist vielmehr eier daß die allseitig ersehnte Pause der parlamentarischen Arbeiten, wel jegt eintreten und in diesem Jahre dur keine Wahlarbeit verkürzt werden wird, zu einer Sammlung der Geister dienen kann, welche dieselben befähigt, den hohbedeutungsvollen Aufgaben bei Wieder- eröffnung der parlamentarischen Arbeiten mit dem Ecnst und der unbefangenen Hingebung entgegenzutceten, welhe das Gelin des Werkes oder der erften lidtigen Schritte zu demselben allein ver- bürgen können. Erfüllt fih diese Hoffnung, so wird die Politik unseres Reichskanzlers auch auf dem Gebiet des inneren Staatslebens ganz wie in den europäishen Verhältniffen als fruchtbar sicher und erfolgreih bald die allgemeine Anerkennung und Bewunderung finden.“

Dem „Deutschen Handels-Archiv“ wird aus

Münster, im April, berichtet : Lage der Mühlenindustrie hat si erfreulicher Weise im ab- gelaufenen Quartale etwas gebessert. Der Umstand, daß die Müh- len seit langen Jahren wieder einmal in der Lage sind, ihren Bedarf zum größten Theile der hiefigen Gegend entnehmen zu können, mate das Geschäft etwas lohnender, und gar dieser Jnduftrie nah so vie- len und \{weren Verlusten Gelegenheit, fih zu erholen.

Die Situation der Baumwoslleninduftrie ift eine gleichmäßig be- frietigende geblieben. Die Spinnerei E ift bei andauernd bil- ligen Baumwollenpreisen voll beschäftigt doch sind Garnpreise in- zwischen unter dem Drucke niedriger englischer Offerten um 4 bis 9/9 zurüdckgegangen. Namentlich die Warpsspinnerei hatte in gröberen Nummern vorübergehend unter dem nachweislih Verlust en englischen Angebot zu leiden, während die Copsspinnerei, welche dieser Konkurrenz nicht ausgeseßt war, bei guten Preisen ausreichende Be- [bästigung fand, ja ' zeitweise nit alle Ordres zu bewältigen ver-

e.

Auch der Weberei bracbten die Wintermonate reihlihe Arbeit. Es ift mit vollen Kräften gearbeitet worden, jedoch wird stellenweise über s{hlechte Preise geklagt. Größere Posten Stapelartikel sind nur E sehr mäßigen Pr-isen anzubringen, da viele Zwischenhändler sih m vorigen Sommer, als selbft theuere Waare kaum zu war, dur Lieferungskontrakte sehr überladen haben. Bei dem shwachen TelGalttgange in feineren baumwollenen Geweben, wie solche haupt-

chlich Süddeutschland und Elsaß fabrizicen, warfen sich viele der onft hiermit beschäftigten Webereien auf die Herstellung von ge- wöhnlichen gröberen Geweben, Westfälischen Nessel s wodurch deren Preise natheilig beeinflußt wurden. Der Export in baum- wollenen en trägt wesentlich dazu bei, der steigenden Produktion der Weberei leichteren Absay zu verschaffen, besonders sind ittte und bedruckte Waaren für den Erport ftark gefragt. Aus di Gegend wird namentli der Artikel Biber, der nebst ähnlichen Stoffen von der Handweherei hergestellt wird, in großen Posten erportirt. Die Handweberei war denn au vollauf beschäftigt und konnte den Webern bis zu 40% höhere Löhne als vor zwei Jahren gewähren. Arbeitermangel hat sih, wie gewöhnli im Winter, nicht fühlbar gemacht. Der Zuzug des kleinen Mannes , vom Lande nach den Jn-

dauert bei den hohen Löhnen fort.

Auch die Arbeitinstellungen ischer Kunstwollenspinnereiea sind auf diese Branche von nachtheiligem Einfluß en. Troy reduzirtem Betriebe wurde viel auf Lager gearbeitet, und man war genöthigt, neue Absaßgebiete im Inlande aufzusuhen. Höhere Austral-

wollenpreise haben leßter t die Stimmung etwas as soll die abeitation Tbl ei dem matten Bait ines einigen gewähren.